Meisterschaft dank Menschlichkeit - Tobias Mann - E-Book

Meisterschaft dank Menschlichkeit E-Book

Tobias Mann

4,8

Beschreibung

Sport - die schönste Nebensache der Welt! In diesem Buch geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um die menschliche Komponente, das Miteinander der Beteiligten. In unserer schnelllebigen, erfolgsorientierten Zeit spielt Professionalität und Leistungsdruck immer wieder eine dominante Rolle, doch vergessen wir dabei nur allzu oft, Mensch zu sein. "Meisterschaft dank Menschlichkeit" soll uns dabei zurück zu den Ursprüngen führen. Wir treiben in erster Linie Sport, weil wir Spaß haben wollen. Dabei haben wir Trainer im Mannschaftssport neben dem Erfolg eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe: Wir sollen den Spaß am Sport hervorrufen und auch erhalten, wenn wir mit Sportlern ZUSAMMEN arbeiten und sie in ihrer sportlichen und persönlichen Entwicklung begleiten. Vertrauen und Loyalität sind dazu wichtige Grundelemente. Es gibt zweifellos fachlich exzellent ausgebildete Trainer, denen es aufgrund unangemessener Methoden jedoch nicht gelingt, ihre Spieler zu erreichen und so werden sie trotz sportlichen Erfolges entlassen. Beispiele hierfür gibt es genug...Der hier entwickelte Leitfaden soll als nützliche Hilfestellung für eine erfolgreiche Interaktion zwischen Trainer und Sportler dienen. Es soll das korrekte Einbringen der Trainerkompetenzen, Tipps zum persönlichen Auftreten gegenüber Sportlern sowie Hilfestellung für ein erfolgreiches Teambuilding und Konfliktmanagement unter Einsatz der richtigen Führungsinstrumentarien beleuchten. Sie werden überrascht sein.

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Buch geht es um das Schönste auf der Welt – das menschliche Miteinander und die schönste Nebensache der Welt – den Sport. Der Inhalt dieses Buches bezieht sich auf jede beliebige Mannschafts- oder Individualsportart, unabhängig von der Anzahl der Beteiligten. Da ich Fußballtrainer bin, nehme ich in diesem Buch in erster Linie zu dieser Sportart Bezug. Der Markt ist überschüttet von Fachbüchern für Deutschlands beliebteste Mannschaftssportart. Mit dem Ziel, mich als Trainer weiterzubilden, war ich immer wieder auf der Suche nach geeigneter Literatur. Selbstverständlich fand ich diverse Bücher, viele davon sehr nützlich, aber trotz diverser Bücher mit mehreren hundert Seiten Inhalt, blieb der von mir so sehr erwünschte Lerneffekt aus. Nach all den Jahren als Trainer erhielt ich keine Innovationen mehr. Immer wieder bunte Bildchen mit vorgefertigten Trainingseinheiten für eine komplette Saison. Immer die gleichen Übungen, dargestellt durch statische Grafiken - mal mit roten, mal mit blauen Männchen und vielen, vielen Laufwegen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde diese Bücher generell gut. Auch ich besitze diese Bücher, aber was helfen diese Bücher mit ihren guten fachlichen Inhalten, wenn man den Sportlern die Fähigkeiten und Kenntnisse nicht vermitteln kann? Was nützt der fachlich überragende Trainer, wenn er auf der sozialen Ebene versagt und am Ende – trotz sportlichem Erfolg - entlassen wird? Diese Trainer schaffen es zwar schaffen, die Spiele zu gewinnen, aber schaffen es nicht, ihre Spieler zu gewinnen. Gute Ideen müssen verworfen werden, weil Trainer die falschen Methoden anwenden, um Ihre Spieler zu überzeugen.

In unserer schnelllebigen, erfolgsorientierten Zeit, in der es immer auf Professionalität und Leistungsdruck ankommt, vergessen wir nur allzu oft, Mensch zu sein. Dabei ist es doch das menschliche Miteinander, was das Leben so lebenswert macht. Dieses Buch soll uns zurück zu den Wurzeln führen. Menschen betreiben in erster Linie Mannschaftssport, weil sie Spaß haben wollen. Es liegt an uns Trainern, dies zu erhalten oder wieder hervorzurufen. Ein Trainer im Mannschaftssport hat die Kernaufgabe, mit Sportlern ZUSAMMENzuarbeiten und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Das gilt für die sportliche, wie für die menschliche Entwicklung und beinhaltet, Vertrauen und Loyalität aufzubauen sowie Erfolge gemeinsam zu feiern und Enttäuschungen gemeinsam zu verarbeiten und zu überwinden. Damit Ihnen dies gelingen kann, müssen Sie ein guter Menschenführer sein. Das eben benannte „Gut“ der Menschenführung ist auf jedes Team individuell zugeschnitten. Wie Sie den richtigen Führungsstil für Ihr Team entwickeln und anwenden, werde ich Ihnen mit diesem Buch näher bringen.

In meinem Buch möchte ich keine vorgefertigten Dummy-Trainingseinheiten präsentieren, keine bunten Skizzen aufführen oder ähnliches. Das Buch soll Ihnen eine Hilfe sein, den ersten Schritt vor dem zweiten zu machen.

Der Sport wird meiner Meinung nach heutzutage ohnehin viel zu sehr verkompliziert und verführt uns Trainer dazu, den Fokus zu sehr auf das Fachliche, den zweiten Schritt, zu legen und die zwischenmenschliche Ebene auszublenden.

Hier möchte ich ansetzen. In diesem Buch kehren wir zurück zum Anfang, wie alles einmal begann. Ein paar Menschen verabreden sich, haben einen Ball und wollen gemeinsam Spaß haben.

Miteinander, Füreinander, Mannschaftssport – Meisterschaft dank Menschlichkeit.

Über den Autor

Tobias Mann ist ein lizenzierter Fußballtrainer aus der südniedersächsischen Bier- und Fachwerkstadt Einbeck. Aufgewachsen auf dem Dorfe, begann er seine ersten fußballerischen Versuche auf Straße, genauer gesagt auf einem alten Firmengelände, auf dem eine Garage als Tor diente.

Bereits im Jugendalter übernahm er als Trainer eine Jugendmannschaft und blickt fortan auf eine langjährige Erfahrung als Fußballtrainer im Junioren- und Seniorenbereich zurück. Er nahm stetig an fachlichen Aus- und Weiterbildungen – auch ab vom Fußball – teil, um sein Wissen breit zu fächern und zu erweitern. Nach erfolgreich absolviertem Abitur im Jahr 2007, machte er eine Ausbildung zum Bürokaufmann, der ein Betriebswirtschaftsstudium folgte. Zudem erwarb er im Jahr 2014 einen IHK-Abschluss im Bereich Personalmanagement. Als Trainer war er Ausbilder und Erzieher, vor allem aber Bezugsperson, für Jugendliche und Erwachsene verschiedenen Alters, prägte sie menschlich und fachlich. Dabei trainierte er verschiedenste Spieler, aus verschiedensten Kulturen und traf dabei auf all erdenkliche Charaktere. Diese Erfahrungen hat er in „Meisterschaft dank Menschlichkeit“ niedergeschrieben und einen Leitfaden für die Interaktion zwischen Trainer und Athlet entwickelt, von dem beide Seiten profitieren, um somit den maximalen sportlichen und zwischenmenschlichen Erfolg zu erlangen.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Mein Buch soll Ihnen als eine Hilfe für Trainer im Sport dienen. Es soll Ihnen ein nützlicher Trainer-Leitfaden im Leistungs- und Breitensport sein, für erfahrene und junge Trainer oder diese, die mit dem Gedanken spielen, einmal eine Mannschaft zu übernehmen. Ebenso soll mein Buch für Jugend-, Senioren- oder auch Alt-Senioren ein Anreiz sein sowie selbstverständlich auch für den geschlechtsspezifischen Mädchen- und Damensport. Ganz bewusst möchte ich auf Fachwörter, das Heranziehen komplexer Studien oder bunte Grafiken verzichten. Mein Ziel ist es, dass dieses Buch einfach und umgangssprachlich zu lesen ist und folglich auch für jedermann verständlich, unabhängig vom Bildungsabschluss oder der Herkunft. Ebenso möchte ich erreichen, dass mein Buch eine schnelle Hilfe für Sie darstellt und Ihnen die Möglichkeit gibt, das Neuerlernte oder aufgefrischte Wissen schnell bei Ihrer Mannschaft anzuwenden. Deshalb werde ich mich in meinen Ausführungen immer möglichst kurz fassen und mit Aufzählungen und Grafiken arbeiten. Bitte beachten Sie, dass ich in diesem Buch einen Leitfaden – als eine Art gut gemeinten Rat für Trainer einer Mannschaftssportart – darstelle. Zwar stellt dieser meinen persönlichen Master-Plan dar und ich bin fest davon überzeugt, dass er auch auf Ihre Mannschaft bestens zugeschnitten ist, allerdings ist es wie immer im Leben - es geht natürlich auch anders. Es ist auch gar nicht möglich, einen perfekten Stereotypen-Masterplan zu entwickeln, weil er auf die jeweiligen Mannschaften zugeschnitten sein muss, zusätzlich auf die jeweiligen Charaktere, Interessen und Bedürfnisse der Spieler. Sie sollen neues Wissen erlernen, sich nützliche Tipps einholen oder Ihr altes Wissen auffrischen, das Ihnen in Ihrer möglicherweise langen Trainerlaufbahn unbemerkt abhanden gekommen ist.

„Meisterschaft dank Menschlichkeit“ setzt sich aus einer fiktiven Geschichte, Erlebnissen und Erfahrungen aus dem Trainer-Alltag sowie aus fachlichen Themenschwerpunkten zusammen, welche ich wechselseitig anbringen werde und die dafür sorgen, dass Sie einen praxisnahen Bezug zu Ihrem Handeln erhalten.

Schwerpunkt des Ganzen soll das menschliche Miteinander sein, aber auch nützliche Tipps für Ihr Verhalten als Trainer, Ihr Auftreten, Ihre Körpersprache. Nehmen Sie mich als Ihren Freund oder großen Bruder wahr. Ich möchte, dass Sie eine lange und erfolgreiche Trainerkarriere vor sich haben. Wenn ich mit diesem Buch dazu beitragen kann – selbst, wenn nur ein einziger meiner Ratschläge hilfreich für Sie ist - habe ich bereits mein persönliches Ziel dieses Buches erreicht.

Wie aus Menschen Trainer werden

– Ein denkbar ungünstiger Startschuss -

Sie sind jetzt also Trainer. Herzlichen Glückwunsch! Eine neue Aufgabe, die Sie fortan ein ganzes Jahr begleiten wird. Sie haben einen Trainervertrag oder eine Übungsleitervereinbarung unterschrieben (haben Sie?) und erhalten für Ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung für Ihre investierte Zeit und Ihre entstandenen Kosten. Jemand hat Sie angesprochen, Ihnen ein paar lobende Worte gesagt und aufgezeigt, dass genau Sie der richtige Trainer sind. Möglicherweise handelt es sich um die Mannschaft, in der Ihr Kind spielt? „Als Elternteil sind Sie doch ohnehin immer dabei.“ Sie sind Student und „haben doch die nötige Zeit?“ Sie „waren ein guter Spieler und müssen folglich auch ein guter Trainer sein?“ „Der Verein hat große Sorgen überhaupt einen Trainer zu finden?“ Oder wenn Sie bereits Trainer sind: „Sie waren doch bereits bei Verein XY erfolgreich, weil[…]“. Warum eigentlich? Weil Sie die Meisterschaft geholt haben?

Sicherlich kommen Ihnen die oben aufgeführten Aussagen bekannt vor. Eine Trainerstelle ist vakant und muss neu besetzt werden. Mit Ihnen. Hat der Verein diese Lücke geschlossen, gilt für viele Vereine die Arbeit als getan. Im folgenden Frühjahr wird einmal vorsichtig nachgefragt, ob man in der folgenden Saison seine Arbeit fortzuführen gedenkt und noch bevor man die Antwort gegeben hat, steht Ihr Name wieder auf der Liste ein Veto Ihrerseits ausgeschlossen. Sollte es Ihnen bereits so ergangen sein, wird es bereits jetzt Zeit, ein Gespräch mit den Offiziellen zu führen. Man stelle sich einmal vor, jemand erhält einen Arbeitsplatz und wird nicht in seine Aufgaben eingewiesen. Jeden Tag kommt man zur Arbeit, es erfolgen aber keinerlei Auflagen und Kontrollen.

Als Trainer sind Sie Angestellter des Vereins. Sprechen Sie rechtzeitig vor Beginn Ihrer Tätigkeit über Aufgaben und Ziele Ihrer Arbeit, vereinbaren Sie feste Termine für „Trainerrunden“ zwischen Vorstand und anderen Trainern des Vereins, um über aktuelle Anliegen zu sprechen und sich auszutauschen. Ohnehin wird im Sport zu wenig miteinander gesprochen. Das ist ein Grund, warum es immer wieder zu Konflikten verschiedener Parteien im Sport kommt. Deshalb möchte ich mich dieser sensiblen Thematik im weiteren Verlauf ganz ausführlich widmen.

Sprechen wir über den Begriff „Trainer“, so gelangen wir schnell zum Begriff „Vereinskultur“. Die Kultur eines Vereins muss zum Profil des Trainers passen und umgekehrt. Oft folgen Vereine einem Trend. Während in einer Spielzeit noch der strenge „Anführer“ vom alten Schlag in Mode ist, kann schon kurze Zeit später ein jugendlicher Nobody, mit neumodernen Trainingsmethoden und neuen Ideen zur Menschenführung, ins Rampenlicht treten. Die Anforderungen eines Vereins sind unterschiedlich zu betrachten. Zählt zu den Anforderungen, der hohe sportlicher Sachverstand, verbunden mit der Erwartungshaltung diesen auch einzubringen, so ist ein Einzelkämpfer, der behauptet, er allein verstehe, was zu tun sei, sicherlich der falsche Trainer. Gleicht ein Verein einer Organisation, bei der primär Ergebnisse zählen und die menschliche Ebene als eher irrelevant betrachtet wird, so ist ein Typ „kameradschaftlicher Trainer“ womöglich an der falschen Adresse.

Jeder Verein hat seinen eigenen kulturellen Kosmos. Ihn zu erklären ist schwierig, aber jeder weiß, dass er existiert.

„Kultur ist nichts Sichtbares, sondern das unsichtbare Band, das die Dinge zusammenhält“

(Joseph Joubert)

Den universell perfekten Trainer gibt es nicht. Die Kombination aus den Werten eines Vereins und die Art, wie ein Coach arbeitet, müssen im Einklang sein. Folglich gibt es den richtigen Trainer am richtigen Ort. Gleiches gilt für „die Zeit“.

Es gibt den richtigen Trainer, zur richtigen Zeit. Es gibt den klassischen „Feuerwehrmann“, einen Trainer, der prädestiniert dafür ist, ein Team in schwierigen Zeiten auf die richtige Bahn zu bringen. Gerne für ein kurzes Projekt verpflichtet, geling es dem Trainer, den Verein vor dem Abstieg zu retten. Hat der Verein zurück in die Spur gefunden und strebt höhere sportliche Ziele an, so ist die Zeit des Feuerwehrmannes schnell wieder abgelaufen.

Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Trainerziele und -aufgaben nennen, die ich für besonders wichtig erachte. Gleichzeitig soll dies auch für Vorstandsmitglieder eine Empfehlung sein, sich mit dem Trainer über Ziele und Erwartungen auszutauschen.

Trainerziele und –aufgaben

Spaß, Freunde und Interesse am Sport fördern

Zusammengehörigkeitsgefühl / Kameradschaft fördern

Zur sportlichen und persönlichen Entwicklung beitragen

Erziehen (zu echten Sportsmännern und –damen)

Ausbildung der Sportler in Theorie und Praxis

Förderung der Sportler in

Selbstständigkeit

Verantwortungsbewusstsein und Selbstkritik

Eigeninitiative

Selbstbewusstsein

Entschlussfähigkeit

Eigenmotivation

Willensstärke

sportlicher Kreativität

Konfliktfähigkeit

Sportliche Entwicklung fördern

Aus- und Weiterbilden

Motivation und Begeisterung hervorrufen

Fachlicher und menschlicher Ansprechpartner sein

Die Traineraufgaben im Wandel

Die Ansprüche an einen Trainer haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Gleiches gilt für das Verhalten gegenüber Autoritäten generell. Die Spieler folgen nicht mehr blind. Diese Zeiten sind längst vergangen. Stattdessen wollen Sportler mitsprechen, verstehen und hinterfragen Entscheidungen und Inhalte. Die Spieler wollen wissen, warum sie folgen. So geschieht es, dass der heutige Trainer in verschiedene Kostüme schlüpfen muss. Er muss die Rollen des Ausbilders, Erziehers und Motivators gleichermaßen ausfüllen, zugleich aber auch Schleifer sein und als Kumpeltyp auftreten. Ziemlich hohe Ansprüche an einen Trainer.

Trainerziele präsentieren

Es bietet sich an, während der Vorbereitung auf die neue Saison, eine Mannschaftssitzung einzuberufen. Stellen Sie Ihrer Mannschaft währenddessen Ihre persönlichen Trainerziele vor. Sie können hierzu die oben genannten Trainerziele und –aufgaben nutzen und durch Ihre persönlichen Trainerziele ergänzen. Treten Sie ruhig und selbstbewusst auf. Präsentieren Sie Ihrem Team Ihre Ziele. Es empfiehlt sich, die Trainerziele auf einer großen Flipchart aufzuführen. Verbinden Sie die Präsentation mit einer motivierenden Ansprache.

Beispiel:

„Männer, ich habe es mir zum persönlichen Ziel gesetzt, euch in der kommenden Saison nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich zu formen. Auf dieser Flipchart habe ich euch meine Ziele als Trainer präsentiert, die ich gleichzeitig als meine Aufgabe euch gegenüber ansehe. Ihr könnt mich an dieser Aufgabe messen. Ich verspreche euch, dass ich alles mir mögliche tun werde, um diese Ziele zu erreichen, aber der Weg dorthin ist keine Einbahnstraße. Ich habe mich in die Pflicht genommen, aber ohne eure intensive Mitarbeit sind diese Ziele nur Schall und Rauch.“

Bewahren Sie dieses Stück Papier auf. Zu gegebener Zeit können Sie es sich immer mal wieder anschauen. Es dient zur Selbstreflexion der eigenen Trainerleistung. Nach Abschluss der Hinrunde können Sie es noch einmal aufhängen und Ihre Spieler an dieses Papier erinnern. Hierbei können Sie Ihrem Team ermöglichen, Punkte zu ergänzen und zu bewerten, ob diese Ziele erreicht wurden. Sie können sicher sein, dass sich Ihre Spieler an Ihre Präsentation von damals erinnern und da ich davon ausgehe, dass Sie ein gewissenhafter Trainer sind, der alle gesteckten Ziele erreicht hat, werden Sie von Ihrem Team ein positives Feedback erhalten.

Mannschaftsziele- und -aufgaben

Im Anschluss an Ihre Trainerziele und –aufgaben können im Mannschaftsrahmen sportliche Ziele gemeinsam diskutiert und abgestimmt werden, aber auch organisatorische Punkte und geplante Unternehmungen der Mannschaft außerhalb der Sportanlage. Wenn das gesamte Team bezüglich ihrer Vorstellungen auf einen gemeinsamen Nenner gekommen ist, können Sie die Mannschaftsziele und -aufgaben symbolisch eine Art Vertrag aufsetzten und alle Teammitglieder unterschreiben lassen. Um das Zusammengehörigkeitsgefühl von vornherein zu stärken, nutzen Sie im Rahmen der Kommunikation Plural-Pronomen („Wir“,/„Uns“ anstelle von „Ich“/ „Mein“), denn Menschenführung ist ebenfalls Plural und nicht Singular - und fordern Sie die Plural-Kommunikation von Ihren Spielern ebenfalls ein. Zum Abschluss ist es Ihre Aufgabe, das gesamte Team auf die vereinbarten Ziele einzuschwören. Damit meine ich wirklich alle Teammitglieder bis hin zum Platzwart.

Regeln und Vorschriften

„Menschen brauchen Regeln.“ Dies ist der allseits bekannte Tenor unserer Gesellschaft. Die Aufstellung von Regeln obliegt aber nicht dem Trainer. Ich habe es oft erlebt, dass zu Saisonbeginn, zeitgleich mit dem Vorbereitungsplan, ein Strafenkatalog verteilt wurde, der eine ganze DIN A4-Seite füllte. Ich möchte die Entscheidung allen Teams selbst überlassen, aber bin der Auffassung, dass über Konsequenzen und Strafen innerhalb des Mannschaftsverbundes, die Spieler entscheiden sollen. Lassen Sie Ihre Spieler die Regeln erstellen, aber achten Sie darauf, dass die festgelegten Regeln dann eingehalten werden. Bei den Regeln gibt es keinen Nährboden für Diskussionen. Schließlich wurden diese Regeln von den Spielern so festgesetzt. Härtefallentscheidungen sind durch den Verein zu treffen. Als Trainer sind Sie selbst Angestellter und es ist nicht Ihre Aufgabe, Menschen zu entlassen. Sie können hierbei aber beratend tätig werden.

Der Handshake - Deal

Ich bin der Meinung, dass es zu viele Regeln gibt, die einer Menschenführung im Wege stehen. Oft setzen Menschen regeln, um sich davon fernzuhalten, eigene Entscheidungen zu treffen. Lösen Sie sich von dieser Einstellung. Ich moniere es, wenn mit dem Finger auf jemanden gezeigt wird, weil er einen vermeidlichen Fehler begangen hat, ohne die Gründe zu erfragen, nur weil das eine Liste auf einem Stück Papier besagt. Deshalb bin ich auch kein Verfechter von Strafenkatalogen, denn dadurch nehmen Sie sich als Trainer Ihre Flexibilität in der Mannschaftsführung. Die Führung von Menschen sollte flexibel, fortlaufend, verstellbar und dynamisch sein.

Deshalb gebe ich Ihnen an dieser Stelle eine Anregung. Vereinbaren Sie stattdessen mit Ihren Spielern einen Handshake - Deal. Diese Vereinbarung beinhaltet folgende Punkte: „Niemand tut etwas Schädliches für sich selbst, denn sonst tut er etwas Schädliches für das ganze Team. Niemand stellt seine Bequemlichkeit vor seine Leistungsfähigkeit. Jeder gibt jederzeit sein Bestes, um der Beste zu sein, der er sein kann.“ Symbolisch wird diese Vereinbarung per Handschlag untereinander besiegelt.

Bindeglied und Sprachrohr

Abb.1 Der Trainer – Bindeglied und Sprachrohr

Der Trainer fungiert als Bindeglied zwischen den verschiedenen Stellen und Personengruppen und agiert ebenso als Puffer. Die vielen Faktoren sind allesamt zu berücksichtigen. Die einen mehr, die anderen weniger. Die Qualität der Vereinsorganisation entscheidet darüber, wie einfach die Aufgaben bewältigt werden können. Der Trainer oder noch besser der Verein, der den Spielern solche Lasten abnimmt, kann darauf zählen, dass die Spieler dies mit ihrer Leistung danken werden. Ein unbelasteter Spieler, mit freiem Kopf, ist ein leistungsfähiger Spieler, denn er kann sich einzig und allein auf seine Leistung konzentrieren.

Alles unter einen Hut bringen

„Es ist schwer, es zugleich der Wahrheit und den Leuten recht zu machen.“

(Thomas Mann)

Abgesehen von den sportlichen und sozialen Zielen eines Trainers, ist es eine wahre Herausforderung, alle Faktoren befriedigend abzudecken:

Schule / Studium / Ausbildung / Beruf und Sport vereinen

Sportliche (= Ergebnisse) und konzeptionelle Ziele des Vereins erfüllen

Unterstützung bei Schule / Beruf (z. B. Hilfe bei Suche eines Ausbildungsplatzes, so dass der Sport nicht zu kurz kommt; Gleiches gilt für Privates, um einen „freien Kopf“ der Spieler zu ermöglichen)

Vorstellungen und Erwartungshaltung von Eltern erfüllen (bei Junioren)

Rücksicht auf Sport- und Privatleben der Spieler nehmen

Vielfach ist Ihr Fingerspitzengefühl gefragt, um alle Herausforderungen meistern zu können. Bauen Sie sich ein leistungsfähiges Trainer- und Betreuerteam auf, damit Sie nicht mit allen Aufgaben allein auf weiter Flur stehen, denn das wird Ihnen im Laufe der Zeit Lust und Motivation am Trainerjob nehmen. Die wenigsten Trainer haben das Glück, in einem Leistungszentrum arbeiten zu dürfen, wo alles perfekt organisiert ist. Achten Sie darauf, dass alle Mitglieder des Trainer-/Betreuerstabes gleichermaßen von den Spielern respektiert werden, damit die Team-Atmosphäre nicht vergiftet wird.

„Versuche nicht, ein erfolgreicher, sondern ein wertvoller Mensch zu sein“

(Albert Einstein)

Ihre Tätigkeit ist mit viel Arbeit und Verantwortung verbunden. Unabhängig davon kennt jeder Trainer das Gefühl von Spaß, Freude und Ausgleich, den man durch seinen Job erfährt. Der verdiente Lohn dafür ist der Erfolg. Der Erfolg definiert sich nicht nur durch den großen Wurf, wie etwa den Gewinn der Meisterschaft. Auch kleine Meilensteine sind als Erfolg zu werten. In unserer Leistungsgesellschaft wird uns oft auferlegt, was als Erfolg zu werten ist. Oft haben kleine Erfolge große Wirkung für die Zukunft. Anbei einige kleine Beispiele, die Ihnen helfen sollen, sich an die kleinen Freuden des Erfolgs zu erinnern:

Ein eher untalentierter Spieler schießt ein Tor

Ihr Team erhält große Fanunterstützung bei einem wichtigen Spiel

Das Team erhält Unterstützung durch einen neuen Sponsor

Ein Hallenturnier wird gewonnen

Man gewinnt ein Derby

Die Mannschaft unternimmt eine Reise

Ein Spieler kehrt nach langer Verletzung zurück

Ihr Team erhält eine Fair-Play-Auszeichnung

Kein Spieler verlässt den Verein; Neuzugänge bieten sich selbstständig an

Ein eher leistungsschwacher Spieler nutzt seine Einsatzzeit effektiv

Trainer-Typen

Als erfahrene Sportler haben wir im Laufe der Jahre alle unsere Erfahrungen mit verschiedenen Trainern gemacht. An dieser Stelle habe ich eine kleine Aufgabe für Sie: Zählen Sie die Anzahl der Trainer von Beginn Ihrer Sportlerkarriere und nennen Sie diese mit Vor- und Zunamen. Sie können die Namen auch aufschreiben. Können Sie sich noch tatsächlich an alle erinnern?

Mit Blick zurück erinnern Sie sich sicherlich in erster Linie an die besonders guten Trainer – und an die besonders schlechten Trainer. Es liegt in der Natur des Menschen, Schwarz-Weiß zu denken. Besonders einprägsam sind die schönen und die weniger schönen, vielleicht sogar dramatischen Erlebnisse im Leben. Bitte seien Sie sich dessen in Ihrem Handeln immer wieder bewusst. Es ist Ihre große Chance, ein positiver Teil des Lebens Ihrer Sportler zu sein.

„In dem Maß, in dem man Freude spendet, empfängt man Freude“

(Ladislaus Boros)

Ich unterscheide zwischen vier verschiedenen Trainer-Typen, auf die ich im Folgenden eingehen möchte. Ziel des Ganzen ist es, dass Sie die vier verschiedenen Trainer-Typen kennenlernen, sich selbst einzuordnen wissen, Ihre Lehren daraus ziehen und gegebenenfalls Änderungen bei sich selbst herbeiführen. Zusätzlich sollen Sie sich über die Wirkung Ihrer Handlungskompetenz bewusst werden, welche ich als Bewertungskriterium in den Ausprägungen Fachkompetenz, soziale Kompetenz und Selbstkompetenz nutze und Ihnen vorab kurz, prägnant und umgangssprachlich erklären werde.

Handlungskompetenz

Handlungskompetenz wird verstanden als die Bereitschaft und Befähigung des Einzelnen, sich im beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten. [1]

Die Kompetenzen Fachkompetenz, Soziale Kompetenz und Selbstkompetenz (mit ihren immanenten Bestandteilen Methodenkompetenz, kommunikative Kompetenz und Lernkompetenz) bilden die Handlungskompetenz.

[1]Kultusministerkonferenz, 23. September 2011

Selbstkompetenz

Selbstkompetenz ist die Bereitschaft und Fähigkeit selbstständig und verantwortlich zu handeln, Reflexionsfähigkeit des Handelns anderer und einer selbst sowie die Weiterentwicklung der eigenen Handlungsfähigkeit. Hierzu zählen beispielsweise die Selbstmotivation und –organisation, Zeitmanagement oder Flexibilität.

Fachkompetenz (Hard Skills)

Hierunter versteht man die Fähigkeit, fachspezifische Aufgaben und Sachverhalte, den Anforderungen entsprechend, selbstständig und eigenverantwortlich zu bewältigen. Die Basis für diese Fertigkeiten und Kenntnisse bilden in der Regel Erfahrungen, in Verbindung mit dem Verständnis fachspezifischer Fragen und Zusammenhänge sowie der Fähigkeit, diese Probleme zielgerecht zu lösen. Um es einfach auszudrücken, muss der Trainer über das nötige Fachwissen seiner Sportart verfügen, genauso wie man beispielsweise von einem Elektriker erwartet, dass er eine Lampe anschließen kann oder ein Bäcker Brot backen kann.

Soziale Kompetenz (Soft Skills)