Märchen - Beatrice Kobras - E-Book

Märchen E-Book

Beatrice Kobras

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Beschreibung

Ein Band voll Märchen, die von Prinzessinnen und Prinzen handeln, die sich suchen und auch selbstverständlich finden. Liebeskranke Server, die eine Spur von Mails verfolgen,  von Gespenstern auf Jobsuche und auch von diversem Kleingetier das rettet und gerettet wird und von einem Strohhalm, der auf Abenteuerreise geht.

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Beatrice Kobras

Märchen

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

 

 

 

 

 

 

Beatrice Kobras

 

 

Märchen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Die Handlung und ihre Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

2. Auflage 2023

 

Impressum

Text: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Titelbild: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Umschlag: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras

Verantwortlich für den Inhalt:

Beatrice Kobras, Dobrovského 146/17, 35301 Mariánské Lázné, Tschechische Republik, www.k-obras.de

Vertrieb: BookRix GmbH & Co. KG, München

Der Reichtum des Lebens

 

 

An einer lauen Spätsommernacht, an der sich weiße Wolken über das Himmelszelt ausbreiteten und die Bäume ihnen ihre Äste weit entgegenstreckten, ließ eine Nachtigall sich nieder, auf einem hohen Ast. Sie streckte sich und reckte sich, bis ein Mädchen aus dem danebenstehenden Haus trat. Es richtete seinen Blick in den Himmel und seufzte: „Och, keine Sterne heute Nacht.“. Da erhob sich die Nachtigall vom Baume und flog hinunter zu dem Mädchen.

„Warum bist du nur so traurig?“. Das Mädchen blickte die Nachtigall an und antwortete ihr: „Ach weißt du, kleine Nachtigall, ich traf einen Jungen und er ist sehr weit weg von hier. Er suchte den schönsten und größten Stern am Himmel und er schenkte ihn mir. Jeden Abend um diese Zeit wollten wir uns treffen dort oben mit unseren Blicken, und nun sind all die Wolken dort.“. „Das ist ein schönes Geschenk“, antwortete die Nachtigall. Und das Mädchen erwiderte: „Das schönste überhaupt.“.

„Warum so genügsam?“, fragte die Nachtigall. „Genügsam?“, fragte das Mädchen. „Es ist das schönste Geschenk, das man bekommen kann.“. „Die anderen Mädchen gehen aus, lassen sich umgarnen und beschenken und du hast nur diesen einen Stern so weit weg von hier?“.

„Aber was gibt es Schöneres?“, fragte das Mädchen. „Zu wissen, zu spüren, dass es jemanden gibt, der genau jetzt den Blick nach oben richtet und an einen denkt?“. „Nein!“, antwortete die Nachtigall. „Etwas Schöneres, das gibt es wirklich nicht.“ Sie reckte ihren Kopf nach oben, doch die Wolken schwanden nicht. „Was würdest du dir wünschen, hättest du nur einen Wunsch frei?“, fragte der Vogel und sah das Mädchen erwartungsvoll an. „Nicht nur seinen Blick zu treffen dort hoch oben, sondern ihn. Selbst nur für einen kurzen Augenblick.“. „Nur ihn zu treffen dort oben auf dem Stern?“, fragte die Nachtigall nochmals nach. „Kein Reichtum?“.

„Aber Liebe ist doch Reichtum!“, erwiderte das Mädchen. „Sie ist der Reichtum des Herzens. Man kann sie nicht kaufen und nicht stehlen. Sie ist ein Geschenk. Das größte aller Geschenke.“. Die Nachtigall spürte, es war ihr voller Ernst. Es war die Reinheit ihres Herzens, die die Nachtigall überzeugte und sie berührte. So breitete sie ihre Flügel aus und sang ihr schönstes Lied. Da verzogen sich die Wolken und zwei weiße Tauben bahnten sich ihren Weg. Die eine flog weiter, die andere ließ sich vor dem Mädchen nieder.

„Komm! Ich fliege dich ins Glück!“. Ohne zu überlegen stieg das Mädchen auf den Rücken der Taube, und als sie sich erhoben und in Richtung Himmel flogen, gesellte sich die zweite Taube mit dazu. Und als das Mädchen ihren Blick in seine Richtung nahm, da sah es ihren Liebsten auf dessen Rücken. Die Blicke des Paares trafen sich und ihre beiden Augenpaare glänzten mehr, als alle Sterne des Himmels zusammen. Von ihrem Stern kamen sie nie wieder zurück. Sie lebten in dem Augenblick, der niemals endete. Nur der Stern, er glänzte noch heller und strahlte noch schöner. Und die Nachtigall, sie singt ihre Geschichte noch heute.

Hör ganz genau hin und richte deinen Blick in den Himmel, dann wirst Du die Reinheit der Liebe spüren, für einen ganzen Augenblick.

 

 

Dienstag

Seit Wochen passierte grundsätzlich an jedem Dienstag eine kleine Katastrophe. Mal Große, die ihr Herz zerrissen, mal Kleine, wie morgendliches kaltes Duschen. Wenn sie nur diesen einen Tag der Woche aus den Kalendern streichen könnte, das würde vieles leichter machen, da war sie sicher. Keine Dienstage mehr von Traurigkeit erfüllt und auch kein kaltes Wasser.

"Wo kämen wir hin, wenn du bald alle Tage aus der Woche streichen würdest?", wurde sie gefragt. "In eine friedlichere Welt!", hat sie geantwortet. Doch alleine konnte sie dies nicht entscheiden. So zog sie los durch alle Häuser dieser Stadt, läutete an jeder Tür und fragte, ob man was dagegen hätte, die Dienstage aus den Kalendern streichen und erhielt unterschiedlichstes an Antworten. Bei den Armen war es der nächste Zahltag. Sie konnten nicht darauf verzichten, denn dann wären sie ohne Brot die nächste Zeit. Bei den großen Reichen ging es nicht. Sie hatten wichtige Termine, die ihren Angestellten die Arbeit schaffte. Würden diese Dienstage wegfallen, gäbe es große Katastrophen auf der Welt.

Ein kleiner Junge war an einem Dienstag mit seinem besten Freund verabredet, der aus der Stadt gezogen war, den er nun besuchen wollte - nächsten Dienstag. Einem jungen Mädchen war ihr Herz zersprungen an einem Mittwoch und hasste diese Tage nun. Und da der Schmerz so tief saß, war sie auch für die Streichung der restlichen Tage einer jeden Woche. Kinder würden nicht geboren, Alte, Kranke, könnten nicht gehen von dieser Welt. In armen Ländern wäre es ein Tag, an dem sie nicht hungern müssten. Verliebte könnten sich nicht finden, wenn dieser Tag nun fehlte. Würden alle Dienstage nun ab sofort gestrichen, wäre es für vieles gut, doch auch für vieles eine noch größere Katastrophe. Wo war hier die Ausgewogenheit?

Es war Nacht geworden an diesem Dienstag und sie zog über eine lange hohe Brücke, auf dessen Brüstung ein Verzweifelter stand und in den Abgrund starrte. "Hast du etwas dagegen, wenn ich die Dienstage aus den Kalendern streiche?", fragte sie. "Ja!", schrie er, denn sonst könnte ich heute nicht springen und müsste weitermachen mit dem beschissenen Leben. "Wäre das so schlimm?", fragte sie den Verzweifelten, der ihr Herz berührte. "Ich habe alles verloren, es geht nicht weiter!". Und er setzte sich auf die Brüstung dieser Brücke und berichtete sein Leid. Doch sie konnte ihm Mut machen, ihm neue Wege zeigen, ihm das Leben in schönsten Farben schildern.

"Und du willst diese Tage streichen?", hat er zum Schluss gefragt. "Du gabst mir mein Leben wieder. Hast mir Mut gemacht und meine Augen mir geöffnet. Auf diesen Tag möchte ich nicht verzichten, denn jetzt weiß ich, was wirklich wichtig ist im Leben. Das Leben besteht nicht nur aus schönen Tagen. Auch die Schlechten machen Leben aus. Und wenn wir uns sehr traurig fühlen oder gar verzweifelt, wir können doch noch fühlen und auch empfinden.".

So blieb der Dienstag im Kalender stehen und sie schlenderten von dannen in eine neue Welt, die sie nun mit andren Augen sahen und Verzweifelten die Hoffnung gaben.

Allein im Mondschein

Es war ein rauschendes Fest dem Ende zu gegangen und ein wunderschönes Mädchen in prächtigem Ballgewand hat sich auf den Weg nach Haus begeben. Alleine ohne Kutscher und Begleiter. Es war eine prachtvolle Sternennacht. Der Mond war rund und voll und erhellte diese klare Nacht, die ihren Mantel schützend über die schlafende Welt legte. Der Weg führte sie durch einen Wald, über Wiesen und auch über Felder. Und auf einer schönen Waldeslichtung warf sie sich rücklings auf den Boden und beobachtete das große Sternenmeer. Schon lang ist ihr nicht mehr so gut gegangen wie an diesem Abend. Die Ballgäste hatten sie umschwärmt, ihre Tanzkarte war vollgeschrieben und sie konnte keine Minute auch nur rasten. Sie hat sich prächtig amüsiert. Doch keiner der anderen Besucher und der Verehrer war der, den sie für ihr Leben je genommen hätte. Sie wusste, was sie im Leben wollte, und es gab nur einen, der sie seit langem interessierte. Sie sah ihn des Öfteren, jedoch nur nachts. Am Tag ist er ihr noch nie begegnet. Doch er war es, dem all ihre Gedanken je gehörten, ob sie wachte oder schlief.

In der Ferne hörte sie aus dem Dorfe Glockenleuten. Langsam richtete sie sich auf und blickte in die Ferne, bis sie ein dunkler Umhang streifte, sie seine Gegenwart empfand und einen Stich in ihrem Hals verspürte, der grenzte zwischen Leidenschaft und Schmerz. Ein Gefühl, das sie nicht kannte und sie fest die Augen schloss. Und als sie ihre Lieder wieder öffnete, da stand er vor ihr und reichte ihr die Hand, um sie des Weges zu geleiten. Ein Gefühl des Glücks durchströmte sie und sie fühlte sich ganz wie in Trance. Er führte sie zu einem Schloss, auf dem ein großer Ball noch in vollem Gange war, dessen Musik bis draußen tönte. An einer großen Fackel blieb er stehen, berührte ihr schwarzes Haar und hauchte ihr liebevoll ins Ohr: "Du wirst die Königin der Nächte sein." Und geleitete sie hinein in einen großen Ballsaal, durch welchen das Licht des Mondes zart und weich fiel und große Kerzenleuchter rings herum das Umfeld warm erleuchteten. Er tanzte mit ihr die ganze Nacht, bis sich der erste Sonnenstrahl mit dem Gesang eines Vogels durch die Fenster zwängte. So reichte er ihr seine Hand, griff nach einem Kerzenleuchter und geleitete sie zu einer prächtigen goldnen Tür, die in die Katakomben führte.

"Nun wirst du auf ewig bei mir sein.", sprach er zu ihr und geleitete sie hinab ins Reich des Dunklen.

Der Schmetterling

Es war ein kleiner Schmetterling, der versehentlich mit einer Mail durch das große Netz der Daten kam. Er befreite sich beim Öffnen dieser Mail und flog schnurstracks mitten durch das Herz in den Bauch der Empfängerin hinein. Dieser Platz gefiel dem Schmetterling sehr gut und nährte sich durch viele Mails. Er wuchs und wurde größer, streckte seine Fühler aus. Doch er war so sehr allein und sendete Signale.

Es dauerte nicht lange, da bekam er Antwort auf die Signale und mit vielen Mails des Absenders, von dem er kam, da kamen mehr von seiner Art. Einfach so herbeigeflogen und auch sie wurden größer und vermehrten sich. Unendlich breiteten sie sich aus, beflügelten die Trägerin, gaben Kraft und viel Gefühl. Sie halfen, den Absender herbeizuholen und haben es geschafft. Sie umgaben das Paar mit ihren bunten Flügeln in den schönsten Farben der Natur, die vielfältiger waren, als der Regenbogen, der die beiden voneinander an Entfernung trennte. Sie suchten den Eingang durch sein Herz, doch es blieb ihnen verschlossen. Nur von außen konnten sie es ein ganz klein wenig nur berühren. Sie versuchten es durch eine Mail, durch die auch sie gelandet waren, wo sie sind, doch prallten ab. Sie hoben die Versenderin auf den hohen Regenbogen, wo sie blicken konnte nach dem Versender ihres ersten Schmetterlings. Sie suchte nach ihm auf der höchsten Stelle dieses Bogens, doch die Pforte, die zu ihm führte, die konnte sie nicht durchdringen und überwinden. Sie blieb für sie verschlossen.

"Willst Du sie nicht für mich öffnen?", fragte sie immer und immer wieder. "Ich versuche es, doch ich kann es nicht!", war seine Antwort. Sie hätte es ihm zeigen können, sie hätte ihm dabei helfen können, doch sie tat es nicht. Er musste aus eigener Kraft diese steile Anhöhe erklimmen, sonst wäre das Ergebnis ohne Wert und nicht von Dauer. So streckte sie die Arme aus und zeigte allen Schmetterlingen den Weg zurück und schickte sie mit schwerem Herzen fort. Nur einen Einzigen hat sie behalten, der in ihrem Herzen wohnen darf. Er trägt den Namen der Erinnerung an eine Zeit der Hoffnung, der Träume und der Wünsche, eine Zeit der Kraft und grenzenlosen Energie, in der sie den Regenbogen noch erklimmen konnte. Nun hat fast alles wieder seine alte Ordnung, nur die Einsamkeit, die bleibt.

Doch da ist ja noch der Schmetterling der schönen, viel zu kurzen Zeit, der daran erinnert, dass es noch viele dieser Sorte gibt, die eines Tages wiederkommen werden von heute unbekanntem Ort und unbekanntem Sender zu einer andren Zeit. Und vielleicht, irgendwann wird auch von einem anderen die höchste Stelle des Regenbogens noch erklommen, von dem aus man zusammen über Wolken zu den Sternen wandern kann und sich zu zweit an deren Glanz erfreuen und die Einsamkeit für immer enden lassen, umgeben von den Schmetterlingen in schönsten Farben und Facetten dieser Welt.

Astrojo

Der kleine Jo wohnte mit seinen Eltern auf dem Lande. Er war kein Kind wie jedes andere. Er war pausbackig und auch sonst recht rund mit Sommersprossen und dünnem blonden Haar. Meist, wenn es dunkel wurde, krabbelte er auf den Dachboden und betrachtete durch die große Dachluke von seinem Elternhaus den Mond und all die Sterne auf unsrem großen Himmelszelt. Dabei träumte er stets vor sich hin, vergaß jedes Gefühl für Raum und Zeit und hörte auch nicht, wenn ihn seine Eltern riefen. Daher nannten ihn all seine Freunde kurz und knapp nur Astrojo.

Astrojo lebte in seiner eigenen Welt und sein Zimmer mochte er nie aufräumen. Seine Eltern versuchten alles. Sie versuchten ihn zu belohnen oder zu bestrafen, sie versuchten es mit guten und mit bösen Worten, doch Astrojo interessiert sich nur für seine Sterne. Für nichts anderes, was ihn umgab. Auch waschen mochte Astrojo sich nicht. Seine Haare hingen ihm in Strähne in sein Gesicht. Auch ein starker Windstoß konnte seine Haare nicht zum wehen bringen, denn sie kleben fest an seinem Kopf. Riechen tat er auch nicht gut und wunderte sich immer, warum er allein spielen musste. Nicht einmal mit List und Tücke, geschweige denn mitziehen und zerren brachten seine Eltern ihn auch nur in die Badewanne. Nichts wäre Astrojo lieber, als irgendwo allein mit seinen Sternen sein.

Eines Tages sagten seine Eltern: „Jo, wenn du es so willst, dann musst du allein leben und glücklich werden mit deinem Gestank und Deinem fettem Haar.“. So zog Astrojo in eine große Stadt, in das oberste Stockwerk des höchsten Gebäudes, um seinen Sternen noch näher sein zu können. So lehnte er nun Nacht für Nacht an seinem Fenster, bis die Sonne wieder am Himmel erschien und die Sterne im Licht des Tages verschwunden waren.