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Gartenvögel zu beobachten und ihrem Gesang lauschen, macht glücklich. Anita Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) lässt uns mehr Natur in unseren Gärten wagen und bringt das Vogelglück auch in kleine Gärten … und zwar nachhaltig, ganzheitlich und ohne viel Aufwand: Futter nachwachsen lassen, kluge Nistkästen und andere Nistmöglichkeiten bauen, Deckung vor Katzen bieten, mit Spa in der Vogeltränke locken und vieles mehr. So wird der eigene Naturgarten zum Place to be für Singvögel und zieht durch die naturnahe Gestaltung noch weitere heimische Tiere wie Igel oder Insekten an. Dazu gibt es Hintergrundinfos über Tiere im Garten und wie man sie am besten erkennt, beobachtet und anlockt.
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Seitenzahl: 101
Gute Gründe
Bitte bunter und lauter!
X frisst Y frisst Z
Wildnis mit Struktur
Mut zum naturnahen Garten
#machsnachhaltig
Eine Wilde Ecke anlegen
feature
No-gos im artenreichen Garten
Dynamik im Garten
#machsnachhaltig
Aus Schnittgut wird Lebensraum
Nebeneinander, übereinander & durcheinander
Leben im Holz
#machsnachhaltig
Käferkeller, Mulchhügel & Co.
Von Fels bis Sand
#machsnachhaltig
Steinhaufen & Pseudomauern
feature
Beton … und was er mit CO2 zu tun hat
#machsnachhaltig
Sandarium für Bienen … und Spatzen
Nachwachsendes Futter
Im ewigen Kreislauf
#machsnachhaltig
Treffpunkt Vogelfütterung
feature
Disteln statt Futtersilo
feature
Wildkraut, Beikraut – Unkraut?
Vom Wert heimischer Wildblumen
Ohne Mohn keine Mohnmauerbiene
Nektar, Samen & Winterquartier
#machsnachhaltig
Gehölze, Beete & Wiesen
#machsnachhaltig
Blütenreiche Wiese statt Rasen
Gemütlich nisten und verweilen
Lauschige Nistplätze
#machsnachhaltig
Die richtige Vogelwohnung
#machsnachhaltig
Nistmaterial: Halme, Moos & Wolle
#machsnachhaltig
Die „Felsnische“ am Haus
In Deckung!
#machsnachhaltig
Reisig-Wigwam
Lebenselixier Wasser
#machsnachhaltig
Plitsch, platsch! Tränken für Vögel & Co.
Und jetzt: genießen!
Blau wie die Blaumeise
Was sonst noch kreucht und fleucht
#machsnachhaltig
Jede*r als Bürgerwissenschaftler*in
Richtig gemacht für Hausrotschwanz & Co.
Blaumeise und Kohlmeise
Hausrotschwanz
Zaunkönig
Mehlschwalbe und Rauchschwalbe
Amsel und Singdrossel
Star
Haussperling und Feldsperling
Stieglitz
Grünfink
Grauschnäpper
#machsnachhaltig-Infos
Tier- und Vogelbücher
Naturgartenbücher
Im Netz
Vereine
Bezugsquellen
→ Naturschutz fängt im eigenen Garten an. Gärten können vielfältiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere sein. Wichtig: Dieser Lebensraum muss dauerhaft und nachhaltig vorhanden sein und sich entwickeln dürfen. Mit der Gestaltung deines Gartens bestimmst du selbst, wie viel Natur und Gezwitscher du vor der eigenen Haustür hast. Fang einfach mal an mit einer Wilden Ecke, in der Vögel Sämereien finden!
→ Geh auf Entdeckungsreise im Garten und stelle fest, dass nicht nur Vögel hier leben, sondern noch zahlreiche andere Tiere. Viele sind sehr klein und unscheinbar, manchmal musst du schon genau hinschauen, um sie zu unterscheiden. Für Neugierige gibt es gute Bücher und wenn du Arten bestimmen kannst, ist die Gartenwelt noch spannender. Insekten und Wirbellose sind wichtige Nahrung für viele Vögel und andere Tiere.
→ Wir stecken neben der Klimakrise noch in einer zweiten Krise, der Biodiversitätskrise. Unsere Artenvielfalt geht weltweit zurück. Einmal ausgestorben, lässt sich eine Art nicht wieder herbringen. Klar kommen im Garten keine Sibirischen Tiger vor, aber zum Beispiel Tigerschnegel, und die gehören auch hierher! Wie viel Artenvielfalt der Garten beherbergt, zeigen uns die Vögel als Schirmarten.
→ Vogelstimmenkonzert am Morgen, Spatzengezwitscher oder Vögel am Futterhaus – allein die Vogelwelt im Garten bietet tolle Naturerlebnisse, die jede*r zu schätzen weiß. Nimm dir Zeit, dann erschließt sich vieles, wenn du die Vögel beobachtest und Zusammenhänge erkennst. Warnen die Amseln vor einer Katze oder ist ein Sperber in der Luft? Singt ein Vogel im Garten, hat er wahrscheinlich auch irgendwo ein Nest. Zur Jungenaufzucht braucht er dann Schmetterlingsraupen.
→ Du musst kein Artenkenner sein, um die Natur vor der Haustür genießen zu können. Viele Studien belegen, dass der Aufenthalt in der Natur – auch im Garten – gut für unser Wohlbefinden ist. Die Natur hilft ganz nebenbei dem Gehirn, sich zu erholen. Also, einfach mal rausgehen ins Grüne, bunte Blumen und Schmetterlinge sehen, Vögel singen hören und sich freuen!
→ Statt Mähroboter und Steinschüttung: Blüten für Schmetterlinge, Brennnesseln für Raupen und Sämereien für Vögel – ohne etwas „Unordnung“ und heimische Wildkräuter gibt es keine Artenvielfalt im Garten. Und ein wenig Wildnis ist auch nicht verboten. Mach mit und gestalte deinen Garten naturnah, damit Vögel und viele andere Tiere sich hier wohlfühlen. Wildnis im Garten muss modern werden!
Vögel können fliegen – banal, ja. Aber dadurch, dass sie einfach wegfliegen können, wenn Gefahr droht, sind Vögel häufig wenig versteckt oder heimlich. Sie lassen sich gut sehen, oft einfach nur aus dem Augenwinkel. Viele Menschen nehmen Vögel gar nicht bewusst wahr, sie sind einfach da. Für Siedlungen mit Gärten trifft das meistens zu, in Feld und Wald sieht es häufig anders aus. In eintöniger Agrarlandschaft oder monotonen Fichtenplantagen ist vielerorts kein Vogel zu sehen. Früher war die Amsel bei uns ein typischer Waldvogel – heute ist sie im Wald weniger häufig als in Siedlungen mit Gärten und Parks. Die höchste Dichte des Gartenrotschwanzes in Bayern wurde in einer Kleingartenanlage in Augsburg festgestellt. Dabei ist der Gartenrotschwanz eigentlich in abwechslungsreicher Landschaft mit Obstwiesen und Hecken zu Hause. Durch das Vorkommen – oder eben Nicht-Vorkommen – von Vögeln werden wertvolle Hinweise auf den Zustand eines Lebensraums gegeben.
Damit Vögel sich wohlfühlen, müssen ihre Lebensbedingungen erfüllt sein, nämlich die Verfügbarkeit von ausreichend Nahrung, Möglichkeiten zur Fortpflanzung und Sicherheit. Für unterschiedliche Arten und auch zwischen den Jahreszeiten sind diese Bedingungen zum Teil sehr verschieden. Fest steht: Fehlt eine Komponente im Lebenszyklus, kommt die Vogelart nicht vor. So einfach ist das; da kann man nichts schönreden. In ausgeräumter Landschaft mit intensiver Bewirtschaftung vernichten Pestizide die Nahrungsgrundlagen vieler Vögel, Hecken zum Nisten gibt es nicht und Nester am Boden werden ausgemäht oder untergepflügt. Besonders den Vögeln der Agrarlandschaft, den Feldvögeln, geht es schlecht. In den letzten Jahrzehnten sind die Zahlen beispielsweise von Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche massiv und rapide zurückgegangen.
Mehr Leben und Farbe bringen Singvögel wie der Stieglitz in den Garten.
Einige Wald- und Feldvogelarten finden in Gärten einen Ersatzlebensraum. Hier bilden Bäume, Sträucher und offene Flächen auf relativ engem Raum ähnliche Strukturen wie an den artenreichen Übergängen zwischen Wald- und Feldlandschaft. Dieser sogenannte Waldrandeffekt kann mit der richtigen Gestaltung des Gartens noch verstärkt werden. Dabei machen Vögel am Gartenzaun nicht halt, sondern nutzen mehrere Gärten und auch Parks und andere Grünflächen.
In Gärten brüten vor allem viele weit verbreitete und (noch) häufige Vogelarten wie Amsel, Meisen, Mönchsgrasmücke oder Singdrossel. Welche und wie viele Arten vorkommen, ist auch abhängig von Umfeld und Lage des Gartens, zum Beispiel City oder Stadtrand. Wasservögel, große Greifvögel oder Watvögel wird man in Gärten eher nicht finden. Die Arten mit flexibleren Ansprüchen an Nistplatz und Nahrung nutzen jedoch einfach das vorhandene Potenzial des menschengemachten Lebensraums Garten.
In naturnahen Gärten mit vielen Strukturen, von Bäumen und Sträuchern über Stauden und Kräuter bis zu Rasen oder Wiese, mit Elementen aus Holz oder Stein, Versteckmöglichkeiten und ein wenig „Unordnung“ ist die Artenvielfalt insgesamt um ein Vielfaches höher als in aufgeräumten – oder besser ausgeräumten – Gärten mit Mähroboter, Schotterflächen und Gifteinsatz. Im eigenen Garten hat es jede*r buchstäblich in der Hand, wie viele Vögel hier leben können. Die ökologischen Zusammenhänge muss man dazu nicht wirklich kennen, auch wenn sie echt spannend sind und man dann nicht nur die Natur vor der eigenen Haustür besser versteht. Gartenvögel, die Zusammenhänge im Lebensraum Garten und die Beobachtung können dazu führen, sich auch Gedanken über weitere Natur- und Umweltschutzprobleme zu machen.
Vögel stehen häufig an der Spitze von Nahrungsketten. Ein Beispiel – einfach und komplex zugleich: Meisen fressen bevorzugt kleine Raupen. Raupen sind die Larven von tag- oder nachtaktiven Schmetterlingen. Aus dem Ei geschlüpft fressen Raupen von grünen Pflanzenteilen, bis sie groß genug sind, sich zu verpuppen. In der Puppe verwandelt sich die Raupe in den Falter. Der erwachsene Schmetterling ernährt sich dann von Nektar, den nur blühende Pflanzen bereitstellen. Es müssen geeignete Blumen oder Sträucher im Garten wachsen, und oft sind das wieder ganz andere als die Pflanzen, von denen die Raupen fressen. Bei einigen Schmetterlingsarten überwintern die Tiere als Raupe, bei anderen in der Puppe oder einem Kokon, wieder andere überleben den Winter als fertiger Schmetterling an geschützten Stellen. Damit Raupen als Nahrung für die Meisen vorkommen, muss der Lebensraum also erstmal die Bedingungen für die Schmetterlinge erfüllen: Nahrung, Fortpflanzung, Schutz. Und dafür müssen wiederum die Standortbedingungen für die passenden Pflanzen erfüllt sein: gesunder Boden, Wasser, Licht.
Tatsächlich ist das Beispiel der Raupen fressenden Meise gar nicht einfach, sondern Pflanzen und Tiere sind untereinander über ein kompliziertes Netz miteinander verbunden und voneinander abhängig. Die Meisen fressen zudem ja nicht nur Raupen, und zwar von verschiedenen Schmetterlingsarten mit unterschiedlichen Wirtspflanzen, sondern auch andere Insekten und Spinnen. Im Winter brauchen sie dann Sämereien, die sie in den Samenständen von Pflanzen finden – das können wieder ganz andere als die Raupenfutter- und Nektarpflanzen der Schmetterlinge sein.
Vögel sind sogenannte Schirmarten: Wenn Vögel im Garten leben, kommen auch andere Tierarten vor, zum Beispiel Wirbellose als Nahrungstiere. Der Großteil der Tiere im Garten sind Wirbellose. Das sind all die kleinen Krabbel- und Kriechtiere ohne Knochengerüst, von Insekten über Spinnen, Asseln und Tausendfüßer bis hin zu Schnecken und Würmern mit einer überraschend großen Artenvielfalt.
Weitere Tiere fressen ebenfalls Insekten, Spinnen, Würmer oder Schnecken, zum Beispiel Frösche oder Eidechsen, Igel oder Fledermäuse. Die Vögel, die sich sehr gut beobachten und bestimmen lassen, gelten als Indikatoren. Sie belegen nicht nur ihre eigene Existenz, sondern auch die anderer Organismen im selben Lebensraum.
Je mehr verschiedene Angebote an Nahrung, Unterschlupf, Nistplätzen usw. im Garten vorhanden sind, umso mehr verschiedene Tiere, auch unterschiedliche Arten, können vorkommen. Die verschiedenen Möglichkeiten nebeneinander nennt man ökologische Nischen, der Prozess der Anpassung einer Art im Laufe der Evolution heißt Einnischung.
Es gibt zeitliche und räumliche Nischen, Anpassungen an Nahrung oder Nistmaterial. Alle Gegebenheiten in einem Lebensraum erfüllen in unterschiedlicher Kombination die Bedingungen verschiedener Tierarten.
Blaumeise und Kohlmeise suchen Insekten und deren Larven zwischen Blättern und Ästen. Die kleinere und leichtere Blaumeise nutzt dafür die äußeren Zweige, die Kohlmeise klettert weiter im Inneren von Bäumen und Sträuchern umher. Beide Meisenarten brüten in Höhlen und stehen in Konkurrenz um geeignete Nistplätze. Die Kohlmeise beginnt jedoch etwas eher im Jahr mit der Brut. Dafür kann die Blaumeise auch in Höhlen mit kleinerem Einflugloch schlüpfen.
Hausrotschwanz und Zauneidechse ernähren sich beide von Insekten. Der Hausrotschwanz fängt Beute in der Luft, die Zauneidechse legt sich auf Holz oder Steinen auf die Lauer. Fledermäuse und Igel sind nachtaktive Insektenfresser. Sie gehen sich nachts buchstäblich aus dem Weg, indem die Fledermaus im Luftraum jagt und der Igel am Boden nach der nächsten Mahlzeit sucht.
Noch ein Beispiel gefällig? Der Zaunkönig (Bild unten) frisst kleine Insekten, hauptsächlich Käfer, aber auch Spinnen, die er am Boden sucht. Und das auch im Winter, denn der Zaunkönig zieht nicht nach Süden wie die meisten anderen Insektenfresser. Im Laub unter Sträuchern findet er überwinternde Kleintiere. Dichtes Gestrüpp oder Reisighaufen bieten ihm Schutz und Deckung. Vielleicht baut er hier im Frühjahr dann auch ein Nest – wenn er Moos und Laub, Haare und Federn als Nistmaterial finden kann.
Ohne Kleingetier kein Zaunkönig, das ist der Kreislauf der Natur.
Den Reisighaufen mögen auch andere Tiere. Oben im Reisighaufen brütet vielleicht der Zaunkönig, zwischen den Zweigen am Boden könnten Erdkröte oder Igel wohnen. Vorausgesetzt es gibt ausreichend Nahrung für alle, denn auch Erdkröte und Igel fressen Wirbellose. Während der Zaunkönig aber eher kleinere Insekten sucht, mögen die anderen beispielsweise Würmer lieber. Die Erdkröte erbeutet sie am Tag, der Igel nachts.
BIODIVERSITÄT
Biodiversität setzt sich zusammen aus der Vielfalt verschiedener Arten (Artenvielfalt), der Varianz innerhalb einer Art (Genetik) und der Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume. Oft muss Artenvielfalt als Synonym für Biodiversität herhalten. Biodiversität ist jedoch viel mehr.
Hier profitieren viele: In der Krone sucht die Blaumeise nach Insekten, am Stamm der Kleiber und die Singdrossel am Boden. Und für uns Menschen gibt es feine Äpfel im wohltuenden Schatten mit bestem Vogelkonzert.
Unsere Gartenvögel haben unterschiedliche Gewohnheiten. Zum Beispiel gibt es Körner- und Insektenfresser. Wenn eine Vogelart vorkommt, belegt das, dass die richtige Nahrung ebenfalls vorkommt – bei Nahrungstieren entsprechend auch deren Nahrung. Abhängig davon, was man betrachtet, sind Nahrungsketten unterschiedlich lang, mit unterschiedlich vielen Beteiligten. Am richtigen Standort wächst beispielsweise die Kardendistel, der Stieglitz frisst die Distelsamen. Komplizierter wird es schon beim Sperber, der eine Grasmücke erbeutet: Grasmücken sind Insektenfresser, fast ausschließlich Fluginsekten, von denen sich die meisten von Nektar ernähren. Es braucht also Pflanzen für Insekten, die von der Grasmücke gefressen werden, die dann der Sperber erbeutet. Wenn ein Element wegfällt, ist das gesamte System gestört. Das leuchtet ein!