Mein Drahtesel ... und ich - Martina Meier - E-Book

Mein Drahtesel ... und ich E-Book

Martina Meier

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wieder einmal sitze ich vor dem PC und frage mich, wie jemand auf die Idee kommt, das Fahrrad zum Thema eines Kurzgeschichten-Wettbewerbs zu machen. Und noch mehr stellt sich mir die Frage, was um Himmels willen ich dazu schreiben soll. ... (Stephanie Hope)



Ja, die Frage hat sich sicherlich mancher gestellt, der von diesem Buchprojekt gehört hat. Viele haben eine Antwort darauf gefunden ... und so gibt es Geschichten von ersten Fahrrädern, ganz besonderen Fahrrädern, Fahrradausflügen, gestohlenen Rädern, von Dreirädern, verhassten Rädern, dem ein oder anderen E-Bike, schrottreifen Rädern ... Aber lesen Sie selbst!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



o

Meine Drahtesel ... und ich

Radgeschichten von früher und heute

Martina Meier (Hrsg.)

o

Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2024 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Bearbeitung: CAT creativ - www.cat-creativ.at

Alle Rechte vorbehalten. Wir weisen darauf hin, dass das Werk einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt ist. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Taschenbuchauflage erschienen 2024.

Coverbild: Martina Meier (Fahrradparkplatz Amsterdam)

ISBN: 978-3-99051-193-0 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-194-7 - E-Book

*

Inhalt

Variationen über ein Fahrrad

Mit der Zukunft unter dem Hintern

Bier, Eis und Literatur

Ein Fahrradleben geht zu Ende

Kindheitserinnerungen

Das Fahrradschloss

Ein beinahe unbezwingbares Fahrrad

Das rote Teufelstier

Das Rad der Zeit

Wie eine Königin

Einer für alle

Fahrrad für zwei

Fahrrad-Haiku

Ein Schatz in der Alteisensammlung

Ein Montagsrad lernt Marathon

Suses Platten

Fahrradglück

Popcorn, der Held der Straße

Ausgetauscht

Die Herausforderungen des Lebens

Italien gegen Brasilien: eins zu eins

Fahrräder

Das dritte Rad

Der Rote Blitz

Radfahren in Berlin – Also früher mal, obwohl ...

Sherpa, das fliegende Fahrrad

Die Susquehanna im Sommer

Nicht füttern!

Auf dem Fahrrad vor mir ...

Life is a ride

Jingle all the way

Das Fahrrad

Wozu ist der Mann ein Mann?

Gern im Sattel

Ein Fahrradstreit im 7. Jahrgang

Mein Fahrrad Resi

Der Ernst des Lebens

Sonntag

Aufgehockt

Glaub an dich!

Nur noch 40 Kilometer bis Cuxhaven

Das Angsthasen-Spiel

Spezi gut – alles gut

Hannes

Das Bi-Ke

Vollgummireifen

Und täglich grüßt der Leiterwagen

Opa Theos Fahrrad

Durch dick und dünn mit der Dreigangschaltung

Der Schock

Mit oder ohne Fahrrad

Für Felix

Cia Battino

So weit die Räder tragen

Marie

Die Prüfung

Radl-Spaß

Das Rad des Lebens

*

Autorinnen und Autoren des Buches

Anke Elsner

Anke Schneider

Anke Terrasi

Ann-Kathleen Lyssy

Beate Rola

Beatrix Bülte

Beccy Charlatan

Brigitte (Bridge) Schneider

Carmen Glässer

Catharina Luisa Ilg

Charlie Hagist

Christa Blenk

Christine M. Bigley

Cindy Paver

Daniela Krogmann-Stevens

David Fluhr

Dominique Goreßen

Dörte Müller

Eika Ehme

Emma Bätzel

Esther Fengkohl

Franz Brunner

Gabriele Lengemann

Gabrielle Jesberger

Hannelore Futschek

Hans-Werner Halbreiter

Herbert Glaser

Hermann Bauer

Horst-Volkmar Trepte

Jochen Stüsser-Simpson

Julia Nachtigall

Juliane Barth

Kay Ganahl

Luna Day

Marion Aßmann

Marlene Ingendahl

Michaela Sander

Mirja Seim

Monika Arend

Monika Konopka

Nico Haupt

Nina Steinborn

Oliver Fahn

Olyvia Noak-Christ

Pamela Murtas

Regina Berger

Reinhard Kämpfer

Silke Glomb

Stephanie Hope

Thomas Krieg

Toni A. Rieger

Ulla Tesch

Ulli Krebs

Vanessa Boecking

Vanessa Schröder

Wolfgang Rödig

Xenia Stein

*

Variationen über ein Fahrrad

Wieder einmal sitze ich vor dem PC und frage mich, wie jemand auf die Idee kommt, das Fahrrad zum Thema eines Kurzgeschichten-Wettbewerbs zu machen. Und noch mehr stellt sich mir die Frage, was um Himmels willen ich dazu schreiben soll.

Selbstverständlich besitze ich ein Fahrrad und genieße die Familien-Radtouren im Sommer, doch eine komplette Geschichte darüber zu schreiben, die dann auch noch von anderen gelesen werden möchte, stellt mich vor Herausforderungen.

„Mein Drahtesel sollte auch mal wieder geputzt und geölt werden“, kommentiert mein Mann, während er mir über die Schulter auf den Bildschirm spickt, auf dem bisher nur die Überschrift Fahrrad prangt. Ansonsten gähnende Leere. „Aber jetzt koche ich zuerst.“

Ja, ihr habt richtig gelesen, bei uns kocht tatsächlich der Papa und das ist toll, denn so habe ich ein bisschen Zeit zum Schreiben. Außerdem schmeckt sein Essen einfach viel besser als … falsches Thema, ich schweife ab.

Der Ausdruck des Drahtesels gefällt mir. Ich könnte über das Fabelreich schreiben und den Drahtesel dort lebendig werden lassen. Welche menschengleichen Eigenschaften ließen sich ihm zuschreiben? Störrisch wie ein Esel, drahtig wie ein Leopard? Ich haue in die Tasten und mache mir Notizen.

„Was wollt ihr denn essen?“, fragt Papa.

„Ist mir egal“, antworte ich abwesend.

„Selbst gemachte Burger!“, ruft Clara, die gerade zur Tür hereinkommt, frisch gestylt und mit sehr kurzen Hosen. „Mama, ich brauche dringend ein E-Bike. Ich kann mit den anderen nicht mithalten.“

Ich verdrehe die Augen. „Gestern ein Pferd, heute ein E-Bike. Fang am besten gleich mal an zu sparen.“

„Oder geh Blättchen austragen“, schlägt Papa vor. „Für Burger habe ich kein Fleisch da.“

„Dann mach Schnitzel“, sagt Clara. „Mama, bitte, ich brauche dringend ein E-Bike. Ich meine es ernst. Alle meine Freundinnen haben eins.“

Ich wende meine Augen vom Bildschirm ab. „Ich kann dir jetzt aber kein E-Bike zaubern“, erkläre ich ihr.

„Aber mein Rad hat einen Platten“, klagt sie weiter.

Ich bin verwirrt. „Das kann gar nicht sein, du hast unplattbar Bereifung. Vielleicht musst du mal Luft draufpumpen.“

„Oh nee, dann nehme ich lieber deins.“

„Das geht nicht, da ist der Kindersitz drauf und du brauchst den Gepäckträger für deine Tasche. Nimm Papas.“

„Nein!“, empört sich die junge Dame. „Das hat eine Stange und das passt nicht zu meinem Style. Ich bin doch kein Kerl.“

Ich lache. „Das heißt, für das Pferd, das du dir gestern noch gewünscht hasst, bräuchtest du dann auch einen Damensattel, bei dem die Beine zur Seite runterhängen?“

Sie funkelt mich böse an, macht auf dem Absatz kehrt und geht in die Küche. „Papsi, kannst du mir Luft auf meine Reifen machen?“

Alles klar, die älteste Tochter habe ich wohl verärgert, dafür zwei neue prima Ideen für die Kurzgeschichte gewonnen. Das Pferd ließe sich in die Fabel mit einbauen, das E-Bike leider nicht. Ich denke an das Publikum. In unserer modernen Zeit würden sie wohl das Thema Elektro vorziehen. Also lösche ich alle bisherigen Notizen und tippe stattdessen eine Einleitung zum Fahren mit Akku.

„Nudeln zum Schnitzel oder Kartoffeln?“, fragt mein Mann motiviert und erschreckt mich so sehr, dass die gerade gefassten Gedanken einfach so davonpurzeln.

„Ist mir ega...al“, wiederhole ich meine bereits getätigte Aussage.

„Ich vergaß, meine Frau ist konzentriert in ihrer Welt. Böser Papa, bloß nicht stören“, lästert er und schärft pfeifend sein Fleischmesser.

Elias tippt mir von hinten auf die Schulter. Zum Glück ist er die Treppenstufen so laut heruntergepoltert, dass er mich nicht erschrecken konnte. „Mama, mein Helm ist verschwunden und ich will jetzt zu Luke fahren.“

Ich seufze. Papa auch. Elias’ Helm ist immer verschwunden. Genauso wie das Handy, die Sportschuhe, die Badehose, die Zahnbürste und die Hausaufgaben. Wir züchten irgendwo auf dem Grundstück kleine, fiese Kobolde, die all diese Sachen verstecken, um sich ihr Leben lustiger zu machen. Aber das verraten wir unseren Kindern natürlich nicht, sondern lassen sie lieber suchen.

„Dann such weiter, ohne Helm fährst du nämlich kein Rad.“ Noch während ich die Worte spreche, merke ich, wie genial es sein könnte, eine lehrreiche Geschichte über das Fahrradfahren mit Helm zu schreiben. Das sollte dann Erwachsene und Kinder gleichermaßen ansprechen und vor allem die Jugendlichen, denn da ist ein Helm doch eher uncool.

„Ich hab den Helm gefunden, ich fahre! Tschüss!“

Ich winke abwesend. Papa murmelt noch irgendwas von Toröffner und ich denke mir, dass die Kobolde dieses Mal keine so gute Arbeit geleistet haben, wenn der verschwundene Gegenstand so rasch wieder auftaucht.

Doch da klopft es schon an der Balkontür zum Hof. „Mein Fahrrad ist verschwunden!“ Elias ist völlig außer sich.

Nur waren es dieses Mal nicht die Kobolde. „Das steht bei Oma“, sage ich, „schon seit einer Woche. Weil du zu faul warst, damit nach Hause zu fahren und lieber mit Papa mit dem Auto heimgefahren bist. Erinnerst du dich?“

Er brummt etwas vor sich hin.

„Wie bitte?“, frage ich.

„Okay, dann nehme ich jetzt Finleys“, wiederholt er lauter und macht auf dem Absatz kehrt.

„Äh, nein“, mahne ich. „Dann steht ja Finleys Fahrrad bei Oma und der muss damit später zum Handballtraining.“

„Ja, dann soll der halt zur Oma laufen.“

„Ich lauf dir auch gleich was“, sagt Papa kopfschüttelnd. „Mach und hol deinen fahrbaren Untersatz selber! Und sei zum Abendessen zurück, es gibt Spätzle.“

Hä? Standen nicht eben noch Kartoffeln und Nudeln zur Auswahl? Oder war ich doch so sehr in meiner Fahrradwelt vertieft, dass ich das falsch verstanden habe? Es muss ja kein Ratgeber oder Informationstext werden – so versiert fühle ich mich ohnehin nicht beim Thema Elektrorad – aber es könnte ja gestohlen werden und verschwunden sein. Nicht von Kobolden wie bei uns, sondern von richtig fiesen Ganoven. Und wenn es mit dieser Ausschreibung nicht passt, kann ich die Geschichte noch für einen Krimi-Wettbewerb nutzen.

„Tschüss, Mama, ich fahre zum Training!“

So unkompliziert kann das sein? Ich winke Finley hinterher und beobachte aus den Augenwinkeln, wie er brav mit Helm zum Hof hinausfährt. Braves Vorbildkind.

„Schatz, ich störe dich ja echt ungern, aber wo ist unsere Spätzlepresse?“

„Das ist nicht unsere, das ist die von meiner Mutter.“

„Oh.“

Ich sehe, wie er grübelt.

„Na gut, dann gibt es Kartoffelecken als Beilage. Ich liebe dich!“ Er macht sich auf den Weg in den Keller, da kommt Finley zurück. Mit tränenüberströmtem Gesicht betritt er schluchzend das Wohnzimmer und lässt sich auf die Couch fallen.

„Was ist denn mit dir passiert?“, erschrecke ich und bringe eilends Kühlpaks und Pflaster herbei. „Bist du vom Rad gefallen?“ Oh ja, die fiesen Ganoven fallen am Ende bei der Verfolgungsjagd auch vom Fahrrad.

„Ja“, jammert er. „Es tut so weh.“ Er zeigt mir einen blutigen Ellbogen.

„Wie ist das denn passiert?“, frage ich, während ich die Wunde desinfiziere.

Er windet sich kurz um die Antwort herum, dann flüstert er schuldbewusst: „Ich habe ein Pokémon gefangen.“

„Beim Fahrradfahren?“, brülle ich. „Wie oft haben wir dir schon gesagt, dass das Handy im Straßenverkehr tabu ist. Was da alles passieren kann! Da hast du ja noch Glück im Unglück gehabt.“

Betroffen kaut er auf seiner Unterlippe. Er hat ein schlechtes Gewissen, das sehe ich. Möge es ihm eine Lehre sein.

Ich will gerade zurück an den Laptop, da schreit das nächste Kind. Neal hat Mechthild das Playmobilfahrrad weggenommen und in den Mund gesteckt. Als ich gerade schlichten will, reißt sie es ihrem Bruder aus den Fingern, woraufhin nun er kreischt. Das wars wohl mit meinem Schreibfluss, obwohl sich so ein fahrradfressendes Monster sicher auch noch irgendwie hätte einbauen lassen.

„Überraschung!“ Papa steht fröhlich im Zimmer mit einer dampfenden Schüssel in der Hand. „Es gibt Pommes. Wer hat Hunger?“

Finley, der sich mittlerweile wieder beruhigt hat, fragt: „Papa, du bist doch Fahrlehrer. Mit wie viel Jahren darf ich meinen Motorradführerschein machen?“

Mir verschlägt es die Sprache. Kopfschüttelnd fange ich an zu lachen. Bleibt nur zu hoffen, dass es bis dahin keine Pokémon mehr gibt.

Stephanie Hope ist Grundschullehrerin und ausgebildete Theaterpädagogin. Neben Kurzgeschichten verfasst sie Fantasyromane und ist im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur tätig. Weitere Infos unter www.stephanie-hope.com

*

Mit der Zukunft unter dem Hintern

Es war ein kleines Dorf. Ein Dorf abseits der großen Städte, des Kohlestaubs und dem Pfeifen der Dampfmaschinen. Es gab keine gepflasterten Straßen, keine Wasserleitung und keine Poststation. In diesem Dorf passierte für gewöhnlich nichts Spannendes, darum war die Aufregung unbeschreiblich groß, als der Zirkus vorbeizog.

Am Abend stürmten die Kinder jubelnd den Feldweg entlang, in freudiger Erwartung auf die Sensationen, die in der Vorführung gezeigt werden würden.

Anne trug ihr blaues Hauskleid und saubere Schuhe. Ihr Haar hatte sie zu zwei Zöpfen gebunden.

Das Zirkuszelt konnte man schon von Weitem sehen. An seiner Spitze wehte eine bunte Fahne mit einem blauen Pferd darauf. Vor dem Zelt stand ein Mädchen und verkaufte Eintrittskarten. Es trug ein glitzerndes Kleid, sein Haar war mit Federn geschmückt. Sein Gesicht war weiß und blau geschminkt. Es lächelte freundlich, als Anne ihm das Geld für eine Eintrittskarte entgegenhielt.

Die Plätze im Zirkuszelt waren bis auf den letzten Platz ausgefüllt, als sie durch die Reihen huschte und in der zweiten Reihe Platz nahm. Das Publikum verstummte, als der Zirkusdirektor in die Manege trat. Er trug einen schwarzen Frack und einen ebenso schwarzen Zylinder. Mit großer Geste begrüßte er das Publikum und kündigte die erste Nummer an. Die Vorführung war spektakulär. Es gab einen Seiltänzer, einen kleinen Mann, der mit den Füßen Trompete spielte und vieles mehr.

Doch am spannendsten war die vorletzte Nummer. Hier trat ein Mann auf, der einen Hund auf ein merkwürdiges Gefährt springen ließ und mit ihm durch die Manege fuhr.

Das Gefährt bestand aus zwei Rädern, darüber waren ein Sitz angebracht, auf dem der Mann saß, und eine Stange, auf der der Hund saß. Angetrieben wurde das Gerät von einer Kette, die der Mann mit zwei Holzteilen bewegte. Zuerst hob der Mann die Füße in die Luft, dann die Hände. Die Menge jubelte. Als der Mann schließlich in die Hände klatschte und der Hund daraufhin auf der Stange Männchen machte, war die Menge nicht mehr zu halten. So etwas hatte noch nie jemand gesehen.

Am nächsten Morgen ging Anne durch das Dorf. Ihre Gedanken waren noch immer bei der Vorführung. Vor allem ging ihr das komische Gefährt mit den zwei Rädern nicht aus dem Kopf. Fahrrad hatten sie es genannt. Sie fragte sich, wie man darauf geradeaus fahren konnte, geschweige denn im Kreis, ohne umzufallen.

Sie wollte gerade um eine Hausecke biegen, als sie plötzlich Stimmen hörte. Es waren Kinder, die laut durcheinander riefen und lachten. Sie lachten jemanden aus. Vorsichtig schlich sie näher und späht um die Ecke. Sie erkannte Frido mit seiner Bande und einige ältere Jungen.

Sie hatten sich um ein Mädchen herum aufgestellt. Es war das Mädchen, das beim Zirkus die Karten verkauft hatte. Ohne die Schminke konnte man erkennen, dass es nicht älter war als sie selbst, zwölf oder dreizehn. Sein schwarzes Haar war offen und wild gelockt, es trug ein einfaches Schürzenkleid und knielange Strümpfe. Seine Hände hielten den Lenker eines Fahrrades fest.

Die Kinder lachten und zeigten spottend mit den Fingern darauf. „Haben sie dich auch dressiert, damit du darauf Männchen machst?“, lachte Frido. Er griff nach dem Fahrrad und riss es dem Mädchen aus den Händen. Scheppernd fiel es zu Boden. „Ob du vielleicht auch Pfötchen geben kann? Los, heb auf und gib Pfötchen!“

Das Mädchen stand unbeweglich da und starrte ihm direkt in die Augen. Im nächsten Moment holte es blitzschnell aus und verpasste Frido eine schallende Ohrfeige.

Völlig verdutzt stand er da. Auch die anderen Kinder waren verstummt und schauten ebenso erstaunt drein.

Ehe Frido wusste, wie er reagieren sollte, wurde ein Fenster aufgerissen. Der Metzger streckte den Kopf nach draußen, das vernarbte Gesicht wutverzerrt. „Ihr verdammten Gören! Macht gefälligst nicht so einen Lärm. Euch werd ich helfen!“ Zufrieden beobachtete er, wie Frido und die anderen Jungen davonrannten.

Das Mädchen blickte ihnen mit grimmigem Gesicht nach. Als es sich bückte, um das Fahrrad wieder aufzuheben, trat Anne hinter der Hausecke hervor. „Diese Ohrfeige hat er wirklich verdient. Frido ist so ein Idiot.“

„Mein Vater hat einmal gesagt, nicht alle Wangen sind zum Streicheln da“, erwiderte das Mädchen.

Anne lachte. Dann deutete sie auf das Fahrrad. „Kannst du wirklich darauf fahren?“, fragte sie mit großen Augen.

Das Mädchen nickte und seine Augen funkelten stolz. „Eigentlich ist es ganz einfach.“

Anne überlegte einen Augenblick und schaute verlegen. „Könnte ich es vielleicht auch einmal versuchen?“

Da begann das Mädchen zu strahlen. „Ja, natürlich! Ich bringe es dir bei.“

Zusammen liefen die beiden Mädchen das Kopfsteinpflaster hinab, das Fahrrad in der Mitte.

„Ich bin übrigens Slava.“

„Anne.“

„Du musst in die Pedalen treten!“, rief Slava. Sie hielt den Sattel mit beiden Händen gepackt und schob Anne auf dem Fahrrad an. Anne krallte sich mit den Händen am Lenker fest, dieser zitterte wie Espenlaub. Ihre Füße standen wackelig auf den Pedalen.

„Es geht nicht! Ich falle!“, erwiderte sie panisch.

„Du fällst nicht um“, entgegnete Slava bestimmt. „Du musst schnell genug fahren, dann kann das Rad nicht umfallen!“

Anne trat in die Pedalen, das Fahrrad holperte über die Wiese und der Boden schwankte. Doch je schneller sie wurde, desto gleichmäßiger wurde die Fahrt. Slava lief hinter ihr her und hielt das Rad mit einer Hand fest. Der Wind rauschte Anne um die Ohren und die Welt flog an ihr vorbei. Und sie fuhr.

„Es geht! Slava, ich fahre!“ Freudestrahlend drehte sie den Kopf und sah Slava, die etwas entfernt hinter ihr stand. Sie hatte losgelassen. Auf einmal begann das Fahrrad unter Anne zu beben und sie kippte mit einem Aufschrei zur Seite. Unsanft landete sie im Gras.

„Du musst nach vorne schauen! Wenn du nicht auf den Weg achtest, fällst du natürlich um“, lachte Slava und kam angelaufen. „Aber hast du gesehen? Du bist ganz alleine gefahren!“

Anne stand auf und rieb sich die Knie. Doch ihre Freude verdrängte den Schmerz. Sie war alleine gefahren. Sie konnte es!

„Mein Vater sagt, das Fahrrad ist die Zukunft“, sagte Slava stolz. Sie war auf einem Heuballen geklettert und ließ die Beine baumeln. „Jetzt ist es vielleicht nur eine Zirkusattraktion, aber bald wird jeder Mensch ein Fahrrad haben. Dann braucht man keine Pferde mehr, um von einem Ort zum anderem zu kommen. Es ist zwar anstrengender, aber dafür auch billiger. Ein Fahrrad braucht keinen Stall, kein Futter oder Wasser und es kann nicht durchdrehen.“ Sie verzog das Gesicht. „Ein entschiedener Nachteil von Pferden. Als ich fünf war, hat mir mein Vater das Reiten beigebracht. Das Pferd hat mich ständig abgeworfen. So ein Fahrrad bockt garantiert nicht. Wie gesagt, die Zukunft.“

„Aber die anderen Kinder haben gelacht.“

Slava schnaubte. „Die Leute haben Angst vor Veränderung. Deshalb werfen sie eine geniale Erfindung lieber auf den Müll. Wenn es nicht Menschen gäbe, die wagen, anders zu denken, würden wir wahrscheinlich noch in einer Höhle hocken. Wenn man will, dass sich etwas verändert, muss man selbst die Veränderung sein.“

„Und was willst du?“, fragte Anne neugierig.

Slava ließ sich nach hinten auf den Heuschober fallen. „Ich will beim Zirkus bleiben“, erklärte sie. „Ich will, dass wir berühmt werden. Richtig berühmt. Ich will in die großen Städte – nach Moskau, Prag, Bukarest. Ich will durch die ganze Welt ziehen, bis in das Land, in dem im Zirkus Elefanten auftreten. Ich habe noch nie einen Elefanten gesehen, du?“

Anne schüttelte den Kopf. Sie hatte noch nie etwas anderes gesehen als ihr Dorf.

„Was willst du später machen?“ Slava nahm einem Grashalm zwischen die Zähne. „Hast du einen Traum?“

Anne schüttelte den Kopf. „Na ja, nicht wirklich ... Ich werde heiraten und eine Familie gründen.“

„Aber das kann doch nicht alles sein!“, protestierte Slava. „Hast du denn nichts, was du über alles liebst? Wofür deine Seele brennt?“

Anne wurde fast schwindelig von so dramatischen Worten. „Ich ... ich schreibe“, sagte sie vorsichtig. „Tagebuch, kleine Gedichte. Aber das ist nur eine Spielerei. Niemand würde es lesen wollen ...“

„Doch, ich! Du könntest Schriftstellerin werden.“

„Aber nur Männer können Bücher schreiben.“

„Mein Vater sagt, jeder sollte das tun, was er liebt. Man muss nur mutig sein, dann ist alles möglich.“

Anne nickte nachdenklich. Ihr war nie die Idee gekommen, dass sie im Leben etwas anderes tun könnte, als Suppe zu kochen und Strümpfe zu flicken.

„Es gibt so viele Dinge auf dieser Welt, die darauf warten, entdeckt zu werden, die sich unser Verstand nicht träumen lassen würde“, sagte Slava. „Ich will so viel wie möglich davon sehen. Und das Fahrrad wird mich begleiten.“ Sie sprang auf und streckte eine Faust in die Höhe. „Ich werde die Welt erobern – mit der Zukunft unter meinem Hintern!“

Die beiden Mädchen begannen schallend zu lachen.

Emma Bätzel,17 Jahre, aus Eisenach, Deutschland.

*

Bier, Eis und Literatur

Die Fahrradtour, die Anton mit seiner Tochter Jenny während der Mittagshitze eines heißen Sommertages unternahm, war anstrengend und schweißtreibend. Beide mussten mindestens noch fünfzehn Minuten in die Pedale treten, um den Badesee zu erreichen. Sie radelten auf dem holprigen Sandweg neben dem Fluss und freuten sich wie die Schneekönige, als sie am Wegesrand einen Kiosk entdeckten.

Anton drehte sich um und fragte Jenny, die hinter ihm radelte: „Willst du ein Eis?“

„Ja, das wäre super“, sagte sie erschöpft.

Sie lehnten die Räder an einen Baum und gingen zum Kiosk.

„Was solls denn sein?“, fragte die ältere Frau, die aus dem kleinen Kioskfenster lugte.

Während Anton einen zerknüllten Geldschein aus der engen Hosentasche seiner Jeans fischte, sagte er: „Ein Bier und ein Eis mit zwei Kugeln.“

Jenny korrigierte: „Drei Kugeln bitte – Schoko, Pistazie und Erdbeere.“

Die Frau mit den grauen Strähnen im Haar presste die Eiskugeln in die Waffel, musterte Anton von oben bis unten und fragte ihn: „Wo sind wir uns begegnet? Ich kenne Sie.“

Anton nahm das Eis entgegen, reichte es seiner Tochter und sah die Frau lange an: „Tut mir leid, ich glaube nicht, dass wir uns kennen.“

„Sie heißen nicht zufällig Anton?“, fragte die Frau.

„Doch, ich bin der Anton.“

Die Frau reichte ihm die Bierdose und sagte verschmitzt: „Anton, auch du hast dich äußerlich sehr verändert. Deine Stimme kam mir bekannt vor. Ich bin die Eva. Kannst du dich an mich erinnern? Vor 30 Jahren haben wir gemeinsam einen Literaturkreis gebildet. Wir waren in einer Gruppe.“

Anton sah dieses faltige und vom Alkohol aufgeschwemmte Gesicht jetzt genauer an. Diese Frau hatte im Leben sicher sehr viel mitgemacht. Nur langsam kehrte bei Anton die Erinnerung zurück.

„Die Eva“, stammelte Anton erstaunt und überrascht. „Natürlich kann ich mich an dich erinnern. Mit ein paar anderen Leuten haben wir damals Theaterstücke und Hörspiele geschrieben. Wir haben uns immer gut verstanden und haben nächtelang zusammengesessen, debattiert und diskutiert, bis wir beide einen roten Kopf hatten. Du warst sehr talentiert. Schreibst du jetzt noch?“

Eva lächelte verlegen und sagte: „Lange nicht mehr. Einige Jahre habe ich geschrieben, dann habe ich geheiratet, habe Kinder und heute hätte ich nicht mehr den Nerv, die Zeit und die Ruhe, um zu schreiben. Wegen der Existenz habe ich diesen Kiosk übernommen.“ Sie schüttelte ihre ungepflegten, zotteligen Haare aus dem Gesicht und mit wehmütiger Stimme sagte sie: „Ach, dir gehts sicher gut. Vor 30 Jahren hast du zu schreiben angefangen. Bist du jetzt ein erfolgreicher Schriftsteller?“

Anton lachte schallend und winkte ab: „Ich bin weder berühmt noch erfolgreich. Sozusagen arm, aber glücklich. Es reicht gerade so, mit Ach und Krach über die Runden zu kommen. Würde meine Frau nicht arbeiten, könnte ich von dem, was ich mit der Schreiberei verdiene, keine Familie ernähren. Traurig, aber wahr. Die Schriftstellerei ist heute schwieriger als vor 30 Jahren.“

Eva zeigte ein verständnisvolles Lächeln.

Jenny hatte ihr Eis verspeist und fragte ungeduldig ihren Vater: „Fahren wir jetzt wieder?“

Eva sagte zu Anton: „Du hast eine nette Tochter. Ich bin jedes Wochenende hier. Komm doch mal wieder vorbei.“

„Das werde ich“, sagte Anton, „dann werden wir über alte Zeiten sprechen.“ Anton trank den Rest des Bieres und verabschiedete sich von Eva.

Am Baggersee angekommen, lag Anton nachdenklich im Schatten eines Baumes auf der Decke. Jenny tobte sich im Wasser aus. Als sie sich tropfnass auf die Decke legte, sagte sie: „Papa, die Frau im Kiosk hat mir extra große Eiskugeln gegeben. War sie mal deine Freundin?“

„Ja, vor vielen Jahren haben wir gemeinsam geschrieben. Damals haben viele meiner Freunde ihre Gedanken und Spinnereien zu Papier gebracht. Wir träumten alle davon, eines Tages erfolgreiche Schriftsteller zu werden. Hätte ich nicht so viel Ausdauer gehabt und hätte ich nicht Menschen wie deine Mutter getroffen, die mir geholfen hatten, würde ich vielleicht auch irgendwo auf der Straße stehen und Eis verkaufen. Wenn ich dann alte Freunde treffen würde, bekämen die von mir auch große Eiskugeln.“

„Eisverkäuferin zu sein, ist aber nicht schön“, meinte Jenny.

Anton seufzte ungeduldig, sah Jenny ernst an und sagte energisch: „Es gibt keinen großen Unterschied zwischen einem Eisverkäufer und einem Schriftsteller. Die Schriftstellerei ist eine Berufung. Eis zu verkaufen ist eine Notwendigkeit, um zu überleben – und da hat man keine Wahl. Der Lebensweg ist ein Zufall. Viele Zufälle bilden Möglichkeiten, die uns formen. Traurigkeit und Freude, Glück und Pech, Erfolg und Misserfolg liegen ganz nah beieinander. Wichtig ist, das Erlebte richtig zu verstehen. Wir müssen nicht unbedingt große Macht oder Reichtümer besitzen, um das Leben zu genießen. Wir treiben mit dem Fluss des Erlebens nach vorne. Die Wellen sind unterschiedlich hoch. Manchmal werden wir ans Ufer getrieben, dann sollten wir aussteigen und die Umgebung betrachten. Manchmal muss man gegen die Strömung schwimmen. Dazu brauchen wir viel Kraft. Manchmal gibt es Sturm und Regen, dann müssen wir langsamer rudern.“ Anton schaute Jenny von der Seite an: „Hast du das verstanden?“

Jenny sagte: „Du wolltest sagen, dass es nur wenigen Leuten gelingt, im Leben die ganz große Erfüllung und Zufriedenheit zu finden – und dass es normal ist, wenn Menschen, die einen künstlerischen Beruf haben, am Hungertuch nagen müssen und als Taxifahrer, Lagerarbeiter oder Eisverkäufer jobben müssen.“ Sie sprang auf. „Ich schwimme noch eine Runde. Das ist schöner, als deine schwierigen Gespräche anhören zu müssen.“

Hermann Bauer,geboren 1951, lebt in seiner Geburtsstadt München. Seit 1988 Veröffentlichungen von Kurzgeschichten, Reisereportagen, Märchen und Lyrik in Büchern, Anthologien, Zeitschriften, Zeitungen und Kalendern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und als Übersetzung in Vietnam. Seit 2014 schreibt er auch Theaterstücke. Tritt gelegentlich als Kabarettist und Gospelsänger auf. www.shen-bauer.de.

*

Ein Fahrradleben geht zu Ende

Ein Tag ohne dich,

den gibt es nicht!

Auf holprigen Wegen

und auch bei Regen,

in jeder Sekunde, zu jeder Stunde

bist du für mich da.

Das ist so klar!

Mal geht es rauf

und ich muss dich schieben,

kann ich mich noch mehr

in dich verlieben?

Kleine Roststellen

und ein paar Dellen

machen nichts aus,

mit dir komm ich raus!

Bei Sonne und Regen,

mit dir sich bewegen,

macht einfach viel Spaß

und ganz ohne Gas!

Kein Parkplatzsuchen

und dabei fluchen,

mit leichtem Gepäck

komm ich schnell weg.

Plötzlich, es kracht!

Was hab ich gemacht?

Zu viel geträumt,

bremsen versäumt

Du bist kaputt.

Ich trag dich zum Schutt ...

Dörte Müller, geboren 1967, schreibt und illustriert Kinderbücher. Sie kann sich einen Tag ohne ihr Fahrrad nicht vorstellen. Sie würde es nie zum Schutt tragen und musste nur ein Ende für das Gedicht finden.

*

Kindheitserinnerungen

„Nimm dir eine dickere Jacke mit“, rate ich meinem Reisepartner, der sich auf diese Reise vorbereitet wie auf jede andere Reise auch. Er weiß ja nicht, dass es für mich eine ganz besondere Expedition ist, eine Expedition in die Vergangenheit. Gegen seinen Willen werfe ich ihm noch eine warme, dunkelgrüne Jacke in den Koffer.

„Vertrau mir einfach“, antworte ich auf seinen knurrigen Blick.

Dass wir diesen Ausflug machen, stimmt mich fröhlich und wehmütig zugleich. So viel Zeit ist vergangen. Das Auto, mit dem wir damals losgefahren sind, musste längst ausgetauscht werden. Die blauen, wuchtigen Koffer, die damals sorgfältig gepackt und wie Kartons gestapelt wurden, sie mussten ausrangiert werden, waren zu abgewetzt, zu verschlissen. Der Reiseproviant, bestehend aus frischen Würstchen, Käsestangen und herzhaft belegten Brötchen mit zu viel Butter, ist nicht mehr derselbe. Jetzt gibt es Quinoasalat aus kleinen Plastikschälchen und Bananen. Schon die Urlaubsbuchung verlief ganz anders, denn nicht nur musste ich mich um Hotelzimmer und Reservierungen kümmern, diesmal erfolgte außerdem alles online, ohne Reisekatalog, ohne langes Stöbern in hochglänzenden Broschüren und ohne das Gefühl, schon während der Planung den Sand zwischen den Zehen, das Meer auf der Zunge und den Wind in den Haaren spüren zu können. Und schließlich gibt es auch die Menschen nicht mehr, mit denen ich vor so vielen Jahren dort war. Aber manchmal winken sie mir wohlwollend zu, wenn ich in Erinnerungen schwelge.

„Spring rein“, ruft mein Gefährte und startet den Wagen.

Ich nehme auf der Beifahrerseite Platz, nicht auf dem Rücksitz. „Fehlt nur noch mein Discman“, scherze ich und weiß, dass genau genommen noch viel mehr fehlt.

Mein Partner lächelt verständnisvoll und schaltet zum Kompromiss das Radio an, aus dem wummernde Bässe und rhythmische Takte gegen mein Ohr trommeln. Fünf Stunden Fahrt liegen vor uns und es gibt diesmal keine Endlosschleife des neusten Céline-Dion-Albums, keine Karaokeshow, bei der ich alle mit verschiedenen Whitney Houston-Imitationen begeistere, ob sie nun wollen oder nicht.

„Mal ein bisschen Quinoa?“, frage ich meine Reisebegleitung, die energisch nickt, jedoch aufgrund meiner Vergesslichkeit dann doch darauf verzichten muss.

„Hab keine Gabel eingepackt und auch keinen Löffel“, gebe ich zu und beschließe, die Reiseplanung nie mehr allein vorzunehmen. „Musst du irgendwie so essen, wenn wir eine Pause machen“, schlage ich vor, doch mein Gegenüber gibt mir zu verstehen, dass keine Pause vorgesehen ist.

„Ich kann die ganze Strecke fahren, macht mir nichts aus“, heißt es liebevoll.

Früher haben wir immer eine Pause gemacht, haben uns irgendwo ein kleines Zimmer gemietet und dort übernachtet. Ich im schmalen Einzelbett, das wie durch ein Wunder immer gequietscht hat, die anderen im großen Doppelbett. Heute brauchen wir das nicht.

Dann geht alles ganz schnell. Die ersten Möwen steigen in die Luft, die inzwischen salzig und rau geworden ist. Meine Lunge entspannt sich.

„Das ist die See“, sagt mein Partner und in seiner Stimme liegt ein Fragen.

„Ja, sieht so aus“, antworte ich mild.

„Und wir fahren da tatsächlich mit dem Schiff rüber und lassen unser Auto hier einfach stehen?“, erkundigt er sich rückversichernd.

„Ganz genau“, bestätige ich.

Am Hafen schäumt die See. Die Fähre, die wir unbedingt nehmen müssen, passt sich entspannt dem Wellengang an. Ich schiebe meinen Reisepartner an Deck, suche uns einen Platz in der Nähe der Schiffskombüse und lehne mich Schutz suchend an seine Schulter. Ein seltsames Gefühl. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Tour eine gute Idee war, schließlich gibt es doch die sogenannte Reiseenttäuschung. Man kommt an einen Ort, auf den man sich lange gefreut hat, und aus den unterschiedlichsten Gründen hält der Ort doch nicht das bereit, was man sich eigentlich erträumt hatte.

In meinem Fall, also in diesem einen Fall, wäre die Enttäuschung fürchterlich, würde sie doch den gutmütigen Blick früherer Kinderaugen, den wohligen Nebel der schönen Erinnerung einfach wegradieren.

„Also nur Fahrräder, ja?“, reißt mich die Frage meines Partners aus den Gedanken.

Oft hatte ich ihm traumversunken davon erzählt, dass es auf der windigen, märchenhaften Insel nur Fahrräder und Pferde gibt. Niemand ist mit Bussen oder Autos unterwegs.

„Nur Fahrräder!“, antworte ich beschwingt.

„Schön, mal was anderes. Und wo sind unsere Fahrräder?“, will mein Gegenüber wissen, als mir mit einem Mal einfällt, dass ich mich ausgerechnet um das einzige Fortbewegungsmittel, das uns auf diesem Eiland bleibt, nicht gekümmert habe.

Bald ist das Gepäck ausgeladen und der Inhalt auf die Holzschränke verteilt. Keine angejahrte Ferienwohnung diesmal, sondern ein modernes Hotelzimmer in sterilen Farben.

„Ich ziehe jetzt mal los und suche uns zwei Drahtesel, ja?“, rufe ich ins Badezimmer, in dem mein Gefährte sich nach der langen Reise frisch macht.

Hier eine neue, schicke Bar, da ein großer Supermarkt. Früher kauften wir unsere Lebensmittel im einzigen Lebensmittellädchen, das die Insel zu bieten hatte.

„Moin, liebe Frau. Ein Stahlross gesucht?“, tönt es plötzlich links von mir und als ich mich überrascht zur Seite drehe, entdecke ich den sanftmütig schauenden Fahrradverleiher vor seinem beschaulichen Fahrradstand stehen.

„Gleich zwei sogar“, quietsche ich freudig und begreife, dass es derselbe urige Verleih ist, bei dem wir immer unsere Fahrräder gemietet haben.

„Nu, dann probieren Sie erst mal dieses hier“, freut sich der Mann und führt mich durch die dicht aneinandergereihten Räder, als jäh ein kleines rotes Fahrrädchen mit weißer Lenkstange, weißem Sattel und einem kleinen dreieckigen Fähnchen an einer grünen Stange in der Ecke des Verleihs aufblitzt.

Meinen neugierigen Blick registrierend winkt der freundliche Händler ab. „Das ist wohl zu klein und außerdem schon älter“, sagt er lächelnd. „Kommen Sie, ich hab da was in Ihrer Größe.“

Mein Blick ruht noch immer auf dem roten Fahrrad. Ob es wohl zufällig …? Nein, das wird es nicht sein. Langsam tappe ich auf das knallrote Ding in der Ecke zu, den Blick des irritierten Verleihers in meinem Nacken spürend. Dann erkenne ich es. Dort sitzt immer noch der winzige, blau karierte Flicken an der Seite des Sattels, als hätte er darauf gewartet, endlich wieder wahrgenommen zu werden. Meine Augen werden von Tränen unterspült und noch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, sprudelt: „Ich nehme das hier!“, aus mir heraus.

„Das kleine Drahteselchen? Für Kinder? Ist auch schon ein bisschen eingerostet“, antwortet der verdutzte Mann und kratzt sich nachdenklich am Kopf.

„Ich nehme es, wenn’s in Ordnung wäre“, schiebe ich noch mal hinterher und wische mir ein Tränchen von der Wange.

„Kindheit, hm? Nehmen Sie’s mit. Ich schenk es Ihnen, wäre hier nur verstaubt“, erklärt der nun nachdenklich wirkende Verleiher und klopft mir empathisch auf die Schulter.

Mein Glück kaum fassen könnend, radele mit dem viel zu kleinen Fahrrad davon. Immer schneller fliege ich an zauberhaften Salzwiesen und in der Ferne glitzernden Dünen vorbei, während ich die erstaunten Augen der anderen ignoriere. Als ich mich umschaue, um das im Wind flatternde Fähnchen an meinem Fahrrad zu begutachten, entdecke ich hinter mir im gleißenden Sonnenschein unverhofft meine Eltern auf ihren Fahrrädern, wie sie mir still und friedlich zuwinken. In diesem Moment weiß ich, dass das Fahrrad der Beginn meiner Reise war und immer sein wird.

Xenia Stein,geboren 1992 in Koblenz (Rheinland-Pfalz), verweigerte sich seit jeher starren Einstellungen und unflexiblen Blickpunkten, sodass sich bei ihr als lesender Schreibenden bald zwei Gedanken festigten. Zum einen offenbarte sich das Schreiben als vitalisierender Stimulus für Denken und Geist, als aufschlussreiches Soliloquium. Zum anderen erwies sich das literarische Tätigsein als Möglichkeit, andere durch ein ganz eigenes Fenster auf die Phänomene der Welt blicken zu lassen. Wenn viele mit vielen ihre Sicht teilen können, wenn man sich gegenseitig die jeweilige Lesebrille aufsetzt und den anderen dazu einlädt, die Dinge doch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, entfaltet sich das große Potenzial, das dem Schreiben gegeben ist. Andere sehen zu machen, wie Joseph Conrad sagte, doch auch dank der anderen zu sehen, das ist es also, was Literatur für sie ausmacht.

*

Das Fahrradschloss

„Guten Morgen und schönen Tag noch.“

Überrascht klappte der Bauarbeiter die Klinge seines Schweizer Taschenmessers ein und belegte die gerade geschnittene Brotscheibe mit Wurst. „Danke, dir auch!“, rief er dem groß gewachsenen Jungen nach, der schnurstracks auf ein Fahrrad zulief, das an einer Hauswand lehnte. „Wie außergewöhnlich freundlich“, dachte er bei sich, während der Teenager sich zum Rad beugte, um wenige Augenblicke später hochzuschrecken.

„Oh nein! So ein Mist, was mache ich denn jetzt?“

Besorgt eilte der Handwerker zu ihm. „Was ist passiert?“, fragte er den Jungen.

Der hielt einen Schlüssel hoch. „Die Spitze ist mir abgebrochen und steckt jetzt im Fahrradschloss. Das kriege ich nie mehr auf.“

„Kein Problem, warte einen Moment.“ Mit einem Bolzenschneider zwickte er das massive Kettenschloss durch.

„Vielen Dank.“ Beschwingt stieg der Junge aufs Rad und sauste davon.

Lächelnd sah ihm sein Retter nach, als ein junger Mann aus der Haustür trat und sich suchend umsah. „Wo ist mein Rad?“, rief der und die Gesichtszüge des Arbeiters entgleisten.

Herbert Glaser, Jahrgang 1961, arbeitet als Sounddesigner bei einem großen Münchner Fernsehsender und legt dabei fehlende Töne für Spielfilme und Dokumentationen aller Art an. 2019 erschien sein erster Roman „Neustart“ und ein Jahr später die Anthologie „kurz und schmerzend“ mit allen seinen bis dahin geschriebenen Erzählungen. Inzwischen gibt es über 35 Kurzgeschichtensammlungen verschiedenster Verlage, in die ein Text von ihm aufgenommen wurde. Mit seiner Frau lebt er nördlich von München. Sie freuen sich über drei erwachsene Kinder und fünf Enkel.

*

Ein beinahe unbezwingbares Fahrrad

Eigentlich hatte ich längst damit abgeschlossen zu glauben, mein Fahrrad könnte irgendwann reparaturbedürftig werden. Es war ja auch so gewesen: Mein Rennrad zum Tempobolzen auf flachem Asphalt hatte ich abgeschafft, weil ich mir in die prall gefüllten Schmalspurreifen fast monatlich irgendwelche Gegenstände eingefahren hatte. Nägel, spitze Steine, Scherben … Ein Zischen, dann ging die Luft aus.

Jetzt aber war ich seit ungefähr zehn Jahren mit einem damals für 200 oder 300 Euro erstandenen Trekkingbike unterwegs und nicht von geringem Stolz über seine Robustheit bei meinen tagtäglichen Arbeitstouren. 30 Kilometer hin, 30 Kilometer zurück. Über Stock und Stein. Berge hinauf, in Täler herunter, also eine Strecke mit allem behaftet, worin sich ein Rad bewähren kann. Bis vor Kurzem hatte ich in der Gegenwart meiner Kollegen herausposaunen können, welch seltener Glückspilz ich sei, einen derart resistenten Kameraden zu besitzen.

Neulich aber ist mir bei der vollen Belastung meines Wiegetritts bergan die Kette herausgesprungen und ich konnte gerade noch einen Sturz verhindern. Auf die Gegenfahrbahn bin ich dabei getrudelt. Seither stemme ich mich an steilen Hügeln nicht mehr in die Pedale, als gäbe es oben einen Pokal abzuholen. Autos waren zu dieser Minute Fehlanzeige, daher durfte ich jene Erfahrung als Lehrstunde verbuchen. Mein bisher so widerstandsfähiges Fahrrad war also nicht gänzlich unverwundbar.

Im Zuge der Belehrung entschloss ich mich, mein Geld gleich in eine Generalüberholung zu investieren. Aber wo? Mir kam der Umstand zugute, dass ich Klaus, einem vertrauten Kollegen, mein morgendliches Missgeschick gebeichtet hatte. Er wusste eine Adresse unweit der Arbeitsstelle. Keine gewöhnliche Fahrradwerkstatt, sondern ein integratives Projekt. Menschen mit leichter geistiger Behinderung, die imstande waren, die Mechanik eines Fahrrads besser zu durchblicken als ich, kooperierten dort mit den Menschen aus der Unterkunft direkt nebenan. Ukrainische Flüchtlinge, die schon einmal Bremsen erneuert oder eine Schaltung eingestellt hatten, arbeiteten hier mit den gehandicapten Personen Hand in Hand.

Als ich mein Fahrrad auf Anraten von Klaus in mein Auto gepackt hatte, um es nach der Arbeit in diese Werkstatt zu bringen, überkamen mich zunächst Bedenken. Die Werkstatt lag am äußersten Ende einer Sackgasse. In einem großflächigen, weitverzweigten Industriegebiet. Sie glich eher einem Schuppen oder einer privaten Garage.

Während ich das halb heruntergelassene und beträchtlich verschrammte Eingangstor mit offenem Mund bestaunte, kam ein in etwa 25-jähriger dunkelblonder Mann mit Dreitagebart und einem Schraubenschlüssel in der Hand. Er schüttelte mit seiner freien Hand die meine und sagte in überraschend wenig gebrochenem Deutsch: „Ich bin Artem, wie kann ich dir helfen?“

Weil meine Blicke jetzt an seinem Gefährten hängen blieben, bei dem ich – abgesehen von einem nachschleifenden Bein – keine Einschränkung erkennen konnte, stellte er den wenig gesprächigen und kaum älteren Begleiter vor: „Das ist Felix. Wir arbeiten hier zusammen … Um was geht es denn?“

Ich erklärte ihm den Sachverhalt. Artem scheute nicht davor zurück, sogleich mit der Inspektion zu beginnen. Nach dem Stand der Dinge würde ich nichts verkehrt machen, wenn ich den Rahmen mit erheblichen Haarrissen und den etlichen Rostansätzen verschrotten würde. So resümierte Artem, nachdem er mit der Gewissenhaftigkeit eines Arztes, der seinen Patienten auf Herz und Nieren prüft, jedes einzelne Verschleißteil meines Trekkingbikes untersucht hatte.

„Weißt du eigentlich, wie ich über die Grenze gekommen bin?“, fragte er nach einer Weile, als der Gesprächsfluss ein bisschen ins Stocken geraten war.

Natürlich wusste ich es nicht. Ich zuckte mit den Schultern und machte dazu eine Geste, die bedeuten sollte: „Erzähl es mir bitte“, und die von Artem auch sofort verstanden wurde. Felix rollte mit seinem Kopf, als müsse er seinen Hals in die richtige Position bringen.

„Ich bin tatsächlich mit dem Fahrrad hergekommen.“

„Während des Krieges?“

„Schon als der Krieg absehbar wurde.“

„Und warum sprichst du so akzentfrei unsere Sprache?“

„Meine Großeltern stammen ursprünglich aus der Nähe von Brandenburg.“ Nachdem wir uns in der nach Caramba und anderen Ölen riechenden Werkstatt gegenseitig über unsere Lebensläufe informiert hatten, tat Felix einen glockenhellen Schrei, woraufhin Artem ihm einen Auftrag gab. Er gestand mir, dass sein Zuarbeiter Felix keine Leerläufe vertrüge. Der müsse immerzu beschäftigt sein, sonst werde er nervös und zeige derartige Anzeichen.

„Da hast du ja neben den Reparaturen noch mächtig pädagogische Arbeit zu leisten“, sagte ich und meinte das anerkennend.

Ich merkte Artem an, wie nahe ihm das ging, wie sehr ihn die Tatsache berührte, dass er sich hier so nützlich einbringen konnte, während in seinem Heimatland nichts gegen die Angriffe auszurichten war. Es schien, ich hätte durch mein Kompliment bei ihm eine zusätzliche Hilfsbereitschaft auf den Plan gerufen. Unverzüglich marschierte er in eine dahinterliegende Kammer, die durch eine Brandschutztür abgetrennt war. Aus der Kammer heraus schob Artem an jeden Arm jeweils ein Fahrrad. Es waren Marken, die mir etwas sagten, und sie waren beide in einen offensichtlich passablen Zustand.

„Ach, Artem, du bist ein Engel“, entfuhr es mir in Anbetracht seiner Lebensleistung. Ich konnte ihn eigentlich gar nicht genügend rühmen für seine Wandelbarkeit, für den vorbildlichen Aufbau einer Existenz in einem fremden Land, nachdem er die Strapazen der Radanreise aus seiner Heimat hinter sich gebracht hatte. Nach Deutschland zu kommen und sich dann auch noch auf ein sozial engagiertes Projekt einzulassen, fabelhaft!

Artems Miene verfinsterte, er schien verärgert oder beleidigt. Ich wusste nicht, was ich augenblicklich falsch gemacht hatte, dabei sagte er: „Du weißt noch gar nicht, wie viel ich für die Räder verlange.“

Ich musterte ausgiebig seine Blicke. Daraufhin prustete er vor Lachen, klopfte mir mehrmals auf die Schulter und bestand, ohne seine Scherze mit dem einen oder anderen Kunden könne er nicht leben. „Komm, nimm dir das Rad, das du willst, mit beiden könntest du sofort losfahren. Gib mir dafür einen Hunderter.“

Dass das kein Wucher sein würde, erkannte ich selbst als Laie. Obwohl ich seine Dienste für mein ausgesuchtes Rad seither so gut wie nie benötige, besuche ich Artem regelmäßig, rede mir ihm manchmal tiefgründig und gelegentlich thematisiere ich am Rande seinen Witz, der unser freundschaftliches Verhältnis wohl überhaupt erst ermöglicht hat. Und immer geht es in unseren Unterhaltungen auch darum, ob ich abends Zeit hätte, mit Felix das Kino zu besuchen. Denn er mag alles, was über die Leinwand flimmert. Wahrscheinlich bräuchte er noch nicht einmal das. Felix möchte einfach nur mein Freund sein, weil er so sein will wie sein Vorbild und Lehrmeister Artem. Artem und ich übertreffen uns mittlerweile in den gemeinsamen Kinobesuchen mit Felix. Man kann sagen, über mein defektes Fahrrad sind wir zur Dreierclique geworden.

Oliver Fahn, geboren 1980, Pfaffenhofen an der Ilm, Deutschland, Heilerziehungspfleger, verheiratet, zwei Kinder.

*

Das rote Teufelstier

Dass ich mich

Mit meinem Fahrrad

Auf Kriegsfuß befinde,

sollte wohl keinen mehr wundern!

Immerhin passierte es

Nicht nur einmal,

dass ich damit

versehentlich etwas kaputtmachte:

Es begann mit meiner

Damaligen Lieblingsjeans.

Sie verfing sich in der Kette

Und ist sogleich gerissen.

Weiter ging es

Mit dem Auto des Bürgermeisters,

welches ich versehentlich rammte

und dabei kläglich zerschrammte.

Meine Eltern werden nicht müde,

mir dies vorzuhalten,

wenn ich mich heute

mit dem Moped auf die Straße wage.

Zum krönenden Abschluss

Knallte ich im Urlaub

Mit meinem verhassten Drahtesel

Nochmals frontal

Gegen eine Straßenlaterne.

Seitdem lasse ich

das rote Teufelstier

lieber in unserem Schuppen stehen,

um mit meiner himmelblauen Schwalbe

auf Tour zu gehen.

---ENDE DER LESEPROBE---