Heimat-Roadtrips Allgäu - Stefan Blank - E-Book

Heimat-Roadtrips Allgäu E-Book

Stefan Blank

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Beschreibung

Das Allgäu – hohe Berge, saftige Wiesen mit braunen Kühen, Kässpätzle. Die Autoren führen Sie auf sechs Routen kreuz und quer durchs Land z.B. in den Norden auf den Spuren von Pfarrer Kneipp, zu Ludwigs Märchenschlössern und den Seen im Osten, zu Gipfelgiganten und Hörnerdörfern im Süden und stillen Wäldern im Westen. Aber auch die Käsestraße und das nachhaltige Allgäu lernen Sie kennen. Sechs perfekte Routen zeigen Ihnen den Weg – egal für welches Gefährt.

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Seitenzahl: 143

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STEFAN BLANK • ULRIKE NIEDERER

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Inhalt

Einleitung

Route 1

Auf den Spuren von Pfarrer Kneipp – der Norden

Kuren in Bad Wörishofen

Kneipps Geburtsort: Stephansried

Barocke Pracht in Ottobeuren

Mit Zertifikat: Bad Grönenbach

Bauernhofmuseum Illerbeuren

Memmingen, Stadt der Freiheitsrechte

Kunstschätze in Buxheim

Wassererlebnis Bedernau

Route 2

Beim Kini und der Seehex – der Osten

Kloster Irsee – ein Gesamtkunstwerk

Grandiose Ausblicke auf dem Auerberg

Steingaden: Kloster und Rokokojuwel

Königsschlösser als Publikumsmagnet

Flanieren in Füssens Altstadt

Historische Häuser in Pfronten

Route 3

Gipfelgiganten und Hörnerdörfer – der Süden

Kempten – Metropole des Allgäus

Wertach, Heimat des Weißlacker

Reine Luft in Bad Hindelang

Oberstdorf, das Wintersportparadies

Tief hinabsteigen in Obermaiselstein

Postkartenidyll Balderschwang

Route 4

Von Drumlins, Wiesen und Wäldern – der Westen

»In Wangen bleibt man hangen«

Ländliches Leben in Wolfegg

Hochmoorgebiet in Bad Wurzach

In Leutkirch dem Treiben zuschauen

Faszination Glas in Schmidsfelden

Kunst und Kultur in Isny

Gute Aussichten in Lindenberg

Route 5

Von glücklichen Kühen – Erlebnis Käsestraße

Lindau – ganz schön nah am Paradies

Scheidegg, die Sonnenterrasse

Simmerberg und das »weiße Gold«

Selber käsen in Oberstaufen

Bei den Bergbauern in Diepolz

Route 6

Nachhaltiges Allgäu – Engagement in Sachen Zukunft

Nachhaltige Planung in Kempten

Katzbrui-Mühle

Wasserkraft für die Dinkelmühle Graf

Bürgerprojekt Allgäuer Genussmanufaktur

Hofgut Ratzenberg: hinter den Kulissen

Der Kräuterwirt im Rössle

Seeg – den Bienen auf der Spur

Die Eggensberger Energiewende

Orts- und Sachregister

Impressum

Oberhalb von Bad Hindelang eröffnet sich ein schöner Blick über das Allgäu.

Liebe Leserin, lieber Leser,

DAS ALLGÄU MIT SEINEN hohen Bergen und braunen Kühen auf saftig grünen Wiesen gehört mit zu den schönsten Winkeln Deutschlands. Da hat es sich längst herumgesprochen, dass hier die ganze Familie einen entspannten Urlaub erleben kann. Kein Wunder: Das Allgäu ist in jeder seiner Regionen ungemein vielfältig und abwechslungsreich. Außerdem scheint hier normalerweise die Sonne, wenn es andernorts grau und trübe ist.

Für Wandersleut’, Radler, Spaziergänger und Naturfreunde ist die warme Jahreszeit ideal, um das Allgäu zu erkunden, für Langläufer, Skifahrer, Skischanzenfans und Winterwanderer die kalten Monate des Jahres.

Mit diesem Buch laden wir Sie ein, uns auf sechs Routen mit Ihrem eigenen Gefährt kreuz und quer durch das Allgäu zu folgen. Am besten fahren Sie die Touren von Frühjahr bis Herbst, dann sind auch die Straßen »hintenrum« befahrbar. Im Norden begeben Sie sich auf die Spuren von Pfarrer Kneipp, im Osten führt kein Weg an Ludwigs Märchenschlössern und den Seen vorbei. Zu hohen Gipfeln und Hörnerdörfern lädt unsere Tour durch den Süden ein, und im Westen erwarten Sie Moorgebiete, Drumlins und stille Wälder. Nicht verpassen sollten Sie den berühmten Allgäuer Käse, daher erkunden wir gemeinsam die Käsestraße. Dass das Allgäu nachhaltig denkt und handelt, lernen Sie auf einer weiteren Tour kennen.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen »on the road«! Es gibt einiges zu entdecken, seien Sie gespannt!

Stefan Blank und Ulrike Niederer

Willkommen im Allgäu!

Allgäu«, das klingt verheißungsvoll und (ver-)lockt schon seit mehr als 200 Jahren Menschen aus nah und fern. Bereits um 1900 reisten Urlauber zuhauf und mit dem Zug aus dem »Unterland« – also der Stuttgarter Gegend – beispielsweise an die Adelegg, um sich hier im Winter auf die Ski zu schwingen oder im Sommer zu wandern. Denn es lockte der Schwarze Grat als höchster Berg Württembergs, Schnee und schöne Ausblicke inklusive. Großholzleute war der letzte Bahnhof auf württembergischer Seite, danach folgte der Grenzübertritt nach Bayern. Und der Gasthof Adler im Örtchen sollte Quartier werden für Großbürger aus der Stadt, Prinzessinnen und Prinzen, die bis aus England kamen, und später Zuflucht für Dichter und Denker. Im Adler wurden auch die ersten deutschen Skilehrer ausgebildet. Heute zählt das Allgäu zu den Top-Urlaubsregionen Deutschlands und gilt als die größte zusammenhängende Tourismusdestination.

Der Heimatbund Allgäu ist der Dachverband der Allgäuer Vereine, die im weitesten Sinne heimatpflegende Arbeit leisten. Hier haben sich die Ehrenamtlichen Gedanken über die Frage gemacht, was das Allgäu eigentlich sei – und eine wunderbar zutreffende Erklärung gefunden: »Das Allgäu ist keine Verwaltungseinheit, es ist kein staatliches Gebilde. Es ist eine Landschaft, die einen eigenen Charakter hat, und die Menschen, die darin wohnen, haben auch einen eigenen Charakter. Das Allgäu hält sich an keine politischen Grenzen. Es hat nicht einmal als inoffizielle Region richtige Grenzen, sondern einen Grenzsaum. Es geht sozusagen allmählich in andere Landschaften über. Wenn man von Norden her ins Allgäu fährt, merkt man es an der Luft, die langsam kühler wird, an den Wäldern, die dunkler werden, an den Wiesen, die saftiger werden, und an den Hügeln, Buckeln und zuletzt den Bergen, die sich immer größer aufschichten. Man kann es auch noch merken am immer häufiger werdenden Vieh, das graubraun ist und ein unvergleichliches ›Gesicht‹ hat, an der Sprache, die ›härter‹ wird, am häufigen, ergiebigen Regen und am langen Winter, an den Bauernhäusern und vielem anderen mehr.« – Alles stimmt.

Mit den Gipfeln im Hintergrund gilt Pfronten als idealer Startpunkt in die Allgäuer Bergwelt.

Wenn wir uns dem Allgäu auf einem anderen Weg annähern wollen, könnte man die Sprache in den Fokus nehmen und sich den Namen »Allgäu« einmal genauer ansehen. Man merkt schnell: Es heißt nicht »der« Allgäu, denn das Allgäu ist kein »Gau« wie der Breisgau, sondern ein »Ge-äu«, also »das« Allgäu. Die erste Silbe »All« oder »Alp« bringen die Alpen mit sich. Das »ge« wird gleich verwendet wie in »Ge-birge«. Das »äu« leitet sich her von den Auen, also den feuchten Landschaften am Wasser. Das »Alp-geäu« – althochdeutsch: albegowe, alpigoi oder alpegowe – bzw. das Allgäu ist also eine bergige Landschaft mit viel Wasser und Wiesen. So einfach ist das.

Seit der letzten Gebietsreform 1972 im Freistaat Bayern gibt es drei Landkreise, die offiziell und amtlich verbrieft den Namen Allgäu führen: Ober-, Ost- und Unterallgäu. Aber zum eigentlichen Allgäu gehören auch Gebiete in den bayerischen Landkreisen Lindau und Weilheim-Schongau sowie in den württembergischen Kreisen Ravensburg und Biberach. Zu Österreich gehören das Kleinwalsertal, das Örtchen Jungholz und das Tannheimer Tal.

Unsere Routen durchs Allgäu

Wir wollen dem Allgäu über die vier Regionen Norden, Osten, Süden und Westen nahekommen, die wir in unserem Buch beschreiben und die das Allgäu ausmachen. Besteigen Sie Ihr Fahrzeug und folgen Sie uns.

Der Norden

Den Norden des Allgäus bildet das Unterallgäu, häufig auch als »Kneippland« bezeichnet, war es doch die Heimat des Pfarrers Sebastian Kneipp, des Begründers und Namensgebers der weltberühmten Wasserkuren. Er hat die Gegend geprägt wie kein anderer vor oder nach ihm – also ideale Voraussetzungen für einen gesundheitsbewussten und entspannten Wellnessurlaub. Man kann wandern, radeln, Burgen, Klöster und beeindruckende Naturschauspiele wie den Illerdurchbruch entdecken oder sich in einem Bauernhofmuseum in die Vergangenheit versetzen lassen.

Der Osten

Das Ostallgäu glänzt mit reichlich Bergen, prächtigen Schlössern und vielen Seen. Manche bezeichnen die Region sogar als »Land der Schlösser, Berge und Seen«. Dazu gehört beispielsweise der künstlich aufgestaute zwölf Kilometer lange und drei Kilometer breite Forggensee. Neben traumhaften Landschaften mit grünen Wiesen und Wäldern im Vorder- und mächtigen Alpenmassiven im Hintergrund finden Besucher im Ostallgäu viele attraktive Sehenswürdigkeiten, allen voran Schloss Neuschwanstein in Schwangau, eine der in der ganzen Welt bekannten deutschen Attraktionen.

Der Süden

Im Süden dreht sich alles um die hohen Gipfel, um den Wintersport, Wandern und Biken, Klettern und Paddeln, Rodeln und Skispringen. Der Landkreis Oberallgäu grenzt direkt an Österreich und ist der südlichste Landkreis Deutschlands. Im Süden gibt es einmalige Aussichten auf die Allgäuer Alpen, Sonne satt und reichlich Fremdenverkehr. Besonders berühmt ist beispielsweise Oberstdorf: Hier beherrscht die mächtige Skiflugschanze den Ort, auf der jedes Jahr die Vierschanzentournee beginnt.

Almabtrieb: ein schönes Stück Brauchtum

Allgäuer Käse erfordert viel Handarbeit.

Der Westen

Das Westallgäu präsentiert sich für viele als das Allgäu-Klischee schlechthin: Auf grünen Wiesen weiden Hörnerkühe, es gibt wunderschöne Seen, ausgedehnte Moorgebiete, Flüsse und Wasserfälle sowie sanft gerundete Hügel mit dem putzigen Namen »Drumlin«. Der Westen lockt mit seiner landschaftlichen Schönheit, und von hier kommt der weltberühmte Allgäuer Käse. Lindenberg gilt als der sonnenreichste Ort Bayerns. Und wer etwa von Scheidegg aus Richtung Alpen blickt, schaut über den Bodensee und die Lindauer Insel, einen Touristenmagneten.

Allgäuer Käsestraße und Nachhaltigkeit

Zwei weitere allgäutypische Themen wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten: die Allgäuer Käsestraße und das große Thema Nachhaltigkeit. Unter dem Motto »Von der Wiese auf den Teller« schafft die Allgäuer Käsestraße eine Verbindung zwischen Sennereien, bäuerlichen Direktvermarktern und Hofläden und den Westallgäuer Ferienorten mit ihren gemütlichen Gaststätten und heimeligen Unterkünften. Damit ist sie – neben dem spannenden Thema Käse – wie geschaffen für einen erholsamen, erlebnisreichen Genussurlaub vor einmaliger Alpenkulisse.

Die Menschen im Allgäu sind dafür bekannt, innovativ zu sein und nachhaltig zu wirtschaften. Denn – da geben sich die Allgäuer ganz selbstbewusst–die Geschichte des Allgäus begann mit dem erfinderischen »Mächler« (Erfinder, Tüftler), der zum Macher wurde. Heute setzen sich Macherinnen und Macher für ihr Allgäu als nachhaltigen und gesunden Lebens-, Arbeitsund Urlaubsraum ein. Höchste Zeit, ihr Wirken näher zu betrachten.

Sonthofen ist die südlichstes Stadt Deutschlands und staatlich anerkannter Luftkurort.

Unterwegs mit dem eigenen Gefährt

Ein Hinweis vorweg: Die Mittagspause ist im gesamten Allgäu (noch) eine Institution. Bäckereien und Imbisse, Käseläden und Gasthäuser schließen am Mittag oder frühen Nachmittag für ein paar Stunden. Und außerhalb der touristischen Orte gibt es wenig Möglichkeiten, sich zu versorgen. Kaufen Sie also rechtzeitig für die Brotzeit ein und informieren Sie sich, bevor Sie zu einer unserer Touren starten, über die jeweiligen Öffnungszeiten. Wir raten Ihnen auch, eigene Gefäße und eine Kühltasche mitzunehmen: Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern darin ist auch der eingekaufte Käse gut aufgehoben, und die frische Hörnermilch bleibt kalt.

Für die Routen haben wir Wege und Straßen ausgesucht, die normalerweise problemlos mit Motorrad, Auto, Bulli und Wohnmobil befahrbar sind. Wer mit dem Wohnmobil ungeübt ist, sollte wissen, dass die Straßen, die in die Alpentäler und auf die steilen Berge führen, mitunter sehr schmal sein können. Aber die touristisch interessanten Ziele sind meist gut zu erreichen.

Dem Navi sollten Sie niemals blind vertrauen, daher haben wir unsere Routen sehr genau und ausführlich beschrieben.

Parkplätze sind an den genannten Zielen immer vorhanden, ab und zu müssen Sie Parkgebühren zahlen. Viele größere Kommunen verfügen über ein eigenes Parkleitsystem (beispielsweise über die App Parkster), dem Sie sich problemlos anvertrauen können.

Es gibt zahlreiche E-Ladestationen, über die Sie sich online informieren können, beispielsweise unter www.all-in.de/kempten/c-lokales/elektromobilitaet-ladestationen-im-allgaeu_a5042754

Normalerweise verfügt jeder größere Ort über eine Touristeninformation oder zumindest einen Infopunkt, wo Sie reichlich Karten- und Infomaterial zum Ort und seiner Umgebung bekommen können.

Info

Übrigens: Um die im Allgäu allgegenwärtigen Kühe in ihrem natürlichen Umfeld so wenig wie möglich zu stören, hat der Bayerische Bauernverband zwölf Verhaltensregeln formuliert, an die Sie sich halten sollten. Grundsätzlich gilt: Verlassen Sie nicht die offiziell ausgewiesenen Wanderwege!

1.Eine Alm ist kein Streichelzoo! Meiden Sie direkten Kontakt mit den Tieren!

2.Machen Sie keine Selfies mit Weidetieren!

3.Halten Sie Abstand!

4.Machen Sie einen Bogen um Herden mit Kälbern! Kühe schützen ihre Kälber.

5.Gehen Sie langsam durch die Weide!

6.Machen Sie keine hektischen Bewegungen! Tiere sind schreckhaft.

7.Machen Sie keinen Lärm!

8.Trennen Sie nicht einzelne Tiere von der Herde!

9.Leinen Sie Hunde an! Kühe reagieren instinktbedingt nervös auf Hunde. Bei Gefahr: Hunde von der Leine lassen!

10.Achten Sie auf Warnsignale der Kühe, zum Beispiel Senken des Kopfes, Scharren, Brüllen …!

11.Nähern Sie sich Kühen nicht von vorne! Kühe haben ein ausgeprägtes seitliches Sichtfeld.

12.Kehren Sie den Kühen nicht unbeobachtet den Rücken zu!

Typisch Allgäu

Gelebtes Brauchtum

Traditionelle Zusammenkünfte und Feste gibt es viele im Allgäu – vom Generationen übergreifenden Vereinsleben bis zu Bräuchen mit vorchristlichem Ursprung. Dazu gehören die winterlichen Hörnerrennen, bei denen sich Schlittenmannschaften steile Hänge hinunterstürzen, oder die berühmte Viehscheid, die vom 8. September bis 3. Oktober in rund 30 Orten stattfindet. 30 000 Rinder kehren von den saftigen Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurück und werden dort von Einheimischen und begeisterten Touristen erwartet. Außerdem werden Maibäume aufgestellt, zu Weihnachten der Christbaum gelobt und vieles mehr. Die örtliche Touristeninformation kann sicher weiterhelfen. Eine gute Übersicht über alle Feste bietet die Website www.dein-allgaeu.de/kultur/kultur_sagen_brauchtum.html

Hörnerkühe

Die für das Allgäu so typischen Kühe sieht man zum Glück wieder vermehrt mit Hörnern auf den Weiden stehen. Stolz tragen sie ihren natürlichen Kopfschmuck, was nicht nur gut für das Tier ist. So berichten beispielsweise viele Menschen mit Milchunverträglichkeiten, dass sie die Milch von Hörnerkühen besser vertragen als die hörnerloser Kühe. Leider passen aber Hörner nicht in eine Landwirtschaft, die möglichst viel Ertrag auf möglichst wenig Fläche erzielen will. Daher wird die Kuh dem Stall angepasst, und fast alle Kälbchen werden ein paar Wochen nach der Geburt enthornt. Heute haben mehr als 90 Prozent der Kühe in Deutschland keine Hörner mehr. Unumstritten ist, dass die Enthornung ein für die Tiere schmerzhafter Eingriff ist, denn im Gegensatz zum Nagel eines Menschen ist das Horn einer Kuh ein stark durchblutetes Organ.

Nur Demeter, der älteste Bioverband in Deutschland, schließt die Enthornung und die genetische Hornloszucht konsequent aus. Darüber hinaus halten einige engagierte Landwirte aus Überzeugung ebenfalls horntragende Rinder – und solche gibt es immer mehr im Allgäu.

Es lohnt sich also unbedingt für Mensch und Kuh, wenn Sie Produkte von horntragenden Kühen kaufen – dank Demeter auch in ganz Deutschland erhältlich. Einen hervorragenden Überblick über die entsprechenden Höfe gibt es auf der Website www.ueber-bio.de/wo-rinder-ihre-hoerner-behalten.

Essen und Trinken

Die Allgäuer Küche hat viel mehr zu bieten als Käsegerichte, auch wenn Ihnen vielleicht als erstes Kässpatzen, auch Kässpätzle genannt, einfallen. Deren Geheimnis ist der würzige Allgäuer Bergkäse. Die aromatischen Wildkräuter der Almen machen die Milch und damit auch den Käse so besonders. Diese Kräuter werden auch frisch in der Küche eingesetzt. Das Ergebnis ist eine kreative, ehrliche und trotzdem bodenständige Küche mit schwäbisch-bayerischem Einschlag – mal deftig, mal anspruchsvoll, mal einfach, aber immer gut. Hübsche Cafés, kleine Biergärten und historische Gasthäuser laden Sie ein, die Allgäuer Küche kennenzulernen. Wie wäre es beispielsweise mit einem Vesper, einer Brotzeit mit Käse, Wurst, kräftigem Brot oder einer Breze? Probieren sollten Sie beispielsweise Allgäuer Brennter (eine Art Brei aus grob gemahlenem Hafer mit Kartoffeln und Käse), Linsensuppe, Flädlesuppe (Pfannkuchensuppe), Allgäuer Schnitzel, Laubfrösche (Spinatröllchen) und Krautkrapfen. Dazu eines der köstlichen Biere, die im Allgäu gebraut werden, und zum Abschluss einen Schnaps, destilliert mit Allgäuer Obst, oder ein süßes Birnenbrot.

Wieder öfter zu sehen: Allgäuer Kühe »oben mit«, also natürlich mit Hörnern

Allgäuerisch für Anfänger

Im Allgäu gibt es zahlreiche regionale Dialekte. Das, was mit dem Sammelbegriff »Allgäuerisch« bezeichnet wird, stammt vom Alemannischen ab und ist daher eher mit dem Schwäbischen verwandt als mit dem Bayerischen. Trotzdem werden Ihnen im Ostallgäu vermehrt bayrische Begriffe begegnen und vielleicht auch mehr die bayrische Lebensart, während im Westen die schwäbische vorherrscht. Einen schönen Überblick über das Allgäuerische finden Sie auf den Webseiten https://allgaeu-erleben.com/woerterbuch.php und www.dein-allgaeu.de/regionen/regionen_woerterbuch_a.html.

Probieren Sie’s einfach mal mit einem herzlichen »Grüß Gott« oder einem »Griaß di«. Sie können ein wenig »ratsche« oder »schwätze« mit »de Leit« und sich mit einem »Pfiad di« verabschieden. Und wenn Sie tiefer in die Allgäuer Mentalität eintauchen wollen: »It gschimpft isch globt gnua!« bedeutet »Nicht geschimpft ist gelobt genug«, was wunderbar den gelebten Alltag im Allgäu widerspiegelt. Typisch Allgäu ist auch der Spruch, der das Frauentor in Wangen schmückt: »Lass Dir Zeit!«. Also nehmen Sie sich ausreichend Zeit und Muße, das Allgäu zu erfahren und zu genießen. Eines ist sicher: Sie werden zurückkommen wollen.

Im katholisch geprägten Allgäu gibt es zahlreiche Kirchen mit dem typischen »Zwiebelturm«.

Route 1

Auf den Spuren von Pfarrer Kneipp – der Norden

Der Norden des Allgäus wird entscheidend geprägt durch den berühmten Pfarrer Sebastian Kneipp (geb. 17. Mai 1821 in Stephansried, gestorben 17. Juni 1897 in Bad Wörishofen).

Als junger Mann erkrankte er schwer an Tuberkulose. Die Ärzte gaben ihn auf, doch Sebastian Kneipp suchte und fand seinen eigenen Weg, die Tuberkulose zu bekämpfen: Er vertraute auf die heilende Kraft des Wassers und auf die Heilkraft in sich selbst – ganz nach dem Motto: »gesunder Geist in gesundem Körper«. Seine ganzheitliche Therapie, mit der er weithin berühmt wurde, basiert bis heute auf fünf Wirkprinzipien: Wasser, Ernährung, Kräuter, Bewegung und innere Ordnung. Zahlreiche Kneippanlagen und Erlebnisstationen verwandeln den Norden des Allgäus heute in die Gesundheitsregion Aktiv Park Kneippland® Unterallgäu. Jede Erlebnisstation hat einen anderen Schwerpunkt: In Bad Wörishofen beispielsweise herrscht ein gesunder Dreiklang mit Kneippanlage, dem Osteo-Walk und der Gradieranlage, wo man Natursole einatmen kann. In Ottobeuren gibt es eine Erlebnistreppe und eine Meditationswiese, in Bedernau steht in der Naturtherme das heilende Wasser als eine der fünf Säulen der Kneipp’schen Lehre im Vordergrund.

Auf dieser Rundfahrt erfahren Sie im wahrsten Sinne des Wortes, wo und wie Kneipp gewirkt hat, was bis heute von ihm und seinem Erbe geblieben ist und was der nördliche Teil des Allgäus noch zu bieten hat.

Wir starten im Kurort Bad Wörishofen, wo Kneipp von 1855 bis 1897 arbeitete, besuchen seinen Geburtsort Stephansried und fahren über die Schwäbische Bäderstraße nach Ottobeuren mit seinem beeindruckenden Kloster, das bereits im 8. Jahrhundert durch den alemannischen Adeligen Silach als Benediktinerabtei gegründet wurde. Weiter geht’s nach Bad Grönenbach, wo Kneipp als Schüler lebte. Die Bedeutung des Wassers erfahren wir am Naturschauspiel des Illerdurchbruchs in der Nähe von Altusried. Über Legau geht es zum Bauernhofmuseum Illerbeuren, gefolgt von einem Aussichtspunkt mit herrlichem Blick in die Welt des Allgäus: der Kronburg. Auf dem Weg nach Memmingen