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Dieses eBook: "Maulana Rumi: Qazal (Orientalische Liebeslyrik: Qaselen/Ghaselendichtung)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Das Qazal / Ghasel (Liebesworte) ist eine lyrische Gedichtform, die bereits in vorislamischer Zeit auf der Arabischen Halbinsel entstanden ist. Die Blüte der Ghaselendichtung wird im persischsprachigen Raum etwa ab dem 12./13. Jahrhundert erreicht. Unter dem prägenden Einfluss der großen persischen Ghaselendichter Rumi und Saadi im 13. Jahrhundert entwickelte sich die Poetik des Ghasels zu einem strengen und hochkomplexen System von Form- und Sinnbeziehungen. Der ursprünglich erotische Gehalt der Lyrik wurde von dichtenden Mystikern und mystischen Dichtern mit religiösen Inhalten gefüllt. Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207-1273) war ein persischer Mystiker und einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters. Von seinen Derwischen und auch späteren Anhängern wird er Maulana genannt. Nach ihm ist der Mevlevi-Derwisch-Orden benannt.
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Seitenzahl: 55
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Übersetzer: Friedrich Rückert
Inhaltsverzeichnis
Solange die Sonne nicht den Nachtflor bricht, Sind Tagesvögel ohne Zuversicht. Der Blick der Sonne ruft die Tulpen auf; Jetzt ist, o Herz, dir zu erwachen Pflicht. Das Sonnenschwert gießt aus im Morgenrot Das Blut der Nacht, von der es Sieg erficht. Voll Schlafs das Auge, sprach ich: Es ist Nacht. Er sprach: Vor meinem Angesichte nicht. Solang' es graut, ist zweifelhaft der Tag; Am hellen Tag, wer zweifelt noch am Licht? Im Osten steht das Licht, ich steh' im West, Ein Berg, an dessen Haupt der Schein sich bricht. Ich bin der Schönheitssonne blasser Mond; Schau weg von mir, der Sonn' ins Angesicht!
Inhaltsverzeichnis
Zum Himmel thu' ich jede Nacht den Liebesruf, Der Schönheit Gottes voll, mit Macht den Liebesruf. Mir jeden Morgen Sonn' und Mond im Herzen tanzt, Zu Sonn' und Mond thu' ich erwacht den Liebesruf. Auf jeder Au erglänzt ein Strahl von Gottes Licht; Ich thu' an Gottes Schöpferpracht den Liebesruf. Die Turteltaub' im Laub, erweckt von meinem Gruß, Thut mir entgegen girrend sacht den Liebesruf. Dem Felsen, der zu deinem Preis mit Licht sich krönt, Zuruf' ich, und er nimmt in Acht den Liebesruf. Dir thu' ich für die Blum' im Feld, die schüchtern schweigt, Fürs Würmlein, das du stumm gemacht, den Liebesruf. Das Weltmeer preist mit Rauschen dich, doch ohne Wort; Ich hab' in Worte ihm gebracht den Liebesruf. Dir thu' ich als das Laub am Baum, als Tropf' im Meer, Dir als der Edelstein im Schacht, den Liebesruf.
Inhaltsverzeichnis
Ich sah empor, und sah in allen Räumen Eines; Hinab ins Meer, und sah in allen Wellenschäumen Eines. Ich sah in's Herz, es war ein Meer, ein Raum der Welten, Voll tausend Träum'; ich sah in allen Träumen Eines. Du bist das Erste, Letzte, Äußre, Innre, Ganze; Es strahlt dein Licht in allen Farbensäumen Eines. Du schaust von Ostens Grenze bis zur Grenz' im Westen, Dir blüht das Laub an allen grünen Bäumen Eines. Vier widerspenst'ge Thiere ziehn den Weltenwagen; Du zügelst sie, sie sind an deinen Zäumen Eines. Luft, Feuer, Erd' und Wasser sind in Eins geschmolzen In deiner Furcht, daß dir nicht wagt zu bäumen Eines.
Inhaltsverzeichnis
Als ich scharfen Dorn mich sahe, Rosenschwelle sucht' ich auf. Als ich mich sah gallenbitter, Honigs Zelle sucht' ich auf. Als ich mich ein Giftgefäß sah, sucht' ich auf das Gegengift. Als ich trüb mich Hefen sahe, Weineswelle sucht' ich auf. Als ich unreif Obst mich sahe, sucht' ich reifes Sonnenlicht.