Meine Befehle sind dein Gesetz | Erotischer SM-Roman - Starla Bryce - E-Book

Meine Befehle sind dein Gesetz | Erotischer SM-Roman E-Book

Starla Bryce

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 228 Taschenbuchseiten ... Kalina erbt das Haus ihres verstorbenen Großvaters in Bulgarien. Ihr gut aussehender Nachbar Javor hilft ihr bei der Renovierung, hat aber auch sexuell einiges zu bieten. Als Kalina allein ins Gebirge zum Klettern fährt, bringt sie sich in eine gefährliche Situation. Der attraktive Hoteldirektor Stoyan hilft ihr in der Not und sie kommen sich näher. Bald zeigt der Mann seine dominante Seite und seine Befehle sind alles, wonach sich Kalina sehnt. Doch dann erfährt sie, dass er verlobt ist. Soll sie in ihrem Liebeskummer nach Deutschland zurückkehren oder bei ihrem Nachbarn Trost suchen? Oder hat Stoyan eine zweite Chance verdient? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 312

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Impressum:

Meine Befehle sind dein Gesetz | Erotischer SM-Roman

von Starla Bryce

 

Starla Bryce wurde im Herbst 1992 in Niedersachsen geboren. Hier lebt sie mit Mann und Kind auch heute noch. Nach einigen Veröffentlichungen in anderen Genres hat Starla nun den erotischen Roman für sich entdeckt. Das tabulose Beschreiben sinnlicher Szenen bereitet ihr genauso viel Freude wie das Erschaffen realitätsnaher Charaktere. Privat hält sie sich gern in der Natur auf – ob beim Genießen der ersten Frühlingssonnenstrahlen im Garten oder beim Spaziergang durch den leuchtend bunten Herbstwald.

 

Lektorat: Ulrike Maria Berlik

 

 

Originalausgabe

© 2023 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © lightfieldstudios @ 123RF.com © vecstock @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750781832

www.blue-panther-books.de

Kalina

»Verbrenn meine Sachen und ruf mich nie, nie wieder an!«, schrie ich ins Handy.

»Du wirst nach nicht mal einer Woche zurückkommen, weil du mich vermisst, Süße«, sagte Christian am anderen Ende der Leitung.

»Das wirst du ja sehen!« Ohne Verabschiedung legte ich auf und warf das Handy auf den Beifahrersitz meines Skoda Fabia.

Was für ein Idiot! Aber er hatte recht … Ich dachte an ihn. Ich dachte an seine Hände auf meinem Körper, die zielstrebig zu meiner intimsten Stelle wanderten. Ich dachte an die Schläge mit der flachen Hand, die mich zum Stöhnen brachten. Ich dachte an das Schauern, das ich zu Beginn einer neuen Session gespürt hatte. Es würde nicht leicht werden, das alles zu vergessen.

Doch ich wollte jetzt nicht an Christian denken, sondern mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, auf meinen Neuanfang. Bevor mein Herz jedoch seinen normalen Rhythmus wiederfand, musste ich einige Zeit fahren. Die Straße war gut – für bulgarische Verhältnisse.

Nie soll man an die Orte seines früheren Lebens fahren, so heißt es. Sie verändern sich und ist man erst einmal da, stellt man verzweifelt fest, dass die Erinnerung immer besser als die jetzige Realität ist. Auch wenn es eine halbe Ewigkeit her war, seitdem ich zuletzt hier gewesen war, konnte ich dem nur zustimmen. Wahrscheinlich hatte ich zu lange in Deutschland gelebt, war zu sehr in meinem Perfektionismus verhaftet gewesen, um den Charme des blauen Himmels über mir und dem verwilderten Grün zu meiner Rechten etwas abgewinnen zu können. Hinter der nächsten Biegung erwartete mich noch mehr Grün: Bäume, verwachsene Hecken, hohes Gras.

Endlich tauchten hier und da inmitten der unberührten Natur Häuser auf. Wie zufällig hineingesetzt. Früher war mir das kleine Dorf, in dem meine Großeltern mütterlicherseits wohnten, wie eine andere Welt erschienen. Ein kleines Paradies, in dem Trauben auf öffentlichen Plätzen wuchsen und jeder sich daran bedienen konnte und in dem jede Woche auf dem Markt frische Tomaten, Kirschen aus dem eigenen Garten und vieles mehr verkauft wurde. Noch heute schmeckte ich den Schopska-Salat meiner Großmutter. Gurke, Tomate, Paprika, Zwiebel, alles klein geschnitten und garniert mit bulgarischem Schafskäse.

Ich schaute auf das Auto-Display. 16:56 Uhr. Mein Fuß drückte das Gaspedal durch. Auch wenn hier nur fünfzig erlaubt war, musste ich mich beeilen. Der Termin mit dem Notar hatte schon vor einer Stunde stattfinden sollen. Ich und mein tolles Zeitgefühl! Bestimmt war er nicht mehr da.

Seit wie vielen Stunden war ich jetzt unterwegs? Ich fuhr gern Auto, aber eine solche Strecke würde ich nie wieder freiwillig in Kauf nehmen. Obwohl es erst Mai war, war es sehr warm. Ich öffnete das Fenster und schloss kurz die Augen, als der Fahrtwind mir entgegenkam.

Ich wusste nicht, wie es weitergehen würde. Es war traurig, aber die Nachricht von Djados Tod hatte eher Hoffnung in mir geweckt als Trauer. Irgendwie passte es, dass ich gerade jetzt das Haus geerbt hatte. Als hätte die Trennung von Christian nicht ausgereicht, hatte ich auch noch meinen Job verloren. Der Zoo renovierte, und nun mussten ein paar Stellen gestrichen werden. Als Bürokauffrau in einem Zoo zu arbeiten war nicht gerade das, was man einen Traumjob nannte, aber die Kollegen waren nett gewesen.

Doch das war jetzt Vergangenheit. Ich hatte die nötigsten Sachen zusammengepackt und war losgefahren. Losgefahren in eine ungewisse Zukunft, in ein Land, das ich zuletzt als Kind gesehen hatte.

Ich hatte das Radio leise gestellt, um den Ansagen des Navigationsgeräts, das ein wenig zu sehr nach Angela Merkel klang, zuhören zu können. Auf der linken Seite sah ich ein altes Gebäude, das an eine Schule erinnerte. Ich fragte mich, wie die Kinder in dieser ländlichen Gegend zur Schule kamen. Endlich sagte mir mein Navi, dass ich links abbiegen müsste. Die Straße schien nur aus Schlaglöchern zu bestehen. Würde ich hier jeden Tag lang fahren müssen, würde ich bald an einem Schädel-Hirn-Trauma leiden. Laut Navi waren es nur noch wenige Meter bis zum Haus.

Ich spürte, wie sich Aufregung in mir breitmachte. So sehr ich mich auch bemüht hatte, es war mir nicht gelungen, das Haus von Djado vor meinem inneren Auge wieder zum Leben zu erwecken. Meine Augen suchten die Gebäude nach der Zahl elf ab. Viele Häuser standen hier nicht. Ich sah weitläufige Felder und Gärten, in denen die ersten Sommerblumen blühten. Einige Menschen arbeiteten im Garten. Würde ich bald auch so viel draußen sein? Der Notar hatte gesagt, dass das Haus ein riesiges Grundstück besitzen würde. Um die zweitausend Quadratmeter. Hier würde es kein Problem sein, wenn ich mir ein Haustier holte. Eins? Wieso nicht gleich mehrere? Christian war allergisch gegen Tierhaare, weshalb ich mich von dem Wunsch, eine Katze zu besitzen, verabschiedet hatte.

Ich ignorierte das Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung. Hier draußen gäbe es ja wohl keine Blitzer, oder? Ich wollte endlich wissen, wie ich in Zukunft leben würde. Sicher müsste ich einiges aufräumen. Aber das würde ich schon hinkriegen. Immerhin war ich es gewesen, die in Christians und meiner Wohnung neue Möbel zusammengebaut und auch die Wände neu tapeziert hatte. Bevor ich irgendetwas in dieser Art machte, würde ich mich aber erst mal ganz lange ausruhen. Die Fahrt war sehr anstrengend gewesen. Ein Wunder, dass ich meine Augen noch offenhalten konnte. Doch ich konnte den letzten Rest Selbstbeherrschung in mir zusammenkratzen und weiter auf die Straße blicken.

»Sie haben Ihr Ziel erreicht«, sagte das Angela-Merkel-Navi plötzlich.

Ich stoppte das Auto so ruckartig, dass ich befürchtete, meine Sachen im Kofferraum würden bis zu mir nach vorn fliegen.

Das also war es. Ich stieg aus dem Auto aus, um es näher betrachten zu können. Hohe Gräser umgaben das einstöckige Haus schützend wie eine Dornröschenhecke, als trauten sie dem schief stehenden steinernen Zaun nicht. Auch der große Baum bei der Einfahrt stand schiefer als der Turm von Pisa. Meine botanischen Kenntnisse reichten nicht aus, um zu erkennen, um welche Art von Baum es sich handelte. Eine leichte Brise wehte durch die Blätter. Ich stellte mir vor, wie ich im Hochsommer hier stehen und einen Pfirsich oder einen Apfel oder was auch immer hier wuchs, verspeiste. Am liebsten wäre ich sogleich durch das Gartentor, von dem die weiße Farbe abblätterte, gerannt, um jeden Zentimeter meines neuen Zuhauses zu begutachten. Doch ich wollte diesen Moment genießen.

Der Garten war verwildert, das konnte ich auch ohne einen grünen Daumen erkennen, aber ich sah auch, dass es hier viel Fläche gab, um etwas zu erschaffen. Etwas Wunderschönes. Und so schwer konnte es nicht sein, sich ein paar Gartenkenntnisse anzueignen.

In Deutschland hatte ich ein solches Haus noch nie gesehen. Hätte es mir nicht in Erinnerung bleiben müssen? Das Auffälligste an dem Haus waren die grün umrandeten Fenster. Das Haus selbst war weiß, mit einem roten Dach. Sicher nicht der neueste Trend, aber es besaß einen ganz eigenen Charme. Eine kleine Treppe führte hinauf zur Eingangstür. Wie ein kleines Kind bei einer Schatzsuche öffnete ich die Pforte. Hier würde ich einen Aufsitzrasenmäher brauchen, um das hohe Gras beseitigen zu können. Djado war noch nicht lange tot, also hatte er es wohl die letzte Zeit über nicht geschafft, sich um seinen Garten zu kümmern.

Wie alt war er gewesen? Ich schämte mich, dass ich es nicht wusste. Hatte ich überhaupt verdient, hier zu sein und in seinem Haus zu wohnen?

Neben der Treppe, die zur Eingangstür führte, wuchsen Hyazinthen. Ihr starker Duft zog mir in die Nase und erinnerte mich an die Osterfeste, die ich als Kind so geliebt hatte.

Mein neues Zuhause. Ein richtig großes Haus. Keine enge Zweizimmerwohnung, wie ich sie bisher mit Christian bewohnt hatte. Ich hatte noch keine Ahnung, wie mein neues Leben aussähe, aber ich war bereit, mein altes hinter mir zu lassen.

Ich ging ein Stück um das Haus herum. Dabei gab ich mir Mühe, auf dem schmalen Pfad zu bleiben, den sich die Natur noch nicht wieder zurückerobert hatte, und sah, dass sich der Garten, oder besser gesagt, das hohe Gras bis weit in die Ferne erstreckte. In Deutschland wäre ein Grundstück von solchem Umfang unbezahlbar für mich.

Zur rechten Seite erkannte ich etwas, das einmal ein Gemüsebeet gewesen sein musste. Mittlerweile war es jedoch so verwildert, dass ich nur erraten konnte, was einmal dort gewachsen war. Die Rosen jedoch waren klar zu erkennen. Rot und gelb ragten ihre Köpfe empor. Ich stellte mir vor, wie ich, mit einem breiten Strohhut auf dem Kopf, in dem Beet stand, und Kartoffeln aus der Erde zog. Ob sich meine Fähigkeiten dazu eigneten, stand in den Sternen.

Ich spähte durch eine der Fensterscheiben, konnte jedoch nur staubiges Glas erkennen. Kurz überkamen mich Schuldgefühle, weil ich mir vorstellte, dass Djado all die Jahre ganz allein gewesen war. Oder hatte er jemanden gehabt, der ihm im Haushalt geholfen hatte?

Ich kehrte um und stieg die Stufen zur Haustür hinauf. Eine Art Veranda lag vor mir. Ich berührte die Türklinke und versuchte, das Metall hinunterzudrücken. Natürlich war die Tür verschlossen. Der Notar war wahrscheinlich bereits hier gewesen und wieder gefahren. Ich suchte nach einem Schlüssel, den er mir vielleicht hinterlassen hatte. Ich hob die Matte vor der Tür hoch, doch da war nichts. Okay, sagte ich mir, kein Problem. Würde ich ihn halt anrufen. Ich holte mein Handy aus der Jeanstasche. Während ich das Tuten hörte, lief ich ein wenig auf der Veranda herum. Es ging niemand ran.

Schöner Mist! Ich musste diesen Kerl doch irgendwie erreichen können! Er wusste, dass ich unterwegs war, und immerhin war er ein Bekannter meines Großvaters gewesen. Er konnte mich nicht einfach so hängenlassen, oder? Nur weil ich mich ein bisschen mit der Ankunftszeit verschätzt hatte. Aber würde ich über eine Stunde auf jemanden warten? Wohl eher nicht …

Ich versuchte es noch einmal. Doch auch beim zweiten Mal ging niemand ran. Ich war in meinem neuen Leben angekommen, aber ich konnte nicht in mein zukünftiges Haus hinein. Würde ich etwa die Nacht wieder in meinem Auto verbringen müssen? Natürlich wusste ich nicht, was mich im Haus erwartete. Aber für diesen Fall hatte ich mir eine Luftmatratze zum Schlafen besorgt. Die Aussicht, eine weitere Nacht im Auto zu verbringen, war nicht gerade reizvoll. Meine Freude verpuffte allmählich. Es musste eine Möglichkeit geben, wie ich ins Haus hineinkommen könnte!

Ich versuchte es ein weiteres Mal an der Türklinke. Doch auch dieses Mal ließ sich die Tür nicht öffnen. Gäbe es die Möglichkeit, diese Tür mit einem spitzen Gegenstand, wie etwa einer Haarnadel, aufzumachen, ich hätte es probiert. Doch benutzte ich weder Haarnadeln noch fiel mir auf die Schnelle ein anderer Gegenstand ein, der diese Funktion hätte übernehmen können.

Ich probierte es bei den Fenstern. In solch einem alten Haus musste es die Möglichkeit geben, sich durch das Fenster Einlass zu verschaffen. Doch als ich am vierten Fenster angelangt war, sah ich ein, dass es keinen Sinn hatte.

Ich war so lange gefahren, hatte meine gesamte Energie verbraucht, und nun stand ich vor einem Haus, in das ich nicht hineinkonnte. Und der Notar, der mich hätte einlassen sollen, war auch nicht da.

»Positiv denken!«, verordnete ich mir. Vielleicht rief der Notar gleich zurück. So spät war es ja noch nicht. Ich stieß einen tiefen Atemzug aus und ging zurück zu meinem Auto. Ich versuchte mir einzureden, dass es nicht schlimm war, eine weitere Nacht im Auto zu schlafen. Aber ich sehnte mich nach einem Bett oder wenigstens einem bettähnlichen Schlafplatz. Mein Rücken schmerzte von der langen Fahrt.

Sollte ich die Luftmatratze aufpusten und im Garten schlafen? Ich war kein Schisser, aber das musste ich nicht haben.

Ich wollte endlich wieder normal schlafen, normal essen und mich wieder richtig heimisch fühlen. Ein Glas kühler Maracujasaft und dazu ein Wrap mit knackigem Salat wäre jetzt ein absoluter Traum. Stattdessen gab es bloß eine Flasche mit stillem und mittlerweile warmem Mineralwasser sowie eine Packung Cracker und ein halbes Brötchen, das ich an einer Tankstelle gekauft hatte. Dem Geschmack nach stammte das Brötchen vom Vortag. Ich nahm einen Schluck Wasser und ließ den Kopf nach hinten in die Nackenstütze sinken. Danach versuchte ich ein weiteres Mal, den Notar zu erreichen. Doch auch dieses Mal nahm er nicht ab.

Wut und Tränen stiegen in mir auf, doch ich schaffte es, beides zu verscheuchen. Ich war selbst schuld, hätte ich doch einfach den Termin etwas später ansetzen können. Der Blick in den Spiegel an der Sonnenblende zeigte mir, dass ich nicht ganz so schlimm aussah, wie ich vermutet hatte. Der Pony klebte etwas an der Stirn, aber dafür, dass ich mich während meiner gesamten Reise weder geschminkt noch eingecremt hatte, sah ich ganz okay aus. Ich schaltete mein Auto an, um etwas Musik zu hören. Bisher hatte es »Dream a little dream of me« noch jedes Mal geschafft, mich zu beruhigen. Dies war die perfekte Situation, um zu lernen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Soweit die Theorie. Ich nahm einen weiteren Schluck Wasser und stellte mir vor, wie ich später über diese Situation lachen würde. Später, wenn ich in meinem neuen Leben angekommen wäre.

Ich sah ein schwarzes Auto die Straße mit langsamer Geschwindigkeit entlangfahren. Ein BMW. Er parkte nicht weit entfernt von meinem Skoda. Heraus stieg ein Mann etwa in meinem Alter. Ich schaltete die Musik leiser und beobachtete, wie der Mann näherkam. Ob das der Notar war? Hoffnung breitete sich in mir aus. Vielleicht hatte ich Glück und musste heute nicht im Auto schlafen!

Ich schaltete den Motor ab, öffnete die Autotür und stieg aus.

»Sdrawej!«, sagte der Mann mit den dunklen, kurzen Locken, der bei genauerem Hinsehen gar nicht mal unattraktiv aussah. Ich versuchte, freundlich zu nicken. Bei all der Hektik hatte ich keine Zeit gehabt, auch nur einen Hauch Bulgarisch zu lernen. Aber wenn das wirklich der Notar war, sprach er immerhin Englisch, wie ich vom Telefonieren hier wusste.

Es musste der Notar sein. Wieso sonst sollte jemand hier parken und zu mir kommen? Der Mann blieb vor mir stehen.

»Du bist die Enkelin von Veselko, richtig?« Er strich durch seine dunklen Locken.

»Ja, das bin ich.«

»Herzlich willkommen in Bulgarien. Wie war noch gleich dein Name? Ich bin Javor Mitov und wohne im Haus da vorn.«

Also doch nicht der Notar! Er deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite. Das dunkelgrau verputzte Haus mit seinen Tannen drum herum wirkte wie aus einer anderen Zeit, in der es vielleicht mehr Armut und weniger Technik gegeben hatte, aber die Welt im Großen und Ganzen noch in Ordnung gewesen war.

»Ich bin Kalina Roloff. Also sind wir Nachbarn?«, fragte ich.

»Ja, das sind wir wohl. Ich wohne mit meiner Mutter zusammen. Du wirst sie sicher demnächst kennenlernen.«

Er wohnte mit seiner Mutter zusammen? In dem Alter? Na ja, vielleicht war es hier normal, dass die Kinder länger zu Hause wohnten, ich hatte ja keine Ahnung. Trotzdem musste ich kurz an Norman Bates aus »Psycho« denken. Aber dieser Gedanke wurde schnell durch die Frage ersetzt, wie Javor wohl unter seinem Shirt aussehen mochte. Offenbar hatte ich zu lange keinen Sex gehabt. Christian hatte mich in der letzten Zeit vor unserer Trennung ziemlich hingehalten. Hier und da ein Blowjob, eine Auspeitschung und jede Menge fiese Aufgaben, aber mehr hatte es nicht gegeben. Er wollte mich erst richtig erziehen.

»Ich glaube, ich habe da etwas, das du gebrauchen kannst.«

Javor reichte mir einen Schlüssel. Um seine Mundwinkel bildete sich ein Lächeln.

»Zum Notar hat es nicht ganz gereicht, aber ich kenne Herrn Georgiev. Er wohnt im nächsten Dorf, nur ein paar Kilometer entfernt. Du warst wohl etwas spät dran. Er konnte nicht bleiben, weil er noch einen Termin hatte, und konnte dich wohl nicht erreichen.«

Dass ich keinen Anruf in Abwesenheit auf meinem Handy gesehen hatte, verschwieg ich, denn ich wollte nicht bei der ersten Person, die ich hier traf, als die spießbürgerliche Deutsche rüberkommen. Der Ort hatte nur etwas über zweihundert Einwohner, und da überlegte man es sich zweimal, bevor man sich unbeliebt machte. Ich spürte das aufgewärmte Metall des Schlüssels in meiner Hand. Es fühlte sich gut an.

»Woher genau kommst du?«, fragte Javor.

»Aus Bremen.«

Mittlerweile kam mir die Stadt so endlos weit weg vor. Der Roland, die Weser und die Lakritz-Babbeler aus dem Schnoorviertel. Aber es war okay, ich war in meinem Leben oft genug umgezogen, um nicht an Städten zu hängen.

»Ah, Bremen, da wo die Bremer Stadtmusikanten herkommen.« Javor grinste. »Ich mag Deutschland, aber hier in Bulgarien gefällt es mir doch am besten. Da wirst du auch noch hinterkommen. Wenn du Fragen hast, klingel einfach. Aber Vorsicht, wenn meine Mutter aufmacht, wird sie dich gleich beim Essen dabeihaben wollen!«

Ich strich meine Haare hinters Ohr. War ich eben noch zufrieden mit meinem Spiegelbild gewesen, fühlte ich mich nun etwas unwohl. Wie mochte ich auf Javor wirken?

»Du willst sicher demnächst ans Schwarze Meer. Das wollen alle, die herkommen. Bist du schon mal dort gewesen?«

Ich schüttelte meinen Kopf und hoffte, dass sich der Pony dabei etwas bewegte und nicht wie eine an die Wand geklatschte Spaghetti an meiner Stirn klebte. »Ich glaube nicht. Das heißt, vielleicht früher mal, als ich ein Kind war. In den letzten Jahren hatte ich nicht wirklich Kontakt zu meinem Opa.« Gar keinen Kontakt traf es besser.

»Oh, das tut mir leid.«

»Hatte er denn ein paar schöne letzte Jahre?« Wie dämlich und heuchlerisch die Frage klang, wurde mir erst bewusst, als sie draußen war.

Javor rieb seine Hand an der Jeans. »Er hat seinen Garten geliebt, war fast immer hier draußen zu finden. Schade, dass du den Garten nicht in seiner vollen Pracht gesehen hast. Veselko war der Meister im Tomatenanbau! Hat sie immer mit auf den Markt genommen und an seinem eigenen kleinen Stand verkauft.«

Ich sah die Szene vor meinem geistigen Auge und stellte fest, wie weit entfernt dieses einfache Landleben von dem war, was ich bisher erlebt hatte. Verkehrsstaus, Stress, jede Menge Menschen um mich herum.

»Er war also zufrieden?«

»Ja, das war er. Er hat nicht allzu viel geredet und lebte sehr zurückgezogen, seitdem er alleinstehend war, aber die Leute im Dorf akzeptierten das.«

»Danke.« Ich drehte den Schlüssel in meiner Hand.

»Kein Problem. Wie gesagt, wenn du irgendwas wissen willst oder Hilfe bei etwas brauchst, melde dich gern. Und noch einmal zurück zum Schwarzen Meer: Das älteste intakte Schiffswrack der Welt wurde dort gefunden. Bulgarien hat so einiges zu bieten! Allein das Meer, wenn es in der Sonne glitzert und man unter den Feigenbäumen sitzt und hinaus auf die Wellen schaut … Entschuldige, wenn ich etwas patriotisch klinge, aber das liegt an meinem Job. Wenn man Leuten jeden Tag historische Fakten, Geheimtipps und alles Mögliche über ein Land erzählen muss, geht das irgendwann in den Alltag über.« Javor lächelte.

Ich musste mir eingestehen, froh zu sein, ihn getroffen zu haben. Es gab mir etwas Sicherheit zu wissen, dass ich nicht vollkommen auf mich allein gestellt war bei diesem Neuanfang.

»Du bist in der Tourismusbranche tätig?«

»Genau. Was machst du?«

»Ich bin gerade hier in einem Zweihundert-Seelen-Dorf gestrandet und muss mich ab heute in einer völlig neuen Welt zurechtfinden.«

»Das wirst du schon. Du hast es hierhergeschafft, der Rest kommt ganz von selbst! Soll ich dich reinbegleiten?«

Ich wollte nicht unhöflich sein, schüttelte aber den Kopf. »Ich will mich gleich erst mal ein wenig ausruhen. Die Fahrt war echt lang. Ich habe zwar Pausen gemacht, aber so ein Auto ist eben kein Bett.«

»Das verstehe ich. Aber wenn du nichts dagegen hast, zeige ich dir kurz das Grundstück, damit du keinen Schreck bekommst.«

Ich lachte. »Weil es so riesig ist?« Ich lief neben Javor her. Seine Hände wirkten ebenfalls ziemlich riesig. So, als ob sie gut zupacken konnten. Dabei sah sein Gesicht eher sanft aus und erinnerte mich etwas an den Zirkus-Artisten, den ich als Vierzehnjährige so vergöttert hatte. Wie hieß er noch gleich?

Javors Lächeln wirkte dieses Mal etwas gequält. »Das meinte ich nicht. Komm einfach mit und sieh es dir an.«

Hinter dem Haus wartete nicht nur jede Menge Fläche darauf, gemäht zu werden, auch Beete waren voller Unkraut. Als ich jedoch sah, was mich noch erwartete, verschlug es mir den Atem.

Stoyan

Ich schloss die Tür hinter mir. Vor nächster Woche würde ich mein Büro nicht mehr betreten. Im Laufe der Jahre hatte ich mir angewöhnt, genug Freizeit einzuräumen, und nicht, wie mein Vater, meine gesamte Freizeit und mein gesamtes Leben damit zu verbringen, mich für das Hotel aufzuopfern. Das Golden Beach Hotel lief sehr gut, was nicht zuletzt daran lag, dass es vor einiger Zeit renoviert worden war. Hätte ich mich für diese Art Urlaub begeistern können, wäre ich auch gern Gast hier gewesen.

Am Vormittag hatte ich mir die neuesten Bewertungen im Internet durchgelesen. Im Großen und Ganzen waren die Gäste überaus zufrieden. Das Hotel war die erste Anlaufstelle für Touristen in Varna. Ich konnte es kaum erwarten, ins Wochenende zu starten und endlich wieder weit weg vom Trubel zu sein. Nun musste ich es nur schaffen, das Hotelgebäude zu verlassen und dabei nicht von Milla gesehen zu werden.

Während ich durch den großzügigen Flur lief, kam mir eine Gruppe älterer Damen entgegen, die ich mit einem Lächeln begrüßte. Ich hielt kurz einen Plausch mit Magdalena am Empfang, um zu erfahren, ob es heute irgendwelche besonderen Vorkommnisse gegeben hatte, und drehte dann noch eine Runde im Erdgeschoss. Die Blumen an den Tischen im Speisesaal waren frisch und es war sauber gewischt. Darüber musste ich mir also keine Gedanken machen.

Mir war es wichtig, regelmäßig durch das Hotel zu laufen, und alles im Blick zu behalten. Schon mein Vater hatte mir gesagt, dass das Personal, wenn man es nicht im Auge behielt, machte, was es wollte. Ich hatte das Glück, viele meiner Mitarbeiter gut zu kennen und mich auf sie verlassen zu können. Doch es kamen auch immer wieder zwischendurch neue Gesichter, auf die ich achten musste.

Geschafft! Ich trat hinaus in die Wärme und verfluchte wie jedes Mal, dass ich so sehr darauf bestehen musste, an jedem einzelnen Tag Hemd und Anzug zu tragen. Ich freute mich schon, den Fahrtwind zu spüren, und schloss meinen weißen Audi R8 auf, als ich eine Stimme hinter mir hörte.

»Du willst doch nicht ohne mich ins Wochenende starten, oder?«

Ich hielt inne und drehte mich um. Wie schaffte sie das nur? Ich hatte bereits überlegt, ob sie mir heimlich im Schlaf einen Chip eingesetzt hatte, um zu kontrollieren, wo ich mich wann aufhielt.

»Wir hatten nicht darüber geredet, ob wir uns am Wochenende sehen.«

»Aber wir sehen uns doch immer.«

Das ist genau das Problem, dachte ich und sah bereits Zimmer 136 vor meinem inneren Auge. Dass meine Befürchtung wahr werden würde, war spätestens klar, als Milla mir ihre Lippen auf den Mund presste und ihre Arme um meinen Hals legte. Ihr viel zu süßes Parfum strömte mir entgegen.

Wie hatte ich auch glauben können, dass sie mir ein freies Wochenende gönnte? In ihren Augen stand wieder dieses siegessichere Funkeln. Ihr schwarzes Haar war zu einem Knoten gebunden, den ich gleich öffnen würde.

»Du kannst es doch kaum erwarten«, sagte sie und drückte mir ein zweites Mal ihre Lippen auf den Mund.

Ich stellte mir vor, wie ich ihr in die Lippe biss, wie sie schreien und mir eine runterhauen würde. Solche kleinen Gedankenspiele mussten sein, damit ich nicht ausrastete.

»Willst du wissen, was ich für ein Höschen trage?«, flüsterte Milla.

»Ich würde viel lieber wissen, wie du reagierst, wenn ich dir eine Ohrfeige verpasse.«

Sie lachte. »Das wirst du aber niemals tun, weil du genau weißt, dass ich solche Spiele nicht leiden kann. Und jetzt komm, ich habe heute noch viel vor und möchte jetzt die erste Sache auf meiner Feierabend-To-do-Liste abhaken.«

Ich schloss mein Auto schweren Herzens wieder zu und stellte mich darauf ein, die nächste halbe Stunde mit Milla zu verbringen. Ich wusste, sie würde erst von mir ablassen, bis ich abgespritzt hatte. Wie immer trug sie noch ihre weiße Bluse, den schwarzen Rock und darüber eine weiße Spitzenschürze, weil sie der festen Überzeugung war, dass mich dieses Outfit antörnte.

Ich ließ mich von ihr ins Hotel ziehen und versuchte dabei, die Wut in meinem Bauch unter Kontrolle zu halten. Die Kollegen, denen wir auf unserem Weg begegneten, lächelten wissend. Wir nahmen die Treppe, und ich war dankbar, dass sie es zu eilig hatte, um auf den Fahrstuhl zu warten. Denn ich wusste, dass sie eine Vorliebe dafür hatte, während der Fahrt auf die Knie zu gehen und mir einen zu blasen. Nicht, dass ich etwas gegen einen guten Blowjob gehabt hätte. Aber ich war immer noch in meinem Hotel und musste mich benehmen. Einen weiteren Skandal konnte ich nicht gebrauchen!

Wie sähe es denn bitte aus, wenn sich die Tür öffnete und meine Gäste mich in flagranti mit der Chefin des Hotel-Restaurants erwischten?

Milla rannte die Treppenstufen mit ihren hohen Absätzen hoch. Wann sie wohl endlich mal mit den Dingern stolperte?

Wir kamen in der zweiten Etage an und ich schaute für einen kurzen Moment durch die große Glasfront zum Strand hinunter. Ich verstand immer noch nicht, dass so viele Menschen Lust darauf hatten, sich am Strand mit unzähligen anderen Menschen um die besten Plätze zu streiten. Für mich war das Beste am Strandurlaub stets der Moment gewesen, wenn ich wieder zu Hause angekommen war.

Milla zog den Schlüssel für Zimmer 136 aus der Tasche ihres Rocks und wedelte damit vor meiner Nase herum.

»Gleich ist es so weit!«, sagte sie mit einem Lächeln.

Wieder atmete ich einen Schwall ihres süßlichen Parfums ein. Es roch billig, doch ich wusste, dass es teuer war. Wer kreierte nur solche Düfte? Ich hatte schon einmal daran gedacht, ihr ein anderes Parfüm zu kaufen, aber das könnte sie falsch interpretieren.

Sobald wir das Zimmer betreten hatten, ging die übliche Show los: In Zeitlupe knöpfte Milla ihre Bluse auf und sah mich dabei mit einem Blick an, wie eine Stripperin einen gierigen Kunden anschauen würde. Ich setzte mich auf das Bett und schaute ihr dabei zu, wie sie sich bis auf die Unterwäsche auszog. Oh, heute gar keine halterlosen Strümpfe? Die Strumpfhose schmiegte sich an ihre Beine wie eine zweite Haut. Auch wenn ein Teil von mir aus dem Raum flüchten wollte, wollte eine Seite in mir ihr die Strumpfhose über das Gesicht ziehen und ihr den Mund damit zuhalten.

Irgendwann …

Es war der übliche Auftakt zu dem, was sie Sex nannte, das sich für mich jedoch eher wie das Absolvieren eines ewig gleichen Programmes anfühlte.

Sobald Milla sich an meiner Hose zu schaffen machte, musste ich wieder einmal feststellen, wie schwach ich war. Ihre Lippen verstanden es, meinen steifen Schwanz ohne Probleme aufzunehmen. Ich schloss die Augen, weil ich nicht ihren triumphierenden Gesichtsausdruck dabei sehen wollte. Ich wusste, dass sie es genoss. Auch wenn ich ihr das nicht gönnte, konnte ich nicht leugnen, dass sie genau wusste, was ich beim Oralsex wollte. Ich ließ es geschehen, dass sie ihn rein und raus gleiten ließ. Fuck, ihre Lippen waren so geübt darin, genau das mit meinem Schwanz zu machen, was ihn noch härter werden ließ. So sehr ich mich auch dagegen wehrte, schaffte sie es doch jedes Mal, wenn schon nicht meinen Kopf und mein Herz, so doch zumindest das Stück von mir, das seinen eigenen Willen hatte, von sich zu überzeugen.

»Du kannst es ja kaum erwarten!«

Ihr Lächeln machte mir mehr als deutlich, wie sehr sie es genoss, wieder gewonnen zu haben. Milla, dieses Miststück! Sie beugte sich zu mir und formte ihre Lippen zu einem Kussmund. Ich biss in ihre Lippe, sodass sie aufstöhnte und mahnend ihren Zeigefinger hin und her bewegte.

»So nicht, mein Lieber. Du musst dich unter Kontrolle haben!«

Unter Kontrolle … Ich fühlte mich wie ein Raubtier, das dressiert werden sollte. Dabei wollte ich frei sein, die Bilder, die mir seit geraumer Zeit im Kopf herumspukten, ausleben. Ich wollte sehen, wie meine Schläge einen weiblichen Körper zuerst mit Röte, dann mit Striemen überzogen. Ich wollte eine Stimme hören, die schluchzte, darum bettelte, dass ich mich beherrschte, nicht so hart zupackte. Doch es gab kein Entkommen! Ich würde nicht aufhören, sondern weitere Schläge auf der bereits heißgeschlagenen Haut hinterlassen. Meine Befehle würden Nervosität, wenn nicht sogar eine Prise Angst auf ein Gesicht zaubern. Ein Gesicht, das niemals das von Milla sein könnte. Aber jetzt war sie die einzige Frau, mit der ich es treiben konnte. Treiben musste.

Ich schmiss Milla auf das Bett und zerriss mit einem Handgriff ihre Strumpfhose. Kein Höschen. Sie war ja doch für Überraschungen gut! Ihr Venushügel lag blank und weich vor mir. Ob ich wollte oder nicht, würde, wenn nicht ihr Mund, ihre Möse mich zum Kommen bringen.

Verärgerung breitete sich in ihrem Gesicht aus. »Die Strumpfhose war teuer! Du musst dich zusammenreißen! Denk daran, wer hier das Sagen hat!« Eine Ohrfeige hätte mich nicht wütender werden lassen. Wieso musste sie mich in jeder Sekunde daran erinnern?

»Sei brav«, flüsterte sie, wohl wissend, dass ich es hasste, in dieser unterwürfigen Position zu sein.

Millas Hand drückte mich nach unten. Ich beugte mich ihrem Willen. Was hätte ich auch machen sollen? Meine Zunge schmeckte den Geschmack der Unterwerfung. Ich schloss die Augen und versuchte, meine Fantasie von eben wieder aufleben zu lassen. Keine Chance. Vor meinem inneren Auge tanzten jede Menge kleine Millas in zerrissener Strumpfhose herum, machten Kussmünder und lachen hämisch. Ich wollte in ihren Kitzler beißen, ihren Aufschrei hören und genießen, doch stattdessen leckte meine Zunge brav über ihre Schamlippen. Ich nahm meinen Finger zu Hilfe und schob ihn hinein. Milla stöhnte auf.

»Nicht so wild, du weißt, dass ich es langsam mag!«

Langsam … Wäre es nach mir gegangen, hätte ich ihr meinen Schwanz direkt in den Arsch geschoben, ohne auch nur einmal raufzurotzen.

»Jetzt bin ich so weit, Stoyan. Setz dich hin.« Sie klopfte auf den Platz neben sich, wie vielleicht eine Lehrerin einen minderbegabten Schüler zu sich bitten würde.

Ich hatte die Nase so was von voll! Nicht aber mein Schwanz. Es war beschämend, aber die Realität: Wenn ich geil war, dann hatte ich sogar Sex mit Milla. Sie war eine hübsche Frau, keine Frage. Aber das war nur äußerlich der Fall. Spätestens wenn man sich fünf Minuten mit ihr unterhalten und ihr kühles Lächeln gesehen hatte, wusste man, dass sie nur an sich dachte und Situationen und Menschen danach bewertete, ob sie für sie vorteilhaft sein würden.

Ob sie sich jemals von einem Kerl hatte anständig ficken lassen? Ob ihr je ein Kerl die Hand vor den Mund gepresst hatte, während er sie von hinten durchfickte? Mein Schwanz wuchs bei dem Gedanken, wie Milla verstört zu mir aufblickte. Doch in der Realität nahm ich den von ihr bestimmten Platz ein wie ihr Schoßhündchen, das endlich mit auf Frauchens Bett darf. Ob es Bereiche in ihrem Leben gab, in denen Milla jemals lockergelassen hatte? Beim Sex mit mir jedenfalls nicht. Milla hatte zu gern die Kontrolle.

Sie nahm ihren Platz auf mir ein, führte mit einer geschickten Bewegung ihrer manikürten Hände meinen harten Schwanz ein und schenkte mir noch einmal ein kaltes Lächeln. Ich hasste mich dafür, dass ich stöhnte und ihren Arsch mit meinen Händen umfasste. Ich drückte meine Finger in die Haut. Zu fest, wie ihre Worte mich erinnerten: »Hab dich im Griff, mein Lieber!«

Milla bewegte sich auf mir. Sie war eng. Ich fragte mich, ob sie viele Partner vor mir gehabt hatte. Wir hatten nie darüber gesprochen. Hielt sie sich vielleicht mit irgendwelchen Übungen so eng? Manche Frauen schworen auf Liebeskugeln, die sie während des Einkaufens oder bei den Hausarbeiten trugen. Ich versuchte, mich mit derartigen Gedanken von der Tatsache abzulenken, dass Millas rhythmische Vor- und Zurückbewegungen mich noch härter werden ließen. Oh, verdammt, ich stand nicht mal drauf, wenn ich geritten wurde! Das hier war einfach nur mechanisch: Sie bewegte ihre Hüften, umschloss meinen Schwanz mit ihrer saftigen Enge und mein Schwanz reagierte.

»Erst, wenn ich es dir erlaube!«

Wieder dieser mahnende Zeigefinger.

Irgendwann, irgendwann würde ich sie packen und all den Frust, der sich angestaut hatte, an ihr auslassen. Schlag für Schlag.

Es bereitete ihr sichtlich Spaß, auf mir hin und her zu wippen. Ich hörte ihr Lachen – und auch, wie mein Atem schneller wurde. Nicht mehr lange.

»Erlaub es mir, jetzt!«

»Nein. Dann wäre es doch langweilig, oder? Merkst du, wie feucht meine Pussy ist? Du hast sie schön nassgeleckt. So brav.« Sie leckte sich über die Lippen und knetete ihre Brüste. Ihre eigene Berührung ließ ihre Nippel steif werden. Zwei kleine rosa Knöpfe. Ich wollte daran ziehen, um ihr den Schrei zu entlocken, den ich schon so lange unbedingt hören wollte. Ich wollte Milla leiden sehen!

»Du wirst es nicht mehr lange aushalten, richtig, und das fuckt dich ab.« Eine Feststellung, keine Frage. Sie kannte mich in dieser Hinsicht.

»Ich bin mal großzügig: Du darfst! Und dann verteil deinen Saft auf meiner Strumpfhose.«

Ich spritzte in ihr ab mit dem Gedanken, das Lächeln von ihr mit meinem Gürtel zu ersticken.

Noch nicht einmal drei Monate, dann würde ich sie meine Ehefrau nennen müssen.

Kalina

Was auch immer hier einmal gestanden hatte, jetzt konnte man es nicht mehr als Gebäude bezeichnen. Vielmehr war es eine Ansammlung von Holzbalken, Ziegeln, zerknüllten Verpackungen, Kanistern und Gläsern mit Flüssigkeiten, die sich teils noch in den Gefäßen befanden und teils ausgekippt auf dem Boden lagen. Die Natur war bereits fleißig gewesen, um sich ihr Revier zurückzuerobern. Eine Müllhalde, die zu meinem zukünftigen Zuhause gehörte und für die ich somit verantwortlich war.

»Was ist das?«, fragte ich, obwohl es offensichtlich war.

»Das ist der alte Stall. Krieg jetzt keinen Schreck. Ich weiß, dass es für deutsche Verhältnisse etwas heftig aussehen muss. Dein Großvater hatte keine Tiere und hat das Gebäude für seine Vorräte genutzt. Eigentlich sah es nicht so schlimm aus. Nachdem er gestorben war, hat sich hier eine Roma-Familie einquartiert. Ich habe sie weggeschickt, aber da hatten sie schon dieses Chaos angerichtet. Es tut mir leid. Leere Häuser betrachten manche Leute hier als Freiwild.«

Jetzt sah ich das zerschlissene Sofa mit Blumenmuster und die Kleidung, oder Tücher, oder was auch immer da zerknüllt zwischen dem Schutt herumlag. Die Vorstellung, dass hier allen Ernstes Menschen gewohnt haben sollten, ließ mich schlucken. War das Elend hier wirklich so groß? Und würde ich sicher sein in dem Haus, wenn es hier offenbar gang und gäbe war, sich auf fremden Grundstücken einzuquartieren?

Als ich mich etwas gefasst hatte, führte Javor mich weiter zu einem anderen Nebengebäude, das kleiner, aber in wesentlich besserem Zustand war. Die einst gelb gestrichene, nun aber von Moos überzogene Tür war halb geöffnet.

»Hier hat dein Großvater seine Gartengeräte aufbewahrt.« Die Unordnung im Inneren ließ darauf schließen, dass auch hier jemand gewesen war.

»Ich hoffe, du bist jetzt nicht zu geschockt?«

»Ich hatte nicht damit gerechnet, dass so viel zu tun ist.«

Du hast ein Haus geschenkt bekommen, was erwartest du da?, dachte ich. Eine Villa samt zehn durchtrainierten Hausangestellten, die dir jeden Abend mit ihren sonnengebräunten Händen Weintrauben in den Mund plumpsen lassen, ehe sie dich je nach Wunsch hart oder zart rannehmen? Ich schüttelte den Kopf. War ich undankbar, weil mir beinahe schwindelig wurde, als ich mir vorstellte, wie viel Arbeit das hier machen würde? Allein alles wegzuräumen, würde eine Ewigkeit dauern. Mit einer Aufräumaktion im großen Stil hatte ich nicht gerechnet.

»Komm erst mal an und dann kannst du weitersehen. Es ist nur der Garten. Lass dich davon nicht runterziehen, okay?«

»Ist gut, ich gebe mir Mühe.« Ich spürte, wie mein Rücken schmerzte und wie sehr ich mich danach sehnte, mich irgendwo im Liegen langzumachen.

»Ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber ich brauche jetzt etwas Ruhe.«

Javor nickte. »Klar. Ich hoffe, dass du gut ankommst. Hier läuft einiges anders, lockerer. Da wirst du schon noch hinterkommen, und irgendwann siehst du die Dinge vielleicht selbst so.«

»Lockerer?«

»Ja, in Bulgarien wird nicht gleich alles neu gemacht, nur weil es nicht mehr so schick ist. Es wird repariert, so, dass es funktioniert. Und was man nicht braucht, wird getrost links liegen gelassen. Ich meine, vielleicht kannst du den ehemaligen Stall ausblenden und dich stattdessen erst mal auf das Haus konzentrieren. Hier im Dorf stört sich niemand daran. Du hast ja sicher schon einige andere Häuser gesehen, richtig?«

»Ja.«

»Okay. Also dann, Kalina, wir sehen uns! Hab keine Scheu, mich zu fragen, wenn du Hilfe brauchst oder Fragen hast.« Javor verabschiedete sich mit etwas, das wie »Duwischdane!« klang, und für einen kurzen Moment lächelte ich.

Als Javor weggegangen war, holte ich meine Taschen aus dem Auto und stapelte sie auf der Veranda, ehe der große Moment gekommen war. Ich steckte den Schlüssel ins Türschloss, schickte schnell ein Stoßgebet zum Himmel, dass es drinnen nicht so wie in der Scheune aussah, und öffnete dann die Tür, die knarrend aufging.