Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Was hat Liebe mit Natur gemeinsam? Sehr viel! Wie in der Natur, geht es in der Liebe auf und ab, gibt es nehmen und geben, ist wachsen und vergehen. Behutsam nimmt uns der Dichter bei der Hand und führt mit harmonischen, sanften und manchmal stürmischen Versen durch das Jahr. Dabei schlägt er gekonnt den Bogen von der Natur zur Liebe und hat für jede Jahreszeit ein Pendant der Gefühle bereit, so dass zum Schluss aus einzelnen Gedichten eine Einheit entsteht. Ob Sehnsucht auf Herbst, Winter zur Einsamkeit - alles fügt sich wie gewachsen zueinander. Der vorliegende Gedichtband zeigt einmal mehr, dass romantische Lyrik sehr modern und lebendig sein kann.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 72
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Gehen Sie mit mir
durch den Frühling ab
durch den Sommer ab
durch den Herbst ab
und durch den Winter ab
Mir ist im Herzen
leicht und froh
wie duftig weißer Flieder
Des Winters kalte Herrschaft dauert schon so lang, dass wir uns nicht mehr an eine andere Jahreszeit erinnern können. Wir sind fast am Verzweifeln und glauben kaum, dass Eis und Schnee jemals wieder weichen werden.
Plötzlich, über Nacht, ist alles anders!
Wir treten am Morgen vor die Tür, und milder Wind bläst uns entgegen. Von Dächern und Bäumen tropft es. Wege und Wiesen verwandeln sich in durchweichte, pampige Flächen, weil der nur langsam tauende Boden das Schmelzwasser nicht aufnehmen kann.
Diese „Schmuddeltage“ sind jedoch schnell vergangen und vergessen.
Die täglich höher und höher steigende Märzensonne entfaltet ihre unbändige Kraft.
Nun gibt es kein Halten mehr.
Krokusse und Schneeglöckchen schießen aus dem Boden. Knospen werden zusehends größer. Wo gestern noch kahle Zweige lustlos im Wind schaukelten, verdeckt heute helles Grün den Blick zum Nachbarn.
Ein Wettrennen ist entbrand.
Jede Blüte, jede Knospe, jeder Halm drängelt, schiebt, streckt sich zum Licht. Jeder will der erste sein.
Langweilige Wiesen verwandeln sich in sattgelbe Teppiche. Die aufstrebenden Gänseblümchen lassen sich von der Butterblumenmacht nicht unterkriegen und sorgen für weiße Inseln im Löwenzahnmeer.
Alles wird schöner und bunter als wir es in Erinnerung haben.
Manch farbenfrohe Blüte erweist sich bei näherem Betrachten als emsiger Schmetterling.
Dicke, schwarzgelbe Hummeln taumeln im Tiefflug dahin.
Unmengen von Käfern und Fliegen bringen die Luft zum Leben.
Überall krabbelt, fliegt und kriecht es.
Vom Gesumm und Gebrumm zahlloser Insekten wird dem Kopf schwindlig.
Doch damit nicht genug.
In jedem Gebüsch, jedem Strauch, auf jedem Baum sitzt mindestens ein Buchfink, eine Blaumeise, ein Fliegenschnäpper oder eine Grasmücke und möchte den alljährlichen Sangeswettbewerb gewinnen. Eine Nachtigall oder ein Sprosser ist auch keine Seltenheit, und wenn wir Glück haben, erweist uns der Pirol mit seinen schwermütigen Melodien die Ehre. Nur das ewige Schimpfen der Amsel will nicht so recht zum gefiederten Chor passen. Nun ja. Vorm Fuchsbau am Südhang tummeln sich acht braunschwarze Kobolde, und im Klee spielen junge Kaninchen Versteck. Habt nur acht, dass euch der Meister Reinecke nicht erwischt, sonst ist es aus!
Wer mit wachen Sinnen durch die Natur geht, entdeckt immer wieder neue Wunder.
Das Leben verschleudert sich mit vollen Händen.
Und der Mensch?
Der Mensch macht es der Natur nach.
Er weiß nicht wohin mit seiner Kraft, lässt sich vom erwachenden Leben anstecken und verliebt sich Hals über Kopf.
Ganz gleich, ob zum ersten oder hundersten Mal, immer wieder ist es neu, einzigartig und wundervoll
Oft wird “verliebt” mit “jung” in Zusammenhang gebracht (sie waren jung und verliebt), völlig zu Unrecht. Es ist nicht minder schön, sich mit fünfzig zu verlieben als mit fünfzehn.
Ganz gleich, in welchem Alter “es einen erwischt”, die Symptome sind immer die gleichen:
Zuerst setzt der Verstand aus!
Danach drehen sich alle Antennen, alle Sinne in eine Richtung.
Gleichzeitig wird alles, was nicht mit dem Gegenstand (der Person) der Verehrung zu tun hat, absolut uninteressant.
Findet die Liebe schließlich Erwiderung, geht die Fähigkeit, klar zu denken, völlig verloren.
Man macht sich komplett zum Narren, tut Dinge, die einem noch vor einer Woche völlig gleichgültig waren und schlägt jeden gut gemeinten Ratschlag in den Wind.
Zu keiner vernünftigen Unterhaltung mehr fähig und jedem sachlichen Argument verschlossen, dokumentiert der “Liebeskranke” im Kreise der Kollegen und Freunde durch ausdrucklose Blicke und zusammenhanglose Bemerkungen geistige Abwesendheit.
Und wo weilen die Gedanken?
Na, wo wohl!
In dieser Situation beraubt sich der Infizierte selbst jeder Möglichkeit zum eigenständigen Handeln.
Alles dreht sich um ihn (oder sie). Was ihm Freude macht, ihm gefällt, ihm gut tut. Wichtig ist nur eines - der Kontakt.
Jedoch - nichts auf Erden währet ewig, und dieser Zustand, so wundervoll er auch sein mag, geht irgendwann einmal vorüber. Macht Platz für eine neue Liebe oder trollt sich ersatzlos davon.
Still und heimlich nistet sich ein Name in die Erinnerung ein und macht sich nach Jahren, wenn wir es am wenigsten erwarten, überraschend bemerkbar:.
“Hallo, ich bin’s!”
“Weißt du noch?!”
Erstaunt lauschen wir in uns hinein und durchsuchen sehnsuchtsvoll jedes kleine Eckchen in der Hoffnung, mehr zu finden. Doch da ist nicht mehr. Nur ein Hauch von damals. Träumend entschweben wir für kurze Zeit der Wirklichkeit auf den Wolken unserer Fantasie, bis die Gegenwart sich wieder bemerkbar macht.
Ach ja.
Eis’ger Wind biegt Baumeswipfel,
die Menschen treibt er hin zum Feuer.
Schnee bedeckt die letzten Zipfel
von Feldern, Wiesen, Haus und Scheuer.
Gestern noch wollt’s Frühling werden,
wie freute uns der Winde Wehen,
bitterkalt ist’s heut’ auf auf Erden
und weiß, wohin die Augen sehen.
Du Nordwind, garstiger Gesell‘,
zieh heimwärts, deine Zeit ist um!
Dein Lied sing doch an andrer Stell’
bei uns sei nun fürs erste stumm!
*****
Winter will noch bei uns bleiben.
Ja, das glaub’ ich gern.
Doch wir müssen ihn vertreiben,
Frühling ist nicht fern.
So lass’ mich dein Begleiter sein,
Libellenjungfrau, zart und fein,
auf deinen Wunderwegen.
Möcht’ folgen dir in deinem Flug,
und nie hätt’ ich davon genug,
so hoch im Sonnenregen.
Will sein dein Prinz und mit dir zieh’n,
der Erdenkraft ins Blau enflieh’n,
und sei’s auch nur für Stunden.
Uns trägt das Licht, uns trägt der Wind,
und Körper wie Gedanken sind,
im Suchen sich gefunden.
Dein Blick verzaubert, macht mich reich,
und wie zwei Diamanten gleich
lässt mich dein Aug’ vergessen.
Was mich bis gestern noch gequält,
verweht in eine and’re Welt,
als hätt’ ich’s nie besessen.
Tief in der Dämm'rung lauern Schatten,
und hinter'm ersten Nebelfeld
erwacht, was wir bislang nicht hatten
und bricht in uns're heile Welt.
Dringt ein durch's off'ne Tor der Zeiten,
so frisch, als ob noch nie gelebt
und schon beim ersten Rübergleiten
da ist's, als wenn die Erde bebt.
Im Wissen, was sie nun erwartet,
versucht die Seele, zu entflieh'n,
wird doch erreicht, noch eh' sie startet
und lässt sich weit hinunterzieh'n.
Zu schauen in die tiefsten Tiefen
und höchsten Höhen, eilt sie mit,
zu Welten, die bislang nur schliefen,
geht schnell und schneller dieser Ritt.
Was hilft's, wenn sie zum Schein sich wehret,
es ist doch niemals ernst gemeint.
Sie weiß, wenn sie nicht wiederkehret,
dass eine and're Seele weint.
Heut’ schlich der Frühling durch die Wälder
und nahm in Augenschein die Felder,
war sicher nur am Spionieren
und freute sich, dass wir noch frieren.
Er dacht’, ich hätt’ ihn nicht geseh’n
und wollte rasch von dannen geh’n.
Versuchte noch, sich zu verstecken,
wohl hinter Bäumen, Sträuchern, Hecken
und wär’ mir beinah’ auch entwischt.
„Halt, lieber Freund, so geht das nicht!
Bist’ einmal hier, musst nun auch bleiben.
Du sollst den Winter uns vertreiben.“
„Denn ohne dich wird’s nicht gelingen,
auf seine Reise ihn zu bringen.
Wir haben ihn schon oft gebeten,
sich dabei ja nicht zu verspäten.“
„Wir müssen schließlich uns entscheiden
und woll’n dich, Frühling, lieber leiden,
wenn bald im März und dann im Mai
der Platz hier nicht mehr reicht für zwei.“
Bin verliebt
und mein Herz bei den Sternen.
Frag’ mich nicht,
wo die Träume schon sind.
Auf dich warten
muss ich erst noch lernen,
wenn die Sehnsucht
mich trifft mit dem Wind.
Will im Rauschen
der Bäume dich finden,
dich erkennen
im Gras, jedem Stein,
und im Hoffen
den Traum an mich binden,
übers Jahr
bin ich nicht mehr allein.
Es geht der Winter, höchste Zeit,
denn Bruder Lenz steht schon bereit,
drängt hurtig auf die freie Stell’
und schubst den Alten auch noch schnell,
tupft blau und gelb ins junge Gras,
eilt weiter gleich zum nächsten Spaß,
verzaubert auch den kleinsten Wald
und weckt die Lust bei Jung und Alt.
Ob Kirsche, Apfel, Pfirsichbaum,
das Land versinkt im Blütentraum,
die Nächte mild, die Tage warm,
schon schlägt das Herz auf’s neu’ Alarm,
gefangen ist’s im Handumdreh’n,
wie’s hundertmal zuvor gescheh’n,
und drängt und zerrt, als möcht’ es flieh’n
und mit dem Schatz von dannen zieh’n.
Ich bin du, und du bist ich,
alles and're ist für mich
wie ein flücht'ger Nebel nur,
wir geh'n in der gleichen Spur.
Was du denkst, hab' ich gedacht,
hab' in deinem Traum gewacht,
wein' mit dir in deinem Schmerz,
find' im Mondenschein dein Herz,
seh' im hellen Sonnenlicht
immer wieder dein Gesicht,
und du spürst mit jedem Sinn,
dass ich immer bei dir bin,
leb' mit dir von Sternenstaub,
und all das, woran ich glaub',
wird vergessen und verweh'n,
denn ein Wunder ist gescheh'n.
*****
Sattes Gelb auf grünem Grund,
Blütenpracht so weiß und bunt.