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Amseln finden Beeren und bauen Nester, Eichhörnchen turnen durchs Geäst, während der Igel Insekten im Dickicht erbeutet – Hecken im Garten sind nicht nur Wind- oder Sichtschutz für den Mensch, sondern bieten wertvollen Lebensraum, Schutz und Nahrung für viele Tiere. Mit Hainbuche, Hartriegel, Weißdorn und Co. können Sie Vögel, Insekten und andere Kleintiere gezielt anlocken, unterstützen und beobachten. Von der Bodenvorbereitung, über die standortgerechte Pflanzenauswahl bis hin zu Pflanzung und Pflege erläutert der Naturgartenexperte Gilles Leblais in diesem Buch alles, um mit Hecken die ökologische Vielfalt im Garten langfristig zu erhöhen.
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Seitenzahl: 100
Gilles Leblais
MeineLEBENDIGE HECKE
Lebensraum & Nahrung für mehr Artenvielfalt im Garten
Aus dem Französischen von Sabine Hesemann
ZAUBER DER GEHÖLZE – VORWORT
FREI UND WILD – EINLEITUNG
ICH PFLANZE EINE LEBENDIGE HECKE
ENTLANG DER HECKEN
BIS IN MEINEN GARTEN
WIE ICH MEINE HECKEN GESTALTETE
MEINE AUSWAHL DER ARTEN
Quelle der Artenvielfalt
ERFOLGREICH PFLANZEN
Boden vorbereiten
Der wichtige Stockschnitt
Wie wird geschnitten?
Praktischer Rat
Umsetzung
GEHÖLZE VOR MEINER HAUSTÜR
SORGFÄLTIG BEOBACHTEN
Im Einklang mit der Natur
EINEN ARTENREICHEN BAUMBESTAND ANLEGEN
Ich binde den Garten in die Landschaft ein
GRUNDSÄTZE UND ERFOLGSGARANTEN
Meine sieben Grundsätze
MEINE HECKEN UND GEHÖLZGRUPPEN
ROLLE VON GEHÖLZEN IN MEINEM GARTEN
Sorgfältige Auswahl – wichtig für das Gleichgewicht
Gute Platzierung – ein Garant für Artenvielfalt
Attraktivität der Immergrünen Verbindung von Harmonie und Ökologie
Das Geheimnis der Artenvielfalt
Etagen der Baum- und Strauchschicht
MEIN SORTIMENT AN GEHÖLZARTEN
Umrisse und Silhouetten
Lokale oder an den Boden angepasste Arten
GEEIGNETE ARTEN UND IHRE BESUCHER
Wann sollte man pflanzen und welche Arten?
Haselnuss – ein Muss
FAUNA IN ALLEN ETAGEN
Blühende Schlehen
Unter den Fittichen des Holunders
Unverzichtbarer Schneeball
Das hübsche Pfaffenhütchen
DIE HECKENFAUNA IM JAHRESLAUF
GEFLÜGELTE GÄSTE
Ein unverwechselbarer Sänger
Schattenliebhaber – der Grauschnäpper
Pirole auf der Durchreise
Winterrunde
ALTE NADELBÄUME – VOGELLEBEN IN ALLEN ETAGEN
Die goldene Konifere
Borke als Schutz und Kinderstube für die Baumläufer
Zapfen auf der Speisekarte
IM FEUER DER HERBSTLICHEN ZWEIGE
STRAHLENDES LAUB
WERTVOLLES GUT: DAS TOTE LAUB
PILZE ZU FÜSSEN MEINER HECKEN
SERVICE
GLOSSAR
ZUM WEITERLESEN
NÜTZLICHE ADRESSEN
DER AUTOR
Dank meiner Beobachtungen, die die Grundlage für meine enge Beziehung zu Garten und Natur bilden, kann ich das wilde Leben einfangen. Ich liebe die Komplizenschaft mit allem Lebendigen, aber vor allem mit den Bäumen. Alle meine Sinne sind beteiligt, wenn ich die Natur beobachte und sie intensiv erlebe. Das bringt mich dazu, das sich verborgen unter und auf der Borke abspielende Leben zu schützen und damit einen Dialog zu führen.
In der geheimnisvollen und beruhigenden Stille der Zweige, lasse ich mich stets von meiner Inspiration und Sensibilität leiten. Um mir mein Gartenparadies zu gestalten, habe ich zuerst einmal versucht, einen verschworenen Blick auf die Welt des Waldes zu werfen. Ich öffne alle meine Sinne, um den Zauber des Waldes tief in mir zu erspüren. Ich liebe die Welt der Bäume, besser gesagt den Widerhall des Waldes in mir. Es ist eine andere Welt. Ich betrete sie mit Respekt und Demut und Wachsamkeit. In einer Grundstimmung von Ruhe und Träumerei habe ich die Gestaltungen mit Bäumen, insbesondere die Hecken und Wäldchen als Ergänzung zu den alten Bäumen meines Gartens angelegt.
Die alten Bäume, egal welcher Art, sind die Ahnen der Szenerie, über die sie wachen. Ihr majestätischer Anblick verleiht Schönheit, sie erzählen die Geschichte der Natur und natürlich auch der Menschen. Auch wenn so mancher die Bäume nur als Feuer- oder Bauholz sieht – sie sind unabdingbar für das Leben auf unserem Planeten. Mich in sie zu vertiefen oder an ihrer Seite zu meditieren lädt mich mit positiver Energie auf. Ich bin verbunden mit dem geheimen Leben dieser wohltuenden und fantastischen Gehölze, die sich untereinander austauschen.
Indem ich in meinen Baum- und Strauchpflanzungen das übersetze, was meine Sinne erfasst haben, und die Stimmung des Augenblicks bewahre, werden der Zauber und die schöpferische Kraft alles Lebenden in meinem Garten frei.
Gilles Leblais
Wo findet man heute noch Heckenlandschaften, da kaum noch Feldhecken übrig sind? Ich erinnere mich, wie ich als Kind durch Felder mit Hecken rannte… Ach, hätte doch das Ausreißen von Tausenden Kilometern Feldhecken niemals stattgefunden!
Wussten Sie, dass Heckenlandschaften völlig künstliche Landschaft sind, die der Mensch nur wegen der Landwirtschaft anlegte? Sie gehören zur Agrarlandschaft, da sie durch das Einfassen von Feldern mittels Hecken und alter Bäume entstanden. Dazwischen sind die menschlichen Behausungen weit verstreut. Heckenlandschaften sind ein sehr reiches Ökosystem mit erstaunlicher Artenvielfalt, weil die Menschen, die sie anlegten, die Vielfalt der Natur zu bewahren wussten. Zum Schutz ihrer Böden pflanzten die Landwirte vergangener Zeiten immense Mengen von Hecken als Windschutz, zwischen denen die Wege verliefen. In manchen Regionen verlaufen auch Wälle entlang der Wege, von der Vegetation und den Wurzeln der Bäume gefestigt. Heckenlandschaften sind ein Mosaik von Ackerparzellen, die von lebendigen Hecken eingefasst sind, und große Bäume markieren die Wege und Pfade.
Zahlreiche Wildtiere und Pflanzen haben diesen Lebensraum besiedelt, der noch bis vor wenigen Jahrzehnten frei von Pestiziden war. Kleine Nager wie die Haselmaus bewohnen Hecken und Böschungen, doch man findet auch andere Säugetiere wie Kaninchen, Fuchs oder Dachs. Der Igel wandert durch die Senken, Eichhörnchen und Siebenschläfer fühlen sich auf den Ästen in der Höhe wohl.
Sperber
In den Feldern und der Umgebung leben Feldhasen, während zahlreiche kleine Marder wie Mauswiesel und Hermelin in den Tiefen der Feldhecke auf die Jagd gehen. In den Wäldchen und dem Dickicht leben in der schönen Jahreszeit zahlreiche Singvögel, darunter Laubsänger, Nachtigallen, Grasmücken, Amselartige. Große Bäume beherbergen auch die geflügelte Sippe der gut hörbaren Grünspechte, Buntspechte und Kleinspechte. Höhlen jeglicher Art sind das Zuhause von Wald- und Steinkauz, während die Schleiereule abends über Wiesen und Feldern auf Jagd geht. Der Sperber erscheint ganz plötzlich am Heckenvorhang, um kleine Vögel zu überraschen. Auch Eidechsen, Schlangen und Amphibien aller Arten profitieren von diesem bevorzugten Lebensraum, ebenso wie zahlreiche Insektenarten.
Mittelgebirge eignen sich ebenfalls perfekt für diese Art der Landschaft und man muss dieses Ökosystem unbedingt bis in unsere Gärten hinein erhalten. Pflanzen Sie freie, wilde Hecken. Die Natur wird es Ihnen hundertfach danken!
Zu Beginn des Herbstes beleben die reich Früchte tragenden Heckenrosen, Himbeersträucher, Schwarzer Holunder, Schlehen, Berberitzen, Vogelbeeren, Kornelkirschen in der wilden, gemischten Hecke meines paradiesischen Gartens meine Sinne und die der Tiere. Der Kleiber kommt und geht zum Büffet im Haselbusch und erntet in meinem Beisein. Das ist auch die Zeit, da ich mich von Herzen über die Brombeersträucher freue, wo üppig Beeren hängen. Im lichten Schatten locken die Himbeersträucher mit ihren Leckereien eine Haselmaus an, die dort schon einige Abende unbeschwert sammelt. Und bei Mondschein kann man die Zeit vertrödeln und staunen, wenn vielleicht die Siebenschläfer Radau machen, während der Steinmarder sich durch das Obst frisst …
Ja genau, das passiert in meinem Garten. Warum nicht auch bei Ihnen?
Die Feldhecke gehörte anfangs zu den von Menschen gestalteten Landschaften, um ihre Kulturen zu schützen. Der Lebensraum, den man Heckenlandschaft nennt, entwickelte sich seither zu einem außergewöhnlich reichen Ökosystem, weil die Menschen, die ihn gestaltet hatten, es verstanden Mutter Natur genau zu beobachteten und in Harmonie mit ihr zu leben. So entstand eine Landwirtschaft mit Respekt vor dem Lebendigen, in der der Mensch nach dem Vorbild der ungestalteten Natur eine immense Menge von Hecken und kleinen Wäldchen voller Artenvielfalt erschuf. Dazwischen eingewoben waren die Agrarkulturen, Straßen und Pfade. Aus Bäumen und Sträuchern bestehend, sind die Hecken für unsere Landschaften ein grundlegendes Element, das um jeden Preis erhalten werden muss. In den ältesten Hecken gedeiht eine große Vielfalt an Sträuchern und sie spiegeln durch ihr Farbenspiel den Rhythmus der Natur, insbesondere im Herbst, wenn sich unserem Auge strahlende Farbnuancen von Laub und Beeren bieten. Der Herbst ist die Jahreszeit, in der Hecken wahre Speisekammern voller Früchte und Pilze aller Arten werden. Die Tiere wissen das genau und manche, darunter Eichelhäher, Kleiber, Eichhörnchen und Feldmaus schlemmen sich durch Haselnüsse, während Waldmäuse sich an den Beeren des Weißdorns gütlich tun und Igel und Dachs sich an den herabgefallenen Äpfeln laben.
Gartenhecke zu Beginn des Herbstes, ebenso schön wie günstig für den Artenreichtum.
Hecken, die mit Gebüsch und Wäldchen verwoben sind, zieren die Landschaft, gliedern sie und beleben sie durch unersetzliches Leben, das wir wieder zu beobachten, lieben und schützen lernen müssen. Ich sage oft, dass die Beobachtung eine Möglichkeit darstellt, mit dem Universum zu verschmelzen und ein Teil davon zu werden.
Betrachten wir die Hecken als Fortsetzung unserer Haine und Wälder. Sie ermöglichen es, uns mit unserer Geschichte als Jäger und Sammler erneut vertraut zu machen und verbessern unser Wohlbefinden, da wir den Rhythmus der Jahreszeiten und die daraus entstehende Harmonie schätzen. Sie erlauben uns, ein Gespür für Farbe, Form und Masse zu entwickeln und, was mich betrifft, auch einen gewissen Sinn für Poesie, der bis in den Garten reicht.
Heute ist es lebensnotwendig für viele Tiere, dass wir die Hecke, dieses bemerkenswerte und vielfältige Ökosystem, in unsere Gärten integrieren. Das Pflanzen einer Hecke ist gut für den Besitzer und zugleich eine wertvolle Hilfe für die Natur. Es ist wichtig, dass man vorhandene Baum- und Straucharten stehen lässt und vor allem wilde, heimische Arten dazupflanzt. So bilden Hainbuchen, Haselnuss, Vogelbeere und Ahorn die Baumpartie, während Schneeball, Kornelkirsche, Spindelstrauch bzw. Pfaffenhütchen und Holunder als Sträucher eine gute Figur machen. Finden Sie auch einen Platz für Sträucher wie die Schlehe, den Weißdorn, die Heckenrose mit dem üppigen Blütenflor und vergessen Sie auch Immergrüne wie den Liguster, den Buchs und den Lorbeer sowie dazu passende Cultivare* wie Zierapfel-Sorten und in Mitteleuropa nicht heimische Gewächse wie Cotoneaster franchetii und Pyracantha-Arten nicht. Eine Gesellschaft dieser Bäume und Sträucher ist notwendig, um der darin lebenden Gemeinschaft von Tieren Nahrung und Schutz zu bieten. Aber diese Mischung leistet auch einen Beitrag zu unserem Wohlbefinden, da sie im Lauf der Jahreszeiten hübsch anzusehen ist. Wenn die Hecke ausgewachsen ist, werden unzählige Tiere darin leben und die Vögel sind sicher die Stars.
Eine Zwergmispel-Sorte (Cotoneaster) mit Fruchtbehang.
Die nördliche Hecke meines Gartens im Mai, mit Schneeball, Eibe, Felsenbirne, Pfaffenhütchen und Blutrotem Hartriegel.
* Die Begriffe mit Sternchen (hier „Cultivar“) werden im Glossar auf Seite 115 erläutert.
Für jede in meinem Garten im Departement Isère in den Hügeln von Ainan auf etwa 640 Höhenmetern angelegte Hecke ließ ich mich davon inspirieren, was ich über viele Jahre hinweg in der Natur gesehen hatte, von Gemeinschaften von Bäumen und Sträuchern, die mir aufgefallen waren, von Beziehungen zwischen Tieren und diesen Pflanzen. Aber auch davon, was seit dem Mittelalter üblich war.
Zu jener Zeit waren unsere Landstriche von Hecken und Wäldchen durchzogen. Sie markierten die Grenzen von Besitztümern, Lehen, Gemeinden, aber auch von Wiesen, Äckern, Weiden, und überall schützten sie vor Wind und Erosion. Sie boten dem Volk die Möglichkeit, Reisig und Feuerholz zu sammeln, aber auch Blumen, Früchte und Samen zu ernten. Die zahlreichen Tierarten, die darin Schutz fanden, sind gar nicht mitgerechnet. Um meine Recherche zu ergänzen, beschäftigte ich mich mit den Arbeiten von Dominique Soltner*, einem Agraringenieur.
Danach habe ich zur Abrundung meiner Baum- und Strauchensembles im Garten meine ganz eigenen Hecken und Wäldchen gestaltet, indem ich auf meine Intuition hörte. Ich wollte ein bestmögliches Bild der Natur anlegen, so frei und wild wie möglich, wo sich die Formen des Einzelnen zu einem Universum verbinden. Meine Hecken sind in erster Linie dem Erhalt der Artenvielfalt gewidmet und ich positioniere mich wie eine Art unter vielen in der Fauna, die im Gleichgewicht um diese Hecken und Wäldchen kreist. Ich lege meine Gestaltungen nach meinen Beobachtungen im Gelände und aufgrund meiner Verbindung zur Natur und dem wilden Leben an, und nicht nach dem, was ich kenne oder meiner Vorliebe für bestimmte Gewächse. Wir sind so, wie es das Schicksal uns bestimmt hat, ein kleiner Buchstabe im großen Buch der Zeit!
* Der Agraringenieur Dominique Soltner veröffentlichte in Frankreich zahlreiche Bücher.
Meine Auswahl ist einfach, ich gebe der Artenvielfalt höchste Priorität! Dabei ist mein Vorbild die natürliche Landschaft als Lebensraum für Tiere, mit alten Gehölzen, was für die Artenvielfalt unbedingt nötig ist. Ich wähle vor allem lokal heimische oder an das Klima und den Boden angepasste Arten aus und mische laubabwerfende, an der Pflanze welkende, so genannte marzeszente* Arten und einige wenige halbimmergrüne und immergrüne Arten dazu. Die Gesellschaft verschiedener Arten erlaubt eine Abwechslung von Texturen und Farben (Rinde, Blätter, Blüten und Früchte), sorgt für erhöhte Widerstandskraft gegen Frost und Krankheiten und hemmt die Invasion exotischer Tiere (z. B. des Buchsbaumzünslers). Dadurch wird die indigene Fauna und Flora begünstigt.