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<p><strong>In Balance mit deinem Zyklus</strong><br></p><p>Der weibliche Zyklus ist viel mehr als Menstruation, Eisprung und fruchtbare Tage. Hormone wie Progesteron und Östrogen sorgen nicht nur für Fruchtbarkeit und Empfängnis, sondern sie beeinflussen stark unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unseren Energielevel. Gerade bei weit verbreiteten Beschwerden wie PMS, PCOS oder Schilddrüsenerkrankungen ist es wichtig, dem eigenen Zyklus mehr Aufmerksamkeit zu schenken – und durch einen hormonfreundlichen Lebensstil die Beschwerden endlich in den Griff zu bekommen. Die zertifizierte NFP-Beraterin Anne Schmuck gibt hier ihre langjährigen Erfahrungen, ihr Wissen und viele praktische Tipps und Tricks weiter.</p><p><strong>Stärke deine Körperkompetenz</strong></p><ul><li><strong>Den Zyklus beobachten</strong>: Lerne deine Körperzeichen wie Zervixschleim und Körpertemperatur zu beobachten und an deinem Zyklus abzulesen, ob deine Hormone im Gleichgewicht sind.</li><li><strong>Zusammenhänge verstehen</strong>: Die Wechselwirkungen von Hormonen, Zyklus und Erkrankungen erkennen, Ursachen finden und sanft beeinflussen.</li><li><strong>Zyklusbewusst leben</strong>: Mit Ernährung, Schlaf, Bewegung und dem eigenen Mindset die besten Voraussetzungen für eine gesunde Hormonbalance schaffen. </li></ul>
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 157
Anne Schmuck
1. Auflage 2024
70 Abbildungen
»Dein Zyklus ist so viel mehr als alle paar Wochen eine Blutung.« Als ich diesen Satz zum ersten Mal hörte, hatte ich noch keine Ahnung von den spannenden Abläufen hinter meiner Menstruation. Ich wusste nicht, dass mein Zyklus unzählige Bereiche meines Lebens beeinflusst und welche Kraft in meiner Fruchtbarkeit steckt: Denn die natürlichen hormonellen Schwankungen im Zyklusverlauf sorgen nicht nur dafür, dass wir schwanger werden könnten, sondern wirken sich ganz direkt auf unsere Psyche und unsere Emotionen, unser Energielevel, unseren Stoffwechsel, die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit und viele weitere Faktoren unseres Lebens aus.
Dein Zyklus beeinflusst dein Leben – und zwar ganz unabhängig davon, ob du dich mit deinem Zyklus beschäftigst, ob er dir wichtig ist, dich interessiert oder dir ganz egal ist, und auch unabhängig davon, ob du gerade oder überhaupt jemals schwanger werden möchtest. Das war mein zweiter Aha-Moment: Fruchtbarkeit bedeutet, dass mein Körper die Voraussetzungen dafür schafft, dass ich theoretisch schwanger werden könnte – und diese Voraussetzungen beeinflussen mich und meinen Alltag, und zwar unabhängig von meiner aktuellen Familienplanungsabsicht. Mein Zyklus ist wichtig für meine Gesundheit, und er sorgt dafür, dass sich mein Energielevel und mein Wohlbefinden verändern. Grund genug also, die Vorgänge in meinem Körper verstehen zu lernen und zyklusbewusst zu leben!
Heute bin ich seit fast 15 Jahren Beraterin für Natürliche Familienplanung (NFP). Ich begleite und unterstütze Menschen dabei, ihren Zyklus zu entdecken und durch fundiertes Wissen über ihren Körper Zusammenhänge zu verstehen. Ich berate zu Zyklusunregelmäßigkeiten, Schmerzen und Symptomen wie PMS oder unerfülltem Kinderwunsch, halte Fortbildungen für Fachmenschen und lehre in Kursen und Workshops, wie du mithilfe deiner Zyklusbeobachtung sicher verhüten oder schneller schwanger werden kannst.
Dabei geht es natürlich an erster Stelle um sehr persönliche Anliegen rund um Fruchtbarkeit, Verhütung oder Kinderwunsch. Gleichzeitig geht diese Arbeit aber weit über individuelle Zyklusthemen hinaus: Menstruation und Zyklus sind essenzielle Aspekte weiblicher Gesundheit. Hormonprobleme sind nicht einfach »kompliziert« und Zyklusbeschwerden zwar leider häufig, aber deshalb noch lange nicht »normal« und schon gar nicht unveränderbar. Indem wir anfangen, die Menstruation und den Zyklus zu enttabuisieren, mit Wertschätzung zu behandeln und Wissen über die Vorgänge in unserem Körper zugänglicher zu machen, trägt jede und jeder Einzelne von uns zu einer geschlechtergerechteren Welt bei!
Ich bin fest davon überzeugt: Wissen über den eigenen Körper ist Selbstermächtigung. Deinen Zyklus zu kennen und seine unterschiedlichen Qualitäten anzunehmen schenkt dir Selbstvertrauen, ein positives Körpergefühl und Kompetenz für dich und deinen Körper.
Die Grundlage für ein Leben im Einklang mit deinem Zyklus ist Wissen. Denn wenn du verstehst, welche hormonellen Abläufe hinter deiner Menstruation und den zyklischen Veränderungen stecken, kannst du die Botschaften entschlüsseln, die dein Körper dir sendet, und damit anfangen, die Qualitäten der einzelnen Zyklusphasen für deinen Alltag zu nutzen. Deshalb werden wir uns zu Beginn genau ansehen, was eigentlich in deinem Zyklus passiert und wie du an den Zeichen deines Körpers ablesen kannst, in welcher Zyklusphase du gerade bist.
Der Rest ist im Grunde nur noch etwas Detektivarbeit: Je mehr du auf deinen Zyklus achtest, umso mehr Zusammenhänge und Muster wirst du entdecken. Deine Zyklusbeobachtung kann dir helfen, dich selbst und deine Bedürfnisse besser kennenzulernen und achtsamer mit dir umzugehen. Du lernst, an deinem Zyklus zu erkennen, wie es deinem Hormonsystem geht und wie du durch deinen Lebensstil einem hormonellen Ungleichgewicht vorbeugen kannst. Mit der Zeit wirst du mehr und mehr zur Expertin für deinen Körper werden und lernen, die unterschiedlichen Phasen in deinem Zyklus zu schätzen.
Wenn du dieses Buch liest, weil du unter unregelmäßigen Zyklen oder Beschwerden wie PMS, PCOS oder schmerzhaften Menstruationsblutungen leidest, klingt es für dich gerade wahrscheinlich schwer vorstellbar, dich mit deinem Zyklus anzufreunden und ihn wertzuschätzen. Das kann ich gut nachfühlen – auch ich litt jahrelang unter heftigen Menstruationsschmerzen. Nachdem ich mich nicht damit zufriedengeben wollte, dass die Pille das einzige Mittel gegen meine Beschwerden sein sollte, fing ich an, mich intensiv mit den Zusammenhängen in meinem Körper zu beschäftigen, und probierte über die Jahre sehr viele unterschiedliche Wege und Methoden aus, um meine Symptome zu lindern. Mit Erfolg: Heute erlebe ich meine Menstruation fast immer entspannt und schmerzfrei und kann ehrlich sagen, dass ich diese Phase in meinem Zyklus annehmen und schätzen kann.
Mein gesammeltes Wissen und meine langjährige Erfahrung als NFP-Beraterin möchte ich in diesem Buch an dich weitergeben. Ich hoffe sehr, dass es möglichst vielen Betroffenen dabei hilft, ihre Beschwerden in Zusammenhang mit ihrem Zyklus in den Griff zu bekommen. Eine Wunderpille gibt es dafür leider nicht – wohl aber Möglichkeiten, durch Veränderungen des eigenen Lebensstils Einfluss auf den Hormonhaushalt zu nehmen und Symptome zu lindern.
Dieser Weg ist mitunter anstrengend, aber gleichzeitig steckt er auch voller Selbsterkenntnis, Selbstfürsorge und Achtsamkeit. Wenn du dieses Buch in den Händen hältst, bist du bereits auf deiner Zyklusreise unterwegs. Ich freue mich sehr, dich ein Stück auf diesem Weg zu begleiten!
Ein Wort zum Thema gendersensible Sprache
Dieses Buch richtet sich an alle Menschen, die den weiblichen Zyklus lesen und verstehen lernen möchten. Ich freue mich von Herzen darüber, dass du dazu gehörst! Du bist damit Teil einer Bewegung, die glücklicherweise immer größer wird und die Zyklusbewusstsein als wichtigen Teil weiblicher Gesundheit und weiblichen Selbstbewusstseins versteht.
Nicht jeder Mensch mit Menstruationszyklus definiert sich selbst als Frau, und nicht alle Frauen haben einen Zyklus. Dieser Tatsache möchte ich auch durch meinen Umgang mit Sprache gerecht werden und spreche daher in den meisten Fällen einfach von »Menschen mit Zyklus«. Ich hoffe sehr, dass wir uns in dieser Formulierung alle wiederfinden und respektiert und willkommen fühlen können.
Titelei
Im Einklang mit dem eigenen Körper leben
Werde zur Expertin für deinen Zyklus
Dieses Buch ist für dich
Meinen Zyklus verstehen
Das Leben ist zyklisch
Die weiblichen Geschlechtsorgane
V wie Vulva und Vagina
Anatomie
Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter
Wie funktioniert der Zyklus?
Das Grundmuster der Fruchtbarkeit
Erste Zyklusphase: Menstruation bis Eisprung
Menstruation
Eireifung
Zweite Zyklusphase: Eisprung bis Menstruation
Nach dem Eisprung
Gelbkörperphase
Dein Zyklus ist so individuell wie du
Was ist ein gesunder Zyklus?
Die Macht der Hormone
Warum dein Eisprung so wichtig ist
Östrogen und Progesteron
Der Zyklus im Hormonsystem
Zusammenspiel der Hormondrüsen
Dein körpereigenes Alarmsystem
Ursachen für unregelmäßige Zyklen
Hormonelle Verhütung und dein Zyklus
Die Pille ist keine Lösung für Zyklusprobleme
Meinen Zyklus beobachten
Der Start in die Zyklusbeobachtung
NFP: Natürliche Familienplanung
Aller Anfang ist … halb so wild!
Körperzeichen kennenlernen
Zervixschleim
So geht’s
Was dein Zervixschleim dir verrät
Muttermund
So geht’s
Was dein Muttermund dir verrät
Aufwachtemperatur
So geht’s
Was deine Aufwachtemperatur dir verrät
Weitere Körperzeichen
Zyklusachtsamkeit
Beobachtungen aufzeichnen
Was dein Zyklus dir verrät
Hast du einen Eisprung?
Länge der Eireifungsphase
Länge der Gelbkörperphase
Beginn deiner Menstruation
Meinen Zyklus unterstützen
Was du für deine Zyklusgesundheit tun kannst
Beuge Beschwerden vor
Die Basis für deine Hormonbalance
Ernährung
Stressreduktion
Bewegung
Schlaf
Erste Hilfe bei Östrogendominanz
Symptome
Östrogendominanz lindern
Die Rolle von Leber und Darm
Schilddrüse und Östrogendominanz
Menstruationsschmerzen
Ursachen
Primäre Dysmenorrhö
Sekundäre Dysmenorrhö
Was du tun kannst
Starke Menstruation
Was du tun kannst
Prämenstruelles Syndrom (PMS)
Was du tun kannst
Ausbleibende Menstruation
Ausbleibender Eisprung trotz Blutung
Was du tun kannst
PCO-Syndrom
Was du tun kannst
Literatur
Autorenvorstellung
Sachverzeichnis
Impressum
© imitystudio/stock.adobe.com. Composed & edited by Thieme |
Zyklen begegnen uns überall. Wir kennen sie aus der Natur, wie zum Beispiel den Tag-Nacht-Rhythmus, die Jahreszeiten oder den Wechsel von Ebbe und Flut. Diese Kreisläufe sind natürliche Taktgeber, die unser Leben und unseren Alltag strukturieren: Sonnenaufgang und -untergang bestimmen unseren zirkadianen Tag-Nacht-Rhythmus, die Jahreszeiten prägen unser Erleben von Zeit, und die Einteilung unserer Zeitstruktur in Wochen, Monate und Jahreskreisläufe ist an den Mondzyklus angelehnt.
Auch der Menstruationszyklus ist ein solcher Taktgeber. Zwischen der ersten Menstruation (Menarche) und der letzten (Menopause) erstrecken sich ungefähr 40 fruchtbare Jahre. Diese Zeit wird durch deinen Zyklus geprägt und strukturiert: Die immer wiederkehrenden hormonellen Veränderungen geben deinem Leben einen Rhythmus, in dem sich mit den Sexualhormonen auch dein Energielevel, deine Infektanfälligkeit, dein Stoffwechsel und dein Wohlbefinden verändern. Dieses Auf und Ab ist nicht etwa ein Anzeichen dafür, dass deine Hormone nicht im Gleichgewicht wären – sondern im Gegenteil gerade das Wesen deines Zyklus, der aus hormonellen Schwankungen besteht. Je besser du diese Abläufe kennst und verstehst, umso weniger ausgeliefert fühlst du dich und umso leichter fällt es dir, deine zyklische Natur anzunehmen und voll Vertrauen in deinen Körper zu leben.
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass jeder Zyklus exakt gleich lang ist oder einem starren Schema folgen muss – das hast du wahrscheinlich selbst schon erlebt, wenn du schon einmal auf deine nächste Menstruation länger als üblich warten musstest. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass dein Körper ein ganzheitliches und sehr intelligentes System ist, das sehr sensibel auf innere und äußere Einflüsse reagiert und in deinen Zyklus eingreifen kann. Diese Intelligenz deines Körpers ist zugleich auch die Ursache für Zyklusunregelmäßigkeiten.
Dennoch liegen deinem Zyklus aber bestimmte gleichbleibende Abläufe zugrunde, die zu kennen sich lohnt: Wenn du nämlich verstanden hast, was genau in deinem Körper passiert und wie dein Zyklus unter idealen Umständen verläuft, kannst du leichter erkennen, woran es liegt, dass du im Lauf deiner fruchtbaren Jahre sehr unterschiedliche Zyklen erlebst und vielleicht auch mit Symptomen wie dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) oder Menstruationsschmerzen zu kämpfen hast – und du kannst damit anfangen, aktiv nach Ursachen zu suchen und deinen Körper durch einen hormonfreundlichen Lebensstil sanft zu unterstützen.
Mit deinem Zyklus leben
Sicherlich kennst du das Gefühl, gegen deinen inneren Rhythmus zu leben. Bei Reisen in andere Zeitzonen beispielsweise kann uns der Jetlag schwer zu schaffen machen, und nach einer durchgemachten Nacht fühlen wir uns am nächsten Tag wie gerädert. Ähnlich stark belastet es Körper und Psyche, wenn wir gegen unsere zyklische Natur leben und unsere unterschiedlichen Bedürfnisse in den einzelnen Zyklusphasen ignorieren.
An den Vorgängen in deinem Zyklus sind neben dem Gehirn vor allem die weiblichen Geschlechtsorgane beteiligt. Während die männlichen Geschlechtshormone in den Hoden gebildet werden, die außerhalb des Körpers liegen und damit direkt sichtbar sind, befinden sich Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke gut geschützt und vor Blicken verborgen im kleinen Becken. Von außen sichtbar ist nur die Vulva – zu ihr gehören innere und äußere Vulvalippen (Schamlippen), die Spitze der Klitoris, die Harnröhrenöffnung und die Öffnung der Vagina.
Das deutsche Wort Scheide wird häufig fälschlicherweise für diesen äußeren Bereich verwendet. Tatsächlich befindet sich die Scheide (Vagina) aber im Inneren des Körpers und ist von außen nur als Öffnung zu sehen.
Vulvalippen: kein Grund, sich zu schämen
Vielleicht bist du über den Begriff Vulvalippen gestolpert. Das gebräuchlichere deutsche Wort ist Schamlippen. Mit dem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung weiblicher Sexualität und einer zunehmenden Sensibilisierung dafür, wie Sprache unser Bewusstsein prägt, gerät die Bezeichnung Schamlippen aber in die Kritik: Schließlich gibt es keinen Grund, sich für den eigenen Körper zu schämen! Analog zum Begriff Vulva setzt sich daher immer mehr die Bezeichnung Vulvalippen durch.
Noch vor wenigen Jahren kam mir das Wort Vulva nur schwer über die Lippen. Zu ungewohnt und wenig vertraut klang es in meinen Ohren – und in den Ohren meiner Gesprächspartnerinnen und -partner. Verständnislose bis irritierte Blicke waren meist die Folge, denn die korrekte Bezeichnung für die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane ist in unserem Sprachgebrauch leider immer noch kaum bekannt: Während wir meistens von klein auf vielfältige Ausdrücke für Penis und Hoden kennen (und die Vorstellung, wir würden beides miteinander verwechseln, eher absurd erscheint), herrscht bei der Benennung der Vulva verschämte Sprachlosigkeit.
Scham beeinflusst unsere Identität. Sie prägt unser Selbstwertgefühl – und wenn uns die Worte fehlen, um einen so intimen Teil unseres Körpers wie die Vulva zu benennen, fehlen uns gleichzeitig auch Selbstbestimmung und sexuelles und körperliches Selbstbewusstsein. Wenn wir mit einem Gefühl von Scham und Unwissenheit gegenüber dem eigenen Körper aufwachsen, bilden und halten sich Tabus. Es entsteht Unsicherheit darüber, ob sich der eigene Körper »normal« verhält, ob er in Ordnung und schön so ist, wie er aussieht, und es entwickeln sich falsche Vorstellungen von Normalität, was die Menstruation und den Zyklus angeht.
Das darf sich ändern. Sprache bildet die Wirklichkeit ab und gestaltet unsere Realität – und wie wir miteinander und über uns selbst sprechen, wirkt auf unser Selbstbild und unsere Körperwahrnehmung. Deshalb ist es gut und wichtig, alle Teile des eigenen Körpers zu kennen und sie ohne Scham benennen zu können.
Vielleicht geht es dir wie mir vor ein paar Jahren und das Wort Vulva fühlt sich für dich gerade noch sehr ungewohnt an. Du kannst versuchen, es einfach mal vorsichtig in den Mund zu nehmen und dich an seinen Klang zu gewöhnen. Und falls du direkt Lust hast, einfach mal laut und deutlich »Vulva« zu sagen: do it!
Mit dem Begriff Vulva beschreiben wir die Gesamtheit der äußeren Geschlechtsorgane. Die äußeren Vulvalippen (Labien) gehen im oberen Bereich der Vulva in den Venushügel über. Sie sind von Fett und Bindegewebe unterpolstert und schützen den inneren Bereich der Vulva vor Keimen.
Die inneren Vulvalippen begrenzen den Scheidenvorhof und umschließen den vorderen Teil der Klitoris. Sie sind dünne Hautfalten, die keine Fettdrüsen enthalten und unbehaart sind. Sie können bei sexueller Erregung anschwellen. In ihrem unteren Drittel münden die Bartolonischen Drüsen, die bei sexueller Erregung ein Sekret absondern, das die Vaginalöffnung befeuchtet.
Genau wie alle anderen Teile unseres Körpers können auch Vulvalippen ganz unterschiedlich groß sein und in ihrer Form und Farbe verschieden aussehen. Häufig sind zum Beispiel die inneren Vulvalippen nicht oder nicht vollständig von den äußeren Lippen umschlossen. Das ist ganz normal und kein Grund, sich für deine Vulva zu schämen! Die Natur hat uns alle etwas unterschiedlich gemacht, und jede Vulva ist auf ihre Art schön. Vielleicht hast du Lust, dich mit einem Handspiegel an einen ungestörten Ort zurückzuziehen und dir deine Vulva anzuschauen?
Zwischen den inneren Vulvalippen verborgen liegt die Öffnung der Vagina. Ich verwende lieber das Wort »Öffnung« statt »Eingang«, weil es ja nicht die einzige oder wichtigste Aufgabe der Vagina ist, etwas hineinzulassen: Sie ist ein Muskelschlauch, der die inneren mit den äußeren Organen verbindet und zunächst dafür sorgt, dass Körperflüssigkeiten und unter der Geburt ein Baby aus dem Körper heraus gelangen.
Mythos Jungfernhäutchen
Gleich hinter der Öffnung der Vagina befindet sich bei manchen Menschen ein dünner Schleimhautkranz (Hymen). Dieser Kranz hat eine Öffnung, die mit Beginn der Pubertät weiter und dehnbarer wird, sodass Menstruationsblut abfließen und auch ein Tampon eingeführt werden kann. Beim Sex und selbst bei einer vaginalen Geburt kann sich das Hymen mitdehnen und muss nicht zwingend einreißen.
Anders als die Bezeichnung »Jungfernhäutchen« nahelegt, ist eine Blutung beim ersten Sex daher kein Beweis für Jungfräulichkeit. Es ist möglich, dass das Hymen oder andere Bereiche der Vagina beim Sex verletzt werden und etwas bluten, was in der Regel auf mangelnde Feuchtigkeit hinweist. Häufig wird das Hymen einfach leicht gedehnt und es tritt keine Blutung auf.
Die Klitoris ist das zentrale Lustorgan im weiblichen Körper und viel größer und komplexer, als sie von außen aussieht. Nur ihre äußerste Spitze (die Klitoriseichel) ist als kleine Perle im oberen Bereich der Vulva zu sehen, der ca. 10 Zentimeter lange Rest liegt im Körper verborgen. Dort umschließt die Klitoris mit ihren beiden Schenkeln die Vagina.
Während der embryonalen Entwicklung entsteht die Klitoris aus dem gleichen Gewebe wie der Penis, sie hat eine ähnliche Größe und ist ebenso ein Schwellkörper, der auf sexuelle Erregung reagiert. Außerdem kann sie in ihren Drüsen Gleitsekrete produzieren. Da sie sehr viele Nervenenden aufweist, ist die Klitoris sehr berührungsempfindlich, und zwar sowohl ihre Perle als auch der im Körper liegende innere Teil.
Die Gebärmutter (Uterus) ähnelt einer umgedrehten Birne und ist 7 bis 10 Zentimeter groß. Sie ist der stärkste Muskel im weiblichen Körper und kann sich rhythmisch zusammenziehen, um während der Menstruation die oberste Schleimhautschicht abzustoßen und unter den Wehen die Geburt voranzubringen. Dazu verlaufen Muskelfasern vom Dach der Gebärmutter (Fundus) bis in den Gebärmutterhals, mit dem sie in die Vagina hineinragt.
Im Inneren der Gebärmutter baut sich im Zyklusverlauf eine Schleimhautschicht auf, die vor dem Eisprung unter dem Einfluss unserer Sexualhormone auf ca. 1 Zentimeter anwächst, ▶ [1] sich nach dem Eisprung umwandelt und schließlich mit der Menstruation abblutet, wenn keine Schwangerschaft eingetreten ist.
Der untere Teil der Gebärmutter heißt Gebärmutterhals. Darin befindet sich ein enger Kanal, der mit drüsenähnlichen Vertiefungen (Krypten) ausgekleidet ist, die das Sekret Zervixschleim produzieren. Außerdem verbindet der Gebärmutterhalskanal den Gebärmutterkörper mit der Vagina.
Am äußeren Ende des Gebärmutterhalses liegt der Muttermund. Er wölbt sich zapfenförmig in die Vagina hinein und öffnet und schließt sich im Zyklusverlauf. Zusammen mit dem Zervixschleim aus dem Gebärmutterhalskanal bildet der Muttermund eine Schranke, die die inneren Geschlechtsorgane vor Keimen wie Bakterien oder Pilzinfektionen schützt.
Die Eileiter (Tuben) gehen links und rechts vom Gebärmutterkörper ab. Ihre trichterförmigen, fingerartigen Enden sind frei beweglich – sie sind also nicht fest mit den Eierstöcken verbunden, sondern legen sich erst beim Eisprung dicht an den Eierstock an und können so die Eizelle aufnehmen. Auch die Eileiter sind innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die mit feinen Flimmerhärchen besetzt ist und die Eizelle im Fall einer Befruchtung sowohl ernährt als auch Richtung Gebärmutter transportiert.
Die beiden Eierstöcke (Ovarien) liegen auf beiden Seiten der Gebärmutter im Bauchraum und sind durch Bänder an der Beckenwand befestigt. Sie haben etwa die Größe einer Walnuss. In den Eierstöcken sind bereits vor unserer Geburt alle Eizellen angelegt, die im Lauf der fruchtbaren Jahre heranreifen können. Du kommst also bereits mit all deinen Eizellen zur Welt, und sie sind heute genauso alt wie du!
Zu Beginn der Pubertät enthalten die Eierstöcke noch ungefähr 400 000 Eizellanlagen. ▶ [2] Aus diesem Vorrat reifen in jedem Zyklus unter Hormoneinfluss einige der Eizellen heran, von denen schließlich eine (in seltenen Fällen zwei oder mehr) zum Eisprung kommt. Außerdem werden in den beiden Eierstöcken die Sexualhormone Östrogen und Progesteron gebildet.
Weibliche und männliche Fruchtbarkeit
Es ist erstaunlich, wie grundlegend unterschiedlich die Natur weibliche und männliche Fruchtbarkeit organisiert: Während in den Hoden ab der Pubertät in jeder Sekunde rund 1000 Spermien gebildet werden und die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter zwar nachlässt, aber niemals ganz aufhört, ist der Eizellvorrat begrenzt. Sowohl die Menge als auch die Qualität der Eizellen nimmt mit der Zeit ab, weshalb die weibliche Fruchtbarkeit in den Wechseljahren zurückgeht und schließlich mit der Menopause ganz endet.