Meine Schuld 1 – Romanzeitschrift -  - E-Book

Meine Schuld 1 – Romanzeitschrift E-Book

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Beschreibung

Meine Schuld Nr. 1 Alle 14 Tage neu! Diese Storys gehen wirklich jedem unter die Haut! Viele packende Erlebnisse und berührende Familiendramen, spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Menschen wie du und ich berichten schonungslos offen und direkt aus ihrem Alltag. Kein Thema ist tabu! Geschichte 1: Gemein! "Wenn du das Kind bekommst, gehe ich, sagte er." Meine Unfruchtbarkeit trübte meine Vorfreude auf die bevorstehende Hochzeit. Doch dann wurde ich unerwartet schwanger. Was für mich ein schöner Traum war, machte mein zukünftiger Mann zu meinem Alptraum! Das war ein schöner Abend", seufzte meine Freundin Katrin. Schon seit der Schule lud ich sie jedes Jahr zu meiner Geburtstagsfeier ein.

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Inhalt

Geschichte 1

Geschichte 2

Geschichte 3

Geschichte 4

Geschichte 5

Geschichte 6

Geschichte 7

Geschichte 8

Geschichte 9

Geschichte 10

Geschichte 11

Meine Schuld –1–

Was Frauen Berichten: Schonungslos - Indiskret

Roman von Diverse Autoren

Geschichte 1

Gemein!

Roman von Anne K.

»Wenn du das Kind bekommst, gehe ich, sagte er.«

Meine Unfruchtbarkeit trübte meine Vorfreude auf die bevorstehende Hochzeit. Doch dann wurde ich unerwartet schwanger. Was für mich ein schöner Traum war, machte mein zukünftiger Mann zu meinem Alptraum!

Das war ein schöner Abend«, seufzte meine Freundin Katrin.

Schon seit der Schule lud ich sie jedes Jahr zu meiner Geburtstagsfeier ein.

»Schon, aber aus medizinischer Sicht ein Desaster«, lächelte mein Vater und strich mit gespielt-bedenklicher Mine über seinen kleinen Bauchansatz. »In meiner Praxis rate ich den Leuten in meinem Alter zur Zurückhaltung beim fetten Essen. Und hier lasse ich mich mästen wie eine Weihnachtsgans.«

Torben lachte: »Mach dir keine Sorgen, wir werden dir nicht zu viel zumuten. Schließlich brauchen wir dich in vier Wochen noch.«

»Ach, nur in vier Wochen?«, sah mein Vater ihn pikiert an. »Bloß, weil ihr einen Brautführer braucht?«

Doch ich erkannte das Lächeln an seinen Mundwinkeln und nahm ihn in den Arm.

»Nein, nicht nur in vier Wochen. Immer«, versicherte ich ihm.

Ich wusste, wie wichtig es für ihn war, nach dem Tod meiner Mutter vor zwei Jahren, gebraucht zu werden.

»Komm Anne, ich helfe dir beim Abräumen«, erhob sich Katrin demonstrativ schwerfällig und grinste. »In deinem Alter sollte man nicht mehr so schwer heben.«

»Mit achtunddreißig schon? Was soll ich denn mit meinen achtundsechzig Jahren sagen?«, lachte mein Vater.

»Na klar. Mit achtunddreißig ist man für viele Dinge schon zu alt«, grinste sie. »Vor allem zum Heiraten.«

Sie spielte auf unsere bevorstehende Hochzeit an.

»Ach, und mit siebenunddreißig? Was war doch da gleich das Argument, nicht zu heiraten?«, forderte mein Verlobter sie heraus.

»Da war sie zu jung«, kam die prompte Antwort breit grinsend von Katrin.

Mein Vater und ich schüttelten amüsiert den Kopf. Katrin hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie nichts vom Heiraten hielt. Sie war in einem elenden Scheidungskrieg ihrer Eltern groß geworden und wollte alles, nur keine Ehe. Katrin und ich stapelten die Teller und trugen sie in die Küche. Der Wein hatte die Wangen meiner Freundin gerötet. Vertraut nahm sie mich in den Arm und flüsterte mir ins Ohr.

»Bist du sicher, dass du dir das nicht noch einmal überlegen willst?«

Ich flüsterte lächelnd zurück: »Ja, da bin ich mir ganz sicher.«

Sie seufzte theatralisch: »Na, dann kann ich auch nicht mehr helfen. Dann muss ich trauernd zusehen, wie du deinem Schicksal entgegen gehst.«

»So ist es«, grinste ich sie an.

Sie hatte Torben noch nie besonders gemocht, respektierte ihn aber, weil er mein Freund war und schließlich mein Verlobter. Als ich ihr erzählt hatte, dass wir heiraten wollten, war sie geschockt gewesen.

»Aber warum, um Himmels Willen? Du hast doch nicht einmal einen Grund zum Heiraten!«, war ihr entfahren.

Doch sofort hatte sie die Hand über ihren Mund gelegt. Sie wusste, dass sie meinen wunden Punkt getroffen hatte.

*

Vor zwei Jahren hatte mein Gynäkologe mir erklärt, dass ich wahrscheinlich keine Kinder bekommen konnte.

»Das erklärt einiges«, hatte mein damaliger Freund grimmig festgestellt.

Wir hatten lange vergeblich versucht, für Nachwuchs zu sorgen. Beide hatten wir uns unbedingt Kinder gewünscht. Doch statt mir nach dieser niederschmetternden Nachricht zur Seite zu stehen, hatte er mich innerhalb einer Woche einfach verlassen. Etwa ein halbes Jahr danach hatte ich Torben kennen gelernt. Ich hatte mich nach der Trennung in die Arbeit gestürzt und war zur Gruppenleiterin befördert worden. Torben hatte seinerzeit bei uns eine Programmschulung durchgeführt. So hatten wir uns kennengelernt. Wir waren uns nähergekommen und wollten irgendwann unser Leben teilen. Das Thema Kinder hatte ich lange umschifft, bis wir eines Abends durch Zufall darauf kamen.

»Kinder? Um Gottes Willen!«, hatte er abgewunken. »Das halten meine Nerven nicht aus.«

»Da sind wir uns ja einig«, hatte ich lediglich gesagt. »Ich kann ohnehin keine Kinder bekommen.«

Einen Moment lang hatte er mich stumm angesehen, dann schlang er die Arme um mich und küsste meinen Nacken.

Seine tröstende Berührung hatte mehr gesagt als tausend Worte.

Nun stand in vier Wochen unsere Hochzeit ins Haus. Ich schrieb Listen, machte Pläne, malte kunstvolle Lettern auf Einladungskarten und legte Fotos von unserer Verlobung ein. Am nächsten Morgen wollte ich vor der Arbeit den Stapel mit den Umschlägen zum Briefkasten bringen. Schon auf den ersten Metern des Weges zum Auto hatte ich den Eindruck, dass mit meinem Blutdruck etwas nicht in Ordnung war. In meinem Bauch machte sich ein flaues Gefühl breit. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen. Als ich aufwachte, hockte neben mir ein Sanitäter auf dem Bürgersteig und stellte gerade den Tropf ein.

»Sie haben kurz das Bewusstsein verloren, Frau Kanter«, erklärte er sachlich. »Wir nehmen Sie jetzt mit ins Krankenhaus. Dort werden Sie genau untersucht.«

Im Hospital dauerte es eine ganze Weile, bis endlich klar war, was meine Ohnmacht verursacht hatte.

»Da haben Sie uns ganz schön an der Nase herumgeführt. Von wegen unfruchtbar«, reichte mir der diensthabende Arzt lächelnd die Hand. »Herzlichen Glückwunsch!«

Unsicher nahm ich seine Gratulation an. Doch ich verstand nicht recht, was er meinte.

»Wozu?«, wollte ich wissen.

»Sie sind schwanger. Schätzungsweise in der siebten Woche. Haben Sie denn gar nichts gemerkt?«

Die Nachricht traf mich wie ein Blitzschlag. Ich konnte es nicht fassen. Das musste ein Irrtum sein!

»Das kann nicht sein, ich kann keine Kinder bekommen«, wandte ich ein.

»Nun, das wusste das Kind wohl nicht«, lächelte der Arzt über meine Reaktion und zeigte mir das Ultraschallbild. »Freuen Sie sich denn gar nicht?«

Erst jetzt wurde mir klar, dass mein Lebenstraum sich doch noch erfüllen sollte. Ich spürte, wie vor Freude die Lebensgeister in meinen Körper zurückkehrten. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte mich durch und durch.

»Doch«, rang ich mit den Freudentränen. »Ich freue mich. Ich konnte es nur nicht gleich glauben.«

Ich nahm mir einen Tag frei, kaufte ein und bereitete für den Abend ein feierliches Essen für Torben und mich vor. Je weiter der Zeiger der Uhr auf fünf Uhr zurückte, desto nervöser wurde ich. Würde er sich freuen? Ich war mir nicht sicher, denn als wir vor über einem Jahr darüber gesprochen hatten, hatte er keine Kinder gewollt. Aber konnte man so ein kleines Wunder wirklich nicht wollen? Das war für mich unvorstellbar.

»Sicher wird er sich freuen. Ein Kind ist doch das größte Geschenk auf dieser Erde!«, meinte auch Katrin, die ich in meiner Aufregung angerufen hatte.

Endlich hörte ich die Schritte im Flur.

»Ich muss auflegen, er kommt«, flüsterte ich.

Schnell legte ich das Telefon zurück auf die Ladestation und setzte mich an den perfekt dekorierten Tisch. Keine dreißig Sekunden später stand Torben verblüfft im Türrahmen. Mit einem Blick auf die Gedecke und das Essen auf dem Tisch breitete sich ein Lächeln in seinem Gesicht aus. Die Überraschung war offenbar gelungen.

»Gibt es etwas zu feiern?«, wunderte er sich.

»So ist es. Aber erst das Essen«, spannte ich ihn auf die Folter.

*

Nach drei Gängen und fast einer dreiviertel Stunde hatten wir das Dessert hinter uns gelassen. Erwartungsvoll blickte er mich an.

»Na, das muss ja etwas ganz Besonderes sein, wenn es einen solch perfekten Abend wert ist«, sagte er zufrieden und fragte neugierig: »Du bist befördert worden?«

»Nein, aber etwas ganz Besonderes ist es trotzdem. Es ist eigentlich fast wie ein Wunder.«

»Aha?«

Ich holte tief Luft und eröffnete ihm das, was ich für die Erfüllung unseres Glücks hielt: »Ich bin schwanger.«

Erst war sein Gesichtsausdruck nur verwirrt. Doch dann sah ich, wie sein Lächeln sich zu einer steinernen Grimasse verzerrte.

»Das war nicht ausgemacht«, klirrte seine Stimme kalt. »Du wusstest, dass ich keine Kinder will.«

Mit einem Ruck stand er auf und verschwand in sein Arbeitszimmer. Wie vom Donner gerührt saß ich einige Minuten unbeweglich vor der feierlichen Tafel. Ich konnte es nicht fassen. Dann brach ich in Tränen aus. Torben kam erst wieder mitten in der Nacht aus dem Arbeitszimmer. Am nächsten Morgen war er schon aus dem Haus als ich aufwachte.

*

Auf dem Weg zur Arbeit schickte ich Katrin eine SMS. Ich erklärte in kurzen Worten, was passiert war. Gleich in der Frühstückspause rief sie an.

»Wie kann ein Mann nur so gefühllos sein!«, ereiferte sie sich. »Ich komme gleich nach Feierabend zu dir.«

»Danke. Torben wird nicht da sein, er hat heute und morgen ein Seminar und übernachtet dort.«

»Umso besser. Ich glaube nicht, dass ich den im Moment sehen will. Außerdem haben wir beide dann Zeit zum Quatschen.«

Sie kam gleichzeitig mit mir vor unserer Wohnung an und nahm mich sofort in den Arm. Beim Tee im Wohnzimmer herrschte zuerst betretenes Schweigen. Dann fragte sie: »Hast du ein Ultraschallbild?«

In diesem Moment spürte ich trotz all meines Unglücks wegen Torbens Reaktion wieder dieses dankbare Glücksgefühl. Dieses Gefühl, das sich in mir ausgebreitet hatte, als ich von unserem Baby erfahren hatte. Unwillkürlich musste ich lächeln. Natürlich zeigte ich meiner Freundin das Bild.

»Dass so ein kleiner Punkt auf einem Bild in den nächsten Wochen ein richtiger kleiner Mensch wird, ist schon wundervoll«, sinnierte Katrin.

»Das ist es«, pflichtete ich ihr bei.

Angesichts dieses kleinen Glücks, dessen Beweis wir hier in der Hand hielten, schien mir die schroffe Ablehnung meines Verlobten völlig widersinnig. Ich wollte mich damit jetzt nicht beschäftigen. Stattdessen unterhielt ich mich mit meiner Freundin über die Zukunft – meine Zukunft als Mutter. So wie ich sie mir immer gewünscht hatte. Katrin verabschiedete sich erst spät am Abend. Kurz darauf rief mein Vater an. Ich erzählte ihm, was geschehen war.

»Das ist ja wunderbar!«, rief er aufgeregt. »Nicht das mit Torben, sondern dass du schwanger bist. Ist denn alles in Ordnung?«

Erst jetzt fiel mir auf, dass Katrin und mein Vater zuerst nach dem Baby und mir gefragt hatten. Torben dagegen hatte nur an das gedacht, was er selbst wollte!

»Ja, es ist alles in Ordnung. Es ist eine ganz normale Schwangerschaft.«

»Und wie fühlst du dich?«

»Ich fühle mich gut. Wenn Torben nur nicht…«

»Ach, das ist normal«, versuchte mein Vater zu vermitteln. »Der hat das wahrscheinlich gar nicht so gemeint. Der ist einfach überrascht. Er wird sich an den Gedanken gewöhnen.«

»Hoffentlich«, sagte ich.

Doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass in dem Moment, in dem Torben von unserem Kind erfahren hatte, zwischen ihm und mir etwas unwiderruflich zerbrochen war. Als er am nächsten Tag nach Hause kam, erwähnte er das Thema zuerst mit keiner Silbe. Erst, als er sich nach dem Abendessen in sein Arbeitszimmer zurückzog, wandte er sich noch einmal kurz zu mir um.

»Hast du dich um das Problem gekümmert?«, fragte er in einem Ton, als würde er sich nach Bilanzzahlen erkundigen.

»Welches Problem?«, fragte ich begriffsstutzig.

»Du weißt genau, was ich meine. Und damit du dir keine Schwachheiten einbildest, will ich eines mal gleich klarstellen: Wenn du das Kind bekommst, gehe ich.«

Damit drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich. Meine Eingeweide krampften sich zusammen. Ich liebte Torben. Ich liebte ihn wirklich von ganzem Herzen. Ich hatte niemals einen Zweifel daran gehabt, dass er der Mann war, mit dem ich den Rest meines Lebens hatte verbringen wollen. Doch was jetzt hier geschah, erschütterte alles, an was ich bis jetzt geglaubt hatte.

»Er war so kalt zu mir«, weinte ich mich bei Katrin am Telefon aus. »Er kam mir richtig fremd vor.«

»Hat er auch mal gefragt, wie es dir geht?«, fragte sie provokativ.

»Nein«, gab ich niedergeschlagen zu. »Er will einfach nur, dass ich unser Kind abtreibe. Das Problem lösen, hat er das genannt. Das Baby ist für ihn nichts anderes als ein Problem.«

Katrin sagte eine Weile nichts am anderen Ende. Dann holte sie tief Luft.

»Also, du weißt ja, dass bei mir immer ein Gästezimmer frei ist«, bot sie an. »Und eine eigene kleine Wohnung für dich finden wir garantiert schnell.«

»Du meinst, ich soll ihn verlassen?«

»Ich meine, dass er dich vor die Entscheidung stellt. Er oder das Kind. Und ich weiß, wie sehr du dir immer ein Kind gewünscht hast. Ich würde dieses kleine Wunder für nichts auf der Welt hergeben. Vor allem nicht für einen Egoisten, der ohnehin nicht einmal nach dir fragt.«

»Ich denke darüber nach«, versprach ich.

*

Ich dachte darüber nach. In dieser Nacht und in den nächsten Nächten. An Schlaf war kaum zu denken. Immer wieder wälzten sich meine Sorgen zerstörerisch durch meine Gedanken. Ich liebte Torben und ich wollte ihn nicht verlieren. Doch zu einem Schluss war ich in diesen einsamen, grübelschweren Stunden gekommen: Ich würde niemals mein Kind töten.

Ich musste mit meinem Verlobten reden. Endlich kam das Wochenende. Ich würde Zeit und Gelegenheit haben, ihn aus seinem Arbeitszimmer zu locken, in das er sich mittlerweile immer zurückzog. Ich fing ihn morgens an der Badezimmertür ab.

»Guten Morgen. Ich denke, wir sollten reden«, begann ich.

»Worüber?«

»Über unser Kind.«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

»Torben, bitte! Ich habe mir all die Jahre nichts sehnlicher gewünscht, als ein Kind. Und all die Jahre dachte ich, ich könnte keine bekommen. Lass uns doch heute einen schönen Tag nur für dich und mich machen und darüber reden.«

»Es gibt nichts zu reden. Du hast mir mal eben flott ein Kind untergeschoben«, erwiderte er.

»Wieso untergeschoben? Ich wusste doch gar nicht…«

»Und wer sagt mir, dass das Kind überhaupt von mir ist?«, giftete er mich an. »Ich habe nächste Woche einen Termin beim Urologen. Ich lasse meine Zeugungsfähigkeit testen.«

Ich fühlte mich, als hätte er mich ins Gesicht geschlagen. Wie konnte er so etwas nur denken!

»Und außerdem«, fuhr er fort, »habe ich heute sowieso keine Zeit für einen Tag zu zweit mir dir. Ich treffe mich nachher mit Sabrina.«

»Mit deiner Ex-Freundin?«, fragte ich entsetzt.

»So ist es. Sie hat mir auch den schnellen Termin beim Urologen vermittelt und kennt auch eine Beratungsstelle, die ohne Probleme einen Schein ausstellt. Den für die Abtreibung, meine ich.«

»Das ist nicht dein Ernst!«, rief ich.

Torben antwortete nicht. Er ging wortlos an mir vorbei ins Bad. Genauso wortlos kam er kurze Zeit später wieder heraus und verließ die Wohnung. Aus dem Fenster sah ich Sabrinas Wagen vor der Haustür auf ihn warten. Sie stieg aus und begrüßte ihn herzlich, bevor sie gemeinsam abfuhren. Zu herzlich, wie ich fand. Als er am Abend wiederkam, roch er nach ihrem Parfum. Ich hatte Zeit gehabt. Viel Zeit zum Nachdenken. Sabrinas Parfumduft auf Torbens Hemd bestätigte mich in der Entscheidung, die ich getroffen hatte.

Noch bevor er sich wieder in sein Arbeitszimmer zurückziehen konnte, stellte ich mich ihm in den Weg.

»Ich werde das Kind bekommen«, erklärte ich fest.

Seine Züge verhärteten sich.

»Auf keinen Fall«, zischte er.

»Auf keinen Fall werde ich unser Kind töten!«, sagte ich.

»Das ist nicht unser Kind! Das ist dein Kind!«, schrie er mich an. »Was weiß ich, wo du dich hast schwängern lassen!«

Seine Worte trafen mich wie ein Faustschlag in den Magen.

»Wie kannst du so etwas auch nur denken! Wir wollten heiraten, erinnerst du dich?«, appellierte ich.

»Ich? Dich heiraten? Eine Frau, die mir erzählt, sie sei unfruchtbar und die dann plötzlich schwanger ist? Das ist Betrug, sonst nichts! Ich heirate doch keine Betrügerin!«, wetterte er.

Wieder zog ein Hauch von Sabrinas Parfum in meine Nase. Nun platzte mir endgültig der Kragen.

»Dann geh‘ doch zu deiner Sabrina! Vielleicht geht es dir da ja besser!«, schrie ich wutentbrannt.

»Das ist eine gute Idee!«, schrie er zurück. »Die schiebt mir wenigstens keinen Balg unter!«

Er riss seine Jacke vom Haken, rauschte an mir vorbei und schlug die Wohnungstür hinter sich zu. In dieser Nacht kam er nicht nach Hause. Auch am nächsten Tag hörte ich nichts von meinem Verlobten. Den ganzen Tag saß ich auf dem Sofa und ließ Revue passieren, was geschehen war. Mir wurde immer klarer, dass das Leben mit Torben, wie ich es mir vorgestellt hatte, vor meinen Augen wie ein Kartenhaus zusammengebrochen war. Erst am Montagvormittag, im Büro, erhielt ich eine Nachricht per SMS von ihm:

»Betrachte Verlobung als gelöst. Hole heute Abend meine Sachen ab.«

Mit dem Gedanken an unseren Streit und seine Haltung zu unserem Kind überraschte mich seine Entscheidung nicht mehr. Niedergeschlagen nahm ich sie hin. Ich musste nun an mich und mein Kind denken.

Die Trennung von Torben ist nun schon fast vier Jahre her. Ich habe ein wunderbares, gesundes kleines Mädchen geboren. Mit der Hilfe meines Vaters und Katrin habe ich mich in meinem Leben als Alleinerziehende gut zurechtgefunden. In der letzen Woche ist beim Elterntreff Jonas aufgetaucht. Er ist auch alleinerziehend und hat einen kleinen Sohn im Alter meiner Tochter. Bisher verstehen wir uns gut. Mal sehen, wohin das Leben uns noch führt.

-ENDE-

– ENDE –

Geschichte 2

Völlig verzweifelt

Roman von Julia F.

»Unschuldig im Knast und vom Wärter geschwängert.«

Keiner hatte mir geglaubt, dass ich von den Machenschaften meines Freundes keine Ahnung hatte. So war ich in dieser Zelle gelandet. Ich hatte ja schon früher einiges angestellt, aber mit den Drogengeschäften von Ralf hatte ich echt nichts zu tun gehabt. Verzweifelt und einsam wie ich war, ließ ich mich auch noch mit einem der Wärter ein...

Pünktlich um 22 Uhr verlosch die Neonröhre an der Zellendecke. So geschah es in dieser Strafanstalt immer, jedenfalls an den letzten 256 Abenden. So lange saß ich nämlich schon hier. Nun war ich allein mit meiner Einsamkeit und meinen Grübeleien.

Eigentlich freute ich mich darüber, momentan keine Gesellschaft zu haben. Meine Zellengenossin Tanja war nämlich äußerst aggressiv und aufbrausend. Sie hatte sich selbst ins Abseits geschossen, als sie nach dem Frühstück im Speisesaal randaliert hatte. Nun konnte sie sich in der Einzelhaft abkühlen. Und ich hatte dank eines glücklichen Zufalls die Zelle für mich allein. Eigentlich wurde sie stets mit vier Frauen belegt, aber die Neuzugänge sollten erst am nächsten Morgen eintreffen.

Glücklicher Zufall?

Ich musste über mich selbst lachen, als mir dieser Gedanke kam. Fortuna hatte es in den letzten Jahren nicht gut mit mir gemeint. Ich war bescheiden geworden, denn inzwischen wusste ich Kleinigkeiten zu schätzen. Beispielsweise eine Nacht ohne diese unberechenbare Schlägerin Tanja als einzige Gesellschaft. Oder Dosenpfirsiche als Dessert beim Mittagessen! Wenn es so etwas gab, fühlte ich mich beinahe wie eine Königin.

Als ich noch mit Ralf zusammen gewesen war, hatte ich ein ganz anderes Anspruchsdenken gehabt. Luxusreisen und teurer Schmuck waren für mich Selbstverständlichkeiten gewesen. In meiner grenzenlosen Naivität hatte ich geglaubt, mein Freund würde das große Geld als Unternehmensberater verdienen. In Wirklichkeit war Ralf ein hochkarätiger Drogendealer gewesen. Und ich wurde als seine Komplizin zu einer Haftstrafe verurteilt!

Leider hatte ich als Teenager schon mehrmals Dummheiten gemacht, in Kaufhäusern Ladendiebstähle begangen und auch mal ein Fahrradschloss geknackt. Wegen dieser Fehltritte setzte das Gericht meine Strafe nicht zur Bewährung aus. Außerdem galt ich als verstockt, weil ich meine Schuld hartnäckig leugnete.

Aber ich hatte wirklich nichts von Ralfs Machenschaften gewusst! Ein Unschuldslamm war ich ganz gewiss nicht, aber mit Rauschgift hatte ich nie etwas zu tun gehabt. Doch weder Polizei noch Staatsanwaltschaft glaubten mir, denn ich hatte mit einem wichtigen Dealer immerhin Tisch und Bett geteilt…

Bei diesem Gedanken kamen mir regelmäßig die Tränen. Laut schluchzte ich auf. Wenigstens konnte ich in dieser Nacht ungeniert weinen, ohne von meiner Zellenkameradin verhöhnt und ausgelacht zu werden. Doch noch schlimmer als Tanjas Spott waren ihre Annäherungsversuche gewesen.