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Menschen machen sich seit jeher Vorstellungen von sich und von einander. Solche Menschenbilder entsprechen selten der Wirklichkeit. Wir benutzen sie vielmehr für eigene Werturteile, ob beispielsweise ein menschliches Verhalten unseren ethischen Vorstellungen entspricht oder entgegensteht. Doch wie entstehen Menschenbilder, auf welchen Wertvorstellungen beruhen sie, führen sie zu tragfähigen Annahmen und Vorstellungen vom Menschen und warum befassen wir uns überhaupt mit ihnen? Diese Abhandlung sucht auf solche Fragen allgemeinverständliche Antworten. Dafür werden kulturelle Einflüsse auf die Menschenbilder der Reformationszeit und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart untersucht. Diese Einflüsse werden an ausgewählten Persönlichkeiten aus den Kulturbereichen der Philosophie, Theologie, bildenden Kunst, Wissenschaft, Politik und Pädagogik vorgestellt. Die Nachwirkungen und Tragfähigkeiten dieser Menschenbilder auf unsere Gegenwart werden abschließend betrachtet. Im Mittelpunkt der Abhandlung steht das Spannungsverhältnis zwischen Glauben und Vernunft. Als Lehrer und Studienleiter für die Lehrerbildung haben mich Menschenbilder, die an Schulen und im Unterricht vertreten werden, besonders interessiert. Zwar bringen Kinder ihre ‚Bilder‘ vom Menschen und der Welt schon aus Familien, Kindergärten und eigenen Erfahrungen mit in die Schule, aber die bisher allgemein anerkannte Aufgabe der Erziehungseinrichtungen ist, jungen Menschen tragfähige Menschenbilder anzubieten, damit sie ethisch tragfähige Vorstellungen entwickeln können. Kinder und Jugendliche sind bereit, vorgefasste Ansichten zu überdenken, wenn wir Erwachsene ihnen dafür entsprechende Gelegenheiten und Zeiten einräumen. Die vergleichenden Betrachtungen zeigen, dass die Renaissance Werte für tragfähige Menschenbilder hervorgebracht hat, die unser heutiges Hoffen, Denken und Handeln noch beeinflussen und es wert sind, von Eltern, Erzieherinnen und Lehrkräften weitergegeben zu werden.
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Seitenzahl: 105
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Vorbemerkungen
Quellen neuzeitlicher Menschen- und Weltbilder im 16. Jahrhundert
Anmerkungen zu den ausgewählten Persönlichkeiten
Das vielschichtige Selbstbildnis Albrecht Dürers
Einflüsse und Auswirkungen des humanistischen Philosophen Erasmus von Rotterdam (1466(?)–1536)
Auswirkungen der Philosophie auf damalige Menschenbilder
Einflüsse und Auswirkungen des Reformators Martin Luther (1483–1546)
Auswirkungen der Reformation auf damalige Menschenbilder
Religiöse Auswirkungen
Politische Auswirkungen
Gesellschaftliche Auswirkungen
Einflüsse und Auswirkungen der Politik
Niccolò Machiavelli (1469–1527)
Einflüsse der Kaiser im 16. Jahrhundert
Einflüsse der Landes- und Kirchenfürsten
Auswirkungen der Politik auf damalige Menschenbilder
Einflüsse und Auswirkungen des Bankwesens
Jakob Fugger »der Reiche« (1459–1525)
Auswirkungen der Geldwirtschaft auf damalige Menschenbilder
Einflüsse und Auswirkungen der Wissenschaften
Nikolaus Kopernikus (1473–1543)
Johannes Kepler (1571–1642)
Auswirkungen der Astronomie auf die Menschen- und Weltbilder
Einflüsse und Auswirkungen der Literatur
Conrad Celtis (1459–1508)
Martin Luther (1483–1546)
Hans Sachs (1494–1576)
Auswirkungen der Literatur auf damalige Menschenbilder
Einflüsse und Auswirkungen der Pädagogik
Philipp Melanchthon (1497–1560)
Ignatius von Loyola (1491–1556)
Auswirkungen der Pädagogik auf damalige Menschenbilder
Einflüsse und Auswirkungen des Buchdrucks
Auswirkungen der Renaissance auf die Menschenbilder der Gegenwart
Auswirkungen der humanistischen Philosophie des Erasmus
Auswirkungen der Reformation
Auswirkungen auf die deutsche Literatur
Auswirkungen der Politik
Auswirkungen der christlich-humanistischen Bildung
Werte und tragfähige Menschenbilder
Christliche Wertvorstellungen und tragfähige Menschenbilder
Humanistische Wertvorstellungen und ihre Menschenbilder
Politische Wertvorstellungen und die Menschenbilder
Bildungspolitische Wertvorstellungen und die Menschenbilder
Wertvorstellungen der Medien und die Menschenbilder
Schlussfolgerungen
Was hier unter Menschenbildern verstanden wird und weshalb wir uns mit ihnen auseinandersetzen
Wir machen uns seit jeher Bilder von uns selbst, voneinander und von der Welt. Unsere Annahmen und Vorstellungen beruhen auf eigenen Beobachtungen und Erfahrungen sowie auf äußeren Einflüssen, die auf uns einwirken und unser Hoffen, Denken und Handeln beeinflussen. In der folgenden Abhandlung werden kulturelle Einflüsse des 16. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf die Menschen- und Weltbilder von damals und heute betrachtet.
Im 16. Jahrhundert begann in Deutschland das Zeitalter der Renaissance. Sie löste mit ihren geistigen und geistlichen Veränderungen das Mittelalter ab. – Die Humanisten feierten die Wiedergeburt antiker Vorstellungen vom Menschen und von den Wissenschaften. Sie schätzten die Selbstbestimmung und die Vernunft des Menschen. – In dieses Jahrhundert fiel auch die Reformation, in der Martin Luther den christlichen Glauben auf die Bibel zurückführte und von römischen Kirchenlehren befreite. Der Humanismus und die Reformation veränderten die überkommenen mittelalterlichen Menschen- und Weltbilder.
Die neuzeitlichen Vorstellungen vom Menschen und der Welt fanden Aufnahme in der Philosophie und Theologie, in den Künsten und Wissenschaften, in der Politik und Pädagogik. Die neuen Annahmen werden hier in den folgenden Ausführungen an ausgewählten Persönlichkeiten jener Zeit vorgestellt. Der schon ein Jahrhundert zuvor erfundene Buchdruck verbreitete diese Ansichten.
Die neuzeitlichen Menschen- und Weltbilder werden auch nach ihren Werten und Tragfähigkeiten befragt, nämlich nach ihren Antworten auf die alten Menschheitsfragen, wer der Mensch ist, woher er kommt, wohin er geht und wozu er da ist. – Diese Fragen beschäftigen die Menschen nach wie vor. Eltern und Lehrkräfte betrachten sie als Bildungsaufgaben. Erziehungsberechtigte tragen damit Verantwortung für die Menschen- und Weltbilder, die sie an Kinder und Jugendliche weitergeben.
Das 16. Jahrhundert gilt in Deutschland als Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit. Der neue Humanismus förderte die Vernunft und ein selbstbestimmtes Menschenbild. Die Reformation befreite die Menschen von römischen Kirchenlehren zum Glauben und zum mitverantwortlichen Denken und Handeln.
Der Humanismus war eine neue Denkrichtung aus Italien. Er bezog sich auf vorchristliche Autoren und Philosophen, die den Menschen in den Mittelpunkt des Lebens stellten. Gelehrte aus Kleinasien, die vor den osmanischen Eroberern geflohen waren, brachten ihre antiken Kenntnisse mit nach Italien. Die Wiedergeburt dieser Kultur beeinflusste Künstler und Denker der Renaissance. Sie hielten sich an antike Vorbilder und ermutigten Menschen, ihre Vernunft zu gebrauchen und sich von kirchlicher Bevormundung zu befreien. Die Wissenschaften erlebten einen Aufschwung. Ärzte untersuchten den menschlichen Körper, Baumeister wagten kühne Bauformen, Seefahrer entdeckten neue Erdteile und Astronomen erforschten das Weltall. Der italienische Arzt, Humanist und Philosoph Ficino (1433–1499) beschrieb das neue Menschenbild: »Der Mensch ist an Macht schier vergleichbar der Natur, was Gott in der Welt schafft durch den Geist, das begreift der Mensch im Akt der Erkenntnis, das drückt er durch die Sprache aus und stellt es durch die Stoffe dar.«1
Die Reformation hatte ihre Vorkämpfer in John Wyclif (1320–1384) und Jan Hus (1370–1415). Beide forderten die römische Kirche auf, keine Höllenängste zu predigen, sondern Gottes Liebe und Vergebung. Die Kirche sollte selbst Armut und Machtverzicht üben. Rom verurteilte beide Christen zum Tode. – Auch Martin Luther strebte mit seinen Thesen eine Glaubenserneuerung der Kirche an. Als ihm deswegen die päpstliche Bannbulle angedroht wurde, bat er die deutschen Fürsten, die Reformation in ihren Ländern durchzuführen. – Damit begann ein Machtkampf um den Einfluss auf den Glauben zwischen Kaiser und Papst auf der einen und den deutschen Fürsten auf der anderen Seite, den die Fürsten schließlich gewannen. Danach beauftragte Papst Paul III. die Jesuiten mit der Gegenreformation. Sie begannen ihre Mission in Deutschland und suchten die Menschen zum katholischen Glauben zurückzugewinnen.
Der Humanismus und die Reformation bewirkten in Deutschland einen großen gesellschaftspolitischen Wandel. Die spätmittelalterliche Ordnung geriet ins Wanken. Kaiser und Papst verloren gegenüber den Landesfürsten an Macht. In den Städten gewannen Handelskaufleute an Einfluss gegenüber dem Adel. Das Bankhaus der Fugger förderte die Geldwirtschaft. Christliche Werte von auskömmlicher Nahrung, gerechten Preisen und dem Zinsverbot galten nicht mehr. Die Fugger beeinflussten die Wahlen der Päpste, Kaiser und Könige. Diese Umbrüche verunsicherten die Bevölkerung und wirkten sich in den deutschen Ländern teils in Frömmigkeit, teils in Aberglauben und teils in einem mittelalterlichen Hexenwahn aus.
1 Der Brockhaus, Leipzig 2005.
Hier wird der Versuch unternommen, die neuzeitlichen Menschen- und Weltbilder des 16. Jahrhunderts an ausgewählten Persönlichkeiten zu verdeutlichen:
Albrecht Dürer ließ sich von der italienischen Renaissancemalerei anregen. Sein Eigenportrait vermittelt die Vielschichtigkeit des Menschenbildes.
Erasmus von Rotterdam war der einflussreichste Philosoph des Renaissance-Humanismus in Europa. Seine Lehre von der Toleranz beeinflusst uns bis heute.
Martin Luther wollte die verweltlichte römische Kirche reformieren. Mit seiner Bibelübersetzung können Menschen sich über den Glauben vergewissern.
Papst Leo X. ließ Luthers biblische Glaubenslehre durch den Kaiser verurteilen. Auch nachfolgende Päpste hielten an den römischen Kirchenlehren fest.
Kaiser Karl V. betrachtete sich als Bewahrer des römischen Glaubens und des Heiligen Römischen Reiches. Er entfachte einen frühen Europapatriotismus. Niccolò Machiavelli verfasste die Lehre von der Staatsraison. Sie sollte Regenten sowie den Staat nach innen und außen schützen, auch gegen eigene Bürger.
Jakob Fugger »der Reiche« führte das italienische Bankwesen in Deutschland ein. Er verlieh Gelder an Kaiser und Päpste und machte sie abhängig.
Kopernikus und Kepler erforschten das Weltall. Ihre Erkenntnisse führten zum naturwissenschaftlichen Weltbild, das vom kirchlichen wesentlich abweicht.
Conrad Celtis war ein humanistischer Dichter und bedeutender Geograph. Er vertrat die neuen Lehren der Selbstbestimmung und Menschenwürde.
Matin Luther gründete mit seiner Bibelübersetzung die deutsche Sprachnation. Er dichtete und vertonte die ersten evangelischen Kirchenlieder.
Hans Sachs, der Handwerksmeister und Poet, war ein Vertreter der volkstümlichen Dichtung. Er setzte sich in Nürnberg für den evangelischen Glauben ein.
Philipp Melanchthon entwickelte den deutschen Sonderweg der christlich-humanistischen Bildung. Er sah Glauben und Vernunft als Schöpfungsgaben.
Ignatius von Loyola gründete den Glaubensorden der Jesuiten, der vom Papst mit der Gegenreformation in Deutschland und Europa beauftragt wurde. Johannes Gutenberg hatte schon im 15. Jahrhundert den Buchdruck mit beweglichen Lettern eingeführt. Bücher verbreiteten die neuen Menschenbilder.
In den folgenden Ausführungen werden die Menschen- und Weltbilder dieser Persönlichkeiten stellvertretend für andere Zeitgenossen der Renaissancezeit näher betrachtet.
Dürer beeinflusste die deutsche Renaissancemalerei unter anderem mit seinen Portraits. Er wurde als drittes Kind von 18 Geschwistern des gleichnamigen Goldschmiedes und seiner Ehefrau Barbara in der Reichsstadt Nürnberg geboren. Mit etwa zwölf Jahren trat er bei seinem Vater in die Lehre ein. Da er vor allem der Malkunst zuneigte, vermittelte ihn sein Vater zum besten Maler der Stadt, Michael Wolgemut. Dürer erlernte die Malerei, den Holzschnitt und den Kupferstich. Diese Techniken verfeinerte er im Laufe seines Schaffens. Während seiner vierjährigen Wanderschaft am Oberrhein erweiterte er sein handwerkliches Können. Nach seiner ersten Italienreise rief ihn sein Vater nach Nürnberg zurück, damit er Agnes Frey aus einer angesehenen Nürnberger Familie heirate (1494). Gleichzeitig brach in der Stadt die Pest aus. Die junge Ehefrau floh zu Verwandten aufs Land, und der Ehemann unternahm seine zweite Reise nach Italien. Später folgte noch eine zweijährige Reise nach Venedig. Die italienischen Renaissancekünstler beeinflussten Dürers Malweise wesentlich.
Im Jahr 1497 machte sich Dürer in Nürnberg selbständig und beschäftigte in seiner Werkstatt drei Mitarbeiter. Er malte Portraits von reichen Persönlichkeiten der Stadt. Einflussreiche Auftraggeber waren auch das Bankhaus Fugger und der Kaiser. Dürer fertigte viele Kupferstiche und Holzschnitte mit biblischen Themen. Er illustrierte auch den Roman über Liebschaften von Conrad Celtis und gewann durch ihn Einblicke in die humanistische Philosophie.
Dürer fand über die italienische Renaissancemalerei zu seinem eigenen Stil des beseelten Menschenbildes. Seine frühen Portraits in der deutschen Malerei bestechen bis heute durch ihre Ausdruckskraft und durch ihre hohe handwerkliche Kunstfertigkeit. – Im Jahr 1518 war Dürer als Vertreter der Stadt Nürnberg auf dem Reichstag zu Augsburg, wo er Martin Luther erlebte, der ihm nach eigenen Worten »aus großen Ängsten geholfen« habe.*2
Dürers Selbstportrait steht für sein Menschenbild. – Der Maler stellte sich als selbstbewussten Renaissancemenschen dar. Er malte als erster deutscher Künstler das forschende Gesicht eines Humanisten. Seine Darstellung mit Hilfe des Spiegels sollte die antike philosophische Annahme der Humanisten vermitteln, dass die von Menschen wahrgenommene Wirklichkeit nur ein Schatten- oder Spiegelbild sei. Zugleich bekannte sich Dürer mit seinem Portrait zur Nachfolge Christi. Diese Deutung entsprach auch seinem späteren lutherischen Glaubensverständnis, wonach Getaufte Anteil am göttlichen Geist haben. Dürer blieb zeitlebens der katholischen Kirche treu. – Nach heutiger Deutung vermittelt Dürers Selbstportrait sowohl das vielschichtige Bild eines selbstbewussten Renaissancemenschen als auch eines gläubigen Reformkatholiken.
Selbstbildnis von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1500
2 Johann Konrad Eberlein, Albrecht Dürer, Reinbek/Hamburg 2003.
Der katholische Theologe gilt als der bedeutendste humanistische Philosoph und Sprachwissenschaftler der Renaissance in Europa. – Als Sohn eines niederländischen Geistlichen und seiner Haushälterin schickte ihn sein Onkel nach dem Tod seines Vaters in eine Lateinschule. Danach trat Erasmus in das Augustinerkloster Steyn bei Gouda ein und wurde 1492 zum Priester geweiht. Vom Papst erbat er die Befreiung vom Ordensgelübde und ging in bischöfliche Dienste. Er studierte an der Universität in Paris und unternahm Studienreisen nach England und Italien, wo er die Doktorwürde der Theologie erwarb. Am Hofe von Burgund unterrichtete er den Prinzen und späteren Kaiser Karl V.
Im Jahre 1515 verfasste Erasmus Die Erziehung des christlichen Fürsten – eine frühe humanistische Schrift, die er dem Prinzen widmete. In seiner nächsten Schrift über Die Kunst, Frieden zu halten und zu schließen hielt er die Lehre vom ‚gerechten Krieg’ für falsch. Kriege dürften nur mit Zustimmung des Volkes geführt werden. Erasmus wählte die Friedens- und Wahrheitsliebe und die Toleranz als Schwerpunkte seiner Erziehungslehre.
Im Jahre 1516 veröffentlichte Erasmus die erste kritische Ausgabe des griechischen Neuen Testaments und widmete sie dem Medicipapst Leo X. Dieser erkannte nicht die Bedeutung wissenschaftlicher Textvergleiche für das richtige Bibelverständnis. Stattdessen zog Luther die griechische Übertragung für seine Bibelübersetzung heran – ganz im Sinne von Erasmus. Der wünschte nämlich, »dass die Heilige Schrift von Laien in der Volkssprache gelesen werde … dass alle Frauen das Evangelium lesen … dass der Bauer hinter dem Pflug davon singen, der Weber zu seinen Fäden davon summen, der Wanderer durch diese seltsamen Mären sich den Weg verkürzen möge! Hieraus müssten alle Gespräche aller Christen gewonnen werden. Denn wir sind doch ungefähr Menschen von der Art, wie unsere täglichen Gespräche uns formen.«3
Gegenüber der römischen Kirche, die nur die lateinische Bibel gelten ließ, rechtfertigte Erasmus seine Übersetzung damit, dass schon die Kirchenväter sich in den griechischen Urtexten vergewissert hätten, da es häufig zu Abschreibfehlern gekommen sei, die den Sinn der Bibelaussagen verstellt hätten.
Erasmus verglich griechische Philosophen mit Jesus: »Keine Philosophenschule war so roh, dass sie gelehrt hätte, das Geld mache den Menschen glücklich. Keine war so zuchtlos, dass sie in äußerlichen Auszeichnungen und in gemeinen Lüsten Wesen und Ziel des Guten gefunden hätte.« Auch Sokrates habe gelehrt, dass man Böses nicht mit Bösem vergelten dürfe und dass die Seele unsterblich sei. »Jene reine und echte Philosophie Chri