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Umfangreiches Extramaterial zu Mark Twains „Geheimer Autobiographie - Textedition“ Der Band zur Autobiographie: Auf fast 400 Seiten werden Referenzen aus Mark Twains Autobiographie historisch entschlüsselt, und seine kleinen, charmanten „Gedächtnisschwächen“ werden durch interessante wie unterhaltsame Zusatzinformationen beleuchtet. – „So erhält man eine lückenlose Biographie Mark Twains samt einem farbigen Panorama der amerikanischen Kulturgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dies ist eine editorische Großtat, für die den Wissenschaftlern ebenso zu danken ist wie dem Aufbau Verlag.“ LITERATUREN Der Anmerkungsband ist entstanden an der University of California als Veröffentlichung des Mark Twain Project. Er ist Teil der zweibändigen Buch-Ausgabe „Meine geheime Autobiographie“ und der eBook-Ausgabe "Meine geheime Autobiographie - Gesamtedition" (Aufbau Verlag, Berlin 2012). 400 Seiten Hintergründe: - Die spannende Entstehungsgeschichte von „Meine geheime Autobiographie“ - Textanmerkungen und Erläuterungen - Mit einer Abbildung und 21 Faksimiles - Weiteres Zusatzmaterial - Editorische Notiz
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Seitenzahl: 786
Meine geheime Autobiographie
Hintergründe und Zusätze
Herausgegeben von Harriet Elinor Smith
unter Mitarbeit von Benjamin Griffin, Victor Fischer, Michael B. Frank, Sharon K. Goetz und Leslie Diane Myrick
Aus dem amerikanischen Englisch von Anemone Bauer, Judith Brand, Gloria Buschor, Eliot Jones, Katrin Kraft, Alessa Krempel, Stephanie von der Mark, Ulla Nührich-Loch, Birgit Pfaffinger, Sarah-Jasmin Poel, Nora Pröfrock, Dajana Rujbr, Annegret Scholz, Christa Stütz, Jeff Thoss und Gudrun Tockner
Betreuung der deutschen Ausgabe durch Andreas Mahler unter Mitarbeit von Jens Elze, Zuzana Jakubowski und Nora Pröfrock
Titelseite
Entstehungsgeschichte
Anmerkungen
Zusatzmaterialien
Mark Twain. Kurzbiographie
Die Familie. Kurzbiographien
Mark Twains Dinnerrede zu seinem 70. Geburtstag
Mark Twains Rede im »The Players«-Club
Editorische Notiz
Die Dokumente
Der kritische Text
Zur deutschen Ausgabe
Verzeichnisse
Bibliographie
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Dank
Zwischen 1870 und 1905 versuchte Samuel L. Clemens alias Mark Twain immer wieder (mit großen Unterbrechungen), seine Autobiographie zu schreiben beziehungsweise sie zu diktieren, legte das Manuskript aber jedes Mal beiseite, bevor er nennenswerte Fortschritte gemacht hätte. Bis 1905 hatten sich dreißig bis vierzig solcher verworfenen Fragmente angesammelt – Manuskripte, die im Wesentlichen Experimente waren, Entwürfe einzelner Episoden und Kapitel, von denen viele in den Mark Twain Papers sowie in zwei weiteren Sammlungen erhalten sind. Einige dieser Manuskripte versah er sogar mit Kapitelnummern und platzierte sie so an den Anfang oder das Ende einer größeren Erzählung, die er jedoch nicht weiter ausführte, geschweige denn vervollständigte. Keiner dieser Texte behandelte mehr als einen kurzen Ausschnitt seiner Lebensgeschichte.
Im Januar 1906 durchbrach er dieses Muster und fing an, beinahe täglich einer Stenographin zu diktieren. Bald darauf beschloss er, dass der Text, den er später Mark Twains Autobiographie (Autobiography of Mark Twain) nannte, zum größten Teil aus diesen Autobiographischen Diktaten (AD) bestehen sollte. Innerhalb weniger Monate prüfte er die Sammlung der verworfenen Fragmente und entschied, welche er in die Diktatserie übernehmen würde und welche für eine Publikation nicht in Frage kämen. Als über zweihundertfünfzig der beinahe täglich diktierten Texte vorlagen (und er im Dezember 1909 ein abschließendes Kapitel – über den Tod seiner kurz zuvor verstorbenen Tochter Jean – niedergeschrieben hatte), waren mehr als eine halbe Million Wörter zusammengekommen. Twain erklärte das Werk für vollendet, bestand aber darauf, dass es in vollem Umfang erst hundert Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden dürfe. Er starb nur vier Monate später, am 21. April 1910.
Das späte Gelingen eines Projekts, das sich fünfunddreißig Jahre lang seiner Vollendung widersetzt hatte, kann auf zwei Entwicklungen zurückgeführt werden. Erstens hatte Twain in Josephine S. Hobby nicht nur eine fähige Stenographin, sondern auch eine aufmerksame Zuhörerin gefunden, was ihn ermutigte, das Diktat zu seiner Methode des Schreibens zu machen, einer Methode, mit der er schon seit 1885 experimentiert hatte. Zweitens, und das ist mindestens genauso wichtig, fiel es ihm durch das Diktieren der Texte leichter, einen Schreibstil umzusetzen, den er im Laufe der letzten zwanzig Jahre immer mehr zu seinem gemacht hatte. Endlich hatte er – wie er es im Juni 1906 formulierte – erkannt, dass »die richtige Art, eine Autobiographie zu schreiben«, folgendermaßen aussah: »Beginne an einem beliebigen Zeitpunkt deines Lebens; durchwandre dein Leben, wie du lustig bist; rede nur über das, was dich im Augenblick interessiert, lass das Thema fallen, sobald dein Interesse zu erlahmen droht; und bring das Gespräch auf die neuere und interessantere Sache, die sich dir inzwischen aufgedrängt hat.« 1
Diese kühne Kombination aus Diktat und Dialog erwies sich als erstaunlich befreiend, vor allem weil dadurch keine konventionelle Erzählung entstand, die unaufhaltsam Richtung Grab marschierte, sondern eine Reihe spontaner Erinnerungen und Kommentare aktueller wie vergangener Ereignisse, die nach dem Zeitpunkt ihrer Entstehung aneinandergereiht waren. Das Problem der Herangehensweise war gelöst. Der Gedanke einer postumen Veröffentlichung wirkte ebenfalls befreiend auf Twain, ein Gedanke, der ihn von Anfang an begleitet hatte – war doch das ehrgeizige Ziel, ohne Einschränkungen die volle Wahrheit zu erzählen. So erklärte er 1899 in einem Interview: »Ein Buch, das ein Jahrhundert nicht veröffentlicht werden darf, gewährt dem Autor Freiheiten, die er auf keinem anderen Weg erreichen kann. Es ermöglicht ihm, Menschen ohne Vorbehalte so zu beschreiben, wie er sie kennt, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ihre Gefühle oder die ihrer Söhne oder Enkel zu verletzen.« Die postume Veröffentlichung sollte es Twain zudem erleichtern, auch beschämende Ereignisse seiner Lebensgeschichte zur Sprache zu bringen, ein Ziel, das sich allerdings als illusorisch erwies. In demselben Interview gab er zu: »Kein Mensch kann die ganze Wahrheit über sich selbst berichten, selbst wenn er davon überzeugt wäre, dass niemand sein geschriebenes Wort jemals zu Gesicht bekäme.« 2
Auch wenn das Sekretieren der Publikation aus Twains Autobiographie keine Lebensbeichte machte, gab es dem Autor doch die Freiheit, seinen unkonventionellen Ansichten über Religion, Politik und die verfluchte Menschheit Ausdruck zu verleihen, ohne Angst haben zu müssen, dadurch ins gesellschaftliche Abseits zu geraten. Im Januar 1908 erinnerte er sich daran, dass er lange Zeit »die weitverbreitete Angewohnheit teilte, in vertrauten Gesprächen mit Freunden meine privatesten Ansichten über Politik, Religion und die Menschheit zu verkünden«, und fügte hinzu, es würde ihm aber »nicht im Traum einfallen, je eine davon drucken zu lassen«. 3 Für ihn stand fest, dass man mit der Veröffentlichung subversiver Ideen warten müsse. »Wir verzichten darauf, unliebsame Ansichten zu äußern, weil wir einen zu hohen Preis für sie zahlen müssten«, schrieb er 1905. »Niemand will gehasst, niemand will gemieden werden.« 4 Offen seine Meinung sagen zu können (wenn nicht gar seine Sünden zu beichten) war für Twain ein hinreichender Grund, die Publikation auf einen Zeitpunkt nach seinem Tod zu verschieben.
Sieben Monate nachdem er 1906 mit den Autobiographischen Diktaten begonnen hatte, war Twain jedoch einverstanden – und kümmerte sich sogar tatkräftig darum –, die bis dahin entstandene Textsammlung teilweise zu veröffentlichen. Er beaufsichtigte die Bearbeitung von etwa fünfundzwanzig kurzen Auszügen aus seinen autobiographischen Manuskripten und Diktaten für eine Publikation in der NorthAmerican Review. Jeder der ausgewählten Texte wurde für die damalige Zeit und Leserschaft entschärft und mit folgenden einleitenden Worten versehen: »Kein Teil der Autobiographie wird zu Lebzeiten des Autors in Buchform publiziert.« 5 Doch nicht lange nach Mark Twains Tod wurde seine Anweisung, mit der Veröffentlichung hundert Jahre zu warten, ignoriert: 1924 von Albert Bigelow Paine, Mark Twains offiziellem Biographen und erstem literarischem Nachlassverwalter, 1940 von Paines Nachfolger Bernard DeVoto und zuletzt 1959 von Charles Neider.
Jeder dieser Herausgeber veröffentlichte nur Teile der Textsammlung, und keiner wagte es, den Text so erscheinen zu lassen, wie Twain es vorgesehen hatte. Paine begann die Arbeit an seiner zweibändigen Edition lediglich mit einer Handvoll Manuskripten und Diktaten, die vor 1906 entstanden waren, außerdem mit einigen Texten, die wahrscheinlich nie zu den frühen Experimenten gehörten. Er ordnete sie alle »den Wünschen des Autors entsprechend […] in der Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden, nicht nach der Chronologie der Ereignisse« an. 6 Paine verstand die »Wünsche des Autors« aber allem Anschein nach falsch: Twain hatte nie vor, alle Fragmente aufzunehmen, schon gar nicht in der Reihenfolge ihres Entstehens; das galt nur für die ab 1906 diktierten Texte. Weil er sich aber für diese Vorgehensweise entschieden hatte, blieb Paine nur noch Platz für eine relativ überschaubare Anzahl von Diktaten. Obendrein fühlte er sich dazu berufen, bestimmte Passagen zu streichen oder gar abzuändern, ohne dies für den Leser kenntlich zu machen. Schließlich räumte er ein, dass er von dem gesamten Material, das er für die Autobiographie hielt, nur etwa ein Drittel veröffentlicht hatte. 7
DeVoto bemängelte, dass Paine die »von Mark Twain ursprünglich gewählte Anordnung« der Diktate übernommen hatte, »da in diesen Texten auch Belangloses und Irrelevantes sowie Zeitungsausschnitte und unwichtige Briefe auftauchten – ohne Zusammenhang und ohne Struktur«. Stattdessen beschloss er, nur von Paine nicht veröffentlichte Passagen abzudrucken, die er aus der »Maschinenabschrift« auswählte, »in die alles, was Mark in seinen Memoiren haben wollte, Eingang gefunden hatte« (also aus den Autobiographischen Diktaten ab 1906). Dann gruppierte DeVoto die ausgewählten Texte nach Themen, wobei er »Belangloses wegließ und Dinge nebeneinanderstellte, die zusammengehörten«. Er merkte mit großer Befriedigung an, er habe »die Zeichensetzung durch das Löschen Tausender Kommata und Gedankenstriche modernisiert – und es hätten wahrscheinlich noch Hunderte mehr sein müssen«. DeVoto war zuversichtlich, dass er »dem Buch eine stimmigere Struktur gegeben habe als Mark Twain«, und hatte keinerlei Bedenken, Stellen, die seiner Meinung nach »uninteressant« waren, »weggelassen« zu haben.
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