Medizin der Erde - Susanne Fischer-Rizzi - E-Book

Medizin der Erde E-Book

Susanne Fischer-Rizzi

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Beschreibung

Mit grosser Einfühlungskraft und einem umfassenden Wissen führt uns die Autorin zu den wichtigsten einheimischen Heilkräutern. Wir erfahren alles über Vorkommen, Erkennungszeichen zum Sammeln und Anbau, über die Zubereitung von Tees, Salben, Tinkturen und Heilanwendungen für Mensch und Tier. Susanne Fischer-Rizzi leitet uns an, unsere eigene Kräutermedizin selbst herzustellen. Während die meisten Kräuterbücher rein deskriptiv vorgehen, regt dieses Buch dazu an, durch die eigene Erfahrung ein lebendiges Verhältnis zu den Heilpflanzen herzustellen. Geschichten, Mythologie und die Zeichnungen inspirieren zu einer Begegnung mit der Heilkraft und dem Wesen der Pflanzen.

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Susanne Fischer-Rizzi

Medizin der Erde

Heilanwendung, Rezepte und Mythen

unserer Heilpflanzen

Zeichnungen von Peter Ebenhoch

AT Verlag

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Jede Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung auch von Teilen des Werks oder von Abbildungen, jede Übersetzung, jeder auszugsweise Nachdruck, Mikroverfilmung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen und multimedialen Systemen bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages.

Die in diesem Buch beschriebenen Verfahren können eine Behandlung durch Ärzte oder Heilpraktiker bei ernsthaften gesundheitlichen Problemen nicht ersetzen. Alle Ratschläge und Rezepte in diesem Buch wurden von der Autorin sorgfältig geprüft und erprobt. Trotzdem kann keine Haftung übernommen werden. Die Rezepte in diesem Buch sind urheberrechtlich geschützt, dienen dem privaten Gebrauch und dürfen nicht kommerziell genutzt werden.

Wenn Sie selbst Heilpflanzen sammeln möchten, ist es unabdingbar, dass Sie zur Pflanzenbestimmung zusätzlich gute Bestimmungsliteratur benutzen und/oder erfahrene Personen zu Rate ziehen, um Verwechslungen mit giftigen Doppelgängern zu vermeiden und die Naturschutzbestimmungen zu beachten. Das vorliegende Buch ist kein Bestimmungsbuch, die Pflanzenbeschreibungen dienen lediglich zur Orientierung.

Dieses Buch ist eine vollständig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe des zuerst bei Irisiana und ab 1984 im Hugendubel Verlag, München (total 18 Auflagen), erschienenen und 2005 erstmals im AT Verlag neu aufgelegten Werks.

4. Auflage, 2010

©2005

AT Verlag, Baden und München

Umschlagbilder: Anita Kössler, Peter Ebenhoch

Zeichnungen: Peter Ebenhoch

Layout und Satz: vierpunkt-grafik Design G.b.R.

ISBN(epub) 978-3-03800-650-3

www.at-verlag.ch

www.susanne-fischer-rizzi.de

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim

Inhalt

Mutter Erde

Vorwort

Arnika

Baldrian

Bärlauch

Beifuß

Beinwell

Blutwurz

Brennnessel

Taubnessel

Engelwurz

Farnkraut

Frauenmantel

Gänsefingerkraut

Goldrute

Gundermann

Honigklee

Huflattich

Johanniskraut

Kamille

Große Klette

Königskerze

Löwenzahn

Ringelblume

Schachtelhalm

Schafgarbe

Schlüsselblume

Storchschnabel

Tausendgüldenkraut

Waldmeister

Wegerich

Wegwarte

Kommission E

Literaturverzeichnis

Pflanzenschema

Register

Mutter Erde

Ehre deine Mutter Erde, auf dass deine Tage auf Erden lange währen.

Die Mutter Erde ist in dir und du bist in Ihr. Sie gebar dich, Sie gibt dir das Leben. Sie war es, die dir deinen Körper gab, und Ihr wirst du ihn eines Tages zurückgeben. Glücklich wirst du sein, wenn du Sie kennenlernst und das Reich Ihrer Pracht. Wenn du die Engel deiner Mutter empfängst und nach Ihren Gesetzen lebst, so wirst du nie Krankheit erleben.

Denn die Kraft deiner Mutter Erde steht über allem. Sie bestimmt das Schicksal aller menschlichen Körper und aller lebendigen Wesen.

Das Blut, das in uns fließt, stammt aus dem Blut unserer Mutter Erde. Ihr Blut fällt aus den Wolken, springt aus dem Schoß der Erde, sprudelt in den Bächen der Berge, ergießt sich in die Flüsse der Ebenen, schläft in den Seen und tobt mächtig im ungestümen Meer.

Die Luft, die wir atmen, stammt aus dem Atem unserer Mutter Erde. Ihr Atem ist azurn in den Höhen des sichtbaren Himmels, rauscht um die Gipfel der Berge, flüstert in den Blättern des Waldes, wogt über die Kornfelder, schlummert in den tiefen Tälern, brennt heiß in der Wüste.

Die Härte unserer Knochen stammt aus den Knochen unserer Mutter Erde, aus den Felsen und Steinen. Sie ragen nackt in den Himmel auf den Gipfeln der Berge, und sind wie schlafende Riesen an den Bergeshängen, stehen wie Götzenbilder in der Wüste und sind verborgen in den Tiefen der Erde.

Die Zartheit unseres Fleisches stammt aus dem Fleisch der Mutter Erde, deren Fleisch gelb und rot in den Früchten der Bäume hervorwächst und uns aus den Furchen der Felder ernährt.

Das Licht unserer Augen, das Gehör unserer Ohren, stammen beide aus den Farben und Klängen unserer Mutter Erde, die uns umschließt wie die Wellen des Meeres den Fisch, wie die wirbelnde Luft den Vogel.

Der Mensch ist das Kind der Mutter Erde und aus Ihr erhielt er seinen ganzen Körper, genauso wie der Körper des Neugeborenen aus dem Schoß seiner Mutter stammt, so bist du eins mit deiner Mutter Erde; Sie ist auch in dir und du bist in Ihr. Sie gebar dich, in Ihr lebst du, und zu Ihr wirst du wieder zurückkehren. Halte darum Ihre Gesetze, denn kein Mensch kann lange leben, noch glücklich sein, wenn er Seine Mutter Erde nicht ehrt und Ihre Gesetze befolgt.

Aus »Die verlorenen Schriftrollen der Essener«, Das Friedens -evangelium Buch 3, aus dem Aramäischen und Hebräischen von Dr. Ed. Bordeaux Szekely, Verlag Bruno Martin, 1978

Vorwort

Als ich einmal einen indianischen Medizinmann fragte, ob ich etwas von ihm über Heilpflanzen lernen könne, wies er mich ab mit den Worten: »Lerne zuerst, wie man über die Erde geht.« Erst viele Jahre danach habe ich wirklich begriffen, was er damit meinte. Ich hatte mich und meine Mitmenschen beobachtet, wie wir über die Erde gehen, in welchem Bezug wir zu ihr stehen, wie wir sie wahrnehmen, sie gebrauchen, sie verbrauchen. Wir nehmen und denken nicht ans Geben. Wir zerstören dadurch ihre Harmonie, ihre Gesundheit und merken nicht, dass auch wir dabei aus unserer Harmonie treten und uns von den heilenden Kräften der Natur abschneiden.

»Kein Mensch kann lange leben, noch glücklich sein, wenn er seine Mutter Erde nicht ehrt und ihre Gesetze befolgt.« Diese alte Weisheit, vor langer Zeit von den Essenern niedergeschrieben, haben wir fast vergessen.

Alles ist miteinander verbunden, die Erde schwingt im Rhythmus mit dem Kosmos, und im Kleinsten auf der Erde erkennen wir das Höchste im Himmel. Wir sind eingebunden in diese kosmische Verwobenheit, und in Harmonie mit dem Himmel und der Erde zu leben galt für die Menschen als Erfüllung ihres Lebens. In der Fruchtbarkeit der Erde, im Wachsen der Pflanzen, im Reifen der Früchte erkannten sie das selbstlose Geben unserer Erde. Die Pflanzen, besonders die Heilpflanzen, waren ihnen heilig, sie unterstellten sie den Göttern, sprachen Gebete beim Sammeln, verarbeiteten sie achtsam und dankbar. Wir haben heute vergessen, auf die Verwobenheit aller Dinge zu achten, als wir uns »die Welt untertan machten«, und erkennen die Hingabe unserer Erde nicht mehr, wir nehmen, ohne nach der Verantwortung zu fragen. Die Folgen dieses Handelns werden in unserer Zeit erschreckend sichtbar: die Wälder sterben, Gewässer und Luft sind verpestet. Das Artensterben schreitet bedrohlich schnell voran. Die Gesamtzahl der Arten hat zwischen 1970 und 2000 um 40 Prozent abgenommen.

Wir sind über die Erde gegangen, ohne sie zu achten, und nur durch Achtsamkeit, Demut und Dankbarkeit können wir wieder lernen, ihre Gesetze zu erkennen und wieder in Harmonie mit Himmel und Erde zu leben. Schon wenn wir uns ein wenig dafür öffnen, spüren wir, dass dies uns heil und gesund macht. Die Erde schenkt uns noch immer ihre Gaben, in jeder Heilpflanze steckt ein Stück ihrer Lebenskraft; wenn wir sie mit Achtsamkeit und Dankbarkeit annehmen, wird sie uns eine starke Medizin sein.

Wir können diese Haltung nicht aus Büchern lernen, wenn wir nicht selbst unser Herz dafür öffnen. Ich weiß, ich kann in einem Buch nie eine Pflanze so beschreiben, dass die Leserin oder der Leser eine wirkliche Erfahrung ihres Wesens und ihrer Wirkungskraft haben kann und sie mit Dankbarkeit zum Heilen verwendet. Jemand, der einige wenige Pflanzen in der Natur beobachtet hat, ihnen wirklich begegnet ist, ihre Heilwirkung ganzheitlich erfasst hat, weiß viel mehr als jemand, der viele Pflanzen nur aus Büchern kennt. Ich möchte deshalb dazu anregen, hinauszugehen, eigene Erfahrungen zu machen, achtsam zu sein und sich für den Schutz der Heilpflanzen einzusetzen. Gemeinsam können wir uns fragen: »Welche Kräfte hat diese Pflanze, was kann ich von ihr lernen, was ist ihr Wesen, zu welchem Teil in meinem Körper steht sie in Verbindung, welche Pflanzen sind mein Heilmittel, und wie können wir helfen, dass diese Pflanzen geschützt und vermehrt werden?«

Wenn wir uns in dankbarer und respektvoller Haltung dem Pflanzenreich zuwenden, verspüren wir den Wunsch, mehr als uns selbst zu heilen. Unser Blickfeld erweitert sich, wir möchten Sorge tragen für die Gesundheit des ganzen Planeten. Inspiriert von der äußeren Natur werden wir wieder zu unserer eigenen inneren Natur finden.

Vielleicht fällt uns, wenn wir draußen die Pflanzen entdekken, die eine oder andere Geschichte, ein Märchen, ein alter oder neuer Name der Pflanze ein. Dies kann uns manchmal einen Hinweis auf ihr Wesen geben. Sagen, Mythen, Verbindungen von Pflanzen und Festen im Jahreskreislauf und alte Pflanzennamen sind Reste eines alten, tiefen Wissens. Mich hat manchmal eine Geschichte, der Name einer Pflanze dem Verständnis ihrer Wirkung näher gebracht als eine Auflistung ihrer Inhaltsstoffe oder ihre genaue botanische Beschreibung. Deshalb habe ich im Text über die Heilpflanzen oft versucht, den alten Namen nachzugehen, Sagen und Märchen zu deuten.

In diesem Buch habe ich nur jene Pflanzen beschrieben, zu denen ich selbst eine tiefe Beziehung habe, deren Heilwirkung ich an mir und vielen anderen beobachten und erfahren konnte. Heilpflanzen, die zu den Bäumen und Sträuchern gezählt werden, wie Holunder, Schlehe, Berberitze und so weiter, sind in meinem Buch »Blätter von Bäumen« beschrieben. Die duftenden Pflanzen wie Salbei, Lavendel, Rosmarin und so weiter fanden ihren Platz in meinem Buch »Himmlische Düfte«. Die Anwendung und Magie der Räucherpflanzen habe ich in meinem »Buch vom Räuchern« beschrieben. Angaben und Rezepte zu essbaren Wildpflanzen finden Sie in meinen Büchern »Mit der Wildnis verbunden« und »Wilde Küche«.

Wenn wir die Schönheit und Heilkraft der Pflanzen wieder entdecken, werden wir uns unserer Verantwortung bewusst und machen uns Gedanken, wie wir diese heilenden Geschenke schützen können. Wir könnten darauf achten, nur so viele Pflanzen mitzunehmen, wie wir wirklich brauchen, und dort, wo von einer Pflanzenart nur noch wenige wachsen, diese Pflanzen stehen zu lassen. Auf unseren Spaziergängen können wir Samen der Pflanzen sammeln und an einem anderen, der Pflanze gemäßeren Ort aussäen, um sie so wieder zu verbreiten. Auch die Heilpflanzen, die wir im Garten ziehen, können wir zum Vermehren verwenden. Und wir sollten helfen zu verhindern, dass noch mehr Natur in unserem Land zerstört wird.

Danken möchte ich von Herzen allen meinen Lehrerinnen und Lehrern, die ihr Wissen mit mir geteilt und mich auf meinem Wege begleitet haben.

Mein besonderer Dank gilt auch meinen Schülerinnen und Schülern, die mich in den über drei Jahrzehnten meiner bisherigen Lehrtätigkeit mit ihrem Wissensdurst und ihrem liebevollen Dabeisein getragen und auf meinem Weg begleitet und gefördert haben.

Herzlichen Dank auch meiner Familie, die mich in vieler Hinsicht bei der Arbeit an diesem Buch unterstützte.

Sulzberg im Allgäu, Wintersonnwende 1984 und Lichtmess 2010, im Jahr der Biodiversität

Arnika

Arnica montana

Familie der Korbblütler - Asteraceae

Sie trägt das wilde Wesen des Wolfes in sich, nach dem sie benannt ist. Ihre Blüten sind wie gelbe Wolfsaugen, aus denen die eingefangene Bergsonne blitzt. Wolfsauge, Wolfesgelega, Wolfsgelb, alte Namen, die von der wilden, eigensinnigen, auch gefährlichen Kraft der Arnika erzählen. Wer sie einmal dort oben in den Bergen gesehen hat, vergisst sie sicher nicht mehr. Er wird spüren, dass sie eine starke Heilpflanze und Giftpflanze zugleich ist. Ganz öffnet sie sich der Sonne, strahlt selbst orange-gelb zurück. Und der Duft! Er ist wild, aromatisch, stärkend und aufrichtend. Je höher die Arnika ins Gebirge hinaufklettert, um so intensiver wird dieser Duft. Sie scheint darin all ihre Sonnenkräfte gesammelt zu haben.

Sie liebt diese Höhe und die intensive Bestrahlung der starken Bergsonne. Hier oben habe ich sie entdeckt als leuchtende Schönheit auf einer versteckten Almwiese. Sie teilt sich den moorigen, kalkarmen Boden mit vielen anderen Bergkräutern: dem stolzen Germer und dem blauen Enzian, dem weich-zarten, weißen Wollgras, den dunkelblauen Skabiosen, Scabiosa columbaria, den kleinen weißen Augentröstern, den hellgelben Tormentillen, den aufrechten Schachtelhalmen. Die hellgrüne Blattrosette aus 4 bis 6 Blättern hat die Bergarnika eng an den Boden gepresst, so als wolle sie sich zum Sprung abstützen. Der hohe, graziöse, ganz fein behaarte Stängel hält sich nicht lange mit der Bildung von Stängelblättern auf. Meist einmal, höchstens dreimal dürfen sich an ihm kleinere, gegenständige, eiförmige Blattpaare setzen und vor der Hauptblüte eventuell zwei gegenständige Blüten an kürzeren Stängeln. Dann aber geht es in kühnem Schwung hinauf, bis oft einen halben Meter über dem Boden, wo endlich die große Blüte die Knospe sprengt, um sich zur dottergelben Blume zu öffnen. Um Johanni, wo die Sonne ihre stärkste Kraft hat, möchte sich die Arnika ganz voll Sonnenkraft saugen. In den Wolfsnamen ist ihre ungestüme Kraft eingefangen, ihre Wildheit und Giftigkeit, in den Leopardennamen, die sie im englischen Sprachbereich trägt, ihre Eleganz und wilde Schönheit. Die Arnika steht in intensiver Beziehung zu vielen Insekten. Die zigbeinigen Gäste sind bunt gemischt: Falter, Bienen, Hummeln, viele Arten von Käfern. Sie alle sorgen für die Bestäubung. Für den Notfall, wenn schlechtes Wetter die Insekten nicht zum Blütenflug animiert, sorgt die Arnika selbst für ihre Bestäubung. Die röhrenförmigen Blütchen lassen klebrige Narbenäste zurückrollen, tasten damit die danebenstehenden Blüten ab und suchen sich dort den Blütenstaub. Gibt es dort keinen Blütenstaub, so krümmen sich diese Narbenäste so sehr, dass sie ihren eigenen Staub erreichen, um sich so selbst zu bestäuben.

Die Blüte der Arnika besteht in Wirklichkeit aus 50 bis 90 röhrenförmigen Einzelblüten, die sich auf dem Blütenboden zusammendrängen. Diese kurzen Blütchen werden von einem Kranz zungenförmiger Strahlenblüten umrahmt. Beide Blütenarten sitzen in einem grünen Hüllkelch. Das Ganze nennt man ein »Körbchen«. Daher der Name Korbblütler. Die Familie der Korbblütler ist zahlreich, viele unserer bekannten Heilpflanzen gehören ihr an. Wenn wir die Blütenkörbchen der Arnika zerpflücken, entdecken wir oft weitere Gäste der Pflanze. Die Arnikafliege, Tephritis arnicae, auch Bohrfliege genannt, legt besonders gern ihre kleinen schwarzen Larven hinein. Aus Arnikablüten, die zu Heilzwecken verwendet werden sollen, müssen diese Larven und kleinen Insekten herausgelesen werden, denn sie können möglicherweise die hautreizende Wirkung der Arnika sehr verstärken. Bei Medikamenten aus verlesenen Arnikablüten treten viel seltener Allergien auf als bei unachtsam verarbeitetem Pflanzenmaterial. Deshalb sind im deutschen Arzneibuch nur die ausgezupften Röhrenblüten zugelassen.

Eine Pflanze mit so starker Ausstrahlung hat die Menschen schon immer angezogen und sie zu vielen Namen angeregt. Die meisten beziehen sich auf die Heilkräfte der Pflanze: Wohlverleih, Fallkraut, Stichkraut, Wundkraut.

Der Name Schnupftabaksblume spricht die zum Niesen reizende Wirkung der zerriebenen getrockneten Blüten an. Auch als Tabakersatz scheint Arnika früher verwendet worden zu sein. Darauf deuten Namen wie Bergtabak und Rauchkraut. Auch im Italienischen und Spanischen finden sich solche Namen wie »Tabaco de montana«. Nach einem alten Rezept hat man die Arnikablüten mit Huflattichblättern und Königskerzenblüten zu einem Kräutertabak gemischt. Aber es gibt auch viele Namen, die sich auf die magischen Kräfte, die der Arnika zugesprochen werden, beziehen. Donnerwurz, Bilmeskraut, Kraftwurz, Wolfbanner, Johanniskraftblume.

Am Johannistag soll die Kraft der Arnika am stärksten sein. Sie gehört mit dem Johanniskraut, Hypericum perforatum, und dem Farnkraut, Dryopteris filix-mas, zu den magischen Kräutern, die schon seit sehr alten Zeiten zu Sonnwendritualen verwendet wurden.

Am Johannistag steckten die Bauern Arnikapflanzen um ihre Felder, um diese vor dem Korndämon, dem Bilmesschnitter, zu schützen. Dieser wilde Dämon in Gestalt eines Teufels mit Hörnern auf dem Kopf und Geißfüßen schleicht gerade in den Tagen um Johannis durch die Felder. Dann reitet er auf seinem Geißbock durch die Halme, bis sie alle schwarz sind. Manchmal bindet er sich Sicheln an die Beine und schneidet alle Halme zur Hälfte ab. Um diesem Unhold den Eintritt in die Felder zu verwehren, wurden die Arnikapflanzen als Wächter um die Felder aufgestellt. Wenn das Korn im Wind wogt, sich nach der einen oder anderen Seite neigt, dann streicht der Kornwolf durch das Getreide. »Er ist wieder da«, die Kinder werden gewarnt, in die Felder zu gehen, denn der große Wolf wartet nur auf ein Opfer. Er ist der Geist des Kornes, ist gefährlich, aber nützlich zugleich. Er verkörpert die Kraft der Getreidepflanzen, er gibt ihnen Energie zum Reifen und ist eine Erinnerung an den antiken Vegetationsgott Pan. Wehe er verlässt einmal das Feld, dann wird das Korn verdorren, und die Menschen im Dorf sind vor seinem Überfall nicht mehr sicher. Aber die Arnika, selbst eine Wolfspflanze, kann ihn dann hindern, sein Feld zu verlassen. Erst wenn das letzte Fleckchen Korn geschnitten ist, entwischt er, als großer, unheimlicher Schatten. Die Frauen scheuten sich, die letzte Garbe Korn zu binden, denn da »ist der Wolf drin«. Wenn sich die Schnitter um das letzte Stückchen ungemähtes Korn versammelten, hieß es: »Jetzt fangen sie den Wolf.« Oft band man auch die letzte Garbe in Form eines Wolfes zusammen, den man dann in den Wald stellte.

Doch bevor der Wolf entwischen durfte, entfernte der Bauer die Arnikapflanzen, die er rings ums Feld gesteckt hatte. Er bedankte sich bei der Wolfsblume, dass sie durch diesen Schutz zu einer guten Ernte beigetragen hatte, so berichten die alten Sagen.

Heilwirkung

Die Arnika oder Wohlverleih hat viele wohlverleihende Eigenschaften. Sie ist von alters her eines der bekanntesten Wundheilmittel. Pfarrer Kneipp hat die Arnika sehr gelobt: »Die Tinktur der Arnika halte ich für das erste Heilmittel bei Verwundungen und kann es deshalb nicht genug empfehlen.« Ich möchte mich diesem Lob anschließen und empfehle die Arnikatinktur für jede Hausapotheke. Neuere wissenschaftliche Studien haben die schmerzstillende, durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Wirkung der Arnika nachweisen können. Ihre entzündungshemmende Kraft greift so schnell und früh in Entzündungsprozesse im Körper ein, dass der Arnika in unserer Zeit die Auszeichnung »pflanzliches Cortison« verliehen wurde. Arnika wirkt äußerlich angewendet heilend bei allen Schäden, die durch Stoß, Stich, Fall und Schnitt, generell bei allen stumpfen Verletzungen, bei Unfallfolgen und Sportverletzungen entstanden sind. Sie wirkt entzündungshemmend, antiseptisch, stillt den Wundschmerz und regeneriert das Gewebe. Nicht blutende Wunden, Abszesse, Furunkel und Beingeschwüre werden mit verdünnter Arnikatinktur gereinigt, danach legt man eine Kompresse, in verdünnter Arnikatinktur getränkt, auf. Bei Quetschungen, Verstauchungen, Prellungen, Schleimbeutelentzündungen, Gelenksentzündungen, Lymphgefäßentzündungen, Blutergüssen, rheumatischen Schmerzen, Sehnenscheidenentzündungen, Ödemen, Entzündungen durch Insektenstiche, Venenleiden, Karpaltunnelsyndrom macht man Umschläge mit verdünnter Arnikatinktur oder trägt die Salbe auf.

Bei Mandelentzündung, Heiserkeit und rauer Stimme hilft Gurgeln mit verdünnter Arnikatinktur. Hierfür gibt man einige Tropfen Arnikatinktur in einen starken Absud aus Bibernellwurzeln, Pimpinella saxifraga. Bei Mund- und Zahnfleischerkrankungen macht man Pinselungen mit der verdünnten Tinktur. Müde Glieder und Füße reibt man mit Arnikaöl ein.

Die Kräfte der Arnika müssen richtig dosiert werden. Unverdünnt kann die Tinktur oder der Tee Hautentzündungen, Ekzeme und Allergien hervorrufen. Arnikazubereitungen sollten nicht angewendet werden bei bekannter Arnikaallergie und Überempfindlichkeit gegen Korbblütler. Bei Arnikaempfindlichkeit wende man lieber Zubereitungen aus anderen Pflanzen wie Ringelblume oder Beinwell an.

Zu Umschlägen und Waschungen wird die Tinktur mit abgekochtem Wasser verdünnt: 1 Esslöffel Tinktur auf ¼ Liter Wasser; bei möglicher Empfindlichkeit: 1 Esslöffel auf ½ Liter Wasser. Auch Arnikatee kann für Umschläge verwendet werden.

Arnikatinktur oder Arnikaessenz gibt es in der Apotheke zu kaufen. Besonders gut bewährt hat sich die Arnikaessenz der Firma Wala. Die Arnikatüchlein derselben Firma eignen sich sehr gut für die Reise- und Wanderapotheke, da sie wie Erfrischungstücher verpackt sind.

Arnikatinktur

Frische verlesene Arnikablüten

1 Teil

75-prozentiger Weingeist

5 Teile

Bei dieser Mengenangabe handelt es sich um Raumteile. Die Blüten aus den grünen Körbchen zupfen, in ein Glas füllen, mit dem Alkohol übergießen, gut verschließen und ca. 2 Wochen ziehen lassen. Öfter schütteln. Abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.

Arnika-Heil-und-Massageöl

15 frische Arnikablüten

10 frische Ringelblumenblüten

750 ml natives Oliven- oder Sonnenblumenöl

20 Tropfren ätherisches Lavendelöl

10 Tropfren ätherisches Zitronenöl

Die verlesenen Blüten in ein Schraubglas füllen, mit dem Öl übergießen, gut verschließen und zwei Wochen stehen lassen. Abfiltern, die ätherischen Öle zugeben und in dunkle Flaschen abfüllen.

Ein sehr gutes Körper- und Heilöl bei Neuralgien und Muskelschmerzen, zur Sportmassage und Pflege schlecht durchbluteter Haut. Wirkt durchblutungsfördernd und kräftigend.

Die Arnika ist auch eine Heilpflanze, um Herz- und Kreislauf zu stützen und zu stärken.

Noch auf seinem Sterbebett hat Goethe die Heilkraft der Arnika gerühmt. Er hat sie als Stärkung für sein Herz verwendet.

»Fühlte ich doch, als Leben und Tod in mir den Kampf begannen, dass die Lebensscharen mit dieser Blume auf ihrem Panier den Durchbruch erzwangen, und dem Feindlich-Stockenden, Tödlich-Bedrückenden sein Austerlitz bereitet wurde. In der Genesung verjüngt, preise ich sie höchstlichst, und es ist doch nur sie selbst, die sich preist, die wahrhaft unerschöpfliche Natur.«

Die vor Gesundheit und Kraft strotzende Arnika kann dem müden Körper wieder Kräfte geben. Sie wirkt vor allem anregend auf das Herz und den Kreislauf. Sie kann die Gefäße erweitern und stärkt das arterielle und venöse Gefäßsystem. So hilft Arnika bei Arteriosklerose, Altersherz, coronaren Herzkrankheiten, Angina pectoris und beugt dem Schlaganfall vor.

Die innerliche Verwendung der Arnika ist jedoch nicht unproblematisch und sollte als Selbstmedikation zu Heilzwecken nicht angewandt werden. Bei Überdosierung kann es zu Nebenwirkungen wie Nasenbluten, Schwindel, Herzrhythmusstörungen usw. kommen.

Die Reaktion auf den innerlichen Gebrauch von Arnikatee oder Tinktur ist je nach Person sehr verschieden und muss individuell eingestellt werden.

Die allgemein übliche Dosierung der Arnikatinktur zum inneren Gebrauch ist 2–5 Tropfen in Tee oder Wasser. Bei Kreislaufstörungen und Erschöpfungszuständen, bei Bergtouren besonders in extremen Höhen hat sich die Arnikatinktur sehr bewährt. Bei meiner letzten Reise durch den Himalaja hat sie in meinem Notgepäck nicht gefehlt. Als es auf 4000 Meter nicht mehr gehen wollte und die Füße wie Blei waren, haben mich einige Tropfen der Arnikatinktur wieder auf die Beine gebracht. Keine Nebenwirkungen erzeugt die homöopathische Zubereitung der Arnika. Diese wird ab D4 zum Beispiel vor oder nach Operationen eingenommen und zur Behandlung von Schockfolgen, Gehirnerschütterung, Schlaganfall und zur Infarktnachsorge verwendet.

Kreislauftropfen

Arnica D3

10 ml

Cactus Dl

10 ml

Crataegus Dl

10 ml

3 x 10 Tropfen täglich

Bei Kreislaufstörungen und Erschöpfungszuständen. Diese Mischung kann man sich in der Apotheke herstellen lassen. Die Arnikatinktur leistet zur Behandlung von Gehirnerschütterung gute Dienste. Dosierung: 3- bis 5-mal täglich 5 Tropfen auf einen Esslöffel Wasser. Wie alle Arnikazubereitungen nicht einnehmen bei Überempfindlichkeit gegen Arnika.

Die Arnikapflanzen für Zubereitungen in Deutschland stammen hauptsächlich aus Osteuropa. Arnika wurde in früheren Zeiten als Abtreibungsmittel verwendet. Schwangere sollten Arnikatinktur nicht innerlich einnehmen. In der Apotheke sind Arnikablüten als Arnicae flos erhältlich, ebenso die Tinktur.

Kommission E

Die Kommission E hat für Arnica montana und Arnica chamissonis eine Monographie erstellt. Sie bestätigt die klassischen Anwendungsgebiete wie Verletzungs- und Unfallfolgen. Als Gegenanzeigen führt sie die Arnikaallergie an.

Tierheilkunde

Arnikatinktur und Arnikasalbe lassen sich in der Tierheilkunde bei allen Verletzungen sehr gut verwenden. Wunden wäscht man mit verdünnter Arnikatinktur; bei Verstauchungen, Gelenksentzündungen und Blutergüssen wird ein in Arnikatinktur getränkter Umschlag umgebunden.

Anbau

Arnika ist eine Staude und liebt kalkarme, saure Böden (idealer pH-Wert 4,5–5,5). Für eine Arnikapflanzung ist es deshalb wichtig, die richtigen Bodenverhältnisse zu schaffen. Ich habe mir in meinem Garten ein Torfbeet angelegt, in das ich verschiedene Pflanzen, die diesen sauren Boden lieben, gepflanzt habe. Torferde für ein Torfbeet ist im Handel erhältlich. Man kann die Arnika aber auch in Balkonkästen oder Kübeln pflanzen. Wichtig ist, dass der Bodenuntergrund eine Schicht Sand hat, da die Arnika keine Stauungsnässe liebt.

Arnika montana ist recht schwierig aus Samen selbst zu ziehen. Ich hatte am Anfang immer wieder Misserfolge und habe mir deshalb einige Arnikastauden bestellt und in das Beet gepflanzt. So konnte ich die Pflanzen beobachten, eventuell noch etwas verändern, bis ich dann später selbstgezogene Pflänzchen dazusetzte.

Die Samen werden im April oder Juli gesät. Sie keimen nach ca. 8 bis 14 Tagen. Die pikierten Pflänzchen bleiben den Winter über draußen und werden mit Reisig geschützt. Sie blühen meist erst im 3. Jahr.

Sehr viel einfacher ist die Anzucht der Arnica chamissonis, der kalifornischen Arnika, eine Arnikaart aus Nordamerika. Sie gedeiht auf normalem Gartenboden. In Amerika wird sie arzneilich verwendet wie bei uns die Arnica montana. Ihre Samen und Pflanzen sind im Handel erhältlich. Diese Arnikaart kann als guter Ersatz für die Bergarnika dienen.

Botanische Erkennungszeichen

Arnica montana

Die Arnika steht unter Naturschutz! Keine wilden Pflanzen sammeln. Auf kalifornische Arnika zurückgreifen. Die Bergarnika steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

Vorkommen:

Mittel- und Nordeuropa

Standort:

magere, ungedüngte Wiesen, meidet Kalkboden, liebt saure Moorböden bis 2800 m

Beschreibung:

20–60 cm hohe Pflanze, am Boden Blattrosette aus 4–6 eiförmigen bis lanzettlichen ganzrandigen Blättern, am Stängel kleinere 1–3 Blattpaare und gelegentlich 2 gegenständige, kleinere Blüten, Blätter immer gegenständig. Blüte gelb-orange, aromatisch duftend. Früchte mit Haaren; herb-aromatischer Duft. Blütezeit Mai–Juli.

Sammelzeit:

Juli/August

Inhaltsstoffe:

Sesquiterpenlactone, Flavonoide, Polysaccharide, ätherisches Öl mit Thymol und Thymolderivaten, Phenolcarbonsäure, Cumarine, Bitterstoffe,

Verwechslungsmöglichkeiten

Wer die Arnika nur aus Beschreibungen und von Bildern kennt, der steht oft ratlos vor den vielen Doppelgängern der Arnika. Wer sie aber einmal erkannt hat und sie auf sich hat wirken lassen, wird die Arnika sicher nicht mehr mit einer anderen gelbblühenden Pflanze verwechseln. Hier sind einige dieser Pflanzen, die mit der Arnika verwechselt werden:

Keine dieser Pflanzen hat jedoch den starken, würzigen Geruch und die streng gegenständigen Stängelblätter, die 5–12 Nerven, die die Strahlenblüten durchziehen.

Wiesenbocksbart Tragopogon pratensis L. Schmale, lanzettliche, spitze Blätter. Die Stängelblätter umfassen mit ihrem breiten Grund den Stängel; nur Zungenblüten.

Bocksbartblüten gehören zu den schmackhaftesten Wildgemüsen unserer Landschaft. Die zarten Stängelspitzen werden kurz in Wasser gedünstet und danach weiterverarbeitet für Salat, Gemüse usw.

Gemeines Habichtskraut Hieracium aurantiacum L. Der Blütenkopf enthält nur Zungenblüten, der Stängel ist doldig verzweigt, die Wurzelblätter sind gezähnt.

Habichtskraut wirkt als Tee und Räucherung leicht euphorisierend und ist deshalb Bestandteil von Teemischungen zur Behandlung von Depressionen.

Wiesenalant Inula britannica. Die Blüten des Wiesenalants wurden oft zum »Strecken« der Arnikablütentees verwendet. Sie haben jedoch nicht den typisch aromatischen Geruch. Außerdem erregen sie nicht den Niesreiz. Obere Blätter sind stängelumfassend, Blätter länglichspitz.

Wiesen-Pippau Crepis biennis L. Blütenkörbchen doldenrispig angeordnet, nur Zungenblüten, untere Blätter fiederlappig, oberste ungeteilt, Stängel unten oft rot. Eine Auswahl von weiteren Pflanzen, die der Arnika ähneln:

Weidenblättriger Alant, Inula salicina

Ochsenauge, Buphthalmum salicifolium

Gemswurz, Doronicum grandiflorum

Baldrian

Valeriana officinalis – Arzneibaldrian

Familie der Baldriangewächse - Valerianaceae

Für den guten Ruf des Baldrians braucht man nicht zu sorgen. Er ist bereits eine der populärsten einheimischen Heilpflanzen. Im Laufe der Jahrhunderte hat er verschiedene Wandlungen erfahren, mal wurde die eine Heilkraft an ihm gelobt und genutzt, mal die andere.

Die griechischen und römischen Ärzte der Antike kannten ihn unter dem geheimnisvollen Namen »Phu«. Dioskurides schätzte das Kraut Phu als erwärmendes, menstruationsförderndes und harntreibendes Mittel. Hippokrates, der Hildegard von Bingen und Paracelsus galt der Baldrian als zuverlässiges Heilmittel. Er wurde sogar in die Reihe der »Liebesmittel« gestellt, wie wir einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert entnehmen können:

»Wilter gute freuntschaft machen under manne und under weibe, so nym valerianum und stosz die czu pulver und gib ins czu trinken in Wein«

Der neapolitanische Rechtsgelehrte Fabio Colonna hat dem Baldrian zwei Jahrhunderte später sogar ein Buch gewidmet. Colonna litt unter Epilepsie und stieß auf der Suche nach einem Heilmittel für seine Krankheit auf den Baldrian. Er wurde durch ihn geheilt, studierte Botanik und verfasste aus Dankbarkeit ein Buch, in dem er die Heilkräfte des Baldrians beschrieb. In diesem Werk wird zum erstenmal der Baldrian als großes Nervenmittel angeführt, und in diesem Ruf steht er bis heute.

Der Baldrian, so wusste man im Mittelalter, kann nicht nur die Nerven heilen, sondern er schützt sogar vor Pest und Seuchen. Sein alter Name »Theriakkraut« erinnert noch an diese alte Verwendung. Theriak waren meist besonders wirksame Heilmittel, sie wurden teuer bezahlt, und ihre Zusammensetzung hielt man streng geheim. Auch Angelika gehört zu diesen Theriakkräutern.

Warum gerade der Baldrian gut gegen Pest und Ansteckung sein soll, dafür hatten die Menschen des Mittelalters eine »einfache Erklärung«. Die Waldfräulein, das heißt die Waldfeen, sollen es nämlich während der Pestzeit den Menschen verraten haben:

»Eßt Bimellen und Baldrian, So geht euch die Pest nicht an«

Sogar die Vögel haben es gewusst und zwitscherten es den Menschen zu:

»Häst du getruncken Bibrioll und Bollrio Wärst du nicht ‘storben dro!«

Noch lange nach den Pestzeiten hat man den Baldrian als Mittel gegen Ansteckung verwendet. Er hing als Amulett um den Hals, wurde gekaut oder man räucherte mit seinem Wurzelpulver.

Besonders auffällig ist, dass der Baldrian in den alten Kräuterbüchern hauptsächlich als großes Augenheilmittel gelobt wird. Davon ist in der neueren Literatur nichts mehr zu finden. Nur bei einem alten Kräuterweiblein habe ich noch von dieser Anwendung gehört, »Baldrian ischt gut für des Licht«, wobei sie mit Licht die Augen meinte. Ob wohl etwas an der alten Sage vom Goldschmied zu Würzburg dran ist? Dieser, so heißt es, hat sich mit Baldrian die Augen so gestärkt, dass er auf eine gebrochene Nähnadel einen deutlich erkennbaren, in allen Einzelheiten abgebildeten Löwen gravieren konnte.

In neueren Zeiten haben sich alle Heilkräfte des Baldrians auf eine Hauptwirkung reduziert: er ist ein Beruhigungsmittel für die Nerven. In unserer Zeit ist der Baldrian durch die Instrumente und Reagenzien der Labors gegangen und hat dort den Stempel »Geprüft und als heilkräftig befunden« erhalten. Seine entkrampfende Wirkung auf das Zentralnervensystem bei Mensch und Tier gilt als bewiesen. Von den anderen Heilkräften des Baldrians ist nichts mehr übriggeblieben.

Nach diesem Spaziergang durch die medizinische Geschichte des Baldrians sollten wir ihn uns einmal in natura anschauen. Vielleicht können wir dann mehr vom eigentlichen Wesen dieser Pflanze erfassen und verstehen einige der alten Baldriannamen zu deuten.

Der Baldrian erwartet uns draußen im Wald, auf einer kleinen Lichtung, am Wegrand, im feuchten Laub- und Mischwald, im Auwald oder ganz nah am Fluss. Er liebt das feuchte Element; wenn wir ihn pflücken, welkt er rasch. Die Geister des Wassers und des Mondes sollen in mondhellen Nächten um ihn tanzen, die Undinen, Wassernixen und Elfen. Von ihnen hat er seine Namen Mondwurz und Elfenkraut. Der Baldrian hat eine anmutige Gestalt, ganz eine Elfenpflanze. Der hohe, schlanke, rasch aufgeschossene Stängel ist von feinen, fiederblättrigen Blättern geziert, nicht zu viele, gerade so, dass sie einen schönen Kontrast zum gerillten Stängel bilden. Ein Blütenschirm krönt die Erscheinung, zusammengesetzt aus weiß-rosa-farbenen Blütchen. Man könnte meinen, der Baldrian gehöre mit dieser schirmförmigen Blüte zur Familie der Doldengewächse, wie die Angelika, die Möhre, der Kerbel. Doch der Baldrian bildet eine eigene Familie, die der Baldriangewächse. Sie enthält 350 Arten.

Am Baldrian ist nichts Schweres, Dunkles. Wie eine rosa Wolke schwebt die Blüte über dem grazilen Stängel und Blätterwerk. Selbst luftig und leicht, lebt er ganz zum Licht hin. Die Gunst eines Lichtgottes scheint durch diese Pflanze zu leuchten, dessen Namen sie trägt. Die Germanen sahen im Baldrian die Kräfte des Baldur, des Gottes des Lichtes, der Reinheit und Güte. Baldur heißt »der Hilfbereiteste«, und die Germanen sahen so im Baldrian eine Pflanze, die bei allen Gebrechen ihre Hilfe anbietet. Noch ein zweites Mal hat der Baldrian in der nordischen Mythologie einen Ehrenplatz erhalten. Diesmal in den zarten Händen der Göttin Hertha, die ihn als Gerte benutzt, wenn sie auf ihrem mit Hopfen gezäumten Hirsch durch den Wald reitet. Hier symbolisiert der Baldrian die besänftigenden Kräfte, mit denen man wilde Tiere und »wilde Nerven« zähmen kann. Dies ist ein schönes Bild für die entspannenden und beruhigenden Heilkräfte des guten Waldgeistes Baldrian, der unser wildes Gemüt zähmt und die erregten Nerven entspannt.

Ein Tier jedoch gebärdet sich wie toll, wenn es Baldrian riecht. Katzenkraut, Tollerjahn, Katzenwurz, diese Baldriannamen entstanden aus der intensiven Bekanntschaft der Katzen mit dem Baldrian. In meinem Garten steht eine schöne große Baldrianstaude, und oft habe ich mich gewundert, warum ihre hohen Stängel geknickt und zertreten am Boden liegen. Bis ich einmal unsere Katze dabei erwischt habe, wie sie in den Baldrian sprang, Zweige auf den Boden drückte und sich darauf wälzte. Katzen werden wirklich toll, wenn sie den Tollerjahn riechen. Noch zwei weitere Tierarten stehen in Bezug zum Baldrianduft. Regenwürmer werden im Boden von seinem Geruch angezogen, vermehren sich verstärkt und sind so noch intensiver in der Bodenverbesserung unseres Bodens tätig. Baldrian ist sozusagen ein Liebesparfüm für Regenwürmer. Auch Forellen reagieren auf den Duft des Baldrians. Bestimmte Zubereitungen aus dieser Pflanze benützte man früher, um diese Fische für den Fang anzulocken.

Der Geruch des Baldrians ist eigenartig. Die Wurzel riecht besonders getrocknet scharf und moschusartig, ja sogar etwas nach Katzenharn. Beim Duft der Blüte schwanke ich oft, ob ich ihn nun angenehm empfinden soll oder nicht. An einem sonnigen Tag umgibt meine Baldrianpflanze im Garten ein starker Duft, er ist einhüllend, süß und warm. Aber an einem regnerischen Tag ist der schöne Blütenduft wieder »katzig«. Zur Rettung der Baldriane für empfindliche Nasen möchte ich aber noch von einigen Mitgliedern der Baldrianfamilie berichten, die besonders angenehme Düfte erzeugen. Dazu müssen wir in die Berge steigen, denn dort oben leben einige weitere Baldrianarten. Wir begegnen dem Berg-Baldrian (Valeriana montana L.), dessen Blätter nicht mehr so fein gegliedert sind wie bei seinem Bruder drunten im Tal. Sie stehen wie bei ihm gegenständig am Stängel. Dann gibt es hier noch einen Felsenbaldrian, Valeriana saxatilis L., eine kleine, unscheinbare Pflanze im Vergleich zum hohen Baldrian. Der nächste Verwandte dieses Felsenbaldrians ist der echte Speik, Valeriana celtica L., und hier dürfen wir unsere Nasen wieder gebrauchen. Sein Wurzelstock strömt einen aromatischen, stärkenden Duft aus. Schon im Altertum war dieser Baldrian als Duft- und Räucherpflanze geschätzt. Leider ist er selten geworden, denn er war zu begehrt. Heute steht er unter Naturschutz. Die Krönung der Baldriandüfte aber ist eine nahe Verwandte, die indische Narde, Nardostachys jatamansi, ein Baldriangewächs, das an den Südhängen des Himalaja gedeiht. Aus ihr stellte man schon in der Antike das beste Nardenöl her, das in Alabasterfläschchen in den Handel gebracht wurde und mit dem schon Jesus gesalbt worden sein soll. Es galt als das kostbarste Öl und diente auch zu rituellen Salbungen. Deshalb finden wir auf vielen christlichen Bildern des Mittelalters den Baldrian oft in allererster Reihe.

Im Hochland von Mexiko an felsigen Berghängen in 2400 bis 3200 Metern Höhe wächst eine Baldrianart, Valeriana edulis, die in neuester Zeit für Baldrianpräparate viel verwendet wird. Die Blüten ähneln jenen unseres einheimischen Baldrians. Die Blätter sind im Gegensatz zu ihm nicht gefiedert, sondern ganzrandig und entspringen aus dem Stamm. Die Wurzeln dieses Baldrians werden sehr groß wie besonders gut gelungene Meerrettichwurzeln. Er entwickelt sich zu einer gewaltigen Pflanze von bis zu 2 Metern Höhe. Die mexikanischen Eingeborenen gebrauchen diese Wurzel seit langem als Stärkungsmittel. Der Gehalt an Wirkstoffen des mexikanischen Baldrians ist sechsmal so hoch wie der unseres einheimischen Baldrians. Diese Pflanze hat sich als wirksamer Tranquilizer, besonders bei stressbedingter Unruhe, Schlaflosigkeit und körperlichen Störungen, erwiesen. Man wurde erst so spät auf den Baldrian aus Mexiko aufmerksam, da seine Wirkstoffe bei der sonst üblichen Zubereitungsart als Tee verloren gehen. Die Wirkstoffe dieses Baldrians sind heute in verschiedenen pflanzlichen »Antistressmitteln« enthalten.

Heilwirkung

»Alle Formen von nervösen Zuständen«, so schreibt Pfarrer Kneipp, »ob im Krampf oder Schmerz, verlangen den Baldrian!«

Er ist wirklich eines unserer zuverlässigsten und unschädlichsten Nervenmittel, ein Balsam für unsere Nerven. Baldrian fördert die Schlafbereitschaft durch Entspannung, er macht nicht müde und kann deshalb auch tagsüber verwendet werden bei geistiger Erschöpfung, nervösen Herzbeschwerden, Angst und Spannungszuständen, Panik, Schock, Menstruationsschmerzen und Überarbeitung. Nach dem ersten Weltkrieg setzte man Baldrian erfolgreich ein, um die »Bombenneurosen« und Traumata der Soldaten zu behandeln.

Die Blüte des Baldrians, seine luftig geformten Blätter, lassen das Wesen der Pflanze erkennen. Er scheint vom Irdischen, von der Erde abzuheben. Doch ist er mit der Wurzel in der Erde fest verankert. Der Baldrian ist so ein Heilmittel für Menschen, die durch übersteigerte Gedankenflucht vom »Boden abheben«, die deshalb keine Ruhe und keinen Schlaf finden. Der Baldrian kann helfen zu erden, Denkund Stoffwechselkräfte miteinander zu verbinden.

Die Gefahren der starken Schlafmittel werden immer offensichtlicher, und immer mehr Menschen greifen lieber in die Schlafapotheke der Natur. Leichte Schlafstörungen sind in jedem Fall mit Baldrian, Hopfen (Humulus lupulus), Melisse (Melissa officinalis) und Johanniskraut (Hypericum perforatum) zu beheben. Die Therapie kann durch Bäder mit den Kräutern oder deren Essenzen und mit Schlafkissen unterstützt werden. Baldrian und Hopfen bewirken eine Entspannung des Körpers und der Gedanken, Melisse und Johanniskraut wirken auf die seelischen Spannungen beruhigend und ausgleichend. Baldrian entspannt bei Kopfschmerzen, nervösen Herzleiden, leichter Schilddrüsenüberfunktion, Gallestörungen, Magen-Darm-Krämpfen und wirkt psychisch ausgleichend.

Man muss den Baldrian jedoch richtig dosieren, sonst ist keine befriedigende Wirkung zu erwarten. Die Tinktur wird teelöffelweise eingenommen, 1–2 Teelöffel vor dem Schlafengehen, die Tasse für den Baldriantee darf ruhig groß sein.

Für eine Tinktur, die Baldriantropfen, füllt man ein Glas zur Hälfte mit den Wurzeln, übergießt sie mit 45-prozentigem Weingeist, verschließt es gut und lässt es 2 Wochen ziehen. Abseihen und in dunkle Tropfflaschen füllen.

Vom Baldrian werden für Heilzwecke nur die zwei- bis dreijährigen Wurzeln verwendet. Sie werden im Herbst ausgegraben, gesäubert und an einem luftigen Ort getrocknet. Wenn die ausgegrabene Wurzel vor der Weiterverarbeitung zu Tee oder Tinktur ein Jahr gelagert wird, enthält sie mehr des heilkräftigen Inhaltsstoffes Isovaleriansäure.

Beim Baldrian kann die Dosierung bei verschiedenen Menschen ganz individuell erforderlich sein. Ich rate dazu, die persönliche Dosierung für einen Heilerfolg selbst herauszufinden. Eine Überdosierung des Baldrians kann zu Schwindel und Kopfschmerzen führen. In niedriger Dosierung wirkt Baldrian anregend, in höherer Dosierung beruhigend.

Von der fein geschnittenen Wurzel gibt man 2 Teelöffel auf 1 Tasse kaltes Wasser. Übergießen und den Tag über stehen lassen. Abends abseihen, eventuell leicht erwärmen. 1–2 Tassen pro Abend.

Einfach gut schlafen

Baldrianwurzel

30 g

Hopfenzapfen

10g

Melissenblätter

10g

Passionsblumenkraut

20 g

Römische Kamille, Blüten

10g

Zitronenverbene, Blätter

20 g

1–2 Teelöffel dieser Teemischung mit einer Tasse kochend heißem Wasser übergießen. Zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen, abfiltrieren, evtl. mit Honig süßen. Vor dem Schlafengehen schluckweise trinken.

Die schlaffördernde Wirkung dieses Tees wird durch ein abendliches Bad- oder Fußbad mit schlaffördernden ätherischen Ölen wie z.B. Lavendel unterstützt. Rezepte siehe hierzu in meinem Buch »Himmlische Düfte«.

Nerventee

Baldrianwurzel

5 g

Benediktenkrautwurzel

25 g

Pfefferminzblätter

25 g

1 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen. Ziehen lassen. 2–3 Tassen täglich. Der Tee dient zur Stärkung der Nerven, hilft bei Angst und Spannungszuständen, nervöser Unruhe, Stress und Prüfungsangst.

Dieses Rezept stammt von C.W. Hufeland (1762 bis 1836), dem Leibarzt Friedrich Wilhelms III., einem der großen naturheilkundlichen Ärzte. Er wird zu den Klassikern der Naturheilkunde gezählt. In seinem Buch »Makrobiotik, oder die Kunst, sein Leben zu verlängern« beschreibt er verständlich die Prinzipien der ganzheitlichen Behandlungs- und Lebensweise.

Baldrianwein

1 Handvoll Baldrianwurzeln, getrocknet, klein geschnitten

2 EL Orangenschalen von einer frischen, unbehandelten Orange, fein abgeraspelt

1 Handvoll Melissenblätter, frisch oder getrocknet, klein geschnitten

2 EL Waldmeisterkraut, getrocknet, klein geschnitten

1 Liter Weißwein

Die Kräuter in ein Schraubglas füllen, mit dem Wein übergießen, gut verschließen. Eine Woche ziehen lassen, gelegentlich schütteln. Abfiltrieren und in eine dunkle Flasche füllen. Eine halbe Stunde vor dem Schlafen gehen ein Likörglas des Weines genießen.

Baldrianschlafkissen

Ein kleines Kissen zu gleichen Teilen mit folgenden getrockneten Blüten füllen:

Baldrianblüten

Lavendelblüten

Holunderblüten

Sorgt für guten Schlaf.

Augenstärkender Tee

Baldrianblüten

2 Teile

Augentrost, Kraut

1 Teil

1 Teelöffel der Mischung mit 2 Tassen kochendem Wasser überbrühen. Zugedeckt lassen, bis sich der Tee auf Körpertemperatur abgekühlt hat. Gut abseihen und die Augen damit in einer Augenbadewanne baden. Oder eine kleine Kompresse darin tränken und auf die geschlossenen Augen legen. Hilft gut bei überanstrengten und geröteten Augen. Rezept des Würzburger Goldschmieds: täglich eine Messerspitze pulverisierte Baldrianwurzel in Wein einnehmen.

In der Apotheke sind die Baldrianwurzel als Valerianae radix und auch die Tinktur erhältlich.

Kommission E

Die Kommission E gibt in ihrer Monographie für Baldrian als Anwendungsgebiete Unruhezustände und nervös bedingte Einschlafstörungen an.

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen konnten nicht festgestellt werden.

Tierheilkunde

Auch auf Tiere wirkt Baldrian beruhigend und entspannend. Er hat sich besonders bei Krämpfen und Koliken bewährt und eignet sich z. B. zum Entspannen vor einem Tierarztbesuch oder während eines Gewitters. Man kann Tee, Tinktur oder Pulver verabreichen. Nicht für Katzen verwenden.

Anbau

In den alten Bauerngärten fehlte der Baldrian nicht, man wollte die heilkräftige Pflanze in der Nähe haben. In unseren Gemüsegärten säen wir übrigens noch immer eine Baldrianart, den Feldsalat, Valerianella olitoria (Valerianella locusta), auch Rapunzel genannt.

Baldrian in den Gemüsegarten gepflanzt, fördert das Wachstum und Gedeihen des Gemüses. Baldrian zieht Regenwürmer an, unsere unersetzlichen Helfer im Garten. Diese durchlüften den Boden und stellen den besten Kompost her. Baldrian unter den Kompost gemischt, fördert darin die umsetzende Tätigkeit der Regenwürmer.

Im biologisch-dynamischen Anbau verwendet man ein Baldrianpräparat, das man im Spätherbst auf die Tomaten und im Frühjahr auf die Obstbaumblüte spritzt, um die Pflanzen vor Frost zu schützen. Man macht sich dabei die Wärmewirkung des Baldrians zunutze. Erinnern wir uns an den süßlich-warmen Duft des Baldrians im Sommer. Diese Wärmekräfte kann man sich zum Schutz der Pflanzen nutzbar machen. Baldrian weckt auch die Blütenkräfte der Pflanzen. Balkon- und Kübelpflanzen blühen reichlicher und länger, Bohnen, Erbsen, Erdbeeren entwickeln mehr Blüten, wenn sie mit dem Baldrianpräparat behandelt werden. Ein kurzes Bad der Samen von Tomaten, Lauch und Weizen in verdünntem Baldrianextrakt stärkt die Pflanzen und macht sie widerstandsfähig. (Kein Leguminosen-Saatgut damit vorbehandeln.) Von diesem nach biologischdynamischen Grundsätzen zubereiteten Extrakt gibt man 50 Tropfen auf 5 Liter laumwarmes Wasser. Ca. 5 Minuten rühren. Der Extrakt kann über verschiedene Bezugsquellen, die Produkte für naturgemäßen Pflanzenbau führen, bezogen werden. Man kann ihn auch selbst herstellen:

Baldrian-Blütenextrakt

Frische Baldrianblüten im Entsafter entsaften.

Mit Regenwasser mischen: ca. 70% Baldriansaft; ca. 30% Regenwasser

in Flaschen füllen, gut verschließen. Hält sich gut. Zum Gießen und Spritzen diesen Extrakt 1:10 mit Regenwasser mischen, ca. 3 Minuten verrühren.

Der Baldrian stellt keine großen Ansprüche an den Boden, liebt einen feuchten Standort und dankt tiefgründige Erde mit gutem Wurzelwachstum. Er wächst im Halbschatten wie auch in der prallen Sonne. Wir düngen ihn mit verrottetem Mist. Im Handel sind Samen und Pflanzen erhältlich. Der Same ist nur ein halbes Jahr keimfähig. Er braucht lange, bis er keimt, erst nach 3–4 Wochen zeigen sich die ersten Blättchen. Wir säen ihn im zeitigen Frühjahr im Saatkasten unter Glas oder ab Mitte Mai ins Freiland. Baldrian ist ein Lichtkeimer, deshalb die Samen nicht mit Erde bedecken, sondern nur andrücken. Die Pflänzchen im Abstand von 60–100 cm voneinander pflanzen, die Pflanzen werden groß. (Mein Baldrian im Garten ist 1,60 cm hoch.) Sie brauchen eine Weile, bis sie sich entwickeln, aber bis zum Spätsommer hin können sie schon zu stattlichen Pflanzen herangewachsen sein. Wir können den Baldrian auch in Kübeln und Kästen pflanzen, müssen ihn jedoch immer gut feucht halten. Die Blüte erscheint erst im zweiten oder dritten Jahr.

Wenn man den Baldrian zieht, um die Wurzeln zu gebrauchen, sollte man die Blüten abschneiden, sobald sie herauskommen, um das Wachstum der Wurzeln anzuregen. Wir graben die Wurzeln im 2. oder 3. Jahr, wenn das Laub ganz abgestorben ist. Der Baldrian bildet Ausläuferpflanzen, die man im Frühjahr abtrennt und verpflanzt.

Botanische Besonderheiten

Valeriana officinalis

Vorkommen:

Europa, Asien, Japan

Standort:

feuchte Wiesen, Lichtungen, Laub- und Mischwälder, Gebüsche, lichtbedürftig

Beschreibung:

25 cm–150 cm hohe Pflanze, Blätter unpaarig gefiedert und gegenständig, Stängel hohl, gefurcht, unten kurzhaarig, oben kahl. Blüte als Trugdolde, weiß bis helllila, Blütezeit Juli–August. Wurzel braun, innen weißlich, mit vielen Wurzelfasern.

Sammelzeit:

Blüten: Juli/August Wurzel: Oktober

Inhaltsstoffe:

ätherisches Öl, Isovaleriansäure, Valepo-Triate, Bornylazetat, Alkaloidspuren, Aluminium, Ascorbinsäure, Asparagin, Azulen, Borneol, Kampfer, Carvon, Cholin, Gerbstoffe, Glykose, Harz, Kalium, Kiesel, Kobalt, Limonen, Zink

Verwechslungs-möglichkeiten:

Eventuell mit Pflanzen aus der Familie der Doldenblütler. Der Baldrian hat jedoch eine Trugdolde (siehe Pflanzenschema am Ende des Buches).

Bärlauch

Allium ursinum

Familie der Liliengewächse - Liliaceae

Zwei Tiere waren es, die unsere frühen Vorfahren besonders beeindruckt haben: Bär und Wolf. Notgedrungen, denn von diesen Tieren war der Mensch manchmal bedroht. Die germanischen und später die mittelalterlichen bäuerlichen Siedlungen waren inmitten von Wäldern gelegen, bildeten kleine, geschützte Inseln im Meer der riesigen Wälder, dem Gebiet der wilden Tiere, die den Menschen und seine Nutztiere bedrohten. Die Menschen waren noch stark in einem magischen Denken verwoben, in dem der Mensch von der Magie der Tiere und Pflanzen wusste. Bär und Wolf galten bei den Germanen als Seelentiere, so wie in der heute noch lebendigen Tradition der Indianer bestimmte Tiere als Helfer und Führer eine wichtige Rolle spielen. Das Seelentier zeigt Suchenden ihre Lebensaufgabe und verleiht ihnen besondere Kräfte. Heute noch erscheinen uns diese Tiere als archetypische Bilder in Träumen in Zeiten schwieriger Lebenssituationen, und wer ihre Sprache versteht, kann ihre Ratschläge befolgen.

Der Bär galt bei unseren Vorfahren als ein fruchtbarkeits-förderndes Krafttier, das symbolisch für ein kraftvolles Urwesen stand und das mit seiner Kraft und Stärke die Macht des Winters brechen und neue Fruchtbarkeit bringen kann. Er war der symbolische Frühlingsbringer, der noch heute auf der alemannischen Fastnacht in Gestalt von stroh- oder fellbekleideten Männern oder mit Bärenmasken durch die Straßen stapft. Der Bär als Fruchtbarkeitstier ist noch heute in unserem Wort ge-bär-en enthalten.

Die Seelentiere konnten sich, so glaubte man, auch in bestimmten Pflanzen verkörpern, durch deren Verzehr man sich diese Kraft einverleiben wollte. Solche Zauberpflanzen wurden bei den Germanen an bestimmten heiligen Tagen als Kultspeise gegessen und galten als besonders heilkräftig. Noch heute tragen viele Heilpflanzen die Namen der germanischen Seelentiere:

Wolfsbeeren, Wolfsmilch, Wolfdisteln, Fuchsbeeren, Fuchssalbenkraut, Fuchswurz, Bärwurz, Bärlapp, Bärenklau, Bärlauch.

Die Pflanzen des Bären, so wusste man, haben die Kraft der Erneuerung, Revitalisierung und Reinigung, sie brechen das Verhärtete und erwärmen den Körper. Manche machen »bärenstark«. Unser Bärlauch gehört mit zu den kräftigsten Bärenpflanzen. Leider sind seine Bärenkräfte fast ganz in Vergessenheit geraten, und doch gehört er mit zu den stärksten Heilpflanzen. Er ist eine Frühlingspflanze, so wie der Bär, sein Meister, der Frühlingsbringer ist. Deshalb entfaltet der Bärlauch im Frühjahr seine stärksten Kräfte, und man sollte ihn in dieser Jahreszeit als Heilmittel verwenden, um den Körper zu stärken und zu reinigen. Doch darüber mehr im Kapitel über seine Heilkräfte.

Bleiben wir noch etwas bei seinem Namen, denn jeder alte Pflanzenname birgt eine Geschichte, die uns über die Bestimmung und Heilkraft der Pflanze Aufschluss gibt. Ramser, Räms und Raines sind weitere alte Namen unseres Bärlauchs. Sie deuten auf einen sehr alten Wortstamm, auf das germanische »hroms«, das althochdeutsche »rämesadr«, womit Zwiebel- und Lauchgewächse benannt wurden. Diese Verbindung findet sich in allen europäischen Sprachen. Die Lauchgewächse galten als eine heilkräftige Pflanzenfamilie, und wer ahnt heute noch, dass in unserem »normalen« Küchenlauch Heilkräfte stecken (er regt die Magenund Darmsäfte an, hemmt Gärungs- und Fäulniserreger). Schon bei den Nordgermanen wurde der Lauch als Speise-und Heilpflanze in »Lauchgärtlein« kultiviert. In der Edda wird der Lauch hochgerühmt und als Mittel empfohlen, um eine Speise zu prüfen, ob sie giftig sei. Hier gilt er auch als eine der ersten Pflanzen, die am Anfang der Welt geschaffen wurden:

»Sonne von Süden fiel auf den Felsen, und dem Grunde entspross der grüne Lauch.«

Wie der Name erkennen lässt, ist unser kleiner Bärlauch auch ein Vertreter dieser ehrenwerten Lauchfamilie. In früheren Zeiten wurde er sogar in Gärten gepflanzt. Kaiser Karl ordnete im 8. Jh. in seiner Landgüterverordnung an, neben anderen Pflanzen auch den Bärlauch in den Gärten zu pflanzen. Doch er scheint aus der Mode gekommen zu sein, er durfte wieder verwildern und ist deshalb ein ganz urwüchsiger Vertreter der Familie. Es heißt sogar, er übertreffe in seiner Heilwirkung noch seinen Vetter, den Knoblauch.

Ein gemeinsames Merkmal aller Lauchgewächse ist ihr hoher Gehalt an ätherischem, schwefelhaltigem Öl, auf dem die anregende, entgiftende und reinigende Wirkung beruht. Der Bärlauch sprüht nur so davon.

Als ich drunten im Auwald auf einer kleinen Halbinsel die metallgrün glänzenden Bärlauchblätter zum erstenmal in diesem Frühjahr fand, habe ich eigentlich schon vorher gewusst bzw. gerochen, um wen es sich hier handelt. Ein intensiver Knoblauchgeruch lag über der kleinen Lichtung. Für ein Liliengewächs duftet der Bärlauch ganz schön deftig!

Der Bärlauch liebt die Gesellschaft. An günstigen Standorten, feuchte, humusreiche und schattige Laubwälder, tritt er meist in Massen auf. Im zeitigen Frühjahr streckt er dann dort seine grün glänzenden, schwertförmigen Blätter fast senkrecht und ganz optimistisch gen Himmel. Sie entspringen aus kleinen, länglich schmalen Zwiebeln, ähnlich den Knoblauchzehen.

Jetzt sollte man die Blätter sammeln und frisch verwenden. Der getrocknete Bärlauch ist wertlos. Achtsamkeit und Kenntnis ist beim Sammeln von Bärlauch jedoch erforderlich. Maiglöckchenblätter und jene der Herbstzeitlosen sehen Bärlauchblättern sehr ähnlich. Wenn sie zum Beispiel im Korb zusammen mit Bärlauchblättern liegen, nehmen sie deren Geruch an und sind so geruchlich nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Eine Verwechslung kann tödlich sein. Kräuterpfarrer Künzle gab deshalb wohlweißlich den Rat: »Kinder und ungeschickte Leute nicht aussenden um Bärlauch zu sammeln.« Bärlauch erlebt gerade eine Renaissance und wird vermehrt gesammelt. Ich freue mich, dass ich mit diesem Buch die letzten 20 Jahre dazu beitragen durfte. Was mich jedoch sehr betrübt ist, dass ich nun mehr und mehr Menschen in der Natur begegne, die den Bärlauch in großen Mengen abrupfen, mit einer Einstellung wie: hier gibt es etwas umsonst, dieser Supermarkt ist ständig geöffnet. Beim Sammeln von Wildpflanzen sind wir besonders gefordert, achtsam und maßvoll zu sein, um so die Bestände der Wildpflanzen nicht zu dezimieren.

Vom April bis hinein in den Juni leuchten wunderschöne weiße Blütenbüschel über dem Grün der Blätter. Die Blüten sind streng nach der Zahl drei aufgebaut, sie bilden Nektar in drei Drüsen in einem dreifächerigen Fruchtknoten. Und dieser Nektar sammelt sich in den sechs Staubblättchen. Den süßen Nektarsaft bietet der Bärlauch vielen Insekten an; nicht nur Bienen und Hummeln, sondern auch Fliegen erreichen ihn mit ihrem kürzeren Rüssel. Die kleinen schwarzen Samen des Bärlauchs sind in einer schwarzen Kapsel verschlossen, die ihr Geheimnis im Juni und Juli preisgibt. Diese Samen haben ihre ganz besonderen Liebhaber, die Ameisen. Sie tragen die ölhaltigen (das ist es, worauf sie scharf sind) Kügelchen in ihrer Geschäftigkeit überall herum und säen so neue Pflanzen. Aber der Bärlauch sorgt auch selbst für Nachwuchs in seiner Nähe: in der Reifezeit kippt der mit Samen trächtige Blütenstängel einfach um, und es entsteht wieder ein neues Stück Bärlauchteppich.

Mit einem Körbchen voll dieser Bärlauchblätter bin ich an einem Frühlingsmorgen von der Halbinsel zurückgewandert. Ich hatte schon einige Blätter frisch genascht, sie hatten ihre appetitanregende Wirkung schon entfaltet. Meine Schritte wurden immer schneller. Ich bekam einen Bärenhunger.

Heilwirkung

Nicht nur bei den Germanen und Kelten galt der Bärlauch als Heilpflanze, auch die Römer kannten und nutzten ihn. Sie gaben ihm den Namen »herba salutaris«, das Heilkraut. Der letzte in der Reihe der bekannten Pflanzenheilkundigen, der den Bärlauch gebührend lobte, war Kräuterpfarrer Künzle:

»Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärenlauch.

Und er hat mit seinen überschwänglichen Worten nicht übertrieben. Ich möchte mich ihm anschließen, denn ich habe bei vielen Menschen die reinigende und stärkende Kraft des Bärlauchs beobachtet. Tatsächlich hilft der Bärlauch all denjenigen, die im Frühjahr noch den Winter in den Gliedern und im Gemüt stecken haben. Bärlauch kann den Körper von Stoffwechselprodukten befreien und ihm helfen, Toxine auszuscheiden. Er kann verhindern, dass sich Cholesterin an den Gefäßwänden ablagert, und er hilft, erhöhte Cholesterinwerte zu senken. Das alles bewirkt er durch seine gelungene Mischung verschiedener Wirkstoffe, besonders durch den hohen Gehalt an ätherischen Ölen und durch einen kräftigen Schuss Vitamin C.

Der Bärlauch hat neben seiner allgemein stärkenden Wirkung drei Hauptangriffspunkte im menschlichen Körper. Er hilft bei chronischen Hautausschlägen und Flechten, da er das Blut reinigt und so von innen heraus die Ursache der Krankheit beheben kann. Durch seinen hohen Gehalt an Senfölglykosiden wirkt er anregend auf die Verdauungssäfte. Er hat eine bakterizide Wirkung auf die Flora des Darmes, ohne die nützlichen Darmbakterien, die der Körper zur Verdauung braucht, zu zerstören. Ich empfehle daher den Bärlauch besonders nach einer Behandlung mit starken Medikamenten um das zerstörte Gleichgewicht der Darmflora wieder aufzubauen. Auch vor einer Reise in Länder, wo die Gefahr einer Darminfektion besonders groß ist, kann eine vorherige Bärlauchkur die Darmflora abwehrstark machen. Wie sein Vetter, der Knoblauch, hilft der Bärlauch bei Arterienverkalkung und Bluthochdruck. Bei diesen Krankheiten sollte eine Diät im Frühjahr viel Bärlauch enthalten. Durch seinen Schwefelgehalt kann Bärlauch unserem Körper helfen, Umweltschadstoffe abzubauen. Seine Wirkstoffe binden die schädlichen Moleküle. Die stärkste Wirkung hat der Bärlauch im zeitigen Frühjahr vor der Blüte. Dann werden die Blätter gesammelt und frisch verwendet: zum Würzen, in Salat, Quark, Pesto usw. Eine Bärlauchkur sollte 4–6 Wochen dauern, und man sollte dabei täglich eine Handvoll der frischen Blätter essen.

Nach der Samenreife zieht sich der Bärlauch wieder zurück. Seine Blätter verwelken, er macht einen »Sommerschlaf«. Wer sich zur Regeneration der Darmflora einen Vorrat an Bärlauchwirkstoffen anlegen möchte, sollte sich im Frühjahr eine Tinktur aus den Blättern herstellen. Hierfür füllt man ein Schraubglas mit frischen, zerschnittenen Bärlauchblättern und füllt mit 45-prozentigem Alkohol auf. Gut verschrauben. Drei Wochen ziehen lassen, gelegentlich schütteln, abseihen und in eine dunkle Tropfflasche füllen. Dosierung 3 x 10 Tropfen vor dem Essen.

Bei zu hoher Dosierung von Bärlauch kann es in seltenen Fällen zu Magenreizungen kommen. Er sollte auch nicht bei niedrigem Blutdruck angewandt werden. Auch in der Homöopathie wird der Bärlauch verwendet. Das homöopathische Arzneibuch schreibt eine Zubereitung aus der frischen Pflanze vor. Wer nicht die Möglichkeit zur Herstellung der Tinktur hat, kann sich die homöopathische Urtinktur aus der Bärlauchpflanze in der Apotheke kaufen. Diese Urtinktur hat sich besonders bei Artheriosklerose und Bluthochdruck bewährt. Dosierung: 1-mal täglich 10 Tropfen. Am besten abends.

Bärlauchtinktur ist in der Apotheke als homöopathische Zubereitung Allium ursinum 0 erhältlich. Weitere gute Bärlauchpräparate sind: die Urtinktur Allium ursinum von Ceres und Bio-Bärlauch-Granulat, Dr. Pandalis.

Verwendung in der Küche

Man muss sich schon beeilen, will man in der relativ kurzen Bärlauchzeit (vom Erscheinen der Pflanze bis zur Blüte) all die leckeren Speisen, die sich aus den frischen Bärlauchblättern herstellen lassen, ausprobieren. Man kann sie in Salaten, Quark, Joghurt, Saucen, Marinaden, Nudeln, Kräuterbutter, Salatöl und Essig verwenden. Durch Erhitzen verlieren die Blätter ihren starken Eigengeschmack und schmecken angenehm mild. Auch die Blütenknospen schmecken sehr gut, besonders in einer Béchamelsauce oder in einer Kartoffelsuppe. Die längliche Bärlauchzwiebel eignet sich sehr gut zum Einlegen in Olivenöl und steht so das ganze Jahr zur Verfügung. Ich lege in einem Schraubglas die Bärlauchzwiebeln zusammen mit Schafskäsewürfelchen, Thymian- und Rosmarinzweiglein, grünen Pfefferkörnern und Peperonistückchen in gutem Olivenöl ein. Für einen mediterranen Schmaus ...

Frühlingsrolle

500 g Blätterteig

2 Zwiebeln

100 g Schinken

6 Tassen grob zerschnittener Bärlauch

Salz, Pfeffer, Oregano

1 Eigelb

Zwiebeln fein schneiden und in Butter andünsten. In Streifen geschnittenen Schinken zugeben. Den Bärlauch wie Endiviensalat schneiden und zugeben. So lange dünsten, bis der Bärlauch weich ist. Mit Pfeffer, Salz und Oregano würzen. Den Blätterteig in einzelne Rechtecke auswallen, etwas von der Bärlauchmischung daraufgeben, zusammenrollen und mit Eigelb bestreichen. Auf ein mit kaltem Wasser abgespültes Backblech legen, 15 Min. ruhen lassen und bei 200 Grad 15–20 Minuten backen.

Eiersalat mit Bärlauch

5 Eier

2 Gewürzgurken

½ Tasse fein gewiegter Bärlauch

50 g fester Käse

Für die Sauce:

1 Tasse Joghurt

2 Teelöffel Senf

Pfeffer, Salz, Paprika

Die hartgekochten Eier in Scheiben schneiden und die restlichen fein geschnittenen Zutaten dazugeben. Aus Joghurt, Senf und Gewürzen eine Sauce bereiten und die Eier damit anmachen. Vor dem Servieren im Kühlschrank kaltstellen.

Bärlauchpesto

100 g frische Bärlauchblätter

100 ml gutes natives Olivenöl

70 g Pecorinokäse (ersatzweise Parmesan)

40 g Pinienkerne

Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Bärlauch waschen, in Salatschleuder trocknen und etwas klein schneiden. Mit den anderen Zutaten im Mixer pürieren, in kleine Gläser füllen. Soll der Pesto länger aufbewahrt werden, füllt man die Gläser oben nochmals mit Olivenöl auf, so dass alles bedeckt ist. Hält sich ein Jahr. Sehr lecker für: Nudelgerichte, Gnocchi, Reisgerichte, auf Lammgerichte, Fisch, Geflügel, Bruschetta.

Bärlauch-Salatöl

2 Handvoll fische Bärlauchblätter, klein geschnitten

1 Esslöffelfische grüne Pfefferkörner

2 Esslöffel abgeriebene Schale einer fischen, unbehandelten Zitrone

1 Liter gutes natives Olivenöl

Die Kräuter in ein Schraubglas füllen, mit dem Olivenöl übergießen. Nach 2 Wochen abseihen und in dunkle Flaschen füllen. Verleiht Salaten ein unvergleichliches Aroma. Eignet sich auch gut für das Würzen von Tomatensauce und anderen Tomatengerichten.

Bärlauch- Crostini

100 g getrocknete, in Öl eingelegte Tomatenscheiben

125 g Crème fraîche

2 Handvoll frische gesammelte Bärlauchblütenknospen

1 EL gutes natives Olivenöl

Crostini, Baguette oder Weißbrot

Die Tomatenscheiben klein schneiden, mit Olivenöl und Crème fraîche im Mixer pürieren. Das Brot im Backofen oder besser noch über einem Lagerfeuer rösten. Die Paste auf das Brot streichen und mit den Blütenknospen belegen.

Köstlich für ein Picknick oder eine Party im Grünen. Die Knospen kann man wie die Wurzeln in Öl oder Essigwasser einlegen. Sie schmecken dann wie Kapern.

Bärziki

Eine Variation des griechischen Knoblauchgerichtes Tsatziki.

6 Tassen Joghurt

1 Essiggurke, klein geschnitten

1 Esslöffel frischer, fein gewiegter Dill

1 Knoblauchzehe, fein zerdrückt

1¼ Tassen frischer, fein geschnittener Bärlauch weißer Pfeffer, Salz

1 Salatgurke (geraspelt und ausgedrückt, damit das Wasser abläuft)

1 Esslöffel Olivenöl