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Arno Reis ist in diesen tagebuchähnlichen Texten ein Fährtenleger und Mixer von Realität und Fantasie, Wunsch und Wirklichkeit, Verwirrung und Entwirrung, Traum und Realität.
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Seitenzahl: 129
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„Es soll Menschen gegeben haben, die, sogleich wenn sie einen Gedanken niederschrieben, auch sogleich die beste Form getroffen haben sollen. Ich glaube wenig davon. Es bleibt allemal die Frage ob der Ausdruck nicht besser geworden wäre, wenn sie den Gedanken mehr gewendet hätten, ob nicht kürzere Wendungen wären getroffen worden, ob nicht manches Wort weggeblieben wäre was man anfangs für nötig hielt, welches aber eigentlich doch nur unnütze Erläuterung war, wenigstens für den verständigen Leser.“
Quelle: Lichtenberg, Sudelbuch J, 1789-1794. [J 283]
Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799), deutscher Physiker und Meister des Aphorismus
Prolog
Ich, der Bogenspanner,
Dialog
mein monatebuch
traum buch
Frachtbuch
Frau im Bild
Tagebuch 2010
oh miranda
zeittüre
Il n'y a pas d'amour heureux
Kanzone in Coelinblau
Istanbuler Tagebuch
nachtwanderung
In Memoriam der ewigen Endlichkeit
Die geheimen Aufzeichnungen des Adolf Brächte
Lautlos im Raum
Spätherbst
Barcelona:
La luz - la sombra / El ilum - l'ombra
Erinnerungsbilder
Über der Stadt
Traumpflücker
Ode an die Spaghetti
Schweigen
Zwilling
Trennbuch der Erinnerung
Grenzverlust
in der nacht von heute
Der Keinvogel stürzt
Meines langen Tages
Zimmer - entlegen
Diese Kladde, rostendrot,
Notate - umgesplittert
Epilog
ich, der bogengeschützte
Ich, der Bogenspanner,
schrieb in meinem Sturm und Drang
vielleicht auch im vermeintlichen Jugendzwang
Texte in Sachen / emotionale / Lyrik,
/ gekurzte / Geschichten und / entschreckte / Dramen
wohl blicklos für die / mich umgebenden / Jungfräuleins und Jungdamen
bis die Wirklichkeit / im ehelichen und beruflichen Feld /
mich den frühmals kulturellen Leser und Schreiber
erdete in der täglichen Tage Leben
Ich, der Bogenspanner,
wende die Zeit und begegne ihm
dem Lebensfährmann
lasse mich führen verführen entführen
in stirnverborgene Welten
in die geheimen eines weiten
Glücks auf losen Fährten
Du, mein Fährtenmann
/ Weg / Begleiter in die Welten
im Innen im Außen im Geheimen
ich öffne mich / nicht sichtbar / für die Meinen
quere den / Lebens / Fluß nicht so selten
verhülle mich in der Tage Bücher
mein monatebuch
meiner tage buch
blätter nur
tageblätter
digitalblätter
entwicklungsblätter
nur ich
ich nur weiß um die bearbeitungen
betonungen, betonnungen,
windungen verwindungen verschwindungen
über alle tage
nächte wochen
meiner eintextungen.
was möchte ich hinterlassen?
worte bilder kaskaden
frei gelassen entlassen
suche
du in meinen bildertexturen
kehr zurück du
in meiner monate buch
du bist mein
buch mit allem.
drin und dran
mit blättern
buch staben zeilen seiten,
mit falz und kniff
bist mir verschlossen
bist mir offen
bist mein inhalt
ich lese: dich,
verstehe dich
interpretiere dich
analysiere dich.
stehe vor dir
geschlossen geöffnet.
du meine
phantasie mit allen
bildern und windungen
allen süchten
ich verstehe dich ohne denken
begreife dich ohne fassen
laß mich fallen in die höhen
laß mich steigen in die tiefen
bin geöffnet vor dir
im tiefen fall gelassen träumend
meine lust du
in meinen köpfen und körpern
unter gehen
will ich immer über all
tauchen will ich
ohne luft durch atmen
verschwimmen
in den unter gang
auf tauchen will ich
wachen im
traum buch
Lies in mir.
Dechiffrier meine Chiffren.
Chiffren meiner inneren Welten.
Welten meiner Ängste und Süchte.
Entkleide mich.
Entblöße meine Figuren.
Ertaste meine Figurinen.
Dechiffrier mich.
Spiegel mein Ich.
Wende mich. Schließe mich.
Laß mich ungeschlüsselt verbleiben.
Laß mir dieses Frachtbuch
meiner Gezeiten.
Der Sommer hat dich gefüllt
in der Frühe
mit der Fülle
überblühender Gärten von Bauern
die wir uns vorstellen
Essenz des frühen Sommers
gefangen im gepfählten Quadrat
Wieder bin ich gekommen
dich aufzunehmen
im Verblühn
im Gedenken
an das Verweilen der flüchtigen Schönheit
auf meiner Sinneshaut
Gefallen ist die Begrenzung
im Sinnesherbst
in neuer Jahreszeitenwelt
zur Blütenwiedertaufe
Du störst
du auf dem Stuhl
mitten im Bild
prangend lesend
vor meinem Jahreszeitengarten unerwartet
Verweile doch
in meinem Bild im Hier, im Jetzt, im Heute
will dich aufnehmen
im Verblühn gefüllt mit Erinnerung
des Herbstes jetzt
da die Stare auf den Feldern
klirrend sich sammeln
21.
Küsse
Verweht
gehaucht – gesimst
in zeitlosigkeit getaucht
der zeitklau will
gebändigt werden
22.
schließe die augen
sehe
steg und wasser
wasser und sand
sand und du
du und ich
ich und gefühle
und seeligkeiten
augen geschlossen
sehe wind
und nichts
ist verflogen
23.
wolkenpferde galoppieren
durch meine erinnerungen
während ich
auf dem rad
in den wolken träume
mit windeshand geführt
durch den horizont der unendlich und ich
treffe dich
irgendwo
im nirgendwo
24.
die erde hat mich wieder. wühle
auf meinem schreibisch
lese, sortiere, verwerfe. finde
erinnerungen, vergraben. finde
nicht dich darauf
liegend.
25.
Sündenfall
vögel bis die
schwarz geharnischten ritter
kommen mit
den heißen schwertern in
den tiefen scheiden.
schwefelgehörnte teufel
stehen wache. klatschen
mit ihren schwänzen
nur den eigentakt.
ritter adam steht vor dem baum
hat seine lust verloren. sieht
in fahlem abendneid auf die
rippe mit vögeln
auf der hand.
26.
Am See vorbei
- gewesen
- an Wasser gedacht. Keine
Chance auf
Eintauchen. Mehr
Hoffnung als Frust auf
neues Lieben.
27.
Auf der Wartburg sitzen
Ausschau halten.
Champagner steht bereit
lange gewartet.
Es ist spät
Champagner muß noch warten.
Morgen werden wir trinken.
28.
Der Milchglasmond weht
die Tageswärme deines
Körpers auf
meine Haut.
Gänsehaut erblüht
auf meinem Körper. Traumgedanken
suchen meine Lust. Fressen
meine Ängste. Hinterlassen
auf meiner Lustkarkasse
Bilder vom Morgenlicht auf dem wir
schlafen.
29.
sommersonnen
wind fegt durch mein haar, schließt
mir die augen
in meiner innerwelt greife ich
in die sterne, suche dich, funkellicht
weiß, du bist in der unendlichkeit
ein sommerglück
strahlst länger als
einen sommer.
30.
leben ist rund
in memoriam tante edda
salut an amelie
einmal die gefühlswelt umfahren
gegerbt mit blessuren im lebenswind
alleine von bord gehen und schon süchtig
auf ein neues stück leben
wieder den gefühlsäquator umrunden
runde um runde
in der todesbarke
willkommen im leben
im hier und heute
dränge nicht - du wirst
alles erfahren erleiden genießen
bis die letzte nacht anbricht
das ist leben
31.
mein milchglastraum umspült
deine knospenden lippen
/ sommerstrandtage /
öffne unseren champagner
und du
genieß meinen lippenstift länger
als ingmars sommer.
oh miranda
I like your tanga
oh mirando
I hate your tango
oh john
he is so long
oh janett
this is to forget
oh janett-miranda
he is so long in the nirvana
oh miranda-janett
your nirvana? I forget
oh john-anda
I love your longines and tanga
oh my nirvana-mirando
so long and a guiness after tango
abgeschlossen verriegelt vernagelt
/fremder davor/
verwirrt verlassen
jene zeit mit der stunden schlag
kriecht durch das verschlüsselte loch
im morgen in die nacht hinein
/kein fremder fesselt auf/
abverschlossen geriegelt zernagelt
vor die letzte tür
/entsetzt/
Ich liebe diese Nächte in
denen es um diese Zeit fast
noch hell ist. Du hörst derweil
Georges Brassens: Il n'y a pas d'amour heureux.
Ein Text von Luis Aragon . Berührt
er dich auf seine Art?
Es ist noch immer hell – fast hell. Und du hörst
„Glückliche Liebe gibt es nicht“? Ich weiß
eigentlich nicht, was Liebe ist. Aber
ich weiß, daß sie so viele Wandelsichter hat: Hass und
Glück,
Verstummen und Sprudeln, Umarmen und Verstoßen.
Kann
Liebe das Ausleben von Hass und
Wandeltraum sein?
Sag mir, bevor der Tag dunkelt,
sag mir, Liebste, magst du das
Leuchten in meinen Augen? Fast
hätte ich geschrieben „wie in deinen Augen“. Sagen
es dir Aragon und Brassens? Aber wie kann
ich dir sagen, daß du das Licht in
meiner Nacht bist? In der Nacht, die immer
den Tag bringt?
Wollen wir –
wollen wir versuchen zu sagen, es gibt sie doch:
Die glückliche Liebe?
Du bist für mich
die schönste aller schönen Frauen
auch wenn die jungen, die voll
busigen, die high geheelten
meine Augen tanzen lassen.
Aber diese Frauen sind nicht du.
Für mich bist du
die bewußteste aller sich selbst bewußten Frauen
auch wenn viele ihre Köpfe höher tragen als hoch und
mich gekühlt umgarnen.
Trotzdem ist keine der Frauen du.
Du bist für mich
die klügste aller klugen Frauen
auch wenn die taffen Diplomösen und Professösen
mich mit ihrer Beschlagenheit beeindröseln.
Aber welche ist wie du?
Für mich bist du
mein Ein und mein Alles
auch wenn die Verlockungen locken
und ich mich verlockt sonne.
Doch keine Versuchung ist es wert.
Nur du bist
Sehnsuchtssonne ich die Erde,
Mondkühle, ich der Schatten,
Funkelstern, ich der Singer.
Du nur
Bist meines Lebens Glück.
Spurensuche
21.05.
Berlin tummelt, wimmelt, dürstet
Die Flieger donnern ein und aus über
Hotel und Stadt. Kerosin am Himmel
über Berlin. Benzol in den Straßen von Berlin
und alle Linden grünen.
Im Kopf tummelt und wimmelt und dürstet Urlaubserwarten. Der Derwisch -
wird er tanzen?
22.05.
Über den Wolken, mein Lieber, ist
die Freiheit wohl grenzenlos nicht. Arm an Arm,
Lehne an Lehne, Bein an Bein. Genau so eng
wie unter Hidschab, Niqa oder Tschador. Verschleier
die Dieslichkeit gealterter Frauen. Verdrossen
schließe ich die Augen, sehne mich dir
auf unserer Horizontlinie entgegen,
koste die tiefblaue Unendlichkeit
über den Wolken. Und dann
erschlägt die Mittagshitzensschwüle
bei der Flugzeugentleerung.
Und später
Menschengewusel am Taksimplatz,
auf der Istikal und den Seitengassen. Nur
deine Geruchsspur kann ich
noch nicht aufnehmen.
23.05.
Stufen gegangen, geschritten, gestolpert. Treppen
abwärts, zur Hölle, gen Himmel. Auf den
seit Jahrhunderten ausgetretenen Stufen
alle Gerüche von Jahrhunderten,
nur deine nicht erschnüffelt.
Galathaturm aufwärts aseptisch, auf dem Umgang
ahne ich
Düfte verschleierter, gewägter, verliebter Frauen.
Nicht eine erinnert mich.
In der Hagia Sophia der Moder seit der Eroberung,
mir geruchlosfremd.
In der Blauen Moschee vermisse ich Weihrauch –
ob katholisch ob orthodox.
(Protestantisches Denken?)
Die Frommen reinigen sich vorher, waschen
ihre Sünden ab.
Geruchserinnerungslos zu Gott?
In mir weiß ich:
Dein Geruch strömt überall. Nur – ich will nicht wieder
50 Jahre warten. Laß mich
Al Pacino sein und den Duft
der Frauen finden.
24.05.
Am Vormittag schon Trüffelhund herausgelassen.
In der Bahn bis Sultanahmet dünstet neben mir
Lebensknoblauch – nicht meine Sehnsucht.
In den Pavillons des Topkapi hat die Revolution
alle Gerüche verweht.
Keine Erinnerung an Rosen, Jasmin, Neid, Haß oder Lust.
Nur Kacheln,
bunte, blaue, erinnerungslos. Keine Vorstellung
von geilen, verschlagenen, demütigen
Eunuchen. Kein Angstschweiß,
keine Schreie der Prinzen
die beseitigt werden müssen. Erinnerungslos
die vergangene Pracht. Kein Besucher
trägt deinen Duft - noch nicht mal den
der Seife Maja.
25.05.
Istanbul, du Multimillionenstadt, warum hast Du
in diesem Mai so wenige Gerüche?
Selbst die Abgase der wimmelnden, hupenden,
drängenden Autos,
der sich quetschenden Taxen, der Arbeitslaster,
der Müllabbelader am späten Abend
entschweben so schnell und wenig verbleibt
für den Erinnerungshauch.
Kurzzeitig der Geruch von Meer, Algen und Jod:
Frische Fische in den Auslagen. Ach ja:
Die Lösung ist so einfach -
Möwen.
Auf den Himmelslärchen vor meinem Balkon:
Möwen mitten in der Stadt
- bei mir zu Hause schreien die Tauben.
Das Goldene Horn, der Bosporus, das Marmarameer
prägen die Millionenstadt voller Winde.
Möwen die Meeresboten.
Deswegen sind alle Gerüche,
die lustvollen, die stressigen, die lässigen, die sinnlichen,
schneller verflogen als das Parfum auf der Haut.
Dolmabace-Palast: Türkische Adaption des
europäischen Pomps der Gründerjahre.
Will ich das sehen?
Ja, um deinen Dunst zu erahnen. Doch da liegt
die Samstagsschlange
vor der Kasse – ich verzichte.
Werde dich dort nicht finden.
Lieber mit dem Ausflüglerschiff von Kabatasch
zu den Prinzeninseln: Auch Prinzessinnen
sollen dort fern der Macht gehalten worden sein. Bist du
meine Prinzessin, die von meiner Duftsucht ferngehalten
werden soll?
Unterwegs
nur leiser Atem von Salz und Wasser. Dafür Liebende,
verschämt, glücklich, heimlich zusammen
bei´m Ausflug übers Wasser.
Wie schön ist das – mit Schleier, mit allem was
Muslimstrenge erwartet – aber
darunter ist Herz, ist Gefühl, ist Jungsein, Verliebtsein,
ist Menschsein.
Bist du meine
muslemische Prinzessin?
Zurück:
In der Nähe des Taksimplatzes:
Auflauf, Flucht, Verfolgung, Tränengas: Rote
Bannerträger skandieren. Versteckspiel
mit martialischer Polizei.
Aber diesen Tränengasreiz suche ich nicht.
Am Abend,
wie immer in diesen Tagen, sitzen,
essen, trinken, sehen, hören. Die Jungen
leben ihr säkulares Leben in Sommerzügen.
Geruchsbilder in meinem Kopf. Oh wär ich doch
Süßkinds Jean-Baptiste Grenouille.
26.05.
Sonntag - ganz Istanbul unterwegs - auf den Straßen,
in den Parks,
unter Bäumen. Beim Flanieren, beim Einkaufen.
Und in allem
Touristensehenswürdigkeit. Schlange um Schlange.
Und alle können warten,
haben wohl alle die Sonntagsmuße. Nur ich nicht.
Die unendliche Schlange vor dem "versunkenen Palast"
schreckt mich. Will keinen Hitzekoller.
Tröste mich damit, daß das Wasser der Zisterne
seit Kaiser Justitianus
keine Erinnerungsgerüche speichert. Und wenn doch –
wäre dein Duft nicht längst
verflogen?
Also jetzt Süleymaniye-Moschee. Die Vollkommene - auch
im Duft die vollkommene? Die Tücher vor der Moschee,
mit denen sich säkulare Frauen verhüllen –
könnte auch ich sie nehmen, mein Gesicht verhüllen,
im Stoff schnüffeln, tief einsaugen? Vielleicht ist
dein Geruch darin gefangen?
Aber zu viele
haben die Tücher inzwischen getragen. Wie soll ich dich
darin erreichen?
Will noch mal den Geruch im Großer Basar
aufnehmen - er verweigert sich.
Geschlossen.
Sonntag.
Beim Essen der süße aufdringliche Geruch
der Wasserpfeifen. Schnell verflogen.
Später: Neffen treffen, trinken im altehrwürdigen
englischen Hotel, dann
in Kochschule essen – Gewürze schnuppern –
kein sinnlicher Duft – ein Nichts.
Und die Derwische können wir auch nicht
in ihrer Trance sehen –
Emotion geschlossen.
27.05.
Sind meine Traumgeruchswünsche, meine Geruchsträume
von dir nur Spiegelung
meiner Wünsche in meinen Tagträumen? Gibt es dich
in meiner Wirklichkeit? Sollte ich lieber
schmecken, fühlen, tasten? Wie
kann ich meine Erinnerungen an dich finden? Vielleicht
bist du nur in meinen Innwelten
die sanftmilde Europäerin.
Also
setze ich über das Azurwasser des Bosporus - so blau
wie die Kacheln der berühmtesten Camii –
setze über nach Üsküdar. Hier beginnt doch
das unendliche Anatolien. Auch das animalische, bigotte,
geruchsverrückte, erinnerungsgefüllte. Und da werde ich -
endlich? -
deine Duftspur finden?
Nein, es ist alles anders: Meine Phantasien täuschen mich,
treiben ihr Spiel mit mir. Hier ist es nicht so hektisch,
Märkte mit körperlichsinnlichen
Obst- und Gemüseständen,
mehr traditionell verhüllte Frauen. Sie lassen
keinen Geruch an mich heran. Der Blick
vom Schamlika-Hügel über alle Gewässer
raubt mit den Atem. Istanbul und alle Moscheen
liegen mir zu Füßen als hätte ich
dich gefunden. Die vielen Menschen hier
verweilen - ach, das klassische Zitat. Entrückt. Dem
Himmelsseelenfrieden so nah –
Seelenfrieden, Inneres Glück - fast könnte ich
die Suche nach dir vergessen.
Träfe ich dich jetzt,
würde ich dich unter der Kleidung erkennen?
28.05.
Fast alle laufen mit Wasserflaschen, trinken ständig.
Es liegt was in der Luft - aber ich singe es nicht, erspüre es
nicht. Das Salz des Meeres
kann es nicht sein. Ist es scharf, ätzend, überaromatisiert?
Es ist nicht
der Duft, den ich mir erträume.Weiter
deine Düfte suchen. Im alten Griechenviertel Fenner.
Den Fährableger nicht gefunden, aber
ein Taxi bis zum Chora-Kloster. Beeindruckt
von der Glaubenspracht, die unter Putz und weißer Farbe
zu Zeiten der Moschee verborgen war.
Nur Touristen, Führer, Kameras - noch nicht mal
Geruch von Putz und Farbe und Restaurierung.
Neuer Taxifahrer - er zeigt das noch Unbekannte. Was
versteht er von Gerüchen?
Fahrt ans Ende des Goldenen Horns - oben
mit weitem Blick
wurde aus dem Kaffeehaus der romantischen Liebesgeschichte von Pierre Loti
ein Ausflugslokal - seine Liebe Aziyadeh
verstarb vor seiner Rückkehr – sie hinterließ literarische
Spuren. Und beide
hinterlassen Spuren an den Kaffeehauswänden –
Erinnerungpilgern
so vieler. Aber beide
erinnerungsgeruchlos.
Wer hinterläßt Geruchsspuren auf dem angrenzenden
Friedhof hinter der Wallfahrtsmoschee Eyp?
Immerhin: Dort soll Mohammeds Fahnenträger
begraben sein (auch wenn er schon beim ersten,
aber vergeblichen Eroberungsversuch 668 umkam.)
Sein Auffinden nach 8 Jahrhunderten - ein Wunder, bewirkt durch einem Engel,
einen geruchslosen? Nahm der Engel