Lykaner Liebe - John & Emily - Liam Rain - E-Book
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Lykaner Liebe - John & Emily E-Book

Liam Rain

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Beschreibung

Der geborene Lykaner John wurde von Menschen auf einer idyllischen Insel im Gulf of Saint Lawrence großgezogen. Doch nach dem Tod seiner Eltern kehrt er dem Eiland endgültig den Rücken und konzentriert sich auf seinen beruflichen Werdegang.
Endlich den Abschluss in der Tasche beginnt er ein Leben als Streuner und widmet sich voll und ganz der Suche nach seiner Gefährtin. Dabei kreuzen seine Wege sich mit denen der Jägerinnen Jasmin und Emily. Sie nutzen seinen wehrlosesten Moment aus und nehmen John aufgrund einer Verwechslung gefangen.

Was aber, wenn das Schicksal einen makabren Humor besitzt und ausgerechnet eine der Jägerinnen seine Gefährtin sein soll? Wird er sie überzeugen können oder bei dem Versuch sterben? 
 
***Hierbei handelt es sich um die lektorierte Neu-Auflage des ersten Bandes John Hunter (2017 erschienen)***
***In diesem Buch kommen explizite Szenen (Gewalt, Sex) vor und es fallen so manche mehr oder weniger wüste Worte.***

Die Reihe Lykaner Liebe besteht aus einer teilweise lose zusammenhängenden Geschichte über mehrere Bände:
John & Emily (Band 1),
Owen & Adeen (Band 2),
Kjartan & Shannon (Band 3),
 
Weitere Bände sind bereits in Arbeit

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Liam Rain

Lykaner Liebe - John & Emily

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titelseite

 

John & Emily

Lykaner Liebe 1

 

 

Deutsche Originalausgabe, 2.Auflage 2021

 

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Widmung

An dieser Stelle möchte ich allen berühmten und auch den weniger bekannten Autoren danken, die mich mit ihren Büchern begeisterten und in mir das Feuer der Leidenschaft für das geschriebene Wort entfachten.

Vorwort

Da dies in einigen Rezensionen der Erstauflage zu sprechen kam, will ich hier eine kleine, aber wichtige Information hinterlassen:

 

Meine Lykaner sind keine Werwölfe! Sie könnten mit herkömmlichen Gestaltwandlern verwechselt werden, was sie jedoch nicht sind. Gestaltwandler verändern nur ihre Körperform. Lykaner jedoch tragen zwei gleichberechtigte Seelen in ihrer Brust - die des Menschen und die des Wolfes.

Daher stimmen auch einige der typischen Charakteristika überein, wie man sie aus Romantasy mit Werwölfen gewohnt ist.

Aber lest selbst.

John

-Erinnerung-

Zum letzten Mal kehrte ich nach Hause zurück und genoss die heiße Dusche. Dann zog ich mir eine schwarze Jeans und dazu passend ein gleichfarbiges Hemd an, eine einfache Krawatte schloss den Kragen und rundete das Bild mit den schwarzen Lackschuhen ab. Wenigstens würde ich meinem Vater zu seiner Beerdigung keine Schande erweisen, indem ich mit den dreckstarrenden Arbeitshosen auftauchte.

An der Haustür drehte ich mich um und warf einen letzten, melancholischen Blick zurück. Hier war ich aufgewachsen, behütet und geliebt von den Menschen, die nun leider beide verstorben waren.

Das Haus war leer und kalt ohne sie. Das liebevolle Lächeln meiner Mutter fehlte mir, ebenso wie die Schimpftiraden meines Vaters.

Immer wieder hatte er mir gepredigt, ich sollte doch endlich mal eine Frau mit nach Hause bringen, die mich heiraten wollte.

„Ich vermisse euch schrecklich“, sagte ich leise in die tiefe Stille, dann straffte ich die Schultern und verließ mein Elternhaus.

Morgen würde eine Spedition kommen und das Haus räumen, damit der Makler es verkaufen konnte. Der Erlös ging an eine Hilfsorganisation, das war der letzte Wunsch meiner Eltern gewesen. Sie hatten mich bodenständig erzogen, dadurch kam ich auch mit dem wenigen Geld zurecht, das von meinem Ausbildungsgehalt übrigblieb. Natürlich nach Begleichung der üblichen Rechnungen.

-Aktuell-

Ein Jahr war es nun schon her, dass ich in meinem kleinen Appartement in Quebec City eingezogen war. Das erste halbe Jahr meiner Maurerlehre war ich noch zwischen der Stadt und meinen Eltern gependelt. Jedes Wochenende gute 410 Miles pro einfache Strecke, doch dann beschlossen meine Eltern und ich, dass eine Wohnung in der Stadt sinnvoller und vor allem günstiger wäre. Dabei war uns der akademische Titel meines Vaters sehr gelegen gewesen. Wenn ich Urlaub hatte, fuhr ich nach Hause auf die Insel.

Doch vor einem halben Jahr verstarben meine Eltern plötzlich an Herzversagen. Damals verbrachte ich meinen gesamten Urlaub damit den Papierkram zu regeln. Wie weit meine Eltern stets vorausplanten, zeigte sich, als ich die Beerdigung organisieren wollte – denn der Bestatter meinte, es sei bereits alles geregelt und bezahlt. Auf meine Nachfrage, wer das denn bestellt hätte, antwortete er: „Von Ihrem Vater, Prof. Dr. Charles Hunter“

Gestern hatte ich mein Zertifikat bekommen. Damit war meine Ausbildung offiziell abgeschlossen und bestanden. Irgendwie war es total ungewohnt, nicht auf die Arbeit zu gehen, so suchte ich den Stadtpark auf und versuchte einfach nur zu entspannen, denn ich verspürte seit einigen Tagen eine innere Unruhe, die ich nicht erklären konnte.

Der Frühlingstag war herrlich. Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel herab, eine leichte Brise schob die Wolken wie große Wattebäusche vor sich her. Es war sommerlich warm, so dass ich mit freiem Oberkörper auf der Wiese des kleinen Parks lag. Einige junge Frauen blieben stehen und betrachteten unverhohlen meinen Körper.

„Hey Süßer, hast du heute Abend schon was vor?“, rief mir eine von ihnen zu und lächelte mich lasziv an.

„Bisher noch nicht“, antwortete ich.

Da kam sie mit geröteten Wangen zu mir und drückte mir einen Flyer für eine Collegeparty in die Hand.

„Wäre schön, dich dort zu treffen“, murmelte sie, ehe sie wieder zu ihren Freundinnen eilte, die bereits kichernd auf sie warteten. Eine Weile blickte ich ihnen noch hinterher, dann seufzte ich.

So schön es auch war, dass sich die Frauen zu mir hingezogen fühlten, so sehr wünschte ich mir endlich eine richtige Gefährtin. Eine, die ihr Leben mit mir teilen wollte, ohne sich an meiner anderen Seite zu stören.

Allmählich frischte es auf und ich zog mir mein T-Shirt über.

Zeit aufzubrechen - vor mir lag noch ein weiter Weg.

Doch ehe ich loszog, wollte ich mir diese Party ansehen. Nach einem kurzen Abstecher in meinem Appartement, um mich frisch zu machen und umzuziehen, trugen meine Beine mich zu der Adresse, die auf dem Flyer gestanden hatte. Schon von Weitem war die Musik und das Gejohle der jungen Menschen zu hören.

„Verzeih mir, mein alter Freund“, murmelte ich mir leise zu, dann ging es hinein in die wilde Sause.

Mitten in der Nacht schlich ich mich aus dem Bett der jungen Frau vom Mittag. Draußen herrschte beinahe vollkommene Finsternis. Dunkle Wolken einer heranziehenden Regenfront verdeckten die Sterne. Ich schlug den Hemdkragen hoch und lief los. Der kalte Wind war schon von Feuchtigkeit geschwängert. Bald würde es wie aus Eimern schütten.

Es hatte tatsächlich begonnen stark zu regnen, deshalb war ich froh endlich am Flughafen angekommen zu sein. Dort schlüpfte ich in ein Diner und ließ mich auf einem freien Platz am Tresen nieder. Die Bedienung kam und sagte: „Guten Morgen! Was darf's denn sein, Süßer? Hunde sind im Lokal leider nicht erlaubt.“

Ich bestellte mir ein Bauernfrühstück mit Kaffee und antwortete: „Es war nicht mein Hund, nur ein Streuner, den ich ein Stück im Wagen mitgenommen hatte.“ Das war der Nachteil bei meinem Volk: Wenn es regnete, konnte man den Wolf direkt riechen.

Die Wärme, die meine Kleidung trocknete, den Kaffee, die Mahlzeit und die Musik genießend, verbrachte ich den halben Tag dort.

Wo meine Reise mich wohl hinführen würde? Ans Meer wollte ich unbedingt, vielleicht es auch überqueren, nach Übersee. Doch vorher wollte ich ein bisschen durch Amerika ziehen und mir mit Gelegenheitsarbeiten meine Finanzen auffrischen. Ein entsprechendes Visum trug ich bei mir.

Mit einem Handzeichen gab ich der Bedienung zu verstehen, dass ich die Rechnung wollte. Sie kam und ich zahlte, wobei ich ein großzügiges Trinkgeld drauflegte. Ihre Miene erhellte sich und sie ging summend davon.

Draußen stand die Sonne bereits tief, als ich in das Flugzeug nach Duluth stieg. Dort wollte ich an der Bundesstraße entlang gegen Süden wandern.

Diese Nacht schlief ich ziemlich schlecht, was nicht nur am bevorstehenden Vollmond lag – Fliegen wurde sicher nicht zu meiner liebsten Reisemethode. Im Morgengrauen landete meine Maschine und ich war froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Etwas später lief ich mit einem großen Coffee-to-Go und einer Tüte Bagels ausgerüstet weiter. Mit jeder Meile kam ich meinem Ziel ein wenig näher, doch auch der Mond nahm stetig zu. Morgen würde er wieder voll sein und die Bestien sicher auch hier des nachts unterwegs. Immer der Bundesstraße folgend, gönnte ich mir kaum eine Pause, irgendwas trieb mich unaufhaltsam weiter, hinderte mich sogar daran, zwischenzeitlich zu schlafen.

Mittlerweile war ich seit 3 Tagen wach und die ersten Mangelerscheinungen machten sich bemerkbar. In meinem Sichtfeld tauchten schattige Stellen auf, die auf den zweiten Blick verschwunden waren. Immer öfter dachte ich, Bewegungen gesehen zu haben, wo keine Bewegung sein konnte. Mein Körper verfiel in eine Art Autopilotenmodus, denn er hörte nicht auf weiterzulaufen - selbst wenn mich der Sekundenschlaf übermannte. Plötzlich war die Nacht da und der Mond stand hell am Firmament.

Die Paralyse der Wandlung erwischte mich eiskalt, denn es war mir nicht mehr möglich, das schützende Dickicht, das nur einen Steinwurf entfernt war, zu erreichen. Als die ersten Knochen brachen und sich zu verschieben begannen, dachte ich noch: ‘

Jasmin

Wieder eine Vollmondnacht, in der meine Schwester und ich uns auf die Suche nach den Werwölfen von damals machten. Aus dem Jägerforum wussten wir, dass diese Viecher sich nie weit von einem bewährten Jagdrevier entfernten. Und da sie damals bei uns Beute schlagen und ein neues Mitglied für ihr Rudel gewinnen konnten, gingen wir davon aus, dass unser Zuhause ein solches Jagdrevier war. Wir waren mit dem alten Ford unseres Vaters ein Stück an der Bundesstraße Richtung Duluth gefahren, da sahen wir, wie sich am Straßenrand etwas bewegte. Ein Mann kauerte dort.

„Den schnappen wir uns!“

Ein Stück weit entfernt hielten wir an, um uns an ihn heranzuschleichen.

Während der Wandlung waren die Viecher am Wehrlosesten und wir konnten sie beinahe gefahrlos einfangen, um sie zu verhören und anschließend abzuknallen.

Per Handzeichen verständigten Emily und ich uns darauf, uns zu trennen, um den Werwolf in die Zange zu nehmen. Der hockte wie paralysiert da und ich trat vor ihn. Die Mündung meiner doppelläufigen Flinte richtete ich direkt auf seine Augen. Man konnte das Fell sprießen sehen und die Knochen brechen hören. Als seine Knie sich nach hinten schoben, schrie er auf, doch es klang bereits mehr nach Tier als einem Menschen.

Er schien die Wandlung fast abgeschlossen zu haben und hob den Kopf, um sein Geheul anzustimmen, da bemerkte er meine Waffe.

Hinter ihm knackte ein Ast unter dem Fuß meiner Schwester und sie schlug dem Wolf schnell einen schweren Stein ins Genick, woraufhin er bewusstlos zusammenbrach.

John

Ein stechender Schmerz schoss mir durch den Kiefer, dann einer in den Rücken. Die ersten Knochen brachen, laut knackend, nur um sich direkt darauf zu verschieben. Das Fell spross wie Unkraut aus den Poren, die Sicht schärfte sich, mein Gehör wurde um ein Vielfaches feiner und auch der Geruchssinn wurde besser. Ich krümmte mich auf dem Boden zusammen. Den Blick nach unten gerichtet, sah ich, wie meine Hände sich in Pfoten verwandelten. Als die Knie sich durchdrückten und nach hinten bogen, schrie ich auf – ein Schrei, der bereits nicht mehr menschlich klang.

Endlich ließ der Schmerz nach und ich legte den Kopf in den Nacken, um dem hellen Mond einen innigen Gruß zuzurufen. Doch was ich stattdessen sah, war die Mündung einer doppelläufigen Flinte. Hinter mir knackte ein Zweig.

Ein harter Schlag traf mich ins Genick und ich verlor das Bewusstsein.

Als ich erwachte, lag ich zusammengekrümmt in einem Käfig. Ich wollte mich aufrichten, doch es ging nicht.

Für den Wolf hätte der Platz in dieser vergitterten Box womöglich gerade so ausgereicht – doch konnte ich meine Verwandlung noch nicht steuern. Wieder einmal nahm ich mir vor, es bald zu erlernen.

Eine Frau, schätzungsweise Mitte zwanzig, kam durch die Tür und sah auf mich herab. Ihr abweisender Gesichtsausdruck signalisierte mir, dass ich auf der Hut sein musste.

Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. Die Arme legte sie dabei auf die Lehne und ließ ihren Blick über mich wandern.

Stumm registrierte ich jede ihrer, noch so kleinen, Bewegungen.

Nach einer Weile brach sie das Schweigen.

„Rück' schon raus mit der Sprache: Wer bist du? Woher kommst du? Was willst du hier? Wo sind die Anderen?“

Die Frau trug Reitstiefel, zerrissene Jeans, ein rot kariertes Hemd und einen breitkrempigen Hut. Ein Elektroschocker steckte in einer der Taschen des Werkzeuggürtels, der ihre schmalen Hüften umschlang. Seufzend legte sie den Hut auf den Tisch, von dem sie den Stuhl weggezogen hatte. Ihre violetten Haare waren kurz geschnitten und mit ein paar blauen Strähnen verziert. Erneut sahen ihre stahlgrauen Augen mich an.

„Wenn du nicht freiwillig antwortest, werde ich Methoden finden, deine Zunge zu lockern.“

Ihre leicht geschwungenen Lippen waren zu einem dünnen, blassen Strich zusammengepresst.

„Wieso lassen Sie mich nicht hier raus und etwas anziehen, damit wir wie zivilisierte Menschen miteinander reden können?“

Sie lachte bitter auf.

„Zivilisiert? Du machst wohl Witze, Werwolf! Solche wie du kennen kein zivilisiertes Verhalten!“

Sie war vom Stuhl gesprungen und tigerte nun durch den kleinen Raum.

„Ich bin kein Werwolf“, gab ich verstimmt zurück. „Ich bin Lykaner – und wir können uns durchaus anständig benehmen“.

Abrupt blieb sie stehen und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.

Mit einem großen Schritt war sie an meinem Käfig und ich spürte den beißenden Schmerz der Elektroschocks.

„Du sollst mir nur auf meine Fragen antworten und nicht mit mir plaudern!“, fauchte sie mich an, dann setzte sie sich erneut auf den Stuhl.

„Wer bist du? Woher kommst du? Was willst du hier? Wo sind die Anderen?“

Was war dieser Frau passiert, dass sie derart schlecht auf Werwölfe zu sprechen war?

Endlich ließen die Zuckungen nach und ich konnte den beißenden Geruch von Ozon wahrnehmen, was es mir erschwerte, wieder normal zu atmen. Auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit, schweifte mein Blick durch den Raum. Doch schnell musste ich feststellen, dass es keine gab.

Nicht einmal das kleinste Fenster konnte ich entdecken und die Tür hatte keinen Griff, war also nur von außen zu öffnen.

„Du kommst hier nicht raus“, sagte sie und ich musste schlucken.

Meine Handflächen wurden feucht. Würde ich hier drinnen sterben müssen, weil mich eine wildfremde Frau für einen Werwolf hielt?

„Wer bist du? Woher kommst du? Was willst du hier? Wo sind die Anderen?“, fragte sie wieder in eisigem Ton.

„Ich bin Lykaner, kein Werwolf. Komme von nirgendwo und bin nur auf der Durchreise. Und ich kenne keine Anderen“, antwortete ich leise.

Sie sprang auf und rüttelte am Käfiggitter.

„Willst du mich verarschen, Werwolf?!“

Erneut durchfuhren mich Elektroschocks - die erst aufhörten, als ich Schaum spuckend liegen blieb.

Mein Sichtfeld verengte und trübte sich bereits, da sprang die Zimmertür schwungvoll auf und eine andere Person kam hereingestürmt.

„Wenn du ihn umbringst, erfahren wir nie, was wir wissen wollen. Geh mal Luft schnappen, ich übernehme hier.“

Die junge Frau sah hasserfüllt auf mich herab, drückte der anderen Person den Elektroschocker in die Hand und ging. Dann umschloss mich selige Dunkelheit. Mein Wolf erschien mir und sagte, ich solle nicht aufgeben, da kam ich auch schon wieder zu mir. Dieses Erlebnis war neu, schön und gleichzeitig sehr verstörend für mich.

Vorsichtig blickte ich zu der Person auf, die sich mittlerweile auf den Stuhl gesetzt hatte und zuckte zusammen.

Offenbar hatte ich ein Déjà-vu, denn ich sah Reitstiefel, zerrissene Jeans, ein rot kariertes Hemd, stahlgraue Augen und einen breitkrempigen Hut.

Doch als sie die Kopfbedeckung ablegte, bemerkte ich, dass ihre Frisur anders war. Ein Pferdeschwanz fiel ihr geschmeidig in den Nacken. Die hellbraunen Haare hatten ein paar rote Strähnen. „Lass mich eines gleich klarstellen, Werwolf.

Bloß, weil ich meine Schwester davon abgehalten habe dich zu töten, heißt das noch lange nicht, dass ich es nicht selbst tun werde.“

„Ich bin Lykaner und ich würde mich gern angezogen, nicht in einen Käfig eingesperrt und zivilisiert unterhalten“, sagte ich leise, in der Hoffnung sie würde mich nicht auch gleich misshandeln.

Sie zog eine Augenbraue nach oben.

„Werwölfe, Lykaner - wo soll der Unterschied sein? Beide werden zu Bestien und töten Menschen.“

„Lykaner töten keine Menschen, auch nicht bei Vollmond, weil wir mit unserem Wolf kommunizieren. Er ist ein Teil von uns. Werwölfe töten Menschen und können nicht mit ihrem Tier kommunizieren, das macht sie ja so gefährlich – die Bestie kontrolliert den Menschen“, antwortete ich leise.

„Du würdest doch alles erzählen, nur um hier rauszukommen.“

Ergeben schloss ich die Augen. Wenn ich es ihr doch bloß beweisen könnte.

„Geben sie mir einen ruhigen Moment, ich will versuchen es ihnen zu beweisen. Mein Problem ist nur, dass ich es nie gelernt habe, die Gaben meines Volkes zu nutzen. Ich bin unter Menschen aufgewachsen.“

Sie verdrehte die Augen, doch dann nickte sie.

„Fünf Minuten.“

Sie griff in die Gesäßtasche der Jeans und zog ein Smartphone hervor, auf dem sie eifrig zu tippen begann.

Als Kind schon waren mir die Übungen zur Entspannung und Konzentration schwergefallen, doch nun musste ich unbedingt zur Ruhe kommen, um meinen Wolf zu erreichen. Die Augen hielt ich geschlossen und konzentrierte mich auf meine Atmung. Schon bald merkte ich, wie die Dunkelheit hinter meinen Augen an Tiefe gewann.

Spürte wie mein Puls sich senkte und auch der Atem ging nun wieder langsam und gleichmäßig.

Doch ich musste noch tiefer hinab in die Dunkelheit. Endlich sah ich die bernsteinfarbenen Augen meines Begleiters und spürte auch seine Anwesenheit.

„Bitte hilf uns hier rauszukommen. Zeige mir, wie ich dich ohne die helle Nacht rauslassen kann.“

Er saß vor mir und legte den Kopf schief. Dann stand er auf und trat ganz nah an mich heran – urplötzlich war er verschwunden. Ein stechender Schmerz zerrte mich in die Wirklichkeit zurück.

Als ich die Augen öffnete, sah ich, wie sich meine Hände in Pfoten verwandelten, hörte und spürte das Brechen der Knochen.

Dann drückten sich die Knie nach hinten durch und ich musste schreien. Die ganze Zeit lag dabei der Blick zweier stahlgrauen Augen auf mir. Die Tür wurde aufgerissen und die Frau mit den violetten Haaren kam hereingestürmt. Fassungslos starrte sie mich an.

„Was zur Hölle ist das?“, schnauzte sie und wies dabei auf mich, der nun als Wolf in dem Käfig saß.

So schnell war meine Metamorphose zuvor noch nie abgelaufen.

„Er hat sich verwandelt. Also hat er die Wahrheit gesagt: Werwölfe können das nicht ohne Vollmond, laut dem Eintrag über Lykaner im Jägerforum.“

Sie blickten beide auf das Smartphone und die Kurzhaarige nickte.

„Gut, nun muss er uns nur noch ein paar Antworten liefern und vielleicht denke ich dann darüber nach, ihn gehen zu lassen.“