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Kurz vor Weihnachten feiert Fair Haven sein jährliches Eisfischer-Fest. Doch die Stimmung wird jäh unterbrochen, als ein recht unbeliebter Anwalt erfroren in seiner Fischerhütte aufgefunden wird. Bald stellt die Polizei fest, dass er in Wirklichkeit erschossen wurde.
Der Hauptverdächtige ist die örtliche Eisfischerlegende Jim Campbell. Doch Maggie ist von seiner Unschuld überzeugt und beginnt mit Joshua an ihrer Seite, eigene Nachforschungen anzustellem. Obwohl Joshua ihr Chef ist, scheint er möglicherweise mehr als nur berufliches Interesse an ihr zu haben.
Während Weihnachten näherrückt, ist Maggie entschlossen, nicht nur den Mörder zu überführen, sondern auch einen Kuss unter dem Mistelzweig zu erhaschen ...
Band 4 der Cosy Crime Reihe mit Buchhändlerin Maggie Bell. Alle Bücher sind unabhöngig voneinander lesbar.
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Seitenzahl: 201
Kurz vor Weihnachten feiert Fair Haven sein jährliches Eisfischer-Fest. Doch die Stimmung wird jäh unterbrochen, als ein recht unbeliebter Anwalt erfroren in seiner Fischerhütte aufgefunden wird. Bald stellt die Polizei fest, dass er in Wirklichkeit erschossen wurde.
Der Hauptverdächtige ist die örtliche Eisfischerlegende Jim Campbell. Doch Maggie ist von seiner Unschuld überzeugt und beginnt mit Joshua an ihrer Seite, eigene Nachforschungen anzustellem. Obwohl Joshua ihr Chef ist, scheint er möglicherweise mehr als nur berufliches Interesse an ihr zu haben.
Während Weihnachten näherrückt, ist Maggie entschlossen, nicht nur den Mörder zu überführen, sondern auch einen Kuss unter dem Mistelzweig zu erhaschen ...
Band 4 der Cosy Crime Reihe mit Buchhändlerin Maggie Bell. Alle Bücher sind unabhöngig voneinander lesbar.
Harper Lin ist USA Today-Bestsellerautorin mehrerer cosy Crime Serien.
Wenn sie nicht gerade liest oder Krimis schreibt, geht sie gerne zum Yoga, wandert oder backt mit Freunden und Familie.
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Harper Lin
Maggie Bell und die eisigen Seiten
Aus dem Englischen von Eva Riekert
Cover
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Inhaltsverzeichnis
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
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Die bunte Lichterkette mochte dieses Jahr so gar nicht gehorchen. Als Maggie Bell sie vor ihrer Haustür aufhängen wollte, verhedderte das Ding sich immer wieder.
»So ein Mist«, brummte Maggie. »Das Fenster im Buchladen sieht perfekt aus, dabei habe ich dort eine Million mehr Lichter aufgehängt. Warum bekomme ich das bloß nicht hin?«
In Wahrheit war es nicht die Lichterkette, die sie betrübte. Sie hatte sie beim Aufhängen fast jedes Jahr entwirren müssen. Doch letztes Jahr war ihr Chef, Mr Alexander Whitfield, noch am Leben gewesen. Er und Maggie hatten an den Tagen vor Weihnachten immer alte Kinderbücher über den Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht gelesen und natürlich auch die Geschichte, die mit dem Stern am Himmel und der kleinen Krippe begann. Dieses Jahr konnte Maggie sich nicht einmal dazu überwinden, all diese Bücher auch nur anzusehen.
Maggie ließ die baumelnde Kette los und stieß einen tiefen Seufzer aus. Ihre Vermieterin Mrs Peacock war wild entschlossen, den Wettbewerb um die schönste Dekoration zu gewinnen. In erster Linie, um diese Ehre ihrer Erzfeindin Mrs Donovan wegzuschnappen. Auf dem Dach ihres Hauses thronte ein lebensgroßer Nikolaus auf einem Schlitten. Im Vorgarten befand sich eine komplette Weihnachtskrippe. Dem Jesuskind hatte sie neben Snoopy und Frosty, dem Schneemann, eine ganze Armee weiterer bunt blinkender Gefährten beigegeben, alle mit Girlanden um den Hals, versteht sich.
Maggie wollte nicht, dass ihr kleines Häuschen wie ein düsteres Gartenmausoleum neben dem aufwendig geschmückten Haupthaus dastand. Daher hängte sie immer etwas auf, um Mrs Peacock glücklich zu machen. Normalerweise machte ihr das auch Spaß. Es war eine Tradition, die Weihnachten einläutete. Aber dieses Jahr war eben alles anders.
Mr Whitfield fehlte, und mit ihm war auch Maggies ganze Vorfreude auf die Feiertage verschwunden. Traurig betrachtete sie die verknotete Lichterkette und war kurz davor, in Tränen auszubrechen, als sie plötzlich Schritte hörte. Sie wandte sich um und erblickte das Gesicht, das sie im Moment am wenigsten sehen wollte, auch wenn sie sich unablässig nach ihm sehnte.
»Hey, das sieht gut aus«, sagte Joshua Whitfield und kam über den Kiesweg auf ihr Haus zu.
»Danke.« Maggie biss sich hastig auf die Zunge. »Ich dachte, ich mache Mrs Peacock dieses Jahr mal richtig Konkurrenz.«
Joshua wandte seinen Blick auf Mrs Peacocks Haus und schmunzelte. »Sieht aus, als hätte sie eine Landebahn für Jumbojets angelegt mit all den Lichtern.«
»Letztes Jahr hat Mrs Donovan den Dekorations-Wettbewerb gewonnen. Das kann Mrs Peacock nicht ein weiteres Mal durchgehen lassen«, sagte Maggie und griff unwillig nach dem verhedderten Ende der Lichterkette.
Joshua nahm ihr das Kabelknäuel ab. »Komm, ich helfe dir.«
»Danke.« Maggie seufzte tief. Sie hasste es, Hilfe anzunehmen, besonders, wenn sie sie am meisten brauchte.
»Was machst du in dieser Gegend?«, fragte sie. »Der Donnerstag ist doch dein freier Nachmittag. Und da spazierst du bei dieser Eiseskälte durch die Straßen von Fair Haven?«
»Um genau zu sein, wollte ich ein wenig in Weihnachtsstimmung kommen, genau wie du.« Joshua lächelte. Mit ein paar wenigen Handgriffen hatte er die Lichterkette entwirrt.
Wie einfach das mit einem Mal aussah! Maggie waren die Finger bei ihrem Entwirrungsversuch fast abgefroren. Ärgerlich. Sie würde Joshua wissen lassen, dass sie überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung war.
»Ach so. Na, dann bist du tatsächlich in der perfekten Gegend, um bis zu den Ohren in Weihnachtsstimmung zu versinken.« Genervt zog sie die Brauen hoch und zerrte an ihren Handschuhen.
»Allerdings. Ich fand schon unsere Main Street total rausgeputzt, aber gegen das hier wirkt sie fast trist. Abgesehen vom Büchercafé. Da hast du dich wirklich mal wieder übertroffen, Maggie«, sagte Joshua.
Gegen ihren Willen musste Maggie lächeln. Sie war froh, dass die Lichterkette nur einen schwachen Schein abgab und Joshua nicht sehen konnte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
»Wir haben ja auch unglaublich viel Weihnachtsschmuck. Dein Vater hat praktisch alles aufgehoben, was er jemals gekauft oder geschenkt bekommen hat. Er liebte Weihnachten. Wir haben zusammen Geschichten gelesen und …« Maggie brach ab und zog Joshua die entwirrte Lichterkette aus den Händen.
»Soll ich dir beim Aufhängen helfen?«, fragte er.
Sie hatte schon ein »Ja« auf der Zunge, doch dann schüttelte sie schnell den Kopf. »Nicht nötig. Ich bin zum Glück fast fertig. Im Haus wartet ein Berg Wäsche auf mich, und ich muss auch noch ein paar Telefonanrufe erledigen. Meine Schwester hat gestern eine Nachricht hinterlassen und ich sollte sie wirklich zurückrufen«, log sie. Dabei wartete nichts im Haus auf sie. Die Wäsche hatte sie schon vor Tagen erledigt. Angel, ihre Schwester, hatte vor genau einer Woche über eine Stunde mit ihr telefoniert. Auf Maggie wartete nichts außer einem Teller Suppe und einem Fernsehabend. Zurzeit gab es nicht einmal ein interessantes Buch, das sie ablenkte.
»Bevor du wieder reingehst, können wir doch mal bei Mrs Donovans Haus vorbeischlendern und nachsehen, ob es an Mrs Peacocks Kunstwerk heranreicht.« Joshua zog fragend die Augenbrauen hoch. »Vielleicht auch eine kleine Wette abschließen, welche Lady wohl gewinnt?«
»Ich spiele nicht um Geld«, platzte Maggie heraus, ehe sie an sich halten konnte.
»Ich habe auch nicht erwartet, dass du dein Haus als Einsatz nimmst«, konterte Joshua mit einem Grinsen. »Nur eine einfache kleine Wette. Oder hast du Angst, zu verlieren …?«
»Hast du nicht gehört, wie viel ich noch erledigen muss? Ich habe schlicht keine Zeit für einen Spaziergang, zumal es auch bald schneien soll«, gab Maggie zurück. Endlich hatte sie die Kette um die Haustür befestigt. Gereizt griff sie nach einem mit bunten Kugeln geschmückten Kranz aus dicken Kiefernzweigen, der an den Stufen zur Haustür lehnte.
Joshua ließ sich nicht abwimmeln. »Es soll nur ganz leicht schneien …«
»Genau das ist am gefährlichsten. Die Leute merken nicht, wie glatt die feine Schneeschicht ist. Und schwups landen sie samt ihren Autos im Graben.«
Joshua schüttelte den Kopf. »Spaßbremse. Wie kann jemand, der die Atmosphäre von Weihnachten in unserem Schaufenster so perfekt eingefangen hat, gleichzeitig so ein Scrooge sein?«
»Scrooge? Ein Geizhals?«
»Genau, Scrooge.« Joshua grinste spöttisch. »Ich sag dir mal was, Maggie Bell: Es braucht mehr als deine abfällige Haltung, um mir den Abend zu vermiesen.«
»Wenn du Pragmatismus oder gesunden Menschenverstand als abfällige Haltung bezeichnest, dann soll Marleys Geist kommen.« Maggie machte sich daran, den Kranz an den Haken in ihrer Tür zu hängen.
»Wer?«
»Marleys Geist! Der Geist, der Ebenezer Scrooge berichtet, er sei von drei Erscheinungen heimgesucht worden. Pu! Du zitierst Dickens und kennst die Geschichte nicht mal.« Maggie verdrehte die Augen.
»Kenne ich wohl. Ich hatte den Geist nur gerade nicht auf dem Schirm.« Joshua grinste Maggie nach wie vor an und sah zu, wie sie sich bemühte, an den Haken zu kommen. Es fehlten ihr nur wenige Zentimeter, aber so sehr sie sich auch streckte, es reichte nicht.
»Worüber lachst du?«, fragte Maggie, obwohl sie die Antwort auf ihre Frage natürlich genau kannte. Und ehe sie sich’s versah, hielt Joshua den Kranz in seinen Händen und hängte ihn an ihre Tür.
»Ich habe über … dich gelacht«, antwortete er wahrheitsgemäß, trat einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk. »Dann bis morgen im Buchladen. Einen schönen Abend noch, Margaret.«
Maggie sah Joshua hinterher. Sie musste sich immer noch an seine ironische Art gewöhnen. Er war ganz anders als sein Vater. Mr Whitfield war ein echter Gentleman gewesen. Wie konnte der Inhaber eines Buchladens nicht wissen, wer Marleys Geist war? Dafür kannte Joshua garantiert jede Zeile aus dem albernen Film Fröhliche Weihnachten, in dem sich ein kleiner Junge eine Schrotflinte zu Weihnachten wünschte.
»Macht sich über mich lustig, weil ich klein bin. Ha! Als ob mir das noch keiner gesagt hätte«, brummte sie vor sich hin. Jetzt trat sie auch ein paar Schritte zurück, um ihr Häuschen zu bewundern. Es sah sehr hübsch aus. Dezent geschmückt, nicht so protzig wie der Garten von Mrs Peacock.
Sie wollte gerade hineingehen, da hörte sie abermals den Kies auf dem Gartenweg knirschen.
»Nur dass du es weißt, Joshua Whitfield, ich muss von dir mehr Beleidigungen hinnehmen als alle anderen im Buchladen und im Büchercafé zusammen«, zischte Maggie. Wütend drehte sie sich um und sah in das Gesicht einer älteren Dame. MrsPeacock.
»Maggie, wollen Sie die Lichterkette so lassen?«, fragte ihre Vermieterin. Sie trug halbhohe Gummistiefel und einen langen Daunenmantel mit Pelzersatz um Manschetten und Kapuze.
»Oh, hallo, Mrs Peacock. Ja, das hatte ich vor …« Maggie nickte lächelnd.
»Nun, ich wollte mich nur vergewissern, denn die Stromkosten für Ihr Häuschen müssen Sie ja selbst tragen. Ich für meine Person habe das ganze Jahr über dafür gespart, dass ich mein Haus so schön wie möglich schmücken kann. Hoffentlich geht mir das Geld nicht über die Feiertage aus.« Mrs Peacock war Witwe. Ihr Mann war vor ein paar Jahren verstorben und hatte ihr ein kleines Vermögen hinterlassen, dennoch vermittelte sie gern den Eindruck, als sei sie nur ein paar Schritte vom Armenhaus entfernt.
»Ich zahle meine Stromrechnung doch immer selbst, Mrs Peacock. Warum sollte das in diesem Monat anders sein?«, entgegnete Maggie und rieb sich die Hände in ihren dicken Handschuhen.
»Wie gesagt, ich wollte mich nur vergewissern. Um diese Zeit kommen immer eine Menge unerwarteter Ausgaben auf einen zu, und ich möchte nicht für jemanden aufkommen, der nicht gespart hat. Nach all den Jahren sollten Sie wissen, dass ich mir solche Überraschungen nicht leisten kann, Maggie.«
»Sie müssen sich keine Sorgen machen, Mrs Peacock.«
»Berühmte letzte Worte.« Die ältere Dame schnalzte mit der Zunge. »Wie dem auch sei. Ich muss sagen, das haben Sie hübsch gemacht. Stellen Sie einen Weihnachtsbaum auf? In dem Fenster dort würde es gut passen.«
»Wahrscheinlich nicht. Ein Weihnachtsbaum kostet viel, und ich will nichts ausgeben für …«
»Unsinn. Ich habe einen Zweitbaum im Keller. Ich hole ihn und lasse ihn hinterm Haus für Sie stehen. Nur falls Sie Weihnachtsbesuch bekommen sollten.«
»Wohl kaum«, murmelte Maggie.
Mrs Peacock schürzte die Lippen. »Findet im Buchladen denn keine Weihnachtsfeier statt?«
Maggie zuckte mit den Schultern. »Ähm …« Ihre Vermieterin wusste stets über alles und jeden in der Stadt Bescheid.
»Ich habe doch jemanden darüber reden hören«, fuhr sie jetzt ungerührt fort. »Wer war das nur? Nun, ich glaube, es war Mrs Donovan. Die verschlingt ja jede Menge Schundliteratur. Hauptsache, auf dem Umschlag ist ein Mann mit entblößter Brust. Ja, es war Mrs Donovan. Sie hat erwähnt, dass im Buchladen eine Feier geplant ist …«
»Aha«, seufzte Maggie. Das war sicher eine Idee von Joshua, der eine ganz neue Unternehmenspolitik vertrat, was sich auch in der Kundschaft spiegelte, die Mary in der Buchhandlung und in dem angeschlossenen Café beraten musste. Sie hatte sich inzwischen etwas daran gewöhnt. Nach einer Weihnachtsparty stand ihr dennoch nicht der Sinn.
»Ich werde darauf achten, dass sie an geeigneter Stelle einen Mistelzweig aufhängen!« Mrs Peacock zwinkerte Maggie zu.
»Was? Warum?«
»Dann bekommen Sie vielleicht endlich einmal den Kuss von Joshua Whitfield, denSie sich so wünschen«, erklärte Mrs Peacock, drehte sich um und ging zu ihrem Haus zurück.
»Was? Wo haben Sie das denn gehört?«, rief Maggie.
»Das musste ich nicht hören. Ich habe doch Augen im Kopf«, rief Mrs Peacock über ihre Schulter zurück. »Ich stelle den Weihnachtsbaum auf die Veranda. Bitte holen Sie ihn bis morgen um diese Zeit ab. Ich lasse die Tür ungern offen. So viel warme Luft kann entweichen und meine Heizrechnung hochtreiben. Geld wächst schließlich nicht auf Bäumen, verstehen Sie?«
Maggie war es plötzlich nicht mehr kalt. Im Gegenteil: Vor Verlegenheit wurde ihr fast heiß. In dem Moment begannen ein paar Schneeflocken zu fallen und das angekündigte Gestöber setzte ein. Es war allerdings nicht Mrs Peacocks aufdringliche Einmischung in Maggies Liebesleben, die sie in Hitze geraten ließ. Wenn diese alte Schachtel, die nur alle Jubeljahre mal in den Buchladen kam, erkennen konnte, dass Maggie in Joshua verknallt war, was dachten sich dann erst die Menschen, mit denen sie tagtäglich arbeitete?
»Das ist wirklich nicht meine Vorstellung von einer besinnlichen Vorweihnachtszeit. Dass einem irgendwelche Leute ungefragt Ratschläge erteilen und unangenehme Anspielungen machen«, murrte sie und sah in die Richtung, in der Joshua verschwunden war.
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Maggie, ob sie nicht doch noch ein paar Schritte die Straße hinunter gehen sollte, um sich die Weihnachtsdekorationen anzusehen. Aber was würde Joshua dann von ihr denken? Würde ihm das womöglich schmeicheln? Als hätte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn in Sachen Marleys Geist angefahren hatte? Was ja nicht der Fall war, denn schließlich hatte er sie zuerst einen Scrooge genannt – einen Geizhals. Er hatte also angefangen. Und dann hatte er auch noch die Frechheit besessen, sie so unverschämt anzustrahlen und ihr seine schönen, markanten Züge in all dieser Weihnachtsbeleuchtung vor Augen zu führen! Maggie schüttelte entschieden den Kopf, wie um Joshuas Bild zu vertreiben, aber davon wurde ihr nur wuschig. Sie kehrte ins Haus zurück, machte die Tür zu und schloss ab. Als sie ihren Mantel auszog, fröstelte sie und war froh, dass die Heizung so gut funktionierte.
Die Küche mit den Spitzengardinen war ihr Lieblingsraum. Alles hier war heimelig winterlich in Rot und Grün gehalten. Maggie sah sich zufrieden um und beschloss, dass jetzt ein Teller Suppe und eine heiße Schokolade mehr als angebracht waren.
»Abfällige Haltung, echt jetzt«, murmelte sie kopfschüttelnd. Trotzdem hätte sie Joshua zu einem heißen Kakao mit Marshmallows einladen können. Schließlich arbeiteten sie seit fast einem Jahr zusammen. Er war immer nett zu ihr und machte ihr ab und zu Komplimente, die allerdings überschattet wurden von seinem Hang zu sarkastischen Bemerkungen. Maggie stellte fest, dass sie bei dem Gedanken daran, wie oft er sie neckte, unwillkürlich lächeln musste.
»Du hast vielleicht Probleme, Mags.« Mit einem tiefen Seufzer setzte sie Wasser auf. Und auch wenn sie es nicht zugeben wollte, freute sie sich auf den morgigen Arbeitstag.
An diesem Freitag war in der Buchhandlung mehr los als sonst. Den ganzen Tag über gingen Kunden ein und aus, kauften die neuesten Bestseller zum Verschenken an ihre Liebsten und nahmen Verlagsprospekte mit. Vor den Regalen mit den Klassikern und im antiquarischen Bereich hielten sich deutlich weniger Leute auf, kamen aber dann immer mit Armen voller Schätze an die Theke. Maggie freute sich jedes Mal, wenn Kunden die Bestseller links liegen ließen und irgendwelche unbekannteren Titel auswählten.
»Hallo, Maggie«, hörte sie zwei vertraute Stimmen.
Maggie, die gerade Geschenkpapier nachlegte, entdeckte Mary Jean und Mary Ann. Die Stammkundinnen waren sicherlich schon Ende siebzig und trugen ihre Falten ebenso wie die damit einhergehende Lebenserfahrung stolz zur Schau. Sie waren als Nachbarinnen aufgewachsen und schon ein Leben lang befreundet.
»Hallo, meine Damen«, grüßte Maggie die beiden mit einem Lächeln. »Suchen Sie etwas Spezielles?«
»Nein, nur ein paar Weihnachtsgeschenke. Wir verschenken immer Bücher. Auch an Leute, die nicht lesen«, erklärte Mary Jean.
»Genau. Als dezenten Hinweis, dass niemand dumm bleiben muss«, fügte Mary Ann hinzu, worauf beide Damen zu kichern begannen.
»Dann lassen Sie sich ruhig Zeit und geben Sie Bescheid, wenn Sie Hilfe benötigen«, sagte Maggie und widmete sich wieder dem Geschenkpapier.
Im Café war reger Feierabendbetrieb, als Joshua schließlich im Laden auftauchte. Maggie kniff die Lippen fest zusammen. Die Worte von Mrs Peacock kamen ihr augenblicklich in den Sinn.
Mistelzweig.
Ich habe doch Augen im Kopf.
Der Baum steht auf der Veranda.
»Wie läuft das Geschäft hier bei dir?«, fragte er.
»Gut. Reißender Absatz. Doch. Ja. Bestens«, stammelte Maggie.
»Du glaubst nicht, wie viele Leute deine Schaufensterdeko loben«, sagte Joshua mit einem Blick auf das hübsche Arrangement aus Lichtern und Büchern.
»Das freut mich«, antwortete Maggie einsilbig.
Gerade als Mary Ann sie ansprach, bimmelte die Ladentür. Maggie drehte sich um und sah einen kleinen Mann in einem langen Wollmantel in den Laden wanken. Seine Wangen und seine Nase waren gerötet, allerdings nicht von der Kälte.
»Fröhliche Weihnachten!«, rief er lallend und ließ die Ladentür krachend vor der Nase einer Frau, die hinter ihm kam, zufallen. Sie stieß sie wieder auf und trat an die Seite des Mannes.
»Was sollen wir denn hier?«, fragte sie ihn mit gedämpfter Stimme.
»Nur mal umsehen. Kann ich mich nicht mal umsehen?«, fuhr sie der Mann an.
Die Frau griff nach seinem Arm. »Also, ich werde allmählich müde und es soll ja noch kälter werden. Wir gehen besser nach Hause, bevor …«
»Es wird nicht kälter. Sei doch nicht die ganze Zeit so … negativ«, lallte er. Dann stapfte er ins Café und ließ seine Begleitung einfach stehen.
»Hallo, Kylie«, grüßte Mary Jean die Frau freundlich.
Maggie beobachtete, wie Kylie hektisch aufblickte und mit angespannter Miene direkt auf Mary Jean und Mary Ann zueilte. Die Szene wirkte fast so, als wollte sie den Moment der Unaufmerksamkeit ihrer Wache ausnutzen, um aus einem Gefängnis ausbrechen.
»David hat ein bisschen zu tief ins Glas geblickt«, erklärte sie mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen. »In seiner Anwaltskanzlei hatten sie heute eine Weihnachtsfeier. Ich denke, er ist etwas beschwipst.«
»Ach, das passiert doch um diese Jahreszeit vielen«, half ihr Mary Jean aus der peinlichen Situation.
»Morgen, wenn sein Kopf dröhnt, wird er schon dafür bezahlen«, fügte Mary Ann mit einem Zwinkern hinzu.
»Macht ihr beiden Weihnachtseinkäufe?«, wechselte Kylie verlegen das Thema.
Maggie warf einen Blick ins Café. David sprach mit einer jungen Frau, die ebenso unangenehm berührt wirkte wie Kylie.
»Genau. Das behaupten wir jedenfalls, aber wir wollten einfach nur aus dem Haus kommen«, sagte Mary Jean. »Du solltest uns mal beim Bummeln begleiten.«
Mary Ann nickte eifrig. »Ja, Kylie. Wir treffen uns hier alle paar Wochen. Komm doch mal mit. Wir sehen dich immer nur in der Kirche, nur zu einem kurzen Gruß. Wir würden uns wirklich sehr über deine Gesellschaft freuen.«
»Das klingt schön. Ich würde tatsächlich gerne ein paar neue Bücher für die kalten Monate kaufen, aber ich muss mich erst mit David abstimmen. Ihr wisst ja, wie das mit den Männern ist«, sagte Kylie traurig und deutete über ihre Schulter Richtung Café.
Sie konnte nicht sehen, dass ihr Mann gerade versuchte, eine Frau zu bezirzen, die mindestens zehn Jahre jünger war als er. In seiner Hand hielt er ein Glas Apfelwein. Maggie fragte sich, wie es ihr mit so einem Partner wie David gehen würde. Nachdenklich musterte sie Kylie. Ihr klassischer Mantel war eher ein wenig altmodisch. Dazu trug sie eine Brosche, die Maggies eigenen alten Anstecknadeln glich. An einer silbernen Schleife hing eine kleine Glaskugel, in der ein Senfkorn eingeschlossen war.
Maggie wusste, dass das Senfkorn Hoffnung symbolisierte, und Kylie tat ihr mit einem Mal leid. Die Ärmste musste wohl einiges aushalten.
Lautes Gelächter schallte aus dem Café. Maggie drehte sich um und sah, dass sich David mit weit aufgerissenem Mund und hochrotem Kopf vor Lachen ausschüttete. Er redete noch immer auf die jüngere Frau ein, die genervt auf ihre Uhr blickte. Ehe er erneut loslegen konnte, stand sie vom Tisch auf, nahm ihren Kaffeebecher und verschwand nach draußen. David sah ihr mit glasigem Blick hinterher – wahrscheinlich sah er zwei Frauen davongehen. Er trank einen kleinen Schluck und kam dann in den Laden zurück.
»Euch allen noch einen schönen Abend«, verabschiedete Kylie sich hektisch von Mary Jean und Mary Ann und eilte sogleich zu ihrem Mann. »Können wir jetzt gehen?«, fragte sie ihn leise.
David wurde sofort ungehalten.
»Nein!«, rief er und schnalzte unwillig mit der Zunge.
Mit großen Schritten verschwand er zwischen den Bücherregalen.
»Du musst nicht gleich schreien«, beschwichtigte Kylie ihn mit gedämpfter, wenn auch verletzter Stimme.
»Und du solltest den Mund halten. Solange du den Mund hältst, gibt es kein Problem«, zischte er so laut, dass alle es hören konnten.
Maggie beobachtete, wie Kylie stumm in eine andere Ecke der Buchhandlung verschwand, möglichst weit weg von ihrem Mann. Heimlich hatte sie gehofft, Kylie würde den Laden verlassen, was sie aber nicht tat. Stattdessen ließ die Frau den Blick wie blind über die Buchreihen gleiten. Es war offensichtlich, dass sie mit den Tränen kämpfte.
»So ein Arsch«, murmelte Mary Jean Mary Ann zu, die zustimmend nickte.
»Habt ihr auch Bücher zur französischen Küche?«, rief David in den Ladenraum.
Maggie fixierte ihn kurz. Dann deutete sie ans andere Ende des Ladens. »In der Kochbuchabteilung in dem Regal gegenüber der Wand.«