Der Ritt auf dem Zeitpfeil - Tom Witkowski - E-Book

Der Ritt auf dem Zeitpfeil E-Book

Tom Witkowski

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Beschreibung

Das Leben des Schauspielers Tom Witkowski Seine Stationen an den Theatern in Mannheim, Oldenburg, Aachen, Essen Seine Rollen und Inszenierungen Seine Theatertournee nach Australien und Neuseeland Ein Bericht über seinen Unfall auf der Bühne Barbara Michel-van Erden Schauspielerin schreibt über das Buch Gestern bin ich auf dem Zeitpfeil durch Dein Buch galoppiert. Was für ein wunderbarer Erfahrungs- und Lebensschatz da an die nächste Generation übergeht! So akkurat hast Du Deine spannende Lebensgeschichte aufgeschrieben und nachvollziehbar gemacht. Ein Geschenk an die "Nachfahren"! Die vielen Entbehrungen und die harten Zeiten, die Du kennst, sind vielen hierzulande heute fremd. Auch die Theaterei hat sich doch kolossal verändert. Deine Fähigkeit aus vielem das Beste zu machen, vermittelt sich klar.

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Für

Michaela

Mein besonderes Dankeschön geht an:Dr. Friedel Weise Ney, Andreas Grude, Dr. Maria Hilchenbach, Barbara Michel, Prof. Manfred Mützel

So nagt der „Zahn der Zeit“ beim „Ritt auf dem Zeitpfeil“

Themen des zweiten Bandesvon 1976 bis 2022

Das pulsierende Leben

zwischen der Katastrophe des

„Zweiten Weltkrieges“,

der weltweiten Corona Pandemie,

sowie Putins Angriffskrieg

in der Ukraine. 2022

Stationen:

Nationaltheater Mannheim

Der Westerwald

Staatstheater Oldenburg

Theater Aachen,

Dozentur in Australien & Neuseeland

Theater Essen, Bühnenunfall,

Intendant der Aachener Kultur und Theaterinitiative

„Akut "mit Theater99

Gründung der „Theaterschule Aachen“

7. Dezember 2021 Diamantene Hochzeit von

Michaela & Tom

Cover von Band I

Rückblick auf Band I von 1937 – 1976

Ballade

von der Geburt des Schauspielers

Tom Witkowski

Die Flucht aus Breslau bis nach

Eßlingen am Neckar

Mit Erinnerungslücken

Die Ausbildung

vom Lokomotivführer zum Schauspieler

Mit Erinnerungslücken

Gründung des Tübinger Zimmertheater

Am Düsseldorfer Schauspielhaus

Meine „Erste Probe“ aus dem Tiefschlaf in die Realität

Theater Krefeld

Legendäre Premierenfeiem

Wie ein Bein mir Beine machte,

mit dem Rauchen aufzuhören.

Wie der Westerwald

zur zweiten Heimat wurde

Kabarettist am

Düsseldorfer Kommödchen

Nationaltheater Mannheim

1969 – 1976

„Erster Charakterspieler“

Nach gelungenem Vorsprechen und Verhandlungen

erhielt ich neben einer Top-Gage ab der 121. Vorstellung

pro Spielzeit ein Überspielgeld von einer Tagesgage

sowie ein 13. Monatsgehalt!

Auch wurde mir der Umzug von Krefeld nach Mannheim bezahlt.

Drei Tage meiner Arbeit als Schauspieler.

Dazu mein Engagement am Nationaltheater Mannheim

mit Begebenheiten aus der Spielzeit 1969/70

Inhaltsverzeichnis

Der Ritt auf dem Zeitpfeil Band II

Teil I,

Im Westerwald geht

eine Phase auf dem Campingplatz zu Ende

Teil II,

Am Staatstheater Oldenburg

1976 – 1979

Teil III,

Am Theater Aachen

1979 – 1985

Teil IV,

Theater Essen

1985 – 1987

TEIL V,

Akut, Theater99

1991–2001

TEIL VI,

Grenzlandtheater Aachen

1985 – 1987

TEIL VI,

Anhang,

Teil I

Der Ritt auf dem Zeitpfeil Band II

Im Westerwald geht

eine Ära auf dem Campingplatz zu Ende

Das Ende einer Ära

Grundstückskauf für unseren Wohnwagen

Unser Grundstück

Die Hütte für den Wohnwagen

Die Abrissverfügung!

Scheune für den Wohnwagen

Das Westerwälder Gelbhäusel

Der Kauf des Hauses am 1. April 1976

Die Meisterprüfung für Sanitär und Wärmetechnik

Unser VW-Bus

Juristische Auseinandersetzung

1975

Das Ende einer Ära

Auf dem Campingplatz am Secker Weiher ging eine Ära zu Ende.

Gretel und Edmond gaben den Platz aus Altersgründen auf

und verkauften ihn an einen anderen Camper, der auch schon lange

auf dem Platz war und diesen gern übernehmen wollte.

Jetzt wurde der gesamte Platz neu organisiert.

Auch die Wege mussten eine Mindestbreite von fünf Metern haben,

damit die Feuerwehr, im Notfall rangieren konnte.

Die Idylle und das Verwunschene des Platzes waren dahin.

Die neuen Besitzer hatten plötzlich einen anderen Ordnungssinn.

Wir fühlten uns nicht mehr so wohl wie zuvor.

Grundstückskauf für unseren Wohnwagen.

Wir konnten ein herrliches Grundstück mit 2½ Morgen unweit des Campingplatzes erwerben. Um es bezahlen zu können, verkauften wir unser schönes, schnelles Opel-Geschoß. Wir wussten erst gar nicht wie groß ein Morgen war. Der Bauer rechnete noch nach den alten Maßen, von einem metrischen System wollte er nichts wissen. Ein Morgen konnte, nach seinen veralteten Vorstellungen, zwischen 2.500 und 3.500 qm groß sein. Das ist praktisch ein »Tagwerk«, das heißt, diese Größe kann an einem Morgen/Tagwerk gepflügt werden. Wir sollten einfach sagen, wieviel wir von dem Grundstück haben wollten, wir würden uns schon einig werden.

„Das Stuhllindengericht“.

In Sichtweite stand auch der Galgen, „Galgenpüschen“ genannt.

Nicht weit davon entfernt, etwas unterhalb, gab es seit Urzeiten eine nie versiegende Quelle. Auch war in deren Nähe eine Siedlung, die von der großen Pestepidemie im Mittelalter ausgerottet wurde. Reste davon waren mit Büschen und kleinen Bäumen überwuchert.

1974

Für das Grundstück an der Stuhllindenstraße innerhalb der Gemarkung Winnen am Scharrenberg, (Schormersch) bezahlten wir damals 1,20 Mark pro qm. Da war der Erlös unseres Opel-Commodore in Höhe von 7600,-Mark eine wichtige Summe. In der Nähe des Grundstücks entsprang eine uralte Quelle, welche auch in sehr trockenen heißen Sommern stetig Wasser führte.

Auch waren da noch Reste einer alten verfallenen Ortschaft, welche im 30-jährigen Krieg von der Pest heimgesucht und dann aufgegeben wurde. In Sichtweite der Gerichtslinde war der »Galgen-Püschen«. Hier wurden die Todesurteile sofort vollstreckt. Diese Orte hatten immer eine seltsame Anziehungskraft; eines Tages hatte sich da jemand aufgehangen. Unser Grundstück lag auf einer Bergkuppe mit Blick auf die Ortschaften Pottum und Stahlofen. Hierhin zogen wir also unseren Wohnwagen, den wir mittlerweile hatten, nachdem das Zelt über die Jahre von den Sonnenstrahlen gefressen wurde.

Der Kauf des Grundstücks ging nicht so einfach über die Bühne, eine gewisse Skepsis war immer noch vorhanden. Erst nach mehrmaligen Besuchen bei dem Besitzer, der immer „Herr Tom“ zu mir sagte, baute sich ein Vertrauen auf und der Verkauf ging über die Bühne.

Wir zogen unseren Wohnwagen auf diesen herrlichen Platz und

begannen einen Teil des für unsere Verhältnisse riesigen Areals mit

einem Wildschutzzaun zu umfrieden.

Ein Ende ist immer auch ein Anfang

Eines Sonntags kam das halbe Dorf zu einem »Antritts-Besuch«. Von jetzt an wurden wir behandelt, wie alteingesessene Dorfbewohner und in der dazu gehörigen Dorf-Kneipe mit großem Hallo begrüßt. Der Weg in unser Dorf Winnen war etwa 1 ½ km lang und nach einem Kneipen-Gelage etwas mühsam. Aber damit wir auf dem „Heimweg“ nicht in den Graben fallen, wurde eine Allee gepflanzt. Wir waren »angekommen«.

In der Kneipe gab es auch das einzige Telefon, um miteinander zu sprechen, wenn ich mal allein zum Arbeiten hier war und Michaela mit den Kindern der Schule wegen in Mannheim bleiben musste. Im Gegensatz zu Michaela hatte ich bis dahin wenig Erfahrungen mit der Natur und manchmal war mir schon ein wenig unheimlich, wenn der Uhu bei Dunkelheit uns auf dem einsamen Grundstück besuchen kam. Noch dazu die unbekannten Geräusche der Nacht und das Rauschen des nahen Waldes. — Ich ging also den Weg hinunter ins Dorf, um mit Michaela zu telefonieren. Am Telefon muss Michaela wohl mein Unwohlsein gespürt haben, denn sie sagte: „Jetzt geh mal zurück zum Wohnwagen; ich komme dich gleich besuchen.“ Als Michaela nach einer guten Stunde ankam, lag ich wie ein kleines Kind mit einer Decke über den Kopf gezogen in der »Letzten Ecke« des Wohnwagens und rührte mich nicht. „Was ist denn mit dir los? Auf, raus aus dem Bett und hinein in die Natur. Jetzt machen wir erst mal eine Nachtwanderung in den Wald und auch einen Spaziergang rund um unser Grundstück.“

Das war die beste und auch heilsamste Erfahrung, die ich gegen diese Angst machen konnte. Von da an war diese für immer verflogen. Auch mit den Kindern machten wir öfter mal einen Waldspaziergang bei Nacht, so gewöhnten wir uns sehr schnell an die Einsamkeit und die fremden Geräusche des Waldes in der Dunkelheit.

1974 Unser Grundstück

Von einem Bauern, wie bei (http://www.roletschek.at/), ließen wir uns einen Teil des 2½ Morgen großen Geländes umpflügen, um Kräuter, Kartoffeln, Möhren und anderes Gemüse anzupflanzen. Ungefähr einen Morgen zäunten wir ein, um auch ungestört unseren Wohnwagen aufstellen zu können. Wir pflanzten um das fast 8.000 qm große Grundstück eine Hecke aus heimischen Büschen.

Obendrein von verschiedenen Obstbäumen jeweils zwei Stück und auch eine Haselnusshecke sowie Beerensträucher und zwei Walnussbäume. Natürlich durfte die obligatorische Linde, wie die alte Gerichtslinde nicht fehlen.

Mitten in diese Arbeit platzte ein Schreiben der unteren Naturschutzbehörde: Wir sollten den Wohnwagen von unserem Grundstück entfernen, da hierzu keine Genehmigung vorläge. Der Bürgermeister und auch verschiedene andere Dorfbewohner meinten: „So ein Quark! Ihr baut eine Hütte um den Wohnwagen, dann sieht man ihn nicht mehr“.

1974

Die Hütte für den Wohnwagen

Oben gab es zwei kaum sichtbare Klappen zum Öffnen. Dadurch ließ sich, zusammen mit dem unteren Teil, ein großes Tor für den Wohnwagen nach rechts und links, auf machen. Hinter dem Raum mit der Schubkarre war noch einmal ein Wohnzimmer mit Fenster, das sich gut mit einem Fensterladen verschließen ließ, ohne dass es als Fenster sichtbar war.

Daneben unter dem Dachvorsprung, waren Haken für eine Hängematte sowie unser Essplatz.

Die Reste des Hüttenbaues gaben mehrfach ein herrliches Lagerfeuer ab. Glühwürmchen tanzten im beginnenden Mondschein. Ein ständiger Gast war in den Dämmerstunden der Uhu. Lautlos zog er seine Kreise und kam oft neugierig in immer enger werdenden Kreisen zu Besuch. Michaela und ich hatten jeder eine lange Heugabel, mit denen auch die großen Wagen mit Heu beladen wurden. So hielten wir das Feuer im Zaum, damit es sich nicht verselbständigte. Obendrein standen immer zwei 20 Liter Wasser im Kanister bereit, die wir von der etwa 500 Meter weiten Quelle geholt hatten, um am Ende, wenn wir uns in unsere Schlafkojen zurückziehen wollten, die Glut auszulöschen. Dies waren lange, erholsame Abende. Unvergleichlich schön. Zum Ende der Theaterferien, wenn es dem Herbst zuging, wurden wir mit den Früchten unserer Feld- und Garten-Arbeit belohnt. Angefangen mit den herrlichen Kartoffeln, Möhren und Weißkraut. Aber auch Salate und natürlich alle möglichen Kräuter. Wir waren fast „Selbstversorger“. Zum Nachtisch gingen wir einfach unsere diversen Beeren pflücken. Wir hatten die alten Bauernsorten angepflanzt. Die Kartoffeln zum Beispiel, platzten mit ihrer rauen Schale auf, wenn sie gar wurden und schmeckten wie Marzipan. Dazu gab es einfach Quark. Das schmeckte zum Niederknieen.

Der Boden war fruchtbar und wir bewirtschafteten alles, nach alter Väter Sitte, im Stil einer Dreifelderwirtschaft und veränderten immer die »Fruchtfolge«.

Die herrliche Aussicht in die weite Landschaft.

Sommer 1976

Eine Abrissverfügung!

In dieses Idyll platzte die nächste Hiobsbotschaft:

Wir sollten unsere schöne Hütte wieder abreißen. Die Dorfbewohner waren noch mehr geschockt als wir. Aber eine wirkliche Lösung wusste keiner von ihnen. Alle Gespräche liefen darauf hinaus, dass wir uns eine Scheune in der Umgebung für den Wohnwagen kaufen müssten. Nur in der alten Westerwälder Bauweise gab es fast keine alleinstehenden Scheunen. Es gab hie und da mal eine „Zehntscheune“, aber die waren nicht zu verkaufen.

Scheune für den Wohnwagen.

Wohl wurde uns dann in einem der drei umliegenden Ortschaften, in Hellenhahn ein altes Bauernhaus mit Scheune angeboten, aber eben keine alleinstehende Scheune. Trotzdem war dies ein verlockendes Angebot, mit dem wir erst einmal schwanger gingen.

Jetzt brauchten wir plötzlich den Wohnwagen nicht mehr und wir verkauften ihn, um das Geld für das Haus zusammen zu bekommen. Seltsam, erst wollten wir nur eine Scheune für unseren Wohnwagen und plötzlich hatten wir ein Haus und der Wagen war überflüssig, weil wir uns sowieso in den Westerwald orientiert hatten. Es war recht preiswert und sollte nur 35.500 DM kosten. Obendrein würden wir dann unseren Wohnwagen auch nicht mehr brauchen.

Wir besprachen das mit unseren Mannheimer Freunden Hans und Marlies, die Freunde, die unter uns wohnten. Sie meinten, dass müssten wir unbedingt machen. Solch eine Gelegenheit würden wir nicht mehr so schnell bekommen. Außerdem hatte Hans noch einen alten Bausparvertrag, den er nicht mehr brauchte und der zuteilungsreif war. Das seien zwar nur fünftausend DM, aber immerhin ein Anfang. Wir sollten dazu auch einen eigenen Bausparvertrag abschließen.

Das Westerwälder Gelbhäusel

Hans und Marlies Werner: Unsere Nachbarn im Haus in Mannheim, die eine Etage unter uns wohnten, waren toll. Er war Oberstudiendirektor für Wärmetechnik, mit Marlies verheiratet und sie hatten zwei Kinder. Die Mädchen waren mit unseren Kindern befreundet und wir hatten ein fantastisches Verhältnis zu ihnen. Hans und Marlies kamen oft zu uns, um zu klönen. Er war Miteigentümer der Stuttgarter Zeitung und wollte uns beim Kauf des Hauses helfen. Hans wollte keinerlei Eigentumsrechte haben, aber er hätte gern einen der alten großen Schlüssel zum Haus. Mehr symbolisch als zum Gebrauch. Diesen Schlüssel ließ er sich später vergolden und er hing in seiner Vitrine.

Der Kauf des Hauses

ging mit dieser selbstlosen Hilfe reibungslos über die Bühne. Die ganze Finanzierung lief über die Badische Beamtenbank, da ich als Angestellter im öffentlichen Dienst dort sowieso ein Konto hatte.

Die Meisterprüfung für Sanitär und Wärmetechnik

Hans wollte eine Zentralheizung mit einem alten Holz-Koks-Kohle Kessel für die Heizung installieren. Diesen Heizkessel bekamen wir von einem seiner Meisterschüler geschenkt, genau wie die alten Radiatoren-Heizkörper. Mir gab er in jeder freien Minute theoretischen Unterricht zu einem Meisterkurs. Er meinte: „Du bist praktisch veranlagt und die Theorie pauken wir jetzt“. Mein Meisterstück sollte die Zentralheizung in unserem Bauernhaus werden. Da er an der Mannheimer Gewerbeschule die Handwerker zu Meistern ausbildete, hatte er, genau wie wir, sechs Wochen Sommerferien. Die Theaterferien waren mit den Schulferien deckungsgleich. Vorher hatten wir mit unserem VW-Bus, den wir uns nach dem Verkauf des Commodore noch hatten leisten können, alle Teile zusammengetragen und in den Westerwald transportiert. Familie Werner kam mit ihrem Segelkajütboot, mit dem sie am holländischen Ijsselmeer Ferien machen wollte, gleich zu Beginn der Ferien vorbei und setzte mit mir den Heizkessel, der wie ein ganz normaler Küchenherd aussah und hinten die Anschlüsse an den Heizkreislauf und die Umwälzpumpe hatte.

Zum Ende der Ferien wollte Hans kommen, um die gesamte Heizung abzunehmen. Dies sollte dann meine praktische Meisterprüfung sein, die ich mit Bravour bestanden habe. Im Winter war dann das Haus kuschelig warm. Es war genau nach Süden ausgerichtet und die Sonne schien den ganzen Tag und im knackig kalten Winter wollten wir uns vor das Haus setzen, aber der Wind war zu „pfiffig“ und kalt. Wir brauchten einen Windschutz. Wir bekamen einen sehr schönen preiswerten Wintergarten in einem Mannheimer Baumarkt angeboten. Er wurde bestellt und vor die Garage geliefert. Ein Maurer aus dem Nachbar-Dorf errichtete genau passend das Fundament. Elke, meine Nichte kam mit Klaus, dem Vater ihrer Tochter Jenny, meiner Großnichte, und half beim Aufbau.

Von nun an wärmte uns die Sonne an langen kalten Wintertagen. In diesem Wintergarten wuchs dann auch Wein. Die Trauben hingen uns direkt in den Mund. Unsere Tochter Johanna, die später, als sie allein in dem Haus wohnte, um ihr Abitur zu machen, Wein daraus erzeugte, richtigen Wein und nannte ihn

„Hellenhahner Gelbhäusel“.

Eine Flasche davon haben wir immer noch im Keller.

Unser VW-Bus

Von einem Winzer an der Weinstraße, bekamen wir einen schönen alten VW-Bus angeboten, den wir günstig kaufen konnten. Damit haben wir so manche abenteuerliche Reise unternommen. So auch eine große Reise in die Bretagne mit unseren drei Kindern Martin, Susanne und Johanna.

Wir hatten quasi zwei „Zimmer“.

Unser Gespann war 10m lang und

Michaela kutschierte damit ganz

souverän durch Paris.

Am 14. Juli, dem französischen

Nationalfeiertag, standen wir

mitten in Paris auf der Ile de Cité

an der Notre-Dame, gut bewacht

und mit Genehmigung der

französischen Polizei, die für die

Sicherheit des Präsidenten

verantwortlich war.

Ein Privileg!

1976

Unsere Reise in die Bretagne

ehn Meter lang war das Gefährt

Am Waldesrand hat‘s uns entleert Der großen Hitze wegen

Die Rast kam uns gelegen

Tom — Susanne — Johanna

Paris hat uns schon ausgespuckt Nachdem wir‘s gründlich angeguckt Zum nationalen Feiertage Die Parkplatzsuche — keine Plage

Wir schliefen an der Notre Dame Bis Polizei am Morgen kam Uns fürchterlich erschreckte Und früh am Tage weckte

Ihr müsst jetzt weg — es tut uns leid Das Hauptquartier ist hier bereit Gleich gibt es die Parade Wie — ihr wollt steh‘n — wie Schade

Dann wartet mal wir rufen an Was man für Gäste machen kann Wir wurden gründlich durchgecheckt Der Offizier hat‘s ausgeheckt Wir durften bleiben — War‘n zu beneiden

Und alle standen vor uns stramm Wie wir da so vorüber kam’n Drei Kinder — 14 — 15 — 16 — Jahre Dazu des Dackels lange Haare

Michaela keck als — Heißer Feger Quasi als Staatsgäste integer Wir bummeln auf der Ile de Cité Die Kinder waren ja zu dritt

Der Dackel Murkel blieb im Wagen Sehr gut bewacht ohn‘ Unbehagen Am nächsten Morgen nicht schon wieder Ich reckte grade meine Glieder

Wir müssten fort - und das sogleich sind von Touristenbussen - eingedeicht Das ist nicht schlimm - Ihr fahrt jetzt hier Gerade so - nach dem Papier

Viermal nach rechts - dann seid ihr unten Grad dort drüben eingesunken Da tanken Seine-Kähne Wasser Dort seid ihr sicher ‘s gibt keine Hasser

Uns rufen Schlösser der Loire Und ganz besonders - Schloss Chambord Wir klapperten fast alle ab Dann ging es weiter wie im Trab

Der Urlaub wird der Letzte sein Mit Kindern - welche nicht mehr klein Auch unser Murkel hatte Glück bracht' sich ein Hundeweib zurück

Vom Urlaub mit dem felsigen Strand Pont de Minou - ward er genannt So wie der Pont - hieß sie - Minou Am Zoll sie schmuggeln - war der Clou

Michaela und Tom Sittengeschichtliche Dokumente der 68er von Tom Witkowski

Juristische Auseinandersetzung

um unsere Hütte auf dem Grundstück

Eine Abrissverfügung! In dieses Idyll platzte die schon beschriebene Hiobsbotschaft: Wir sollten unsere schöne Hütte wieder abreißen.

Einige unserer Freunde in Mannheim waren gleich Feuer und Flamme. „Jetzt können wir dir auch einen Gefallen tun“. Ich gab einer Gruppe von Jurastudenten Unterricht in Rhetorik und Sprechtechnik, damit sie ihre Plädoyers besser vor Gericht halten können.

Die juristische Fakultät der Uni Mannheim startete mit diesen, meinen Sprach-Schülern, ein Projekt unter der Prämisse, den Fall umgekehrt zu bearbeiten. Einfach aus der Sicht des Beklagten. Der Prof. machte gerne mit, weil es allen Studierenden eine helle Freude bereitete, den Behörden eins auszuwischen. Er meinte, die haben überhaupt keine Chance, weil sie diese juristischen Winkelzüge nur schwerlich nachvollziehen könnten. —

biologisch-dynamischer Kräuteranbau

Als erstes sollten wir Widerspruch einlegen. Dazu bekamen wir ein fix und fertig vorgefertigtes Schreiben. Und gleich den nächsten Brief auf deren Antwort. „So“, meinte der Prof., Jetzt müssen die erst mal grübeln. Um weiterzukommen, müssen die eine Ortsbesichtigung mit allen Institutionen anberaumen.

Bei so einer Ortsbesichtigung kämen gut 25 Personen zusammen. Inklusive der Landwirtschaftskammer, die wiederum gern Neugründungen unterstützen würden“. Nach etwa drei Jahren war es dann so weit. Der Termin stand und sie kamen tatsächlich mit ca. 25-30 wichtigen Persönlichkeiten inklusive der etwas ratlosen Juristen der Behörden, die in der Materie nicht so firm waren. Von unserer Seite aus sollte ein biologisch-dynamischer Kräuteranbau aufgebaut werden.

Aus juristischer Sicht war es unerheblich was bereits vorhanden war, sondern was geplant war. Laut einem Gutachten der Kammer war der Anbau von Kräutern gerade im rauen Klima des Westerwaldes ideal. Und unsere Hütte mit den Ritzen, durch die der Wind fegen konnte, war auch ein sehr guter Trockenraum. Außerdem brauchten wir Platz, um die geernteten Kräuter für den Verkauf zu verpacken. Dieses gesamte Procedere zog sich über viele, viele Jahre hin. Fast zehn Jahre dauerte es, bis wir dort einen Bauernhof im Außenbereich hätten bauen dürfen.