Michaela & Tom - Tom Witkowski - E-Book

Michaela & Tom E-Book

Tom Witkowski

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Beschreibung

Michaela & Tom, Geschenkausgabe Hardcover mit Fadenbindung, Sittengeschichtliche Dokumente der 68er aus einer Zeit des Umbruchs in freiheitliche Lebensformen. Ein halbes Jahrhundert, in welchem alte überkommene über Bord geworfen wurden. Hier prallten Welten aufeinander, wobei Kulturgeschichte neu erprobt wurde. Eine andere Sicht auf die Sexualität entstand durch die Einführung der Antibabypille. Es gab noch kein Aids. Bekannte Geschlechtskrankheiten, waren durch das Penicillin beherrschbar. Der Kernpunkt war die 68er Revolution

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Mein ganz besonderes Dankeschön geht an:

Dr. Friedel Weise Ney, Drs. Isolde und Ralph Jacob,Saskia und Selina van der MeerAndreas Grude und Hedy Lins

T

EIL

I

Sittengeschichtliche Dokumente der 68er

T

EIL

II

Die Morgenpost

T

EIL

III

Gedichte aus Tausend und einer schlaflosen Nacht

MICHAELAS GEBURTSORTDIE „FUNKENRUTSCH“ IN PFULLINGEN, VOR DEM RATHAUS

Zum Geleit

Von Jahr zu Jahr und immer wieder

kniet sie — fast förmlich vor mir nieder

Virtuell zwar nur — doch immerhin

steigt sie mir heftig ins Gehirn

Ich sollte — könnte — müsste doch

mal füllen dieses große Loch

Bevors vom Zahn der Zeit gefressen

und alles dann komplett vergessen

So drängt sie heftig — schiebt und fleht

weil sich die Welt doch weiter dreht

Es muss nun endlich mal geschehn

Lass es doch drucken —

ich wills sehn

So ist das mit dem Ehe— Gespunnst

hüpft in der Ecke — lacht und grunzt

damit auch ihr zu lachen habt

hält sie mich weiterhin auf Trab

———

Tom 2o19

AM ABEND

IST ES

KÄLTER

ALS DRAUßEN1.

Dies Buch — kann vieles Dir ergründen

So manches musst du selbst rausfinden

Ihr solltet stets bei dessen Lesen

Fürs leibliche und inn‘re Wesen —

Gewappnet — wie auch nicht allein

Es könnte zu erregend sein

Für diese und auch schwere Stunden

Ist es von Vorteil — unumwunden

Wenn ihr mit Partner — der euch leibt

Auch — manchmal zur Verzweiflung treibt

Wenn Dir der Tobak allzu hart

Wenn das Gelenk Dir ältlich knarrt

Vergiss es einfach — lass es liegen

Sieh zu wie andre Junge kriegen

Es ist das ewig alte Spiel

Seid Ur — Ur— Zeitenwende

Erinnerung — das ist schon viel

Reicht liebevoll euch nun — die Hände

———

Michaela Halder-Witkowski

Hier sitze ich

und schreib entschlossen

Auch mit dem 11ten Finger

Die grauseligsten Lebenspossen

Als Moritaten Singer

Von Liebeslust und fernem Weh

Von Schmerzen in dem großen Zeh

Von Sehnsucht und von Einsamkeit

Von Freudentränen und vom Leid

Folgt mir ins ferne Schwabenland

Wo einst mit Sinn —

und auch Verstand?

Aus partnerschaftlichem Gewühle

Sich trafen in dem eig‘nen Pfühle

Der Michaela diesem Feger

Und turnten wild als Bettvorleger

Sie trieben es — nur keine Bange

Auf Küchentisch - Gardinenstange

Am Türknauf hängend — hinterm Klo

Auf off‘ner Wiese sowieso

Und so geschahs beim Party-Feste

Fernab ganz draußen vor der Stadt

Es war‘n so Hundertzwanzig Gäste

Die Stimmung bebte und hob ab

Und Schnips und Schnups die Beiden

Die konnten sich gut leiden

So leuchtete der volle Mond

Vom Liebespfeile nicht verschont

Umfing sie warm ein Wiesenhang

Die gierigen Küsse waren lang

Die Kleider flogen in die Runde

Und Gäste gafften — ob der Kunde

Die dort vom Wiesenhange scholl

Erst laut in Dur dann sanft in Moll

Sie kriegten viel geboten — —

Und machten nichts als Zoten

Als Schnips und Schnups sich abwärts trollten

Und hei-me-lich zur Party wollten

Schwoll hundertfach aus Jubelkehlen

Wir sollten uns doch gleich vermählen

Speis und Getränk‘ in Saus und Braus

Und wir bekamen viel Applaus

———

GRÜNDUNG

DES

TÜBINGER

ZIMMERTHEATER

Ich gründete mit viel Geschick

Mit Dolly — Werner und mit Glück

Das Tübinger — Zimmertheater

Mit Heinz E. Johst als Übervater

Es war sein allerliebste Kind

Wie Gründerväter nun mal sind

Der alte Name Thespiskarren

Sagten viele — sei ein Schmarren

So hingen wir ihn hinten dran

„Tübinger Zimmertheater der Thespiskarren“

hieß es dann

Wir mieteten die Bursagasse 2.

Dort gabs Theater erste Klasse

Verdienten uns den heißen Sporn

Und spielten: Osborn‘s

„Blick zurück im Zorn“

Wir engagierten — hör‘ genau

Die „Salondame“ als zweite Frau

Eine Kollegin — sehr belesen

„Einnehmend“ war ihr ganzes Wesen

Sie wollte Intendantin sein

Und alle fielen auf sie rein

Sie spann ein krauses Fädchen

Und drehte sehr am Rädchen

VW Käfer Kabrio sausen

Zum Lustschlösschen nach Bebenhausen

Dort wohnte sie und hielt auch Hof

Ein Fabrikantchen war so doof

Er erbte einen Baustoffhandel

Finanziert gar diesen Lebenswandel

Premierenfeiern — Bühnenbilder

Den Förderverein dreht er zum Schilda

Mit bitterbösem Bürgerstreich

„Klaut“ er‘s Theater all sogleich

Und setzte dann — wie könnt‘ es sein

Kollegin ZWEI — zur Intendantin ein

Als Danke3. wurde er gewählt

Zum Vorstand — bis er sich geschält

Zum faulen Ei — dann war‘s vorbei

Mit der geheimen „Kramerei“

Als Jura - Profi mit Bedacht

Hat er‘s Theater dicht gemacht

So stand er vor uns mit ‘nem Zeugen

Wir sollten seinem Spruch uns Beugen

Er hätte den Vertrag mit Trapp4.

Und jagt uns fort — er schiebt uns ab

Geht zum Gericht der Jury

Und führt sich auf — als Schluri

Er hätte Hausrecht und so weiter

Und klettert auf die Macho-Leiter

Wir hätten drei — vier Stunden Zeit

Dann stünde das Gericht bereit

Versiegelt vom Gerichtsvollzieher

Hilft alles nichts — nur Schraubenzieher

Was soll‘s die Presse muss jetzt her

Die Förderer und sonst noch mehr

Das Amtsgericht — bläst zur Versammlung

Der Förderer — doch in Ermang‘lung

Von lieben Menschen die nicht käuflich

Geht alles baden — wie so häufig

Der Sponsor hat mit viel Fortune

Stimmvieh geworben — das war kühn

Zweidrittel Mehrheit war beisammen

Und wir im Netze eingefangen

Sein Tun mit allem drum und dran

Ward abgesegnet — tja — was dann

Wir prozessierten wild entschlossen

Obwohl noch keine Gelder flossen

Zwei Anwälte mit Macht und Brausen

Die Fäuste flogen — Kulturbanausen

Doch sieh‘ der Richterspruch war weise

Verkündet von ihm laut und leise

§

Wir hätten Recht — doch nicht gewonnen So sprach — er nickend und versonnen

§

Was Recht ist muss nicht Rechtens sein

Und räumte uns den Namen ein

Von dem Theater —

„Thespiskarren“

Hier hielt uns das Gericht zum

Narren5.

§

Tom und Dolly

in „Die Zofen“ von Jean Genet

im Jazzkeller zu Tübingen

hier begann die Hintertreppengeschichte

HINTERTREPPEN

GESCHICHTE

Jaaa — wenn ich‘s mir so recht bedenke

Und dem Gedanken Glauben schenke

War‘s gar nicht so verkehrt

Der Sponsor uns belehrt

Und kam mit großem Besen —

Sprach: — „in die Ecke seit‘s gewesen“

‘Ne Frechheit war‘s — ganz ohne Zweifel

Ich wünschte ihn sehr oft zum Deiwel

Doch ob‘s Theater hätt‘ Bestand

Das steht nun mal auf keiner Wand

Viel‘ Intendanten sind gekommen

Haben‘s Theater liebgewonnen

Nur einem ist‘s nicht gut ergangen

Hat sich im Keller 6. aufgehangen

Wir zogen mit dem Thespiskarren

Zum Jazzkeller — wo Stufenknarrend

Es abwärts ging — nicht nur mit uns

Wir standen weiter in der Gunst

Wir spielten wie die Doofen

Von dem „Gene“ „Die Zofen“

Die Frau war Mann — der Mann war Frau

Wir spielten‘s eben sehr genau

Doch vor dem großen Ausgangslicht

Versperrt ein „Stinktierchen“7. die Sicht

Dort wurde eifrig diskutiert

Geneckt gescherzt und philosophiert

Von Sartre über Schopenhauer

Bei Treppenwitzen immer schlauer

L — S — M — der gute Freund

Hat nie und nimmer es versäumt

Um‘s Schnupselchen zu werben

Und Korb um Korb zu erben

So auch auf einer Werbungsfahrt 8.

saß er im Fond und buhlte hart

Der Opel fuhr mit Hasenfell

Und Stummelschwänzchen ziemlich schnell

Beifahrer W. — er konnt‘s nicht fassen

Michaela aber nimmt‘s gelassen

Gelassen Jesses — nie und nimmer

Ich liebte dieses Frauenzimmer

Und wollte alles dafür geben

Mit ihr — und nicht mit ander‘n leben

Mit Kind und Kegel — mir egal

Ich liebt‘ sie trotzdem — welche Qual

Die Dolly wusste vom Dilemma

Hütet‘ die Kinder brav im Zimmer

Auch steht sie Schmiere vor dem Tor

Lenkt And‘re ab — stellt sich davor

Es war ein lustvoll bitt‘res Spiel

Das mir zwar — doch nicht Schnups gefiel

So saß sie hinten — hielt sich toll

Und doch das Auge überquoll

Stinktierchens Arm legt sich um sie

Auch fasst er manchmal an ihr Knie

Der Heiratsantrag abgewiesen

Wir können uns — in Lieb‘ genießen

Ach ja — die Stellung war perdue

Baden Baden — Tschö wa!9. — Pfüadi!

———

Vom „Tiegel“

und anderen Kneipen

Der Kneipengang bei Tageslicht

Den mögen wir halt einfach nicht

Drum geh‘n wir nicht bei Sonnenschein

Und kehren lieber abends ein

Die Wagners die den „Tiegel“ führen

Ein Weiteres den „Esel“ küren

Dort gibt es Speisen und Getränke

Der „Tiegel“ bleibt Studentenschänke

Noch frisst der „Esel“ aus dem „Tiegel„

Doch später lief er gar nicht übel

Die Wagners sich mal Urlaub gönnten

Ob wir die Kneipe führen könnten

Ja sicher doch — wir haben Zeit

Kollege W. — wir sind zu zweit

Und offiziell so nebenbei

Ist Michaela auch dabei

Wir drei sind fit — auch ziemlich clean

und werden zum verschwor‘nem Team

Wir machen alles nun zusammen

Vom Kinderhüten angefangen

So schenken wir den Gästen ein

Auch manchmal uns — so muss das sein

Wir sind bekannt wie bunte Hunde

Und wenn ich dann zu später Stunde

Den Opel steu‘re mit Effet

Durch Tüb‘gens Gassen und Chaussee

Die Polizei sich wendet — ab mit Grausen

Und lässt mich schnellstens heimwärts sausen

So haben wir jetzt Blut geleckt

Die Kneipenlust — sie ist geweckt

Wir wollen eine eig‘ne haben

Theaterspielen dann begraben

Nicht ganz — zum Geldverdienen nur

Sind wir Lokalen auf der Spur

Theaterkneipe von der „Insel“10.

Verspricht nur wenig Geld — Gerinnsel

Wir fahren rum von Hüh nach Hot

Doch alles was wir sehn ist Schrott

Die „Sülmer Mühle“ klingt verlockend

Doch geht das alles etwas stockend

Freund W. muss das Johannchen hüten

Wir packen Essbares in Tüten

Und fahren schnellstens nach Heilbronn

Brauereivertreter warten schon

Doch zieht sich‘s mühsam in die Länge

Es fehlt uns Geld — das jede Menge

Wir müssen erst mal einen Bürgen

Aus unser‘n mag‘ren Rippen würgen

Da hilft nur eins — Michaela wusste

‘ne halbe Nonne — die Auguste 1

Und rückwärts durch das Neckartal

Kilometerfressen ohne Zahl

Im finst‘ren Schwarzwald angekommen

Hat die Auguste — Michaelas Arm genommen

Weg war‘n die beiden lange Zeit

Sie haben sich auch sehr gefreut

Natürlich würd‘ sie — für uns bürgen

Als Nonne fegt sie weg — die Hürden

Es ist beschämend welch ein Geist

Uns wieder mal mit Wohltat speist

Erneut geht’s auf die lange Reise

Wir schlafen in ‘ner Waldesschneise

Einsam ist es weit und breit

Wir „schlafen“ mühevoll zu zweit

In uns‘res Autos Vordersitzen

Auf einmal Taschenlampen blitzen

Erschreckend bleich sind wir beleuchtet

Die Hände völlig angefeuchtet

So kurb‘le ich am Fensterhebel

Fürchte Gewalt — zerplatzten Schädel

Ein Polizist pocht an die Scheibe

Wir hätten doch heut‘ keine Bleibe

Und hinten auf der breiten Bank

Susannchen schläft noch — Gott sei Dank

Da wird er weich — und lächelt Weise

Er bewache1 unsre Reise —

Ich glaub‘ wir lassen alles sein

Und checken beim Theater ein

———