Marokko - Nicole Günther - E-Book

Marokko E-Book

Nicole Günther

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Beschreibung

Marokko - bis zum Horizont und über den Tellerrand hinaus ist nicht nur ein spannender Reisebericht, sondern auch eine Einladung zu einem unvergesslichen Roadtrip durch ein faszinierendes Land. DONVENTURE zeigt dir Naturwunder, die Kulturvielfalt und Geschichte Marokkos. Du entdeckst atemberaubende Landschaften, geheimnisvolle Orte, pulsierende Städte und lernst das facettenreiche nordafrikanische Königreich mit seinen Licht- und Schattenseiten kennen. Es wird dich begeistern und herausfordern. Bist du bereit für dieses Abenteuer? Dann komm mit uns nach Marokko - bis zum Horizont und über den Tellerrand hinaus!

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Nicole Günther

Marokko

Bis zum Horizont und über den Tellerrand hinaus…

… ist mehr als nur ein Reisebericht. Es ist eine Einladung, dich auf einen Roadtrip zu begeben, den du nicht mehr vergessen wirst.

Erlebe eine unvergessliche Reise durch ein Land voller Kontraste, Schönheit und Geheimnisse. Lass uns zusammen Marokko entdecken, atemberaubende Schluchten und Wasserfälle erleben, über magische Sanddünen wandern, Gänsehaut an einem geheimnisvollen Lost Place spüren und uns im Gewirr der Gassen pulsierender Städte verlieren. Entdecke die Sonnen- und Schattenseiten des nordafrikanischen Königreichs Maghreb el-Aksa. Es wird dich herausfordern und inspirieren. Bist du bereit für dieses Abenteuer? Dann schnall dich an. Komm mit uns nach Marokko – bis zum Horizont und über den Tellerrand hinaus.

Inhaltsverzeichnis

Apollon nimmt uns mit auf Reisen

Blechlawinen bremsen uns aus

Spanien – Transitland und Me(h)er

Ceuta Eine Stadt zwischen zwei Welten

Afrika – wir kommen!

Welcome Africa

Chefchaouen ein Traum in Blau

Geheimnisse des Rif-Gebirges

Von Chefchaouen nach Fes Natur und Geschichte

Im Labyrinth der ältesten Königsstadt

Atlas Titan der griechischen Mythologie

Die beiden Seen der Liebe

Der Hohe Atlas

Eine Ethnische Minderheit im Kampf um Anerkennung und Autonomie

Todhra Schlucht ein Touristisches Naturwunder

Die grüne Wüsteninsel Tinghir

Erg Chebbi ein Dünenmeer

Wasserreiche Vergangenheit

Sternenmeer und Hitzestich

Gorges Du Dadès

Das Rosental

Unterwegs auf der „Straße der Kasbahs“

Das Geheimnis des Lichtdiamanten bei Ouarazazate

„Ouarzawood“ Eine Filmkulisse

ungebetene nächtliche Besucher

Wo liegt Timbuktu?

Zagoras Kampf um Wasser und Melonen

Unsere abenteuerliche Reise nach M‘Hamid

Erg Chegaga Die unberührte Schönheit der Marokkanischen Sahara

Zurück nach Zagora

Im Land der Dromedare Eine Reise durch den Anti-Atlas

Die Geburt des ältesten Gebirges Afrikas

Foum Zguid

Tata Zwischen Verwaltung, Militär und Kultur

durch das trockene Herz Marokkos

Tafraoute Die Perle des Antiatlas

Das Ammelntal Wo der Löwenkopf über die Dörfer wacht

Zwischen grünen Tälern und trockenen Flussbetten

Ait Mansour Ein grünes Juwel in der Wüste

Guelmim zwischen Antiatlas und Sahara

Guelmim Das Tor zur Wüste und zum Kamelhandel

Sidi Ifni von der Sahara zum Meer

Fantasia Ein Schauspiel aus Pferden, Pulver und Stolz

Moussem von der religiösen Pilgerfahrt zur kulturellen Attraktion

Arganöl das marokkanische Gold

Legzira Beach von der Traumwelt in die Realität

Der Geschmack der Gastfreundschaft

Westsahara zwischen geopolitischen Spannungen und Tourismus

Nomadentum eine uralte Lebensweise im Wandel der Zeit

Kamel ist nicht gleich Kamel

Souss-Massa Nationalpark ein Ort der Hoffnung für bedrohte Tiere

Tiznit – die Silberstadt

Agadir die weisse Stadt am Atlantik

Marokko ein Land im Kampf gegen Armut und Ungleichheit

Taghazout Paradies für Surfer

Katzen im Islam

Unsere Reise geht weiter nach Marrakesch

Marrakesch und seine Gärten

Marrakesch der Mythos aus Tausendundeiner Nacht

Koutoubia Moschee

Die Geheimnisse der Souks und die Verführung der Touristen

Djemaa el-Fna Vom Schreckensplatz zum lebendigen Treffpunkt

Der Islam prägt das Leben in Marokko

Marrakesch - eine Historische Stadt mit vielen Gesichertern

Unser Fazit Marrakesch

Rückzug ins Gebirge mit Abenteuer verbunden

Zurück im Mittleren Atlas

Béni Mellal

Naturcamp bei Ouzoud

Die Ouzoud Wasserfälle

Entdeckungsreise um Imi-N-Ifri

Zwischen Fès und Marrakesch

Azrou

Störche in Marokko und das Storchenhaus

Von der Lungenanstalt zum Geisterhaus Lost Place Ben Smim

Die Schweiz in Marokko

Die Römischen Ruinen von Volubilis

Das Ende Naht

Tétouan die weisse Taube

Goodbye Nordafrika - Welcome Europa

Andalusien und Alte Bekannte

Die Schlangenbucht

Rückblick

„Reisen ist mehr als nur ein Ziel. Es ist eine Art, die Welt zu sehen und zu verstehen.“

DONVENTURE

APOLLON NIMMT UNS MIT AUF REISEN

Der Arbeitstag hallt in mir nach, wie ein Echo, während das Wohnmobil vom Hof rollt. Wir fahren auf der Autobahn des Lebens. Der Alltag hält uns gefangen, raubt uns oft die Zeit. Momente schrumpfen in sich zusammen, vor allem vor den Ferien, um sich dann auszudehnen. Auf diese Zeit freue ich mich, aber noch ist es nicht so weit. Am Morgen zur Arbeit und schon ist der Tag davongeschwebt, wobei von Schweben gar keine Rede sein kann. Es ist jedes Mal ein Abenteuer, da unvorhergesehene Ereignisse die Planung durchkreuzen, wie ein gutes Vorankommen auf der Autobahn durch Unfälle vermieden wird. Somit fliegen die neun Arbeitsstunden davon, wie ein Düsenjet. Eben noch da und schon verschwunden, nicht mehr sichtbar und doch klingt der Schall in den Ohren nach.

Die ersten Kilometer sind gefahren. Die Sonne wandert langsam gen Westen und taucht die Gegend um uns in honiggelbes Licht. Die Melodie des Tages wird leiser und meine Gedanken steigen langsam aus dem Karussell, widmen sich dem Hier und Jetzt. Neben uns taucht der Lac de Neuchâtel auf, der größte ganz in der Schweiz gelegene See. Wir fahren vorbei an Getreidefeldern, Wiesen und Wäldern Richtung Südwesten.

Sonnenblumen – eine leuchtende Legende mit Wendung

„Wende dein Gesicht der Sonne zu

und die Schatten folgen hinter dir.“

- Sprichwort der Maori –

Ein goldgelbes Rechteck schiebt sich in unser Sichtfeld. Ein Meer aus Sonnenblumen. Sie strecken ihre Köpfe ohne Ausnahme in eine Richtung. Der lateinische Name «Helianthus annuus» geht auf eine griechische Sage zurück. Da die Sonnenblumen erst im 16. Jahrhundert mit den spanischen Seefahrern aus Amerika nach Europa kamen, bezog sich die Sage ursprünglich auf eine andere Pflanze.

In der Mythologie verliebte sich die Nymphe Clytia unglücklich in den Sonnengott Apollon und folgte ihm auf Schritt und Tritt. Er stieß ihre Liebe zurück. Als sie sich nackt auf einem Felsen niederlies und bitterlich weinte, entschied Apollon, sie in eine goldene Blume zu verwandeln, die ihren Kopf nach der Sonne reckt.

Sonnenblumen wachsen auf der Schattenseite schneller, somit folgt die Blüte im Tagesverlauf immer dem Licht, den Wagen Apollons.

Mittlerweile hat die goldene Schönheit ihren Kopf nach Westen ausgerichtet. Die Felder mit den Sonnenblumen ziehen an uns vorbei, wie der Sonnenwagen Apollons, der in der mythologischen Darstellung den scheinbar täglichen Sonnenlauf von Osten nach Westen darstellt.

Abendstimmung in Frankreich

Der Tag verabschiedet sich. Bis zur französischen Grenze ist es nicht mehr weit. Die Farben verblassen in der Dämmerung, als wir uns dem ersten Etappenziel nähern, die erste Mautstation passieren und auf einem gebührenfreien Parkplatz in Copponex (Koordinaten: N 46° 2’ 58.23“ E° 4’ 21.23“) übernachten.

BLECHLAWINEN BREMSEN UNS AUS

Der Wecker klingelt. Wir strecken unsere müden Glieder und krabbeln aus dem Bett. Ein paar Schritte von unserem Stellplatz entfernt, duftet es nach frisch gebackenen Baguettes und Croissants. Unser Junior testet sein Schulfranzösisch und bestellt das Frühstück für sich und seine Eltern.

Französische Hindernisse

Weiter geht’s. Schon kurz nach dem Start stehen wir vor einer Mautstelle. Die Schranke bewegt sich nicht. Eine freundliche Stimme meldet sich und ignoriert die Flüche des Fahrers. Mit englischen Wortgruppen versucht Daniel der Frau mitzuteilen, wo das Problem liegt.

Das entfernungsabhängige Mautsystem können wir normalerweise mit unserem Tele Maut Badge entspannt passieren, ohne nach Münzen zu suchen oder eine Karte zu ziehen. Aber dieses Mal bewegt sich die Schranke keinen Millimeter nach oben. Wir sprechen kein Französisch, von den rudimentären Kenntnissen unseres Sohnes mal abgesehen. Umso verblüffter bin ich, als Daniel auf eine schnelle Abfolge von Worten dieser fremden Sprache plötzlich, aber immer noch in einem wütenden Tonfall „Achso!“ ausruft und langsam anfährt. Nur Zentimeter trennen uns von der Barriere. Ich sehe sie schon zerbersten und wir davonbrausen. Traue ich meinem Mann tatsächlich zu, einfach durch die Schranke zu Breschen? Auf und davon? Bevor ich den Gedanken davonscheuchen kann, schwingt die Schranke hoch und wir fahren hindurch. Aufatmen.

Wir reihen uns nicht in die Schlangen vor den Mautstellen ein, die an Auf- oder Abfahrten, sowie Autobahnwechsel errichtet sind und eine Gebühr verlangen, verlieren aber Stunden im Stau. Unser Wohnmobil passiert Auffahrunfälle, einen verunglückten Wohnwagen, der völlig demoliert und zerborsten im Straßengraben liegt und Baustellen. Blechlawinen soweit das Auge reicht. Immer wieder Stop and Go, das Heulen von Sirenen und Hupen rauben uns den Nerv.

Unser Ziel war es, Mittag in Spanien zu sein. Warum sind wir nicht in der Nacht gefahren, antizyklisch zu den unzählig anderen Reisenden, die sich die Autobahn miteinander teilen?

Ein langer Fahrtag war eingeplant, aber unglücklicherweise verlieren wir auf 200 Kilometer bereits über zwei Stunden. Dies hatten wir nicht vorausgesehen. Klar, manch einer von euch würde insistieren: „Es ist Wochenende, Sommer und an manchen Orten Ferien(beginn). Ist doch klar, dass ihr mit mehr Fahrtstunden rechnen müsst!“ Vielleicht war die Hoffnung auf einen rollenden Verkehr grösser als auf Stillstand. Ich zumindest habe gar keine Gedanken darüber verschwendet, im Gegensatz zu Daniel, der bis zum Kauf der Fährtickets in Algeciras die Strecke durchgetaktet hat. Er schimpft und schüttelt immer wieder seinen Kopf ob der Unvernunft und offensivem Verhalten der Autofahrer, das Unfälle verursacht. Hoffentlich bekommt er kein Schleudertrauma. Ich philosophiere über das Gelassenheitsgebet des Theologen und Philosophen Reinhold Niebuhr, obwohl ich kein gläubiger Mensch bin. Meinem Mann fehlt zuweilen die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die er nicht ändern kann.

Die Straße ist zugestopft. Autos reihen sich aneinander. Flügel auspacken und über die Fahrzeuge hinwegfliegen, geht natürlich nicht. Dabei ist diese Strecke vermutlich noch nicht einmal die verkehrsreichste hier in dem Land.

Die Rhone von der Antike bis zur Gegenwart

Auf dem Wasserweg war bereits in der Antike die Königin der Flüsse in Frankreich einer der meistgefahrenen Achsen des Römischen Reiches. Ich wünschte mir, der Verkehr wäre hier auch so flüssig, wie das Wasser in der Rhone.

Der wasserreichste Strom Frankreichs begleitet uns ein Stück neben der Autobahn. Der Fluss entspringt im Wallis am Ende des Rhonegletschers. Verschiedene Wasserbauwerke drosseln mittlerweile ihre Geschwindigkeit, zähmen den Fluss und schützen die umliegenden Landschaften und Städte vor Überschwemmung. Schweiz und Frankreich renaturieren natürliche Biotope der Rhone, um ihrem langsamen Sterben entgegenzuwirken. Das Klima wandelt sich, auch der Rhonegletscher schmilzt, wie ein Eiswürfel im Wasserglas. Ja, so ein gekühltes Getränk würde mir jetzt auch guttun. Der Wagen steht, der Kühlschrank nur einen Schritt entfernt. Herrlich.

Erster Vorgeschmack auf die Hitze Nordafrikas

Mittlerweile rollt der Verkehr wieder, aber nicht für lange. Die Mittagsstunde ist vorüber, unser Ziel nicht erreicht. Spanien liegt noch weit voraus. Immer wieder signalisiert uns das Handy Staumeldungen auf der A9 durch Unfälle. Die Stimmung getrübt, trotz leuchtendem Himmel. Junior verschließt die Augen und schläft ein. Dieser quälende Verkehr, der so zäh dahinfließt wie Honig, zermürbt.

Eine Sirene heult an uns vorbei, Sohnemann wacht auf und klagt über Hunger. Dann halt doch Zwischenstopp an einem Rastplatz in Frankreich. Die Sonne scheint unbarmherzig und erhitzt das Innere des Wohnmobils. Ein Vorgeschmack auf Marokko. Ob wir uns das gut überlegt haben? Sommer, Sonne, Sand der Wüste. Mir läuft der Schweiß und das Shirt klebt am Körper.

SPANIEN – TRANSITLAND UND ME(H)ER

Im Wohnmobil ist es still geworden. Wir sind müde, wollen endlich nach 13 Stunden Fahrt ankommen. Das erste Buch liegt ausgelesen neben mir. Gegen 19:15 Uhr erreichen wir unseren Übernachtungsplatz an der Südküste Spaniens nördlich von Valencia. Wir parken unser Wohnmobil nur wenige Schritte vom Meer entfernt. Koordinaten Übernachtungsplatz: N 40° 12.2‘ E 0° 15.0‘

Dieses Fleckchen Erde kennen wir bereits von einem vergangenen Trip und verbinden schöne Erinnerungen. Es scheint, als sollten wir hier sein und nicht noch weiter im Süden, wie ursprünglich geplant.

Diesmal wird es nur ein kurzer Zwischenstopp, denn vor Sonnenaufgang sind wir wieder on the road, um die verlorene Zeit aufzuholen.

Wenn wir gewusst hätten, dass wir ewig auf einem Platz in Algeciras ohne Schatten ausharren, wären wir gern länger geblieben. Aber bekanntlich ist der Mensch im Nachhinein immer klüger, wenn er sich seiner Fehler eingesteht.

Wir haben den Anker gesetzt. Wie ferngesteuert setzen sich meine Beine in Bewegung und der Körper folgt hinaus an den Strand. Das Rauschen des Meeres vertreibt die Gedanken. Selbstvergessen sitze ich hier und umarme das Meer mit meinen Blicken. Es ist nahezu windstill. Die Wellen niedrig. Sie türmen sich nur wenige Zentimeter auf, bis die Wellenkrone kippt und bricht. Das Wasser wird in der Luft aufgewirbelt und bildet weiße Schaumkronen. Habt ihr gewusst, dass Aphrodite aus dem Schaum des Meeres geboren wurde?

„Wasser, das Lebenselixier, das alles nährt und reinigt. Ohne Wasser

kein Leben, kein Grün, kein Blühen. Wasser, das Element, aus dem

Aphrodite kam. Die Göttin, die das Leben schenkt und liebt und aus

dem Meeresschaum entstanden ist, als Uranos fiel.“

- DONVENTURE -

Meine Gedanken kehren zurück, wie die Flut. Es gibt so Vieles, was im Verborgenen liegt. In den Tiefen der Meere schlummern unzählige Geheimnisse und nicht nur dort. Wir möchten Unbekanntes entdecken und gehen auf Reisen.

Dieses Mal setzen wir auf den Afrikanischen Kontinent über und besuchen das Königreich Marokko. Ich bin auf die Erlebnisse gespannt. Grübeln bringt mich nicht weiter und trübt den Blick auf dieses Naturwunder vor mir. Milliarden Luftbläschen mischen sich während des Wellenbrechens ins Wasser und werden durch Druck verformt. Sie beginnen zu schwingen. Schallwellen breiten sich aus, durch das Wasser und die Luft. Ich stelle mir vor, wie Luftmoleküle in der Gischt tanzen und singen. Je grösser das Luftbläschen, umso tiefer sein Ton. Ein Chor mit unterschiedlichen Stimmen führt zum Rauschen, das uns durch die Nacht begleitet und das Summen der Mücken überlagert.

Der Tag rappelt sich hoch. Die Sonne ist noch nicht über dem Horizont aufgetaucht. Wir sind startklar. Wehmütig schauen wir noch einmal auf das Wasser, während wir losfahren. Das Rauschen des Meeres verebbt.

Von Murcia nach Algeciras: durch Spanien mit marokkanischem Flair

An einer Tankstelle in der Nähe von Murcia legen wir einen Zwischenstopp ein, um zu frühstücken und den Kühlschrank zu füllen. Es ist Sonntag und der geplante Einkauf in einem größeren Supermarkt fällt ins Wasser. Nach einer Stärkung und Beine vertreten, fahren wir weiter, vorwiegend auf der rechten Spur. Wir wollen vorankommen und überholen unzählige Autos, deren Insassen trotz europäischen Kennzeichen marokkanisch anmuten. Mir schießt durch den Kopf: „Es ist Urlaubszeit. Wie viele Marokkaner wohl ihre Heimat oder die ihrer Vorfahren besuchen und die Fähre füllen werden?“

Wir kommen gut voran. Der Verkehr hier ist nicht zu vergleichen mit Frankreichs Autobahn, auch die Schranken der Mautstellen schwingen in gebührendem Abstand zum Auto nach oben und gewähren uns die Durchfahrt. An uns ziehen Hügel mit Sträuchern und niedrigen Bäumen vorbei. Hier und da blüht es rosa oder gelb und geben einen Tupfer Farbe in diese karge Landschaft. Olivenhaine säumen die Gegend. Der Boden ist rissig, die Dürre sichtbar. Trockenheit ist schon lange ein Thema, das in den vergangenen Jahren heiß diskutiert wurde.

Mit der Knappheit der Wasserressourcen und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, die Agrarwirtschaft und Viehzucht kämpfen auch verschiedene Regionen des Königreichs Marokko. Morgen wollen wir auf den anderen Kontinent übersetzen und uns selbst ein Bild machen.

Wir sind in Los Palmones bei Algeciras eingetroffen. Das Navigationsgerät führt uns zu Carlos Juan Gutierrez, dem legendären Ticketverkäufer, bei dem angeblich die meisten Reisenden ihre Fährtickets kaufen. Das Büro befindet sich in der Nähe des Discounters Lidl, dessen Parkplätze am Sonntag verwaist sind. Wir bevorzugen die Strecke Algeciras nach Tanger Med, denn die personenbezogenen Formalitäten der Einreise werden bereits auf der Fähre erledigt und wir müssen bei Ankunft nur noch den Zoll passieren. So der Plan.

Auf der Fahrt hierher wird unsere Aufmerksamkeit mit Schildern auf die Überfahrt nach Ceuta gelenkt. Warum wir die Fähre nach Tanger nehmen, hat mehrere Gründe.

CEUTA EINE STADT ZWISCHEN ZWEI WELTEN

Ceuta ging im 17. Jahrhundert von den Portugiesen an die spanische Krone über und ist seither eine spanische Exklave. Die autonome Stadt gehört zur Europäischen Union, ist aber vom Zollgebiet der EU, wie auch vom Schengen-Raum ausgenommen. Sie liegt an der Straße von Gibraltar und ist von Marokko umgeben. Die Entfernung zur Iberischen Halbinsel beträgt nur 21 Kilometer und eine Fährüberfahrt dauert gerade einmal eine Stunde.

Ceuta hat im Zuge von Flüchtlingswellen an Bedeutung gewonnen und wird seit 1993 von einem Grenzzaun zu Marokko abgeschirmt, um die illegale Einwanderung zu verhindern. Viele Afrikaner versuchen von Marokko die Flucht nach Europa und laufen auch die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla an. Sie verharren in Camps und warten auf eine Gelegenheit zur Flucht. Die Zustände in und um Ceuta sind zuweilen chaotisch und Eskalationen können nicht immer verhindert werden. Schaffen es Flüchtlinge in die autonome spanische Stadt, durchlaufen sie ein Asylverfahren nach EU-Recht und können einen Aufenthaltsstatus erreichen oder es droht ihnen eine Abschiebung ins Herkunftsland. Manche versuchen daher illegal auf das europäische Festland überzusetzen. Falls wir die Fähre nach Ceuta nehmen, werden wir wohl nicht nur den Grenzzaun sehen. Dann doch lieber einen marokkanischen Hafen ansteuern.

Fährtickets beim legendären Carlos

Zunächst brauchen wir aber Fährtickets, um auf den anderen Kontinent überzusetzen. Der freundliche Mitarbeiter im Büro von Carlos händigt uns die Unterlagen aus, zusammen mit Cookies und einer Flasche Rotwein als Geschenk. Unser Junior erhält einen mit Süßigkeiten gefüllten Beutel. Die Freude hält sich in Grenzen, da er Süßes eigentlich gar nicht mag, aber er bedankt sich höflich.

Die Heimreise ist auch gesichert, die Tickets mit open End Datum bereits gekauft. Ich frage nach einem guten Stellplatz in der Nähe und ernte die Antwort, überall auf den Parkplätzen der Einkaufsmeilen stehen zu dürfen. Ein Riesenareal ohne Schatten. Ich hake noch einmal nach und uns wird ein kleiner Strandabschnitt in der Nähe des Restaurants El Manos empfohlen. Guten Mutes folgen wir der Stimme aus dem Navi und sind überrascht, wie überfüllt, kreuz und quer die Autos hier parken und kaum ein Durchkommen ist. Wir entscheiden uns, umzukehren, den Camper in der prallen Hitze auf einem Parkplatz abzustellen und in einem klimatisierten Fastfood-Restaurant den Magen zu füllen.

Später sitzen wir im Inneren des Wohnmobils. Ein Auto hält neben uns. Der Fahrer winkt freundlich durch die offene Tür und stellt sich als Carlos vor. Wir lachen herzlich, wechseln ein paar Worte und zeigen ihm die Fährtickets, die wir in seinem Büro bereits gekauft haben. Sein Gesicht strahlt, wie die Sonne, die unbarmherzig ihr Leuchten auf unsere Solarpanels abfeuert.

AFRIKA – WIR KOMMEN!

„Marokko ist mehr als nur ein Traum aus

Tausendundeiner Nacht.

Es ist ein Land voller Kontraste, Schönheit und Herausforderungen.

Wer es wirklich entdecken möchte,

sollte über den Tellerrand

hinausschauen und sich nicht nur