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Joshua hat neues Personal für das belebte Bücher-Café im charmanten Fair Haven eingestellt und die schüchterne Maggie freundet sich schnell mit der Barista Babs und dem Regalauffüller Casper an. Als Maggie bemerkt, dass einige ältere Typen Casper nach der Arbeit schikanieren, hilft sie ihm, zu entkommen. Am nächsten Tag wird einer der Rowdys mit aufgeschlitzter Kehle tot im Park gefunden.
Ist der stille und zurückhaltende Casper wirklich ein Mörder? Um die Wahrheit herauszufinden mischt sich Maggie in die Ermittlungen des Polizisten Gary ein. Und sie fragt sich, ob sie langsam auch Gefühle für Gary entwickelt. Eigentlich war doch Joshua ihr Schwarm. Doch es ist keine gute Idee, sich mit einem der beiden einzulassen – schließlich ist der eine ihr Chef, der andere ein alter Highschool-Freund.
Bald schon hat Maggie keine Zeit mehr für romantische Gedanken, weil sie selbst ins Visier des Mörders gerät ...
Band 2 der Cosy Crime Reihe mit Buchhändlerin Maggie Bell. Alle Bücher sind unabhöngig voneinander lesbar.
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Seitenzahl: 229
Joshua hat neues Personal für das belebte Bücher-Café im charmanten Fair Haven eingestellt und die schüchterne Maggie freundet sich schnell mit der Barista Babs und dem Regalauffüller Casper an. Als Maggie bemerkt, dass einige ältere Typen Casper nach der Arbeit schikanieren, hilft sie ihm, zu entkommen. Am nächsten Tag wird einer der Rowdys mit aufgeschlitzter Kehle tot im Park gefunden.
Ist der stille und zurückhaltende Casper wirklich ein Mörder? Um die Wahrheit herauszufinden mischt sich Maggie in die Ermittlungen des Polizisten Gary ein. Und sie fragt sich, ob sie langsam auch Gefühle für Gary entwickelt. Eigentlich war doch Joshua ihr Schwarm. Doch es ist keine gute Idee, sich mit einem der beiden einzulassen – schließlich ist der eine ihr Chef, der andere ein alter Highschool-Freund.
Bald schon hat Maggie keine Zeit mehr für romantische Gedanken, weil sie selbst ins Visier des Mörders gerät ...
Band 2 der Cosy Crime Reihe mit Buchhändlerin Maggie Bell. Alle Bücher sind unabhöngig voneinander lesbar.
Harper Lin ist USA Today-Bestsellerautorin mehrerer cosy Crime Serien.
Wenn sie nicht gerade liest oder Krimis schreibt, geht sie gerne zum Yoga, wandert oder backt mit Freunden und Familie.
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Harper Lin
Maggie Bell und die mörderischen Seiten
Aus dem Englischen von Eva Riekert
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
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Die neuen Bücherlieferungen waren für Maggie Bell der reine Hohn. Es gab drei Kartons mit footballrelevanten Themen und Biografien, alle, um das Football-Team der Highschool von Fair Haven zu feiern, das nach einer Spielzeit ohne Niederlagen vor dem letzten Heimspiel stand. Immer wieder trafen interessierte Kunden ein, obwohl das Heimspiel erst in drei Wochen stattfinden sollte. Das Geschäft brummte. Tagelang waren Leute ins Café gekommen, und ein steter Strom von Besuchern verirrte sich auch in den Buchladen. Alle wollten das Gleiche von ihr wissen: Würde sie sich das Spiel ansehen?
»Wahrscheinlich muss ich arbeiten«, erwiderte sie gewöhnlich und schob die Brille hoch.
Die Leute schüttelten erstaunt und ungläubig die Köpfe.
»Ach, wie schade«, sagten sie voller Mitleid. »Vielleicht lässt Ihr Chef Sie früher gehen, damit Sie die zweite Halbzeit sehen können.«
»Das will ich nicht hoffen«, erwiderte sie leise, was ihr noch mehr erstaunte Blicke einbrachte.
Schlimm genug, dass das Schaufenster vor Fanartikeln wie Fähnchen und Fußbällen überquoll, arrangiert neben den klassischen Sportbüchern, die sie aus den Regalen gezogen und geschickt ausgelegt hatte. Maggie hatte keine Ahnung, was ein gutes Buch über Sport ausmachte. Das war ein Thema, dem sie aus dem Weg ging, einfach, weil sie sich nie ein Spiel ansah. Es kam ihr vor, als ob die Kunden, die seit einigen Tagen auftauchten, alle eine andere Sprache sprächen, und meistens hatte sie nicht die geringste Ahnung, worüber sie redeten. Sie kannten die Namen der Spieler, wussten alles über die Teams, die sie geschlagen hatten, und welche Begegnungen anstanden. Maggie wusste zwar, dass das Team von Fair Haven »Bulldogs« hieß und ihre Farben Rot und Blau waren, mehr aber nicht.
Doch das, was ihr an Wissen in Bezug auf Sport fehlte, machte sie wett mit ihrem Schaufenster, in dem nicht nur Fußballbücher lagen, sondern auch Titel, die alle etwas mit Bulldoggen zu tun hatten. Das schien den Kunden zu gefallen. Insgeheim fand Maggie auch, dass es ein kluger Schachzug gewesen war. Trotzdem fehlten ihr die alten Zeiten, als ihr Freund, der ehemalige Besitzer des Ladens, noch gelebt hatte.
Das Büchercafé, ehemals Whitfields Buchladen genannt, war eine verstaubte, veraltete Buchhandlung gewesen, die kaum Kundschaft anzog. Für Maggie war sie so gemütlich gewesen wie eine warme Wolldecke. Inzwischen war sie zu einem trendigen Hotspot für Touristen wie Einheimische geworden. Früher hatte Maggie an ihrem Ladentisch gesessen und ungestört Schmöker von Dumas oder Victor Hugo gelesen, begleitet vom wohltuenden Schnurren des schwarzen Ladenkaters Poe. Der schien sich allerdings nicht an dem neuen Zulauf an Kunden zu stören, denn für ihn bedeutete es, dass er noch häufiger gekrault wurde.
Maggie holte tief Luft und wandte sich dem alten Schreibtisch zu, an dem Mr. Alexander Whitfield, als er noch lebte, Tag für Tag gesessen und mit ihr geplaudert hatte. Dort lag eine verzierte, rasiermesserscharfe Schere. Maggie ergriff sie und schnitt mit gerümpfter Nase, als stiege ein übler Geruch daraus auf, die Kartons auf.
Darin waren ein paar interessante Bücher über Menschen, deren Namen sie schon mal in den Nachrichten oder dergleichen gehört hatte, wie Joe Namath oder Peyton Manning. Doch alle übrigen sahen genauso aus. Männer mit Helmen, die einen Ball unter dem Arm trugen. Alle hatten gepolsterte Schultern und Oberschenkel und rannten oder stürzten oder posierten in ihren Trikots wie männliche Supermodels. In den meisten Büchern ging es um Mut und körperliche Ausdauer, die ihnen Trophäen eingebracht hatten.
»Was entdeckt, das dir gefällt?«, fragte Joshua Whitfield mit spöttischem Grinsen.
»Ich versteh es einfach nicht«, meinte Maggie. »Das ganze Tamtam nur wegen eines Spiels. Hast du Tammys Bäckerei gesehen? Man könnte meinen, dass ein paar Ballen roter und blauer Stoff darin explodiert sind.«
Tammy McCarthys Bäckerei lag ein paar Häuser weiter. Es war ein wunderbarer Laden, der die ganze Umgebung nach Zimt duften ließ, was zu dieser Jahreszeit, in der die frühen Morgenstunden frisch waren und den Herbst ankündigten, besonders angenehm war. Maggie holte dort jeden Morgen Gebäck für das Café ab. Es war ein gelungener Deal gewesen, den sich Joshua ausgedacht hatte, als er den Buchladen übernommen und ein Café angebaut hatte.
»Meinst du das im Ernst?« Joshua sah Maggie an, als ob ihr gerade zwei Fühler aus der Stirn gewachsen wären. »Das ist doch nicht einfach nur ein Spiel. Es geht um besonders angriffslustige Kämpfe – Männer in ihrem fortwährenden Streben nach Ruhm –, nicht nur um Punkte.«
Maggie starrte Joshua an wie ein Reh im Bann von Autoscheinwerfern.
Joshua trat näher und legte ihr den Arm um die Schulter. »Stell dir vor, auf der Tribüne eines Stadions zu stehen und auf das Spielfeld zu blicken, auf der einen Seite das eigene und auf der anderen das gegnerische Team. Sie treten sich in ihrer Grundaufstellung gegenüber. Sie feuern sich an, dann ertönt der Anpfiff. Das erste Anspiel! Der Ball wird ins Feld geworfen. Fängt ihn einer? Geht einer dazwischen? Schafft er es weiter, oder wird er angegriffen? Völlig offen! Darin liegt die Spannung. Die Menge brüllt. Der Geruch von Hotdogs und Nachos und Popcorn steigt auf. Man wärmt sich die Hände an einem Becher heißer Schokolade. Die Sonne verbrennt einem das Gesicht. Es gibt nichts Besseres. Zumindest, bis die Baseball-Saison anfängt.«
»Erbarmen!«, stieß Maggie hervor. In Wirklichkeit hätte sie stundenlang so dastehen können, mit Joshuas Arm um ihre Schultern. Er roch nach einem betörenden Aftershave, ein bisschen wie Orangen und Nelkenzigaretten. Aber sie wagte nicht, sich ihre Gefühle anmerken zu lassen.
»Ach, komm schon, Mags.« Mit einem Grinsen nahm er den Arm von ihren Schultern, trat zurück und sah ihr nach, wie sie wieder an die Bücherkartons trat.
»Ich passe. Und ich meine nicht nur Football.« Sie zog ein paar weitere Bücher heraus, betrachtete sie, als wären sie mit Schimmel überzogen, und stapelte sie auf dem Boden.
Joshua lachte. »Warst du jemals bei einem Spiel?«
»Nein«, erwiderte sie, ohne aufzusehen.
»Noch nie? Echt jetzt? Das geht nicht. Demnächst findet das Highschool-Spiel statt. Ich erteile für alle meine Angestellten Anwesenheitspflicht«, sagte Joshua.
»Das bin doch nur ich, und ich weigere mich«, antwortete Maggie.
»Kommt nicht in Frage. Demnächst treffen ein paar Leute ein, um sich für diverse Jobs vorzustellen«, sagte Joshua und trat an die Regalnische, die er für die wertvolleren Bücher hergerichtet hatte. Darunter waren ein paar Exemplare, Sammlerstücke seines Vaters, die allerdings nicht so viel wert waren wie diejenigen, die Mr. Whitfield Maggie vermacht hatte, die aber dennoch für einen Sammler, der gerade anfing, eine gute Investition waren.
»Was hast du da gerade gesagt?«, krächzte Maggie.
»Ich brauche etwas Hilfe im Café. Tammy hat in der Bäckerei schon genug zu tun. Sie kann nicht dauernd hier mit anpacken. Deshalb habe ich eine Anzeige geschaltet und auch schon ein paar Antworten bekommen. Die Bewerber kommen heute im Lauf des Tages vorbei«, sagte Joshua. »Wenn sie in den Buchladen kommen, könnte ich deine Hilfe gebrauchen. Sag ihnen einfach, sie sollen im Café Platz nehmen«, sagte Joshua und überprüfte die Bretter ein letztes Mal mit einer Wasserwaage, ehe er die hübschen Glastüren einsetzte. Das Sicherheitsschloss entsprach dem der Eingangstür.
»Tja, im Café ist ja inzwischen einiges los«, sagte Maggie und schluckte.
»Genau, und im Buchladen ebenfalls. Ich hab doch gesehen, wie du rumrennst, wenn die Lieferungen kommen und du gleichzeitig kassieren und Kundenfragen beantworten musst. Ich suche also außerdem nach einem Helfer, der die Regale auffüllt und uns beide entlastet«, sagte Joshua, ohne aufzublicken.
»Ich brauche wirklich keine Hilfe«, sagte Maggie eigensinnig und unterstrich ihre Worte mit einem Kopfnicken. »Die Ausgabe kannst du dir sparen. Alles gut hier.«
»Zu spät«, sagte Joshua. »Sie stellen sich heute vor.«
»Und wenn mir keiner der Kandidaten gefällt? Sie sollten zumindest Grundwissen über die Art von Büchern haben, die wir anbieten, und mit den ganzen Klassikern vertraut sein, außerdem mit einigen der unbekannteren Titel für unsere anspruchsvolleren Kunden und …«
»Nicht du führst die Gespräche. Das mache ich. Ich entscheide, wer geeignet genug ist, um die Buchregale aufzufüllen«, erwiderte Joshua mit einem Grinsen.
»Du hast mich nicht mal gefragt, ob ich Hilfe brauche!« Maggie stemmte wie automatisch die Hände in die Hüften.
»Du hättest doch nur abgewiegelt.« Joshua wandte sich wieder dem Regal zu.
»Die Sache gefällt mir nicht.«
»Umso mehr Grund, sie anzugehen«, neckte sie Joshua, drehte sich um und trat zur Seite, damit sie sehen konnte, dass das Regal fast fertig war. »Wir müssen nur das Holz noch aufpolieren. Das soll dein neuer Assistent machen. Hatte ich schon erwähnt, dass du ihm Anweisungen erteilst, was gemacht werden muss?«
»Ich soll das bestimmen?«
»Du darfst es eben nicht übertreiben. Nicht so wie Kapitän Queeg. Will ich zumindest nicht hoffen.«
Die Anspielung auf den Kapitän aus Die Caine war ihr Schicksal ließ sie in Lachen ausbrechen. Schnell fasste sie sich wieder, zupfte nervös an ihren Manschetten und wandte sich dann den Fußballbüchern zu, die sie auspacken sollte.
Bei der immer deutlicher werdenden Vorstellung, dass neue Menschen in ihr Heiligtum eindringen würden, fühlte sie sich gar nicht wohl. Andererseits stimmte, was Joshua gesagt hatte. Der Publikumsverkehr hatte zugenommen, und die Umsätze waren besser denn je. Auch wenn die Kunden eher den Blödsinn kauften, der auf der Bestenliste der New York Times stand, statt sich mit den Klassikern zu befassen, lasen sie doch zumindest. Und das, so hätte ihr Freund Alexander Whitfield gesagt, machte den Aufwand lohnend.
Trotzdem, so einfach wollte sie die Leute, die Joshua einstellen würde, nicht akzeptieren. Wenn sie tatsächlich im Laden arbeiten sollten, brauchten sie immerhin eine Art von Qualifikation. Möglichst einen Abschluss in Literatur oder Bibliothekswesen. Sie mussten wenigstens belesen sein und die wichtigsten Autoren der Literaturgeschichte kennen und einige oder vereinzelte der zeitgenössischen Schriftsteller. Vielleicht konnte sie schnell ein paar Fragen zusammenstellen und Joshua zukommen lassen, um ihm zu helfen, den Müll auszusortieren.
Sie nahm ein Blatt Papier und einen Stift und legte beides neben die Kartons, die sie ausräumte. Wenn ihr eine geeignete Frage in den Sinn kam, notierte sie sie schnell. Als sie alle Bücher ausgepackt, geordnet und entweder ins Schaufenster gelegt oder in die Regale gestellt hatte, hatte sie über fünfundzwanzig Fragen für Joshua beisammen, die er den Bewerbern stellen konnte. Gerade, als sie Joshua die Fragen geben wollte, klingelte die Ladentür, und ein spindeldürres Mädchen in Fliegerstiefeln und grünem Haar, das ordentlich zu einem Knoten gebunden war, betrat den Buchladen.
»Kann ich irgendwie helfen?«, fragte Maggie und wunderte sich, wann dieser Look wieder modern geworden war.
»Ja, ich komme, um mit Joshua Whitfield wegen des Jobs zu reden«, erwiderte das Mädchen höflich.
Wie befohlen bat Maggie die junge Dame, im Café Platz zu nehmen. Dann ergriff sie ihre Liste mit Fragen und trat zu Joshua, der in einem Raum hinter dem Café herumwerkelte und an einer Wand Maß nahm.
»Was soll dort hinkommen?«, fragte Maggie.
»Ein Backofen, wenn ich rausfinden kann, ob man die Gasleitung dahin verlegen kann.« Joshua wischte sich den leichten Schweißfilm von der Stirn. Er sah so männlich und gut aus, dass Maggie fast vergaß, weswegen sie gekommen war. Sie räusperte sich, blickte auf ihr Blatt Papier und schüttelte den Kopf.
»Ein Mädchen mit grünem Haar ist da, um dich zu sprechen«, sagte sie. »Und hier …« Sie reichte ihm das Blatt.
Joshua sah blinzelnd hin, dann konzentrierte er sich und las. »Was soll das?«
»Ein paar Fragen für den Menschen, der vorwiegend bei mir arbeiten soll.« Maggie zuckte die Schultern. »Keine schwierigen Fragen. Nur um abzuschätzen, wie es um sein oder ihr literarisches Wissen steht. Das ist alles.«
»Was war das vorrangige Anliegen bekannter Autoren des achtzehnten Jahrhunderts in Bezug auf das alltägliche Leben? Meinst du das ernst?« Joshua lachte und schüttelte den Kopf, dann reichte er Maggie das Blatt zurück.
»Du willst doch auch niemanden im Café einstellen, der den Unterschied zwischen einem Hörnchen und einem Teekuchen nicht kennt, oder?«, erboste sich Maggie.
»Selbst wenn sie ihn nicht kennen würden, Maggie, dann wüssten sie, na ja, am Ende des ersten Tages darüber Bescheid. Es geht hier schließlich nicht um Weltraumtechnik. Ich weiß, wie ernst du deine Arbeit nimmst, aber ich brauche doch nur ein oder zwei Aushilfen. Du musst mir vertrauen, dass ich weiß, was ich tue«, sagte Joshua, dann nahm er ein kleines Notizbuch aus der Tasche und schlug es auf. »Das Mädchen muss wohl Zoey sein. Immerhin pünktlich. Ist doch schon mal ein guter Anfang, findest du nicht?«
Maggie verdrehte die Augen, während Joshua nach hinten im Café verschwand, um die Sache anzugehen, die bestimmt nervenaufreibend für sie würde.
Hocherhobenen Haupts folgte sie Joshua und verschwand im Buchladen, ohne Zoey eines Blickes zu würdigen. Die Bücherkartons waren fast leer, und sie hatte genug zu tun. Doch dass Joshua sie nicht einmal in die Auswahl der Leute einbezog, die er in den Laden seines verstorbenen Vaters holen wollte, stieß ihr sauer auf.
Nach ungefähr zwanzig Minuten verließ Zoey den Laden mit einem Lächeln im Gesicht. Auf dem Weg hinaus winkte sie Maggie nicht zu und sagte auch nichts, was Maggie nur recht war. Sie war zwar versucht, Joshua nach seinem Eindruck von dem grünhaarigen Mädchen zu fragen, aber gleichzeitig ahnte sie, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde.
»Sie ist wunderbar« oder »Sie ist perfekt« oder »Sie hat genau die Betriebsamkeit, die wir im Buchladen und im Café brauchen« waren Sätze, die sie befürchtete. Dieses Mädchen gehörte in eine dieser Café-Ketten, in denen die Bedienungen an der Theke witzelten und Sprüche klopften, während sie versuchten, die neuesten Kaffeevariationen zu präsentieren, von denen kein Mensch je gehört hatte. Daher blieb Maggie im Buchbereich und gab vor, sich nicht dafür zu interessieren, wie sich Joshua entschieden hatte.
Nach ungefähr zehn Minuten betrat wieder eine junge Frau den Laden und fragte nach Joshua. Sie trug einen schicken Hosenanzug. Wusste sie nicht, dass sie bei der Arbeit im Café oder Buchladen möglicherweise schmutzig werden konnte?
»Ich habe ein Vorstellungsgespräch als Café-Managerin.« Sie sprach artikuliert und überragte Maggie mindestens um einen Kopf.
»Nehmen Sie Platz im Café. Ich hole ihn«, sagte Maggie so profihaft wie möglich. Innerlich musste sie lachen. Als Café-Managerin?
Nachdem Joshua sich gesetzt hatte und ihr die Stelle zu beschreiben begann, erhob sich Mrs. Managerin, schüttelte den Kopf und stapfte wieder hinaus. Joshua sah Maggie an, zuckte mit den Schultern und grinste. Maggie ließ sich anstecken und grinste ebenfalls.
Der dritte Kandidat war ein langer, drahtiger junger Mann, der so nervös wirkte wie ein Hund in der Silvesternacht.
»Ich möchte Joshua sprechen, wegen des Jobs als Regalauffüller«, sagte er zu Maggie.
»Nehmen Sie doch Platz«, sagte sie und deutete auf den kleinen Tisch in der Ecke, den sich Joshua für die Vorstellungsgespräche reserviert hatte.
Auf dem Gang ins Café blieb der junge Mann stehen und nahm eines der Bücher, das für das Football-Thema bereitlag. Es war ein kleines gebundenes Standardwerk eines Autors, der Maggie im Moment nicht einfiel. Sie hatte es vor Jahren einmal gelesen und erinnerte sich, dass es ihr als Roman über die Zeit vor dem Bürgerkrieg gefallen hatte. Sie sah, wie er die erste Seite aufschlug und zu lesen begann. Doch innerhalb von Sekunden klappte er es wieder zu, sah auf das Preisschild und legte das Buch sorgfältig wieder zurück.
Joshua sah ihn und kam rasch an den Tisch. Sie begannen ein ausführliches Gespräch. Ehe sich Maggie einmischen konnte, schüttelte der junge Mann Joshua die Hand. Er hatte leicht die Stirn gerunzelt und verließ rasch den Laden.
Er kam Maggie als Helfer im Buchladen geeignet vor. Offensichtlich war er ein Bücherfreund oder las zumindest, was sie Zoey Grünhaar und Mrs. Managerin nicht zutraute.
Doch Joshua stellte klar, dass den ganzen Tag über Kandidaten kommen würden. Was auch zutraf. Vor allem Frauen, die im Café arbeiten wollten. Mehr als eine gab damit an, Kochsendungen zu sehen, und träumte wohl davon, besonders leckere Muffins und Torten zu kreieren. Daran war nichts auszusetzen, nur dass Joshua jemanden suchte, der die Kasse betreute und alles sauber hielt. Und bisher war der Backofen hinten im Café ja noch nicht da. Wie hatte seine Anzeige wohl ausgesehen, dass sich die Leute so viel vom Bücher-Café versprachen?
Zwei Stunden später hatte Maggie drei weitere Kandidaten erlebt. Alle schienen sich stärker dafür zu interessieren, Joshua schöne Augen zu machen, als dafür, wie ihre Arbeit aussehen sollte. So wirkte es wenigstens auf Maggie. Ein Mann, der vorbeikam, in Krawatte und Sakko, schien sehr nett zu sein. Doch dann musste Joshua kurz den Tisch verlassen. Maggie sah, wie der adrette Mann in der Nase bohrte und dann die Hand unter dem Café-Tisch abwischte. Wie würde sich jemand, der so etwas tat, bei den Backwaren verhalten? Sie machte sich eine Notiz, um Joshua darüber zu informieren, wenn der Mann gegangen war.
Eine Frau kam mit einem Stapel Unterlagen, in denen sie ständig stöberte, worauf sie Joshua Seiten reichte, dann wieder zurücknahm und weitere Seiten herauszog. Es war, als ob sie zu zweit Taler, Taler, du musst wandern spielten. Nur entriss sie ihm den »Taler« jedes Mal, wenn er ihn hatte, und steckte ihm einen neuen zu.
Maggie hätte das Schauspiel wohl lustig gefunden, doch das ungepflegte Äußere und zerstreute Verhalten der Frau ging ihr gegen den Strich. Sie wollte keine schlecht organisierte, wirre Person an die Bücher in ihrem Buchladen lassen. Natürlich, technisch gesehen war es Joshuas Buchladen, aber Maggie kümmerte sich darum. Sie wusste, wo alles stand, wie es angeordnet war und welche Bücher wohin gehörten. Schließlich war dies kein schmuddeliger Gebrauchtwarenladen, in dem ein paar Regale mit ausrangierten Kochbüchern und Selbsthilfe-Anleitungen vollgestopft waren. Es war ein richtiger Buchladen, wie man sie heutzutage kaum noch fand.
Am Ende des Tages betrat ein großer, vierschrötiger Mann den Laden, der eher aussah, als könnte er Waldarbeiter sein. Er sah sich um, lächelte Maggie zu und grüßte mit sanfter Stimme.
»Arbeitet hier ein gewisser Joshua Whitfield?«, fragte er.
»Ja. Sind Sie wegen der Ausschreibung gekommen?«, fragte Maggie.
»Nein, es geht um meine Frau. Aber sie stillt gerade unser neues Baby im Auto. Sie braucht nur ein paar Minuten. Ich wollte Mr. Whitfield nur wissen lassen, dass sie sich nicht verspätet hat, aber unser Kleiner meldet sich einfach, wenn er hungrig ist.« Er lächelte ein ansteckendes Lächeln.
Maggie lächelte zurück und sagte, sie würde Joshua informieren, dass sie käme, sobald sie fertig sei. Es war leicht zu erkennen, dass es sich hier um einen sehr stolzen Vater handelte. Er bedankte sich und eilte wieder nach draußen.
»Sie stillt noch?« Joshua kratzte sich den Kopf. »Das passt vielleicht nicht mit ihrer Zeit hier zusammen.«
»Dazu kann ich nichts sagen. Ich finde die Vorstellung eher abstoßend. Aber sie war schließlich rücksichtsvoll genug, um ihren Mann zu schicken, der ihre Verspätung ankündigte. Das ist doch aufmerksam«, hielt ihm Maggie entgegen und zuckte mit den Schultern. »Nicht dass ich mich mit Sitten junger Mütter auskenne …«
Joshua sah sie an und zwinkerte. »Wohl eher nicht.«
»Also, falls du dich für den adretten Herrn im Sakko entschieden hast, muss ich dir etwas berichten, das ihn wohl gleich ausschließt.«
»Ich fand ihn nett. Er war meine Nummer eins. Worum geht es?«
»Ich erzähle es dir, wenn du mit dieser Dame gesprochen hast«, sagte Maggie.
Ein paar Minuten später betrat eine vollschlanke Blondine mit knallroten Lippen und roten Sneakers den Laden. Sie zog ihren BH-Träger zurecht und versuchte, ihre Bluse glattzustreichen.
»Hi, ich möchte zu Joshua wegen der Stelle.« Sie war etwas außer Atem, als wäre sie die ganze Straße entlanggerannt. Maggie bat sie, Platz zu nehmen. Genau wie ihr Mann machte sie einen liebenswürdigen Eindruck. Und Maggie kannte sich gut genug, um zu wissen, dass sie andere generell eher nicht mochte.
»Ich heiße Barbara Whels, aber alle nennen mich Babs. Wie heißen Sie?«, fiel Babs mit der Tür ins Haus und streckte die Hand aus.
Maggie bemerkte ihre knallroten Fingernägel. »Margaret. Aber alle nennen mich Maggie«, erwiderte sie. Ihr war gar nicht bewusst, dass sie lächelte. Es war eigentlich nicht ihre Art, jemand anzulächeln, der in den Laden kam. Sie konnte sich gerade noch fangen und ihr Lächeln durch ihren üblichen misstrauischen Blick ersetzen.
»Danke, dass Sie mir noch etwas Zeit gelassen haben. Für meinen Mann ist die Vaterschaft noch ganz ungewohnt. Er fand, dass ich unseren Sohn noch stillen sollte, für den Fall, dass das Vorstellungsgespräch länger dauern würde. Ich habe ihm entgegengehalten, ich würde mich doch nicht bei der CIA bewerben, sondern nur in einem Café.« Sie lachte prustend.
»Dann setzen Sie sich mal. Joshua ist gleich bei Ihnen.« Maggie kürzte die Unterhaltung abrupt ab, aus Angst, dass ihr das Plaudern plötzlich Spaß machen könnte.
Wie sich herausstellte, hatte Babs anscheinend die gleiche Wirkung auf Joshua. Sie unterhielten sich eine Weile ganz ungezwungen und einvernehmlich, dann stand sie auf, schüttelte ihm die Hand und schickte sich an zu gehen.
»Nett, Sie kennengelernt zu haben, Maggie.« Mit einem Winken trat sie zur Ladentür.
»Ganz meinerseits, Babs.« Maggie winkte, so gut es ging, sie hatte gerade die Arme voller Bücher.
Joshua kam herein und sah auf die Uhr. »Du hattest recht. Sie war echt nett, wenn auch vielleicht ein bisschen überqualifiziert.«
»Du wirst sie also einstellen?«, fragte Maggie, bemüht, desinteressiert zu klingen.
»Ja«, erwiderte er und erwartete ein zustimmendes Lächeln.
Stattdessen brummte sie etwas und schüttelte den Kopf.
»Was dagegen?«
»Mit einem Neugeborenen? Und einem überängstlichen Vater? Ich weiß nicht.« Sie wollte Joshua gegenüber nicht zugeben, dass sie sich insgeheim für dieselben Kandidaten entschieden hatte wie er.
»Und ich stelle Casper Lahey als Einräumer und Laufburschen ein. Er macht einen netten Eindruck und wirkt vernünftig.«
»Wie alt ist er?«, fragte Maggie.
»Neunzehn. Warum?«
Maggie wollte nicht zugeben, dass auch sie ihn für die beste Wahl gehalten hatte, weil er ja eines der Bücher angesehen hatte, das ihr gefallen hatte. Auf keinen Fall wollte sie Joshua signalisieren, dass sie mit seinen Entscheidungen einverstanden war, vor allem, nachdem er sie von den Vorstellungsgesprächen ausgeschlossen hatte.
»Neunzehnjährige sind vielleicht manchmal noch nicht so verantwortungsbewusst«, sagte sie. Was ja auch stimmte.
»Ich glaube nicht, dass wir das Problem mit Casper haben. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er ein guter Typ ist«, erwiderte Joshua.
Maggie zuckte die Schultern und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Wenn sie zugab, dass sie seiner Wahl zustimmte, würde er sie nur damit aufziehen, dass sie anscheinend denselben Geschmack in Bezug auf neue Mitarbeiter hatten. Es ärgerte sie, dass sie etwas gemeinsam hatten, auch wenn er so gut roch und so gut aussah, wenn er bei ihr stand und mit einem Grinsen auf sie heruntersah.
Nach einiger Zeit, die ihr wie wenige Minuten erschienen war, sah sie auf die Uhr. Sie konnte kaum glauben, dass es fast Zeit war zu gehen. Der Tag war wie im Flug vergangen, das Ausstellungsfenster war noch nicht fertig, und eine weitere Bücherlieferung war eingetroffen, aber noch nicht ausgepackt.