Malibus Gentleman - Emily Key - E-Book

Malibus Gentleman E-Book

Emily Key

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Beschreibung

Was passiert, wenn die kleine Schwester Schicksal spielt und Unterlagen weitergibt, die sie besser für sich behalten hätte? Richtig, die große Schwester verliebt sich. Hannah Stone ist die älteste von drei Schwestern. Das ist nicht immer leicht, vor allem dann nicht, wenn man zwar tagein, tagaus von Liebe umgeben ist und Hochzeiten plant, aber selbst weit entfernt von einem festen Freund ist ... ... bis Adam Moore absoluter Gentleman, mehrfacher Surfweltmeister und begnadeter Verführer in ihr Leben tritt. Die Wellen werden größer, die Tage in Malibu heißer und das Leben turbulenter. Alles wäre perfekt, hätte die Sache nicht einen Haken: Adam ist der Bräutigam in ihrem aktuellen Projekt. Alle Bände der Malibu-Summer-Feelings-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden – jeweils mit abschließendem Ende.

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Malibu’s Gentlemen

HANNAH & ADAM

EMILY KEY

Inhalt

Prolog

1. Hannah

2. Hannah

3. Hannah

4. Adam

5. Hannah

6. Hannah

7. Hannah

8. Hannah

9. Hannah

10. Adam

11. Adam

12. Hannah

13. Hannah

14. Hannah

15. Adam

16. Hannah

17. Hannah

18. Adam

19. Adam

20. Hannah

21. Hannah

22. Hannah

23. Adam

24. Hannah

25. Adam

26. Adam

27. Hannah

28. Hannah

29. Adam

30. Adam

31. Hannah

Epilog

Kennst Du schon …

Kennst Du schon …

Freu Dich auf …

Über Die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Copyright © 2016 Emily Key

Covergestaltung: Art for your book

Satz & Layout: Julia Dahl

Version 2022_4.1

prointernet GmbH & Co. KG

C/o Emily Key

Marktplatz 8

56288 Kastellaun

Germany

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.

Für die Liebe.

Die es immer wert ist. Komme, was da wolle.

Dieses Buch

Was passiert, wenn die kleine Schwester Schicksal spielt und Unterlagen weitergibt, die sie besser für sich behalten hätte?

Richtig, die große Schwester verliebt sich.

Hannah Stone ist die älteste von drei Schwestern. Das ist nicht immer leicht, vor allem dann nicht, wenn man zwar tagein, tagaus aus von Liebe umgeben ist und Hochzeiten plant, aber selbst weit entfernt von einem festen Freund ist ...

... bis Adam Moore voller Sex-Appeal, absoluter Gentleman, mehrfacher Surfweltmeister und begnadeter Verführer in ihr Leben tritt.

Die Wellen werden größer, die Tage in Malibu heißer und das Leben turbulenter.

Alles wäre perfekt, hätte die Sache nicht einen Haken:

Adam ist der Bräutigam in ihrem aktuellen Projekt.

Alle Bände der Malibu-Summer-Feelings-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden – jeweils mit abschließendem Ende.

Prolog

ADAM

Die Surfershorts, welche tief auf meinen Hüften hingen, klebten an meinen Beinen, als ich aus dem Meer stieg. Die Sonne ging gerade über Malibu auf und ich nahm mir einen Moment, genoss den Anblick des zart roten Balles am Horizont. Dort, wo Wasser und Himmel eins wurden, sah es so aus, als würde es brennen. Das ließ mich aufatmen, brachte mir Freiheit und die Gewissheit, dass es einen Grund gab, jeden Morgen so früh aufzustehen, auch wenn die Tage hart und lang waren. Meine Leidenschaft für Wasser verbunden mit Sport kam noch hinzu. Also tat ich all das, was ich tun konnte, um nicht auszuflippen. Wobei ein echter Ausbruch vermutlich mal nicht schlecht wäre, dachte ich leicht deprimiert und drehte mich ab. Locker durch den Sand joggend beschloss ich, mir nicht den noch vor mir liegenden Tag verderben zu lassen.

Selbst nachdem ich die Holztreppe, welche direkt vom Strand aus auf die Terrasse meines Hauses führte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, nach oben gejoggt war, lief das Wasser immer noch in kleinen Rinnsalen über meinen Sportlerkörper. Ich war stolz auf ihn, denn ich versuchte wirklich in Form zu bleiben, auch wenn ich kein Profisurfer mehr war. Schon alleine aus dem Grund, weil ich in der Öffentlichkeit stand.

Nachdem ich durch ein kleines Wasserbad gestapft war, ansonsten wäre das ganze Haus voller Sand gewesen, betrat ich das Wohnzimmer und hinterließ feuchte Fußspuren auf meinem Weg in die Küche. Ich hörte den Mixer, was hieß, dass Kelly wach war.

Kelly war meine Verlobte und fantastisch. Vielleicht ein wenig zu sicherheitsliebend, immer auf das Risiko bedacht, nicht konfrontations- und diskussionsfreudig. Manchmal vergaß sie zu leben, aber ich war ihr für alles, was sie für mich getan hatte, dankbar und wir ergänzten uns ... gut.

»Morgen, Adam«, sagte sie vorsichtig und legte ihre kleine Hand auf den Deckel des Standmixers. »Ich mach dir deinen Lieblingssmoothie.«

Ich versuchte ein Würgen zu unterdrücken, und riss mich zusammen. ›Sei froh, dass du sie hast, man!‹, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Und das war ich wirklich, nur ... dieses Gurken-Avocado-Kiwi-Ding war eben nicht mein Lieblingssmoothie.

Genau genommen hasste ich ihn.

Wie Kelly – meine Verlobte – darauf kam, ihn mir trotzdem regelmäßig zuzubereiten? Ganz einfach: Als ich intensive Betreuung gebraucht hatte, stellten mir meine Ärzte ebenfalls einen Ernährungsplan auf, damit ich fit blieb ... es konnte ja niemand ahnen, dass ...

»Danke, Kelly!«, sagte ich schnell und unterbrach damit meine Gedanken. Es hatte nun mal keinen Sinn, immer wegen der gleichen Angelegenheiten im Selbstmitleid zu versinken. Somit legte ich meine kühle, nasse Hand an ihre Wange, und Kelly tat das, was sie immer tat. Sie drehte sich weg. Sie mochte es nicht, wenn ich Sport trieb, noch dazu im Morgengrauen, wenn das Wasser eisig war. Kelly verstand nicht, dass es mich beruhigte und mir die Kraft gab, den Tag zu überstehen und zu vergessen. Außerdem – und das hatte ich noch nie jemanden gesagt – war es in solchen Momenten so, dass das Meer und ich eins waren. Dann gehörten mir die Wellen alleine. So wie früher.

Jetzt, wo ich sie so von der Seite betrachtete, mich mit meinem Hintern gegen den Küchentresen lehnte und mir das Wasser nach wie vor von dem Stoff tropfte, registrierte ich, dass sie es allgemein nicht mochte, wenn ich Sport trieb. Meine Abende versuchte ich mir frei zu halten, um Laufen oder Biken zu gehen. Auch das brachte mir sehr selten ein verständnisvolles Lächeln ein. Mein bester Freund Scott sagte immer, dass sie nicht die richtige Frau sei, wenn ich die Abende lieber mit Fitness, statt Kelly auszuführen oder Kelly zu vögeln verbrachte, aber ich rechtfertigte das damit, dass sie so etwas gar nicht wollte.

Gerade kippte sie den ›grünen Schleim‹, wie ich das Gesöff wenig liebevoll in Gedanken nannte, in ein Glas und reichte es mir.

»Lass es dir schmecken, Adam«, meinte sie.

Dann begann sie, den Behälter abzuwaschen und ich murmelte ein: »Danke!« So würde mein Leben aussehen, weshalb ich damit schleunigst zurechtkommen sollte, morgens grünen Sch..., einen überaus leckeren Smoothie zu trinken, überlegte ich ironisch.

Gerade als ich die Küche verlassen wollte, hielt mich ihre zarte, fast gebrochene Stimme auf. »Wie geht es dir? Tut es weh?«

Da ich mit dem Rücken zu ihr stand, sah sie nicht, wie ich einmal kurz, aber genervt, die Augen zukniff. Jeden Tag die gleiche Frage. Und wie jeden Tag war die Antwort dieselbe.

»Nein, Kelly. Es tut nicht weh. Wie auch? Es ist vier Jahre her.«

»Du weißt, dass ich es nicht böse meine und es eben jederzeit wieder passieren kann!«, erwiderte sie seufzend und ich fühlte mich so bemuttert wie nicht einmal von meiner eigenen Mom. Sie dramatisierte und überbewertete wie immer. Das Spezialistenteam, das mich damals behandelt hatte, hatte mir versichert, dass es unter normalen Umständen nicht wieder vorkommen konnte. Solange ich nicht länger Extremsportarten nachging.

Meine Antwort fiel energischer aus als erwartet. Wenn auch nicht laut oder schneidend. »Die Ärzte sagten bei der Kontrolluntersuchung letzten Monat, dass alles perfekt ist. Mach dir nicht immer so viele Gedanken.«

Erwartungsgemäß zuckte sie zusammen und senkte den Kopf. »Gut«, antwortete sie und beließ es dabei. Auch wenn ich sie nur aus dem Augenwinkel sah, mittlerweile hatte ich mich umgedreht, bemerkte ich, dass sie zitterte. Hölle, daran musste sie arbeiten. Wie sollte die Beziehung mit einer Frau gut gehen, die jegliche Konfrontation scheute und immer nachgab?

»Denkst du an den Termin heute Nachmittag?«, fragte sie weiter und ich nickte. Wir würden uns mit einer potenziellen Hochzeitsplanerin treffen, denn Kelly war – laut eigener Aussage – zu unsicher, wie sie das Thema angehen sollte.

Betrachtete man es nüchtern, war sie in allem unsicher.

»Ja, um fünfzehn Uhr, gegenüber der Polizeistation.«

Kelly nickte leicht. »Gut, dann sehen wir uns da«, sagte sie noch, ehe sie durch die Küche in den angrenzenden Hauswirtschaftsraum und weiter in die Garage ging. Als ich sicher war, dass ihr Motor lief und sie davon fuhr, schüttete ich den Drink in den Ausguss und schlenderte in immer noch leicht feuchten Badehosen zum Kühlschrank, um mir ein ordentliches Frühstück zu bereiten. Eier, Toast, Speck. Auch für einen Sportler wie mich war es wichtig, Fette und Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Wieso das Kelly nicht verstand und wieso ich es nicht klarstellte, das wusste ich nicht.

Als ich mir schließlich vier Eier, drei Scheiben Toast und eine ganze Packung Speck hineingestopft hatte, bemerkte ich, dass wir uns zum Abschied, wie auch zur Begrüßung, nicht geküsst hatten.

Weil wir es nie taten.

* * *

Hannah

»Melissa, lass mich damit in Ruhe!«, sagte ich seufzend und klemmte mir das Telefon zwischen Ohr und Schulter, als ich mir Kaffee aus meiner altmodischen Filtermaschine nachgoss. »Ich werde mich da nicht reindrängen!«

»Aber überlege doch mal, was das für dich und deine Karriere bedeutet!«, rief sie in den Apparat und ich hörte, wie sie einige Kleiderbügel hin und her schob. »Das ist die Chance!«

Sie betonte die Worte so, als wäre sie gerade live auf Sendung. Eines musste ich ihr lassen, reden konnte sie.

Meine Schwester Melissa arbeitete für einen der größten Sportsender im ganzen Land. Den ISC. Den International Sports Channel. Wenn sie nicht gerade auf irgendwelchen Veranstaltungen rumhüpfte und live moderierte, dann schrieb sie Artikel über Sport, Sportler oder anstehende Veranstaltungen. Deshalb wusste sie auch darüber Bescheid, dass Adam Moore heiraten würde, obwohl die Bombe erst heute Nacht geplatzt war.

Und ich? Bis vor wenigen Augenblicken hatte ich nicht einmal gewusst, wer Adam Moore war, aber Melissa hatte mich auf den aktuellen Stand gebracht.

Gütigerweise.

Adam Moore war sechsmaliger Weltmeister im Surfen gewesen und nun der CEO einer weltweit agierenden Sportfirma, welche Kleidung und Sportartikel auf den Markt brachte und außerdem Jung-Talente förderte. Er war eine Legende unter den Einheimischen von Malibu, stand im Guinnessbuch der Rekorde und war das Vorbild tausender Surfer, die ihm nacheiferten. Außerdem, sofern man Melissa glauben durfte, war er wahnsinnig gut aussehend, jung und reich. Und er war verlobt.

Hier kam ich ins Spiel.

Ich war Hochzeitsplanerin und ziemlich erfolgreich, wenn man bedachte, dass von den 33 Feiern, die ich geplant hatte, nur zwei Paare in der Zwischenzeit wieder geschieden worden waren. Niemals würde ich mir anmaßen zu sagen, dass ich daran maßgeblich beteiligt gewesen war, aber ein klitzekleines bisschen hatte ich schon dazu beigetragen.

Die meisten Ehen starteten bereits mit einem Streit, da sich das Brautpaar oft über irgendwelche organisatorischen Dinge nicht einigen konnte. In einem solchen Fall war ich zur Stelle, kümmerte mich, schlichtete, suchte mit aus, wenn der eine Partner verhindert war, und fühlte mich ganz in die Charaktere ein. Wenn ich mir richtig Mühe gab, konnte ich oft sogar empfinden, wie gut die beiden zusammenpassten.

»Han, komm schon, die Hochzeit musst du planen!«, jammerte meine Schwester und ich ließ mich an meinem Küchentisch mit dem Kaffee nieder. »Überleg mal, wie Hammer das wäre. Du planst, ich kriege einen Exklusivbericht«, schwärmte sie weiter.

Das würde niemals passieren, denn auch wenn ich diese Hochzeit unter Vertrag hätte, würde ich nicht die intimsten Geheimnisse über meine Klienten nach außen posaunen. »Ich hab die Ausschreibung verpasst, also wieso sollte ich mich da jetzt reindrängeln?«, murmelte ich.

»Weil er ein Gott ist«, sagte sie gedämpft und ich hörte, wie sie einen Reißverschluss hochzog. »Überlege mal, was dir das an Werbung einbringen könnte, wenn du so eine Berühmtheit in deiner Kartei hast!«

Ich stöhnte leicht. »Melissa, ich hab auch so genügend Kunden!«, stellte ich klar. Meine kleine Schwester konnte wirklich penetrant nerven.

»Scheiße!«, fluchte sie laut. »Ich muss los, ich hab um neun Uhr Redaktionskonferenz. Überleg es dir. Bitte!«

Nach diesem letzten eindringlichen, dramatischen Flehen verabschiedete ich mich von ihr.

»Ich hab dich lieb, kleine Schwester.«

»Ich dich auch, Han, auch wenn ich gerade echt drüber nachdenke, ob du wirklich meine Schwester bist!« Sie lachte schon wieder fröhlich in den Hörer und ich grinste breit, als ich auflegte.

Melissa war flippig und verrückt und so ganz anders als ich, die eher zielorientiert, klassisch, energisch, diskussionsbereit und offen war. Natürlich hatte ich Träume, aber ich packte einen nach dem anderen an und versuchte sie realistisch zu halten. Es brachte mir ja nichts, davon zu träumen, einen Lamborghini zu besitzen, wenn ich wusste, dass ich mir so einen Schlitten niemals leisten können würde.

Nein, Träume waren wichtig und gut, solange sie im erreichbaren Radius lagen.

Ich nahm einen Schluck von meinem schwarzen Kaffee und öffnete das Notebook neben mir. Auch wenn ich den Auftrag nicht annehmen würde, wollte ich dennoch diese mystische Gestalt namens Adam Moore wenigstens einmal sehen.

Die Ergebnisse, welche die Suchmaschine ausspuckte, waren atemraubend.

Adam Moore war viel, aber das Attribut schön zählte nicht dazu, stattdessen war er absolut hinreißend, faszinierend, unglaublich männlich und sexy.

Die Herren, mit denen ich im Allgemeinen ausging, wenn ich ein Date hatte, waren glatt, zielstrebig und gebügelt. Aber Adam Moore schaffte es, nur über die drei Millionen Fotos, die es von ihm gab, auszustrahlen, wie verwegen er war. Eine Versuchung. Männlich. Rau. Versprechend.

Schnell klappte ich den Laptop zu, als ich spürte, wie ein leichtes Kribbeln zwischen meinen Beinen einsetzte.

Nein, die Hochzeit von Adam Moore und seiner Verlobten würde ich ganz sicher nicht planen.

* * *

»Ich verstehe Sie, aber wir wollen nun mal den Zitronenkuchen!«, sagte ich energisch und kniff mit Daumen und Zeigefinger in meinen Nasenrücken. Wieder endloses Geplapper am anderen Ende der Leitung. »Hören Sie mal, wenn mein Brautpaar Zitronenkuchen, ohne irgendeine verdammte Cremefüllung haben möchte, dann bekommt es das, und wenn Sie sich nicht in der Lage sehen, diese Hochzeitstorte professionell umzusetzen, dann werde ich auf eine der anderen Konditoreien zurückgreifen, die dazu imstande ist«, sagte ich scharf und aufgebracht. »Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«, fragte ich noch einmal, ehe mir nun energisch versichert wurde, dass ein trockener Kuchen überhaupt keine Probleme darstelle. Na also. Ging doch!

Ich bestätigte noch einmal den Termin in der nächsten Woche, an dem die Feierlichkeiten stattfinden würden, und wohin die siebenstöckige Torte geliefert werden sollte, ehe ich den Hörer auflegte.

Manchmal war es anstrengend, aber dennoch liebte ich meinen Job. Die meiste Zeit hatte ich es mit rundum glücklichen Paaren zu tun, bei denen die Harmonie und die Liebe fast schmerzlich greifbar war. Als ich durch meinen Terminplaner blätterte, und mir den Rest der Woche ansah, seufzte ich auf. Ich hätte keinen Abend frei, um den schönen, dicken Schmöker auf meinem Nachttisch zu Ende zu lesen. Mussten Claire und Jamie eben warten. Ich verlor mich gerade in der Liebesgeschichte der beiden. Und James Fraser war einfach nur heiß. Besitzergreifend. Maskulin. Sexy. Als ich mich kurz gedanklich in meinem Privatleben verfing, bemerkte ich, dass sich das Bild von Adam Moore vor mein geistiges Auge schob, während ich an den Highlander dachte und dessen visuellen Ausdruck verscheuchte, welchen ich normalerweise vor mir sah. Innerlich verfluchte ich meine Schwester. Verdammte Melissa!

Entschlossen lenkte ich mich mit Arbeit ab, bevor ich zu meinem nächsten Termin musste. Das Miller-Hochzeitspaar wollte noch einmal den Floristen besuchen, da sie wieder Zweifel wegen der Farbauswahl bekommen hatten. Nun, mein Job war Wahnsinn, aber niemand hatte je behauptet, dass er leicht sein würde.

»Sie sehen fabelhaft aus, Hannah«, sagte die zukünftige Braut und reichte mir die Hand.

Leicht lächelnd ergriff ich sie. »Vielen Dank«, antwortete ich und gab das Kompliment zurück. Nun, eigentlich war das nicht meine Meinung, da die Klientin in meinen Augen viel zu dünn war. Aber es stand mir nicht zu, darüber zu urteilen. Jeder sollte selbst entscheiden können, wie es ihm gefiel. Bei mir war es so, dass ich mich besser fühlte, wenn ich meine Rundungen behielt. Ich war keines dieser Klappergestelle, die ansonsten in meiner Branche arbeiteten und wie abgemagerte Laufstegmodels aussahen. Nein, meine Figur wurde eher mit einem Pin-up-Girl oder Marilyn Monroe verglichen. Ich mochte meine Kurven. Gut, zugegeben, meine Oberschenkel waren etwas zu dick, aber das tat nichts zur Sache, denn Jeans trug ich sowieso selten. Die meiste Zeit, und auch das hatte ich mir von der Ikone abgeschaut, trug ich Kleider, Röcke, Kostüme und wenn eine Hose, dann eine, die ab dem Po weit wurde und locker über die Beine fiel. Jeder musste mit dem arbeiten, was Gott ihm geschenkt hatte. Und bei mir war es ein großer Busen, gepaart mit weiblichen Hüften. Mein absoluter Pluspunkt, und diesen betonte ich eigentlich immer, war die schmale Taille. Heute trug ich ein hellbraunes Seidenkleid mit weißen großen Punkten, welches ab der Taille weiter wurde und somit meine Oberschenkel kaschierte. Da ich sehr klein war, hatte ich dazu weiße hochhackige Mary Janes angezogen. Wenn ich ehrlich war, besaß ich nur drei Paar flache Schuhe, alles andere waren Hacken in sämtlichen Formen und Längen. Es war, zumindest meine Schwestern nannten es so, der ›Swing Look‹. Mir war es egal, ich fühlte mich darin wohl. Die langen dunkelblonden Haare hatte ich zu einem Knoten in meinem Nacken zusammengefasst und einige Strähnen fielen aufgrund des tief gezogenen Scheitels über meine Stirn. Die cremefarbigen Perlenohrringe, kombiniert mit einem einzelnen Ring, rundeten mein Styling ab. In meiner Branche war es wie bei einem Friseur. Niemand würde sich ein Beautyprodukt von jemandem verkaufen lassen, wenn derjenige, der es anpries, nicht seinen optischen Vorstellungen entsprach. Und so war es bei Hochzeiten. Mit jedem meiner Outfits, das ich zu Kundentreffen trug, zeigte ich, wie die Gäste auf der Hochzeit gekleidet auftauchen würden. Es vermittelte ein Gefühl von Sicherheit, und psychologisch gesehen zeigte es dem Brautpaar, dass ich wusste, was ich wollte. Deshalb, trug ich bei dem ersten Treffen ein klassisches Chanel Etuikleid in sattem, dunklem Rot, ehe ich den genauen Stil des Paares erkennen konnte. Damit konnte man nichts falsch machen.

»Ich bin mir nicht mehr sicher, mit gelb und lila Blumen, wissen Sie?« Ja, natürlich wusste ich das, denn sie hatte es mir bereits fünf Mal am Telefon gesagt. Aber der Kunde war König, und auch wenn ich privat meiner Neigung zur Diskussion und ironischen Bemerkungen nachgegeben hätte, zügelte ich mich in meinem Job auch diesmal.

»Ich verstehe«, murmelte ich vorsichtig und wir betraten den Laden. »Wir werden schon das Richtige finden, Mrs. Miller.« Ein weiterer Punkt auf meiner Erfolgsliste: Zeige deinem weiblichen Klienten immer, dass du ihr Vorhaben zu heiraten, den Namen des Mannes zu tragen, verinnerlicht hast, indem du sie von Anfang an mit dem zukünftigen Namen ansprichst.

* * *

Ohne auf die Nummer zu sehen, nahm ich den Anruf auf meinem Handy an.

»Hallo?«, fragte ich und überflog die E-Mail, welche ich gerade bearbeitet hatte. Es war ein Empfehlungsschreiben, das ich auf meiner Homepage freigeben wollte. Die Hochzeit war bereits vorüber und oft bekam ich Gästebuch-Einträge oder Schreiben, die Dankbarkeit ausdrückten. So auch jetzt.

Ein tiefes Räuspern durchbrach den kurzen Moment der Stille.

»Spreche ich mit Hannah Stone?«, fragte jemand in einem rauen, leicht heiseren Tonfall.

»Ja, die bin ich und Sie sind?« Durch den Klang der Bassstimme des Mannes am anderen Ende, besaß er nun meine volle Aufmerksamkeit. Aus der Ferne hörte ich die Vögel zwitschern, die vor meinem Fenster Einzug gehalten hatten.

»Gut, ich habe Ihre Unterlagen und Setcard vorliegen, vielen Dank dafür«, sagte er ohne Umschweife, und ich versuchte mich zu erinnern, ob ich noch auf Antworten für ausstehende Bewerbungen wartete. Aber da war nichts, außer ein schwarzes Loch in meinem Kopf. Ohne lange um den heißen Brei zu reden, fuhr er fort: »Ich mach es kurz, wir sind sehr begeistert und meine Verlobte würde sich gerne mit Ihnen treffen.« Er sprach schnell und gezielt, was darauf schließen ließ, dass er in Eile war.

»Hören Sie, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wovon Sie reden!«, unterbrach ich ihn unhöflich, aber ich hatte wirklich keine Idee, was der Typ wollte!

»Na ich spreche doch mit Hannah Stone? Die Hochzeitsplanerin?«, entgegnete er genervt, und ich konnte förmlich hören, wie er die Kiefer aufeinander mahlte.

»Ja, aber ...«

»Sehen Sie? Also! Ich habe hier Ihre Mappe liegen, wir wollen Sie buchen, wo ist das Problem?«

»Dass ich weder Mappe, Anschreiben noch Setcard herausgegeben habe!«, sagte ich energisch und kniff wieder mit Daumen und Zeigefinger in meinen Nasenrücken. Wieso musste ich mich immer mit solchen Spinnern herumschlagen? »Haben Sie sich vielleicht verwählt?«

»Ich bitte Sie!« Spöttisch ertönte ein tiefes Schnauben. »Ich bin durchaus in der Lage zu lesen! Ihre Unterlagen liegen hier vor mir.«

»Das ist unmöglich«, knurrte ich.

»Gott, was für eine Esoterikerin«, murmelte er, aber ich verstand ihn dennoch. Etwas lauter fuhr er fort, »Hören Sie Hannah, Kelly, meine Verlobte, würde Sie morgen Abend gerne sehen. Sagen wir um acht? Im Sammys Beach Restaurant? Ich habe es gegoogelt, das ist bei Ihnen ums Eck.«

»Aber ...«

»Cool, ich sage Kelly Bescheid. Danke vorab! Bis morgen dann!« Ohne ein weiteres Wort legte er auf.

»Was zur Hölle ...?«, hauchte ich und starrte das Telefon an. Als ich die eingegangenen Anrufe durchklickte, sah ich, dass es ein unbekannter Anrufer gewesen war. Na super.

Irgendein Verrückter behauptete, dass ihm meine Mappe vorläge, die ich nur an ausgewählte Kunden herausgab. Das konnte ja heiter werden.

Woher hatte er meine Unterlagen und ... Ich richtete mich auf. Moment mal, wieso ging ich denn davon aus, dass dieser Trottel die Wahrheit gesagt hatte? Es konnte sich doch genauso gut um irgendeinen Triebtäter handeln, der in seiner Bruchbude schon zwanzig gutgläubige Hochzeitsausstatterinnen gehäutet hatte. Ich nahm schwer an, dass er hobbymäßig Schmetterlinge züchtete, die dann lustig um die halb zersetzten Leichen flatterten.

Mir wurde übel.

Andererseits hatte er diese Nummer gehabt. Es handelte sich nicht um irgendeine und ganz bestimmt nicht jene, die ich im Gewerberegister angegeben hatte. Um genau zu sein, bekamen nur die Leute diese verdammte Rufnummer, die mich gebucht hatten. Was voraussetzte, dass ich ihnen zuvor meine Mappe und die KONTAKTDATEN hatte zukommen lassen. So lief das im Allgemeinen.

... wie ein Triebtäter hatte er sich nicht angehört. Eher wie der typische Bräutigam, dem bereits jetzt die Ehe über den Kopf wuchs. Ich verfluchte mich für meine nicht vorhandene Schlagfertigkeit. Denn wäre ich nicht so sprachlos gewesen, hätte ich ihn fragen können, wie er an meine Unterlagen herangekommen war. Und genau das wollte ich noch immer herausfinden. Er hatte ein Restaurant vorgeschlagen, also würde ich in der Öffentlichkeit und damit zunächst in Sicherheit sein.

Ich würde dorthin gehen und zur Not aus diesem Clown herausprügeln, welcher Idiot einfach meine Daten weitergab. Und dann ... ja, dann würde ich gehen.

So einfach!

Wenigstens war es ein Plan.

Als ich an diesem Tag endlich zu Hause war und auf meinem Balkon gerade ein Glas Rosé genoss, rief meine Schwester Melissa an.

»Hey«, begann sie, »rate mal, was passiert ist!«

»Hallo. Und: Ich habe KEINE Ahnung«, erwiderte ich, legte meine Beine auf das Geländer und genoss die letzten Sonnenstrahlen, ehe die Sonne unterging. Meine flippige Schwester brachte mich zum Schmunzeln. Solche Anrufe waren an der Tagesordnung.

»Ich hab ein verdammtes Interview mit Adam Moore!«

»Wem?«

»Dem Surfer, von dem ich dir vor ein paar Tagen erzählt habe.«

»Oh, okay. Ich schätze, das ist cool?«, murmelte ich und klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr, um einen Faden an meinem Cardigan zu zwirbeln.

»Du schätzt, das ist cool?«, rief sie. »Das ist der Oberhammer! Er hat seit vier Jahren kein Sportinterview mehr gegeben!«

»Ich dachte, er ist berühmt?«

»Ja, Interviews gibt er schon, aber da geht’s immer nur um seine Firma. Nie um ihn und jetzt – er hat zugestimmt!«, sagte sie euphorisch und steckte mich mit ihrem Lachen an. »Kannst du das glauben?«

»Nein, das scheint ... besonders zu sein?« Melissa war erfrischend.

»Das ist der WAHNSINN! Gott, er ist so gut aussehend.« Ja, das hatte ich bemerkt.

»Du hättest ihn sehen sollen, dieser Gesichtsausdruck, der sich über seine Züge legt, wenn er sinnlich und tief lacht. Himmel, ich bin verliebt!«, rief sie und ich dachte für mich, dass es mir ähnlich ging.

»Moment mal, du hast diesen Typen schon getroffen?«

»Na ja, nein. Nicht wirklich, aber ich hab mir bei Google Fotos von ihm angeguckt, während ich mit ihm telefoniert habe.«

»Du bist da einfach so durchgekommen?«, fragte ich erstaunt. »Einfach so?« Bemerkenswert, selbst für eine so überzeugende Person wie meine Schwester.

»Ich bin eben charmant!«, erwiderte sie. »Und bei dir? Wie war dein Tag?«

Meine Schwester und ich plauderten mehrmals die Woche miteinander. Immer, wenn etwas anstand oder Aufregendes passiert war. Was bei Melissa quasi täglich vorkam.

»Nichts Besonderes, außer dass so ein irrer Typ angerufen hat, und behauptete, er habe meine Mappe.« Ich schnaubte laut. »Lächerlich. Unhöflich war er auch!«

»So? War er?«, fragte Melissa nach.

»Ja«, echauffierte ich mich. »Dreist und ätzend. Ein richtiges Arschloch!«

»Und? Nimmst du den Auftrag an?«

»Sicher nicht, verflucht!«, erklärte ich entrüstet. »Ich treffe mich morgen Abend mit seiner Verlobten – wenn es sie überhaupt gibt – und werde sie über das Missverständnis in Kenntnis setzen. Woher auch immer er glaubt, diese Infos zu haben.«

»Vielleicht war er auf deiner Homepage und behauptet einfach, dass er deine Mappe hat?«, warf sie in meinen Redeschwall ein. Ich stutzte, das konnte möglich sein, wenn auch nicht sonderlich wahrscheinlich. Außerdem blieb dann noch die Frage, woher er meine Geheimnummer hatte.

»Egal, morgen werde ich es ja wissen!«

»Eben«, erwiderte sie kichernd.

»Was gibt’s da zu lachen?«

»Na ja, es passiert nicht oft, dass dich jemand so auf die Palme bringt«, antwortete sie weiterhin glucksend. »Hast du ihm das so gesagt?«

»Natürlich! Hallo? Ich weiß doch, wem ich meine Mappe gebe!«

»Und was war seine Antwort?«

»Er meinte, er wäre sehr wohl imstande zu lesen«, schäumte ich und imitierte seine Stimme, was mir nicht wirklich gelang. Meine Schwester konnte sich vor Lachen kaum beruhigen.

»Ich wüsste nicht, was daran so witzig ist«, knurrte ich, immer noch vollkommen in Rage, als sich meine Gedanken in das groteske Gespräch zurück vertieften.

»Schade, dass er dich für seine Hochzeit buchen will ...«, sagte sie schließlich seufzend. »Es passiert nicht oft, dass dich jemand deine Contenance verlieren lässt.«

Ich nahm einen tiefen Schluck Rosé. »Stimmt, aber dieser Freak hat es innerhalb 3 Sekunden geschafft.«

»Wie heißt der Typ?«, fragte sie. »Wir googeln ihn.«

»Das ist das Nächste. In seiner grenzenlosen Arroganz, hat er keinen Namen gesagt, ich habe nur den Namen seiner Verlobten ›Kelly‹!«

»Oh ...«, murmelte sie und das Geklapper im Hintergrund hörte auf, sie kochte nebenbei, das tat sie immer. Meine Schwester aß, wann immer sie die Finger frei hatte und war dennoch sehr schlank. »Aber was machst du jetzt? Nimmst du den Termin wahr?« Sie klang gespannt.

»Mh«, knurrte ich zustimmend nickend, obwohl sie es gar nicht sehen konnte, und schluckte den Wein. »Ja, ich gehe hin und kläre das Missverständnis auf. Ich habe keine Lust, eine negative Bewertung zu kassieren.«

»Ja, ist klar. Sagst du mir morgen, wie es gelaufen ist? Mein Auflauf ist fertig.«

Ich lachte. »Immer am Essen, was?«

»Na ja, ich hab ja auch viel Sex, ich brauche die Kalorien!«

»Doppelt Käse?«, fragte ich, einfach nur, weil ich sie kannte.

»Aber hallo!«

»Full-fat?«

Empört schnaubte sie. »Alles andere ist kein Käse, Liebes! Möchtest du vorbeikommen?«

»Nein, danke. Ich faste heute Abend!«, erwiderte ich. Meine Schwester wohnte fast am anderen Ende der Stadt, es hätte eine halbe Stunde gedauert, bis ich bei ihr gewesen wäre und ich wollte mich einfach nur entspannen.

»Du fastest immer!«

»Ich hab ja auch keinen Sex!«, setzte ich dagegen.

»Amen Schwester. Ruf mich morgen an, und erzähle mir, wie es gelaufen ist!«

Noch ehe ich ihr antworten konnte, hatte sie schon aufgelegt. Ich schüttelte den Kopf, es würde spannend werden morgen Abend, denn ich hatte mit Sicherheit niemandem meine Mappe gegeben, also war es interessant zu erfahren, wie der Kunde meine Unterlagen in die Hände bekommen hatte ... und ob er vielleicht wirklich ein gesuchter Massenmörder war.

* * *

Hannah

Ich hasste dieses beschissene Restaurant. Wobei nein, es war kein Restaurant. Das Sammy’s glich eher einer Bar – absolut und zu hundert Prozent ungeeignet, um sich dort mit jemandem zu verabreden, der eine Hochzeit plante. Es war laut, es war voll, vor allem von Surfern und karibischer Musik. Die leicht bekleideten Mädchen hinter dem Tresen teilten ein Bier nach dem nächsten aus, und ich wusste sofort, dass ich in meinem hellen Bleistiftrock, in dessen Bund eine lockere, flattrige ärmellose Bluse steckte, total overdressed war. Aber ich hatte eben einen Grundsatz und der besagte, dass ich zu offiziellen Terminen ordentlich im Businesslook ging. Weshalb ich nicht mein schwarzes oder dunkelrotes Kleid trug? Nun, weil ich mich zum Lunch mit einem bereits unter Vertrag genommenen Pärchen treffen würde, und wir im Country Club von Malibu zu Mittag aßen. Dort konnte ich nicht in Schwarz auftauchen und nur zu Abendveranstaltungen in Rot. Nicht im Heiligen Land. Der zehn Zentimeter Pfennigabsatz meiner weißen, eleganten High Heels blieb in dem verdammten Holzsteg stecken und ich fluchte innerlich ungehalten, als ich ihn wieder herausziehen musste. Was für ein beschissener, peinlicher Auftritt!

Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und blickte mich in dem Raum um. Es war einiges los, obwohl es erst früher Abend war, die Sonne immer noch vom Himmel brannte und das Leben auf dem Wasser nach wie vor tobte. Dies war eine typische Surferbar. Ich war noch nie hier gewesen, aber ich wusste, dass Melissa hier ab und an herumhing, und aus ihren Erzählungen kannte ich den Schuppen. Sie stand auf diesen Typ Mann, ich jedoch wollte mit diesen verdammten Schönlingen nichts zu tun haben. Der Nachteil an der Geschichte? Wenn man in einer Stadt wie Malibu lebte, war es schwer, jemanden zu treffen, der kein Surfer, Rettungs- oder einfach nur Schwimmer war, oder nichts damit zu tun hatte, da sich hier das Wellenreiten anbot. Zumindest hatte ich es bis jetzt geschafft, einen deutlichen – riesigen – Bogen um diese Typen zu machen, die dachten, mit funkelnden Augen, brauner, gestählter muskulöser Haut und dem Aufblitzen weißer Zähne könne man alles ins Bett kriegen, was zwei Beine und eine Vagina hatte. Wobei ich mir ehrlich gesagt nicht sicher war, ob zwei Beine wirklich ein Kriterium darstellten.

Ich trat langsam an einen Tisch – der einzige, an dem eine einsame weibliche Person saß –, und betrachtete das Mädchen näher. Eine erwachsene Frau war es in meinen Augen nicht. Blitzschnell, wie mein Beruf es verlangte, scannte ich ihre Gestalt. Obwohl sie saß, war sie wesentlich größer als ich, sehr schlank und ... unscheinbar. Mir war bewusst, dass dies eines der vernichtendsten Worte war, um das Aussehen eines Menschen zu beschreiben, aber es war mir nun mal als Erstes in den Sinn gekommen. Sie hatte Sommersprossen auf der Nase und den Wangen und ihre Augen waren von einem leichten Grün, ungeschminkt. Offen gesagt sahen sie mich sehr schüchtern an. Ihr Haar war blond und schulterlang, mit den Spitzen ein wenig nach innen gebogen. Für meinen Geschmack zu langweilig, aber das war nicht mein Problem, ich musste diese Frau nicht heiraten. Sie trug ein gelbes, einfaches Trägeroberteil, das ihren Hautton, sie war sehr hell, trotz des Ganz-Jahres-Sommers hier in Kalifornien, noch blasser machte und sie ein wenig ... krank aussehen ließ. Dazu hatte sie helle Jeans mit Sneakers kombiniert. Sportlich war in Ordnung, fand ich. Wenn es gut zusammenpasste. Das Einzige, das mir auffiel und mir als Mann möglicherweise den Atem geraubt hätte, waren diese langen, pechschwarzen Wimpern, die mit ihrem eleganten Schwung nach oben gebogen waren. Nur, um mit ihren Enden die schönen, weiblich geformten Augenbrauen zu betonen. Dafür wäre allerdings ein klein wenig mehr Mühe nötig gewesen.

»Kelly?«, fragte ich nach der kurzen Bestandsaufnahme.

Sie nickte verunsichert. »Ja, die bin ich!«

»Hi, ich bin Hannah Stone«, erklärte ich, reichte ihr die Hand, und nachdem sie mich quasi kaum berührte, ließ ich mich auf dem Stuhl nieder. »Ihr Verlobter hat mich kontaktiert.«

»Ich weiß«, begann sie sofort aufgeregt zu erzählen. Offenbar – und das konnte ich sofort einschätzen – war ihr Verlobter ein Thema, bei welchem sie sich sicher fühlte. »Er denkt, wir brauchen jemanden, der uns die Hochzeit plant.«

Langsam hob ich eine Braue. Dieses Gespräch dürfte interessant werden. Ich bedeutete der Kellnerin, dass ich gerne ein Glas Wasser hätte – während eines Termins mit meinen Klienten trank ich niemals Alkohol, außer es ging um die Wahl des Champagners oder Tischweines.

»Und was denken Sie, Kelly?«

Verunsichert biss sie sich auf die Lippe, aber nicht auf die sexy, heiße, unschuldige Nummer, die ich schon tausende Male bei einer Braut gesehen hatte, wenn sie ihren Bräutigam zu etwas überreden wollte. Nein, bei ihr war es ein Zwang aus Unsicherheit. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte oder was ich – in ihren Augen – hören wollte.

»Ich denke, dass ich Hilfe brauche«, sagte sie schließlich mit leiser Stimme und knetete ihre Hände.

»Hilfe brauchen?«

»Nun ...« Mutmaßlich, um Zeit zu schinden, nahm sie einen Schluck von ihrem Wasser. »... ich bin nicht so gut ... in so etwas.«

»So etwas?«, fragte ich nach. Nein, ich würde es ihr nicht leicht machen. Nicht nach dem, was ihr zukünftiger Mann am Telefon veranstaltet hatte. Wie konnte so eine schüchterne, fast zerbrechlich wirkende Frau, etwas mit einem Freak wie dem Anrufer anfangen? Unbegreiflich, was Gott zusammenführte.

»Na ja, eine Hochzeit eben.«

»Aber Sie wollen heiraten?«, erkundigte ich mich kritisch und murmelte ein Danke an die Kellnerin, die mir mein Wasser brachte.

»Oh ja, das will ich!« Bei diesem Satz fand ihr Blick zum ersten Mal den meinen. Gut, immerhin etwas.

Sie senkte den Kopf wieder und ich fragte mich kurz, ob sie Angst vor ihrem Zukünftigen hatte oder einfach nur schüchtern war. Ihre Stimme schaffte es mich zu überzeugen. »Adam ist alles, was ich habe, ich bin so froh, dass er mich will!«, sagte sie und ich nickte leicht. Schon besser. Ich würde für niemanden die Hochzeitsplanerin spielen, wenn nicht für mich auf der Hand lag, dass Liebe vorhanden war. ›Zur Hölle, was denkst du da, Frau? Du willst diese Hochzeit gar nicht planen, schon vergessen?‹, schrie der Teufel auf meiner Schulter. ›Aber die Frau braucht Hilfe dabei, sieh sie dir doch an ...‹, jammerte der Engel herzzerreißend. Ah, Fuck!

»Kelly, wissen Sie«, begann ich, lehnte mich zurück und überschlug meine Beine. Mit Genugtuung bemerkte ich, dass einige der Männer den Blick nicht von ihnen wenden konnten. ›Siehst du Granny?‹, schrie ich in Gedanken. ›Man muss keine 90-60-90 haben, damit die Männer einen heiß finden.‹

›Warum hast du dann schon ewig keinen Sex mehr gehabt?‹, spottete der Teufel.

»Ich kann Ihnen helfen, diese Hochzeit auf die Beine zu stellen«, sagte ich langsam und mit gedämpfter Stimme, denn ich hatte das Gefühl, alles andere würde sie verschrecken, »Aber ein bisschen Zutun von Ihrer Seite aus brauchen wir schon.«

»Oh, Adam wird uns helfen, was die Entscheidung angeht.«

Verwundert hob ich wieder meine Brauen. »Haben Sie denn keine Vorstellungen?«

»Meine einzige Vorstellung ist, Adam zufriedenzustellen, damit er glücklich ist.«

Was? Oh mein Gott! Ich kannte diesen Typ Frau.

A: Sie wollten alles, was ihr Freund oder zukünftiger Ehemann auch wollte, um ihn nicht sauer zu machen. B: Konfrontation und Willensstärke waren ihnen ein Fremdwort, und C: Diese Menschen eigneten sich hervorragend zum Herumkommandieren, da sie absolut unterwürfig und devot waren. Himmel, ihr Verlobter war sicherlich ein herrischer Idiot mit einem derartig gigantischen Bierbauch, dass er seinen eigenen Schwanz nicht sehen konnte. Mit Halbglatze, die einen konstanten Sonnenbrand aufwies und fauligem Atem.

›Gott, Stone, reiß dich zusammen, du kannst doch diese Frau nicht in eine Schublade stecken!‹, heulte der Engel auf und schlug die Hände über seinem Heiligenschein zusammen.

›Doch, weil sie meistens recht hat!‹, setzte der Teufel dagegen und lachte böse.

Nachdem wir mehrere Augenblicke geschwiegen hatten, sah sie hoch. »Sie machen es doch, oder?«, fragte sie nun vorsichtig. »Adam war sich sicher, dass Sie Ja sagen würden.«

Adam war sich sicher? Himmel. Idiot! Ich würde Nein sagen, aber so was von Nein. Ich würde ihr erklären, dass die Chemie einfach nicht stimmte und ich sie mit einer Planerin mit etwas weniger Klasse – nein, das wäre zu fies und geschäftsschädigend – einer Planerin mit den gleichen Vorstellungen, bekanntmachen würde. Ja, ja! Ja, das wäre gut. Und richtig. Egal wie mich dieser Mann schon am Telefon mit seinen Aussagen gereizt hatte. Selbst jetzt – obwohl er nicht mal im selben Raum war. Selbstgefälliges Arschloch.

»Aber sicher mach ich es, Kelly. Geben Sie mir Ihre Visitenkarte, ich schicke Ihnen und Ihrem Verlobten den Vertrag zu.« WAS? Der Teufel lachte dröhnend auf meiner Schulter. Mein Engel schlug die Hände vor das Gesicht und murmelte ein: ›Wir sind am Arsch!‹ Fast zum Schmunzeln, wäre das hier nicht eine verdammt beschissene Situation gewesen. »Ich meine ...« Sie unterbrach mich.

»Danke. Vielen, vielen Dank. Adam hat mir versichert, dass Sie einwilligen und ich es auch alleine schaffen würde, Sie von uns zu überzeugen. Wissen Sie, er hat sich für den ersten Termin mit der ursprünglichen Planerin schon freigeschaufelt und jetzt konnte er so kurzfristig nicht. Aber er hat es mir versichert und mich ermutigt und ich habe es tatsächlich geschafft!« Glücklich sprudelten die Worte aus ihr hervor und zwangen mich, den Teufel zu begraben und die Menschlichkeit und Fürsorge siegen zu lassen. Super, ihr Adam. Wenn er sich schon so für sie einsetzte, was wäre wohl passiert, wenn ich Nein gesagt hätte?

Schmallippig und sauer auf mich selbst – aber in meiner Professionalität würde ich es mir nicht anmerken lassen –, lächelte ich. »Wie heißt denn Ihr Adam richtig?«

Jetzt, wo sie an ihn dachte, sah sie fast hübsch aus.

»Adam? Er heißt Adam Moore!«, sagte sie mit leiser, aber relativ fester Stimme.

Diesen Namen hatte ich in letzter Zeit mehrmals gehört und innerlich fluchte ich haltlos, während ich mein Lächeln ihr gegenüber aufrecht hielt. Verdammter Mist!

Der Teufel brach in Gelächter aus und tanzte Samba auf meiner Schulter.

* * *

Hannah

Mit meinem Füllfederhalter tippte ich auf die Platte meines großen Holzschreibtisches, an dem ich saß. Ich bedachte mein E-Mail-Programm mit einem vernichtenden Blick und haderte mit mir, ob ich den Vertrag wirklich schicken sollte. Kelly hatte mir gestern Abend noch die Visitenkarte ihres Verlobten gegeben. Natürlich sollte ich mit ihm in Kontakt treten, statt ausschließlich mit ihr zu verhandeln, und ich fragte mich, ob das jetzt die ganze Planungsphase über so laufen würde. Die einzige, wirklich eigenständige Information, die ich aus ihr herausbekommen hatte, war die, dass der Termin im Oktober stattfinden würde. Nichts über die Wünsche der Lokalität, des Essens oder andere Dinge, die für eine Hochzeit maßgeblich waren. Das machte nichts, solange der Vertrag nicht von beiden Parteien unterschrieben war, würde sowieso nichts passieren. Ein weiterer Grund, weshalb ich diesmal, statt wie sonst den von mir unterschriebenen Vertrag per Post zu schicken, nur das PDF übermittelte und zuerst die Unterschrift von meinem Klienten forderte. Außerdem – und dabei lachte der Teufel auf meiner Schulter – hatte ich eine weitere Klausel eingefügt, welche besagte, dass ich – sollte es unüberbrückbare Differenzen geben – binnen 30 Tagen aus der Vereinbarung austreten konnte. Warum ich das getan hatte, wusste ich nicht, aber ich fühlte mich abgesichert. Als ich in meinem Mund Blut schmeckte, da ich mir so heftig auf die Unterlippe gebissen hatte, dass sie aufgerissen war, betätigte ich die rechte Maustaste und schickte die E-Mail ab.

Fuck. Fuck. Fuck!

Hektisch, wie ein Pirat, der ein Schiff auf dem Meer sichtete, versuchte ich in meinem E-Mail-Programm die Nachricht zurückzurufen, was genau so lange klappen würde, bis er sie noch angeklickt hatte.

Nachdem ich die Lesebestätigung von seinem Account innerhalb 30 Sekunden auf meinem Bildschirm vor mir sah, ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken.

»Das ist ja klasse gelaufen«, murmelte ich mir selbst zu und schreckte hoch, als mein Telefon läutete. Fuck! Nein. Ich wollte nicht rangehen ... oder? Niemals hatte er so schnell den Vertrag gelesen, also war es wohl ungefährlich. War es doch, oder?

»Miss Stone«, sagte die melodische, tiefe Stimme am anderen Ende. »Soeben habe ich Ihren Vertrag erhalten.«

Setz dich gerade hin!, wies ich mich in Gedanken zurecht und streckte den Rücken durch.

---ENDE DER LESEPROBE---