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100 Impulse zur Persönlichkeitsentwicklung, Selbstanalyse und zum Nachdenken für Männer. Findest Du Dich hier wieder? • Du suchst nach Orientierung, willst Dich weiterentwickeln und weißt nicht, wo Du den Hebel ansetzen sollst. • Du willst kein starres Regelwerk lernen, sondern ermutigt werden, Deine eigenen Lebensregeln zu definieren. • Du möchtest Deine Stärken und Deinen Charakter entwickeln, Selbstbestimmung lernen und Deine Persönlichkeit formen. • Du willst das Bild von Dir als Mann selbst gestalten und Dich nicht Modeerscheinungen unterwerfen. • Du bist die Verteufelung der Männlichkeit leid und willst einen gesunden und kraftvollen Zugang zum Mannsein lernen. • Du willst Dir ein stabiles und zeitloses Selbstbild erschaffen. • Du möchtest ein starkes Fundament bauen, um Deine Überzeugungen, Ansichten und Bedürfnisse in Deiner Welt zu behaupten. • Du stehst im Berufsleben, bist Ehemann, Vater und Freund, und möchtest Deinen Fokus schärfen, was Deine Standpunkte und Leidenschaften betrifft. • Du willst Deiner Partnerin ein gleichberechtigter Partner sein, weil Du weißt, wer Du bist und was Du willst. • Du möchtest Deinen Kindern das Vorbild sein, das Du selbst gern gehabt hättest. • Du strebst danach, ein erfolgreiches, selbstbestimmtes Leben zu führen, das auf starken Prinzipien und Deiner männlichen schöpferischen Kraft beruht. • Du brauchst einen Kompass, der Dich durch die Stürme des Lebens leitet und Dir Sicherheit gibt. … dann findest Du Deine Antworten in MAN POWER! Was macht MAN POWER anders als herkömmliche Männerlektüre? Gernot Blümel geht als Autor davon aus, dass Männer im Grunde sehr ungern Befehlsempfänger sind, weil sie dadurch eher auf stur schalten und deshalb auch keine Ratgeber und Regelwerke in dem Sinne brauchen. Schon garnicht brauchen sie Verkleidungen, Maskierungen oder Shows, die sie umsetzen sollen. Seiner Ansicht nach ist der richtige männliche Zugang der, sich selbst Befehle zu erteilen, sich selbst Regeln zu machen, sich selbst ein Bild zu machen und letztlich sich selbst der Ratgeber zu sein. Ein Mann braucht nicht so sehr Antworten, sondern die richtigen Fragen und Impulse, um selbst auf die richtige Fährte zu kommen. Denn wenn Männer Freiheit erfahren wollen, brauchen sie nicht wieder einen Käfig, innerhalb dem sie sich bewegen sollen, sondern das Feld der Möglichkeiten, aus denen sie wählen können. Hol Dir Dein MAN POWER – und finde Dich selbst!
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Gernot Blümel
Gernot Blümel wurde am 30. September 1983 geboren. Nach der Matura studierte er Jazz und Popularmusik, Hauptfach E-Gitarre. Seit 2012 betreibt er eine private Gitarrenschule.
Weiters absolvierte Gernot Blümel 2017 die Ausbildung zum EFT-Praktiker und beschäftigt sich seitdem intensiv mit männer-relevanten Themen. Der glücklich verheiratete Vater zweier Töchter lebt und arbeitet im südlichen Niederösterreich als Musiker und Autor.
Impressum
Gernot Blümel
Brodtischgasse 16
2700 Wr. Neustadt
Österreich
1. Auflage
Text: © Copyright 2024 by Gernot BlümelCover: Gernot BlümelLektorat, Korrektur: Astrid Blümel
www.gernotbluemel.com
Reviews
… sind eine großartige Möglichkeit, den Autor und dieses Buch zu unterstützen. Wenn du deine Meinung und Erfahrungen zu diesem Buch teilen möchtest, freue ich mich über deinen Review direkt auf der Produktseite zu diesem Buch!
Der Inhalt dieses Buches darf weder vollständig noch auszugsweise in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Für die Männer, die ihre Männlichkeit in sich selbst finden wollen, anstatt sie im Außen zu suchen.
Und besonders für die zukünftigen Männer meiner Töchter.Ich beobachte euch.
Inhaltsverzeichnis
Gernot Blümel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Über die Arbeit mit diesem Buch.
1. Was in meiner Macht liegt.
2. Meine Reaktion, meine Entscheidung.
3. Ist es wichtig?
4. Mein Kompass.
5. Nein.
6. Ich habe eine Meinung.
7. Ich habe keine Meinung.
8. Was Wert hat.
9. Fortschritt versus Erfolg.
10. Ich bin, was ich tue.
11. Ich stelle mich infrage.
12. Beherrsche deine Launen.
13. Verantwortung.
14. Vergleich ist Selbstmord.
15. Sei nachsichtig und gerecht.
16. Macht es das jetzt besser?
17. Vergib.
18. Sei fruchtbar.
19. Lerne.
20. Leistungsspitzen vs. Kontinuität.
21. Ziehe Grenzen.
22. Sei kein Lemming.
23. Versuche, das Gute im Menschen zu sehen.
24. Nimm deinen Platz ein.
25. Beschwere dich nicht.
26. Heische nicht nach Lob.
27. Sei der Mann, den du gerne als Vater gehabt hättest.
28. Sei deine beste Version.
29. Tue Dinge, die dich stärken.
30. Über den Umgang mit Kritik.
31. Halte dich körperlich funktional.
32. Mach dir bewusst: Dich gibt es nur ein Mal.
33. Gib nicht jedem Wollen nach.
34. Höre dir selbst mehr zu.
35. Mut zu Fehlern.
36. Ich kann nicht alles sein.
37. Sei dir bewusst: Du wirst sterben.
38. Stärke deine Stärken.
39. Fordere dich heraus.
40. Praktiziere Dankbarkeit.
41. Was ist erfüllend?
42. Bitte um Hilfe.
43. Was ist es, dieses Selbstbewusstsein?
44. Erdung.
45. Reanimiere dich.
46. Lerne aus Hindernissen.
47. Bringe Dinge zu Ende.
48. Halte Dinge aus.
49. Handle mit Absicht.
50. Tu es.
51. Sei beständig.
52. Sei der Herr in deinem Geist und Körper.
53. Das echte Leben.
54. Was ich alles nicht brauche.
55. Erinnere dich, wie alt du bist.
56. Würdige deine Narben.
57. Kläre deine Motive.
58. Seelenwunsch vs. Egowunsch.
59. Mache die Dinge gut.
60. Sei da.
61. Lebe in der echten Welt.
62. Tue Dinge, als wäre es das letzte Mal.
63. Sei das Ziel.
64. Sei realistisch.
65. Erfinde keine Ausreden.
66. Halte länger durch als das Problem.
67. Sei ein Vorbild.
68. Arbeit mit dem, was du jetzt hast.
69. Aus dem Schatten treten.
70. Über Disziplin.
71. Schliesse Vergangenes ab.
72. Sieh die Dinge, wie sie tatsächlich sind.
73. Loyalität.
74. Erzähle nicht allen alles.
75. Aufgeben gibt es in Wahrheit nicht.
76. Sei flexibel.
77. Sieh die Dinge wie zum ersten Mal.
78. Welches Niveau kann ich halten?
79. Mach gewisse Dinge nur für dich.
80. Liebe dich selbst.
81. Sei verbindlich.
82. Sei ein „Feminist“.
83. Repariere Dinge.
84. Setze Prioritäten.
85. Worüber rege ich mich auf?
86. Sei würdevoll.
87. Ruhe bewahren.
88. Handle so, als würde dich dein Ideales Ich beobachten.
89. Das normale Leben.
90. Schütze deine Privatsphäre.
91. Emotionen leben.
92. For Sweets.
93. Sei ein Beschützer.
94. Hör auf, Leute überzeugen zu wollen.
95. Meine Bedürfnisse.
96. Spüre dich wieder.
97. Sei deiner Partnerin ein Partner.
98. Dämonen.
99. Definiere dich selbst.
100. Sei der Unterschied.
Vorwort.
Ich bin kein Therapeut und kein Coach.
Ich erhebe nicht mahnend den Zeigefinger, schreibe dir nicht vor, dass du etwas auf eine bestimmte Weise lösen sollst, dass du einen Plan verfolgen musst und – das ist das Beste – ich gehe auch nicht davon aus, dass mit dir irgendetwas nicht stimmt. Insofern gibt es auch nichts zu behandeln, aufzuarbeiten oder sich vorzunehmen.
Ich schlage auch nicht vor, dass du dich verändern sollst, wie es in vielen Ratgebern empfohlen wird. Oder, dass du dich in Bezug zu etwas außerhalb deines Selbst inszenieren sollst – wie etwa Selbstvertrauen vorgaukeln oder dich zum Womanizer des Jahres zu formen.
Was mich dazu befähigt, einen „Ratgeber“ für Männer zu schreiben? Nun, ich bin ein Mann.
Und ich beobachte. Schon lange. Ich lese viel. Auch schon lange. Ich habe eine Ausbildung zum EFT Practitioner gemacht und ich habe mich in dem Zuge auch mit vielen Aspekten zum Thema „Emotionen von Männern“ beschäftigt. Ich bin Ehemann. Ich bin Vater. Ich bin Bruder. Ich bin Freund.
Also, anders gesagt: Warum sollte ich kein Buch für Männer schreiben? Das wäre fast so, einem Wolf zu sagen, er dürfe kein Buch für Wölfe schreiben.
Worum es hier geht?
Um Entwicklung. Nicht um die Form von Entwicklung, die heute oft von Männern verlangt wird, nämlich „Bitte alles, bloß kein Mann sein“, sondern um die Entwicklung zu sich selbst. Sich selbst zu definieren. Es geht nicht darum, den Fokus auf Schwächen zu legen, wie es ebenfalls oft den Anschein macht, ganz so, als würde der Mann an sich nur aus Fehlern und Schwächen bestehen, sondern es geht darum, die Stärken des Männlichen auszuarbeiten. Es geht nicht darum, jemandem zu erklären, „So musst du dich als Mann verhalten!“, sondern darum, dass du dein eigenes männliches Verhalten entwickelst.
Was ich hier zusammengetragen habe, sind Beobachtungen, Überlegungen, philosophische Einflüsse aus dem Stoizismus, aber auch ein ganz schlichter natürlicher Zugang – hey, wir sind als Männer geboren! Was sollen wir denn anderes sein als Männer? Was ist in uns angelegt? Wozu sind wir gemacht?
Es geht um ein Ablegen der generalisierenden Vorwürfe seitens des Emanzentums, ein Ablegen von nicht artgerechten Anforderungen an den Mann. Es geht darum, einen Blick hinter die vielen aufgesetzten Masken (ob von einem selbst oder durch Hypes und Modeerscheinungen) zu gewinnen. Und es geht darum zu verstehen, dass wir Männer absolut in Ordnung sind. Nicht darum, dass wir perfekt sind. Aber in Ordnung in der Hinsicht, dass wir schlicht und ergreifend menschliche Wesen sind, die mit einem X- und Y-Chromosom geboren wurden. Dass wir angeborene sowie erlernte Eigenschaften haben – und manchmal auch in uns hineinmanipulierte Eigenschaften.
Es geht darum, Ordnung in sich hineinzubringen und sich aus den Verwirrungen, die heutzutage so oft herrschen, herauszuentwickeln.
Es geht nicht um eine Inszenierung oder ums Rechtfertigen, es geht nicht darum, sich seine angebliche „Toxizität“ auszuexorzieren. Es geht darum, dass der Mann – vorausgesetzt, er ist sich seiner Männlichkeit und allem, was damit einhergeht, bewusst – sein Glück nicht im „Anderssein“ sucht, sondern im „Er-selbst-Sein“.
Stell dir vor, ich wäre ein Freund, der seine Überlegungen mit dir teilt. Nimm dir auf deinen Weg das mit, was dir dient. Ich möchte dich nicht überzeugen, sondern inspirieren. Mach dir selbst Gedanken. Schreib sie auf. Erkenne dich selbst.
Über die Arbeit mit diesem Buch.
Angelesenes Wissen ist noch kein wirkliches Wissen. Man muss etwas in einem ausführlichen Maß durchdenken, infrage stellen, begreifen und letztlich ausprobieren, damit Wissen aus der Theorie in die Wirklichkeit geholt werden kann. Dorthin, wo es wirklich wirkt.
Dass ich mich als Autor mit dem Inhalt dieses Buches ausführlich beschäftigt habe, ist klar. Aber selbst ich habe das Gefühl, bei jedem Mal Lesen auf noch etwas und noch etwas draufzukommen; neue Aspekte zu entdecken, neue Situationen in meinem Alltag zu finden, in denen ich die Ideen aus diesem Buch umsetzen kann.
Lies dieses Buch. Und dann lies es nochmal. Und dann nochmal!
Überlege dir, was du davon brauchen kannst und was nicht. Mir ist vollkommen klar, dass nicht alles jeden Mann betreffen kann, aber es gibt sehr viele Themen, in denen du dich wiederfinden wirst.
Das Buch Man Power ist kein Ratgeber, der dir vorschreiben möchte, was du zu tun hast, um „ein Mann“ zu sein. Ganz im Gegenteil! Man Power möchte dich Selbstbestimmung lehren. Es will dich nicht mit Regeln kontrollieren, sondern dass du deine Lebensregeln selbst kontrollierst. Es will, dass du aus dem Autopilot-Modus in den bewussten Modus der Selbststeuerung wechselst.
Lies das Buch von vorne bis hinten durch oder schlage es irgendwo mittendrin auf – das spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist, dass du den Inhalt der Kapitel auf dein Leben und Erleben überträgst. Versuche, Zusammenhänge herzustellen, alte Muster neu zu denken; versuche, dich selbst in Bezug zu den Kapiteln zu stellen. Stelle dir Fragen, die du dir schon viel zu lange nicht oder vielleicht überhaupt noch nie gestellt hast.
Mach' dir selbst Gedanken, mach' dir Notizen, formuliere den Inhalt der Kapitel in deiner eigenen Sprache, auf dein Leben bezogen. Dazu dienen die Fragen, die ich ans Ende eines jeden Kapitels stelle.
Nach dem, ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wievielten Mal Lesen dieses Buches ist es bei mir mittlerweile so, dass mir im Laufe eines Tages in vielen verschiedenen Situationen immer wieder Überschriften, Ideen und Impulse aus diesem Buch einfallen.
Damit einhergehend wechsle ich ganz automatisch in den Selbst-bestimmungs-Zustand und falle viel seltener in den unbewussten Zustand des „Ich mache das jetzt so, weil ich es immer so gemacht habe“. Alte Muster, die mir nicht mehr dienlich waren, lösen sich immer öfter wie von selbst auf. Ich muss mich nicht gewaltsam verändern wollen, keine Listen abarbeiten, mir irgendwelche Affirmationen aufsagen oder Ähnliches. Allein die intensive Beschäftigung mit den Themen scheint auf natürliche Art alte Muster und Strukturen, die nicht mehr zu mir passen oder meine Entwicklung sogar behindert haben, zu ersetzen.
Eines der Hauptmerkmale von Evolution: Nicht durch Gewalt, sondern durch natürliche Anpassung und Herausforderung entsteht Verbesserung.
Und wirkliche, aus dem Inneren heraus entwickelte Veränderung kann man daran erkennen, dass sie so schleichend passiert, dass man es selbst kaum bemerkt – aber an den Reaktionen seiner Umwelt sieht man, dass sich etwas verändert hat.
Dieses Buch soll nicht ein Mal gelesen werden und dann im Regal verschwinden. Es soll dein Begleiter werden. Dein Freund.
1. Was in meiner Macht liegt.
Jeder Mann hat für einen Tag ein bestimmtes Maß an Energie zur Verfügung. Diese Energie sollte für alles reichen, was man über den Tag verteilt so treibt: Arbeit, Familienleben, soziale Kontakte, Hobbys.
Worin investiere ich diese Energie? Wo nutze ich sie sinnvoll und wo verschwende ich sie? Was gibt mir Energie und was kostet mich Energie? Komme ich mit meiner mir zur Verfügung stehenden Energie aus oder fühle ich mich am Ende des Tages ausgelaugt?
Wenn ich Energie verschwende, dann durch Dinge, die außerhalb meiner Kontrolle liegen:
Wenn ich mich über das Wetter beschwere; wenn ich Nachrichten verfolge, die mich belasten oder zumindest übergebührlich beschäftigen; wenn ich mich über andere Menschen ärgere; wenn ich mich in Dinge hineinziehen lasse, die mich gar nichts angehen; wenn ich mich mit Dingen beschäftige, auf die ich keinen Einfluss habe.
Alles, was nicht in meinem persönlichen Einflussbereich liegt, alles, was nicht in meinem Wirkkreis liegt, alles, was nicht in meiner Macht und Verantwortung liegt, kostet mich Energie. Die mir dann woanders fehlt.
Wenn ich mich um Dinge kümmere, die nicht in meiner Macht liegen, fühle ich mich über kurz oder lang schwach, vielleicht sogar ohnmächtig. Ich verliere die Dinge aus den Augen, die in meiner Macht liegen, werde unkonzentriert, ineffizient in den Bereichen, die wirklich mir obliegen. Ich werde unglücklich.
Ich habe festgestellt, dass einer der größten Energie-Killer für mich das Denken an den Outcome ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um berufliche Angelegenheiten oder Hobbys handelt. Sobald ich meinen Wirkkreis – also den Bereich, auf den ich tatsächlich Einfluss habe – verlasse, und mir Fragen stelle wie etwa, ob es jemandem anderen gefallen wird, ob es erfolgreich sein wird oder ob es sich verkaufen wird, komme ich ins Ungleichgewicht. Ich richte den Fokus, also meine gebündelte Energie, nicht mehr auf das Eigentliche, sondern auf Menschen und Eventualitäten, die außerhalb von mir liegen.
Ich beziehe mein Schaffen in dem Fall auf andere Personen, auf ein Urteil anderer und letztlich auf die Zukunft, auf die ich nur bedingt Einfluss habe. Alles, worum ich mich tatsächlich kümmern kann, ist, was ich jetzt gerade tue und wie ich es jetzt gerade tue. Ich kann meine Energie am besten bei mir halten, wenn ich mich stets frage: was liegt in Wirklichkeit in meiner Macht?
Aber was liegt in meiner Macht? Alles, was direkt mit mir zu tun hat.
Ich kann mich nicht um die gesamte Welt kümmern – ich kann nur in meiner eigenen kleinen Welt agieren. Ich kann mich um mich kümmern, um meine Familie. Ich kann meine Arbeit möglichst gut machen. Ich kann darauf achten, ein „guter Mensch“ zu sein. Ich kann fair und gerecht sein. Ich kann an mir selbst arbeiten, mich entwickeln, mich um meine Angelegenheiten kümmern. Ob das egoistisch ist? Nein. Es ist realistisch. Es ist echt und greifbar.
Was ändert es denn, wenn ich mich mit irgendeinem Leid auf der Welt beschäftige, auf das ich keinen Einfluss habe? Was ändert es denn, wenn ich den Regen beklage? Was ändert es, wenn mich die Meinung eines anderen aufregt? Gar nichts.
Was allerdings etwas ändert, ist, wenn ich mich um meine Angelegenheiten kümmere. Wenn ich mein Leben im Fokus habe. Wenn ich daran arbeite, dass in den Bereichen, auf die ich tatsächlich Einfluss habe, alles bestmöglich getan ist. Das ist groß genug.
Darum stelle ich mir so oft es geht die Frage: Liegt es in meiner Macht?
Was liegt in meiner Macht?
Was gibt mir Energie?
Was kostet mich Energie?
2. Meine Reaktion, meine Entscheidung.
Ereignisse sind Ereignisse.
Erst meine Interpretation macht etwas zu dem, wie ich es empfinde. Ob etwas eine Rolle spielt, ob es gewichtig ist, ernstzunehmend ist, ob es mich belastet, ärgert, beleidigt oder kränkt – ja, selbst, ob es mich überhaupt betrifft – all das liegt rein daran, wie ich etwas interpretiere. Wie ich also darauf reagiere.
Ob ich mich durch etwas geschwächt oder gestärkt fühle – es liegt an mir. Ob ich emotional positiv, neutral oder negativ geladen bin – es liegt an mir. Wie groß oder klein mir etwas erscheint – es liegt an mir.
Meine Macht liegt darin, zu wählen, wie ich auf etwas reagiere. Immer. Selbst in unangenehmen Situationen, wie etwa in einem Streit, gibt es diesen kurzen Moment, in dem noch „nichts ist“. Dieser Moment gibt mir die Chance zu wählen, wie der weitere Verlauf aussehen wird. Dieser Moment gehört nur mir und nur ich habe die Wahlmöglichkeit: In einem Streit könnte ich wählen, wirklich zuzuhören; zu verstehen, was mein Gegenüber eigentlich will. Ich könnte darauf aus sein, zu deeskalieren. Ich könnte aber auch in den Konflikt gehen. Aggressiv werden. Mich rechtfertigen und laut werden. All das sind Möglichkeiten, die mir nicht auferlegt werden, sondern die ich zu wählen habe.
Wie sieht es mit den vielen Alltäglichkeiten aus? Bei vermeintlichen Beleidigungen: Reagiere ich mit Gegenwehr, Rechtfertigung oder Gekränktsein darauf, so mache ich es zu meinem Thema.
Die vielen „Aufreger“, die es tagtäglich gibt, seien sie medial verbreitet oder durch Klatsch und Tratsch im Privaten – reagiere ich darauf, werden diese „Aufreger“ zu meinem Thema.
Und auf der anderen Seite stellt sich natürlich die Frage, ob ich bei Themen, die mich tatsächlich betreffen, angemessen reagiere oder dann, wenn es darauf ankommt, zu passiv bin. Denn auch das kennt man: Männer, die überall mitmischen, außer dort, wo sie gebraucht werden würden. Männer, die nicht angemessen auf die Herausforderungen des Alltags reagieren, aber auf das Spielergebnis ihres Fußballvereins. Männer, die nicht auf die Bedürfnisse ihrer Frauen reagieren, aber auf den Fleck am Autositz. Männer, die sich nicht den Geschichten ihrer Kinder annehmen, aber auf Instagram jedes dritte Reel kommentieren und liken.
Ich kann bestimmen, wie ich reagiere. Immer. Und ich kann bestimmen, worauf ich reagiere. Immer. Ich kann auch bestimmen, ob ich überhaupt reagiere. Erfordert jedes Ereignis und Erlebnis in meinem Leben tatsächlich eine Reaktion von mir? Können Dinge und Umstände vielleicht einfach so sein, wie sie sind, ohne dass ich etwas daraus mache? Kann es sein, dass meine Reaktion manchmal gar keine Rolle spielt?
Warum glaube ich, auf alles reagieren zu müssen?
Welche Dinge in meinem Leben erfordern wirklich eine Reaktion?
Was ändert meine Reaktion an Ereignissen, auf die ich keinen Einfluss habe?
3. Ist es wichtig?
Oder anders gefragt: Ist es essenziell? (lat.: essentia – Wesen; esse – sein)
Jeden Tag gibt es vermeintlich wichtige Dinge zu tun. Meine Arbeit ist wichtig; ich kaufe wichtige Dinge, ich konsumiere wichtige Dinge. Ich spreche über wichtige Dinge, denke wichtige Dinge und plane wichtige Dinge. Ich besorge wichtige Dinge und erledige wichtige Dinge.
So vieles vermittelt das Gefühl von Brisanz, einer großen Dringlichkeit. E-Mails müssen schnell beantwortet werden, schnell die Kinder von wo abholen, schnell was essen, schnell noch Sport machen, das noch schnell erledigen, schnell dieses, schnell jenes.
Aber bedeutet ein vollgefüllter Tag, dass wirklich alles wichtig ist, was ich tue? Das Ego kann sich dann an die Brust heften: „Boah! Was ich wieder alles erledigt habe!“
Aber was davon ist wirklich wichtig? Was ist wichtig für mein Ego und was ist wichtig für mein Sein, mein Wesen? Für meine Seele, wenn man so möchte. Was bedient mein Ego und was meine Seele? Tue, sage und denke ich all diese wichtigen Dinge, damit sich meine Seele gut anfühlt? Kaufe ich all diese Dinge, konsumiere ich all die Nachrichten, beschäftige ich mich mit all den ach so wichtigen Dingen, damit sich meine Seele gut anfühlt? Dass mein Wesen sich mit dem füllen kann, was es braucht?
Ich komme mehr und mehr dahinter, dass sehr vieles von dem, was meinem Ego wichtig ist, eigentlich nicht wichtig für mich ist; und manchmal sogar ungesund für mich ist – vielleicht nicht unbedingt körperlich, aber mental allemal.
Das Ego sucht im Außen. Es ist gierig, instabil, abhängig. Es will Lob, Anerkennung, mehr Erfolg, es will „dabei sein“. Das Ego will wichtig sein. Das Ego macht Dinge groß, die es persönlich nimmt, damit es dann rausposaunen kann, wie wichtig es doch ist. Damit es erzählen kann, was es doch alles tut und leistet. Wie toll es doch ist. Wenn es nur nach dem Ego ginge, würde ich vermutlich arbeiten, bis ich umfalle, Sport machen, bis ich vor Muskelkater nicht mehr gehen kann, und mich schleifen und immer wieder zu Höchstleistungen antreiben. Ob die Tätigkeiten sinnvoll sind, interessiert das Ego dabei nicht unbedingt. Denn dem Ego geht es in der Regel schlicht und ergreifend um „mehr“.
Aber mein Wesen braucht das nicht, um wichtig zu sein. Mein Wesen ist das, was ich wirklich bin. Wenn ich ehrlich bin, meinem Ego mal eine Auszeit befehle, was bleibt übrig? Ist dann alles noch immer so immens wichtig? Nein.
Es bleiben jedoch die richtigen Dinge übrig. Dass ich Freude an dem habe, was ich tue. Dass ich Frieden mit mir und in mir fühle. Dass ich für die Menschen, die eine Rolle in meinem Leben spielen, da bin. Dass ich mir und anderen eine Freude mache. Dass alles genau das richtige Tempo hat und nicht immer schnell gehen muss. Eine gewisse Stille im Kopf bleibt übrig. Herrliche Ruhe, da ich nichts tun muss, sondern tun kann.
Nicht für andere, sondern für mich. Nicht für die Bestätigung durch andere, sondern für mich. Und ein belustigtes Lächeln darüber, was das Ego doch alles ach so wichtig findet.
Was ist mir wirklich wichtig?
Wonach entscheide ich, was in meinem Leben wichtig ist?
Was entspricht meinem „wahren Sein“?
4. Mein Kompass.
Es kann heute ziemlich schwer sein, „on target“ zu bleiben. Die Möglichkeiten, sich ablenken zu lassen, sind einfach zu vielfältig. Informationen sind im Übermaß zugänglich, man wird mit Ratschlägen überhäuft, mit Meinungen, empfohlenen Lebensmodellen, mit Unterhaltung und Zerstreuung. Und was stimmt heute überhaupt noch? Wonach kann und soll man sich richten? Zu jedem Trend gibt es sogleich einen Gegentrend. Jeder möchte einen von seiner Meinung überzeugen, egal, worum es geht – vom Essen bis hin zu den Autos, die man fahren soll. Welche Kleidung man tragen soll, ja sogar, wie man sprechen soll. Schnell kann man seine eigene Linie aus den Augen verlieren, wenn man zu viel von außen aufnimmt.
Ein Kompass, der einen bei sich hält – das braucht man als Mann.
Wir haben Kalender, nach denen wir uns richten, Pläne, die wir einhalten müssen, Meetings, Fortbildungen, gesellschaftliche Verpflichtungen, wir planen Urlaube und Reiserouten, wir tragen eine Uhr.
So vieles ist getaktet und geplant. Aber wie schaut es mit unserem höchstpersönlichen Kompass aus? Haben wir Meetings mit uns selbst, um uns auf den neuesten Stand zu bringen, zu planen, um uns zu verbessern?
Haben wir mit uns überhaupt einen Plan? Bilden wir uns an uns selbst weiter? Nehmen wir uns die Zeit für unsere eigene Fortbildung? Haben wir Verpflichtungen uns selbst gegenüber, die wir genauso ernst nehmen wie zum Beispiel berufliche Verpflichtungen?
Plane ich die Reise durch mein Dasein, wenn man es so nennen möchte? Und wenn ich auf meine Armbanduhr schaue: ist mir klar, dass das meine Zeit ist, die da läuft? Und wie genau nutze ich diese Zeit?
Der Kompass.
Ein Wegweiser, der beinhaltet, was meine Meinungen sind – über mich und das Leben, über das Miteinander, aber auch den Umgang mit mir selbst; welche Ansichten ich habe; was in meinem Leben eine Rolle spielen soll und womit ich mich beschäftigen möchte; was mir persönlich tatsächlich etwas bringt und was mir gut tut – nicht jemand anderem.
Welche Anforderungen ich an mich stelle und was ich mir von anderen erwarte. Was sind meine Ziele? Worum dreht sich mein Leben? Woran glaube ich? Wie gehe ich durchs Leben, um eine Bereicherung für mich selbst und für meine Mitmenschen zu sein? Wie und womit komme ich auch durch die Stürme des Lebens, ohne die Orientierung zu verlieren? Und sollte ich sie mal verlieren, wie komme ich wieder zurück auf meinen Weg? Woran halte ich mich, wenn es mal nicht optimal läuft? Woraus schöpfe ich Kraft?
All das setzt voraus, dass ich mir die Frage gestellt habe, wohin ich in meinem Leben überhaupt möchte. Wie ich überhaupt sein will. Was meine Werte sind, was mein „Norden“ ist, mein Ideal, auf das ich mich kontinuierlich zubewegen möchte.
Was gibt mir meine Linie im Leben vor?
Welche Parameter enthält mein Kompass?
Was ist mein Ziel im Leben?
5. Nein.
Nein ist ein sehr machtvolles Wort. Es definiert Grenzen – für mich und für andere. Es wahrt Autonomie.
Nein zu sagen ist oft schwierig und doch ist es mein Recht. Nein, wenn ich gegen etwas bin. Nein, wenn ich mich mit etwas nicht beschäftigen will, das keine Relevanz für mich hat. Nein, wenn eine Grenze für mich übertreten wird. Nein, wenn ich etwas für mich als falsch definiert habe. Nein, wenn etwas gegen meine Überzeugungen ist. Nein, wenn ich überarbeitet und energiemäßig am Limit bin.
Mein Nein kann meine persönliche Freiheit wahren. Nein bedeutet nicht automatisch, dass man gegen etwas ist. Es kann auch bedeuten, dass mir etwas anderes wichtiger ist. Es kann eine Entscheidung für etwas ausdrücken. Ich muss nicht alles in mein Leben lassen, was für jemand anderen ein Thema ist. Ich muss mich nicht für alles interessieren und ich muss mich nicht als ein Teil von allem sehen.
Auch wenn es in manchen Erziehungstrends für Kinder nicht mehr „in“ ist, Nein zu sagen – gerade in der Erziehung eines Kindes zeigt sich die Bedeutung eines produktiven Neins. Man sagt zu einem Kind ja nicht Nein, weil man es drangsalieren oder quälen will. Meistens möchte man es vor etwas beschützen. Nein, wenn es vom zwei Meter hohen Kletterturm springen möchte. Nein, wenn es mit der Gabel in Augenhöhe herumwedelt. Nein, wenn es noch ein Stück Kuchen haben möchte (nach den ersten zwei Stücken). Ist man deswegen böse, unaufgeschlossen, spießig? Nein.
Man zieht eine Grenze zum Schutz.
Eine Grenze zu ziehen ist mein Recht als Individuum. Auch dann, wenn es oft den Anschein hat, als würde einem die Gesellschaft absprechen, selbst zu entscheiden, wozu man Nein sagen darf, und auf der anderen Seite wird einem befohlen, wozu man Ja sagen soll. Es scheint fast so, als sollte man erzogen werden. Als wäre man nicht in der Lage dazu, selbst entscheiden zu können. Doch das Recht, selbst zu entscheiden, wo meine Grenzen liegen, wo ich ein selbstbestimmtes Nein anbringen kann, um mich sowohl körperlich als auch psychisch vor Situationen zu schützen, mich von etwas abzugrenzen, das mir nicht gut tut, mich belastet oder in manchen Fällen gar nicht interessiert (auch das muss man sich eingestehen können!), ist immer noch mein Recht.
Wie oft in meinem Leben habe ich zu etwas Ja gesagt, das mir eigentlich widerstrebt hat? Das mich letztlich in eine Situation gebracht hat, in der ich nicht sein wollte? Wie oft habe ich meine Meinung nicht kundgetan, um vermeintlich Ruhe zu haben? Und nach dem Motto: Wer schweigt, stimmt zu, habe ich ein Ja zu etwas gegeben, wo ein Nein angebracht gewesen wäre. Wo ein Nein vielleicht sogar wichtig gewesen wäre, um eben eine starke, stabile Grenze festzulegen. Eine Grenze, die hörbar, sichtbar und verständlich ist. Und wenn man erwachsen ist und nicht mehr nur für sich selbst die Verantwortung trägt, ist es umso wichtiger, ein Nein klar definieren zu können. Zum Schutz seiner selbst und zum Schutz der Menschen, die einem wichtig sind.
Wer das Recht, Nein zu sagen, nicht nutzt, verliert mit der Zeit sein Hoheitsgebiet darüber. Er lässt seine Grenzen zu oft überschreiten und Dinge in sein Gebiet, die dort nichts verloren haben. Wer das Recht, Nein zu sagen, aufgibt, darf sich nicht wundern, dass Dinge mit ihm gemacht werden, die er eigentlich nicht will.
Mit einem Nein gibt man manchmal etwas von sich preis, das den anderen nicht passt. Aber was ist mir wichtiger? Meine eigene Autonomie oder die eines anderen?
Wonach bestimme ich meine Grenzen?
Wodurch wahre ich meine Grenzen?
Was hält mich davon ab, ein klares Nein zu artikulieren?
6. Ich habe eine Meinung.
Und ich darf eine Meinung haben.
Oft wirkt es so, als würde Männern ihre eigene Meinung abgesprochen werden; so, als hätten sie prinzipiell von nichts Ahnung oder als wären sie nicht zurechnungsfähig. Als hätten vergangene Generationen von Männern durch ihre Fehler das Recht auf eine Meinung verspielt. Anpassen an die Meinung anderer, an Bewegungen, Floskeln, Trends – das schon. Aber eine eigene, selbstgebildete, ehrliche Meinung? Das ist nicht so gerne gesehen. Da wird man als Mann schnell mal als „toxisch“, „narzisstisch“, „egomanisch“ oder „patriarchalisch“ gebrandmarkt.
Ich kenne nicht mehr viele Männer, die sich trauen, ihre eigene Meinung offen und ehrlich zu äußern. Nicht, um zu provozieren, über etwas herzuziehen oder mit übertrieben männlichem Gehabe etwas beweisen zu wollen. Einfach nur, weil sie sich selbst und eigenständig eine Meinung gebildet haben und zu dieser auch stehen. Nicht, um zu gefallen oder im Trend zu sein, sondern, um sie selbst zu sein. Männer, die Kraft aus ihrer Meinung schöpfen und nicht in Angst leben, mit ihren Meinungen in Ungnade zu fallen.
Viel öfter höre ich von Männern Sätze wie: „Das darf man ja gar nicht mehr öffentlich sagen, aber …“, „Ich denke mir schon oft …, aber das darf man heute nicht mehr …“, „Wenn man ehrlich ist, dann …, aber …“
Warum darf man das nicht? Wie viel Druck muss ausgeübt worden sein, um Männer dahingehend zu erziehen, dass sie Angst vor ihrer eigenen Meinung haben? Sodass sie hinter vorgehaltener Hand darüber sprechen müssen, aus Bammel davor, nicht der aktuellen Norm zu entsprechen, verurteilt oder sogar beschimpft zu werden?
Das Motto scheint zu sein: Alle dürfen eine Meinung haben – außer Männer.
Zu der Frage, wie sich ein Familienleben gestaltet, und ob es gut ist, dass die Mutter bei den Kindern bleibt, dürfen sie keine Meinung haben. Ganz so, als wären sie gar kein Teil der Familie. Über ihre Bedürfnisse dürfen sie sich nicht äußern – ganz so, als wären sie Bittsteller, die mit dem zufrieden sein sollen, was sie bekommen.
Männer dürfen Meinungen haben, was Sport betrifft, Autos, Hobbys. Aber in den entscheidenden Lebensthemen – wie Familienleben, Kindererziehung, dem Verhältnis zwischen Mann und Frau – sollen sie am besten die Klappe halten.
Jemandem seine Meinung abzusprechen bedeutet, ihn zu entrechten. Jemanden unter Druck zu setzen, eine Meinung von außen anzunehmen und die eigene abzustellen, bedeutet, dass er zu einem „Ausführenden“ wird, aber nicht zu einem „Gestalter“. Im schlimmsten Fall zu einem Sklaven. Klingt übertrieben? Ich denke nicht.
Das Recht auf eine eigene Meinung ist ein aktiver Prozess. Nehme ich das nicht wahr, pflege ich es nicht und verteidige ich es in gewissen Situationen nicht, geht es verloren.
Und es geht nicht darum, dass man sich heute das Recht auf eine Meinung erbittet, sondern dass man es sich nimmt. Für dieses Recht haben schon unsere Vorfahren gekämpft.
Alles, was wir tun müssen, ist nun dieses Recht auch zu nutzen und es nicht so lange zu ignorieren und zu vernachlässigen, bis es eines Tages verschwunden ist. Rechte gibt es nie geschenkt. Sie wollen verdient werden.
Auf welcher Grundlage bilden sich meine Meinungen?
Was muss ich tun, um eine stabile Meinung haben zu können?
Was tue ich, um mein Recht auf eine eigene Meinung zu wahren?
7. Ich habe keine Meinung.
Ich habe auch das Recht, keine Meinung zu haben. Ich muss mich nicht mit allem identifizieren, was irgendjemanden auf der Welt beschäftigt. Ich muss mich nicht in Themen hinein-pushen lassen und zu meiner Sache machen, obwohl sie das gar nicht sind. Ich muss nicht beanspruchen, alles zu wissen, bei allem die Kompetenz zu haben, überhaupt meinen Senf dazugeben zu können. Und ich muss nicht die Dringlichkeit verspüren, dass mir etwas wichtig ist, nur weil es jemand anders gerne so hätte oder weil es „der Gesellschaft“ aktuell wichtig ist.
Kurz gesagt, mir dürfen Dinge einfach egal sein. Egal – nicht im ablehnenden oder abschätzigen Sinn, sondern, dass mir diese Dinge schlicht und ergreifend gleichgültig sind.
Es ist mir egal, wie sich jemand kleidet, welches Lebensmodell er verfolgt, ob er Fleisch isst oder vegan lebt, ob sich jemand als Mann, Frau, Fuchs, Gurke oder sonst was identifiziert. Die sexuelle Orientierung, um die aktuell so viel Wind gemacht wird, ist mir ebenfalls gleichgültig.
Warum? Weil ich in einem, aus heutiger Sicht, recht konservativen Haushalt aufgewachsen bin, in dem es um Respekt und Gleichwertigkeit ging – und der in der Retrospektive offener, fairer und respektvoller war, als es oft heute der Fall ist. Da waren die Dinge recht klar:
Geht es dich was an? Dann sei aktiv, bringe dich ein, steh dazu, unternimm was. Du hast was angestellt? Steh dafür gerade, komm dafür auf. Es ist dir wichtig? Setze dich dafür ein. Du willst was ändern? Dann ändere es.
Geht es dich nichts an? Dann halte dich raus und kümmere dich um deine Angelegenheiten. Dir passt nicht, was jemand sagt oder tut? Dann gib dich nicht mit demjenigen ab. Und ein Satz meiner Großmutter, der noch heute in meinen Ohren klingt: Kehre vor deiner eigenen Türe.
Es geht mich in Wahrheit gar nichts an, was irgendwo jemand macht, isst oder wen er liebt. Es geht mich gar nichts an, ob jemand lieber Mann, Frau oder was anderes wäre. Ich habe gar nicht die Ausbildung und Kompetenz, zu allem eine qualifizierte Meinung zu haben! Und wenn es mich nichts angeht, brauche ich auch keine Meinung zu haben. Es steht jedem frei, sein Leben so zu gestalten, wie er möchte; sich um das zu kümmern, was ihm wichtig ist; seine eigenen Prioritäten zu setzen. Aber es steht nicht jedem frei, mich zwingen zu wollen, eine Meinung zu einem Thema zu haben, das mich weder interessiert noch betrifft, geschweige denn, mich einer Meinung unter Zwang anzuschließen.
Da ist die Grenze. Ich möchte nicht Teil von Bewegungen sein, die mit mir nichts zu tun haben; ich möchte nicht jemanden „feiern“ müssen oder „stolz“ auf ihn sein müssen, weil er sein Leben so lebt, wie er es für richtig hält. Ich erwarte mir ja auch nicht, dass jemand eine Flagge für mich schwenkt, nur weil ich mit mir zufrieden bin. Ich möchte nicht aus Solidarität mit Einzelnen in Hysterie verfallen müssen. Und all das nur, weil ich eine Meinung – die „richtige Meinung“ – haben soll.
Denn ich habe auch das Recht, keine Meinung zu haben. Das ist zu respektieren.
Warum sollte ich zu allem eine Meinung haben?
Was tue ich, um zu unterscheiden, ob mich etwas belangt oder nicht?
In welchen Bereichen habe ich die Qualifikation, eine Meinung zu haben?
8. Was Wert hat.
Das Tool der Negativvisualisierung kann sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, den Wert von Dingen und Umständen in meinem Leben genauer zu betrachten. Negativvisualisierung ist heute nicht besonders angesagt, weil ja alles maximal positiv gesehen werden soll.
Aber ich meine damit auch gar nicht, sich furchtbare Ereignisse wie etwa Tod, Verderb und Niedergang auszumalen. Ganz im Gegenteil. Es ist eine Form der Meditation, die dazu dient, möglichst emotionslos hinzuschauen und zu verstehen, was für mich Wert hat.
Wenn ich nur 5 Dinge in meinem Leben behalten dürfte, da aber die freie Wahl hätte – welche wären das?
Wenn ich nicht das gesamte Internet als Informationsquelle zu Verfügung hätte, sondern mir eine eigene Bibliothek anlegen würde – mit welchen Informationen würde ich diese füllen?
Wenn ich Hunger leiden müsste – was wäre dann von Wert für mich? Wenn mir kalt wäre? Wenn ich Durst hätte?
Wenn ich Sorgen hätte und nur mit einer Person darüber reden dürfte – wer wäre das?
Wenn ich noch einen Tag zu leben hätte – was würde ich an diesem Tag tun?
Diese Methode hilft mir ungemein, mich zu erden, auf den Boden zu holen, zu filtern und Wertschätzung zu praktizieren; zu sehen, was wirklich wertvoll ist in meinem Leben.
Und bei Dingen, die käuflich zu erwerben sind, stelle ich mir noch andere Fragen, abseits des monetären Wertes: Was nützt es mir? Erleichtert es mir etwas? Hilft es mir, mich zu entwickeln? Kann ich damit etwas umsetzen, was ich sonst nicht könnte? Verbessert es mein Leben?
Einen Blick hinter die Aufmachung von all diesen Dingen zu werfen, das erscheint mir sinnvoll. Denn auf den ersten Blick ist so vieles wertvoll; man meint, so vieles zu brauchen. Doch was ist, wenn ich hinter die tollen Werbungen und Versprechen schaue? Was ist, wenn ich die Testimonials ausblende? Was ist, wenn ich den Wert von Dingen nicht von ihrem Preis, sondern von ihrem Nutzen abhängig mache?
Warum sonst kann ein Buch um 12 Euro ein Leben verändern und ein Smartphone um 2000 Euro völlig wertlos sein?
Was hat wirklich Wert für mich?
Woran bemesse ich den Wert von Dingen?
Ist Wert wirklich mit Preis gleichzusetzen?
9. Fortschritt versus Erfolg.
Der Begriff Erfolg hat für mich etwas Endliches, etwas Abgeschlossenes. Ich mache dies und irgendwann erfolgt jenes. Ein Ziel zu erreichen, sozusagen.
Und jetzt, mit 40 Jahren, merke ich, dass ich in Wahrheit in keinem Bereich meines Lebens je zu diesem tatsächlichen Abschluss gekommen bin. In der Schule war das Ziel die Matura. Doch was war dann? Wusste ich danach „alles“? War ich deswegen besonders gescheit, war ich dadurch besonders reif?
Nein. Es war nur ein Zwischenschritt. Dann kam das Studium. Was war danach? War ich deshalb wirklich bereit dazu, den Beruf in all seinen Facetten auszuüben? Nein. Ich musste erst selbst lernen, das Berufsleben an sich in den Griff zu bekommen. Eine Beziehung eingehen, mit jemandem zusammen sein, zusammenleben, eine Familie gründen, die Familie versorgen, die Kinder erziehen, sich selbst neu kennenlernen, wachsen, adaptieren, aus Fehlern lernen. Jeder „Erfolg“ war ein Zwischenschritt für die nächste Herausforderung, und nur der Fortschritt – das Voranschreiten in einem Thema – ermöglichte mir tatsächliche Entwicklung.
Es ist im Leben überall das Gleiche, egal ob im Beruf, im Familienleben oder bei Hobbys: Beginnen, dranbleiben, lernen, Fehler machen, Probleme lösen, etwas schaffen, ein neues Projekt beginnen, …
Ich stelle mehr und mehr fest, dass der Prozess an sich der Erfolg ist. Der Fortschritt, das Dranbleiben, das „In-etwas-drin-Sein“, das „Immer-weiter-Gehen“. Denn egal wobei, es gibt immer noch etwas zu tun. Noch etwas zu lernen. Man kann noch besser werden. Man kann neue Details erkennen. Neue Techniken anwenden. Es endet nie. Also kann nur der Fortschritt an sich der Erfolg sein.
Der Erfolg ist, wie tief ich in etwas vordringe. Wie konzentriert ich dranbleibe. Wie hartnäckig ich bin. Wie ich mit Rückschlägen umgehe und wie ich daraus lerne. Wie sehr es mich erfüllt. Wie viel Kraft ich daraus ziehe. Wie diszipliniert ich dabei bin. Ob ich auch weitermache, wenn ich eigentlich zwischenzeitlich nicht mehr will. Wie professionell ich werden kann.
Und genau darin liegt auch meine Kontrolle. All das liegt bei mir. All das steuere ich selbst. Mache ich die Dinge, die ich tue, rein davon abhängig, wie viel Geld ich damit verdiene oder wie groß die Beachtung dafür ist, die ich bekomme, ist es sehr leicht, einfach aufzuhören.
Denn möglicherweise werde ich für manches nie Geld oder Beachtung erlangen. Möglicherweise werde ich den Erfolg von außen nie bekommen. Möglicherweise werde ich nie Lob für etwas bekommen.
Möglicherweise aber schon. Das kann ich nicht, oder nur in geringem Maße, beeinflussen. Was ich aber beeinflussen kann, ist mein eigener Fortschritt. Der ist messbar für mich. Das ist der Maßstab meines tatsächlichen Erfolgs.
Wo in meinem Leben mache ich konstant Fortschritte?
Was ist Erfolg für mich?
Woran bemesse ich meinen Erfolg?
10. Ich bin, was ich tue.
Reden kann man viel. Über das, was man vorhat, irgendwann mal vielleicht machen möchte, was man sich wünscht, was wichtig und richtig wäre, wie viel Sport man machen sollte, was man alles lernen könnte, über mögliche berufliche Veränderungen, persönliche Themen, Beziehungsthemen, …
Aber all das spielt sich nur in meinem Kopf ab. All das sind bloß Möglichkeiten, aber keine Tatsachen.
Es kann passieren, dass man sich mit seinen Gedanken so stark beschäftigt und schließlich identifiziert, dass man die Realität aus den Augen verliert. Das sind die Episoden im Leben, wo man einen Ratgeber nach dem anderen liest, aber nichts in die Umsetzung bringt. Wo man über viele Dinge ausgiebig philosophieren kann, aber nichts davon im echten Leben zur Anwendung bringt. Wo man sich noch so viele „how to“-Videos anschaut, aber einfach nicht ins Tun kommt.
Meine Wünsche und Vorhaben sagen rein gar nichts darüber aus, wer oder was ich in der Wirklichkeit bin – auch wenn ich noch so viel Energie fürs Nachdenken, Planen und Wünschen aufbringe. Da kann ich noch so viele Ratgeber lesen, noch so viele Vorsätze, noch so viele Wünsche und Pläne haben. Denn letztlich bin ich immer nur ein Produkt meiner Taten. Meiner Gewohnheiten. Gewohnheiten schaffen Realität. Das, was ich regelmäßig mache, über Wochen, Monate und Jahre, bestimmt, wer ich bin. Es kommt rein auf mein Tun an.
Und noch wichtiger: Es geht um das richtige Tun – also das Tun der richtigen Dinge. Denn Tun ist nicht gleich Tun:
Ich werde nicht fitter, wenn ich bloß darüber rede; ein besserer Partner, wenn ich darüber rede. Ich werde mich nicht beruflich verbessern können, wenn ich nur darüber nachdenke, was alles sein müsste, damit sich etwas verbessern könnte. Ich werde nicht gesünder essen, wenn ich mir bloß ein Kochbuch kaufe. Ich werde kein besserer Tennisspieler, nur weil ich mir einen High-End-Schläger kaufe.
Das Tun, das mit der tatsächlichen Entwicklung zu tun hat, ist entkoppelt von den Dingen, die ich mir kaufen kann. Es geht dabei nur um mich. Alles andere sind Ausreden, wenn ich ehrlich zu mir bin. Brauche ich wirklich 200-Euro-Schuhe, um mit dem Laufen zu beginnen? Brauche ich eine 2000-Euro-Gitarre, um mit dem Üben anzufangen? Brauche ich sündhaft teure Markenkleidung, um attraktiv zu sein? Wohl kaum. All das sind bloß Vorwände, um mein Tun hinauszuzögern.
Um Veränderung und Entwicklung zu schaffen, muss ich immer den entscheidenden Schritt machen, ins Tun zu kommen. Es gibt keine Abkürzungen, keine Geheimnisse, keine „Hacks“.
Der „Hack“ ist, es zu tun. Und man selbst kann sich auch nur an dem messen, was man tut und getan haben wird.
Welche Realität erschaffe ich durch mein tägliches Tun?
Was will ich mit meinem Tun bewirken?
An welchen Taten werde ich mich einst messen?
11. Ich stelle mich infrage.
Ich stelle nicht meine Existenz infrage, nein: aber was ich in meinem Leben so tagein, tagaus treibe. Meine Gedanken, meine Taten, meine Werte. Wie ist mein soziales Verhalten; wie bin ich als Ehemann und Vater, als Freund? Wie verhalte ich mich in meinem Beruf? Bin ich fair und gerecht, offenherzig, oder bin ich engstirnig und unflexibel geworden? Bin ich festgefahren? Gehe ich insgesamt in die für mich richtige Richtung? Und: Wie gehe ich mit mir selbst um?
Ich stelle mich infrage, nicht um Unruhe und Unsicherheit, Instabilität und Wankelmut in meinem Leben zu erzeugen, sondern, um mit mir selbst up to date zu sein. Um, sozusagen, immer in der neuesten, und, wenn möglich, besten Version von mir zu sein.
Das Leben ist ein Prozess. Es wandelt sich immer. Was vor einem Jahr noch gut für mich gewesen sein mag, kann heute vielleicht nicht mehr optimal für mich sein. Mein Lebenswandel, meine Prioritäten und meine Weltanschauungen waren als 20jähriger sicher anders als all das heute für mich ist. Was vor ein paar Jahren für mich Sinn gemacht hat, muss nicht zwangsläufig immer noch Sinn für mich machen.
Es ist für mich immer sehr traurig zu sehen, wenn Männer in einer alten Version von sich feststecken und nicht mit sich selbst und ihren Lebensphasen mitgegangen sind.
Ich reflektiere. Wenn möglich, ungeschönt und ohne Ausreden. Da kann es auch sein, dass ich mir eingestehen muss, dass ich etwas grundlegend falsch gemacht habe; dass ich unfair war; dass ich mich dumm verhalten habe; dass ich mich unangemessen verhalten habe. Genauso ist es aber wichtig, mich zu freuen und zu würdigen, wenn ich in meiner Spur geblieben bin, mir selbst und meinen Prinzipien treu geblieben bin. Wenn ich mich überwunden habe, über meinen Schatten gesprungen bin und mich weiterentwickelt habe.
Ich mache das, um am Puls zu bleiben. Um meinen Kompass zu norden. Um meine Motive zu kennen. Um aktiv im Leben mitzuwirken. Um meine Prinzipien zu festigen. Um mich daran zu erinnern, was für mich zählt. Und ja, auch, um meine Würde zu bewahren.
Denn was gibt es würdevolleres, als ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen?
Wo stehe ich gerade?
Wo führt mich mein eingeschlagener Weg hin?
Passt es noch zu mir, so wie ich mich verhalte?
12. Beherrsche deine Launen.
Männer sind gut im Funktionieren, besonders im Beruf, wenn sie genaue Anweisungen bekommen. Aber im Privaten, wo sie selbst das Ruder in die Hand nehmen müssen, da machen sie zu vieles von ihrer Laune und Stimmung abhängig. Sie machen die Dinge, wenn es sie gerade freut, wenn sie in der Stimmung sind, wenn es Spaß macht, oder wenn es ganz einfach gerade passt. Kurz gesagt, wenn Stimmung und Laune positiv genug sind, damit man sich in der Lage fühlt, etwas zu tun. Wenn die Laune gerade nicht so besonders toll ist, können sich Tätigkeiten schon mal leicht durch Unmotiviertheit, Halbherzigkeit oder sogar Faulheit auszeichnen. Geschweige denn, wenn die Laune schlecht ist – sei es, dass sie durch einen Streit getrübt ist, dass man schlecht geschlafen hat oder durch ein undefiniertes Grummeligsein, das es bei Männern auch immer wieder gibt. Dann geht meistens nicht mehr besonders viel. Männer ziehen sich eher zurück, schieben zu Erledigendes auf, machen die Dinge nicht ordentlich, stellen zu viel infrage („Macht das überhaupt Sinn?“), beschuldigen andere für ihre Unzulänglichkeiten und verbreiten miese Stimmung.
Die Frage ist immer, welche Geschichte du mal erzählen möchtest:
Ich habe die Dinge getan, weil sie getan werden mussten – oder: Ich habe die Dinge getan, wie ich gerade Lust dazu hatte.
Ich war geduldig mit meinen Kindern, wenn es mir gerade gepasst hat – oder: Ich habe die Qualität der Beziehung zu meinen Kindern nie von meinen Spinnereien trüben lassen.
Ich habe meine Arbeit dann gut gemacht, wenn ich gut drauf und motiviert war – oder: Ich habe immer mein Bestes gegeben.
Ich habe mich immer wieder durch meine Launen in meiner Entwicklung bremsen lassen – oder: Ich habe immer an mir gearbeitet, unabhängig davon, ob ich mich danach gefühlt habe oder nicht.
Klar kann man in der Früh schlecht gelaunt aufstehen und den ganzen Tag verteufeln, noch bevor er begonnen hat. Man kann sich aber auch am Riemen reißen und sich fragen, was einem wichtiger ist: Launengesteuert durchs Leben zu wandeln oder sich selbst im Griff zu haben.
Das hat nichts mit der Unterdrückung von Emotionen zu tun. Ganz und gar nicht! Ich kann mir voll und ganz eingestehen, dass ich schlecht drauf bin, mir gewisse Dinge massiv auf die Nerven gehen und mich stören – aber sollte ich davon mein Leben abhängig machen? Was können meine Kinder dafür, dass ich schlecht drauf bin? Was kann meine Frau dafür, dass ich in der Arbeit Stress hatte? Was können meine Kunden dafür, dass ich schlecht geschlafen habe?
Letztlich geht es darum, mich zu entscheiden, was mir wichtiger ist. Meine Laune oder mein Tun.
Ist es immer lustig, um 5:15 Uhr aufzustehen und zu trainieren? Ist es immer spaßig, geduldig zu sein, wenn man sich eigentlich massiv gestresst fühlt? Ist es immer locker und lässig, wenn man noch etwas erledigt, obwohl man überhaupt keinen Bock darauf hat? Nein. Aber es macht den Unterschied. Rückblickend fragt einen niemand, wie man sich dabei gefühlt hat. Es geht schlicht und ergreifend darum, was man getan hat.
Ist das immer leicht? Nein. Aber immer sinnvoll.
Welche Launen beherrschen mein Leben?
Was mache ich von meinen Launen abhängig?
In welchen Bereichen beherrsche ich meine Launen?
13. Verantwortung.
Es ist meine Pflicht als Mann, Verantwortung für all das zu übernehmen, was in meinem Einflussbereich liegt.
Genauso ist es meine Pflicht, die Verantwortung für all das abzugeben, was nicht in meinem Bereich liegt. Es ist sogar sehr wichtig, das zu tun, um bei Verstand zu bleiben. Würde ich die Verantwortung für alles, was auf der Welt schiefläuft, übernehmen – so wie es heute oft von der Gesellschaft verlangt wird –, würde ich im besten Fall sehr unglücklich werden, im schlechtesten Fall irgendwann überschnappen.
Ich bin verantwortlich für das, was ich denke, sage und tue; für meine Entscheidungen und für meine Fehler. Dafür, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen handle, respektvoll bin, verständnisvoll und fair; dass ich gerecht bin und verzeihe. Und allem voran bin ich dafür verantwortlich, dass ich „meinen Scheiß beisammenhabe“.
Ich bin verantwortlich für meine Kinder, dass sie sich als die eigenständigen Wesen entfalten können, die sie sind; dass sie heranwachsen, glücklich mit sich sind und ihren Platz in dieser Welt finden. Ich bin verantwortlich dafür, dass sie Stabilität, Sicherheit und Liebe erfahren. Ich bin verantwortlich dafür, wie ihr Männerbild eines Tages ausschauen wird, was sie sich von Männern erwarten werden können. Ich bin verantwortlich dafür, dass auch sie ihre Verantwortlichkeiten kennenlernen und diese übernehmen, wenn die Zeit reif dafür ist.
Und ich bin mir selbst gegenüber verantwortlich, meine Grenzen zu akzeptieren; zu verstehen, dass ich nicht für die gesamte Welt verantwortlich bin, sondern, wenn ich ganz ehrlich hinschaue, nur für meine eigene Welt.
Natürlich ist mir bewusst, dass es viele Bereiche auf der Welt gibt, in denen es richtig schlecht läuft. Mir ist klar, dass es Männer gibt, die Frauen schlecht behandeln. Mir ist klar, dass große Unternehmen die Umwelt verpesten. Mir ist klar, dass Kriege geführt werden. All das ist mir bewusst, und indem
ich die Verantwortung für diese Dinge abgebe, bedeutet das nicht, dass ichsie verdränge oder anderen gegenüber gefühllos bin.
Ich stelle nur fest, dass ich nicht dafür verantwortlich bin. Und damit verlasse ich das Spiel des „Du bist schuld“, das heute so gerne gespielt wird. Ich nehme mir damit ein großes Stück meiner Freiheit und Unbescholtenheit zurück. Ich lehne es auch ab, die Verantwortung für Verbrechen, Gewalttaten, Kriege und Unterdrückungen aller Art in der heutigen Zeit zu übernehmen. Und auf persönlicher, männlicher Ebene lehne ich ebenso die „Erbschuld“ und die Vergehen vergangener Generationen von Männern ab. All das hat nichts mit mir zu tun. All das liegt nicht in meiner Verantwortung. Und damit lasse ich mich auch nicht für Dinge in die Mangel nehmen, die ich nie getan habe.
Die Verantwortung für all das zu übernehmen, was tatsächlich an mir liegt, ist groß genug. Würde das jeder machen, würde sich sehr schnell sehr vieles zum Guten wenden. Dessen bin ich mir sicher.
Was liegt in meiner Verantwortung?
Lasse ich mir zu viel Verantwortung aufbürden?
Fühle ich mich dazu verpflichtet, fremde Verantwortungen zu tragen?
14. Vergleich ist Selbstmord.
Sobald ich mich mit jemandem vergleiche, trete ich aus mir heraus, verlasse mein Selbst und sehe mich nicht mehr so wie ich bin, sondern nur noch in Bezug auf jemand anderes. Das Ziel bin nicht mehr ich, es liegt nicht mehr in mir, sondern im Außen.
Ich mache mich damit abhängig.
Ich habe mich oft mit anderen Männern verglichen. Wer kann etwas besser als ich, wer ist erfolgreicher, wer ist fitter, wer ist „männlicher“, attraktiver? Wer hat mehr? Wer macht mehr?
Und wozu? Glücklich gemacht hat mich das nicht. Hat es mich motiviert? Vielleicht ein bisschen, aber nicht annähernd in dem Ausmaß, in dem es mich oft entmutigt hat.
Denn ein Vergleich ist so etwas wie ein Filter, der nur noch auf die Vorzüge eines anderen ausgerichtet ist, während er gleichzeitig meine Mängel und meine Unzulänglichkeiten in den Fokus rückt.
Anders gesagt, ein Vergleich bewirkt, dass ich mich automatisch schlechter mache, wenn ich mich mit jemand „Besserem“ vergleiche.
Auf der anderen Seite, wenn ich mich mit jemand „Schlechterem“ vergleiche, dreht sich das Spiel um. Ich rücke die Schwächen eines anderen in den Vordergrund, um meine Stärken zu betonen. Und wozu das? Sind meine Selbsteinschätzung und mein Selbstwertgefühl so schlecht, dass ich jemand anderen dafür runterputzen muss?
Und womit vergleicht man sich eigentlich bei genauerer Betrachtung? Mit einem Mini-Schnipsel des Lebens eines anderen; mit einem kleinen Auszug, einer Episode, einem Umstand. Nie kennt man die ganze Geschichte, warum jemand erfolgreich oder gescheitert ist. Nie erfährt man, warum genau etwas bei jemandem funktioniert hat, was bei mir nicht funktioniert hat. Nie kennt man alle Beweggründe, Gedankengänge, Überzeugungen und Motive einer Person. Und nie weiß man, womit diese Person zu kämpfen hat. Und an diesen mangelhaften Informationen soll ich mich messen?
Nicht vergleichen, sondern inspirieren lassen sollte das Motto sein. Das ist der bessere Weg. Natürlich könnte man sich zum Beispiel mit einem Leonardo da Vinci vergleichen, man würde allerdings recht schnell feststellen, dass man nicht so genial ist wie er.
Oder man könnte sich mit einem beliebigen Profisportler vergleichen, nur um festzustellen, dass man im direkten Vergleich bei weitem unterlegen wäre. All solche Vergleiche entmutigen eher.
Was allerdings Sinn macht, ist, sich zu überlegen, wie diese Personen Dinge erledigt haben. Wie sie denken, wir ihr Mindsetting ist, wenn man es so nennen möchte. Wie sie arbeiten. Was ihre Motivation ist. Also, sich nicht nur das Ergebnis anschauen, sondern den Weg, den sie gegangen sind, um etwas zu erreichen. Daraus kann man Inspiration und Kraft schöpfen.
Der einzig wirklich zulässige Vergleich ist jener mit sich selbst. Denn mein Denken und Handeln kenne ich. Ich kenne meine Geschichte und meinen bisherigen Weg.
Ich kenne meinen Charakter, meine Stärken und Schwächen und ich kann mich immer fragen: Wie bin ich heute im Vergleich zu gestern, letzter Woche, letztem Monat, letztem Jahr. Daran kann ich mich messen und nicht an anderen Menschen. Und damit kann ich den Weg zu mir selbst gehen, anstatt aus mir heraus.
Mit wem vergleiche ich mich?
Warum vergleiche ich mich?
Was erwarte ich mir von einem Vergleich?
15. Sei nachsichtig und gerecht.
Hart und ungerecht, nachtragend und beleidigt bin ich nur dann, wenn ich etwas zu persönlich nehme. Wenn sich mein Ego angegriffen fühlt und meint, sich irgendwie wehren zu müssen. Das Gefühl kann man immer wieder mal haben, doch wie oft ist das denn wirklich der Fall, dass man so richtig angegriffen wird? Wie oft wird man in seinem Leben direkt und offen angegriffen, attackiert oder wüst beleidigt?
Es ist meine Interpretation von Situationen, die darüber entscheidet, ob ich glaube, dass es um mich geht oder nicht. Mag sein, dass die Kassadame im Supermarkt unfreundlich ist, dass Freunde keine Zeit für mich haben und sich schon ewig nicht mehr bei mir gemeldet haben. Mag sein, dass meine Frau gerade nicht den Nerv für meine Späße hat; dass meine Kinder bockig und mies drauf sind. Mag sein, dass in der Autowerkstatt etwas nicht optimal repariert wurde oder sich jemand mir gegenüber nicht so verhält, wie ich es für angemessen empfinde.
All das kann passieren und kann rein gar nichts mit mir zu tun haben.
Vielleicht hat die Kassadame einfach einen schlechten Tag; vielleicht haben meine Freunde gerade zu viel um die Ohren; vielleicht ist meine Frau ganz einfach erschöpft und vielleicht sind meine Kinder einfach nur müde.
Tatsache ist, dass ich nicht das Zentrum des Universums für alle Menschen auf der Welt bin und sich nicht alles um mich dreht. Tatsache ist, dass jeder Mensch sein eigenes Leben hat, seine Hochs und Tiefs, seine Sorgen und Nöte. Dinge, die ihn beschäftigen, seine gesamte Aufmerksamkeit erfordern oder ihn stressen. Und ich bin mir sicher, dass jeder stets versucht, sein Bestes zu geben.
Aber manchmal geht es halt nicht. Auch bei mir geht es nicht immer und wenn dem so ist, bitte auch ich um Nachsicht. Manchmal ist auch mein Bestes gerade so „naja“, manchmal bin auch ich unfreundlich, kurz angebunden oder zu harsch. Und manchmal glaube auch ich, dass mich Menschen nerven – um in Wahrheit festzustellen, dass ich mich selbst nerve. Und an solchen Tagen hoffe auch ich, dass die Leute in meiner Umgebung nachsichtig mit mir sind. Ich hoffe, dass sie wissen, dass ich bloß einen schlechten Tag, einen schwachen Moment oder einen Anflug von Blödheit habe. Ich hoffe, sie wissen, dass das nicht mein wahres Ich ist und dass sie nicht mehr daraus machen, als es ist: ein schlechter Tag, ein schwacher Moment oder eine dumme Reaktion. Das gilt für mich genauso wie für alle anderen.
Wo urteile ich zu streng?
In welchen Situationen bin ich besonders urteilend?
Nehme ich Dinge zu persönlich?
16. Macht es das jetzt besser?
In jeder Situation meines Lebens kann ich mir diese Frage stellen: „Macht mein nächster Schritt die Situation jetzt besser?“
Das reicht von scheinbaren Belanglosigkeiten, wie der Frage, ob ich mein Büro zusammenräumen soll, bis zu größeren Entscheidungen, ob ich zum Beispiel eine Investition in mein Haus tätigen soll.
Soll ich bei einem Streit in den Konflikt gehen oder einlenken? Soll ich mein Kind beim Spielen gewinnen lassen oder ihm zeigen, dass man nicht immer gewinnen kann? Soll ich mich mit XY (der mich eigentlich nervt) treffen oder besser zu Hause bleiben und etwas tun, das mich freut? Soll ich den Auftrag noch heute erledigen oder Feierabend machen? Soll ich heute noch trainieren oder es aufschieben? Soll ich den dritten Burger essen oder lasse ich es gut sein?
Es gibt tagtäglich viele Fragen, die man sich auf diese Weise stellen könnte. Und wenn ich nicht auf Autopilot fliegen möchte und die Dinge nicht so machen möchte, wie ich sie immer gemacht habe, ist diese Frage – „Macht es das jetzt besser?“ – eine sehr große, starke und verantwortungsvolle Frage. Denn die Antwort darauf entscheidet immer über den weiteren Verlauf. Und der liegt damit in meinen Händen.
Ich kann in den Streit einsteigen und ihn eskalieren lassen – oder aber deeskalieren und versuchen, einen Konsens zu finden. Ich kann mich mit XY treffen und wieder mal genervt nach Hause kommen – oder mich eben nicht mit ihm treffen. Ich kann meiner Tochter eine Lektion erteilen und sie im Spiel besiegen, oder ich lasse sie gewinnen und sehe, wie glücklich sie ist. Ich kann mich überwinden und trainieren oder auf der Couch liegen bleiben. Ich kann den dritten Burger essen und danach leiden, oder ich belasse es bei zwei. Ich kann auf jemanden, der einen Fehler gemacht hat, hinhacken oder mit Nachsicht und Verständnis reagieren. Ich kann mein Büro ganz einfach auf Vordermann bringen oder es weiter verschludern lassen. Ich kann etwas zu Erledigendes aufschieben oder gleich hinter mich bringen.
All das liegt nur an mir und der Frage, was es jetzt besser macht.
Was ermöglicht mir die Frage: Macht es das jetzt besser?
Was muss ich tun, um in der Situation danach entscheiden zu können?
Was kann ich tun, um in hitzigen Situationen trotzdem danach zu entscheiden?
17. Vergib.
Ich wurde schon oft beleidigt und gekränkt – ob absichtlich oder nicht. Aber gut, das ist nichts Besonderes – wer wurde das noch nicht? Und ich habe schon selbst oft jemanden beleidigt oder gekränkt. Vielleicht gar nicht wissentlich, sondern durch bloße Unachtsamkeit oder gedankenlose Worte; vielleicht, weil ich bloß gereizt oder gestresst war. Vielleicht aber auch mit voller Absicht.
Ich war auch schon oft nachtragend und habe dann die Beleidigung mit mir herumgetragen, habe in Gedanken immer wieder alles aufgekocht und von Neuem davon angefangen, darüber diskutiert und darüber nachgedacht. Ich habe mich mit diesen Dingen viel zu lange und zu übertrieben selbst belastet.
Wozu eigentlich? Um mich gewaltsam immer wieder in diese Situationen zurückzubringen? Um ja nicht zu vergessen und für das nächste Mal „besser gewappnet“ zu sein?
Dabei ist die Lösung – die Loslösung und Befreiung – von Groll und dem Nachtragendsein recht einfach. Wenn ich mir die Frage stelle: Wird die Beleidigung noch eine Rolle spielen, wenn ich als alter Mann auf einer Bank sitze und mein Ende schön langsam in Sichtweite kommt?
Meine Antwort ist immer Nein. Immer und ausschließlich. All das, was mir jetzt noch so aufregenswert, so belastend, so ärgerlich und beleidigend wirken mag, wird am Ende der Tage überhaupt keine Rolle mehr spielen.
Es wird dann sicher vieles geben, an das ich denken werde und an das ich mich erinnern möchte, aber sicher nicht irgendwelche Beleidigungen, die irgendwann mal in meinem Leben passiert sind. Dafür wäre mir die wenige Zeit, dich ich noch hätte, viel zu schade. Das weiß ich.
Warum sollte ich also jetzt, mitten in meinem Leben, etwas zu einem so großen Thema machen, was in ein paar Jahren ohnehin völlig belanglos sein wird? Warum sollte ich mich mit schweren, belastenden Emotionen herumschlagen, wenn diese in ein paar Jahren sowieso verpufft sein werden? Und das meiste dauert nicht mal so lange. In Wahrheit kann es sein, dass mir etwas schon in ein paar Wochen, vielleicht sogar Tagen völlig egal ist. Warum also überhaupt so lange damit warten?
Dann kann ich den Weg doch gleich abkürzen und das Belastende hinter mir lassen.
Vergeben ist etwas Gutes, das man sich selbst tut. Um sich selbst zu befreien und Platz für Wichtigeres zu machen. Vergebung betrifft in Wahrheit immer nur einen selbst.
Wem kann ich mir zuliebe vergeben?
Wo bin ich zu nachtragend?
Welche Kränkungen der Vergangenheit spielen jetzt wirklich noch eine Rolle?
18.