Magic Midlife - Dr. med. Franziska Rubin - E-Book

Magic Midlife E-Book

Dr.med. Franziska Rubin

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Beschreibung

Neustart in der Lebensmitte mit Bestsellerautorin Franziska Rubin Die beliebte Ärztin und Spezialistin für Frauengesundheit weiß: Die Lebensmitte kann für Frauen zur besten Zeit ihres Lebens werden. Viele Frauen fühlen sich ausgebrannt: Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann hat mit seiner eigenen Midlife-Crisis zu tun. Dazu kommen immer mehr Zipperlein. Was hat das Leben uns jetzt noch zu bieten? Jede Menge, meint die bekannte Bestsellerautorin Dr. med. Franziska Rubin. Sie weiß: Mit der richtigen Einstellung wird die Midlife-Crisis zur Chance – für mehr Lebensfreude in der 2. Lebenshälfte. Die Studien der Hundertjährigen und die Harvard-Glücksforschung sind neben vielen persönlichen Anekdoten die Basis für Franziska Rubins Ratgeber für Frauen. Mit Humor und Mitgefühl erzählt sie, was eine Frau tun kann, um die zweite Halbzeit ihres Lebens entspannter, optimistischer und gesünder zu gestalten. Sie erklärt die wichtigsten Tools, die Frauen inspirieren, um noch einmal richtig durchstarten zu können: Dazu gehören der Body-TÜV genauso wie die innere Haltung, Selbstakzeptanz und ein gesundes Selbstbewusstsein. Als selbstständige 50+-Frau und erfahrene Mehrfach-Mom weiß Franziska Rubin: Jetzt ist die Zeit, um endlich gut auf sich zu achten und auf das eigene Herz zu hören – denn Glücklichsein war noch nie eine Frage des Alters.

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Seitenzahl: 321

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Dr. med. Franziska Rubin

Anna Cavelius

Magic Midlife

Wie die zweite Halbzeit zur besten Ihres Lebens wird

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Neustart in der Lebensmitte mit Bestsellerautorin Franziska Rubin

Die beliebte Ärztin und Spezialistin für Frauengesundheit weiß: Die Lebensmitte kann für Frauen zur besten Zeit ihres Lebens werden. Viele Frauen fühlen sich ausgebrannt: Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann hat mit seiner eigenen Midlife-Crisis zu tun. Dazu kommen immer mehr Zipperlein. Was hat das Leben uns jetzt noch zu bieten? Jede Menge, meint die bekannte Bestsellerautorin Dr. med. Franziska Rubin. Sie weiß:

Mit der richtigen Einstellung wird die Midlife-Crisis zur Chance – für mehr Lebensfreude in der 2. Lebenshälfte.

Die Studien der Hundertjährigen und die Harvard-Glücksforschung sind neben vielen persönlichen Anekdoten die Basis für Franziska Rubins Ratgeber für Frauen. Mit Humor und Mitgefühl erzählt sie, was eine Frau tun kann, um die zweite Halbzeit ihres Lebens entspannter, optimistischer und gesünder zu gestalten.

Sie erklärt die wichtigsten Tools, die Frauen inspirieren, um noch einmal richtig durchstarten zu können: Dazu gehören der Body-TÜV genauso wie die innere Haltung, Selbstakzeptanz und ein gesundes Selbstbewusstsein. Als selbstständige 50+-Frau und erfahrene Mehrfach-Mom weiß Franziska Rubin: Jetzt ist die Zeit, um endlich gut auf sich zu achten und auf das eigene Herz zu hören – denn Glücklichsein war noch nie eine Frage des Alters.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

manche Zeiten im Leben laufen einfach geschmeidig, und andere haben es besonders in sich. Dazu gehört die Mitte des Lebens – das Magic Midlife – ganz bestimmt. Sie hat, wie alles, was mit großen Veränderungen, Krisen und auch noch dem Älterwerden zu tun hat, bei uns nicht gerade den besten Ruf. Aus meiner und auch aus wissenschaftlicher Sicht allerdings zu Unrecht, wie Sie in diesem Buch erfahren werden. In der Lebensmitte arbeitet vieles für uns, auf körperlicher Ebene wie im Kopf.

Das hat natürlich auch damit zu tun, dass wir in unserem Alter schon krisenerprobt sind. Erinnern Sie sich noch an Ihre Pubertät, die erste fette Krise? Ich war eine rundliche, dauerschlechtgelaunte Franziska, strickend, mit Kopfhörern verkrochen im Ohrensessel und insgesamt eher maulfaul. Ich gefiel mir gar nicht und dachte, wenn nur endlich die Pickel alle weg wären und ich den richtigen Typen gefunden hätte oder überhaupt mal einen Typen, dann würde alles besser werden.

Sie wissen vermutlich, wie es weiterging? Die Pubertät verschwand so unerwartet, wie sie gekommen war, dafür gab’s die typischen Herausforderungen des Lebens: Ich wollte erst das Abitur passabel bestehen, dann das Studium, einen Glitzergürtel, den »richtigen« Mann finden, dann noch Kinder. Als ich endlich alles hatte, war ich zu meiner echten (!) Überraschung nicht glücklich wie erwartet, sondern ganz unten angekommen. Unten in meiner persönlichen U-Kurve der Zufriedenheit (siehe Bild) und damit in der nächsten fetten Krisenzeit des Lebens, die sozusagen den Beginn der Lebensmitte markiert. Dauermüde von der Drei- und Vierfachbelastung als berufstätige Selbstständige (»selbst und ständig«), Mutter, Haushaltsmanagerin, Ehefrau, schwang ich nachts nicht mehr das Tanzbein. Stattdessen kippte mir abends der Kopf in den Suppenteller. Und damit war ich in guter Gesellschaft, wenn ich meine Freundinnen so betrachtete. Laut Umfragen ist die Zeit zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr der Zeitpunkt, an dem wir am unzufriedensten sind. Zu belastet, oft überfordert und schon froh, wenn der Stress nur ein wenig nachlässt.

Das Lebensglück ist ein U

Nun die gute Nachricht: Irgendwann geht es – das ist die Natur des U – auch wieder bergauf. Und da bin ich jetzt, und Sie vielleicht auch? Angekommen mitten im Magic Midlife.

Aber warum eigentlich »magic«, welche Magie wird uns da zuteil? Ganz schön viel, denn Wechseljahre sind Wandeljahre in eine endlich leichtere Zeit, und im besten Fall gehen wir sogar gut gelaunt, aufgeräumt und gestärkt aus ihnen hervor.

Diese Jahre können für uns eine Krise bedeuten, müssen sie aber nicht. Die Dinge beginnen sich neu zu ordnen, und ich spüre die Frage: Was kommt denn da jetzt eigentlich noch? Kommt da noch etwas richtig Gutes? Was mich noch mal vom Hocker haut, so lachen lässt wie früher? Und: Wie komme ich trotz steifer werdender Hüften wieder auf den Tisch zum Tanzen?

Und da gibt’s noch eine gute Nachricht: Es geht! Wir müssen nur ein paar Weichen richtig stellen. Medizinisch gesehen gibt’s da etliche gute Ideen, und psychologisch betrachtet auch, viele davon sind in diesem Buch versammelt. Wenn uns das Neuausrichten gelingt, können wir noch ganz schön viel Spaß, Kraft und spannende Erlebnisse haben und zu einer tiefen Zufriedenheit gelangen. Die U-Kurve des Glücks beherzt wieder nach oben düsen. Endlich das tun, wofür nie Zeit war. Wonach das Herz ruft. Wir haben ja jetzt vielleicht schon einen oder zwei Glitzergürtel im Schrank und zudem viel Erfahrung.

Die Geschichten, Ideen und teils sogar wissenschaftlichen Erkenntnisse, zusammengefasst in diesem Buch, sollen Ihnen dabei helfen. Und ich hoffe, Sie haben auch ordentlich was zu lachen, gerne über mich!

Also, ab durch die Mitte, um mit der richtigen Einstellung wieder Wind unter die Flügel zu bekommen, sodass die zweite Hälfte des Lebens sogar unsere beste wird!

1. Wohin geht die Reise?

Es ist ja niemals verkehrt, Pläne zu machen und auf viele (gute) Jahre in der Zukunft zu vertrauen. Aber leben tun wir nun einmal im Jetzt. Und das bietet vor allem im Magic Midlife die einmalige Chance, dass wir ab sofort nur noch Dinge für uns tun, die unser Herz berühren und unserem Leben vielleicht sogar noch mal neue Wendungen und jede Menge guter Zeiten bescheren.

Deshalb lohnt es sich gerade jetzt, genau hinzuschauen, was gerade ansteht, und sich dazu die eine oder andere Frage neu zu stellen. Wie wäre es mit: Wo stehe ich? Was mache ich mit meinem Tag? Mit wem will ich (meine wertvolle) Zeit verbringen? Was ist Zeitverschwendung? Was will ich noch lernen? Wie will ich in Zukunft leben?

Denken Sie sich ruhig noch ein paar aus, es lohnt sich. Mit der Beantwortung all dieser Fragen beginnt dann das große Abenteuer des Magic Midlifes. Und damit haben Sie auch gleich Ihr Ticket für die weitere Reise gelöst.

Sind Sie auch so weit? Kurz vor oder mittendrin in der Mitte des Lebens, so zwischen 40 und 55 oder schon eher danach? Haben Sie ein komisches Gefühl dabei, wenn Sie diese Frage mit »Ja« beantworten müssen? Weil Sie das (berechtigte) Gefühl haben, dass Sie nicht ewig leben werden? Ein Gefühl, das wir als jüngere Ausgaben unseres Selbst gar nicht kannten, weil wir damals noch felsenfest überzeugt davon waren, alle Zeit der Welt zu haben. Oder ist Ihnen ein bisschen komisch, weil Sie davon gehört haben, dass wir zwar immer länger leben, aber dass das Altern auch unlustig werden kann? Vielleicht haben Sie auch schon Bekanntschaft gemacht mit immer trockener werdender Haut im Gesicht oder auch untenrum, der Überlegung, ob Sie Fifty Shades of Grey auf Ihrem Kopf jetzt offen tragen sollten oder ob Sie alle hochhackigen Schuhe endgültig aussortieren, weil Ihnen die Füße darin wehtun … Solche und ähnliche Gedanken können – verständlicherweise – selbst die Ausgeglichensten und Bodenständigsten unter uns in Unruhe versetzen oder die Laune verhageln. Wer denkt schon gerne und voller Zuversicht an sein drohendes Verfallsdatum, und wie sich die (womöglich schreckliche!) Zeit bis dahin gestalten ließe? Denn was jetzt Gewissheit wird: Vor uns liegt nun wahrscheinlich weniger Zeit als hinter uns.

War’s das?

In unseren Breiten hat die zweite Lebenshälfte einfach keinen guten Ruf, weil sie so sehr mit Ängsten, Sorgen, Krankheit, Zweifeln und Nicht-mehr-so-gut-wie-früher-Funktionieren belastet ist. Vermutlich, weil unser Körper nicht mehr so freundlich ist, vieles zu verzeihen, sondern sich meldet mit Schmerzen und anderen Malaisen, die teilweise peinlich (Hitzewallungen im Meeting), anstrengend (zu wenig Schlaf) oder blöd (leicht gereizt oder einfach nur schlecht drauf) sind. Wehe, wir haben unsere Lesebrille verlegt, dann können wir das Haus nicht mehr on time verlassen. Wehe, wir joggen zu weit, dann tun die Gelenke danach weh. Wehe, wir essen dreimal am Tag, dann vergrößern wir langsam, aber sicher die Sammlung von Wohlfühlpfunden um den Bauch herum. Wir Frauen haben dazu noch Extraspaß: Völlig kostenfrei dürfen wir über mehr als ein Jahrzehnt auf der Wechseljahre-Hormon-Achterbahn herumsausen. Auf der sitzen unsere älter werdenden Männer zwar auch, allerdings in der lahmeren Variante ohne Viererlooping, durchgeschwitzte Tops oder durchwachte Nächte.

Wird jetzt alles anders?

Ja! Und das ist gut so, denn die Mitte des Lebens fällt bei sehr vielen von uns mit großen Umbrüchen zusammen. Vielleicht gewinnen wir sogar erst mal ein Stück Freiheit zurück, weil unsere Kinder unabhängiger werden oder gar das Elternhaus verlassen. Vielleicht (es sieht so aus, als wäre das immer öfter der Fall) bleiben die großen Kleinen uns aber auch erhalten, bis sie 25, 30 oder gar 35 sind, weil sie sich teure Mieten anderswo nicht leisten können oder es im »Hotel Mama« einfach am schönsten ist. Gleichzeitig werden womöglich ältere Familienmitglieder gebrechlicher und benötigen unsere Unterstützung. Im Bekanntenkreis hört man von den ersten Krebsdiagnosen und Herzproblemen. Dann kann sich beruflich einiges ändern, weil man entweder als unzeitgemäßes Modell »aussortiert« wird oder man jüngere Chefs und Chefinnen vor die Nase gesetzt bekommt, die zwar zeitgemäß, aber auch noch herrlich unerfahren sind. Oder es geht, ganz im Gegenteil, noch mal richtig zur Sache. Schließlich sind wir jetzt routiniert und beherrschen das, was wir tun, denn wir haben ja viele Jahre lang geübt. Außerdem wird es immer normaler, dass auch älter werdende Menschen mit ihrem Know-how in der Arbeitswelt nach wie vor gefragt sind und sich entscheiden, länger zu arbeiten. Dazu später mehr.

Doch auch Schlussmachen kann in dieser Lebensphase an der Reihe sein, was ebenfalls ganz schön wehtun kann: Manche Partnerschaft hat sich überlebt, und man entscheidet sich für getrennte Wege. Andere erleben jetzt ihren zweiten oder dritten Frühling mit oder ohne eine neue Liebe.

Dass bei so viel Neubeginn die Stimmung manchmal richtig gut ist, bei so vielen Abschieden und Umbrüchen aber auch todesbetrüblich sein kann, ist völlig normal.

Und damit sind wir schon mitten in meinem neuen Buch. Denn ich sage: Nutzen wir diese Zeit der magischen Mitte des Lebens doch endlich richtig! Jetzt ist alles möglich und genau die Zeit, um die passenden Antworten auf lebenswichtige Fragen zu finden: Wie möchte ich eigentlich weiterleben? Passt alles so, wie es bei mir ist, im Job, in der Beziehung, mit den Kindern, der Familie, mit Freundinnen, oder möchte ich es anders haben? Wie komme ich gut durch diese Zeit? Wie kann ich die richtigen Weichen für mich stellen, um gesund und glücklich oder sogar noch glücklicher zu werden?

Jetzt ist unwiederbringlich die Lebensphase, in der wir die Entscheidungen für uns treffen, die darüber bestimmen, wie wir unsere nächsten 30, 40 Jahre erleben. Und jetzt ist auch die Zeit dafür, dass wir die für uns passende innere Haltung gewinnen, damit wir unser Leben in seiner gesamten Fülle genießen können – auch wenn wir nicht mehr im Körper einer 30-Jährigen stecken. Dazu gehören Gelassenheit, aber auch Neugier, Bilanz ziehen, eine kleine Portion Wissen und Disziplin in Gesundheitsfragen und – was echt Spaß macht: neue Ziele anpeilen. Und die können auch gerne mal etwas cooler sein, als eine Wohnung abzuzahlen, alle sieben Weltwunder besichtigt oder im berühmten Dreisternerestaurant in Nieder-Buxtehude gespeist zu haben.

Mein Körper, mein Buddy

Als unerschütterlichen Helfer an Ihrer Seite haben Sie einen tollen Kompass, das ist Ihr Körper. Der sollte natürlich Zeit Ihres Lebens Ihr Tempel sein, nur schafft man das mit dem Aufräumen und Polieren nicht immer so gut. Dieser unschätzbar treue Buddy sagt Ihnen gerne und unmissverständlich, was jetzt für Sie dran ist und wo es langgeht. Den Rest erledigt Ihr Kopf, indem Sie die Termine für sich selbst einstellen. Ja, Termine nur für Sie, und die bestehen aus lauter guten Taten für sich selbst: ein neues Herzensprojekt angehen, jeden Tag ein bisschen Yoga machen, etwas Leckeres, Frisches essen und genießen, nette Menschen treffen, in die Natur gehen. Natürlich steht da auch der eine oder andere Termin beim Zahnarzt, bei der Gynäkologin oder beim Steuerberater drin. Aber gut, so ist das Leben. Es ist zwar Magic Midlife, aber der Alltag ist, wie er ist.

Trotzdem ist es wichtig, dass wir immer wieder überprüfen, ob alles für uns selbst passt – und für niemand anderen. Kümmern Sie sich gut um sich und bleiben Sie dran, am besten ab sofort und jeden Tag. Je eher Sie damit loslegen, desto mehr haben Sie davon.

 

Das Magic Midlife ist eine für uns alle enorm wichtige Zeit, um die Weichen so zu stellen, dass wir mit Spaß, einer ordentlichen Portion Coolness und voller Kraft voraus weiter älter werden können. Das funktioniert am besten, indem wir vor allem Dinge tun, die uns Energie schenken, Zufriedenheit und Sicherheit. Dazu müssen wir uns aber nicht quälen oder anstrengen, weil wir nur genau das machen werden, was zum einen dran ist (auf den Buddy hören) und was wir zum anderen richtig gut finden. Es geht hier also um Neugier auf sich selbst, die Lust am Leben und auch Spontaneität und sich etwas trauen – nicht um das Aufladen neuer Pflichten oder gar darum, jemandem zu gefallen.

Richten wir also all unsere Antennen auf und spüren gut hin: Tun Sie das, was Sie schon immer tun wollten! Am besten, quasi zum Üben, erst mal etwas, das ganz einfach geht und direkt vor der Tür liegt. Etwas Naheliegendes, das wir ohne große Umstände sofort in Angriff nehmen können. Dann ist die Hürde klein, und das Erfolgserlebnis danach, abends beim Einschlafen, fühlt sich gut an. Doch welche könnten diese ersten Übungsschritte sein? Überlegen wir mal …

Eine Liste zum Warmwerden

Ich wollte immer schon mal …

… einen Kopfstand üben

… ein chinesisches Kochbuch ganz durchprobieren

… alte lustige Fotos im Treppenaufgang aufhängen

… eine Weile (schlecht) Klavier (oder Blockflöte oder …) spielen

… wahlweise auf YouTube laut Lieblingslieder mitsingen

… mir heute den Luxus gönnen, etwas vor dem Fernseher zu essen, das man nicht schneiden muss (zum Beispiel eine Mousse au Chocolat)

… ein komplettes Gedicht auswendig lernen

… bei Regen rausgehen, mich ganz durchnässen lassen und danach ein heißes Bad nehmen

… mich ohne schlechtes Gewissen ausführlich über meine Kniearthrose unterhalten (anstatt über meine Ehe oder die Kinder)

… einen sexy Ex-Freund/-Partner zum Essen einladen

… abends zu Hause bleiben und ein gutes Buch lesen

… ein mittelschweres Puzzle machen

… eine Playlist für meine Beerdigung zusammenstellen

Coole Pläne für den Rest des Lebens

Sich für das weitere Leben eine Liste anzulegen, ist per se schon gar nicht mal so schlecht. Das heißt aber auf keinen Fall, dass ich Ihnen empfehle, irgendwelche Bucket-Listen abzuarbeiten. Da stehen oft Sachen drauf, die kosten in der Regel nur Kraft und Geld. Viele von uns haben außerdem im Magic Midlife schon das eine oder andere, was typischerweise auf diesen Seiten steht, erlebt oder erledigt. Vor allem, wenn sie wie ich Glück hatten, weil ich schon als junge Frau viel im Fernsehen arbeiten konnte und ganz ordentlich verdient habe. So konnte ich mir Reisen auch in fernere Länder leisten, bin mit Haien geschwommen und habe neben dem Eiffelturm auch den Bscheißer und den Großen Hengst bestiegen – ne, nicht, was Sie denken, das sind Berge!

Gehen Sie jetzt lieber ein bisschen kleinschrittig nach vorn, auch wenn Ihr Körper Sie vielleicht manchmal zu Rückwärtsschritten ermahnt. Das kann mitunter sogar eine Chance sein und meistens spontan die Laune und Lebensqualität verbessern. Ich habe meinem kaputten Knie beispielsweise zu verdanken, dass ich – auf ärztliche Anordnung – nicht mehr joggen »muss«, sondern mich auf andere Bewegungsarten verlegen durfte, die besser für mich sind und deutlich mehr Spaß machen. Außerdem denke ich mir gerne neue Sachen aus, wenn ich ein Projekt beendet habe. Ich übe derzeit Salsa tanzen, lerne mit Pferden zu coachen, außerdem reise ich nach wie vor gerne. Nicht mehr so gerne in den Urwald oder in die Wüste, heute ist es auch einfach schön, mit der Familie in einem netten Hotel unter Palmen zu sitzen und nicht jeden Tag zu überlegen, ob jemand fehlt oder was ich zum Abendessen kochen muss. Oder ich fahre mit meinen Freundinnen zwei Tage zum Skifahren.

Aber lassen Sie sich nicht aufhalten – natürlich können Sie auch richtig große Pläne machen, wenn Sie glauben, dass das dran ist und es Sie glücklich macht. Sie können überlegen, ob Sie sich umschulen lassen zur Bademeisterin, sich zukünftig in der Politik engagieren oder ob Sie in einem Sterbehospiz mitarbeiten möchten. Ab 50plus ist sehr viel möglich, und Sie wissen heute im Gegensatz zu vor zwanzig Jahren ganz genau, was Ihnen liegt und was Sie können. Und das ist viel!

Meine Zukunft beginnt jetzt – geht doch!

Ich fühle mich meist nicht zu alt für irgendetwas, genauso wenig übrigens, wie ich mich noch ausgesprochen jung fühle. Mir geht es eher darum, wach und lebendig zu bleiben. Manchmal hilft es auch, sich von leuchtenden Vorbildern inspirieren zu lassen, die zeigen, was noch geht, selbst wenn man noch ein bisschen älter als älter geworden ist:

Die Schauspielerin und Autorin Tao Porchon-Lynch marschierte in jungen Jahren mit Mahatma Gandhi bei seinem Kampf für soziale Gerechtigkeit mit. Verdamp lang her also (mit BAP gesprochen). Noch ein Jahr vor ihrem Tod, der sie mit 101 Jahren ereilte, gab sie als älteste Yogalehrerin der Welt Yogaklassen. Gut fünf Jahre vorher war sie für die Sendung America’s Got Talent gecastet worden und hatte hier flott mitgetanzt.

Die deutsch-amerikanische Soziologin und berühmte Sexualtherapeutin Ruth Westheimer (Dr. Ruth) gibt als 95-Jährige noch Rat auf ihrem YouTube-Kanal. Sie erlangte Kultstatus mit ihrer Radiosendung Sexually Speaking, mit der sie in den 1980er-Jahren startete. Es folgten TV-Shows und jede Menge Ratgeber, in denen sie ihrem Thema treu geblieben ist.

Oder DJane Elly. Wenn andere Menschen in ihrem Alter versuchen durchzuschlafen, legt die 75-Jährige in den Stuttgarter Klubs lieber House und Techno auf. Die ehemalige Lehrerin blickt auf ein Leben voller Höhen und Tiefen, auf Sucht und Depressionen zurück. Mit 40 Jahren sattelte sie um, erwarb die Taxifahrerinnenlizenz, um sich von der Alkoholsucht zu befreien, wurde DJane, beginnt jeden Morgen mit Tai-Chi und hat sich in eine jüngere Frau verliebt. Die jungen Klubgäste lieben DJane Elly und hätten sie wahrscheinlich gerne als Oma.

Und es gibt natürlich großartige Künstlerinnen und Schauspielerinnen wie Jane Fonda, Meryl Streep oder Cate Blanchett als Role Models, von denen wir uns einiges fürs Magic Midlife abschauen können. Allerdings sind die alle personalisiertes Hollywood und damit auch für mich als ehemalige hierzulande verwurzelte »Fernseh-Else« immer noch von einem ganz anderen Stern.

Aber es gibt noch viel mehr ältere Role Models, von denen wir uns Mut machen lassen können. Die haben vielleicht nicht so viel Sternengeglitzer um sich herum, aber sie leben spannende Leben, so wie sie erst ab einem gewissen Alter funktionieren. Sie gehen in Vorlesungen an Universitäten und vertiefen ihr Wissen in Medizin, Politik oder Kunstgeschichte, machen Sprachkurse im Ausland und engagieren sich in Ehrenämtern, um Kindern aus schwierigen Milieus in der Schule zu helfen oder mit ihrem Know-how Handwerks- oder Technikprojekte zu betreuen.

Die Zukunft, das wissen all diese Menschen, beginnt immer jetzt. Und jetzt machen ganz andere Dinge Freude als mit 30. Spannend finde ich auf jeden Fall, was alles geht, wenn wir bereit sind, unsere Flügel auszubreiten und uns vom Wind tragen zu lassen.

Magic Words

»Verstehen kann man das Leben nur rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.«

Søren Kierkegaard (dänischer Philosoph, 1813–1855)

Überlegen Sie also gründlich, was Sie für sich in Ihren nächsten Jahren wollen. Bringt es Sie wirklich weiter, wenn Sie in der namibischen Wüste übernachten oder ein Selfie mit einem Känguru machen? Wenn Sie einen Marathon laufen oder von einer Klippe hüpfen? Klar, das ist alles toll und nicht alltäglich, und Sie können Ihrer Familie und Ihren Freundinnen zeigen, was Sie unternommen haben. Vielleicht macht Sie das auch froh und ein bisschen stolz? Aber wie geht es Ihnen damit? Macht es Sie wacher und lebendiger? Wenn das so ist, dann nur zu.

Wenn nicht, dann lassen Sie uns mal genauer hinschauen: Der Begriff »Bucket List« ist abgeleitet von der englischen Redewendung »kick the bucket«. Das heißt so viel wie »das Zeitliche segnen« oder salopp »den Löffel abgeben«. Weil man hier aufschreiben kann, was man alles noch tun will, bevor es zu spät dafür ist, heißt es auf Deutsch auch originellerweise »Löffelliste«.

Es gibt im Internet unzählige Anleitungen, wie man so eine Liste richtig befüllt. Man kann Wünsche beispielsweise unter den Kategorien Reisen (Panamericana befahren), Sport (Tiefschneekurs), Geld (Gold kaufen), Outdoor-Abenteuer (Glamping), Kulinarik (Molekularküche probieren), Gutes tun (CO2sparen), Erlebnisse (Wildwasser-Rafting), Fähigkeiten (Imkerkurs buchen) einsortieren. Wenn ich mir diese Listen angucke, habe ich immer das Gefühl, die Menschen müssen sich einerseits unglaublich langweilen. Andererseits scheinen sie unendliches Vertrauen zu haben, dass sie noch alle Zeit der Welt haben, um all diese Wünsche in all diesen Kategorien abzuarbeiten. Klingt nach viel Arbeit und irgendwie auch nach Druck. Das hatten wir aber doch schon alles in den letzten Jahrzehnten, als wir viel gearbeitet und gekämpft, Wohnungskredite abgezahlt, unsere Kinder großgezogen und halbwegs an den Start gebracht haben. Als wir Tennisstunden genommen und ein Abo im Fitnesscenter gebucht haben, um es dann wieder sein zu lassen, als wir ein-, zweimal pro Jahr in den Urlaub gefahren sind (einmal in die Berge und einmal ans Meer). Und als wir unsere Lebensplanung immer mal wieder anpassen mussten, weil irgendetwas ganz anders kam als gedacht. Diese Phase haben wir irgendwie als Übergangsphase betrachtet, um irgendwann festzustellen, dass wir bei all der Plackerei, dem Stress und den Pflichtübungen erwachsen geworden sind. Aber will ich das jetzt noch? Mich unter Druck setzen lassen von solchen Listen, auf denen Dinge stehen, die – ja was eigentlich? Die mich weiterbringen? Wahrscheinlich nicht wirklich, oder?

Meine Lieblingsfragen fürs Hier und Jetzt

Mir fällt dazu gerade noch eine andere Liste ein, dann war’s das auch. Sie heißt »5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen« und ist eigentlich der Titel eines Weltbestsellers, in dem eine unternehmungslustige Australierin auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ihre Geschichte aufgeschrieben hat. Bronnie Ware begleitete Sterbende in ihren letzten Lebenswochen in der Palliativpflege. Vor allem fragte sie danach, wie diese Menschen in der Rückschau ihr gelebtes Leben beurteilten und was sie gerne anders gemacht hätten. Hauptsächlich, und ich finde das sehr berührend, bedauerten die Sterbenden fünf Dinge (der Buchtitel lautet daher im Original: The Top Five Regrets of the Dying): Erstens, dass sie zu oft im Leben versucht hätten, die Erwartungen anderer zu erfüllen, und sich selbst dabei aus den Augen verloren hätten. Zweitens, dass sie so viel Zeit ihres Lebens der Arbeit gewidmet, und drittens, zu wenig Mut gehabt hätten, in der einen oder anderen entscheidenden Situation des Lebens ihren Gefühlen zu folgen. Viertens, dass sie den Kontakt zu Freunden verloren und sich fünftens zu wenig Freude gegönnt hätten.

Es waren also weder Status, Geld, der ideale Partner, die tollsten Kinder, die weitesten Reisen noch die aufregendsten Erlebnisse, die Menschen angesichts ihres nahenden Endes beschäftigten. Stattdessen geht es offenbar darum, ob sich das eigene Leben wirklich voll und glücklich gelebt anfühlt oder eben bloß den Erwartungen anderer Menschen entspricht. Es geht um Selbstliebe und Selbstfürsorge, den Mut, im Einklang mit den eigenen Gefühlen zu leben, und um Zufriedenheit. Und es geht um das Miteinander mit Menschen, mit denen man gerne zusammen ist, und die Dinge auch wirklich anzupacken, wenn wir das Gefühl haben, dass in unserem Leben etwas anderes dran ist. Wann? – Natürlich jetzt! Morgen könnte es nämlich dafür zu spät sein. Die Zeit lässt sich auch nicht zurückdrehen, wir haben oft keinen zweiten Versuch.

30 Prozent der Sterbenden waren laut Bonnie Ware übrigens zufrieden mit ihrem Leben. Wäre doch toll, wenn wir später auch dieser Gruppe gehören würden. Machen Sie es wie ich und schreiben sich diese fünf Sätze gleich mal hinter die Ohren.

Magic Words

»Im Leben geht es nicht darum, sich selbst zu finden. Im Leben geht es darum, sich selbst zu schaffen.«

George Bernard Shaw (Nobelpreisträger für Literatur, 1856–1950)

Leben ≠ Ponyhof

Der Kölner und natürlich auch die Kölnerin ist zumindest im deutschen Sprachraum weitgehend bekannt für seine beziehungsweise ihre zwar nicht durch besondere Eleganz bestechende, dafür aber äußerst treffsichere Ausdrucksweise: In der Domstadt pflegt man in bestimmten Situationen, wenn einen das Leben mal so richtig hergenommen hat, mitunter zu sagen: »Dat Leben is ne Pottsau«. An den Spruch muss ich immer wieder mal denken.

Vielleicht hat es das Leben auch mit Ihnen nicht immer gut gemeint. Vielleicht glauben Sie aufgrund bestimmter Erfahrungen, die Sie machen mussten, dass das Leben nicht wirklich planbar ist. Sie mussten vielleicht Brüche hinnehmen und schwierige Zeiten durchstehen. Ihr Leben ist ganz anders verlaufen, als Sie es sich erhofft hatten? Das kommt leider vor, schließlich ist alles im Fluss, immer: Die Welt, die Menschen darin und wir selbst ändern uns. Deshalb, so sagte schon der Nicht-Kölner und Philosoph Heraklit (um 520 v.Chr. bis um 460 v.Chr.), könnten wir auch nicht mehr an derselben Stelle im Fluss des Lebens wiedereinsteigen. Das Leben läuft weiter.

Doch warum sollten Sie denn aufgrund dieser Erfahrungen darauf verzichten, Ihren inneren Kompass in eine bestimmte Richtung zu lenken, wenn Ihnen jetzt danach ist? Möglicherweise ist das neue Ziel ja das richtige, bessere für Sie. Das gilt aus meiner Erfahrung auch dann, wenn wir erleben mussten, wie sich Scheitern anfühlt, wir einen Unfall, eine schwere Erkrankung oder eine Kündigung erleben mussten, eine Pleite, den Tod oder die Krankheit geliebter Menschen, eine Trennung oder andere Schicksalsschläge. Kaum ein Mensch, der ein paar Jahrzehnte Leben hinter sich hat, ist vor solchen Erfahrungen geschützt. Das Leben ist kein Ponyhof. Vielleicht haben Sie auch irgendwann mal einen schweren Fehler begangen oder eine falsche Entscheidung getroffen? Das alles gehört zum Leben dazu, das sind die Momente, in denen wir am meisten lernen und wachsen, auch wenn’s erst mal wehtut.

Wir sollten in der Rückschau nicht zu streng mit uns sein, uns schuldig fühlen, als Opfer oder gar als Versagerin. In solchen Situationen hat es sich als deutlich wohltuender herausgestellt, liebevoll mit sich selbst umzugehen und den Blick nach vorn zu richten, auf das, was besser für uns sein könnte.

Und auch, wenn wir früher Schuld auf uns geladen haben sollten, weil wir andere Menschen verletzt oder falsche Entscheidungen getroffen haben, können wir aufhören, uns mit den Schuldgefühlen zu quälen. Wichtiger ist es, uns die Fehler einzugestehen, ihre Folgen anzuerkennen und zu würdigen und daraus zu lernen. Das ist das Einzige, was uns weiterbringt. Und anderen hilft.

Es gibt unglaubliche Tiefschläge, die das Leben für uns bereithalten kann. Aber jeder von uns verfügt, solange wir leben und die Hände frei haben, auch über die Fähigkeit wiederaufzustehen (oder sich dabei helfen zu lassen). Ich möchte mir, auch wenn einmal etwas dumm läuft, immer die Chance geben, die Scherben aufzukehren – das sprichwörtliche Krönchen wieder zurechtzurücken – und weiterzumachen auf einem etwas anderen Weg, in eine andere Richtung. Mein Leben ist – solange ich lebe – schließlich noch im Fluss, und ich kann darin schwimmen.

Die Wissenschaft sagt: Es wird tatsächlich alles gut!

Dank einer äußerst faszinierenden Studie gucke ich sogar besonders zuversichtlich nach vorn. Der Glücksforscher Prof. Dr. med. Tobias Esch von der Universität in Witten/Herdecke hat mit seinem Team in der renommierten Fachzeitschrift Biology das sogenannte ABC-Modell des Glücks beschrieben. Unsere Lebenszufriedenheit verläuft demnach in Form einer U-Kurve (siehe Einleitung). Nach der Jugend stürzt sie steil ab, es geht uns also erst einmal immer schlechter, um mit dem Magic Midlife, so ab ca. 45 Jahren, wieder anzusteigen. Damit beschreibt das U-Kurven-Modell einen an sich paradoxen Zustand: In aller Regel sind es ältere Menschen, die am zufriedensten in ihrem Leben sind, und das sogar dann, wenn sie gesundheitliche Malaisen ertragen müssen: Mit dem Alter steigt bekanntermaßen naturgemäß das Risiko für eine ganze Reihe von Erkrankungen, zum Beispiel Gelenkprobleme oder Herz-Kreislauf-Beschwerden und auch Krebs. Trotz alledem sind die Älteren insgesamt zufriedener mit ihrem Leben.

Wie geht das denn? Dies widerspricht allem, was viele von uns vom Älterwerden denken! Diese Glücks- und Zufriedenheitszunahme geht scheinbar auf eine Besonderheit zurück, die jeder von uns im Kopf hat: das Belohnungs- und Motivationssystem im Gehirn. Dieses verändert sich im Laufe eines Lebens und sorgt dafür, dass wir uns in bestimmten Phasen zufriedener oder glücklicher fühlen als in anderen. Die Lebenszufriedenheit älterer Menschen ist demnach zu großen Teilen biologisch bedingt. »Darauf einen Dujardin!«, hätte mein Vater freudig gesagt.

Lebensglück gibt’s phasenweise

Die Forscher gehen von drei Glücksarten aus, die, je nachdem, in welchem Lebensalter wir uns befinden, unterschiedlich stark ausgeprägt sind.

Das ABC-Modell des Glücks:

(A) Glück durch das »Wunsch-System«,

(B) Glück durch das »Bedrohungsvermeidungs-System« und

(C) Glück durch das »Nicht-Wollen« oder Verbleiben im »Hier und Jetzt«.

 

Übrigens: Glück ist keine »Erfindung« unseres Verstandes, sondern ein nachweisbares Gefühl, das man sogar im neurobiologischen Belohnungs- und Motivationssystem unseres Gehirns nachweisen kann.

Je nach Alter machen uns andere Dinge glücklich:

Phase A – lass krachen

In unserer Jugend suchen wir nach Spaß und Nervenkitzel, wir sind bereit, auch mal ein Risiko einzugehen, und dabei ziemlich kreativ. Da kann das Leben dann mitunter auch ein Ponyhof sein. À propos: In meiner Jugend waren die Ponys auf der Weide neben meinem Elternhaus unsere unentbehrlichen Sparringspartner für den Extrakick an Adrenalin. Klingt heute nach Mutprobe, war damals einfach eine besondere Art des Aufsitzens, die spontan für deutlich mehr Spaß sorgte als das langweilige In-die-Steigbügel-Steigen und Am-Sattel-Festhalten. Wir mussten dazu hoch in den Heuschuppen kraxeln und ein Pony aussuchen, das am nächsten stand und da unten friedlich vor sich hin graste. Dann sprangen wir vom Dach direkt auf den Pferderücken. Also erst mal war es schon super, wenn man richtig aufgekommen war und sich in der Mähne festkrallen konnte. Dann waren die gerade noch grasenden Tiere völlig überrascht, und selbst aus sonst bequemen Artgenossen wurden flotte Galopper, die mit uns ein Flachrennen über die ganze Weide starteten. Was für ein Spaß, Pippi Langstrumpf hätte ihre Freude an uns gehabt. (Ja, liebe Tierfreunde, das war natürlich nicht absolut korrekt, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir es schmählich ausgenutzt haben, dass Pferde ja Fluchttiere sind. Aber wir haben es damals gemacht, einfach, weil wir unsere Freiheit genossen haben, weil wir es konnten und uns dabei so unglaublich lebendig gefühlt haben. Unsere Ponys haben wir aber trotzdem über alles geliebt!)

Im ABC-Modell sind das die Gefühle Lust, Ekstase und Vorfreude. Diese Emotionen machen das Glück der Jugend aus. Kaum etwas scheint in diesem Lebensabschnitt öder und deprimierender als Vorhersagbarkeit und die Dinge so anzugehen, wie »es sich gehört«. Wir fühlen uns rundum sicher, als könne uns nichts passieren. Nach dieser Phase geht es allerdings sehr schnell bergab …

Phase B – Stress lass nach!

Wir sind größtenteils rausgewachsen aus der Abenteurerinnen-Nummer und im sogenannten richtigen Leben angekommen – wir erleben Glück als deutlich weniger aufregend. Jetzt genießen wir es, wenn wir morgens halbwegs frisch aufstehen, einen katastrophenarmen Tag erleben und abends beruhigt einschlafen können, ohne durch negative Einschläge und Belastungen gestört zu werden.

Viele von uns kennen diese oft sehr stressige Lebensphase, in der wir höhere finanzielle Belastungen auszuhalten haben, berufliche Herausforderungen meistern und vielleicht auch noch das Mammutprojekt der Elternschaft stemmen müssen. In diesem Zeitraum geht es mit der Lebenszufriedenheit gar nicht so selten den Bach runter: Die U-Kurve der Zufriedenheit bewegt sich deutlich nach unten. Die bloße Abwesenheit von Pleiten, Pech, Pannen, Unglück oder Schmerz kann uns in dieser Phase sehr froh machen. Das Glück der kleinen Dinge sozusagen …

Ein vielleicht wohlbekanntes Beispiel: Sie erinnern sich vielleicht, wie schön es plötzlich war, wenn nachts mal kein Kind geschrien hat oder ausnahmsweise keiner krank war. Endlich mal durchschlafen! Wir sind bescheidener geworden und bereit, uns allen Herausforderungen und Schwierigkeiten zu stellen, um unser Leben und das unserer Familie zu schützen. Als erträglich oder zufriedenstellend empfinden wir in dieser Phase schon das Gefühl des Durchschnaufens. Das klingt nicht gerade erbaulich, sehr genügsam, aber irgendwie wohlbekannt.

Phase C – endlich geht’s UP

Trommelwirbel! Dafür geht es ab etwa 45 dann wieder aufwärts – die Zufriedenheitskurve folgt damit der bereits beschriebenen U-Form. Statistisch gesehen zieht sich dieses Lebensgefühl bis über den 80. Geburtstag hinweg. Trotz körperlicher Einschränkungen brauchen wir jetzt offenbar viel weniger, um wirklich zufrieden zu sein. Statt der Euphorie, die uns als junge Menschen glücklich gemacht hat, und dem Gefühl der Stressvermeidung, das in den mittleren Jahren schon reichte, um uns einigermaßen zufriedenzustellen (also zu dem Zeitpunkt, wo die U-Kurve am Tiefpunkt war), kann sich nun ein tiefes, beruhigendes und dauerhaftes Gefühl von Glück und Zufriedenheit einstellen. Dieses sei, laut den Glücksforschern, tiefgreifender, beständiger und subtiler und zeichne sich durch Gefühle der Akzeptanz, Zugehörigkeit, Ruhe und des Ankommens aus.

 

Dieses Modell findet sich übrigens in fast allen Bevölkerungen und Ländern der Welt. Das zeigte der Abgleich mit Zahlen aus weltbekannten großen Studien wie der »Nurses’ Health Study« (u.a. Harvard Medical School), der »Grant Study« (Harvard Study of Adult Development) sowie der britischen »The Million Women Study«.

Es sieht also ganz so aus, als würden wir im Laufe des Lebens immer besser darin werden, für eine ganze Weile zufrieden und glücklich zu sein. Die U-Kurve der Lebenszufriedenheit scheint dabei unabhängig von guter Gesundheit zu sein. Trotzdem ist diese Stellschraube nicht zu unterschätzen, denn gesund älter zu werden, hat auf jeden Fall viel für sich. Wir erhalten uns so länger unsere Unabhängigkeit, bleiben körperlich und geistig lange fit und haben so auch viel mehr von unseren zusätzlichen Lebensjahren.

Auch hier: Der kleine Unterschied

Spannend fand ich auch, dass die U-Kurve der Männer etwas anders aussieht als die unsere: Es geht bei den Männern erst steiler und tiefer in den Keller, steigt dann aber auch schnittiger wieder an. Richtig überrascht mich das nicht, denken wir nur an das Phänomen der Midlife-Crisis (siehe Seite 58), wenn Männer plötzlich seltsam werden: Sie haben keine Lust mehr auf Sex mit uns, sind eher mürrisch, lassen sich einen Hipster-Bart wachsen, kaufen sich eine Harley oder ein Cabriolet in Diamantschwarz oder Quietschgelb und pimpen ihre Garderobe auf jugendlich-frisch. Möglicherweise fangen sie an, sich für adrenalingeschwängerte Beschäftigungen wie Bungee-Jumping oder das Besteigen von Achttausendern ohne Sauerstoffmaske zu interessieren. Oder sie lenken ihren Fokus auf eine neue Partnerin (siehe Garderobe), um mit der wilden Sex zu haben. Oder sie entdecken ihre homoerotische Seite (Grace and Frankie auf Netflix gucken; schon wieder die unvergleichliche Jane Fonda, diesmal als verlassene Gattin eines Mannes, der, ja, seinen Kumpel ehelicht). Alles ist möglich, also auch, dass diese Krise Ihre Beziehung sprengt …

Die U-Kurve sinkt also bei den Männern erst noch tiefer nach unten als bei Frauen, um danach aber umso steiler und höher wieder anzusteigen. Warum das so ist, ist relativ einfach erklärt: Männer haben in der Regel mehr Geld als Frauen zur Verfügung, in Form einer besseren Rente, und oft sind sie im Alter noch oder wiederholt verheiratet. Letzteres kann die Finanzlage allerdings noch mal ganz anders aussehen lassen (außer es handelt sich um Donald Trump). Klar, auch bei männlichen Verdrängungsexperten lassen sich altersbedingte Gesundheitsbeschwerden irgendwann nicht mehr ignorieren. Aber spätestens ab dem Eintritt ins Rentenalter geht es parallel zur Lebenszufriedenheit auch mit der Gesundheit wieder bergauf.

Was in allen Lebensphasen gleich ist, es sind die berühmten Glückshormone, die bei uns allen unseren Reifeprozess prägen, indem sie die zur jeweiligen Lebensspanne »passenden« Verhaltensweisen und damit verbundenen Erfahrungen belohnen. Trotzdem haben wir auch teil an unserem Lebensglück und können unser Glück selbst schmieden: So zeigte die Studie auch, dass beispielsweise Menschen, die tief im Glauben verwurzelt sind, oder solche, die regelmäßig meditierten oder Achtsamkeitstechniken übten, den Verlauf ihres persönlich erlebten Glücks über die Zeit positiv beeinflussen konnten. Unsere Zufriedenheit können wir also aktiv beeinflussen.

Franziskas Magic