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Der Mediziner und leidenschaftliche Datenanalyst Hadi Saleh revolutionierte sein Leben durch Auswertung seiner eigenen Gesundheitsdaten. Ausgestattet mit zwei Fitnesstrackern, einem Blutzuckermessgerät, purem Wissensdurst und dem Willen, die eigenen Grenzen zu überwinden, erlangte er Gesundheit und Wohlbefinden zurück. Das Buch ist mehr als ein Erfahrungsbericht: Hadi Saleh macht Mut, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen und sich auf die Reise zu Lebensfreude und Leichtigkeit zu machen. Und an den kleinen Stellschrauben zu drehen, die die Gesundheit langfristig verbessern können. "Ein Mann, Anfang 40, körperlich – gelinde gesagt – vernachlässigt, bricht auf, um seine Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Bei seiner körperlichen Verwandlung trifft er auf jede Menge wissenschaftlich fundierte wie praktische Tipps, die uns ein möglichst gesundes und langes Leben bescheren. Er hält uns mit seinen Erlebnissen indirekt den Spiegel vor und lässt uns damit unser eigenes Leben hinterfragen. Extrem inspirierend!" (Bas Kast)
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Seitenzahl: 218
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Über das Buch
Der Mediziner und leidenschaftliche Datenanalyst Hadi Saleh revolutionierte sein Leben durch Auswertung seiner eigenen Gesundheitsdaten. Ausgestattet mit zwei Fitnesstrackern, einem Blutzuckermessgerät, purem Wissensdurst und dem Willen, die eigenen Grenzen zu überwinden, erlangte er Gesundheit und Wohlbefinden zurück.
Das Buch ist mehr als ein Erfahrungsbericht: Hadi Saleh macht Mut, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen und sich auf die Reise zu Lebensfreude und Leichtigkeit zu machen. Und an den kleinen Stellschrauben zu drehen, die die Gesundheit langfristig verbessern können.
„Ein Mann, Anfang 40, körperlich – gelinde gesagt – vernachlässigt, bricht auf, um seine Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Bei seiner körperlichen Verwandlung trifft er auf jede Menge wissenschaftlich fundierte wie praktische Tipps, die uns ein möglichst gesundes und langes Leben bescheren. Er hält uns mit seinen Erlebnissen indirekt den Spiegel vor und lässt uns damit unser eigenes Leben hinterfragen. Extrem inspirierend!“
– Bas Kast
Haftungsausschluss
Die in diesem Buch enthaltenen Informationen und Ratschlage wurden vom Autor sorgfältig recherchiert und gepruft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Die Informationen sind außerdem nicht dafür gedacht, die Beratung durch einen Arzt zu ersetzen, sofern dies angezeigt ist. Unter keinen Umstanden sind Autor oder Verlag für irgendwelche Schäden oder Verluste haftbar, die den LeserInnen dadurch entstehen könnten, dass sie sich ausschließlich auf die Informationen in diesem Buch verlassen. Eine Haftung des Autors oder des Verlags ist ausgeschlossen.
Eine Wette auf die Zukunft:
Meinen Kindern, Enkeln und Urenkeln gewidmet.
In meinem Fitness-Studio in Tokio hängt ein Plakat:
„Muskeln sind schwer zu bekommen, aber leicht zu verlieren. Fett ist leicht zu bekommen, aber schwer zu verlieren.“
Haruki Murakami – Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede
Mit Köpfchen gesund alt werden
Der Abend vor dem Tag X
Der Morgen am Tag X
U-Turn
Hadi erfindet sich neu
Die Einsamkeit des Läufers
Was bedeutet Altern?
Die guten Gene?
Die Höhen und Tiefen des Lebens – Inside Hadi Saleh
In der Falle
Aus FdH wird VdQ
Fasten oder: Die Kunst, das Richtige zum rechten Zeitpunkt zu essen
Hormesis oder: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker
Atmung – ein Scharnier zwischen Körper und Geist
Guten Morgen! Oder: Je weniger man schläft, desto kürzer das Leben
Menschen, nichts als Menschen! Oder: meine Familie, meine Freunde und ich
Unser Körper ist ein Ganzes
Trost
Über mich
Epilog
Über den Autor
Aus Hadis Bibliothek
Der Abend verlief harmonisch. Freunde waren bei uns in Berlin zu Besuch, wir saßen zusammen, haben gegessen und getrunken. Das große Thema war unser Aufenthalt in den USA, immerhin drei Jahre im Mittleren Westen, in Warsaw, Indiana, lange genug, um sich an den dortigen Lebensstil zu gewöhnen. Meine Frau hatte daher ein amerikanisches Buffet vorbereitet, gegrillte Burger, Pattys aus Rinderhack, knuspriger Bacon, dazu Käsescheiben, Tomaten, Gurken, Zwiebeln und Salat, und jeder konnte sich mit Mayonnaise, Ketchup und Senf seinen Lieblingsburger selbst zusammenstellen. Außerdem standen neben Bagels und Sandwiches noch Chicken Wings und Würstchen für Hot Dogs bereit, die sich mit sauer eingelegten Gurken und Paprika zu einer Luxusvariante ausbauen ließen. Ich hatte eine Bezugsquelle für amerikanisches Bier aufgetan, Softdrinks waren ohnehin um die Ecke erhältlich und für die, die es zu schätzen wussten, servierte ich kalifornischen Weiß- oder Rotwein aus dem Nappa Valley, ziemlich alkoholreiche Wuchter, aber eben auch ziemlich lecker.
Ich schaute mich um, alle Gäste waren versorgt, die Gespräche lebhaft – die Stimmung war gut. Ein wenig müde von den aufwendigen Vorbereitungen, aber doch auch erleichtert über den guten Verlauf, ging ich hinaus auf die Terrasse, die noch leer geblieben war, und setzte mich. Zweifellos war heute ein besonderer Tag und jetzt, wo ich meine Freundinnen und Freunde um mich hatte, kam mir zu Bewusstsein, wie sich mein Lebensweg bis hierher gerundet und alles gut gefügt hatte.
Man kann in der Vergangenheit nichts mehr anders machen, aber ich neige dazu, zurückzuschauen und mich zu fragen, ob alles gut und richtig war. Es hilft für alles Künftige. In diesem kurzen besinnlichen Moment wurde mir klar: Außer Familie und Beruf hatte bei mir im zurückliegenden Jahrzehnt so gut wie nichts stattgefunden. Fehlte mir etwas?
„Hadi!“
Drinnen war es lebhaft geworden. Man rief nach mir. Ich stand auf und ging zu unserem Fest und meinen Freunden zurück.
Anderntags stand ich morgens früh um sechs Uhr im Bad. Ich musste nach Plochingen, der Beruf kennt keine Gnade. Mächtig über die Stränge zu schlagen, ist mir nicht gegeben, trotzdem war ich alles andere als fit: zu lange aufgeblieben, Wein getrunken und dann der übliche Psychokater, weil ich mich im Kümmern, Tun und Reden emotional verausgabt hatte. Alles war harmonisch und herzlich gewesen, aber ohne ein paar Spitzen war es natürlich nicht abgegangen. Die amerikanischen Jahre hätten bei mir gut angeschlagen, offenbar hätte ich einen Hang zum Wohlleben entwickelt, meinte eine langjährige Freundin und fügte an: „Es sei dir gegönnt!“ Gestern hatte ich das an mir abperlen lassen und gelacht, aber an diesem Morgen stellte ich fest, dass die Bemerkung doch ätzte. Zumal sie von einer Frau gekommen war. Dazu fiel mir ein, auch meine Frau hatte mich neulich schon einmal in die Hüften gekniffen: Da war eine Wölbung über dem Hosenbund, die ich früher nicht gekannt hatte.
Vollkommen befangen in diesem frühmorgendlichen Stimmungstief musterte ich mich im Spiegel. Mich einen Moppel zu nennen, wäre allzu selbstquälerisch gewesen, aber ein konturierter Körper mit Muskelprofil sah anders aus. Gnadenloser Systemcheck: Hamsterbäckchen, weiche Arme, vorne das obligatorische Bäuchlein, flaschenartige Beine und alles ohne sichtbare Muskulatur. Woher denn auch? Ich war ständig auf Achse, einchecken, auschecken, ob Flugzeug oder Hotel, Besprechungen, Stress und dabei begleitete mich der ständige Wunsch nach Belohnung, Hunger eben auf irgendetwas Schnelles, Gutes, rasch einen Burger, eine Pizza oder einen Hotdog auf die Faust und danach einen Schokoriegel. Das alles hat mir wenig ausgemacht. Wer jung ist, hat körperliche Reserven und es dauert, bis sich ein solcher Lebensstil an der Figur bemerkbar macht. Aber keine Frage, der Lebens- und Ernährungsstil in den USA ist natürlich der Killer jeder schlanken Linie: stark fetthaltige Nahrung, Pommes frites, auch sonst viel aus der Fritteuse. Der Klassiker war der Donut, viel Hefe, reichlich Zucker und leere Kohlenhydrate. Ab und zu mal ein Salat, gern mit Mayonnaise-Dressing. Und zu jedem Essen eine Tüte Chips und eine Cola, viel Salz, viel Durst. Wer möchte schon leiden?
Aus Hadis Bibliothek
Mark Hyman: Young Forever. The Secrets to Living Your Longest, Healthiest Life. Yellow Kite 2023.
Hyman erklärt in einfacher und gut verständlicher Sprache, warum das Altern als Krankheit angesehen werden sollte, und gibt praktische, detaillierte Ratschläge zu Bewegung, Ernährung, Schlaf und geistiger Gesundheit. Ein gutes Buch, das umfassend zum Thema Langlebigkeit informiert und tiefer in den Bereich Ernährung einsteigt.
Hyman bezeichnet Zucker und Stärke als den stärksten Faktor für die Alterung. So viel zu meinen Donuts! Zucker schädigt unsere DNA, Proteine, unser Epigenom, unsere Mitochondrien und unser Mikrobiom. Zucker und Stärke beschleunigen zudem Entzündungen und verursachen ein hormonelles Chaos, das unsere Stammzellen altern lässt. Seine dringende Empfehlung ist, Zucker und Stärke möglichst zu eliminieren oder nur gelegentlich zu verwenden. Natürlich konnte mich dieser Hinweis aus 2023 während meiner Jahre in den USA noch nicht erreichen. Ich wäre ihm damals bestimmt auch nicht gefolgt.
In Deutschland wurde die ganze Verheerung meines Körpers sichtbar, denn hierzulande trägt der Geschäftsmann Anzüge. In den USA gab es dieses Thema nicht, man blieb leger, die Jeans waren allerdings ein paar Größen weiter, das lag aber nur an den amerikanischen Konfektionsgrößen. Oder? Nein! Hier in Deutschland verfügte ich über einen Schrank voller Lieblingsanzüge, jedoch waren alle unbrauchbar. Da kam ich noch nicht einmal mehr mit dem Schuhlöffel hinein.
Was soll’s? Ich war jetzt 42 Jahre alt. Okay, hier spricht der Arzt: Der Mensch befindet sich zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf seinem körperlichen Höhepunkt. Die Natur stattet ihn reichlich aus, alles geschenkt: viel Muskelmasse, kräftige Knochen und ein Spitzen-Stoffwechsel. Und die Natur ist großzügig, denn der junge, halbwegs aktive Mensch kann ordentlich in sich hineinstopfen, jede Sünde scheint sich zu verflüchtigen, da bleibt körperlich nichts hängen. Zwischen 30 und 50 Jahren wird es kritisch. Muskeln und Knochendichte nehmen ab, der Stoffwechsel wird zurückgefahren. Spätestens im mittleren Erwachsenenalter macht der Mensch Bekanntschaft mit dem Körperfett. Dem Mann gehen die Haare aus, er bekommt einen dicken Katerkopf und ein Bäuchlein und aus dem strahlenden jugendlichen Helden wird ein gutmütig-gemütlicher Familienvater. Von da an geht es rapide bergab, ab 70 ist man auf verlorenem Posten, es sei denn, man hält dagegen.
Ich fixierte mich noch einmal im Spiegel. Nein, so mochte ich mich nicht! Natürlich ist es so gut wie ausgeschlossen, beim Blick in den Spiegel ein objektives Bild zu erhalten. Wir sehen uns ein Leben lang darin, die Bilder verschwinden nicht einfach, sie bleiben haften, überlagern sich. Auch der Greis erkennt noch, was er als Jugendlicher dargestellt hat, selbst wenn er die verbliebenen Haare über die Glatze drapieren muss. Aber heute war eine Schneise in diesen Selbstbetrug geschlagen. „Das sieht scheiße aus“, sagte ich zu mir. Nein, schlimmer: „Ich sehe scheiße aus!“
Als junger Mann bin ich sehr sportlich gewesen, habe Fußball, Tennis und später American Football gespielt. Ein sehr körperlicher, robuster Sport. Wir wurden in unserer Altersklasse deutscher Vizemeister. Ich war immer fit wie ein Turnschuh, rannte überall hin, hinauf und hinunter, und jetzt schaffte ich nicht einmal mehr zwei Stockwerke, ohne zu keuchen. Meine jugendliche Substanz hatte ich aufgezehrt.
Der Trotz sagt zu dem Gegenüber im Spiegel: „Hau ab, das bin ich nicht!“ Einsicht beginnt aber nur mit: „Das muss anders werden!“
Ziemlich angeschlagen saß ich im Zug nach Stuttgart und versuchte, meine gute und meine schlechte Seite miteinander ins Gespräch zu bringen.
Die Jugend muss verschwendet werden. Das macht sie so schön, so schmerzhaft und so intensiv. Was bleibt denn vom Leben übrig, wenn wir es wie ein paar Groschen auf dem Sparbuch verwalten? Alles mit Maß und Ziel, immer schön in der langweiligen Mitte bleiben, keine Ausschläge nach oben oder unten. Natürlich wird man damit alt, aber wozu? Wer sich nie dem brausenden Leben ausgesetzt hat, wäre besser gar nicht erst geboren worden. Sterben müssen wir alle, aber wenn es so weit ist, hilft es ungemein, ein paar zackige Runden gedreht zu haben. Dann kannst du zufrieden die Augen schließen.
Hm?
Jeder haut in seiner Jugend über die Schnur. Die Gesundheit ist robust, der Körper widerstandsfähig und die Natur geduldig. Sie hat aber kein Mitleid mit einem zahnlosen Greis, der seiner Abberufung entgegenhumpelt. Jede Lebensphase stellt ihre eigenen Aufgaben, Erleben-Können ist ein Privileg der Jugend, wenn dich das Leben bereits gezeichnet hat und du immer noch glaubst, deine frühere Rolle weiter spielen zu müssen, bist du ein lächerlicher alter Kerl. An den Krankheiten und Einschränkungen, die ein gedankenloser Lebensstil mit sich bringt, gibt es nichts zu romantisieren. Wer in schlechter Verfassung ist, der leidet und ist für keinen Spaß zu haben, den ein tolles Leben mit sich bringen könnte. Wer aus dem Vollen schöpfen möchte, braucht Reserven, und die werden ihm ab 30 nicht mehr geschenkt. Die Natur gibt allen eine Chance, zumindest bis 30, dann könntest du Nachkommen gezeugt und somit den biologischen Sinn deines Lebens erfüllt haben. Das Ziel der Natur ist die Erhaltung der Art und nicht die Pflege einzelner lebenstoller Exemplare. Wenn man erst seinen physischen Höhepunkt überschritten hat, ist man ganz allein für sich verantwortlich. Und schlicht gesagt ist es doch so: Ohne Gesundheit ist ein gutes und glückliches Leben nicht denkbar.
Der Gedanke an das Ende sollte dabei nicht verdrängt werden, im Gegenteil! Es hilft, in dem Bewusstsein zu leben, dass wir einmal sterben werden. Als Arzt wusste ich das ohnehin, es war einmal mein tägliches Geschäft. Unbegrenztes Leben ist nicht der evolutionäre Plan. Nehmen wir kurz einmal an, es wäre doch so. Wir trinken aus dem Brunnen ewiger Jugend und der Tod ist für immer verschwunden. Wünschenswert? So sitze ich dann da, blicke hinaus auf ein weites Feld, dahinter ein Wald und denke, ich könnte doch spazieren gehen. Kann ich, ich habe ja alle Zeit der Welt, heute, morgen, übermorgen oder erst in zehn Jahren. Eine unbegrenzte Lebensspanne vorausgesetzt, werde ich irgendwann alles bereits einmal erlebt haben. Ich wäre in einer Wiederholungsschleife gefangen, die nicht nur einen Tag umfasst, wie im Film Und täglich grüßt das Murmeltier mit Bill Murray, sondern Jahre und Jahrzehnte. Alles schon dagewesen. Deshalb würde es sich nicht lohnen, aufzustehen und den Spaziergang anzutreten. Wir hätten zwar keine Angst mehr vor dem Tod, aber auch keine Lust mehr, das Leben zu genießen und unsere Möglichkeiten auszuschöpfen. Gerade weil wir nur eine begrenzte Zeitspanne zur Verfügung haben, ist uns das Geschenk gemacht, ein erfülltes Leben zu führen. Allerdings müssen wir uns in die Lage versetzen, unsere Zeit zu nutzen, den Moment und alles darüber hinaus wertzuschätzen.
Den Zeitpunkt unseres Abtretens kennen wir nicht. So steht es schon in der Bibel: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ (Matthäus 24,36) Dem ins Auge zu sehen, muss keine Furcht auslösen, es ist vielmehr – richtig angewendet – eine Anleitung zum glücklichen Leben. Falsch wäre der Versuch, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu erleben, um die verfügbare Zeit ausgekostet zu haben. Diese Art von Unruhe wird uns ständig weitertreiben, ohne dass wir die Zufriedenheit in einem „Wie schön, das war’s!“ erreichen können. Die andere Strategie, den Kopf in den Sand zu stecken, verfängt ebenfalls nicht. Die Angst, die wir verdrängen, holt uns spätestens im Alter ein. Wichtig ist, alle Aufgaben, die uns gestellt sind, so gut wie möglich zu erledigen, und allen Erfahrungen, denen wir ausgesetzt sind, angemessen zu begegnen. Außerdem müssen wir wählerisch bleiben und nur solche Wege gehen, die, auch unter dem Blickwinkel des Todes betrachtet, standhalten. Martin Heidegger hat 1927 in Sein und Zeit ausgeführt, dass das menschliche Dasein die Bestimmung mit sich bringt, unsere Existenz zu verstehen und durch einen Sinn zu rechtfertigen. Natürlich kann man diese Wegweisung auch verfehlen und „uneigentlich“ leben.
Wichtig ist das ernsthafte Bemühen. Auch wenn es nur eine Winzigkeit ist, aber die Welt soll durch mich ein Stück weit besser werden. Dabei zählen auch der kleinste Beitrag und eine realistische Einschätzung, welche Hebel wir tatsächlich betätigen können. Was uns nicht in die Hand gegeben ist, damit müssen wir leben. Unser Augenmerk muss dem gelten, was wir gestalten und verändern können. Dazu gehört natürlich auch unsere körperliche Ausstattung. Was uns mitgegeben ist, müssen wir ebenso achtsam pflegen und erweitern wie alles andere sonst auch.
Wozu aber das Ganze? Gibt es überhaupt einen Sinn? In Douglas Adams’ Roman Per Anhalter durch die Galaxis errechnet der Supercomputer Deep Thought als Antwort auf die Frage nach „dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ die Zahl 42. Das mag stimmen – wenn wir wüssten, was damit gemeint ist. Mehr Klartext würde uns helfen. Der österreichische Psychiater und Neurologe Viktor Frankl hatte auf die Frage nach dem Sinn ein paar nachdenkenswerte Antworten. Vorausgeschickt sei, dass Frankl dabei eine besondere Autorität genießt, nicht so sehr, weil er die Psychoanalyse neu erfunden hat, vielmehr, weil er seine Theorien durch sein eigenes Leben beglaubigt hat. Frankl war zu Zeiten des Nationalsozialismus im Konzentrationslager interniert. Dennoch lautete nach dem Krieg einer seiner Kerngedanken, dass der Mensch zwar in Situationen geraten kann, in denen er sein eigenes Schicksal nicht mehr in der Hand hat, dass er aber auch in den schwierigsten – und in seinem Fall: unmenschlichsten – Lagen immer die Freiheit hat, seine Haltung dazu zu bestimmen und eine positive Einstellung zu bewahren. Heute spricht man vielfach von „Resilienz“ und meint damit, dass eine stabile Persönlichkeit die Möglichkeit besitzt, nicht nur Stress, sondern auch tiefe Krisen zu bewältigen. Der Mensch, so Frankl, kann sich frei entscheiden und besitzt daher die Gabe, sich und seinem Leben einen Sinn zu verschaffen. Dieser Sinn ist nicht für alle derselbe, er ist immer ein individuelles Resultat menschlichen Bemühens und muss als den jeweiligen Umständen angemessen empfunden werden. Diese Sinnstiftung gelingt, wenn wir in der Lage sind, unseren persönlichen Werten Geltung zu verschaffen: Liebe, Kreativität oder sonst eine Aufgabe, die uns Mut und Verantwortung abverlangt. Es liegt im Charakter dieser wie auch sonst aller Werte, dass sie soziale Tugenden sind, die wir anstreben. Ein Mensch, der ganz für sich allein ist, bräuchte dergleichen nicht.
Aus Hadis Bibliothek
Viktor Frankl: Wer Sinn sucht, findet Heilung. Vorträge und Gespräche 1956–1994. SWR Edition 2018.
Man kann natürlich Bücher von oder über Viktor Frankl lesen. Die Stimme, der Gesprächsduktus und die Art zu formulieren machen jedoch Tondokumente zu etwas Besonderem. Frankl führt in sechs Originalbeiträgen seine Erfahrungen und therapeutischen Konsequenzen aus. Frankl, so heißt es hier, nennt drei Wege zu einem erfüllten Leben: ein Werk schaffen, jemandem in Liebe verbunden sein und Leiden bewältigen.
Mein eigenes Bemühen kann ich so zusammenfassen: Ich möchte gesund bleiben und ein harmonisches Körpergefühl erlangen, um auf dieser Grundlage alt werden zu können. Warum ich das anstrebe, verdeutlicht das folgende Erlebnis, das mich sehr geprägt hat: Meine Eltern hatten eine weit verzweigte Verwandtschaft in Ägypten zurückgelassen. Viele Cousinen und Cousins, jede Menge Tanten und Onkel. Mein Vater war der Erstgeborene von zwölf Geschwistern. Zwei sind schon früh gestorben, die neun Geschwister habe ich selbst noch kennengelernt. Logischerweise haben auch die geheiratet und Kinder bekommen. Mein Verwandtenkreis würde einen Saal füllen. Und damals, als ich noch klein war, mussten die alle besucht werden, was durchaus mühsam war. Das galt aber nicht für meinen Großvater, auf den ich mich immer gefreut habe. Leider habe ich ihn früh verloren. Ich war zwölf, wir waren gerade angekommen, ich stürmte in die Wohnung und rief nach meinem Großvater. „Psst, er schläft!“, hieß es. Also bin ich in sein Schlafzimmer geschlichen. Und tatsächlich, da lag er! Ich trat heran, fasste nach seiner Hand, um sie zu streicheln, sie war jedoch starr und kalt. Großvater war tot! Er war eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Ich war unendlich traurig. Ich hätte ihn so gern um mich gehabt, er war ein freundlicher Mann, der mir mit Liebe und ruhiger Souveränität etwas über das Leben beibringen konnte. Vielleicht gelingt mir das auch irgendwann. Dabei denke ich natürlich an meine Kinder, meine Enkelkinder und deren Kinder, wenn alles optimal läuft. Vielleicht geht es ihnen wie mir. Solange ich gebraucht und gemocht werde, möchte ich auf der Welt bleiben. Darum geht es, dafür lohnt sich jede Anstrengung!
Noch im Zug entschloss ich mich, nach guter ärztlicher Art einen Check-up an mir durchführen zu lassen. Als ich die Werte bald darauf in Händen hielt, war ich einigermaßen erschüttert.
„Und, Dr. Saleh, was sagen Sie zu meiner Verfassung?“, fragte ich den Arzt in mir.
„Mit einem Wort: katastrophal! Einsicht ist jetzt gefragt, Hadi!“, erwiderte der. „Deine Blutwerte sind beschissen, wirklich besorgniserregend. Du musst dich mehr bewegen und auch deine Ernährung umstellen! Die Leberwerte sind erhöht, die Blutfette ebenso.“
Solche Botschaften können die Unaufhaltsamkeit einer Lawine entwickeln. Schlagartig rückt sich alles zurecht. Wenn man merkt, dass man langsam verfettet und jede Fitness verloren gegangen ist, dann hat man nicht nur ein Problem im Spiegel, sondern auch im Kopf. Die Rechtfertigungsarien nimmt man sich selbst nicht mehr ab. Zehn Jahre zuvor konnte ich alles machen. Und nun war das vorbei, als hätte man mir den Stecker gezogen. Mir wurde klar: So geht das nicht weiter. Ganz ehrlich, auch die soziale Interaktion leidet, wenn man sich nicht mehr attraktiv fühlt. Meine Frau war schlank und rank wie eh und je. Und ich? Kommt bei ihr ein bisschen mehr auf die Rippen, ist das alles schnell wieder abgelegt, während ich immer dicker geworden bin. Ich spürte, dass seit der Begegnung mit der Freundin auf der Party und dem Morgen danach mein Selbstwertgefühl dabei war, nachzulassen oder gar Schaden zu nehmen. Die Daten, die ich nun vorliegen hatte, belegten objektiv, was diesen Schmerz verursachte.
Dazu war vor einiger Zeit auch noch ein Bandscheibenvorfall gekommen. Der hatte nichts mit meinem Gewicht zu tun, sondern war, wie so oft, stressbedingt. Bei Männern in meinem Alter, die zu viel arbeiten, passiert das. Als Orthopäde weiß ich: Der Stress führt zu einem erhöhten Muskeltonus und der, kombiniert mit einer schlechten Haltung, löst dieses mechanische Phänomen aus. Der innere Kern der Bandscheibe tritt nach außen. Die Muskeln stützen nicht mehr, ziehen oft sogar in die falsche Richtung. Mit Muskulatur und Stabilität wäre das nicht passiert.
„Wir sind uns also einig, Hadi?“
„Absolut. Ich verspreche: Ich werde mein Leben ändern, Dr. Saleh.“
Natürlich habe ich den Vorteil, selbst Arzt zu sein und über das nötige Wissen zu verfügen, was mir guttut. Aber diesen Vorteil kann jeder mit einem Besuch in der Sprechstunde seines Hausarztes ausgleichen. Kein seriöser Kollege wird zu seinem Patienten sagen: „Da haben Sie aber einen besonders schön geformten runden Bauch!“, sondern, je nach Naturell, etwas wie „Der Bauch muss weg!“ Die Wahrheit ist, es mangelt nicht an Daten und Kenntnissen über die Gefährlichkeit eines ungesunden Lebensstils, sondern an der Bereitschaft, die Konsequenzen zu ziehen. Ich habe zu Hause eine inzwischen riesige Büchersammlung, die sich mit den Themen Langlebigkeit und Gesundheit beschäftigt. Mag sein, dass manche Diätvorschläge albern und die Fülle von Nahrungsergänzungsmitteln übertrieben sind, dass einem der Brustton der Heilsbotschaft gewaltig auf den Senkel geht, aber trotzdem gibt es in all den unterschiedlichen Ansätzen einen gemeinsamen Kern von aufgezeigten Problemen und Maßnahmen, der unbedingt verlässlich ist. Weil es sich dabei um wissenschaftlich gesicherte Einsichten handelt.
Zuerst möchte ich Ihnen, und das ist kein Scherz, die Killer vorstellen:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Krebserkrankungen
Neurodegenerative Erkrankungen (Demenz u. ä.)
Stoffwechselstörungen (Diabetes mellitus u. ä.)
Diese vier gehören zu den häufigsten Erkrankungen. Das Robert Koch-Institut zählt darüber hinaus noch Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sowie Lungenerkrankungen hinzu.1 Auch Fettleibigkeit (Adipositas) wird häufig darunter gefasst, weil damit ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes verbunden ist. Der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) ist nach wie vor die gängige Interpretationsmethode des eigenen Gewichts. Er unterscheidet aber nicht zwischen Fett- und Muskelmasse, besonders muskulöse Menschen können daher als zu dick eingestuft werden. Der BMI bestimmt sich aus Gewicht in Kilogramm pro Größe zum Quadrat. Krankenkassen und andere Institutionen bieten inzwischen BMI-Rechner im Internet an. Mit der Eingabe der eigenen Daten erhält man den BMI, der auch noch einmal geschlechts- und altersspezifisch gewichtet werden sollte. Ich habe damals 95 Kilo gewogen und hatte einen BMI zwischen 27 und 28. Damit wurde ich als übergewichtig eingestuft.
Adipositas, also die chronisch-krankhafte Variante der Fettleibigkeit, beginnt erst ab einem Wert von 30.
Aus Hadis Bibliothek
Robert Koch-Institut (Hrsg.): Übergewicht und Adipositas. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 16.
Hier findet man seriöse Informationen zu allen Aspekten dieses Themas. Gut aufbereitete Statistiken, Erklärungsansätze für ihre Entstehung samt gesundheitlichen Risiken und Behandlungsmöglichkeiten. Eine umfassende Darstellung.
Ich stelle die vier oben genannten Problembereiche ganz nach vorne, weil sich diese Krankheiten durch eine Veränderung des Lebensstils abwenden bzw. die Heilungschancen entscheidend erhöhen lassen.
Aus Hadis Bibliothek
Peter Attia: Outlive. The Science and Art of Longevity. Vermilion 2023.2
Peter Attia ist ein bekannter Arzt, der sich auf Präventivmedizin, Langlebigkeit (longevity) und die Optimierung der menschlichen Gesundheit spezialisiert hat. Seine Arbeiten widmen sich vor allem der Ernährung, der körperlichen Aktivität, dem Stoffwechsel und der Anti-Aging-Forschung. Er erklärt in seinem Buch die Grundzüge des Alterns und die Gefahr der sogenannten vier horsemen, der apokalyptischen Reiter. Gemeint sind: Atherosklerose, Krebs, Demenz und metabolisches Syndrom (Herz-Kreislauf- und zerebrovaskuläre Erkrankungen, Krebs, Alzheimer und damit verbundene neurodegenerative Erkrankungen sowie Typ-2-Diabetes und damit verbundene Stoffwechselstörungen).
Attia legt Wert auf eine wissenschaftlich angeleitete Argumentation (evidenzbasiert). Er erklärt auf der Basis von empirischen Daten komplexe Zusammenhänge auf zellulärer Ebene und beschreibt, was sich gegen diese vier Gefahren unternehmen lässt. Erkrankungen mögen in einigen Fällen unvermeidbar sein, sie lassen sich dennoch lange hinauszögern. Den größten Hebel sieht Attia in den Bewegungsübungen (exercise), die aus Ausdauer- und Krafttraining bestehen sollten. Peter Attia hat auch einen Podcast, den ich gerne höre. Er ist außerdem, wie übrigens auch Mark Hyman, ein Befürworter der „funktionellen Medizin“, eines ganzheitlichen Ansatzes, der nicht nur Symptome kurieren, sondern Krankheitsursachen bekämpfen möchte.
Chronische Erkrankungen dieses Typs werden in der Regel als „Volkskrankheiten“ bezeichnet, gemeint ist damit zunächst nur, dass sie sehr häufig auftreten. Man versteht diese Krankheiten besser, wenn man von ihnen als „Zivilisationsschäden“ spricht: Sie sind gewissermaßen der Preis unseres zivilisatorischen Standards. Die Hauptursachen sind:
Individueller Lebensstil
Externe Einflüsse (Umweltfaktoren, soziales Umfeld)
Genetische Veranlagung
Der immer wieder unterschiedlich beurteilte genetische Faktor ist einer grundlegenden Neubewertung unterzogen worden. Ich komme später noch ausführlicher darauf zu sprechen. Entscheidend ist, dass unser Erbgut, unsere DNA, kein unveränderliches Schicksal bezeichnet, sondern allenfalls Risikofaktoren, die durch einen vernünftigen Umgang damit in Zaum gehalten werden können.
Gerade bei den Zivilisationsschäden gibt es keinen Grund, ihre Existenz als unveränderlich gegeben hinzunehmen, allein schon deshalb, weil sie von Lebensweise zu Lebensweise verschieden ausfallen. Bei einem Nomadenvolk werden Adipositas und Osteoporose eher selten vorkommen. Inuit sind über Jahrtausende an eine fett- und proteinreiche Nahrung angepasst, die den Cholesterinspiegel eines Mitteleuropäers in schwindelerregende Höhen treiben würde. Der wichtigste Aspekt, wie durch eine große Anzahl von Studien belegt, ist jedoch, dass bereits die Veränderung von zwei, drei Gewohnheiten drastisch lebensverkürzend oder eben -verlängernd wirkt. Auf einer internationalen Konferenz 2023 in den USA hat ein Team um die Wissenschaftlerin Xuan-Mai Nguyen von der University of Illinois Daten von mehr als 700.000 Veteranen im Alter von 40 bis 70 Jahren ausgewertet.3 Es hat sich gezeigt: Durch einen gesunden Lebensstil können 40-jährige Männer im Durchschnitt 23,7 Jahre länger leben als mit einem schädlichen. Bei Frauen beträgt die Erweiterung der Lebensspanne 22,6 Jahre. Wir sprechen hier über statistische Werte, das bedeutet, dass sich diese Effekte nur in der großen Zahl einstellen, aber einem Einzelnen kein Garantieschein ausgestellt wird. Die Wahrscheinlichkeit allerdings eines längeren Lebens steigt signifikant.
Acht Gewohnheiten wurden in der Studie als gesundheitsfördernd eingeschätzt:
Ausreichend Bewegung
Nicht rauchen
Stressresilienz
Ausgewogene, pflanzenreiche Ernährung
Wenig Alkohol
Guter Schlaf
Stabiles soziales Umfeld
Als achten Punkt nennen die Urheber der Studie noch einen, der vor allem die USA betrifft:
Keine Abhängigkeit von Schmerzmitteln, vor allem Opioiden