Wir sind Fremde - fast überall - Arno Reis - E-Book

Wir sind Fremde - fast überall E-Book

Arno Reis

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Beschreibung

"Wir sind Fremde - fast überall " ein fotolyrischer Blick über den eigenen Horizont hinaus in multiple Horizonte - verdichtet in emotionalen Kapiteln "mi amor triste cubano" - die traurige Liebe des Autors "Befindlichkeiten" - politische Reflektion "Flucht und Fremde" - bittere Wirklichkeit "Der Fremde in mir" - Reflektion ins Innere Fotografien des Autors ergänzen, unterstreichen, mildern die lyrischen Texte.

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Seitenzahl: 24

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Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden.

Rosa-Luxemburg (Die Russische Revolution)

Inhalt

Statt Vorwort

mi amor triste cubano

La Habana: Mi amor

Nebukadnezar

Kubanische Flamingos

Una Cuba libre?

Havanna. Ich

No es fácil

Lacrimas y sueňos

Ich sterbe und La Habana bleibt

Befindlichkeiten

Blühende Landschaften

Blutige Diamanten

klima wandel

Frühlingsengel über Wintergrab

Im Weg ist immer noch ein Weg

erinnerungswelten oder: in die asche getreten

Putinescu

Lü-gen-presse

ich bin ungerecht

Unter dem Radarbaum

Flucht und Fremde

Angst in der Luft

befreiung 70

Europa der Risse

Für Ashraf Fayad

Illegalscheißegal

flutung

Kein Erzählzauber

danach

fremde – fast überall

ecco homo

Wo bleibt das Schöne?

Europa du vergeßliche du

Der Fremde in mir

Erinnerung

Sprachfrass

In Memoriam der ewigen Endlichkeit

Vogelruhe

verschlüsselt

geschiebe

schwarzer schnee

Memento mori

Zwilling

Nebelschweigen

Der Keinvogel stürzt

Hexenzeit

umgesplittert

traumlabyrinth

Werde nicht der letzte

Brief ohne Marke

carrara

Ich wollte den Zug

keinen pfad

Statt Vorwort

Gomringers Avenidas und Sexismus

Adorno schrieb 1949 „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“. Sein Aufsatz „Kulturkritik und Gesellschaft“ wurde 1951 erstmals veröffentlicht.

Sechs Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieg schrieb der schweizerisch-bolivianische Dichter Eugen Gomringer trotzdem – aber nicht in deutscher, sondern in spansicher Sprache. Seine konkrete Poesie war damals vielleicht eine der wenigen Antwortmöglichkeiten auf den Nachhall des schwadronierenden Dritten Reiches.

Es mag ja sein, daß in den Augen der Studentinnen der Alice-Salmon-Hochschule die heutige Gesellschaft sexistisch ist. Man mag ja pietätvoll nicht nach ihren persönlichen Amouren fragen. Aber muß man deswegen den ganzen Literaturkanon auf den Müll werden?

Die sexistische Sichtweise kann man, wenn man will, fast aller Lyrik überstülpen. Werden wir also lyrikfrei? Na, an was erinnert uns das?

Der Panther - ein Symbol für die Frau in Freiheit, ihre Unbezähmbarkeit, ihre Kraft, ihren Mut. Zu Rilkes Zeiten, also im männerdominierten Kaiserreich, war fast allen Frauen das Sieselbstsein gesellschaftlich nicht gestattet. Genau in dieser dienenden, subalternen Rolle beschreibt sie Rilke mit dem Symbol des Panthers. Sie, die Frau, wird gegen einen Obolus in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt – eine wilhelminische Peepshow also. Tja, und so einen herabwürdigenden Text lernen unsere Kinder noch immer in der Schule.

Da ist Schillers Glocke mit „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau“ noch harmlos.

Wenn man schon die Schulbücher reinigt, so sollte man auch die Texte aus Zeiten des Minnegesangs verbannen – die Minnesänger beschreiben die Frau als eindeutige Objekte ihrer männlichen Begierde. Dagegen ist Gomringer mit “avenidas y flores y mujeres y un admirador” ein Dilettant – da wird der Dreiklang von Alleen, Blumen und Frauen bewundert.