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Die Familiensaga vom armen Xaver, der vor etwa 300 Jahren lebte. Er findet Arbeit, Tiere als Freunde, rettet eine unbekannte Frau vor wilden Tieren. Ist die unbekannte Frau eine okzitanische Prinzessin? Enkel Basil möchte adlig werden, kämpft mit einem französichen General in Sauf- und Freßgelagen, entdeckt Darmwinde als Antrieb und erfindet schließlich ein Fortbewegungsmittel, zunächst Laufmaschine genannt. Wird aber nicht reich von seiner Erfindung.
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Seitenzahl: 42
Für meine Enkel
Amelie, Malou und Linus
Heute erzähle ich euch wahre Geschichten unserer Familie Reis, die weder meine Frau, eure Oma also, noch eure Mutter jemals von mir gehört haben.
Ihr müßt sie für euch bewahren – sie ist euer Geheimnis. Unser Familiengeheimnis.
Mein Vater erzählte sie mir – und wenn ich euer Großvater bin, dann ist er euer? Richtig, euer Urgroßvater.
Mein Vater hörte sie von seinem Großvater und dieser wiederum von seinem Großvater – also ist diese geheime Familiengeschichte etwa 300 Jahre alt. Und da sie so alt ist, weiß ich nicht, was zur Geschichte hinzugefügt wurde, was weggelassen wurde. Ich erzähle sie euch so, wie ich meine, sie von meinem Vater gehört und wie ich sie behalten habe.
Die fremde Frau auf dem Schimmel
Wie Xaver bei einem Bauern Arbeit findet
Wie Xaver einen Hofladen eröffnet
Wie Xaver Räuber verjagt und Gesellschaft bekommt
Wie Xaver heiratet
Und das noch zum Schluß
Übrigens
!! Warnung !!
Basil überlegt, ob er der Enkel einer Königstochter sei
Basil ist mit seinem Familiennamen unzufrieden
Wie Basil zur Namensänderung kommt
Warum der Familienschimmel Papusto abmagert
Basil experimentiert mit biologischen Winden
Basil und wir, die Nachkommen, werden mit der Laufmaschine nicht reich
Unser weit entfernter Vorfahre hieß Xaver, er war früh Waise geworden, seine Eltern waren arme Bauern – nein, eher Tagelöhner mit einem kleinen Bauerngarten. Sie hatten ihm bei ihrem Tod nichts Wertvolles hinterlassen. Also zog er nach ihrem Tod, wie das damals üblich war, von Dorf zu Dorf und arbeitete da, wo Hilfe benötigt wurde. Dabei lernte er alles, was man als Bauer wissen und können muß. Und so kam er in einen Ort in der Nähe des Bodensees – wenn ich mich recht erinnere, hieß er Horgenzell – und suchte dort nach Arbeit.
Geh zum Bauern Philippus, sagte man ihm. Seine Frau ist vor einigen Jahren verstorben, er war mehrmals schon in fremden Ländern, sogar bei den Menschen die nicht wie wir aussehen, die schwarz wie Schornsteinfeger sind. Er ist erst vor einigen Monaten von einer solchen Reise zurückgekehrt. Deshalb sieht sein Bauernhof etwas sehr verwildert aus – der braucht bestimmt deine Hilfe.
Gesagt, getan – er arbeitete für Philippus, und der Hof wurde immer ordentlicher und schöner. Wenn die Arbeit getan war, das Vieh ruhig im Stall stand, das Getreide wuchs, das Heu in der Scheune lag – dann erzählte
Philippus von seinen abenteuerlichen Reisen mit Expeditionen, die der König beauftragt hatte. Er erzählte von langen Reisen auf dem Schiff in Länder mit Wüsten, mit Menschen die dunkelhäutig waren, von Flüssen, die so breit wie der Bodensee waren, von Vögeln, die so bunt wie Herbst und Frühling zusammen waren und von Tieren, die die Grafen in ihren Wappen haben – und wenn er lange davon erzählte, wurde er sehr traurig und wünschte sich, noch einmal das alles wieder zu erleben, auch wenn es so gefährlich sei. Und Xaver, der sich inzwischen das Lesen beigebracht hatte, las in Büchern, die er reisenden Händlern abgekauft hatte, las von wilden, fremden Ländern und Tieren und von fremden Gebräuchen. Deswegen konnte er die Sehnsucht seines Bauern verstehen und nachträumen.
Eines Tages galoppierte unerwartet ein Bote auf den Hof und überbrachte eine Botschaft des Königs von Württemberg. Philippus möge sich in zwei Wochen zu einer Reise in einen unbekannten Teil des schwarzen Landes einfinden, um dort wilde Tiere zu fangen und Karten zu zeichnen und riesige Flüsse zu erkunden Aber die Reise sei gefährlich, er möge nach dem Willen des Königs zu Hause alles so regeln, daß für den Fall der Fälle, der ja nicht ausgeschlossen werden könne, alles seine Ordnung auch ohne ihn habe. Weder eine Ehefrau – diese war ja vor Jahren gestorben, noch Kinder – es hatten sich keine Kinder ergeben, könnten den Philippushof im Fall der Fälle weiterführen.
Und zufällig war in diesen Tagen der reisende Notar wieder im Ort. Philippus ließ den Notar seine Anordnung für den Fall der Fälle aufschreiben:
Wenn ich nach drei Jahren von dieser Expedition nicht zurück bin oder der Bote unseres Königs meinen Tod auf der Reise mitteilt, soll dieses mein Testament geöffnet werden, auf daß mein letzter Wunsch und Wille geschehe.
Beim Abschied umarmte Philippus den Xaver sehr lange und sagte: Ich weiß, daß alles bei dir in besten Händen ist. Du bist für mich wie ein Sohn. Und so fahre ich beruhigt auf diese Expedition des Königs. Ich nehme den zweiten Hofschlüssel mit, um mich auch in den fernen Ländern an die Heimat zu erinnern.
Kurz bevor Philippus zur Expedition des Königs aufbrach, sagte er dem Xaver zu allerletzt, daß er noch ein Tier von seiner letzten Reise ganz hinten im Stall versteckt habe. Leider wisse er nicht, wie er mit diesem Tier umgehen solle. Aber er, der Xaver, sei ja jung genug und habe schon vieles gelesen – er also werde bestimmt mit diesem Tier richtig umgehen.