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Mauritius – Die Tropeninsel im Indischen Ozean zieht jedes Jahr Tausende Besucher in ihren Bann – hat sie doch mehr als nur Strandurlaub zu bieten. Aus der beliebten Honeymoon-Destination ist ein Paradies für Outdoor-, Tauch- und Sportenthusiasten, Familien, Erholungs- und Kulturreisende geworden, die hier ganzjährig perfekte Bedingungen für einen abwechslungsreichen Urlaub finden. Die multikulturelle Gemeinschaft aus Indern, Afrikanern, Chinesen, Europäern und Kreolen spiegelt sich u. a. in der exotischen Küche, den vielfältigen Gotteshäusern und den religiösen Festen wider. Neben herausragenden Luxushotels bietet die Insel auch viele Unterkünfte für ein schmaleres Reisebudget und eignet sich perfekt für einen individuell organisierten Urlaub. In Iwanowski's Reisehandbuch Mauritius mit Rodrigues geben die Autoren Empfehlungen für individuelle Touren auf den beiden Inseln, die per Mietwagen oder Bus in der "normalen" Urlaubszeit bequem zu schaffen sind. Auch für Taucher finden sich in diesem Band fundierte Informationen. Mit Tipps für Outdoor-Aktivitäten, Wassersportler und Taucher Ideal für Individualreisende, mit Empfehlungen für Selbstfahrer und Reisende, die mit dem Bus unterwegs sind Detailkarten können per QR-Code kostenfrei auf das Smartphone oder den Tablet-PC geladen werden
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Stefan Blank
mit Rodrigues
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Mauritius mit Rodrigues
6. Auflage 2024
© Reisebuchverlag Iwanowski GmbHSalm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 DormagenTelefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]
Titelfoto: @AdobeStock/ ArtofinnovationAlle anderen Farbabbildungen: s. Bildnachweis S. 275Lektorat & Layout: Mo Kreutzberg, DüsseldorfKarten und Reisekarte: Thomas Buri, Bielefeld, E-Mail: [email protected]: Point of Media, www.pom-online.deRedaktionelles Copyright, Konzeption und derenständige Überarbeitung: Michael Iwanowski
Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem Buch erwähnten Internetseiten Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. „Links“) damit verbunden sind.
Gesamtherstellung: Grafisches Centrum Cuno, CalbePrinted in Germany
ISBN: 978-3-86457-499-3 epub
ISBN: 978-3-86457-501-3 epdf
Willkommen auf Mauritius
1.MAURITIUS: LAND UND LEUTE
Allgemeiner Überblick
Mauritius auf einen Blick
Historischer Überblick
Entdeckung und erste Kolonisation
Die Zeit der Franzosen
Die Zeit der Engländer
Die Unabhängigkeit
Zeittafel
Geografischer Überblick
Geologische Entwicklung
Landschaften
Korallenbänke•Küstenstreifen•Ebene•Hochland
Klima und Reisezeit
Zyklone•Tsunamis•Reisezeit
Pflanzen- und Tierwelt
Pflanzenwelt
Tierwelt
Unterwasserwelt
Wirtschaftlicher Überblick
Landwirtschaft
Industrie und Handwerk
Tourismus
Umwelt
Gesellschaftlicher Überblick
Bevölkerung
Indo-Mauritier•Kreolen•Sino-Mauritier•Franko-Mauritier
Religionen und religiöse Feste
Hindus•Christen•Muslime•Buddhisten•Feste und Feiertage
Kreolisches Leben
Architektur•Sprache•Tanz
Essen und Trinken
Kreolische Küche
Chinesische Küche
Islamische und indische Küche
Getränke
2.MAURITIUS ALS REISEZIEL
Die Gelben Seiten:Allgemeine Reisetipps A–Z
Die Grünen Seiten:Das kostet Sie das Reisen auf Mauritius
3.REISEN AUF MAURITIUS
Vorbemerkungen
Zeiteinteilung und touristische Interessen
4.PORT LOUIS UND UMGEBUNG
Port Louis
Redaktionstipps
Stadtrundgang
Aapravasi Ghat und Hauptpostamt•Caudan Waterfront und Blue Penny Museum•Vom Place d’Armes ins historische Zentrum•Regierungsgebäude•Vom Stadttheater zum neuen Rathaus•Kathedralen und Bischofsresidenz•Von der Pferderennbahn zur Zitadelle•Jummah-Moschee•Zentralmarkt
Die nähere Umgebung von Port Louis
Südlich des Stadtzentrums
Eureka•Moka und Le Pouce
Nördliche Umgebung
Sainte Croix•Priest’s Peak•Rundfahrt um den Pieter Both
5.NORDEN
Überblick
Redaktionstipps
Von Port Louis bis Pointe aux Canonniers
Arsenal und Pointe aux Piments
Trou aux Biches
Triolet und Pointe aux Canonniers
Grand Baie
Von Grand Baie über Poudre d’Or nach Pamplemousses
Cap Malheureux
Coin de Mire
Île Plate und Îlot Gabriel
Round Island und Serpent Island
Grand Gaube und Goodlands
Poudre d’Or
Île d’Ambre
Château de Labourdonnais
Pamplemousses
Botanischer Garten
Rundgang durch den Botanischen Garten
Zuckermuseum
6.SÜDWESTEN
Überblick
Redaktionstipps
Von Port Louis nach Curepipe
Beau Bassin und Rose Hill
Quatre Bornes und Vacoas/Phoenix
Rundfahrten von Vacoas aus
Curepipe
Floréal und Mangalkhan
Trou aux Cerfs
Im Stadtzentrum
Außerhalb des Zentrums
Von Curepipe nach Baie du Cap
Mare aux Vacoas
Grand Bassin
Nationalpark Black River Gorges
Chamarel und Umgebung
Terres des 7 Couleurs, Cascade Chamarel und Ebony Forest•Zur Südküste
Entlang der südlichen Westküste
Le Morne Brabant
Île aux Bénitiers
Grande Rivière Noire
Tamarin
Casela World of Adventures
Wolmar und Flic en Flac
7.OSTEN UND SÜDOSTEN
Überblick
Redaktionstipps
Entlang der Ostküste
Poste de Flacq und Centre de Flacq
Belle Mare und Plage de Palmar
Trou d’Eau Douce
Île aux Cerfs und Île de l’Est
Von Bel Air bis Bois des Amourettes
Vorgelagerte Inseln•Naturparadies Kestrel Valley
Vieux Grand Port
Frederik Hendrik Museum•Ferney
Mahébourg und Umgebung
Mahébourg
National History Museum
Ausflüge von Mahébourg
Pointe Jérôme und Île aux Aigrettes•Pointe d’Esny und Blue Bay
Entlang der Südküste
Von Mahébourg bis Souillac
La Vanille Nature Park•St. Aubin
Souillac
An der Küste•Rochester Falls
Auf der Küstenstraße nach Baie du Cap
8.RODRIGUES UND SEINE NACHBARINSELN
Vorposten im Indischen Ozean
Rodrigues
Überblick
Redaktionstipps
Inselrundfahrt
Südwesten und Südküste•Zentrum und Ostküste•„Hauptstadt“ und Nordküste•Im Westen
Die Cargados-Carajos- und andere entferntere Inseln
Der Archipel der Cargados-Carajos-Inseln
Agalega
Chagos-Inseln
9.ANHANG
Wörterbuch
Weiterführende Literatur
Bildnachweis
Stichwortverzeichnis
info
Weiterführende Informationen zu folgenden Themen
Bertrand François Mahé de La Bourdonnais
Sir Seewoosagur Ramgoolam
Leider ausgestorben: Dodo und Solitaire
Festtagskalender
Die Sega
Futtern wie bei Großmuttern
Public Beaches – Strand für alle
„Die Blaue“, „die Rote“ und andere
A day at the races
Jacques Désiré Laval
Stressfrei tauchen – bis die Flasche leer ist
Wer waren Paul und Virginie?
Zuckerrohrschneiden für Anfänger
Die Welle reiten auf Mauritius
Nummern für das Unaussprechliche
Verzeichnis der Karten
Black River Gorges National Park
Curepipe – Innenstadt
Grand Baie
Mahébourg – Innenstadt
Nordküste
Ostküste
Pamplemousses – Botanischer Garten
Port Louis – Innenstadt
Port Mathurin – Innenstadt
Public Beaches
Südküste
Trou aux Biches
Westküste
Überblick Reisegebiet Mauritius
Rodrigues
Zum Aufbau des Buches
Dieses Reisehandbuch kann nur einen unvollständigen und subjektiven Ausschnitt bieten, soll Anregungen geben und als Leitfaden dienen. Es handelt sich um keine flächendeckende „Enzyklopädie“ der Inseln, sondern um Empfehlungen für individuelles Reisen und Erkunden. Sehens- und Erlebenswertes wird in erster Linie für alle beschrieben, die ihr komfortables Urlaubsquartier zu Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung verlassen möchten. Die verhältnismäßig geringe Größe und Überschaubarkeit der beiden Inseln kommt dabei dem Gast insofern zugute, als er alle angegebenen Rundfahrten und Abstecher in der „normalen“ Urlaubszeit bequem schaffen kann. Im Kapitel Land und Leute (ab S. 10) erhalten Sie einen Einblick in Geschichte und andere Aspekte des Reiseziels. Die Gelben Seiten geben Reisetipps (ab S. 71) für die Reisevorbereitung und den Aufenthalt. In den Grünen Seiten (ab S. 112) wird kurz aufgelistet, was Sie der Aufenthalt auf Mauritius kostet. Im Kapitel Reisen auf Mauritius (ab S. 116) gibt es eine allgemeine Vorstellung der Region sowie Routenvorschläge. Im anschließenden Reiseteil (ab S. 120) erhalten Sie bei den jeweiligen Beschreibungen der Orte detailliert Auskunft über Sehenswürdigkeiten mit Adressen und Öffnungszeiten, Wanderrouten und Stadtrundgänge sowie Reisepraktische Informationen zu Unterkunft, Restaurants, Einkaufen etc. Eingeschobene Exkurse (INFO) liefern Hintergrundwissen und bieten fakultativen Lesestoff. Im Anhang (ab S. 268) finden Sie neben einem Wörterbuch und Literaturhinweisen ein ausführliches Register, das Ihnen die Möglichkeit gibt, schnell den gesuchten Begriff zu finden. Über Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge freuen wir uns: [email protected].
Alle Karten zum Gratis-Download
So funktioniert’s: In diesem Reisehandbuch sind alle Detailpläne mit QR-Codes versehen, die per Smartphone oder Tablet-PC gescannt und bei einer bestehenden Internet-Verbindung auf das eigene Gerät geladen werden können. Alle Karten sind im PDF-Format angelegt, das nahezu jedes Gerät darstellen kann. Für den Stadtbummel oder die Besichtigung hat man so die Karte mit besuchenswerten Zielen und Restaurants auf dem Telefon, Tablet-PC, Reader oder als DIN-A-4-Ausdruck dabei. Der Reiseführer kann im Auto oder im Hotel bleiben und die Basis-Infos sind immer und überall ohne Roaming-Gebühren abrufbar. Sollten wider Erwarten Probleme beim Karten-Download auftreten, wenden Sie sich bitte direkt an den Verlag. Unter [email protected] erhalten Sie die Linkliste zum Herunterladen der Karten.
Information
Sehenswürdigkeit
Kirche
Kathedrale/Dom
Moschee
Tempel
Hotel/Restaurant
Tankstelle
Markt
Internat. Flughafen
Aussichtspunkt
Leuchtturm
Hafen/Schiffsanlegestelle
Strand
Tauchen
Windsurfen
Fähre
Metro Express
Busbahnhof
Parkplatz
Post
Unterkunft
Restaurants
Einkaufen
„Nothing is sweeter to my heart than this land where I’ve lived.
Nothing is higher than this sky.
Nothing is more secure than this Indian Seawhere my fathers have stopped the momentum of their ship.“
Mit diesen Zeilen des mauritischen Poeten Robert Edward Hart (1891–1954) kann man Mauritius tatsächlich in wenige Worte fassen: eine Insel, die das Herz erfüllt mit Farbigkeit und Fröhlichkeit. Darüber ein hoher, fast grenzenloser Himmel – und umgeben vom weiten Indischen Ozean, den die Väter aller Einwohner von Mauritius überwinden mussten, um letztendlich hier Halt zu machen.
Mauritius, das ist auch Meer, Sonne, Sand, die Insel gilt als „Paradies für Entspannungssuchende“ und bietet „Auszeit im Paradies“. Kein Wunder, dass sie es regelmäßig in die Top Ten der beliebtesten Fernreiseziele der Deutschen schafft. Bei elf Stunden Flugzeit sowie nur zwei bis drei Stunden Zeitunterschied entsteht kein Jetlag – und etliche Flugverbindungen sind so gelegt, dass Urlauber am frühen Vormittag auf der Insel ankommen. Und gleich an ihrem Strand in tropischer Sonne ins warme Wasser springen können. Klingt himmlisch? Ist es auch. Mauritius hat aber noch mehr zu bieten: Dem interessierten Besucher eröffnen die pittoresken Orte und quirligen Städte, die herrliche Vegetation, die mal majestätische, mal liebliche Landschaft und vor allen Dingen die verschiedenen Bevölkerungsgruppen eine solche Fülle an Eindrücken, dass sich ein bloßes Sonnenbaden fast von selbst verbietet. Inder, Afrikaner, Chinesen, Europäer und Kreolen bilden eine multikulturelle Gemeinschaft, die mit ihren Tempeln, Kirchen, Pagoden und Moscheen, ihren religiösen Festen und ihren Küchen, ihrer Vitalität und Freundlichkeit an sich schon eine Reise wert ist. Dass sich alles zudem in recht stabilen politischen Verhältnissen abspielt, kann das positive Erleben dieser Gemeinschaft nur verstärken.
Und gleich „nebenan“, rund 90 Flugminuten bzw. 560 km entfernt, liegt Rodrigues. Anders als Mauritius, ursprünglicher vielleicht, eine Insel, die erkundet und erobert werden will!
Träume von palmengesäumten Stränden, von Wassersport im wärmsten aller Meere, von Korallenbänken und freundlichen Einwohnern – dies hat besonders Mauritius populär gemacht. Höchste Zeit also für eine Reise ins Paradies!
Herzlich danken möchte ich allen, die mit Tipps, logistischen Hilfen und freundlicher Unterstützung zum Gelingen des Reisehandbuches beigetragen haben. Dazu gehören das Team von aviareps und der Mauritius Tourism Promotion Authority (MTPA) sowie natürlich Ulrike Niederer als kompetente Erstleserin.
Stefan Blank im Januar 2024
Mauritius befindet sich mitten im Indischen Ozean, auf 20° südlicher und 57,5° östlicher Breite. Rodrigues liegt gut 560 km nordöstlich entfernt und gehört politisch zu Mauritius – genauso wie der Archipel der Cargados-Carajos-Inseln und die Agalega-Inseln.
Entfernungen
Mauritius und Rodrigues, zusammen mit der Nachbarinsel Réunion, bilden den Archipel der Maskarenen, der sich durch vulkanische Tätigkeit aus einem unterseeischen Hochplateau heraushob. Spuren dieser Tätigkeit sind auf Mauritius als der älteren Insel nur noch rudimentär, auf Réunion jedoch immer noch aktiv zu erfahren. Von den nächsten Küsten ist Mauritius weit entfernt: etwa 2.000 km von der afrikanischen Südostküste, 4.700 km von Indien (Mumbai), 6.000 km von Australien (Perth), 800 km von Madagaskar und 1.800 km von den Seychellen.
Topografie
Topografisch zeichnen sich Mauritius und Rodrigues durch eine vielfältige und reich gegliederte Landschaft aus. Mauritius hat wegen der Erosionskräfte und eines allmählichen Absinkens seine höchsten Erhebungen bei etwas über 800 m, Rodrigues zeigt sich flacher, hügelig und ist ebenfalls von einer großen Lagune umgeben. Zum Meer glänzt Mauritius mit einer knapp 200 km langen Küste, die fast ganz von Korallenriffen umgeben ist und zum größten Teil aus Sandstrand besteht. Mit 65 km Länge und 45 km maximaler Breite, also einer eher bescheidenen Ausdehnung, ist Mauritius nur ungefähr halb so groß wie Mallorca. Rodrigues ist ganze 18,3 km lang und maximal rund 8 km breit.
Geschichte
Die historischen Phasen liefen auf den Inseln im Archipel der Maskarenen über weite Strecken parallel: Von Arabern vermutlich im 12. Jh. entdeckt und von den Portugiesen im 15. Jh. zum ersten Mal in den europäischen Horizont gebracht, waren es die Niederländer, die sich hier für eine kurze Zeit kolonisatorisch betätigten. Aber erst durch die lange Periode der französischen Herrschaft erhielten die Inseln ihr bis heute sichtbares Gepräge. 1814 trennten sich dann die historischen Wege: Mauritius und Rodrigues wurden englische Kolonie und konnten 154 Jahre später die nationale Unabhängigkeit erlangen, während Réunion zunächst als Kolonie, seit 1946 dann als Übersee-Département bei Frankreich verblieb. Die Bevölkerung von Mauritius ist ausgesprochen bunt zusammengesetzt – hauptsächlich aus Kreolen, Weißen, Schwarzen, Indern und Chinesen –, freilich in unterschiedlicher Stärke. Rodrigues wird von einer kreolischen Einwohnerschaft dominiert, die zu über 90 % aus Katholiken besteht: ein großer Unterschied zur multi-religiösen Gesellschaft von Mauritius.
Wirtschaft
Ökonomisch gesehen wurde Mauritius lange Zeit als „Zuckerinsel“ bezeichnet. Die ehemalige Monokultur ist immer noch von hoher Bedeutung, stellt aber längst nicht mehr das einzige Standbein der insularen Wirtschaft dar. Weitere Agrarprodukte und eine zunehmende Industrialisierung, insbesondere im Textilbereich, vergrößerten die Exportpalette. Auch wenn die weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrisen nicht spurlos an Mauritius vorbeigingen, gelang es den Regierungen, das Land aus den Krisen herauszuführen. Nach einem niedrigen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2009 mit 3 % war die anschließende Tendenz steigend. 2019 gab es Minus von 15,8 % und 2020 wieder ein Plus von 6,6 %. Eine der treibenden Kräfte ist die Textilexportindustrie. Die Staatsschuldenquote lag 2022 bei rund 81 % des Bruttoinlandsprodukts. Besorgniserregend sind die Arbeitslosigkeit mit 7,2 % (2022) und die Auslandsverschuldung, die 2022 bereits 10,5 Mrd. US-$ erreichte.
Tourismus als Wirtschaftsfaktor: Rooftopbar und Infinitypool auf dem Dach des Veranda Tamarin
Fläche:
2.040 km2, davon Mauritius mit 1.865 km2, dazu kommen Inseln und Archipele wie Rodrigues (104 km2), Cargados-Carajos und Agalega (71 km2)
Einwohner:
1.263.000 (2022)
Bevölkerungsdichte
ca. 620 Einwohner/km2
Bevölkerung:
ca. 68 % Indo-Mauritier (indischer Abstammung), ca. 27 % Kreolen (afrikanischer oder madagassischer Abstammung), ca. 3 % Sino-Mauritier (chinesischer Abstammung), ca. 2 % Franko-Mauritier (europäischer/französischer Abstammung)
Staatssprache:
Englisch gilt als offizielle Sprache, wird aber nur von rund 0,3 % der Bevölkerung als Erstsprache gesprochen und steht in seiner Bedeutung hinter Französisch zurück. Die Medien, die Politik, Wirtschaftsvertreter und die oberen sozialen Schichten sprechen Französisch. Englisch und Französisch sind Unterrichtssprache in den Schulen. Auch Hindi und Urdu sind weit verbreitet. Nahezu alle Bevölkerungsgruppen sprechen Créole.
Hauptstadt:
Port Louis: 146.000 EW (Schätzung Ende 2019)
Religion:
Ca. 48 % der Bevölkerung sind Hindus, 32 % Christen (mehrheitlich Katholiken), 17 % Muslime und 3 % Anhänger anderer Bekenntnisse, darunter Bahais, Buddhisten, Sikhs. Rodrigues ist zu über 90 % katholisch.
Flagge:
Vier Querstreifen in den Farben (v. o.) rot, dunkelblau, gelb, grün. Rot steht für das Blut, das im Unabhängigkeitskampf vergossen wurde, Dunkelblau für den Indischen Ozean, der die Insel umgibt, Gelb für „das Licht der Selbstständigkeit, das jetzt über der Insel leuchtet“, Grün für die reiche Vegetation des Landes.
Nationalfeiertag:
12. März (Tag der Unabhängigkeit)
Staats- und Regierungsform:
Souveräne Republik im Commonwealth mit parlamentarischer Demokratie nach britischem Vorbild. Oberhaupt ist der Staatspräsident.
Staatsoberhaupt:
Prithvirajsing Roopun
Städte:
Port Louis: 146.000 EW, Vacoas-Phoenix 105.820 EW, Rose Hill/Beau Bassin 103.566 EW, Curepipe 78.368 EW, Quatre Bornes 77.129 EW, Port Mathurin 6050 EW (alle Schätzungen Ende 2019)
Verwaltungsbezirke:
Mauritius ist in folgende neun Distrikte unterteilt: Black River, Flacq, Grand Port, Moka, Pamplemousses, Plaines Wilhems, Port Louis, Rivière du Rempart und Savanne. Hinzu kommen die drei Insel-Dependancen Agalega Islands, Cargados-Carajos und Rodrigues.
Währung:
Mauritius-Rupie (Rs)
Wirtschaft:
Textilindustrie, Zucker, Tourismus; Wirtschaftswachstum 6,6 % (2021)
Bruttoinlandsprodukt:
13 Mrd. US-$, ca. 10.123 US-$ pro Kopf (2022)
Arbeitslosenquote:
7,2 % (2022)
Inflation:
10,8 % (2022)
Handelspartner (2022, Anteile in %):
Exporte: Südafrika (13,9), Frankreich (13,5), Vereinigtes Königreich (9,1), Vereinigte Staaten (9,1), Madagaskar (7,7)Importe: China (17,8), Vereinigte Arabische Emirate (8,6), Südafrika (8,0), Frankreich (6,7), Deutschland (2,7)
Problematik:
Die Hauptausfuhrgüter sind starken Preisschwankungen auf dem Weltmarkt ausgesetzt. Große Abhängigkeit von Energie, Nahrungsmitteln und Investitionsgütern als kostenintensiven Importprodukten. Hohe Arbeitslosigkeit, chronisch hohe Handels- und Leistungsbilanzdefizite sowie Auslandsschulden (Ende 2022: brutto 10,5 Mrd. US-$).
Wenn ich geschlossnen Augs in AbendglutEinschlürfe deinen warmen Duft mit Beben,Seh’ ich ein herrlich Ufer sich erhebenAus einem Meer, drauf ewiges Leuchten ruht.
Ein schwellend Eiland, dem der Sonne FlutSeltsame Bäume, saftige Frucht gegebenUnd Frauen, deren Blick voll Glanz und Mut.
Charles Baudelaire, in „Les Fleurs du Mal“
Man bekommt die Vorstellung, dass zuerst Mauritius und dann der Himmel erschaffen wurde; und dass der Himmel Mauritius nachgebildet wurde.
Mark Twain, in „Following the Equator“
Lange Zeit lagen sie außerhalb der bedeutenden Handels- und Schifffahrtsrouten und wurden deshalb verhältnismäßig spät entdeckt. Trotzdem sind die Maskarenen ein Archipel mit einer interessanten Geschichte: Hier versammelten sich die wichtigsten Kolonialmächte der Neuzeit und kämpften gegeneinander. Aber nicht nur Holländer, Franzosen und Engländer drückten den Inseln ihren Stempel auf. Besonders die als Sklaven hierhin verschleppten Afrikaner und die als billige Arbeitskräfte und als Händler nach Mauritius gekommenen Inder und Chinesen prägten und prägen Wirtschaft, Sozialgefüge, Kultur und Politik des Landes – bis heute. Über weite Strecken liest sich die Geschichte spannend wie ein Abenteuerroman: Schauplatz von Kämpfen zwischen seefahrenden Europäern, Unterschlupf und Stützpunkt von Piraten, Insel der Sklavenhändler und Sklavenaufstände, Insel des Zuckers und der Zuckerbarone …
Mauritius bietet aber mehr als nur den (oft historisch verklärten) Rückblick auf die Zeit der Seeräuberschätze – und definitiv auch mehr als nur die „Karriere“ einer Briefmarke. Genauso interessant ist die Zeit der Unabhängigkeit, in der ein Vorposten Afrikas versucht, mit den Schwierigkeiten der Dritten Welt, mit Überbevölkerung, wirtschaftlicher Monokultur und ethnischer Zersplitterung fertig zu werden und sich in einem funktionierenden Gemeinwesen zusammenzufinden.
Erste Entdeckungsfahrten
Wann Mauritius oder die anderen Inseln der Maskarenen zum ersten Mal von wagemutigen Seefahrern angelaufen wurden, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Als gesichert kann hingegen gelten, dass seit dem 10. Jh. n. Chr. arabische Seefahrer auf ihren Dhaus bis zu den Seychellen, Komoren und Maskarenen vorgedrungen sind. Auf Réunion z. B. wird eine Brunnenanlage auf diese arabischen Expeditionen zurückgeführt und deswegen als ältestes Bauwerk des gesamten Archipels bezeichnet. In irgendeiner Weise geprägt wurden die Maskarenen durch die Araber allerdings nicht – doch sie waren es, die den Europäern den Weg nach Mauritius weisen sollten, nämlich als Lotsen, Navigatoren und Kartografen in Diensten der Portugiesen.
In der Geschichte der Entdeckungen haben die Portugiesen eine überragende Rolle gespielt. Auch der Indische Ozean, von Portugal aus nur über den Atlantik und um das Kap der Guten Hoffnung herum zu erreichen, ist von Seefahrern und Händlern aus Portugal ausgekundschaftet worden. In Südasien, besonders in Indien, lockten Gewürze, Edelmetalle und Luxuswaren, und nach der Afrikaumsegelung des Bartolomeu Dias (1488) begann bald ein lebhafter Handelsverkehr. Wenig später gerieten die Maskarenen in den europäischen Blickpunkt, lag der Archipel doch recht nah zur Fahrtroute und eignete sich als Zwischenstation zur Proviantaufnahme. Obwohl von Landsleuten wie Tristão da Cunha (1507) bereits vorher gesichtet, war es dem Kapitän Dom Pedro Mascarenhas, der 1512 oder 1516 auf Réunion stieß, vorbehalten, in die Geschichtsschreibung als Entdecker der Inseln einzugehen und ihnen seinen Namen zu geben: Seit 1520 sind sie auf portugiesischen Seekarten als Ilhas Mascarenhas verzeichnet.
Da es auf den Maskarenen keine einheimische Bevölkerung, folglich auch keine Handelsprodukte gab, waren sie für die Portugiesen nur zu einem Zweck interessant: Hier konnte man Wasser- und Essensvorräte bunkern, sich bei plötzlich auftretenden Zyklonen in Sicherheit bringen und eine bequeme Zwischenstation einlegen. Um die Versorgung mit Frischfleisch zu gewährleisten, setzten die Europäer Schweine und Ziegen aus, die man bei der Rückfahrt schlachtete. Es blieb nicht aus, dass dabei ebenfalls Hunde und Ratten eingeführt wurden, die zusammen mit den Nutztieren sehr bald die heimische Tier- und Pflanzenwelt empfindlich zu stören begannen.
Aber Mauritius hatte den hungrigen Portugiesen auch selbst genug anzubieten: Der Dronte (Dodo), ein flugunfähiger Vogel, war mangels natürlicher Feinde überall anzutreffen und leicht einzufangen. Dass er überdies essbar war, wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Noch schmackhafter waren für die ersten Europäer jedoch die riesigen Schildkröten, die man ebenfalls leicht einfangen konnte und die sich, ohne Wasser oder Nahrung zu brauchen, wochenlang als lebende Fleischreserve auf den Schiffen halten ließen. Recht früh wurde außerdem bekannt, dass Mauritius einige ideale Nutzhölzer aufzuweisen hatte, allen voran das begehrte Ebenholz.
Ankunft der Europäer
Doch erst Ende des 16. und Anfang des 17. Jh. kam eine bunte Schar von Europäern, die von den Reichtümern und der Lage von Mauritius – vor allem im Zusammenhang mit dem sprunghaft angestiegenen Ostindienhandel – profitieren wollten. 1598 landete hier zum ersten Mal eine holländische Expedition von einigen Schiffen an, deren Admiral Wybrand van Warwijk die Insel in Besitz nahm und ihr nach dem Statthalter Prinz Moritz von Oranien den noch heute gültigen Namen gab.
Auch Dänen, Engländer und Franzosen kamen, schlugen Holz zur Reparatur ihrer Schiffe oder zu Exportzwecken, deckten sich mit Dodos, Schildkröten und Schweinefleisch ein und verschwanden wieder. Um gegen diese Konkurrenz „ihre“ Insel zu schützen, wurde Mauritius von den Niederländern nun ganz offiziell annektiert und ab 1638 mit zwei kleinen Kolonien besiedelt. Außerdem verfolgte die holländische Ostindien-Kompanie dadurch das politisch-strategische Ziel, ihren Besitzungen auf Indonesien und dem lukrativen Handel sozusagen Flankenschutz zu geben.
Das Holländer-Monument nahe Mahébourg erinnert an die Herrschaft der Niederländer
Aber schon nach zwanzig Jahren mussten die Niederländer ihre beiden Siedlungen Warwijk’s Haven und Vlak wieder aufgeben, nachdem ihnen Wirbelstürme, Rattenplagen, Desorganisation und Erdrutsche das Leben schwer gemacht hatten. Auch ihrem zweiten Versuch, auf Mauritius Fuß zu fassen, war kein langes Leben beschieden: 1664 wurden die Kolonisierungspläne erneut aufgegriffen und 1710 aus den gleichen Gründen wieder fallen gelassen. In diesen beiden Perioden lebten kaum mehr als 200 Niederländer und etwa 1.000 Sklaven auf Mauritius.
Schädigung der Flora und Fauna
Die Präsenz der Franzosen auf Mauritius ist älter als der freiwillige Abzug der Niederländer. Seitdem sie ab 1643 auf Madagaskar über ein Fort verfügten, gab es noch im 17. Jh. mehrere französische Expeditionen in die Weite des Indischen Ozeans, die 1649 in die Annexion der Inseln Réunion und Rodrigues mündeten. Aber auch Mauritius wurde angelaufen, wobei ihnen die Insel teilweise als Verbannungsort diente, teilweise als Versuch, selbst zu Zeiten der holländischen Herrschaft dort dauerhaft Fuß zu fassen. Rodrigues wurde ganz ohne niederländisches Intermezzo von Anfang an von Franzosen geprägt: 1691 zuerst von zehn Hugenotten für einige Jahre besiedelt, 1725 in einem zweiten, ebenfalls missglückten Anlauf und ab 1750 letztlich erfolgreich und dauerhaft. Natürlich war die Sache bedeutend einfacher, nachdem die Holländer 1710 endgültig Mauritius in Richtung Südafrika verlassen hatten.
Kampf gegen Piraten
Außer strategischen und kolonisatorischen Gründen war das Eingreifen Frankreichs im Indischen Ozean noch durch einen anderen Faktor bedingt: die immer dreister werdenden und nach dem niederländischen Abrücken besonders starken Übergriffe der Piraten, die z. T. selbst Franzosen oder französischer Herkunft waren. Ursprünglich von einem Stützpunkt in Nordmadagaskar aus operierend, setzten sich die Seeräuber nach 1710 auf Mauritius fest und fügten gerade den französischen Handelsschiffen enormen Schaden zu.
Die unvorstellbaren Reichtümer, die damals aus Indien und anderen Ländern über den Ozean nach Europa transportiert wurden, animierten immer mehr Seeräuber zu ihrem einträglichen „Geschäft“. Die Geschichten von sagenhaften Schätzen, die schillernde Piratengestalten wie Olivier le Vaseur alias „La Buse“ (der Bussard) und andere auf Réunion, Mauritius und den Seychellen vergraben haben sollen, gehen auf diese bewegte Zeit zurück. Deswegen war das französische Engagement auf Mauritius ab 1715 zunächst hauptsächlich ein Kampf einer Handelsmacht gegen das gut organisierte und besonders mit amerikanischen Schiffen kooperierende Piratentum. Ein Kampf, der schließlich 1730 durch die Hinrichtung von La Buse auf Réunion von Erfolg gekrönt war.
„Île de France“
Als im September 1715 ein Kriegsschiff zur Jagd auf die Seeräuber anlandete, stieß dessen Kapitän Guillaume Dufresne d’Arsel damit gleichzeitig in ein machtpolitisches Vakuum und nahm die Insel als „Île de France“ für Frankreich in Besitz. Nun waren die Franzosen Herren über den gesamten Archipel der Maskarenen und hatten außerdem einen guten Brückenkopf im sich abzeichnenden Kampf gegen England um die indischen Besitzungen. Nachdem die Piraten gefangen, hingerichtet oder vertrieben waren, konnte die französische Ostindien-Kompanie 1721 darangehen, auch Siedlungspolitik zu betreiben.
Aus bescheidenen Anfängen mit 15 Kolonisatoren und etlichen Sklaven erwuchs ab 1735 ein prosperierender und wirtschaftlich erfolgreicher Machtfaktor im Indischen Ozean. Treibende Kraft und gleichzeitig vornehmster Repräsentant dieser Entwicklung war der neue Gouverneur Bertrand François Mahé de La Bourdonnais.
info
Bertrand François Mahé de La Bourdonnais
Nicht nur die vielen Standbilder an exponierter Stelle auf Réunion und Mauritius, sondern auch der Name der Seychellen-Hauptinsel Mahé erinnern an jenen Gouverneur, dem es als Erstem gelang, die Maskarenen in blühende Kolonien mit beträchtlicher wirtschaftlicher und militärischer Potenz und schnell wachsender Population zu verwandeln. Wie viele berühmte Seefahrer Frankreichs war auch Bertrand François Mahé de La Bourdonnais ein Sohn der Stadt Saint Malo, wo er 1699 geboren wurde. Bereits als Zehnjähriger bei der Handelsmarine tätig, war sein Leben seit frühester Jugend mit der Schifffahrt verknüpft.
Als Leutnant trat er in die Ostindische Kompanie seines Landes ein, später kämpfte er gegen Seeräuber vor Indien und war Kapitän in portugiesischen Diensten. Als 36-Jähriger wurde er als neuer Gouverneur der Kompanie zu den Maskarenen berufen. Hier ging er mit außerordentlicher Energie daran, die zivile und militärische Struktur der Inseln zu verbessern. Nicht selten mischte er sich dabei auch in detaillierte Fragen der Kolonialarchitektur ein und erwies sich dabei als Mann von treffsicherem Geschmack. 1738 verlegte La Bourdonnais seinen Gouverneurssitz schließlich von der Île Bourbon zur Île de France (Mauritius), wo er ebenfalls Bauprojekte durchführen ließ. Wichtigstes Ergebnis war dabei die Entstehung von Hauptstadt und Hafen in Port Louis, das seinen Namen nach dem französischen König erhielt und das der Gouverneur mit Kriegsschiffen und einer starken Garnison zu schützen wusste. Die ersten beiden Stockwerke des prächtigen Governor’s House tragen heute noch seine Handschrift. Seine Förderung der Landwirtschaft und der Ausbau der Infrastruktur, besonders durch den vermehrten Anbau von Zuckerrohr, haben viel zur Entwicklung der Kolonie beigetragen und prägen das Bild der Insel bis zum heutigen Tag. In diesem Zusammenhang ist die Eröffnung der ersten beiden Zuckerraffinerien im Jahr 1744 von enormer Bedeutung.
Eines der zahlreichen Denkmäler des berühmten Gouverneurs
Obwohl als oberster ziviler Landesherr von der Kompanie berufen, musste La Bourdonnais 1742 die von ihm vorhergesagte Eskalierung des Konfliktes um Indien zum offenen Krieg erleben. Hier erwiesen sich seine präventiven militärischen Maßnahmen als richtige Entscheidungen. In dem Handelskrieg, bei dem es immerhin um die gesamte wirtschaftliche Macht Frankreichs in Indien ging (einschließlich etlicher Millionen Inder, die auf den Plantagen der Franzosen arbeiteten), erwies sich der Gouverneur auch als Seeheld: Vor der Küste Indiens konnte er die englische Flotte besiegen und die Hafenstadt Madras erobern.
Wie so oft sollten zu viel Leistung und zu viel Glück bei den Zeitgenossen, insbesondere bei persönlichen Konkurrenten, nicht gleichermaßen positiv aufgenommen werden. Der damalige indische Generalgouverneur erreichte, dass Mahé de La Bourdonnais noch während seiner Rückfahrt nach Mauritius seines Postens als Gouverneur enthoben und unter Anklage gestellt wurde. Während des jahrelangen Prozesses – man bezichtigte ihn des Verrates und der Kooperation mit dem Feind – saß er als Gefangener in der Pariser Bastille ein. Zwar wurde der Mann, der aus Réunion und Mauritius blühende französische Kolonien gemacht hatte und nebenbei auch die Seychellen für Frankreich annektieren konnte, schließlich von allen Vorwürfen freigesprochen, aber niemals wieder konnte er an seine glänzende Vergangenheit anschließen: Nur kurze Zeit später starb Mahé de La Bourdonnais, psychisch gebrochen und finanziell ruiniert.
Erneuerung unter Pierre Poivre
Der Ausgang des Siebenjährigen Krieges jedoch machte die Vorrangstellung Englands deutlich. Zunächst ging in der Folge des Kriegsausganges 1767 die Ostindiengesellschaft bankrott, und die Île de France wurde nun direkt von der Krone verwaltet. Einer deren Intendanten war Pierre Poivre (1767–72), der mit seinem persönlichen Einsatz noch einmal an die Zeit La Bourdonnais’ anschließen konnte: Das Straßennetz wurde erweitert, verfallene Gebäude wurden erneuert und ausgebaut, neue Siedler ins Land geholt und der Gewürzanbau intensiviert. Poivres privates Interesse galt der Botanik, und der Aufbau der Botanischen Gärten von Pamplemousses (s. S. 178) ist zum größten Teil sein Verdienst. Von den damals knapp 20.000 Einwohnern der Insel waren höchstens 15 % Weiße, der Rest bereits Sklaven …
Im letzten Jahrzehnt vor der Französischen Revolution spitzte sich der englisch-französische Gegensatz im Indischen Ozean nochmals zu. Die in ihrer Gesamtheit stark geschrumpften französischen Gebiete konnten sich aber nun voll auf die Abwehr der Engländer konzentrieren und wurden durch eine Kriegsflotte zusätzlich unterstützt. Dadurch gelang es, die Briten mehrfach empfindlich zu schlagen und sogar einige Bastionen in Indien zurückzuerobern. In dieser Situation bedeutete die Revolution hier keine besonders einschneidende Umwälzung. Zwar wurde in Port Louis ein Paradeschafott installiert und der Name der Nachbarinsel „Bourbon“ in „Réunion“ umgeändert, aber das Mutterland war zu weit entfernt, als dass dort gefasste Beschlüsse auf Mauritius in die Tat hätten umgesetzt werden können. So hatte die Proklamation der Abschaffung der Sklaverei trotz der Entsendung republikanischer Agenten keine Aussicht auf Einlösung, da die insulare Wirtschaft zu eng mit der Sklaverei verknüpft war. Die Agenten wurden zurück nach Paris geschickt und vorläufig blieb alles beim Alten. Außenpolitisch war der erneute Kriegszustand mit England ebenfalls ein altes Kapitel. Da traf die verheerende Pockenepidemie in den Jahren 1792/93 die Bevölkerung schon empfindlich tiefer.
„Der Goldsucher“ von Le Clézio
Zu Anfang des 19. Jh. standen Mauritius und besonders seine Hauptstadt Port Louis in voller Blüte. Deren Bedeutung als Hafenstadt, die kurzzeitig in Port Napoléon umbenannt wurde, reichte an die jeder anderen Metropole des Indischen Ozeans heran. Kein Zweifel: Der Wahlspruch des Inselwappens „Stern und Schlüssel zum Indischen Ozean“ (Stella Clavisque Maris Indici) hatte seine Berechtigung. Das war natürlich eine Verlockung für die Briten, die bereits 1794 den Archipel der Seychellen erobert hatten. Im Seekrieg gegen die Engländer jedoch übernahmen die Franzosen die Taktik der Piraten. Nur war diese Seeräuberei eine höchst offizielle, von Paris aus mit Kaperbriefen ausgestattet. Die Korsaren (franz.: corsaires) fügten den schwerfälligeren englischen Handels- und Kriegsschiffen einen solch immensen Schaden zu, dass die Briten auf die bekannten Korsaren hohe Kopfgelder aussetzten. Der berühmteste von diesen war wohl Robert Surcouf, der fast 50 feindliche Schiffe aufgebracht haben und zu enormem Reichtum gelangt sein soll. Trotz aller Nachstellungen konnte der „König der Korsaren“ niemals gefangen werden und beendete sein Leben als reicher Reeder in seiner Geburtsstadt Saint Malo. Bereits zu Lebzeiten eine Legende, ist Surcouf (1773–1827) noch heute Gegenstand mauritischer Verehrung, während nach seinen Schätzen fieberhaft gesucht wird. In „Der Goldsucher“ beispielsweise, einem der bekanntesten Bücher über das Leben auf Mauritius, schickt der französische Literaturnobelpreisträger J. M. G. Le Clézio seinen Helden Alexis nach dem Tod seines Vaters in die Welt hinaus, um – ausgestattet mit alten Plänen und Karten – den sagenhaften Schatz eines Korsaren auf der Insel Rodrigues zu bergen. Das Gold findet Alexis zwar nicht, dafür aber über seine Reisen letztendlich zu sich selbst.
Doch der Lauf der Weltgeschichte ließ sich auch durch die Korsaren nicht mehr aufhalten: Die französische Epoche ging unaufhaltsam ihrem Ende entgegen. Noch einmal aber lieferten sie den Engländern eine solch berühmte und erfolgreiche Seeschlacht, dass Napoléon es wert fand, diese auf dem Triumphbogen in Paris darstellen zu lassen – am 20. August 1810 schossen sie ein gleichstarkes britisches Geschwader vor Vieux Grand Port zusammen. Drei Monate später jedoch bewegte sich eine englische Flotte von 70 Schiffen und mit 10.000 Mann, die sich zuvor bei der Insel Rodrigues gesammelt hatte und unter dem Kommando von General John Abercrombie stand, auf Mauritius zu. Die Engländer fanden eine Passage bei der Insel Coin de Mire und landeten am Cap Malheureux. Da Charles Decaen, der General Napoléons und letzte französische Gouverneur von Mauritius, einen Angriff nicht an dieser Stelle erwartet hatte, konnten die Engländer fast unbehelligt auf die Hauptstadt zumarschieren. Auch dort war jeder weitere Widerstand der zahlenmäßig unterlegenen Verteidiger zwecklos, und nach einigen Scharmützeln musste Decaen die Kapitulation unterschreiben. Im gleichen Jahr war auch Réunion an England gefallen, und somit hatte Frankreich alle seine ehemaligen Besitzungen im Indischen Ozean an den Erzfeind verloren.
Nach den langjährigen Kriegen zwischen Frankreich und England könnte man annehmen, die Übernahme der Insel hätte eine starke historische Zäsur bedeutet. Dem aber war nicht so. Selbstverständlich gab es einige „Korrekturen“ auf politischem, administrativem und kulturellem Gebiet. Selbstverständlich musste die Hauptstadt ihren kurz vorher erhaltenen Namen Port Napoléon ablegen und hieß nun wieder Port Louis, und aus der Île de France wurde wieder „Mauritius“. Aber schon in den Kapitulationsbedingungen von 1810 (Artikel 8) war den französischen Siedlern eine von englischen Einflüssen weitgehend ungestörte Zukunft versprochen worden: Sie durften ihre Religion ausüben, ihre Sprache sprechen, nach ihren Gebräuchen leben und selbst ihre Gesetze behalten. Der Grund für diese zuvorkommende Behandlung war wohl, dass das recht kleine Mauritius für britische Kolonialisierungspläne zu unbedeutend war und es den Engländern genügte, von der geostrategischen Lage, dem Hafen und den Steuern der französischen Siedler zu profitieren. Diese Toleranz den ehemaligen Herren gegenüber hat ihre Folgen bis zum heutigen Tag: Das als offizielle Landessprache geltende Englisch wird längst nicht in dem Umfang beherrscht wie Französisch und Créole, und immer noch ist der Code Napoléon die gesetzliche Grundlage des Inselstaates.
Prägt nach wie vor die Insel: der Zuckerrohranbau
Monokultur Zucker
Wirtschaftlich setzten die Briten auf den bereits von den Holländern eingeführten und von den Franzosen intensivierten Zuckerrohranbau. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde die Produktion von ca. 10.000 auf über 100.000 t gesteigert, und Mauritius konnte bereits damals als „Zuckerinsel“ bezeichnet werden. Aus einer wirtschaftlichen Komponente unter vielen wurde somit die alles beherrschende Monokultur mit all ihren Auswirkungen auf Handel und Sozialgefüge. Die großen Landeigentümer, die „Zuckerbarone“, gaben von nun an in Politik und Gesellschaft den Ton an, und sie waren es, die sich am heftigsten gegen die Befreiung der Sklaven wehrten.
Erst nachdem ihnen von London eine großzügige Entschädigung für jeden freigelassenen Sklaven zugesichert worden war, konnte 1835 auf Mauritius wie in allen anderen britischen Kolonien die Abschaffung der Sklaverei durchgesetzt werden – innenpolitisch sicherlich das bedeutendste Ereignis nach dem Ende der französischen Zeit.
Die Sklavenbefreiung sollte jedoch weder die vorherrschende Wirtschaftsform noch deren negative Folgen ins Wanken bringen. Die geringe Bezahlung, die die ehemaligen Sklaven aus Afrika und Madagaskar nun für ihre Arbeit verlangen konnten, wurde von den Zuckerbaronen bequem aus dem überquellenden Topf der Entschädigungsgelder entrichtet. Da sich unter diesen Umständen die meisten Freigelassenen von den Plantagen zurückzogen und ein Stück eigenen Landes erwarben und bebauten, entstand ein Arbeitskräftemangel, den die Grundeigentümer mit Menschen aus Indien und China behoben. Obwohl formell an befristete Verträge gebunden, unterschied sich das Los der neuen Arbeiter nur unwesentlich von dem der früheren Sklaven: Von skrupellosen Händlern in den Slums etwa Kalkuttas angeworben, wussten die „Kulis“ weder, wohin die Reise ging – ihnen war erzählt worden, sie würden in eine andere indische Stadt gebracht –, noch was sie dort erwartete.
Viele starben auf der Überfahrt auf jenen Schiffen, die früher im Sklavenhandel eingesetzt waren, viele folgten unter den unsäglichen sanitären und arbeitsmäßigen Bedingungen auf den Zuckerplantagen. Das Geld für diesen Kulihandel stammte immer noch aus den Entschädigungen im Zuge der Sklavenbefreiung. Da der Handel mit Zucker florierte und sich die Absatzchancen z. B. durch die Eröffnung des Suezkanals verbesserten, sahen weder die Zuckerbarone noch die englische Administration Grund für die Beseitigung dieser Verhältnisse.
Große soziale Unterschiede
Mauritius bot in der zweiten Hälfte des 19. Jh. somit ein Bild, dessen starke Licht- und Schattenseiten ohne Zwischentöne charakteristisch waren: Auf der einen Seite eine blühende Kolonie mit allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteilen der europäischen Oberschicht: Man wohnte in prächtigen Villen, vergnügte sich im neuen Theater von Port Louis, konnte seit 1869 durch ein unterseeisches Kabel mit Europa kommunizieren, hatte Eisenbahnverbindungen und profitierte von einer Wirtschaftslage, die Mauritius als Zuckerlieferant für Australien, Indien und Europa zu einer internationalen Drehscheibe des Exportes gemacht hatte. Auf der anderen Seite eine überwältigende Bevölkerungsmehrheit in ärmlichsten Verhältnissen, geprägt von einem zu starken Import von neuen Arbeitskräften – etwa 500.000 Menschen allein aus Indien – und den dadurch verursachten Ernährungsproblemen, zusätzlich verschlimmert durch eingeschleppte Krankheiten wie Malaria und Cholera.
Der Glaube der Hindus ist überall auf Mauritius präsent, wie hier in Triolet
Allmacht der Zuckerbarone
Es ist erstaunlich, wie lange sich diese polarisierte Gesellschaft halten konnte, selbst noch während der Regentschaft von Queen Victoria und in den Zeiten des unaufhaltsamen Niedergangs. Zwar gab es erfolgreiche Bestrebungen, die Allmacht der Zuckerbarone zu brechen und die rechtliche und soziale Situation der Arbeiter zu verbessern. Eine Verfassungsreform sah ab 1885 ein Wahlrecht vor, das aber nur die Mitglieder der Oligarchie in Anspruch nehmen konnten und das bis 1947 Bestand hatte. Auch eine Abkehr von der verhängnisvollen Zuckermonokultur wurde vereinzelt versucht. Im Großen und Ganzen aber verharrte Mauritius bis nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Stand des 19. Jh. – mit der wichtigen Ausnahme allerdings, dass die wirtschaftliche Lage immer schlechter wurde.
Zuerst verlagerte sich der Weltmarkt für Zucker immer mehr in die Karibik, außerdem baute man verstärkt auch in Europa Zuckerrüben an. Dann gingen auch die Handelsrouten mehr und mehr an Mauritius vorbei, die Zahl der jährlichen Schiffsanläufe wurde stetig geringer, und schließlich spielte die Insel überhaupt keine Rolle mehr. Die Folge waren eine Verarmung ungeheuren Ausmaßes und ein starker Rückgang der Population, auch verursacht durch die immer wieder aufflackernden Epidemien.
Mahatma Gandhi zu Besuch
Politisch bedeutsam ist in dieser Zeit ein Besuch Mahatma Gandhis, der viel für das politische Selbstbewusstsein des indischen Bevölkerungsanteiles getan hat. 1901 war er gemeinsam mit seiner Frau zehn Tage auf der Insel unterwegs und wurde von den Indo-Mauritiern freundlich aufgenommen. Nur wenige Freunde wussten vom Aufenthalt Gandhis, der zu dieser Zeit in Südafrika lebte und sich dort für die Rechte der indischen Minderheit stark machte. Er bereiste die Insel mit dem Zug und verschaffte sich ein Bild über die meist schlechten und unwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen seiner Landsleute. Und folgerte, dass auch hier Bildung der Schlüssel zum Erfolg sein muss. So forderte er in einer Brandrede die Indo-Mauritier dazu auf, sich mehr für Bildung und Politik zu interessieren. Als späte Folge des Besuchs entstanden auf Mauritius beispielsweise das Mahatma Gandhi Institute & Rabindranath Tagore Institute, das 1970 gegründet wurde. Gleichzeitig wurden die ersten Parteien gegründet. Vom internationalen Geschehen war Mauritius jedoch weitgehend ausgeschlossen, und Verkehrsverbindungen mit dem Mutterland oder mit Afrika gab es nur noch sporadisch.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Insel allerdings aufgrund ihrer Lage für die Briten erneut interessant. Wie Malta im Mittelmeer, konnte Mauritius ab 1942, als die Air Force ihren Militärflughafen in Plaisance eröffnete, die Rolle eines „Flugzeugträgers“ im Indischen Ozean erfüllen. Hinsichtlich der späteren Entwicklung des Tourismus ist dieser Flughafen (heute: Sir Seewoosagur Ramgoolam International Airport), der ab 1946 dem zivilen Flugverkehr diente, zusätzlich von ausschlaggebender Bedeutung.
Neues Wahlrecht
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nun endlich längst überfällige Verbesserungen der Infrastruktur und der politischen Landschaft in die Tat umgesetzt. Seit 1947 durfte jeder, der seinen Namen schreiben konnte, zur Wahl gehen. Seit 1958 gibt es das uneingeschränkte, allgemeine Wahlrecht. Durch Bereitstellung entsprechender Gelder und eine groß angelegte Schädlingsbekämpfung gelang es in den 1950ern auch, der Cholera und Malaria Herr zu werden – was zu einem erneuten explosionsartigen Anstieg der Bevölkerung führte.
Feierliche Proklamation
Seitdem nun auch die Masse der Landarbeiter wählen konnte und das politische Leben immer mehr von der Labour Party geprägt wurde, vermehrten sich zum Ausgang der 1950er-Jahre jene Stimmen, die eine Loslösung von Großbritannien und die Installierung eines unabhängigen Mauritius forderten. Eine Verfassungskonferenz in London prüfte 1965 diese Möglichkeit, und nachdem sich bei der Wahl von 1967, die über die Frage der Unabhängigkeit entscheiden sollte, 56 % der Mauritier klar dafür ausgesprochen hatten, stand der staatlichen Souveränität der Insel nichts mehr im Wege. Am 12. März 1968 fand auf dem Champ de Mars in Port Louis deren feierliche Proklamation statt. Ein großer Tag, der 1930 einen bedeutenden Vorgänger hatte: Am 12. März 1930 marschierte Mahatma Gandhi mit 78 seiner getreuen Anhänger los, um gegen das Salzmonopol der britischen Kolonialmacht in Indien zu demonstrieren. Damit läutete er das Ende der Kolonialherrschaft ein. So führte der Salzmarsch mit zur Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien, die am 15. August 1947 proklamiert wurde.
Es ist bewundernswert, wie es der kleine, aber bevölkerungsreiche Inselstaat Mauritius in der kurzen Geschichte seiner Unabhängigkeit geschafft hat, mit Schwierigkeiten fertig zu werden, für die er selbst nicht verantwortlich war. Die Vielfalt der ethnischen Gruppen, begründet in Sklaverei und Kulihandel der Kolonialmächte, gab noch 1968 zu Sorgen Anlass. Aber die vorhergesagten bürgerkriegsähnlichen Zustände oder gar Pogrome blieben aus. Das kann u. a. auch auf das Wirken von Sir Seewoosagur Ramgoolam zurückgeführt werden, der wohl bedeutendsten politischen Gestalt, die als Symbolfigur des unabhängigen Mauritius jedem Bürger des Landes vertraut ist.
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Sir Seewoosagur Ramgoolam
Mit dem „Vater der Unabhängigkeit“ wird jeder Besucher des Landes schon bei der Ankunft vertraut gemacht: Der Internationale Flughafen in Plaisance ist heute nach ihm benannt. Daneben wird man sein Standbild in Port Louis und seinen Namen in vielen Straßenbezeichnungen wiederfinden.
Am 18. September 1900 im Dorf Bois d’Oiseaux geboren, erwies sich der Sohn indischer Eltern schon früh als aufgeweckt und politisch interessiert. Nach einem Studium der Medizin in Großbritannien kehrte er in sein Heimatland zurück und engagierte sich auf karitativem und politischem Gebiet. 1940 war er bereits Konsul, der für eine begrenzte Selbstverwaltung innerhalb des britischen Reiches kämpfte. Als Mitglied der Union Mauricienne stand er zunächst den Ideen der Arbeiterpartei feindlich gegenüber, näherte sich dieser jedoch immer mehr an, sodass er schließlich deren Mitglied und 1948 sogar deren Vorsitzender wurde. Nach der Unabhängigkeit war Seewoosagur Ramgoolam als politische Autorität immer präsent und leitete von 1968 bis 1982 die Regierung. Nach dem Erdrutschsieg des Mouvement Militant Mauricien (MMM), der seiner Arbeiterpartei keinen Platz im Parlament mehr einräumte, wurde ihm das Amt des Generalgouverneurs übertragen, in seinen Aufgaben vergleichbar mit dem des Bundespräsidenten. 1985 starb Sir Seewoosagur, der wie kein Zweiter die junge Geschichte seines Landes miterlebt und mitgestaltet hat.
Die ersten politischen Parteien hatten noch den Charakter von verschiedenen landsmannschaftlichen bzw. religiösen Interessensvertretungen: Die alte Arbeiterpartei z. B. war die Partei der Inder, das Muslimische Aktions Komitee (CAM) vertrat die Muslime, die Sozialdemokratische Partei (PMSD) die Christen. Und verschiedentlich wurden auch Stimmen laut, die das Übergewicht dieser oder jener Gruppe in harschen Tönen anklagten. Die politische Großwetterlage jedoch ist bis heute erfolgreich von dem Bestreben geprägt, die Bürger des Landes zusammenzuführen und untereinander in gutnachbarschaftliche Beziehungen einzubinden.
Premierminister Anerood Jugnauth
Dem kam entgegen, dass die genannten Parteien zu Regierungsbildungen Koalitionen eingehen mussten, sich schließlich in ihrer Struktur auflösten und z. T. neuen, nun nicht mehr religiös-ethnisch gebundenen Vereinigungen Platz machten. Hier ist die 1968 gegründete Partei Mouvement Militant Mauricien (MMM) besonders zu nennen, da sie, nachdem sie bei den 1976er-Wahlen die absolute Mehrheit nur knapp verfehlt hatte, aber in der Opposition geblieben war, 1982 alle Parlamentssitze gewann. Der Parteivorsitzende der MMM, der Jurist Anerood Jugnauth, wurde Premierminister.
Zwar sank der Stern der MMM nur kurze Zeit später durch eine parteiinterne Spaltung, Jugnauth jedoch – nun Anführer der neuen Partei Mouvement Socialiste Militant (MSM) – konnte innerhalb einer Koalitionsregierung 1983, 1987 und 1991 weiterhin wichtigste politische Gestalt bleiben. In seine Amtszeit fällt auch die formelle Umwandlung des Landes in eine Republik, die am 12. März 1992 (Unabhängigkeitstag) feierlich begangen wurde. Damit ging auch die Rolle des Staatsoberhauptes, die bislang Queen Elizabeth II. gespielt hatte, auf ein Landeskind über: Als erster Staatspräsident trat der ehemalige Generalgouverneur Sir Veerasamy Ringadoo sein Amt an.
Staatspräsident Anerood Jugnauth
In dieser ganzen Zeit war die politische Szene des Landes durchaus nicht frei von Skandalen: Als man Parlamentsmitglieder in Amsterdam mit Heroin erwischte, wurde klar, dass höchste Würdenträger in den internationalen Drogenhandel verstrickt waren. Auch Korruptionsfälle kamen ans Tageslicht, und der Premierminister, der mittlerweile zum Sir geadelt worden war, reichte 1995 seinen Rücktritt ein. Die Nachfolge durch Dr. Navin C. Ramgoolam, Sohn des berühmten Sir Seewoosagur Ramgoolam, blieb zunächst allerdings bloßes Intermezzo. Denn bei den Parlamentswahlen vom September 2000 erlitt die Regierung mit nur 36,6 % der Stimmen eine herbe Niederlage, wogegen die Allianz MSM-MMM mit 51,7 % die absolute Mehrheit erhielt. Dadurch erlebte die zu Ende geglaubte Ära Anerood Jugnauth, der bereits 1982–1995 Chef der Regierung war, eine Renaissance. Im Februar 2002 bekam die Insel mit Karl Auguste Offmann, dem Präsidenten der sozialistischen Partei MSM, auch ein neues Staatsoberhaupt. Nur 1½ Jahre später wechselten sich die Personen an der Spitze des Staates durch Postentausch innerhalb der Regierungskoalition (MSM/MMM) ab: Regierungschef wurde im September 2003 Paul Raymond Bérenger, während sein Vorgänger Anerood Jugnauth im Oktober zum Staatspräsidenten der Republik Mauritius gewählt wurde.
Dass die Bevölkerung die Ränkespiele der Politiker offensichtlich leid war, offenbarte sich bei den Parlamentswahlen vom Juli 2005, als die Koalition von MSM und MMM zusammen nur 41,7 % der Stimmen erhielt. Gewinnerin der Wahlen war mit 53,6 % die Alliance Sociale, die dem altgedienten Dr. Navin C. Ramgoolam erneut den Posten des Premierministers zurückbrachte. 2008 wurde Anerood Jugnauth vom Parlament für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Jugnauth trat am 30. März 2012 zurück, nachdem politische Konflikte mit Ramgoolam offensichtlich geworden waren. Neuer Präsident wurde im Juli 2012 der bisherige Parlamentssprecher Kailash Purryag.
Bei der Parlamentswahl am 10. Dezember 2014 konnte sich die Alliance Lepep mit 51 der 69 Sitze deutlich gegen die Wahlallianz aus PTr (Parti Travailliste) und MMM durchsetzen. Anerood Jugnauth wurde am 14. Dezember 2014 zum neuen Premier ernannt und seine Regierung drei Tage später vereidigt. Staatspräsident Purryag trat Ende Mai 2015 zurück. Am 4. Juni 2015 wurde auf Vorschlag Jugnauths die parteilose Wissenschaftlerin Ameenah Gurib-Fakim zur ersten Präsidentin des Inselstaates gewählt. Am 17. März 2018 erklärte sie jedoch ihren Rücktritt und kam damit ihrer Absetzung zuvor. Der Grund waren Korruptionsvorwürfe: Vizepräsident Paramasivum Pillay Vyapoory (MSM) übernahm das Amt des Staatsoberhauptes. Ihm folgte Prithvirajsing Roopun, der am 2. Dezember 2019 einstimmig von der National Assembly gewählt und anschließend als 7. Staatspräsident von Mauritius vereidigt wurde.
Landmarke: das Gebäude der MCB Bank in Rose Hill
Wirtschaftlich war das schwierigste Erbe der kolonialen Vergangenheit die einseitige Ausrichtung auf den Zuckerrohranbau. Auch hier ist Mauritius Erstaunliches gelungen. Zwar stellen nach wie vor Zucker und dessen „Abfallprodukte“ wie Melasse und Rum einen Großteil des Exports und der Exporteinnahmen, aber der Aufbau einer funktionierenden Textilindustrie in einem beispiellosen Kraftakt verhalf dem Land innerhalb kürzester Zeit zu einem starken zweiten Standbein. Dazu kamen der Tourismus als – außer in Krisenzeiten – zuverlässige Einnahmequelle und das Angebot neuer Dienstleistungen, beispielsweise Offshore-Banking oder IT. Die Überweisungen von „Auslandsmauritiern“ sind ebenfalls nicht zu unterschätzen.
Zuckerprotokoll
2003 entschied die Welthandelsorganisation (WTO), dass das bisher bestehende Zuckerprotokoll gegen WTO-Regeln verstößt, nachdem einige Länder dagegen geklagt hatten. Dem Zuckerprotokoll von 1975 kam auf Mauritius große Bedeutung zu, denn dabei handelt es sich um ein bilaterales Handelsabkommen zwischen der EU und den sogenannten AKP-Staaten, der Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten, zu denen Mauritius gehört. Es garantierte den zollfreien Import von 1,3 Mio. t Rohzucker aus den AKP-Staaten sowie Indien zum EU-Binnenmarktpreis. Die EU verkaufte dann diesen Teil des Zuckers stark subventioniert auf dem Weltmarkt weiter. 2006 bereits hatte die EU beschlossen, die Preise schrittweise um 36 % zu senken. Von dieser Preissenkung wäre vor allem Mauritius stark betroffen gewesen, das mit 507.000 t jährlich rund 40 % der Zuckerimporte der EU lieferte.
Doch es kam nicht so schlimm. Die Verantwortlichen auf Mauritius waren sich bewusst, dass sie mit Konkurrenten wie etwa Brasilien nicht mithalten können, also suchten sie sich Nischen. Beispielsweise wurden 400.000 t weißer Zucker exklusiv an den Zuckerriesen Südzucker geliefert. Weiterhin setzt man auf Spezialzucker, die in bestimmten Nahrungsmittelzweigen zum Einsatz kommen. Selbst heute, wo sich das Land am Weltmarkt behaupten muss, fühlen sich die Mauritier gewappnet: einerseits durch die Förderung der Rumindustrie, die seit Anfang der 2000er-Jahre wieder zurück nach Mauritius gefunden hat. Denn es gibt zwar eine mehr als 100-jährige Tradition der Rumerzeugung auf der Insel, aber erst neue Gesetze ermöglichten die Wiederbelebung. Das Ergebnis kann man bei einem Besuch riechen und schmecken. Andererseits durch die Textilindustrie und den Tourismus.
Wirtschaftsbeziehungen
Mauritius sieht sich heute als Brücke zwischen Afrika und Asien. Die Gesetzgebung ist liberal, Gewinntransfers sind garantiert, und ausländische Investoren können zu 100 % Eigentümer an Unternehmen werden. Dabei stehen die traditionell wichtigen Handelspartner in Europa und die USA nicht mehr voll im Fokus der Wirtschaftspolitik. Vielmehr verfolgen die Verantwortlichen eine Politik der Diversifizierung: Gute Kontakte zu asiatischen Ländern wie beispielsweise Indien und China stehen genauso auf der Agenda wie gute Wirtschaftsbeziehungen zu Staaten im östlichen und südlichen Afrika.
So konnten auch Inflation und Arbeitslosigkeit in Grenzen gehalten werden. Selbstgewähltes Vorbild soll für die wirtschaftliche Entwicklung nach Angaben der Regierung Singapur sein. Das Problem der Überbevölkerung ist immer da, obwohl die jährliche Zuwachsrate von 4 % (1970) auf 0,1 % (2021) gesunken ist.
Entmilitarisierung
Außenpolitisch verfolgt Mauritius den Kurs einer Anlehnung an die Europäische Union bei guten Beziehungen zu den afrikanischen und asiatischen Ländern und setzt sich für eine Entmilitarisierung des Indischen Ozeans ein. Dabei kam es in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen mit den USA, die von Großbritannien die eigentlich von Mauritius zu verwaltende Insel Diego Garcia übernommen und zur vielleicht größten (und möglicherweise atomar bestückten) Militärbasis des gesamten Raumes gemacht haben. Die fast zweitausend Insulaner wurden dabei in den 1960er-Jahren einfach nach Mauritius zwangsevakuiert und drängen natürlich auf eine Rückkehr in ihre Heimat.
Ein Memorandum bekräftigte 1992 Mauritius Anspruch auf Diego Garcia, während die Insel für die USA angesichts der politischen Großwetterlage nahezu unverzichtbar geworden ist. 2016 wurde der Vertrag zwischen Großbritannien und den USA, nach dem Letztere die Insel militärisch nutzen dürfen, noch einmal um 20 Jahre verlängert. Hoffnungen auf einen Stopp dieser Entwicklung und weltweite Aufmerksamkeit kamen auf, als der Internationale Gerichtshof (IGH) im Februar 2019 Großbritannien aufforderte, die Chagos-Inseln an Mauritius zu übergeben. Dieser Anspruch wurde im Januar 2021 vom Internationalen Seegerichtshof bestätigt, nachdem Großbritannien die Rückgabeaufforderung des IGH ignoriert hatte.
bis 10. Jh.
Allgemein vermutete Ankunft malayischer, arabischer und anderer Seeleute auf den Inseln des Indischen Ozeans. Die Diva Mashrig (Ostinsel) der Araber meint wahrscheinlich Mauritius. Sie siedeln aber nicht.
1488
Bartolomeu Dias umsegelt das Kap der Guten Hoffnung und stößt in den Indischen Ozean vor.
1502
Mauritius und Rodrigues tauchen in der Weltkarte des Portugiesen Alberto Cantino 1502 als Dina Mozare und Dina Arobi auf.
1512–16
Dom Pedro Mascarenhas erreicht die Insel Réunion, später auch Mauritius und Rodrigues. Der ganze Archipel der Maskarenen wird nach ihm benannt (Ilhas Mascarenhas).
16. Jh.
Die Portugiesen setzen als lebenden Proviant Schweine, Ziegen und andere Tiere aus und beginnen so, Flora und Fauna zu manipulieren.
1598
Unter Admiral Wybrandt van Warwijk laufen erstmals holländische Schiffe die Insel an und nehmen sie für die Niederlande in Besitz. Nach ihrem Statthalter Moritz Prinz von Nassau erhält sie den Namen Mauritius.
1615
Admiral Pieter Both legt auf der Heimfahrt von Indonesien nach Holland Zwischenstation auf Mauritius ein.
1638
Die holländische Ostindien-Kompanie beginnt mit der Besiedlung am heutigen Vieux Grand Port und Flacq, gibt aber nach 20 Jahren wegen Versorgungsmängeln auf.
1638
Die Franzosen annektieren Réunion und Rodrigues.
1664
Erneuter Versuch einer holländischen Besiedlung. Intensives Abschlagen der Ebenholzbäume, Einfuhr von Sklaven, Zuckerrohr und Java-Hirschen.
1665
Die französische Ostindien-Kompanie beginnt mit der Kolonisierung von Réunion und sendet Schiffe nach Mauritius, etwa 20 Franzosen bleiben.
1691
Zehn französische Hugenotten gründen die erste Niederlassung auf Rodrigues, die wegen Frauenmangels allerdings vier Jahre später wieder verlassen wird.
1710
Die Holländer verlassen Mauritius endgültig, die Insel wird zu einem berüchtigten Piratennest.
1715
Kapitän Guillaume Dufresne d’Arsel nimmt Mauritius für Frankreich in Besitz und beginnt den Kampf gegen die Piraten.
1721
Erste bescheidene französische Kolonie auf Mauritius als Île de France mit 15 Siedlern und etlichen Sklaven.
1725
Erneuter französischer Kolonisierungsversuch auf Rodrigues.
1735–46
Mahé de La Bourdonnais ist Gouverneur der Maskarenen.
1738
La Bourdonnais verlegt seinen Gouverneurssitz von Réunion nach Mauritius.
1745
Unter Oberbefehl von Mahé de La Bourdonnais läuft eine Flotte zu siegreichen Schlachten in Indien aus. Auf der Rückfahrt wird der Gouverneur seines Postens enthoben und in Paris unter Anklage gestellt.
1750
Beginn der dauerhaften Besiedlung von Rodrigues.
1767
Infolge des Siebenjährigen Krieges geht die französische Ostindien-Kompanie bankrott, die Krone übernimmt deren Besitz.
1767–72
Unter dem Intendanten Pierre Poivre kann an den Erfolg der Ära La Bourdonnais angeknüpft werden.
1789
Die Französische Revolution bleibt ohne große Auswirkungen auf die Kolonien im Indischen Ozean. Die postulierte Abschaffung der Sklaverei (1794) wird nicht eingelöst.
1792/93
Eine Pockenepidemie richtet verheerenden Schaden an.
1800–10
Die Franzosen setzen ihren Seekrieg gegen die Briten mittels der Korsaren erfolgreich fort.
1802–10
Der napoleonische General Decaen ist der letzte Gouverneur Frankreichs auf Mauritius. Unter ihm wird 1808 der Code Napoléon gesetzliche Grundlage.
1810
Am 20. August können die Franzosen ihren letzten großen Seesieg über die Engländer in der Bucht von Grand Port erlangen. Doch schon am 29. November landet ein britisches Expeditionskorps am Cap Malheureux unter General Abercrombie, und am 2. Dezember müssen die Franzosen in Port Napoléon (Port Louis) kapitulieren.
1814
Friedensvertrag von Paris: Réunion verbleibt politisch bei Frankreich. Mauritius, Rodrigues und die Seychellen kommen an England.
1835
Die Engländer setzen die Sklavenbefreiung durch und entschädigen die ehemaligen Sklavenhalter. Billige Arbeitskräfte aus China und Indien werden nach Mauritius geholt, die bald die Bevölkerungsmehrheit stellen. Allein aus Indien kamen bis zum Jahr 1920 mehr als 500.000 Menschen.
1841–64
Der Missionar Jacques Désiré Laval ist geistlicher Ratgeber der Freigelassenen und wird bis heute als der „Heilige von Mauritius“ verehrt.
1847
Der Fehldruck eines Briefmarkensatzes kommt in Umlauf, die „Blaue Mauritius“ wird später weltberühmt.
1860
Mauritius hat etwa 200.000 Einwohner.
1864
Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie (Port Louis – Flacq), kurze Zeit später einer zweiten Linie (Port Louis – Mahébourg).
1866-68
Schlimme Malariaepidemie mit etwa 48.000 Toten.
1876
Indische Rupie wird offizielle Währung.
1885
Verfassungsreform mit stark eingeschränktem Wahlrecht.
1891–99
Aufeinanderfolge von Epidemien und Umweltkatastrophen: Verwüstung der Insel und Port Louis durch einen Zyklon, Cholera- und Malariaepidemien, Zerstörung der Hauptstadt durch ein Großfeuer.
1901
Mahatma Gandhi besucht die Insel.
1910
Mauritius hat etwa 700.000 Einwohner.
1914
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat sich die Bevölkerung durch Krankheiten und Auswanderung fast halbiert, das Land ist verarmt.
1926
Erstmals werden Indo-Mauritier in den Council of Government gewählt.
1936
Gründung der ersten politischen Partei, der Parti Travailliste (Arbeiterpartei) unter der Führung von Maurice Curé.
1942
Die britische Air Force eröffnet für den Krieg im Indischen Ozean den Militärflughafen Plaisance, der ab 1946 zivil genutzt wird.
1948
Einführung eines erweiterten Wahlrechtes für alle, die ihren Namen schreiben können und nicht mittellos sind. Dadurch Anstieg der Wahlberechtigten von 12.000 auf fast 72.000.
1952
Durch großen finanziellen und technisch-chemischen Aufwand können Cholera und Malaria besiegt werden.
1958
Einführung des uneingeschränkten allgemeinen Wahlrechts, das der Arbeiterpartei unter dem Inder Sir Seewoosagur Ramgoolam zu großen Erfolgen verhilft.
1959
Erste Parlamentswahl. Die PTr unter Seewoosagur Ramgoolam erringt 24 von 40 Sitzen.
1965
Verfassungskonferenz in London, die Verfassung wird 1966 verabschiedet. Gleichzeitig trennt die Kolonialmacht Großbritannien die Chagos-Inseln administrativ von Mauritius und schließt einen – mittlerweile bis 2036 – geltenden Pachtvertrag mit den USA über die Insel Diego Garcia, die sie seither als Militärbasis nutzen. Bis 1973 werden die rund 2.000 Bewohner nach Mauritius deportiert.
1968
Am 12. März feierliche Proklamation der staatlichen Souveränität in Port Louis. Erster Premierminister ist Seewoosagur Ramgoolam.
1971
Durch die Etablierung einer Freihandelszone kurbelt Mauritius die heimische Industrie (besonders für Textilwaren) an und animiert ausländische Investoren. Begleitet wird das durch Proteste und Streiks, die zur Verhängung des Notstands führen (bis 1976).
1976
Erste Parlamentswahl nach der Unabhängigkeit. Seewoosagur Ramgoolam kann die Regierung bilden.
1982
Die MMM (Mouvement Militant Mauricien) gewinnt die Wahlen mit absoluter Mehrheit und alle Parlamentssitze. Ihr Parteivorsitzender, der Rechtsanwalt Anerood Jugnauth, wird neuer Premierminister.
1983