Lykaner Liebe - Kjartan & Shannon - Liam Rain - E-Book
SONDERANGEBOT

Lykaner Liebe - Kjartan & Shannon E-Book

Liam Rain

0,0
3,49 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

***Hierbei handelt es sich um die lektorierte und komplett überarbeitete Neu-Auflage des dritten Bandes Kjartan Eldarsson (2018 erschienen)***
 
Island, das Land mit den rauen Winden, spektakulären Wasserfällen, warmen Quellen und der wilden Ponys ist Kjartans Heimat.
Für einen Bodybuildingwettbewerb reist er nach Amerika. Ausgerechnet dort, so weit von seiner wilden Heimat entfernt, trifft der geborene Lykaner auf seine Gefährtin.
Doch kaum sind sie verbunden, muss er schon wieder zurückreisen - ohne sie.
Während er sich in enger werdenden Spiralen des Wahnsinns zu verlieren scheint, muss seine Gefährtin durch ihre ganz eigene Hölle gehen.
Werden die beiden an dem grausamen Spiel des Schicksals zerbrechen und verlieren - oder finden sie wieder zusammen?
 
***In diesem Buch kommen explizite Szenen (Gewalt& Sex) vor und es fallen so manche mehr oder weniger wüste Worte.
TRIGGERWARNUNG: Es gibt Szenen mit gewaltsamem, nicht einvernehmlichen Sex***
Die Reihe Lykaner Liebe besteht aus einer teilweise zusammenhängenden Geschichte über mehrere Bände:
John & Emily (Band 1),
Owen & Adeen (Band 2),
Kjartan & Shannon (Band 3),
Der nächste Band ist bereits in Arbeit

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Liam Rain

Lykaner Liebe - Kjartan & Shannon

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Kjartan & Shannon Lykaner Liebe 3

Kjartan & Shannon

Lykaner Liebe 3

 

 

 

Deutsche Originalausgabe, 2.Auflage 2022

 

 

 

Social Media:

https://www.facebook.com/Liams.Booksandmore/

https://www.instagram.com/liams.books.and.more/

 

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Widmung

Vorwort

Bevor du anfängst zu lesen ist hier eine kleine, aber wichtige Information:

Meine Lykaner sind keine Werwölfe!

Sie könnten mit herkömmlichen Gestaltwandlern verwechselt werden, was sie jedoch nicht sind. Gestaltwandler verändern nur ihre Körperform. Lykaner jedoch tragen zwei gleichberechtigte Seelen in ihrer Brust - die des Menschen und die des Wolfes.

Daher stimmen auch einige der typischen Charakteristika überein, wie man sie aus Fantasy-Romance mit Werwölfen gewohnt ist.

Aber lest selbst.

Kjartan

Eisig blies der Wind über die Insel. Bisher hatte ich, mit mittelmäßigem Erfolg, versucht, als Bodybuilder bekannt zu werden. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass ich vor einigen Tagen bei den Wildpferden diesen roten Prachthengst entdeckt hatte. Mit ihm würde ich eine gute Zucht aufbauen können. Doch zuerst musste ich noch diesen Contest in Amerika hinter mich bringen. Wenigstens gab es ein nettes Preisgeld, wenn ich gewann.

Mit einem Ruck stellte ich mich aufrechter hin, als die wilden Pferde über die Ebene unter mir galoppierten. Mittendrin war der Rote. Der kurze Blick auf meine Uhr zeigte mir bedauerlicherweise, dass es Zeit war aufzubrechen. Mit großen Schritten ging ich zu meinem Jeep und fuhr in die Trainingshalle.

Wieder einmal musste ich mir die Gardinenpredigt meines Trainers anhören, dass ich ohne Aufbaupräparate nicht vorankommen und immer so schmächtig bleiben würde.

»Að sleikja mig!« murrte ich und beendete damit mein Training – ob für heute oder für immer, würde sich erst noch herausstellen. Björn war ein Mann wie ein Berg und schwor auf diese Präparate, doch ich wollte nur so weit gehen, wie es mir auf natürlichem Wege gelingen konnte.

Den Weg nach Hause fuhr ich im Blindflug, da meine Gedanken und Aufmerksamkeit nicht auf die Straße, sondern in die Ferne gerichtet waren. Irgendwo da draußen wartete eine Frau auf mich, die das perfekte Gegenstück zu mir war. Ob sie zu mir ziehen würde? Meine schöne Heimat war eine raue Liebhaberin, und nicht jeder mochte die ruppige Art, wie sie mit ihren Bewohnern umging. Trocken lachte ich auf. Die Chancen standen gen Null, dass ich eine Frau in der Ferne finden würde, die hier mit mir leben wollte. Erst als ich in meinem Hausflur stand, kehrte ich gedanklich zurück.

Der Spiegel an der Garderobe zeigte mir, dass ich nicht nur eine Dusche, sondern auch dringend wieder einen Friseurbesuch benötigte. Mein Lieblingsschnitt war militärisch kurz, und auch wenn man das locker mit einer Haarschneidemaschine selbst machen konnte, genoss ich es jedes Mal, wenn ich bei Jón in der Stube saß. Seufzend blickte mir der Typ mit den graubraunen Augen entgegen und schüttelte den Kopf.

»Heimskur asna«, sagte ich zu ihm, und wenn es nicht mein Spiegelbild gewesen wäre, hätte ich ihm wohl jetzt den Wuschelkopf zurechtgerückt. Murrend ging ich ins Badezimmer, um zu duschen. Normalerweise entspannte ich mich schnell unter dem heißen Wasser der Brause, doch heute war meine innere Unruhe von solchem Ausmaß, dass ich bereits nach wenigen Minuten das Wasser abstellte und aus der Dusche trat. Mit einem Handtuch trocknete ich mich sporadisch ab und ging zur Hintertür meines Hauses. Diese stand immer einen Spalt offen, so konnte ich mich zu jeder Zeit wandeln und rennen gehen, was ich nun tat. Meine Pfoten flogen nur so dahin über das trockene Gras, und eisiger Gegenwind biss mir in die Nase. Erst als meine Zunge beim Hecheln fast schon den Boden berührte, hielt ich an, hob den Kopf in den Nacken und stieß einen Heuler aus: »Ahoohoo!« Doch natürlich kam keine Antwort. Allmählich befürchtete ich schon, der einzige Werwolf auf dieser Insel zu sein. Traurig trottete ich wieder nach Hause, wo ich nun ausgepowert die Dusche genießen konnte.

Die Küche war mein kleines Reich, hier konnte ich mich austoben. Da ich durch mein Training sowieso einen höheren Nahrungsbedarf als andere hatte, kam es mir ganz gelegen, dass meine Mutter mir das Kochen beigebracht hatte. Wehmütig musste ich daran denken, wie ich immer protestiert hatte, weil man als 'echter Kerl' nicht kochen können musste. Mit routinierten Handgriffen trennte ich die Eier und quirlte das Eigelb, bevor ich es mit einer Handvoll Mehl, Körnern, Nüssen, Butter und Milch vermischte. Dazu einen Teelöffel voll Backpulver. Das Eiweiß verarbeitete ich zu Eischnee und hob es zum Schluss unter den fertigen Teig. Noch während ich diesen anrührte, hatte ich bereits eine Pfanne auf den Herd gestellt und mit einem Schuss Öl erhitzt. Nun gab ich den Teig mit dem Esslöffel in die Pfanne und ließ ihn auf beiden Seiten goldbraun anbraten. Mit dem Pfannenwender hob ich die kleinen Küchlein raus und legte sie auf einen Teller. Meine Mutter hätte mich nun einen læti fjárhagsáætlun, genannt, weil ich so kleine Häppchen anbriet. Endlich war mein Essen fertig, und ich setzte mich an den Tisch unter dem Fenster. Draußen ging bereits die Sonne unter. Es erinnerte mich daran, wie mein Vater früher mit mir nach Sonnenuntergang draußen unterwegs gewesen war, wir beide als Wölfe. Meine Mutter war ein normaler Mensch und doch eine außergewöhnliche Frau gewesen. Obwohl sie nie laut wurde, hatte sie uns dennoch unter Kontrolle, auch wenn wir mal einen schlechten Tag, oder eher eine schlechte Nacht – nämlich die Vollmondnacht – hatten. Wenigstens waren die beiden glücklich miteinander alt geworden und standen für mich als Paradebeispiel für eine 'richtige' Beziehung.

Häppchen für Häppchen genoss ich meine Mahlzeit, dann sagte mir ein Blick auf die Wanduhr, dass es an der Zeit war, ins Bett zu gehen. In wenigen Stunden musste ich schon wieder losfahren zum internationalen Flughafen nach Keflavík. Mit wenigen Handgriffen spülte ich Pfanne und Teller und tapste ins Bett. Draußen zirpten die Grillen, und ein Nachtvogel gab Laute von sich. Mit diesen vertrauten Tönen schlief ich ein.

Der Wecker riss mich mit einem ohrenbetäubenden Piepsen aus dem Schlaf, und ich wollte ihn schon an die Wand werfen, als mir einfiel Halt, das ist das Mobiltelefon, es klingelt wegen meinem Flug! Genervt schaltete ich das Ding ab, machte mich fertig und schlurfte in die Küche. Wenige Handgriffe später stand die Blechkanne auf dem Herd, und das Kaffeewasser begann zu dampfen. Schnell gab ich einige Löffel Kaffeepulver hinein und ließ es kurz sieden. Auch wenn das mitunter die beste Art war, Kaffee zu kochen, mochte ich den Satz nicht in der Tasse haben. Deshalb hatte ich schon vor einiger Zeit einen Trichter mit einem winzigen Sieb ausgestattet, und darüber goss ich mir den Kaffee ein. Gedankenverloren sah ich in das schwarze Glück und atmete das Aroma tief ein. Schon vor Jahren hatte ich mir angewöhnt morgens nichts zu essen, wenn ich einen Flug antreten musste, obwohl mein Trainer mir dafür jedes Mal fast den Kopf abriss, denn für den Muskelaufbau war das nicht sonderlich gut. Mit einem gehässigen Grinsen im Gesicht wählte ich seine Nummer und dachte daran, dass Björn jetzt wohl aussehen würde wie eine wandelnde Leiche ... Schließlich wollte er unbedingt direkt mitfliegen, statt später nachzureisen.

»Petarsson«, meldete er sich, gewohnt kurz und knapp.

»Góðan daginn sólskin!« flötete ich ins Telefon und hielt es sicherheitshalber eine Armlänge vom Ohr weg.

»Þú ert brjálaður, hringja í mig á kvöldin!«, brüllte es mir aus dem Gerät entgegen, und ich musste lachen.

»þú vildir að fljúga með mér til Bandaríkjanna!«, antwortete ich in bestem Unschuldston, und er fluchte ausgiebig.

»Ég vera heima. Kveðja!«, murrte er, und es knackte in der Leitung. Lachend steckte ich das Mobiltelefon in die Hosentasche und trank mit einem Zug meine Tasse leer. Bevor ich ging, stellte ich sie in die Spüle und füllte sie bis zum Rand mit Wasser. An der Tür sah ich noch einmal zurück, die Reisetasche in der Hand. Mein Zuhause fehlte mir jetzt schon. Seufzend ging ich zum Wagen, warf die Tasche hinein und fuhr nach Keflavík, zum Flughafen. Einige Zeit später saß ich in der Maschine und schloss ergeben die Augen. Die beste Möglichkeit für mich, einen langen Flug zu überstehen, war, ihn größtenteils zu verschlafen. Eine Flugbegleiterin kam, um mir etwas zu trinken anzubieten. Dankend ließ ich mir ein Wasser reichen, und sie ging weiter. Mein Blick folgte ihrem kleinen Knackarsch, und meine Hose begann schmerzhaft zu spannen. Leider war ich kein Freund von One-Night-Stands, was es mir nicht unbedingt leichter machte, mit den Frauen anständig umzugehen. Wenn einem der Saft schon aus den Ohren tropfte, betrachtete man jede Frau mit diesem gewissen Blick, den sie so hassten.

Mit einer unauffälligen Handbewegung rückte ich mir mein gutes Stück so zurecht, dass es nicht mehr ganz so weh tat, und schloss die Augen. Doch mit einer schmerzhaften Latte ließ es sich wirklich nicht schlafen, und so stand ich schon bald auf, um die Toilette aufzusuchen. Mit der Vorstellung im Kopf, wie der knackige Hintern wohl unter der Wäsche aussehen würde, genügten wenige feste Handstriche, und ich kam, stöhnend den Kopf in den Nacken gelegt und auf das Waschbecken gestützt, zum Höhepunkt. Fjandinn! So schnell war das noch nie gegangen. Mit einem schlechten Gewissen reinigte ich mich, beseitige die Spuren auf der Keramik und wusch mir die Hände.

Als ich die Tür öffnete, stand die Flugbegleiterin mit errötendem Gesicht davor und konnte mir kaum in die Augen sehen. Mit einem kurzen Räuspern wollte sie wohl sicherstellen, dass ihre Stimme fest klang, doch als sie dann zu sprechen begann, konnte ich immer noch ein leichtes Zittern heraushören.

»Sir, mir wurden eigenartige Geräusche auf der Bordtoilette gemeldet und ich wollte Sie fragen, ob alles in Ordnung ist.«

Sie senkte den Blick, wohl um meinem auszuweichen, dabei betrachtete sie unverhohlen die Ausbuchtung meiner Hose und leckte sich kurz über die Lippen. Natürlich stolperte sie ganz zufällig gegen mich, als der Pilot das Flugzeug in eine minimale Schräglage brachte.

Als ihre Hand dabei meinen Schritt streifte, stöhnten wir beide verhalten auf. Der Geruch ihrer Lust umgab sie wie eine leuchtende Wolke, und schon richtete sich mein Glied wieder auf. In der Nähe der Toilette war ein Vorhang angebracht, hinter dem der Service-Room lag.

Dort führte sie mich nun hin. Die ganze Zeit wich sie meinem Blick aus, und als ich sie kurz am Handgelenk festhielt, zuckte sie zusammen, als ob ich sie geschlagen hätte. Sofort ließ ich sie los.

»Lady, Sie müssen das nicht tun. Es tut mir leid, dass Sie wegen meiner Unbeherrschtheit in dieser Lage sind«, sagte ich in meinem besten Englisch.

Sie hob erstaunt den Blick, und unsere Augen trafen sich. Auf ihren Armen breitete sich eine Gänsehaut aus, und sie gab ein lustvolles Geräusch von sich. Mit einem energischen Handgriff schloss sie den Vorhang und schob mich so weit zurück, bis ich mit dem Rücken an der Wand anstieß. Sie schmiegte sich an mich und rieb mir über den Schritt, bis ich ihre Hand festhielt. Wenn sie so weitermachte, würde ich mir in die Hose spritzen. Erst als sie mich wieder ansah, ließ ich sie los und sie öffnete meine Hose, um ihn rauszuholen. Was machte ich hier bloß?!

Als sie sich mit der Zunge über die Lippen strich und an mir herabglitt, schloss ich die Augen. Einen Moment später spürte ich ihren warmen Mund, der sich um meine Spitze schloss, sie einsaugte und befeuchtete. Sachte legte ich ihr eine Hand an den Hinterkopf und gab den Takt vor. Wobei ich, mühsam beherrscht, darauf achtete, ihren Kopf nicht zu weit auf meinen Schaft zu schieben, sodass ihr ein Würgereiz erspart blieb. Doch kurz bevor es mir kam, löste sie sich von mir und erhob sich.

Mit einer fließenden Bewegung ließ sie ihren langen Rock runter und offenbarte mir darunter ein Höschen aus schwarzer Spitze und dazu passende Strapse. Mein Glied zuckte schon vor Freude, als sie aus einem Kästchen in der Wand hinter sich ein Kondom fischte.

Im Stillen dankte ich ihr für diese Weitsicht, denn das bedeutete, dass ich zum Abschluss kommen durfte, ohne dass sie mein Samen berührte. Geübt streifte sie mir das enge Gummi über und stützte sich dann neben mich an die Wand, mit dem Rücken zu mir gedreht. Schnell trat ich hinter sie und ließ meine Finger durch ihre Spalte gleiten, glattrasiert und nass. Den Zeigefinger legte ich auf ihre Perle und ließ ihn kreisen. Mit einem Stöhnen bockte sie ihm entgegen.

Nun erst rieb ich meine Spitze an ihrer Pussy. Willig zog sie ihr Höschen zur Seite und streckte mir ihren Knackarsch noch ein Stück entgegen, damit ich leichter in sie gleiten konnte. Diese Einladung nahm ich nur zu gerne an. Mit einem Stoß schob ich mich bis zum Anschlag in ihre Mitte.

»Fyrirgefðu, en ég hafði lengi ekki kona.«, murmelte ich entschuldigend, und sie nickte, fast so, als ob sie mich verstanden hätte.

Zu ihrem Unglück jedoch war ich recht gut bestückt. Sie biss sich auf ihre Faust, um nicht aufzuschreien, und krallte sich mit der anderen Hand an der Wand fest. Mühsam hielt ich mich zurück, um ihr einige Momente zu geben, damit sie sich an meine Größe gewöhnen konnte. Als sie anfing, ihr Becken zu bewegen, war das für mich ein Zeichen, und ich nahm sie mit langen, tiefen Stößen. Schon jagte ich meinem Orgasmus entgegen, doch damit auch sie auf ihre Kosten kam, griff ich um ihre Hüfte herum und legte meine Hand auf ihre Scham. Mit dem Zeigefinger rieb ich, Stoß für Stoß, über ihre Knospe, und als sie zu zittern anfing und um meinen Schaft kontrahierte, kam auch ich zum Höhepunkt.

Kaum, dass sie wieder halbwegs sicher stand, richtete sie sich ihre Kleidung, als wäre nichts gewesen, und ging nach vorne in den Gastraum zurück. Nicht ein Wort sagte sie zu mir, ließ mich einfach stehen. Hatte ich mich doch zu ungehobelt verhalten? Kopfschüttelnd entsorgte ich das Kondom, zog die Hose hoch und ging zu meinem Platz zurück.

Endlich fand ich den ersehnten Schlaf und wurde erst wach, als die Durchsage kam: »Sehr geehrte Fluggäste, wir befinden uns im Landeanflug auf den Duluth International Airport. Bitte stellen Sie ihre Sitze aufrecht und schließen Sie die Sicherheitsgurte. Vielen Dank, dass Sie mit Delta Connection Airlines geflogen sind. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«

Beim Mietwagenverleih ließ ich mir den Schlüssel meines reservierten Minicoopers geben und mir den Wagen zeigen. Als ich dem Servicemitarbeiter einen Dollar Trinkgeld gab, murrte er leise vor sich hin und ließ mich stehen. Zufrieden stellte ich fest, dass der Wagen sauber und vollgetankt war. Meine Sporttasche stellte ich neben mich auf den Beifahrersitz und ließ die Scheibe runter, um meinen Arm ins Fenster zu lehnen. Mir war bewusst, dass das bei meiner Größe und Masse möglicherweise schräg aussah, aber ich hatte nun mal ein Faible für diese kleinen Autos. Langsam lenkte ich den Mini in die Blechlawine der Rushhour. Das Radio dudelte, und meine Gedanken schweiften ab. Diese Flugbegleiterin hatte nicht den Eindruck auf mich gemacht, als ob sie eine Frau wäre, die so leicht zu haben war. Doch entweder war sie eine von der Sorte, die besonders auf große muskulöse Männer stand, oder sie wusste, wer ich war und war ein Groupie. Egal – wie ich es auch drehte und wendete, ich kam auf kein zufriedenstellendes Ergebnis. Schon hatte ich die Stadtgrenze passiert und rümpfte angewidert die sensible Nase. Zuviel Auto Smog und zu wenig saubere Luft. Schnell steuerte ich den Wagen zu dem Motel, indem ein Zimmer für mich reserviert war. Am Tresen der Rezeption war nichts los, und die Dame dahinter händigte mir nach nur wenigen Klicks mit der Mouse meinen Schlüssel aus.

»Zimmer 43«, sagte sie mit überheblicher Stimme und wies in Richtung Aufzug.

Waren hier in den USA alle so unfreundlich, oder erwischte ich heute nur die, die einen schlechten Tag hatten? Auf dem Flur zum Zimmer lief ein hübsches kleines Zimmermädchen an mir vorbei. Die Kurven ihrer schmalen Figur saßen genau an den passenden Stellen. Auf ihrem Kopf kräuselten sich kupferfarbene Locken, und als sie mich ansah, fuhr der Blick ihrer grünen Augen mir direkt in die Lenden. Schnell öffnete ich das Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Wow – obwohl ich gerade erst eine Frau vernascht hatte (na gut, eigentlich hatte sie mich vernascht), hätte ich schon wieder können. Was war nur los mit mir? Wurde ich etwa krank? Ob ich den Contest absagen sollte? Erst einmal galt es, überhaupt anzukommen, also stellte ich die Tasche mit Schwung neben dem Schrank ab. Gezielt zog ich den Hygienebeutel daraus hervor und dann eine frische Hose. Schon ging ich unter die Dusche. Gerade hatte ich mich ausgezogen, da musste ich feststellen, dass in dem winzigen Bad nirgendwo Handtücher bereit lagen. Schulterzuckend zog ich die Tür bis auf einen Spalt zu und beschloss, erst einmal unters Wasser zu steigen und mir danach Gedanken zu machen. Zur Not einfach wandeln und trockenschütteln, dachte ich mit einem Grinsen.

Das heiße Wasser prasselte auf meinen verspannten Nacken, da hörte ich, wie sich draußen die Zimmertür öffnete. Leise Schritte näherten sich dem Bad und stockten vor der Tür. Der Geruch weiblicher Lust waberte zu mir herein, und mein Körper reagierte prompt darauf. Ein erschrockenes Keuchen hinterm Türspalt verriet mir, dass ich beobachtet wurde. Sachte ging die Tür um eine Winzigkeit mehr auf, und eine Hand legte etwas auf das Wandregal. Dann schloss sich die Tür, und ich hörte hastige Schritte, die sich aus dem Zimmer entfernten. Schmunzelnd betrachtete ich mein gutes Stück.

»Jæja, vinur þinn, þú ert of mikið fyrir þennan dama!«

Als hätte er es verstanden, senkte sich seine Spitze, gerade so, als ob er den Kopf hängen lassen wollte. Schnell wusch ich mich und drehte das Wasser aus. Mit wenigen Handgriffen war ich abgetrocknet und in die frische Jogginghose gestiegen. Das Gefühl vor Dreck zu starren war zwar beseitigt, doch dafür machte sich meine innere Unruhe bemerkbar. In der Hoffnung sie mit einigen Gewichten austreiben zu können, räumte ich meine Hanteln aus der Tasche und begann damit, sie zu stemmen. Nach den Hantelübungen hängte ich noch einige Liegestütze und Sit-Ups dran. Doch all das, so musste ich feststellen, reichte nicht aus, um meine innere Unruhe zu bezwingen. Also beschloss ich kurzerhand, joggen zu gehen. Als ich an die Rezeption trat, wurden die Augen der Dame dahinter ganz groß.

»Wo kann ein Mann hier anständig laufen gehen, ohne Plattfüße vom Asphalt zu bekommen?«, fragte ich mit meinem besten Englisch. Sie sah mich an wie einen Alien.

»Wenn Sie möchten, können Sie Ihre Kleidung hier hinterlegen und später abholen.«

»Bitte?«, fragte ich verwirrt.

»Sie sind doch ein Wandler. Und wir bieten den Service, auf Ihre Kleidung zu achten, bis Sie zurück sind.«

Der nüchterne Ton, mit dem sie das sagte, verwirrte mich nur noch mehr.

»Eigentlich habe ich nur nach ein bisschen Natur zum Joggen gefragt. Ich komme aus Island, da gibt es mehr Natur als hier, müssen Sie wissen.«

Nun sah sie mich total entsetzt an.

»Oh my God! Ich dachte, Sie wären ein Wandler, es tut mir leid, ich wollte Sie wirklich nicht kränken!«

Allmählich nahm das Ganze eine Richtung an, die mir unsympathisch wurde.

»Und wenn ich ein Wandler wäre – was wäre daran so schlimm?«

Sie schien meinen lauernden Unterton nicht zu bemerken.

»Naja, diese Wandler benehmen sich wie die Straßenköter. Überall haben die ihre Ohren und Schnauzen drin und versuchen jede Frau im Umkreis von Meilen zu besteigen.«

Ein Knurren drängte sich durch meine Kehle.

»Sie lagen schon richtig mit ihrer Vermutung. Wir sind aber keineswegs alle wie wilde Tiere. Sie werden’s nicht glauben: Auch ein Wandler kann einfach wie ein ganz normaler Mensch durch die Gegend joggen.«

Wieder weiteten sich ihre Augen.

»Kein Grund, gleich aggressiv zu werden«, sagte sie leicht pikiert. »Wenn Sie Duluth südlich verlassen, liegen an der Bundesstraße Wälder.«

»Vielen Dank.«

Schon ließ ich sie zurück und stieg in den Mini. Eigentlich wäre jetzt Zeit fürs Mittagessen, doch zuerst musste ich diese Anspannung loswerden. Zum Glück war die Straße halbwegs frei, und ich jagte das kleine Auto zügig voran. Erst als ich hinter dem Schild mit dem Stadtnamen die üppige Natur sehen konnte, nahm ich den Fuß vom Gas und lockerte meinen Griff, um das Lenkrad nicht weiter zu beschädigen. Leider hatten die Fingerkuhlen unter meinen verkrampften Händen schon einige zusätzliche Millimeter an Tiefe gewonnen, doch das würde hoffentlich nicht auffallen. Eine Meile außerhalb der Stadt bog ich in einen Waldweg ab und hielt erst an, als die Straße fast nicht mehr zu sehen war. Seufzend stellte ich den Motor aus und stützte den Kopf auf das Lenkrad. Das Aufheulen einer Polizeisirene ließ mich hochschrecken. Der Streifenwagen bremste scharf hinter mir, und eine Polizistin stieg aus, auch die Beifahrertür öffnete sich und ein junger Polizist ging dahinter in Deckung, wobei er seine Waffe auf das herabgelassene Fenster aufsetzte.

Die Frau bog seitlich um meinen Wagen und rief mir zu: »Halten Sie die Hände durch das Fenster, ich will Ihre Hände sehen!«

Gehorsam streckte ich beide Unterarme nach draußen. Sie kam näher, und dunkle Augen fesselten meinen Blick.

»Name und Vorname?«

»Eldarsson Kjartan.«

»Sie sind nicht von hier?«

»Nein, ich bin Teilnehmer des Bodybuilding Contest – der morgen Abend stattfindet.«

»Danach reisen Sie sofort ab, oder gedenken Sie länger zu bleiben?«

»Ich wollte direkt wieder nach Hause fliegen. Wieso fragen Sie mich das alles?«

»Führerschein und Fahrzeugpapiere. Aber machen Sie schön langsam!« blaffte sie mich an. Mit einer Hand öffnete ich das Fach, indem die Papiere lagen. Nachdem ich sie ihr gereicht hatte, nahm ich meinen Geldbeutel aus dem hinteren Hosensack und klappte ihn mit einer fließenden Bewegung auf. In seinem breiten Sichtfenster sah man meinen Führerschein. Auch diesen reichte ich ihr, legte anschließend meine Hände wieder ins Fenster und wartete. Sie ging ein paar Schritte beiseite und ließ sich die Daten über Funk bestätigen. Dann gab sie mir die Papiere zurück.

»Steigen Sie bitte langsam aus, mit erhobenen Händen.«

Fragend sah ich sie an. Doch ihre steinerne Miene ließ mich der Aufforderung nachkommen.

»Darf ich fragen, was ich angestellt habe, Officer?«

Behutsam schob ich die Wagentür auf und setzte die Füße nacheinander auf den Boden. Als ich mich erhob, weiteten sich ihre Augen, und sie musste den Kopf in den Nacken legen, um mir weiter ins Gesicht sehen zu können.

»Umdrehen, die Hände aufs Wagendach!«

Sie hatte ihren Schreckmoment überwunden und war nun wieder ganz ein professioneller Cop. Auch dieser Aufforderung kam ich ohne zu zögern nach. Ein KLICK ließ mich aufhorchen: Der junge Kollege hatte seine Waffe entsichert.

»Beine spreizen und nicht bewegen. Ich muss Sie abtasten.«

Gehorsam schob ich die Füße bis auf Schulterbreite auseinander und ließ sie gewähren. Als ihre zarten Hände über meinen Körper fuhren, hätte ich am liebsten aufgestöhnt – so gut fühlte sich das an. Viel zu schnell war sie fertig, und ich durfte mich wieder umdrehen.

»Herr Eldarsson, wir haben einen Anruf erhalten, in dem ausgesagt wurde, dass ein fremdländischer Wandler eine menschliche Person eingeschüchtert und bedroht hat.«

Tief sog ich die Luft ein. Was dachte sich diese Schnepfe aus dem Hotel eigentlich?

»Sind Ihnen die gängigen Gesetze für Wandler in diesem Land nicht bekannt? Sie hätten darüber bereits bei der Einreise informiert werden müssen!«

»Tut mir leid, Sie zu enttäuschen – ich gehe nicht gerne damit hausieren, wenn Sie das verstehen.«

Energisch schüttelte sie den Kopf, dass ihr die halblangen braunen Haare ums Gesicht nur so herumflogen.

»Sie wären verpflichtet gewesen, das bei der Einreise anzugeben!«

»Tut mir leid, das wusste ich nicht«, gestand ich kleinlaut.

»Und was haben Sie zu den Vorwürfen gegen Sie zu sagen?«

Erstaunt sah ich sie an. Man fragte mich tatsächlich noch nach meinem Standpunkt?

»Nach meiner Ankunft wollte ich einfach ein bisschen joggen, zur Entspannung. Der lange Flug und die Stadtluft hatten mir doch ziemlich zugesetzt. Da habe ich nachgefragt, wo man hier etwas Natur zum Joggen findet. Die Dame sagte, ich könnte meine Kleider bei ihr liegen lassen. Das hat mich verwirrt, ich habe nachgefragt, und sie wurde frech. Wandler wären wilde Tiere, die sich über alle Frauen hermachten und sich in anderer Leute Angelegenheiten mischten. Da sagte ich ihr, dass ich zwar Wandler bin, aber nicht alle Wandler sich verhalten wie Tiere und ich einfach nur joggen gehen will, und da war sie beleidigt. Das war alles, und nun stehe ich hier vor ihnen.«

Ich wollte meine Hände in die Hosentaschen stecken, wie oft, wenn ich mir unsicher war. Plötzlich gab es einen lauten Knall, und ein stechender Schmerz fuhr mir in den Arm. Mein Wolf grollte auf und drängte sich nach außen. Ich spürte meine Knochen bersten und meinen Körper größer und massiger werden. Diese Form war mir noch gänzlich unbekannt. Die Augen der Polizistin waren beinahe schwarz, so sehr hatten sich die Pupillen geweitet. Mit zitternden Händen hielt sie ihre Waffe auf mich gerichtet.

»Wieso hast du geschossen?!«, blaffte sie den jungen Mann an, der kalkweiß hinter der Wagentür hervor sah.

»Er wollte dich anfallen, ich hab’s genau gesehen!«, rief der mit panischer Stimme, die sich fast überschlug.

Knurrend wandte ich ihm den Schädel zu und wollte schon auf ihn losgehen, da hielt mich eine winzige Hand zurück. Verzweifelt hielt die Polizistin meinen Unterarm umklammert.

»Bitte, er ist noch so jung«, sagte sie leise.

Fast schon war ich geneigt, ihn zu verschonen, da gab es erneut einen Knall, und ein neuer Schmerz fraß sich in mich. Diesmal in mein Bein, das geradewegs in sich zusammensackte. Dafür würde ich ihm definitiv die Hand brechen. Eine rote Schlieren der Wut legte sich über meine Sicht, und meine Beine bewegten sich von ganz allein. Noch weitere Schüsse fielen, fünf Stück, doch sie gingen an mir vorbei. Dann erklang nur noch ein hohles KLACK. Fast schon hatte ich den Kerl gepackt, da rief eine Frauenstimme: »Such dir Beute in deiner eigenen Größe, du dreckige Töle!«

Mein Blick suchte die Störenfriedin und fiel auf eine kleine Frau mit violetten Haaren. Ihre Frisur war jungenhaft kurz geschnitten und von blauen Strähnen durchzogen. Ihre stahlgrauen Augen bannten mich, und unvermittelt wandelte mein Körper sich zurück. Sie stand nun vor mir und piekte mir mit einem zierlichen Zeigefinger in die Brust.

»Was zur Hölle sollte das werden? Ich dachte, ihr Lykaner wärt besser als die Werwölfe?!«

Mit jedem ihrer empörten Worte ging ein Pieks ihres Fingernagels einher, bis ich knurrend ihre Hand festhielt.

»Wer auch immer Sie sind, Lady, ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich von dieser Dummheit abgehalten haben. Doch erinnere ich mich nicht daran, Ihnen das Du angeboten zu haben – geschweige denn die Erlaubnis, mich anzufassen!«

Zornig funkelte sie mich an und schlug mit der freien Hand zu. Laut klatschte ihre Ohrfeige in mein Gesicht, und ich wurde langsam wieder wütend. Wer war diese winzige Frau und was maßte sie sich an, mich einfach zu schlagen? Ich packte auch ihre zweite Hand, da hob sie ihr Knie und rammte es mir mit voller Wucht in den Schritt. Nach Luft schnappend, brach ich zusammen. Sie stand mit den Händen in die Hüfte gestemmt über mir, ein frostiges Lächeln auf dem Gesicht, und dann wurde es dunkel.

In einer Zelle voller seltsamer Gestalten kam ich zu mir. Einige hatten einen ähnlichen Geruch wie ich, einen Geruch nach Wolf – doch der ihre wirkte unangenehm auf mich, krankhaft.

»Ah – der Polizistenfeind wacht auf!«, knurrte einer.

»Wegen Deppen wie dem wurden wir eingebuchtet«, grollte ein anderer.

»Los«, so nun wieder der Erste, »dem zeigen wir mal, was wir von der Sache halten!«

Und schon gingen gleich mehrere von ihnen auf mich los. Sie traten, boxten und bissen mich. Durch die Schussverletzungen noch geschwächt, wehrte ich mich so gut ich konnte. Gerade hatte ich dem Ersten mit meiner unversehrten Faust eine verpasst, dass er zu Boden ging und liegen blieb – da sprangen zwei weitere auf mich zu.

Obwohl ich ein sehr geduldiger Mann bin, reichte es mir nun, und ich bäumte mich mit einem lauten Knurren zu voller Größe auf. Der stechende Schmerz im Bein befeuerte meine Wut zusätzlich. Dem Nächsten, den ich zu greifen bekam, rammte ich den Kopf ins Gesicht, und er ging mit einem schmatzenden Knacken in die Knie – allein mein fester Griff hinderte ihn daran, zu stürzen. Als mir einer in die Schulter biss, packte ich kurzerhand hinter mich und zerrte ihn an seinen langen Haaren über die Schulter nach vorne. Ein Schlag in den Nacken, und auch er blieb liegen. Ein kurzer Blick in die Runde zeigte mir, dass noch fünf weitere Angreifer verblieben. Gut, das war machbar. Ein ziemlich bullig wirkender Typ erhob sich im Halbschatten hinter den fünfen und kam auf mich zu. Dabei ließ er den Nacken knacken indem er schnell mit dem Kopf von einer Seite zur andren ruckte. Dabei rieb er erwartungsfroh seine rechte Faust in der linken Handfläche und drückte sie zusammen, dass die Knöchel knackten. Die anderen grinsten und feuerten ihn an: »Ja! Bulldozer, mach ihn fertig!«

Innerlich musste ich würgen bei diesem Namen. Welcher Mann ließ sich nach einem Baufahrzeug benennen? Schon stand er vor mir und holte zu einem mit ziemlicher Sicherheit schmerzhaften Schlag aus. Mein Glück war, dass gerade im selben Moment ein weiterer Kerl auf meinen Rücken sprang, wohl um mich für den Schlag des Bulligen festzuhalten. Grunzend bückte ich mich und zerrte ihn über meinen Kopf hinweg nach vorne, so dass der Schlag des Bulldozers mit voller Wucht seinen Rücken traf. Auf dem Boden landend, jaulte er auf und verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Auch dem zweiten Schlag konnte ich gerade noch so ausweichen, doch auf lange Sicht konnte das nicht mehr gutgehen. Dieser Gegner würde sicher nicht schnell genug mürbe werden, dass ich eine faire Chance gegen ihn hätte. Ein überraschender, stechender Schmerz im Kiefer ließ mich aufkeuchen. Gelächter. Die Schaulustigen dachten wohl, ich hätte Angst vor ihrem Angriffsmonster. Doch dann erfüllte ein lautes Knacken den Raum, als sämtliche Knochen in meinem Rumpf sich zeitgleich verschoben. Wieder war es diese ungewohnte neue Form, die mein Körper annahm. Meine Hände verwandelten sich in tödliche Klauen, und mein Oberkörper wurde größer und breiter, nur die Beine blieben so wie sie waren. Der Typ vor mir sah mich mit großen Augen an und schien einen Moment zur Salzsäule erstarrt.

»Wa-… wa-… was bi-… bist d-…du?«, stotterte er, und ich musste innerlich grinsen. Doch Antwort konnte ich ihm so keine geben. Der andere setzte sich auf den Boden und fing an zu weinen wie ein Kleinkind.

»Sie wandeln sich jetzt gefälligst zurück,« erscholl da die taffe Stimme der Polizistin, »sonst bin ich gezwungen, Maßnahmen gegen Sie zu ergreifen!«

Das riss mich umgehend aus meiner Rage, und schon trat meine Rückwandlung ein.

»Danke«, versetzte sie so leise, dass nur ich es hörte, und dann umso lautstärker: »Für Sie wurde Kaution hinterlegt, Sie kommen frei. Ihr Manager Herrn Petarsson erwartet, dass sie sich umgehend bei ihm melden.«

Ihr Schlüssel schabte im Schloss, und die Zellentür öffnete sich quietschend. Langsam ging ich an der kleinen Frau vorbei, die immer noch geweitete Augen hatte.

»Danke«, raunte ich ihr leise zu, als ihr Atem meine Brust streifte. Schnell schob sie die Tür hinter mir wieder ins Schloss und sperrte ab.

»Folgen Sie mir, für die Formalitäten müssen wir in mein Büro.«

Sie ging voraus in einen kleinen Kabuff mit einigen Aktenschränken an der Wand und einem Sichtfenster in den angrenzenden Hauptraum. Ein ausrangierter Küchentisch diente als Schreibtisch, und überall rundherum stapelten sich Kartons, auf denen Fallnummern standen.

»Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen kein komfortableres Etablissement anbieten kann, aber da ich eigentlich bei der Streife bin, nutze ich diesen Raum fast nie. Andere dafür umso mehr, wie man unschwer erkennt.«

Ein verlegenes Lächeln zauberte ihr zarte Grübchen auf die Wangen.

Umständlich quetschte sie sich auf den Stuhl, der dicht hinterm Tisch an der Wand stand, und ich musste vor ihr stehen bleiben. Sie kramte einige Formulare raus und nahm einen Kugelschreiber zur Hand.

»Nochmal für die Akten: Name, Vorname, Geburtstag und Anschrift bitte.«

Kurz huschte dabei ihre Zungenspitze über ihre Lippen, und ich fragte mich, wie die sich wohl an meinem ... doch schnell verdrängte ich diese Gedanken wieder. Es wäre ziemlich unpassend gewesen, jetzt mit einer Beule in der Hose dazustehen. Sie notierte etwas, steckte sich zwischendrin den Stift in den Mund und schrieb dann weiter.

»Eldarsson, Kjartan. Eldarsson bitte mit zwei S, Kjartan mit J nach dem K.«, antwortete ich ihr, froh um diese Ablenkung. Vor ihr auf dem Tisch lag mein Geldbeutel, nach dem ich zögernd die Hand ausstreckte.

»Darf ich? Dann kann ich Ihnen meine Papiere geben, dort stehen alle relevanten Daten drauf, auch auf Englisch.«

Sie nickte, und ich zog meinen Ausweis hervor, um ihn ihr hinzuschieben. Als sie danach griff, berührten sich kurz unsere Fingerspitzen, und hastig zog ich meine Hand zurück. Es war, als hätte ich in heißes Öl gegriffen. Zügig schrieb sie die Daten ab und schubste mir das Formular samt Ausweis herüber.

»Bitte lesen Sie es noch einmal durch und unterschreiben Sie an der gestrichelten Linie.«

Zuerst überflog ich das Papier nur, doch dann stieß ich auf einen ganzen Absatz voll winzig gedruckter Buchstaben. Ich fasste die Passage ins Auge und las sie durch, las sie wieder durch … bis ich das Papier lautstark mit der flachen Hand auf den Tisch klatschen ließ. Sie zuckte zusammen und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.

»Ist das Ihr Ernst? Sie wollen, dass ich das unterschreiben?«

Wenigstens besaß sie den Anstand, beschämt den Blick zu senken.

»Sie müssen verstehen, Herr Eldarsson – wenn Sie uns wegen dem Vorfall verklagen, gibt das einen Skandal. Die von der Presse werden sich wie die Geier darauf stürzen. Die Schlagzeilen kann ich mir jetzt schon bildlich vorstellen: US-Polizei schießt auf ausländischen Wandler.«

Kurz und nach Verständnis heischend blickte sie mir in die Augen. Dann ließ sie den Kopf hängen und murmelte leise: »Das wäre mein Ende. Dann wäre ich arbeitslos.«

Nun tat sie mir leid. Und gerade wollte ich auch schon unterschreiben – da kam ein Schäferhund zähnefletschend in das kleine Büro geschossen und stürmte auf sie zu.

Shannon

Da stand er nun also vor mir, dieser Berg von Mann, und beschwerte sich nicht einmal darüber, dass er sich aus Mangel an Stühlen nicht setzen konnte. Mein Büro sah aus wie eine Abstellkammer. Jedes Mal, wenn ich mich hier rein wagte, musste ich aufs Neue suchen, wo meine Formulare gelandet waren. So auch diesmal. Endlich fand ich die betreffenden Papiere, mit dem Klageverzicht im Kleingedruckten. Hoffentlich würde er das nicht so genau durchlesen. Sein Blick schweifte aufmerksam durch den Raum, ehe er wieder an mir hängen blieb.

»Nochmal für die Akten: Name, Vorname, Geburtsdatum und Anschrift bitte.«

Kurz fuhr ich mir nervös mit der Zunge über die Lippen, da fing er an sich unruhig zu bewegen. Während er nachzudenken schien, füllte ich schon mal die Stellen mit Uhrzeit und Datum, Ort, meiner Personalnummer und meinem Rang aus.

»Eldarsson, Kjartan. Eldarsson bitte mit zwei S, Kjartan mit J nach dem K«, antwortete er mir mit rauer Stimme und griff zu seinem Geldbeutel, der vor mir auf dem Tisch lag.

»Darf ich? Dann kann ich Ihnen meine Papiere geben, dort stehen alle relevanten Daten drauf, auch auf Englisch.«

Zustimmend nickte ich, und er zog aus dem Portemonnaie ein Ausweispapier, das er mir dann zuschob. Unsere Finger berührten sich, als ich danach griff, und er zuckte zurück, als ob er sich verbrannt hätte. Die Hitze, die seine kurze Berührung ausgelöst hatte, schoss mir auf direktem Weg in meine Mitte, wo sie sich pochend verbreitete.

Mist, das konnte ich jetzt absolut gar nicht gebrauchen!

Schnell füllte ich das Formular aus und schubste es ihm samt seinem Ausweis wieder hinüber.

»Bitte lesen Sie es noch einmal durch und unterschreiben Sie an der gestrichelten Linie«, sagte ich in bemüht festem Ton.

Sein Ausweis landete in seinem Geldbeutel, den er mit einer lockeren Handbewegung in der Gesäßtasche verschwinden ließ. Auf diesen straffen Hintern hatte ich bereits einen Blick werfen können, als ich ihn neben seinem Wagen abgetastet hatte.

Der Kerl war im Allgemeinen genau mein Geschmack: Groß, breit, muskulös, und anscheinend hatte er als Sahnehäubchen auch noch gute Manieren zu bieten.

Plötzlich knallte seine Hand das Formular flach auf den Tisch. Mist, er hatte das Kleingedruckte wohl doch gelesen.

»Ist das Ihr Ernst? Sie wollen, dass ich das unterschreibe?«

Seine Augen glühten kurz auf.

Wie betrachtenswert mir auf einmal meine Schuhe vorkamen, und da, dieser interessante Fussel auf meinem Hosenbein erst …

»Sie müssen verstehen, Herr Eldarsson«, sagte ich kleinlaut und sah nur ganz flüchtig zu ihm auf, »wenn Sie uns wegen dem Vorfall verklagen, gibt das einen Skandal. Die von der Presse werden sich wie die Geier darauf stürzen. Die Schlagzeilen kann ich mir jetzt schon bildlich vorstellen: US-Polizei schießt auf ausländischen Wandler.«

Doch seine Miene wirkte wie aus Marmor gehauen. Nein, er würde bestimmt nicht unterschreiben. Ich sackte in mich zusammen und ließ den Kopf hängen.

»Das wäre mein Ende, ich wäre arbeitslos«, murmelte ich den Gedanken, der mir gerade durch den Kopf gingen, leise vor mich hin.

Da erschien seine Hand in meinem Sichtfeld – und griff nach dem Kugelschreiber. Doch, ehe er ihn zur Unterschrift ansetzen konnte, kam zähnefletschend einer unserer Schäferhunde hereingestürmt und direkt auf mich zu.

Der Mann spannte seine imposanten Muskeln an, fing den Hund mitten im Sprung ab und klemmte ihn in seiner Armbeuge fest.

»JOEL! AUS!«, rief ich, und das Tier entspannte sich sofort. Der Blick des Kerls war unbezahlbar, und ich musste lachen.

»Danke für die Rettung, doch unser Jungspund ist nur sehr … nun, er ist eben noch ein Energiebündel in der Ausbildung. Bitte setzen Sie ihn wieder ab.«

Schon stellte er das Tier auf die Pfoten, und beide sahen mich, mit eindeutig identischer Miene, abwartend an. Jetzt hätte der Mann nur noch zu hecheln anfangen müssen, und ich hätte mich bepisst vor Lachen. Dem Hund einen letzten grimmigen Blick zuwerfend, griff er sich erneut den Kugelschreiber und hinterließ seine Unterschrift auf dem Formular.

»Darf ich nun gehen?«, fragte er mit einem arktisch kalten Unterton in der Stimme. Verdammt, hatte er mir meinen Gedanken etwa angesehen?

»Bitte schreiben Sie noch Ihre Rufnummer auf, unter der man Sie während Ihres Aufenthaltes erreichen kann, falls es noch Fragen gibt.«

»Natürlich, Officer.«

Einen Moment lang war nur das Kratzen des Kugelschreibers zu hören, selbst Joel hatte aufgehört zu hecheln. Der Mann richtete sich auf und ging zur Tür. Kurz sah er über die Schulter zu mir zurück: »Einen schönen Tag und eine ruhige Schicht wünsche ich Ihnen, Officer.«

Noch ehe ich etwas erwidern konnte, war er hinaus, und ich hörte ihn zügig aus dem Department stapfen. Dafür kam nun mein Kollege Mike hereingestürmt, mit hochrotem Kopf:

»Ist bei dir alles okay? Joel ist mir mal wieder ausgebüxt, und so ein Berg von Kerl meinte, ich finde den Köter bei der taffen Polizistin.«

Ein Seufzer entwich mir, und der Verursacher von Mikes Sorgen winselte leise.

»Ja, bei mir ist alles gut, dank dem Mann. Du musst echt besser auf Joel aufpassen! Es kann nicht angehen, dass mich jedes Mal jemand retten muss, weil der Hund einen Narren an mir gefressen hat.«

Mikes Schultern sackten herab. Schon lange wusste ich, dass er heimlich in mich verliebt war und Joel immer wieder seine Fahrkarte zu einem Gespräch mit mir war, denn von sich aus traute er sich nicht, mich anzusprechen.

»Komm, Joel!«, sagte er zu dem Hund, und beide gingen hinaus. Mit einem Handgriff schnappte ich mir das Formular vom Tisch und ging zum Chief ins Büro. Nach kurzem Klopfen rief er »Herein!«, die Tür schwang vor mir auf, und ich legte ihm das Papier auf seinen klobigen Schreibtisch. Mit einer steilen Falte auf der Stirn überflog er das Dokument.

»Ein FF307 von Ihnen? Es geschehen noch Wunder!«

Intern nannten wir die Dokumente der Kategorie FF nicht 'Fehler-Formulare', wie sie hießen, sondern 'FUCK! -Formulare'. Bis heute war ich die Einzige aus unserer Einheit gewesen, die noch nie ein solches FF hatte abgeben müssen.

»Mit Ihrer Erlaubnis, Chief, möchte ich ehrlich sein.«

Sein Blick ruhte mit Interesse auf mir, und ich nahm meinen ganzen Mut zusammen.

»Dieser Neue, den Sie mir da aufs Auge gedrückt haben, sollte besser keine scharfe Waffe haben! Nur wegen seinem nervösen Finger ist dieser Fehler überhaupt erst passiert!«

Bedächtig lehnte der Chief sich mit dem Wisch zurück und las ihn, als hätte er alle Zeit der Welt dafür zur Verfügung.

»Wissen Sie, Shannon, es war trotzdem Ihr Fehler! Sie hätten dem Frischling die scharfe Waffe nicht geben müssen. Und nun machen Sie, dass Sie in Ihren wohlverdienten Feierabend kommen. Wir sehen uns am Montag wieder.«

Bei den letzten beiden Sätzen hatte er ein freundliches Schmunzeln im Gesicht, und seine Stimme klang wesentlich milder.

»Jawohl, Chief Malone! Ihnen auch ein schönes Wochenende.«

Mit einer zackigen Bewegung drehte ich mich um und ließ die Tür hinter mir in den Rahmen fallen. »Ooops!« rief ich scheinheilig und beeilte mich, rauszukommen. Noch währen mein Hintern über die Schwelle des Departments glitt, hörte man den Chief brüllen: »O`Connor!«

Nix wie weg! dachte ich und eilte zu meinem Motorrad. Endlich Feierabend. Vor mir lag die Straße im feurigen Rot der untergehenden Sonne.

Kjartan

Wütend stampfte ich aus dem Gebäude und hätte beinahe einen schmächtigen jungen Mann umgerannt, der sich locker hinter meinem breiten Rücken verstecken hätte können.

»Afsökun«, murmelte ich.

»Haben Sie einen herrenlosen Hund gesehen?«, fragte er. Sein Gesicht hatte rote Flecken vor Aufregung, und sein Atem ging stoßweise.

»Der Köter ist drinnen bei der taffen Polizistin.«

Mein Kiefer mahlte, und ich schob die halbe Portion energisch zur Seite, ehe ich eine Dummheit machen konnte. Erstaunt stellte ich fest, dass mein Mietwagen auf dem Parkplatz stand, als wäre nichts geschehen. Doch natürlich hatte man den Schlüssel nicht stecken lassen. Auch im Handschuhfach war er nicht. Die werden den Schlüssel doch wohl nicht hinter die Sonnenblende geklemmt haben wie in den Filmen? dachte ich mir noch und klappte das Teil herunter. Mit einem metallischen Klimpern fiel mir das gesuchte Stück entgegen. Kopfschüttelnd fing ich den Schlüssel auf und startete den Wagen damit. Ein letzter Blick in den Rückspiegel zeigte mir erneut den hektischen Typen, diesmal mit dem Hund. Vor meinem inneren Auge tauchte der Blick auf, den die Polizistin mir und gleichzeitig diesem Vieh zugeworfen hatte. Verdammt! Sie hatte mich mit dem Köter verglichen!

Gefrustet fuhr ich wieder heraus aus der Stadt und parkte den Wagen an derselben Stelle, wo sie mich einkassiert hatten. So schnell wie in diesem Moment war ich noch nie aus meiner Hose gewesen. Fast schon genoss ich den Schmerz der Wandlung, und kaum, dass die Metamorphose abgeschlossen war, rannte ich los. Die Sonne ging unter und ich hielt mich beim Lauf durch den Wald immer nah an der Straße – so würde ich sicher wieder zurückfinden. Ein Motorrad rauschte vorbei und ließ einen Geruch herüberwehen, den ich wohl nie wieder vergessen würde: Die kleine Polizistin war also nicht nur auf der Arbeit taff. Ich wandte mich um und trabte gemächlich zum Auto zurück. Wieder zurückgewandelt, angezogen und etwas entspannter fuhr ich los. Am Straßenrand nahm ich eine Bewegung wahr und sah genauer hin. Es war die Kleine mit den violetten Haaren von vorhin – zu Fuß unterwegs in Richtung Stadt. Ohne nachzudenken, hielt ich an und öffnete die Beifahrertür. Sie kam an den Wagen und steckte den Kopf rein.

»Kommen Sie, ich nehme Sie bis zur Stadt mit«, sagte ich und wies auf den Sitz neben mir. Ohne zu zögern, stieg sie ein. Während wir fuhren, starrte sie schweigend auf die Straße, und ich ließ sie in Ruhe. Doch als ich Musik anmachte, brach sie plötzlich in Tränen aus und schluchzte herzzerreißend. Unsicher, was ich nun tun sollte, reichte ich ihr ein Päckchen Taschentücher und schaltete das Radio wieder aus.

»Danke«, schniefte sie und schnäuzte sich.

Von der mutigen Frau, die sich heute am frühen Mittag noch einem Werwolf – oder, wie sie es genannt hatte: Lykaner – im Kampfrausch entgegenstellt hatte, war nichts mehr zu sehen.

»Ihre Sorgen gehen mich nichts an, das weiß ich. Aber kann ich Ihnen wenigstens irgendwie behilflich sein?«

Sie derart leiden zu sehen, nahm mich mehr mit, als es bei einer Fremden der Fall sein sollte.

»Danke – es reicht schon, dass Sie mich zur Stadt mitnehmen.«

Abweisend hielt sie ihren Blick durchs Fenster gerichtet, und der Rest der Fahrt verlief in drückendem Schweigen. Auf dem Parkplatz vor dem Motel hielt ich den Wagen an und stieg aus. Die junge Frau war dermaßen in ihre Gedanken vertieft, dass sie erst hochzuckte, als ich ihr die Tür öffnete. Bedächtig stieg sie aus und stand auf zittrigen Beinen vor mir, doch hielten diese ihrem Gewicht nicht lange Stand und gaben nach. Geistesgegenwärtig fing ich die junge Frau auf, hob sie auf meine Arme, stieß mit dem Fuß die Tür des Wagens zu und trug meine Beifahrerin vorsichtig ins Motel, wo die Dame an der Rezeption missbilligend das Gesicht verzog.

»Man wird ja wohl noch helfen dürfen!«, knurrte ich sie an, und sie wurde bleich.

»Nicht, dass Sie jetzt wieder die Polizei rufen!«, schob ich noch hinterher, woraufhin sie es furchtbar eilig hatte, mit gesenktem Blick irgendwelche Papiere hin und her zu schieben. Im Raum neben der Rezeption war eine Bar, die ich nun aufsuchte und wo ich die junge Frau sachte auf einem Hocker absetzte. Sie weinte wieder, jetzt ohne Unterlass, und selbst der Barkeeper, ein ansehnlicher junger Mann, zog ein verzweifeltes Gesicht und ließ uns schon bald allein.

»Was haben Sie denn? Habe ich Ihnen wehgetan?«

Sie antwortete nicht, doch ihr Schluchzen wurde immer lauter. Langsam bekam ich es echt mit der Angst zu tun. Hoffentlich hatte ich ihr nicht tatsächlich weh getan, denn manchmal fiel es mir echt schwer mit meiner enormen Körperkraft hauszuhalten. Aber andererseits: Warum nahm mich das jetzt alles so sehr mit? War sie etwa die Eine, die für mich bestimmt war? So musste es sein, anders konnte ich mir meine Aufgewühlheit nicht erklären.

Hinter mir ertönte ein tiefes Knurren, und die junge Frau stürzte weinend dem Typen entgegen, der hinter meinem Rücken aufgetaucht war. Er überragte mich um mindestens einen Kopf und sah aus, als wollte er mir den meinen am liebsten abreißen.

»Pscht. Was ist denn passiert, Kleines? Hat der Kerl dir was getan? Stimmt etwas mit Emilys Babys nicht? Ist bei Emily und John alles in Ordnung? Jasmin, rede doch bitte mit mir!«

Zuerst leise, dann immer lauter werdend stellte er ihr diese Fragen, doch mit jeder neuen wurde ihr Weinen noch lauter. Er schob sie von sich, und sie stieß zwischen zwei Schluchzern ein einziges leises Wort hervor: »Emily!«

Mühsam beherrscht erhob ich mich und trat hinter die Frau. Mit einer schnellen Bewegung schloss ich meinen Arm um ihre Mitte und zog sie an mich. Leise sagte ich zu ihr in meiner Heimatsprache, dass alles gut werden würde und sie sich beruhigen sollte. Anscheinend wirkten die fremdsprachigen Silben beruhigend auf sie, und sie ließ sich widerstandslos zur Bar zurückgeleiten. Kaum saß sie wieder auf einem der Hocker, stellte ich mich vor den Typen und sah ihn an. Langsam ging ich noch einen Schritt näher und sagte: »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber sollten Sie meine Gefährtin noch einmal anfassen, dann haben wir ein Problem miteinander.«

Ohne auf seine Antwort zu warten, wandte ich mich wieder der Frau zu und rieb ihr tröstend über den Rücken. Der Typ ließ sich auf dem Hocker neben ihr nieder und fragte: »Kleines, was ist los?«

Mein warnendes Knurren ignorierte er dabei. Schon schluchzte sie wieder los und warf sich erneut in seine Arme.

»Emily … Krankenhaus … John … Babys … Unfall«, stammelte sie, und seine Miene wurde mit jedem Wort besorgter. Sie hielt ihn umklammert, und er sah bekümmert auf sie hinab, ehe er sich dazu durchrang, seine Arme um sie zu schließen. Zu sehen, mit welchem Widerwillen er ihr diese tröstende Geste spendete, ließ mir den Kragen platzen. Wenn er sie schon nicht anfassen wollte, dann sollte er es mir, ihrem Gefährten, überlassen! Ohne weiter nachzudenken, schlug ich zu. Er zog den Kopf nach hinten, doch erwischte meine Faust ihn noch am Kiefer. Eine seiner Hände löste sich von ihr, während die andere weiter über ihren Rücken rieb. Meinen zweiten Schlag fing er mit der freien Hand einfach ab und umklammerte meine Faust.

»Zum Ersten ist noch gar nicht klar, ob Jasmin wirklich deine Gefährtin ist! Denn, ob du’s glaubst oder nicht: Du bist schon der Dritte, der das denkt. Und zum Zweiten hast du es nicht zu wagen, mich zu schlagen, solange ich diese Frau in den Armen halte, es sei denn, du bist nur ein feiger Kojote.«