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Nein, München ist nicht schwul. Schwul, das ist ein Mann, der andere Männer begehrt. Liebt. Mit einem anderen Mann Sex hat. Aber nicht die Landeshauptstadt München. Aber es gibt Orte in München, an denen sich schwule Männer häufig aufhalten. Es gibt Orte, an denen bekannte schwule Männer studiert, gewohnt, geliebt, gelebt oder gearbeitet haben. Es gibt Gedenkorte für schwule Männer. Orte der Erinnerung an schwule Männer. Und es gibt Orte, die nicht vergessen sein sollten. Und darum geht es hier in diesem Buch: Geschichten von schwulen Männern: wo traf und trifft man sich. Gibt es Ereignisse, die heute komisch, schräg, bemerkenswert oder erstaunlich sind? Wo haben bekannte oder unbekannte schwule Männer in München gelebt? München ist bunt. München ist nicht provinziell oder reaktionär. München muss sich nicht verstecken: die einzige Stadt mit einer schwul-lesbischen Partei im Stadtrat, der älteste und größte Fetischclub Deutschlands, die erste Aidshilfe, der erste queere Weihnachtsmarkt und auch der Ort, an dem der Pumps Race erfunden wurde. Die ersten schwulen Schuhplattler. Viele Orte, die sich sehen lassen können und die einladen zum Gesehenwerden. Es sollte keine Ansammlung von Zahlen, Fakten und Daten werden. Das würde schnell langweilen. Ich habe für Menschen geschrieben, die in München leben, mit offenen Augen durch die Stadt laufen und Veränderungen bemerken und sich auch für geschichtliche Hintergründe interessieren. Aber auch für alle, die München besuchen und ein bisschen kennen. Und vielleicht einen Tipp bekommen möchten, was man noch anschauen könnte, wo es nett ist, was Spaß macht und bislang unbekannt war. Die das vielleicht ein wenig unbekannte, eben: das schwule, München erkunden möchten. Für alle, die gerne Geschichten lesen. Und deshalb habe ich ans Ende jeder Geschichte einen kleinen Tipp eingefügt: Leute: Schaut auch nach links und rechts: abseits der schwulen Orte - manchmal direkt daneben - gibt es auch eine Menge zu entdecken: Amüsantes, Witziges, Kurioses und Erstaunliches.
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Seitenzahl: 243
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Könnte so beginnen: Nein, München ist nicht schwul. Schwul, das ist ein Mann, der andere Männer begehrt. Liebt. Mit einem anderen Mann Sex hat. Aber nicht die Landeshauptstadt München. Aber es gibt Orte in München, an denen sich schwule Männer häufig aufhalten. Es gibt Orte, an denen bekannte schwule Männer studiert, gewohnt, geliebt, gelebt oder gearbeitet haben. Es gibt Gedenkorte für schwule Männer. Orte der Erinnerung an schwule Männer. Und es gibt Orte, die nicht vergessen sein sollten. Und darum geht es hier in diesem Buch: Geschichten von schwulen Männern: wo traf und trifft man sich. Gibt es Ereignisse, die heute komisch, schräg, bedenkenswert oder erstaunlich sind? Wo haben bekannte oder unbekannte schwule Männer in München gelebt?
Könnte so beginnen: Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich über das queere München schreibe. Über LGBTQIA*-Orte. Oder über das schwul-lesbische München. Aber schon bei den lesbischen Orten komme ich ins Schleudern: ich war noch nie im Lesbenzentrum LeZ in München. Ich weiß nichts über Anita Augsburg. Adele Spitzeder kenne ich nur aus finanzhistorischen Zusammenhängen. War nie in der Karotte. Ich durfte früher nicht in Lillemor’s Frauenbuchladen. Hätte ich ein schwul-lesbisches Buch geschrieben, wäre der lesbische Anteil sicherlich gering ausgefallen. Und hätte Unmut hervorgerufen. Ebenso bei Transmännern und -frauen, wenn ich über queere Orte oder LGBT*IQ-Orte geschrieben hätte. Also mache ich es mir einfach und lasse es lieber bleiben. Über Schwule gibt es genug zu erzählen. Und: eine heterogene Gruppe sind wir trotzdem nicht.
Könnte so beginnen: München ist bunt. München ist nicht provinziell oder reaktionär. München muss sich nicht verstecken: die einzige Stadt mit einer schwul-lesbischen Partei im Stadtrat, der älteste und größte Fetischclub Deutschlands, die erste Aidshilfe, der erste queere Weihnachtsmarkt und auch der Ort, an dem der Pumps Race erfunden wurde. Die ersten schwulen Schuhplattler. Soll ich mit Superlativen oder Erstereignissen weitermachen? Hat München das nötig? Okay – München hatte keinen schwulen Oberbürgermeister, wie Berlin oder Hamburg. Dafür einen schwulen König. In München saßen keine Polizisten hinter den Spiegeln der öffentlichen Toiletten und führten Razzien durch. München hatte Gauweiler. Der CSD ist nicht so groß wie in Köln. Der schwule Dachverband hat keine Sparte „Segeln“ im Programm. Aber „Boxen“. Es gibt alles, was es in anderen Städten auch gibt. Oder anderes. Viele Orte, die sich sehen lassen können und die einladen zum Gesehenwerden.
Könnte so beginnen: Es ist unmöglich alle schwulen Orte aufzulisten. Schon die Anzahl der Kneipen, die in München seit 1969 (besser: seit 1957: die Teddy Bar oder noch länger: das Petit Café) existieren, in denen man vorwiegend schwule Männer treffen kann oder die für schwule Männer geschaffen wurde, würde den Rahmen des Buches sprengen. Man hätte noch Dutzende an Kneipen auflisten und beschreiben können: Ali Baba, Bel Ami, Bolt, Colibri, Klimperkasten, Pimpernel, Sunshine Pub, Pilsstubn 2000, Mutti Bräu, Mylord, Drei Glöcklein, Bohners, Marktklause, Zum Franz. Vielleicht in der nächsten Ausgabe. Restaurants fehlen: Sebastiansstubn, Schwalbe, Kays Bistro und viele andere. Saunen (Don Pedro, Türkensauna), Diskotheken (Alcatraz, Together), Blumenläden (Blumenbinder, Tulipa), Hotels (Uhlenspiegel) – ach – so vieles fehlt! Ich hätte mehr Kinos erwähnen können: in sicherlich jedem Kino in München lief „Brokeback Mountain“. Oder „Priscilla“, „Der bewegte Mann“, „ein Käfig voller Narren“ oder „Kuckucksei“. Einige Discotheken bieten regelmäßig queere Veranstaltungen an. Es gibt andere Apotheken, die auch mit der Münchner Aidshilfe zusammenarbeiten, andere Shops und Boutiquen, andere Parks, in denen sich Schwule treffen, weitere öffentliche Toiletten (Klappen). Schwierig. Ich wollte nicht langweilen und das Buch nicht überladen.
Könnte so beginnen: Es sollte keine Ansammlung von Zahlen, Fakten und Daten werden. Das würde schnell langweilen. Deshalb habe ich ein paar Kurzgeschichten eingestreut, an einigen Stellen gewitzelt, konnte mir alberne Kommentare aber auch Lob und Bewunderung nicht verkneifen. Warum? Ich habe für Menschen geschrieben, die in München leben, mit offenen Augen durch die Stadt laufen und Veränderungen bemerken, aber sich auch für geschichtliche Hintergründe interessieren. Aber auch für alle, die München besuchen und ein bisschen kennen. Und vielleicht einen Tipp bekommen möchten, was man noch anschauen könnte, wo es nett ist, was Spaß macht und bislang unbekannt war. Die das vielleicht ein wenig unbekannte, eben: das schwule, München erkunden möchten. Für alle, die gerne Geschichten lesen. Und deshalb habe ich ans Ende jeder Geschichte einen kleinen Tipp eingefügt: Leute: Schaut auch nach links und rechts: abseits der schwulen Orte – manchmal direkt daneben – gibt es auch eine Menge zu entdecken: Amüsantes, Witziges, Kurioses und Erstaunliches.
Könnte so beginnen: Schwule sind nicht nett zueinander. Ich auch nicht. Dennoch: ich habe mich bemüht, freundliche Töne anzustimmen. Jedoch: ich liebe Ironie. Und Witz. Und Humor. Ich hoffe, dass meine Witze als solche erkannt werden. Und einfach nur darüber geschmunzelt wird. Schließlich: queer unterscheidet sich von queen nur durch einen kleinen Strich.
Und nun? Bleibt mir nur noch viel Spaß zu wünschen. Beim Lesen, Schmökern, Staunen, Wundern, Lachen. Vielleicht auch beim Kopfschütteln und Ärgern.
Ach ja: ein Dankeschön an das Archiv forum homosexualität, wo ich sehr viele Informationen gefunden habe. Ein Dankeschön auch an das Museum für Abgüsse klassischer Bildwerke, dafür, dass ich die Fotos auf Seite → (Kapitel 94) kostenfrei verwenden darf. Danke auch an das Volkstheater, dafür, dass sie mir kostenlos die Fotos auf Seite → (Kapitel 111; © Arno Declair) zur Verfügung gestellt haben. Danke an Angelika Meyer für das Foto auf Seite → (Kapitel 118), an Wolfgang Schlosser für das Foto Seite → (Kapitel 117) und an Christian Hanft für das untenstehende Foto.
Übrigens: ich freue mich über Lob. Auch über Kritik und Korrekturen. Wenn sehr viele Korrekturen und Änderungsvorschläge eintreffen, werde ich sicherlich eine zweite Auflage schreiben.
München, Mai 2024
René Martin ([email protected])
1. Vor dem Sendlinger Tor
2. Hinter dem Sendlinger Tor
3. Sendliner Tor Platz
4. Diversity Café
5. Wirtshaus „fesch“
6. Bar Feuerwache
7. Alt-Katholische Kirche: D’Schwuhplattler
8. Hans-Sachs-Straßenfest
9. Maikönigin
10. Nil
11. Arena Filmtheater
12. Drei Glöcklein
13. Theater … und so fort
14. Teddy Bar
15. Max & Milian
16. Hard-Line
17. Eismeer
18. Ochsengarten
19. Spexter
20. Kunstbehandlung
21. Bau
22. Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz
23. Bar Prosecco
24. Sebas Fashion Room
25. Brunos
26. Kraftwerk
27. Diburnium
28. Stephansplatz
29. Regenbogenbänke
30. Freds Pub
31. Pop-As
32. Edelheiss
33. Henderson
34. Lohengrin
35. Eagle
36. Team München
37. L.U.S.T
38. Koordinierungsstelle
39. Klohäusl am Holzplatz
40. Sub
41. Hotel Deutsche Eiche
42. Gärtnerplatztheater
43. Morizz
44. Rathaus: Rosa Liste
45. Marienplatz: Pumps Race
46. Altes Rathaus
47. Kaufhaus Beck
48. Theaterfundus – Kostümverkauf
49. Bayerische Staatsoper
50. Residenztheater
51. Residenz München
52. Carnaval de Venise
53. Kammerspiele
54. Petit Café
55. Kunsthalle München
56. Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Lesben und Schwulen
57. Odeonsplatz
58. Odeon (heute Sitz des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren)
59. Beim Sedlmayr
60. Rindermarkt
61. Stadtmuseum
62. Filmmuseum
63. Viktualienmarkt: Tanz der Marktweiber
64. Timeride
65. St. Michael
66. Löwengrube
67. Denkmal Orlando di Lasso
68. Asamkirche
69. Villanis
70. Regenbogenapotheke
71. Garry Klein X Rote Sonne
72. NY Club
73. Vollmar-Haus
74. Radspielerhaus
75. Bayerische Staatskanzlei
76. Deutsches Theatermuseum
77. Priesterseminar
78. Universität: Queer-Referat
79. Run for life
80. Englischen Garten: FFK
81. Chinesischer Turm
82. Hexenhäuschen im Englischen Garten
83. Pfeffermühle
84. Vereinsheim
85. Schwabinger Krankenhaus
86. Olympiastadion
87. Nordfriedhof
88. Allianzarena
89. Neben dem Maximilianeum
90. City und Atelier
91. Ottostraße: Rex Gildo
92. Deutsches Theater
93. Dachauerstraße: VSG
94. Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke
95. Alte Pinakothek
96. NS-Dokumentationszentrum München
97. Karolinenplatz
98. Lenbachplatz: Kanzlei von Gauweiler & Sauter
99. Glyptothek
100. Staatliche Antikensammlung
101. Augustinerkeller: Starkbierfest
102. Museum Lichtspiele
103. Stadtbibliothek Bogenhausen: Drag-Lesung
104. Rund um den Prinzregentenplatz
105. Ostfriedhof
106. Friedhof Bogenhausen
107. St. Lukas
108. Parus
109. Aids-Hilfe
110. Café Regenbogen
111. Volkstheater
112. Oktoberfest
113. Tankstelle (Plinganser Straße)
114. Hellabrunn
115. Floßlände Maria Einsiedel
116. Flaucher
117. Underground
118. CSD – ein persönlicher Exkurs
119. Literatur
120. Index
Im Laufe der Zeit dehnte sich das „alte“ München aus – der heutige Altstadtring markierte eine der damaligen Stadtgrenzen. Aber nicht alle, die das wollten, durften Bürger oder Bürgerin der Stadt sein. Das wäre ja zu schön. So wurde beispielsweise Protestanten das Bürgerrecht verweht. Erst 1827 wurde an der Sonnenstraße der Grundstein zur Matthäuskirche gelegt (die Vorgängerin der heutigen Kirche St. Matthäus). Denn 1818 wurde der erste Protestant, der das Münchner Bürgerrecht erhalten hatte, auf einem Friedhof (auf dem Südfriedhof) beigesetzt: der Weinhändler Johann Balthasar Michel. Wahrscheinlich spielte das Geld dabei eine große Rolle. Nun stand also auch der Friedhof den Protestanten offen.
Und nein: eine Kaserne, wie in dem Lied „Lili Marlen“, gab es hier nie. Dennoch kann man am Sendlinger Tor gut das „innen“ und „außen“ beobachten. Dieses „vor den Mauern der Stadt“ spiegelt sich auch im Park hinter der Matthäuskirche wieder: fröhliches Cruisen kann man dort in lauen Sommernächten hören und sehen – unterbrochen durch Polizeiautos, die dem lustigen Treiben ein jähes Ende bereiten.
Vielleicht bildet das Sendlinger Tor lange Zeit eine „natürliche“ Grenze zwischen dem „wir“ und dem „ihr“. Die Schwulen fühlten sich außerhalb der imaginierten Stadtmauern wohler als drinnen im Shopping-Paradies, das mit der Sendlinger Tor-Straße beginnt. Okay: Shopping macht natürlich auch einen großen Teil des schwulen Freizeitverhaltens aus, aber beim Nachmittagskaffee, Feierabendbier und beim Schnaps an der Theke in der Nacht sieht man doch lieber seinesgleichen. Und so eröffnete das Sendlinger Tor lange Zeit das Revier – hier begann das schwule Reservat. Aber die Zeiten ändern sich.
Auch die öffentliche Toilette direkt am Sendlinger Tor war früher ein beliebter Treffpunkt. Lange ist es her – denn heute hat sich die Klappe (so nennt man im Jargon öffentliche Toiletten, die zur Anbahnung des Geschlechtsverkehrs dienen) zu einer sterilen Bedürfnisanstalt verwandelt – sie dient jetzt rein ihrem vorgeschriebenen Zweck.
Adresse: Sendlinger-Tor-Platz
Tipp: Die Motorrad-Gottesdienste in St. Matthäus sind klasse – viel Chrom und brumm und Getöse.
Durfte der Henker in der Stadt wohnen? Nein – natürlich nicht, wo er wollte, sondern er hatte in dem für ihn bereit gestellten Henkerhäuschen Platz zu nehmen. Es befand sich innerhalb der Stadtmauern, in der Nähe des Sendlinger Tors. An seiner Stelle steht heute die sogenannte „Blumenschule“. Henker- oder Scharfrichtergasse wurde der kleine Teil der Blumenstraße zwischen Sendlinger Straße und Oberanger, heute Glockenbachgasse, genannt. Und was machte der Henker so, wenn er mal nicht Köpfe abschlug? Das Reinigen von Gefängnissen, Kastration von Tieren, das Töten von herumstreunenden Hunden und auch Foltermaßnahmen für Hexen und anderer des Verbrechens bezichtigter Leute, waren seine bezahlten Minijobs. Allerdings war er auch der Zuhälter der Stadt. Prostitution war öffentlich geregelt. Dadurch wollte man in der Stadt München den Jungfrauen Schlimmes ersparen. Und eben bis ins 15. Jahrhundert war beim Scharfrichter ein Bordell untergebracht, das allen Unverheirateten offenstand – außer den Geistlichen und Juden. Später wurde dann das Bordell in ein Haus Ecke Rossmarkt/Blumenstraße verlegt.
Der Henker wurde von den übrigen Einwohnern geächtet. In den Gesellschaften der Städte galten die Menschen, die diesen Beruf ausübten, als Außenseiter: sie durften sich weder im Wirtshaus zu anderen Bürgern setzen, noch öffentliche Bäder benutzen. Auch ein ordentliches Begräbnis auf dem Friedhof blieb ihnen bis weit übers Mittelalter hinaus verwehrt.
Seinen eigentlich Beruf: das Köpfeabschneiden, nahm der Henker in München auf dem Galgenbergl vor. Er befindet sich westlich des Hauptbahnhofs, auf der Höhe der Hackerbrücke.
Wollte man mit so einem Menschen, der solch grausige Taten durchführt, etwas zu tun haben? Eben – natürlich nicht. Und die Menschen des 12. bis 19. Jahrhunderts auch nicht. Bis 1843 stand das Henkerhäuschen etwas abseits vom Geschehen an dieser Stelle.
Prostitution, die nach dem Krieg in der Nähe des Sendlinger Tors zu finden war, kommt 1972 wieder ins Gerede: Im März 1972 beschließt der Münchner Stadtrat einstimmig eine Sperrbezirksverordnung, die Prostitution in der Münchner Innenstadt verbietet – man will den Besuchern bei der Olympiade 1972 ein „sauberes“ München zeigen. Normalerweise etablierten sich in solchen „Schmuddelecken“ auch schwule Kneipen. So auch hier: die Spiegelstuben waren innerhalb der Stadtmauern zu finden, ebenso das Eagle, Pils 2000 und die Gay Sauna P. Lindner. Aber schon bald verschwanden die Lokalitäten – man bevorzugte das Glockenbachviertel. Das Roy – direkt neben dem Sendlinger Tor – hielt sich lange – erst 2020 schloss es seine Tore. Und öffnete 2022 wieder im Hackenhaus mit anderem Konzept und anderer Leitung.
Und die Hexen? Wo haben die sich getroffen? Das wissen wir heute natürlich nicht; aber sicher, dass viele ihr Leben in der Innenstadt neben dem Marienplatz lassen mussten – an der Stelle, wo heute das Kaufhaus Beck steht: Vierteilungen und andere Folterungen belustigten das Volk an dem Ort, wo man heute edle Mode einkauft. Hexen trifft dort man eher selten an. Auch nicht mehr am Sendlinger Tor.
Adresse: Sendlinger-Tor-Platz
AIDS
den Toten
den Infizierten
ihren Freunden
ihren Familien
1981 bis heute
Es ist das erste Denkmal, das in Deutschland aufgestellt wurde zum Gedenken an die Menschen, die an Aids verstorben sind. 2002 wurde die Säule platziert. Es war ein Bedürfnis der Münchnerinnen und Münchner einen solchen Ort sichtbar zu machen.
An vielen Orten auf der Welt in verschiedenen Formen wird an die an Aids verstorbenen Menschen erinnert: in San Francisco wurde ein riesiger Quilt erstellt. Die Deutsche AIDS-Stiftung und der Künstler Tom Fecht. erinnern mit dem Projekt „Denkraum: Namen und Steine“ an Frauen und Männer, die mit HIV gelebt und an Aids oder einer anderen Erkrankung gestorben sind: an 26 Orten kann man 2.300 Namen der Toten auf Steinen lesen. In Berlin steht eine große, rote Aidsschleife an der Urania. Auch in Madrid, in Chueca, findet sich eine große rote Schleife im öffentlichen Raum als Aids-Memorial. Ebenso erfüllt der Wish tree in Montreal diese Funktion. Schließlich wäre noch das Projekt Namen und Steine vor der Dreieinigkeitskirche St. Georg in Hamburg zu nennen. Nicht zu vergessen die Aids-Säule in Köln. Auch in Brighton, Galveston, Texas, Toronto, Lopburi (Thailand), Manchester, New, York, New Orleans, Hong Kong, Paris, Edinburgh, Moldova, Amsterdam, Johannesburg, San Diego und an einigen weiteren Orten soll dem Vergessen Einhalt geboten werden.
Zurück zu München. Auf Initiative der Rosa Liste und des Bündnis 90/Die Grünen beschloss der Stadtrat das Gedenken öffentlich zu machen. Das Projekt wurde ausgeschrieben. Der Entwurf von Wolfgang Tillmans gefiel am besten: Eine Säule, deren Keramikkacheln an eine kühle Intensivstation erinnern, aber auch die ehemals blauen Kacheln aus dem Untergrund zitieren, mit den zwei einfachen Sitzbänken aus Stein – stellt ein Ort des Verweilens inmitten der hektischen Betriebsamkeit rund um das Sendlinger Tor dar. Seit 2017 wird der Sendlinger Tor Platz und der U-Bahnhof umgebaut. Deshalb kann man das Aids-Memorial leider fast nicht sehen – von Ruhe ist wenig zu spüren. Auch das Schild neben dem Aufgang der U- Bahnstation rückt in den Hintergrund. Aber bald wird die Baustelle verschwunden sein – dann ist die Säule wieder gut sichtbar.
Adresse: Sendlinger-Tor-Platz
Tipp: Das Filmtheater Sendlinger Tor, das 1954 eröffnet wurde, wurde 1997 aufwändig renoviert. Ein Juwel in der Kinolandschaft – die besten Plätze sind auf dem Balkon in der ersten Reihe. Unbedingt reservieren!
Ich erinnere mich an unsere Jugendtreffs. An das Jugendzentrum in unserer Stadt. An das Forum der Jugend. Alles schmuddelig. Irgendwo stand eine durchgewetzte Couch rum; ein Tischkicker im Raum, ein paar leere Bierflaschen in der Ecke. Ein überquellender Aschenbecher. Oder zwei?
Ganz anders das Diversity Café, das auf seiner Homepage schreibt:
„Hier finden unsere Jugendgruppen, aber auch zwei regelmäßige Angebote, wie die diversity Bar und das diversity Café statt. Wie auch im Jugendzentrum sind hier alle bis 27 Jahren eingeladen – egal welchen Geschlechts, egal ob lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, nicht-binär, asexuell/aromantisch, HIV-positiv, queer oder hetero.“
Die diversity Bar wird von den Gruppen, beispielsweise JuLes, Wilma, JUNGS, youngsters, NoDifference!, diversity@school, Bi.Yourself, enBees und frienTS organisiert. Da das Café in Eigenregie geführt wird, sind die Getränkepreise moderat. Allerdings dürfen nur „Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren, ganz gleich welche geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung und natürlich all ihre Freund*innen bis 27 Jahre“ eintreten.
Wirklich? Bei der magic-Bar-Tour stehen allen die Türen offen. Und der MLC, der umgekehrt die jungen Erwachsenen zu sich in seine Räume (sprich: Underground) einlädt, ist auch einmal im Jahr zu Gast.
Sauber ist es im Diversity Café. Überraschend aufgeräumt; ein Kicker ist vorhanden – er steht parallel zur Wand; alles dezent, blitzblank, ordentlich – sogar die Toiletten. Kommt Mutti regelmäßig zum Putzen und Ordnunghalten? Oder sind die Junx wirklich so auf klare Linien und Strukturen bedacht? Egal – es ist ein wohltuender Raum, in dem man „gleichgesinnte junge lesbische, schwule, bi, trans* und hetero Jugendliche bis 27 Jahren bei angenehmer Atmosphäre, leckeren Getränken und guter Stimmung kennen“ lernen kann. Ich bin zwar gleichgesinnt, aber leider nicht mehr bis 27.
Adresse: Blumenstraße 11 Öffnungszeiten: Di, Do und So von 15 Uhr bis 19 Uhr; Weitere Informationen: https://diversity-muenchen.de/de/diversity-bar/
Tipp: Gegenüber befindet sich die Feuerwache, welche einmal im Jahr die Türen beim Tag der Offenen Türe öffnen. Auch dort kann man Männer sehen – andere Männer! Feuerwehrmann: ein Traum für alle Knaben und Kerle.
Aus Moro wurde 2023 fesch. Das Restaurant wurde ein wenig renoviert: Fußboden, Farbe an den Wänden; einige der Bilder übermalt: Sissi und die Putti mussten dran glauben – in den Räumen sind weitere Kunstwerke (oder Kitsch?) zu finden.
Egal: das Konzept von Peter Fleming und Peter Süß, die beide früher das Harry Klein leiteten, zusammen mit Marlene Neumann und Johann Eder geht auf: die vier, deren Nachnamen das Akronym SENF bilden, sorgen in einer bayrisch-queeren Atmosphäre für Wohlbehagen: das Essen ist gut, deftig und reichlich, die Bedienungen freundlich. Was will man mehr?
Adresse: Müllerstraße 30 Öffnungszeiten: Di. – Do. 11.30 bis 24 Uhr Fr. – Sa. 17 bis 2 Uhr, So. von 17 bis 23 Uhr Weitere Informationen: https://wirtshaus-fesch.de/
Tipp: Der Schweinebraten ist lecker. Aber wer es lieber vegetarisch mag – es finden sich mehrere Gerichte ohne Fleisch auf der Speisekarte – zur Zeit: Kürbis-Karotte-Ingwer Cremesuppe oder Tomatenknödel gefüllt mit Blauschimmelkäse.
Eigentlich ist die Bar bekannt. Sie sticht wegen ihrer Öffnungszeiten hervor. Und richtig: um 5 Uhr sperrt sie ihre Türen auf. Oder schließt sie gar nicht? Es wird ein ewig Rätsel bleiben, dessen Lösung nur den Nachtschwärmern vorbehalten ist.
Immerhin – die Bar Feuerwache hat es geschafft dem Kneipensterben zu widerstehen – seit mehr als 40 Jahren kommen Gäste. „Kneipe“ im Sinne des Wortes: solide Barhocker aus Holz, Glücksspielautomat an der Wand, im Sommer wird auch draußen serviert. Im Winter erfrieren dort die Raucher. Freddie Mercury mit seiner Freundin Barbara Valentin soll dort zur Eröffnung vorbeigeschaut haben. Und danach? „Das Wohnzimmer in der Münchner Szene“, wo man schon um 5 Uhr morgens Weißwürste essen kann, wirbt mit dem Spruch: „Die Bar zum Löschen mit spritzigen Getränken und kleinen Gerichten“.
Adresse: Blumenstraße 21 a
Weitere Informationen: http://www.bar-zur-feuerwache.de/
Tipp: Ein paar Häuser weiter – in der Blumenstraße 3 – befindet sich „Hammer & Nagel – die erste Werkstätte für Männerhände und die ersten Labore für Männerkosmetik“. Auch wenn einem nicht nach einer Maniküre ist – reinschauen lohnt sich!
Diesen Satz kann man bei einem der Auftritte der Schwuhplattler hören. Zugegeben: Schuhplattln ist nicht jedermanns Sache. Zum einen ist es körperlich sehr anstrengend und setzt eine gute Kondition voraus. Zum anderen – es kann leicht in „folkloristische Prostitution“ abdriften oder den Anstrich eines verkitschten Durchführens anachronistischer Rituale von Ureinwohnern erhalten. Und wenn Schwule das tun?
Die Schuhplattler schreiben über sich selbst: „Traditionsbewusst – heimatverbunden – schwul: Bei der Gründung der Schwuhplattler im Jahr 1997 hätte niemand gedacht, dass aus dem kleinen Grüppchen begeisterter Plattler ein Verein mit mehr als 100 Mitgliedern werden würde. Bis heute sind wir der weltweit erste Verein, der Homosexualität und Schuhplattln miteinander verbindet. Damit wollen wir nicht nur die Toleranz und Akzeptanz gegenüber der schwulen Community fördern, sondern auch queeren Menschen eine Brücke zum traditionellen Leben und Brauchtum in Bayern bauen.“
Das schaffen sie. Zum einen sind sie sichtbar – bei vielen Festen, Feiern und Veranstaltungen haben sie einen Auftritt. Blick zurück: Eigentlich diente das Schuhplattln in Bayern dazu, um jungen Burschen in einem Art Balztanz das Näherkommen an junge Mädchen zu ermöglichen. Im 19. Jahrhundert entstanden verschiedene Tänze – zum Teil mit Frauen, zum Teil ohne. Die Schwuhplattler tanzen selbstredend nur „reine Burschenplattler“ – also ohne Frauen. Wer tanzt mit? Schwule Männer, die aus München und aus dem bayrischen Umland kommen. Einige sogar aus dem Nachbarländle: Baden-Württemberg. Sie sind im kulturellen Leben von München angekommen.
Lust mitzumachen? Oder einfach nur zuzuschauen? Infos zu den nächsten Auftritten findet man auf der Homepage. Die Junx treffen sich in der Alt-Katholischen Kirche St. Willibrord in der Blumenstraße 36. Wer nicht warten kann – in der Mediathek findet man ein Interview mit dem Vorstand und Gründer mit dem Gründer und Vorstand Sepp Stückl und einige Ausschnitte ihrer Auftritte. Sie haben mehrere Preise erhalten – zu Recht!
Adresse: Alt-Katholische Kirche St. Willibrord, Blumenstraße 36
Weitere Infos: https://schwuhplattler-muenchen.de/
Tipp: In der Blumenstraße 28 befindet sich das Städtische Hochhaus Stadtplanungsamt. Wenn ich Gästen München zeige, schleiche ich mich manchmal mit dem Besuch am Pförtner vorbei, um Paternoster zu fahren. Vor allem für Kinder ein großartiges Erlebnis.
Hans Sachs, der Ende des 15. Jahrhunderts in Nürnberg geboren wurde, war Dichter und Schuster. Richard Wagner widmete ihm eine Oper. München benannte eine Straße nach ihm. Und was für eine Straße! Einige der Kneipen und Läden werden in diesem Buch beschrieben und erwähnt.
Dass in der Hans-Sachs-Straße jedes Jahr seit 1991 ein Straßenfest stattfindet, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Dass sich hier – im Zentrum des Glockenbachviertels das queere Volk trifft, ist nicht befremdlich. Erstaunlich ist jedoch, dass sich im Jahr vor Corona zirka 10.000 Menschen auf dem Straßenfest trafen und feierten. Das größte, queere Straßenfest in München. Das sprengte jegliche Sicherheits- und Bedenkenrahmen. Obwohl die angrenzende Ickstattstraße bald in das Geschehen einbezogen wurde.
Selbstverständlich ist das Hans-Sachs-Straßenfest keine Ingroup- Veranstaltung mehr. Anwohner, Freunde und Familien kamen. Neben der Party gab es eine große Anzahl an Informationsangebot der politischen Vereine und Freizeitgruppen. Das SUB, einer der Mitorganisatoren, stand meist im Zentrum des Geschehens.
Man kann sich unschwer vorstellen wie das Fest von Jahr zu Jahr wuchs. Und mit ihm die Auflagen: Absperrgitter, Kontrollen am Eingang, mehr mobile Toilettenwagen. Und dafür mehr und mehr Leute – oktoberfestähnliche Verhältnisse herrschen hier. Im Jahre 2023 legte das Kreisverwaltungsreferat die Obergrenze der Personen auf 1.500 fest – selbst das ist noch eine enorm hohe Zahl.
Dennoch: es ist und bleibt lustig. Die Musik ist gut, das Wetter passt (fast jedes Jahr), weil das Fest im August stattfindet. Und zum Abschluss ein Wiener Walzer – das Volk tanzt die Straße hinab.
Adresse: Hans-Sachs-Straße
Datum: Normalerweise im August
Tipp: es gibt noch andere, etwas gemütlichere queere Straßenfeste, in der die LGBTQ-Szene tanzt und feiert: das Gärtnerplatzfest im Juli, das Pestalozzistraßenfest im September, am 30. April findet in der Hans-Sachs-Straße die Wahl der Maikönigin statt, das Maibaumfest am 01. Mai auf dem Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz, das lesbische Angertor-Straßenfest und einige andere.
In Lüneburg wird jedes Jahr der schwule Heidekönig gewählt. Darüber stimmen Gäste, aber auch Hoheiten aus der Region, ab, wie beispielsweise Weinköniginnen, Heideköniginnen und Kartoffelköniginnen. Der Heidekönig besucht Feste in der Region und wirbt für die Akzeptanz queerer, also nicht-heterosexueller Menschen. Und nein – die Krone hat nichts mit Kindergeburtstag oder einer Buletten-Kette zu tun, sondern die Aufgabe des schwulen Heidekönigs in Lüneburg besteht darin Grenzen und Ressentiments abzubauen.
Deutschland das Land der Königinnen? Es gibt Wein-, Wurzel-, Kartoffel-, Spargel- und eben Heideköniginnen.
In München gibt es auch eine Maikönigin. Im Mittelalter war es Usus, dass eine Gruppe blumengeschmückter Mädchen mit der „Maibraut“ an der Spitze am ersten Pfingsttag singend um Gaben bittet.
Mit einem solchen Pfingstbrauchtum hat die Maikönigin Münchens nichts zu tun. Es geht um Gaudi, Jux und sehr viel Alkohol. Am 30. April im Rahmen des Straßenfestes in der Hans-Sachs-Straße ist es soweit: die schwule Maikönigin wird gewählt. Meist ist die Gewinnerin dann auf dem Fest am 1. Mai – bei Aufstellen des rosa Stangels sichtbar (allerdings ob der Menge an Alkohol nicht mehr ansprechbar) und wird auch bei anderen Gelegenheiten gesichtet. Manchmal versammelt sie auch die gesamte Dragszene um sich. Ein heiterer Spaß.
Adresse: Hans-Sachs-Straße
Weitere Informationen: https://www.cafenil.com/
maikoenigin/
Tipp: Man muss schon guten Humor mitbringen, um den Klamauk zu ertragen. Aber es ist sehr lustig!
1989 bin ich nach München gezogen. Im selben Jahr machte die Bar „Nil“ auf. Nein – zwischen beiden Ereignissen besteht kein Zusammenhang. Dennoch: die Bar wurde schnell zu einer der Kneipen, in der ich mich wohlgefühlt habe. Viele Abende habe ich dort verbracht.
Ich hatte einen guten Freund, den ich leider aus den Augen verloren habe. Mit dem traf ich mich jeden Samstag Abend dort. Meist so gegen 21 Uhr – da war das Nil noch leer. Wir schätzten beide den großen, übersichtlichen Raum, die offenen Fenster, durch die man rein- und auch rausschauen konnte („ach schau mal – wer kommt denn da?“). Die Musik war leise, um 21 Uhr waren noch nicht viele Gäste dort. Wir konnten uns gut unterhalten: über die vergangene Woche, über die Arbeit, Freunde, das Leben. Irgendwann war alles erzählt; der Blick schweifte umher. Anwesende waren Thema unseres Gesprächs: „schau mal – der sieht ja gut aus; aber ich fürchte, der ist nicht der Hellste. Der denkt sicherlich, dass Rousseau ein französischer Weichkäse ist.“
Die Bar füllte sich, sie war meist gegen 23 Uhr voll. Leute kamen, tranken ein oder zwei Getränke, unterhielten sich, um dann in ihre Subkultur zu verschwinden: Disco, Sauna, Lederkneipe, Weinbar (damals existierten noch Morizz und Iwan) – wohin auch immer. Mein Bekannter und ich zogen auch weiter. Die Musik wurde lauter – ich fragte mich immer, wie sich die anderen Gäste unterhalten konnten. Ich bin wohl der einzige, den die laute Musik stört.
Und wer im Laufe der Nacht niemanden gefunden hatte und noch Lust auf einen Kaffee oder einen Absacker hatte, der kam auf ein letztes Getränk wieder zurück ins Nil. So traf man sich und verabschiedete sich vom Abend.
Das Nil hat sich gewandelt: das wunderbare Gemälde mit dem Kussmund ist verschwunden. Dafür sind einige gemütliche Sitzgelegenheiten aufgestellt worden.
Manfred Krischer hat das Nil 1989 eröffnet und lange Zeit geführt. Der Besitzer wechselte, inzwischen hat es Manfred wieder übernommen. Nach einigen Dürreperioden ist es wieder ein beliebter Treffpunkt geworden: Männer, auch Frauen. Manchmal bringen junge Menschen (wohl kurz nach dem Coming-out) ihre Eltern her („schaut her – so sehen die anderen aus“). Oder die beste Freundin mit. Nun ja – wenn es laut wird, gehen die Eltern meistens wieder. Meistens.
Adresse: Hans-Sachs-Straße 2
Tipp: An lauen Sommerabenden ist es wunderbar, vor dem Nil mit einem Getränk zu stehen. Mit etwas Glück ergattert man auch einen freien Stuhl.
Ein Kino mitten im Glockenbachviertel – im Arena Filmtheater muss man doch wohl schwule Filme sehen können?
Klar – alles andere wäre sehr verwunderlich: Jeden zweiten Mittwoch im Monat um 21 Uhr läuft ein Film für die LGBTQ+ Community in der Queerfilmnacht.
Seit 1912 befindet sich an der Ecke der Hans-Sachs-Straße dieses kleine Programmkino. Es begann als Stummfilmkino, seit den 30er Jahren wurden Tonfilme gespielt. In den Neunzigern wurde Dolby Surround eingeführt. Allerdings führte diese technische Errungenschaft zu Spannungen mit der Nachbarschaft: Beim Dokumentarfilm U2: RATTLE AND HUM wackelten die Wände – schlimmer als bei Elvisfilmen und Western.
2006 übernahmen Markus Eisele und Christian Pfeil das „Neue Arena“. Es wurde in „Arena Filmtheater“ umbenannt; der lang-gestreckte Saal wurde in zwei kleine Säle mit 64 und 38 Plätzen aufgeteilt. Viel wurde in 4K-Technologie investiert; die Bestuhlung wurde verbessert. Auch das Schwarz der 90er Jahr verschwand; inzwischen dominiert Rot im Foyer.
2011 wurden die Filme auf dem gay-lesbian Filmfestival „verzaubert“ gezeigt.
Das Arena wird jährlich mit verschiedenen Programmpreisen ausgezeichnet und ist Mitglied im Kinoverbund Europa Cinemas.
Übrigens: zur Arena Filmtheater BetriebsGmbH gehören neben dem Arena Filmtheater München, auch das Monopol Kino München, Rio Filmpalast München, Lichtspielhaus Fürstenfeldbruck, Kino Alte Brauerei Stegen sowie das Metropol Kino Gera.