Mit der Zeitkugel in Atlantis: Timetravel, Reisen mit der Zeitkugel 25-28: Science Fiction Fantasy Spezial Sammelband 4 Romane - Horst Weymar Hübner - E-Book
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Mit der Zeitkugel in Atlantis: Timetravel, Reisen mit der Zeitkugel 25-28: Science Fiction Fantasy Spezial Sammelband 4 Romane E-Book

Horst Weymar Hübner

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane aus der Serie "Timetravel - Reisen mit der Zeitkugel": Die Söhne von Atlantis (Horst Weymar Hübner) Der grüne Terror (Horst Weymar Hübner) Jagd auf die Unsterblichkeit (Horst Weymar Hübner) Die Horden es Königs (Horst Weymar Hübner) Auf der Venus entdeckten Mitglieder der Planeten Division in einem uralten Krater einen geheimen Stützpunkt. Die Frage ist, wer ihn angelegt hat und wem er diente. Gewisse Anzeichen sprechen dafür, dass die Geheimbasis schon seit Urzeiten existiert. Mit einem Roboter als Begleitung kommen sie dem Geheimnis des Stützpunktes näher. Plötzlich spielt der Roboter verrückt, gerade als man schlafende unbekannte Wesen entdeckt, die eine unverkennbare Menschenähnlichkeit haben. Unbarmherzig lässt der Roboter die Mitwisser verschwinden. Die Zeitspringer sind inzwischen auf der Erde im Jahre 2600 auf dem wiederaufgetauchten Erdteil Atlantis den Rätseln einer zehntausend Jahre alten Kultur auf der Spur. Sie hören von seltsamen Vorgängen auf der Venus, sehen Schriftsymbole, die es ebenfalls auf dem Planeten geben soll. Unerwartet werden sie Zeuge einer Raumschifflandung. Ein verrückter Roboter erscheint mit einem Raumer unbekannter Bauart in Atlantis. An Bord hat er jene Verschwundenen von der Venus. Und kleine braune Wesen - die letzten Atlanter. Die Zeitkugel ist ein aluminiumfarbener, fensterloser Ball mit einem Durchmesser von 5 m, der die Ent- und Rematerialisierungsapparatur, ein Panoramascope und Sitzgelegenheit für drei Passagiere enthält. Die Reise mit der Zeitkugel ist stets vorprogrammiert. Die Vorprogrammierung bestimmt das räumliche und zeitliche Ziel, die Dauer des dortigen Aufenthaltes und den Zeitpunkt der Rückkehr. Änderungen nach dem Start sind nicht möglich. Zum Schutz der Zeitkugel entmaterialisiert sie sich fünf Minuten nach der Ankunft am Zielort und rematerialisiert wieder eine Stunde vor der Abreise. Das Mitbringen von Gegenständen aus fernen Räumen und anderen Zeiten ist nicht möglich, da der Umwandlungsprozess nur Dinge erfasst, die beim Beginn der Reise an Bord waren. Die Ent- und Rematerialisierung sowie die Reise werden von den Passagieren nicht wahrgenommen, da sie während dieser Phasen bewusstlos sind. Der Radar-Timer wird von den Passagieren der Zeitkugel wie ein Armband getragen und ist eine Kompass-Uhr-Kombination, die stets die Richtung zur und die Entfernung von der Zeitkugel und zudem die verbleibende Zeit bis zur Rückreise zeigt. Die Kleidung der Passagiere besteht aus einer helmartigen Kapuze und einem silbrigen, hautengen Overall, der sowohl vor Hitze als auch vor Kälte schützt. Der Sprach-Transformer (auch Dolmetscher genannt) ist in der helmartigen Kapuze untergebracht und übersetzt jede Sprache ohne Verzögerung.

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Inhaltsverzeichnis

Mit der Zeitkugel in Atlantis: Timetravel, Reisen mit der Zeitkugel 25-28: Science Fiction Fantasy Spezial Sammelband 4 Romane

Copyright

Die Söhne von Atlantis

Der grüne Terror

Jagd auf die Unsterblichkeit

DIE HORDEN DES KÖNIGS

Mit der Zeitkugel in Atlantis: Timetravel, Reisen mit der Zeitkugel 25-28: Science Fiction Fantasy Spezial Sammelband 4 Romane

Horst Weymar Hübner

Dieser Band enthält folgende Romane aus der Serie "Timetravel - Reisen mit der Zeitkugel":

Die Söhne von Atlantis (Horst Weymar Hübner)

Der grüne Terror (Horst Weymar Hübner)

Jagd auf die Unsterblichkeit (Horst Weymar Hübner)

Die Horden es Königs (Horst Weymar Hübner)

Auf der Venus entdeckten Mitglieder der Planeten Division in einem uralten Krater einen geheimen Stützpunkt. Die Frage ist, wer ihn angelegt hat und wem er diente. Gewisse Anzeichen sprechen dafür, dass die Geheimbasis schon seit Urzeiten existiert.

Mit einem Roboter als Begleitung kommen sie dem Geheimnis des Stützpunktes näher. Plötzlich spielt der Roboter verrückt, gerade als man schlafende unbekannte Wesen entdeckt, die eine unverkennbare Menschenähnlichkeit haben. Unbarmherzig lässt der Roboter die Mitwisser verschwinden.

Die Zeitspringer sind inzwischen auf der Erde im Jahre 2600 auf dem wiederaufgetauchten Erdteil Atlantis den Rätseln einer zehntausend Jahre alten Kultur auf der Spur. Sie hören von seltsamen Vorgängen auf der Venus, sehen Schriftsymbole, die es ebenfalls auf dem Planeten geben soll.

Unerwartet werden sie Zeuge einer Raumschifflandung. Ein verrückter Roboter erscheint mit einem Raumer unbekannter Bauart in Atlantis. An Bord hat er jene Verschwundenen von der Venus. Und kleine braune Wesen - die letzten Atlanter.

Die Zeitkugel

ist ein aluminiumfarbener, fensterloser Ball mit einem Durchmesser von 5 m, der die Ent- und Rematerialisierungsapparatur, ein Panoramascope und Sitzgelegenheit für drei Passagiere enthält.

Die Reise

mit der Zeitkugel ist stets vorprogrammiert. Die Vorprogrammierung bestimmt das räumliche und zeitliche Ziel, die Dauer des dortigen Aufenthaltes und den Zeitpunkt der Rückkehr. Änderungen nach dem Start sind nicht möglich. Zum Schutz der Zeitkugel entmaterialisiert sie sich fünf Minuten nach der Ankunft am Zielort und rematerialisiert wieder eine Stunde vor der Abreise. Das Mitbringen von Gegenständen aus fernen Räumen und anderen Zeiten ist nicht möglich, da der Umwandlungsprozess nur Dinge erfasst, die beim Beginn der Reise an Bord waren. Die Ent- und Rematerialisierung sowie die Reise werden von den Passagieren nicht wahrgenommen, da sie während dieser Phasen bewusstlos sind.

Der Radar-Timer

wird von den Passagieren der Zeitkugel wie ein Armband getragen und ist eine Kompass-Uhr-Kombination, die stets die Richtung zur und die Entfernung von der Zeitkugel und zudem die verbleibende Zeit bis zur Rückreise zeigt.

Die Kleidung

der Passagiere besteht aus einer helmartigen Kapuze und einem silbrigen, hautengen Overall, der sowohl vor Hitze als auch vor Kälte schützt.

Der Sprach-Transformer (auch Dolmetscher genannt) ist in der helmartigen Kapuze untergebracht und übersetzt jede Sprache ohne Verzögerung.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER STEVE MAYER NACH MOTIVEN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

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Die Söhne von Atlantis

TIMETRAVEL - Reisen mit der Zeitkugel

Band 25

von HORST WEYMAR HÜBNER

Der Umfang dieses Buchs entspricht 124 Taschenbuchseiten.

Auf der Venus entdeckten Mitglieder der Planeten Division in einem uralten Krater einen geheimen Stützpunkt. Die Frage ist, wer ihn angelegt hat und wem er diente. Gewisse Anzeichen sprechen dafür, dass die Geheimbasis schon seit Urzeiten existiert.

Mit einem Roboter als Begleitung kommen sie dem Geheimnis des Stützpunktes näher. Plötzlich spielt der Roboter verrückt, gerade als man schlafende unbekannte Wesen entdeckt, die eine unverkennbare Menschenähnlichkeit haben. Unbarmherzig lässt der Roboter die Mitwisser verschwinden.

Die Zeitspringer sind inzwischen auf der Erde im Jahre 2600 auf dem wiederaufgetauchten Erdteil Atlantis den Rätseln einer zehntausend Jahre alten Kultur auf der Spur. Sie hören von seltsamen Vorgängen auf der Venus, sehen Schriftsymbole, die es ebenfalls auf dem Planeten geben soll.

Unerwartet werden sie Zeuge einer Raumschifflandung. Ein verrückter Roboter erscheint mit einem Raumer unbekannter Bauart in Atlantis. An Bord hat er jene Verschwundenen von der Venus. Und kleine braune Wesen - die letzten Atlanter.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© by Author / Cover: pixabay, 2016

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Prolog

Am 5. Juli 1984 glückte Professor Robert Hallstrom das wahrhaft fantastische Experiment, winzige Substanzteile zu ent- und zu rematerialisieren. Und er errechnete, dass diese Substanzteile im Zustand der Körperlosigkeit mit ungeheurer Geschwindigkeit in der 4. Dimension zu reisen vermochten - also nicht nur durch den Raum, sondern auch in die Vergangenheit und in die Zukunft.

Mit seinem Assistent Frank Jaeger und dem Ingenieur Benjamin Crocker begann er, diese Entdeckung für die Praxis auszuwerten. Er wollte ein Fahrzeug bauen, das sich und seinen Inhalt entmaterialisieren, dann in ferne Räume und Zeiten reisen, sich dort wieder rematerialisieren und nach dem gleichen Verfahren wieder an den Ursprungsort und in die Ursprungszeit zurückkommen konnte. Doch nach vier Jahren musste der Professor seine Versuche aus Geldmangel einstellen.

Die superreichen Mitglieder vom „Konsortium der Sieben“ in London boten ihm aber die fehlenden Millionen unter der Bedingung an, dass sie über den Einsatz der Erfindung bestimmen könnten. Der Professor erklärte sich einverstanden, konnte weiterarbeiten und vollendete am 3. Mai 1992 sein Werk: die Zeitkugel. Seit diesem Tag reisen der Professor, sein Assistent und der Ingenieur im Auftrag des „Konsortiums der Sieben“ durch die 4. Dimension.

Dieser Roman erzählt die Geschichte der Ausführung eines derartigen Auftrags.

1

Besorgt betrachtete Rand den Boden unterhalb der aufragenden Kraterwand. Der Grund war zerwühlt. Die illegalen Prospektoren hatten auch hier geschürft und Proben entnommen.

Die Spur von Sam Norton war im aufgewühlten Boden deutlich sichtbar. Sie führte an den Schürflöchern vorbei und endete an der Wand.

Rand blickte in die Höhe. Der Krater war uralt. Und morsch wie eine hundertjährige Holzhütte im Sumpfwald.

Vor zwei Venustagen hatten sie im Lager den automatischen Notruf von Sam aufgefangen und einen Tag für die Peilung in dieser Wildnis benötigt. Im Augenblick strahlte Sams Sender noch das Notsignal aus. Es war aber bereits sehr schwach. Die Energie ging zur Neige.

Rand betrachtete gewissenhaft die Spuren. Sam war zur Kraterwand gegangen und hochgeklettert. Zurückgekommen war er nicht. Es gab keine Stiefeleindrücke. Vielleicht lag er irgendwo da oben mit gebrochenen Knochen, unfähig, sich über Sprechfunk zu verständigen.

Oder er war bereits tot, und lediglich sein Automatiksender arbeitete noch.

Rand wischte die feinen Schwefelsäuretröpfchen von der Sichtscheibe seines Helms. Ein mörderisches Klima war das. Und ein mörderischer Planet.

Er kontrollierte seinen Panzeranzug. Er bezweifelte, dass er darin beweglich genug war, um auf den Kraterrand zu gelangen. Aber was Sam Norton geschafft hatte, musste ihm ebenfalls möglich sein.

Wenn Sam überhaupt hinauf bis zum Rand des alten Schlotes gekommen war!

In der Außenwand gab es genug Spalten, Löcher und breite Risse, die einen Mann verschlingen konnten.

Rand begann den Aufstieg. Die ersten Meter waren mühevoll. Unter den Panzerhandschuhen und Stiefeln bröckelte das mürbe Auswurfgestein ab. Er sah sich bereits mit zerschmetterten Knochen unten liegen.

Plötzlich griffen seine Handschuhe in eine Leiste.

Sie war in das morsche Schmelzgestein geschlagen und mit Staub und Geröll bedeckt.

Rands Gedanken drehten sich in einem wilden Wirbel.

Binnen zwei Tagen füllte sich eine Leiste niemals mit Schutt!

Hatte vielleicht früher ein neugieriger Prospektor ...?

Soweit ihm bekannt war, gruben die Prospektoren nur in alten Bodenschichten und Formationen, die Erzadern zu enthalten versprachen; niemals hackten sie an den Kratern der toten Vulkane herum, denn dort waren keine Erze zu finden.

Immerhin konnte sich aber einer bewogen gefühlt haben, die Kraterwand zu erklettern. Rand räumte diese Möglichkeit ein. Mit Infrarotsuchern und hypersensiblen Magnetsonden spürten die Prospektoren den Erzlagerstätten nach. Wer eine ergiebige Ader anschlug, war ein steinreicher Mann. Und Reichtum wog die Risiken eines Prospektorenlebens auf der Venus bei Weitem auf.

Vielleicht hatte der unbekannte Erzsucher von der Höhe des Kraterrandes aus mit einem Infrarotsucher die Ebene ausgespäht. Vor zehn Jahren. Vor hundert. Oder vor dreihundert. Und um besser hinaufzugelangen, hatte er eine Leiste in die längst erstarrte Lava geschlagen.

Rand hob vorsichtig den gepanzerten Handschuh an. Wenn Sam Norton ein Trittsiegel auf der Leiste hinterlassen hatte, dann war es jetzt zerstört. Er hatte zu derb zugepackt.

Ein Blick nach rechts und links belehrte ihn, dass Sam nur diesen Weg genommen haben konnte. Es war der einzig mögliche Aufstieg. Rechts drüben gab es eine überhängende Stelle, die ohne Haken und Seile nicht zu bewältigen war. Haken waren nicht ins Lavagestein geschlagen.

Und die Passage zur linken Seite war derart morsch und brüchig, dass nur ein Selbstmörder diese Route nahm.

Sam Norton hatte zu keiner Zeit den Eindruck eines lebensüberdrüssigen Mannes gemacht. Er hatte im Gegenteil Pläne für die Zukunft geschmiedet. Für die Zeit nach Ableistung der zehn Dienstjahre auf der Venus, wenn er zur Erde zurückkehrte.

Vorsichtig suchte Rand neuen Halt für seine gepanzerten Stiefel und zog sich höher. Er benützte die seltsame Griffleiste.

Erwartungsvoll blickte er in die Höhe.

Er entdeckte die zweite Leiste. Für seine Arme war sie zu weit entfernt.

Bedächtig arbeitete er sich höher und mied die trügerischen Vorsprünge, die verlockend aus dem Gestein ragten und dabei mürbe waren wie tausendjähriger Mörtel.

Er vermisste zwischen den beiden Griffleisten eine weitere. Ihr Vorhandensein erschien ihm wegen der Reichweite der Arme nur logisch. Aber er fand keine Reste, nicht einmal Anhaltspunkte dafür, dass ein Steinschlag sie zertrümmert und in die Tiefe gefegt hatte.

Die Warnautomatik im Helm schlug an. Rand krallte sich mit der linken Hand fest und drehte die Anzugkühlung auf.

Dabei warf er einen Blick hinunter zu den Schürflöchern. Er befand sich ungefähr sechs Meter über dem Grund. Das Vorhandensein zweier künstlich geschaffener Griffleisten in dieser Höhe an der Kraterwand war widersprüchlich. Warum gab es nicht schon dort unten Griffleisten? Niemand konnte schließlich sechs Meter hoch greifen und sich in die Kraterwand ziehen.

Das quäkende Summen der Warnautomatik im Helm verstummte. Die Luft in Rand Browns Panzeranzug war auf eine erträgliche Temperatur zurückgekühlt.

Der Aufstieg versprach eine schweißtreibende Angelegenheit zu bleiben. Rand drehte die Kühlmechanik erst gar nicht zurück.

Wahrscheinlich rührte die erhöhte Hauttemperatur nicht ausschließlich von der mühevollen Kletterei her. Die beiden entdeckten Griffleisten trugen zur nervlichen Anspannung bei.

Umsonst versuchte Rand, auf dem bereits bewältigten Wandstück die Reste weiterer Leisten zu sichten. Wenn irgendwann ein Prospektor wirklich eine Art Hilfstreppe in das alte Schmelzgestein geschlagen hatte, warum hätte er dann die Mehrzahl der Stufen wieder vernichten sollen?

Um etwas zu verbergen? Um einen Fund zu sichern?

Rand wischte die Scheibe ab.

Wenn überhaupt, dann musste es vor sehr langer Zeit geschehen sein. Es erschien ihm jedoch unwahrscheinlich, denn an und in diesem alten Krater war nie etwas Besonderes gefunden worden. Im Computer der Zentralverwaltung wäre das sonst vermerkt gewesen. Der Krater trug die schlichte Bezeichnung DV 657 bor., was nichts anderes besagte, als dass es sich um den toten Vulkan Nr. 657 auf der nördlichen Halbkugel des Planeten handelte.

Mehr hatte der Computer nicht zu sagen gehabt, als feststand, von wo Sam Nortons automatischer Notruf kam.

War der Prospektor von damals vielleicht daran gehindert gewesen, zum Krater zurückzukehren? War darum sein sorgsam gehütetes Geheimnis unbekannt geblieben? Die Erzsuche war ein gefährlicher Beruf. Jeder dritte Prospektor bezahlte mit dem Leben.

Und wenn ein Felssturz die Leisten weggerissen hatte, die eigentlich da sein mussten?

Rand Brown fand keine Anzeichen dafür. An der Kraterwand lag nur wenig Geröll. Ein Felssturz hätte eine beachtliche Trümmeranschüttung hinterlassen.

Einen Augenblick lang hatte er den verwegenen Gedanken, dass vielleicht doch Sam Norton infrage kam. Sam konnte die Griffleisten angelegt und von oben her Stück für Stück weggeschlagen haben, wobei er sich immer höher hinauf gearbeitet hatte.

Zur Probe bückte sich Rand und vollführte eine Bewegung, als halte er einen Gesteinshammer in der Hand.

Es war möglich, wenn auch gefährlich.

Warum aber sollte Sam Norton das getan haben? Und warum ließ er dann zwei Griffleisten stehen?

Der Schutt und der Staub auf den Leisten konnten von ihm selbst losgetreten worden sein, ohne dass er dies beabsichtigt hatte.

Rand Brown richtete sich vorsichtig auf und lehnte sich an die rissige Wand.

Die ganzen Überlegungen nutzten nichts, denn nichts passte zusammen. Am allerwenigsten fügte sich ins verworrene Bild, warum Sam nur für den Aufstieg die Leisten geschlagen haben sollte. Jeder vernünftig denkende Mensch hielt sich doch den Rückweg offen und zerstörte ihn nicht vorsätzlich!

Oder hatte Sam gar nicht die Absicht gehabt, jemals zurückzukommen?

Rand betätigte den Helmfunk.

Das Basislager meldete sich. Bücking machte Dienst an der Kommunikationsanlage. „Wird Zeit, dass du dich meldest. Wir beginnen uns Sorgen zu machen. Sams Automatiksignale sind kaum noch zu erfassen. Wo bist du jetzt?“

„Ich hänge außen am Krater sechshundertsiebenundfünfzig. Sam muss irgendwo über mir sein. Weiß jemand, wie lange er in dieser Gegend gearbeitet hat?“

Bücking machte einen überraschten Atemzug. Danach hörte Rand nur noch murmelnde Stimmen aus dem Helmempfänger.

Nach einer Weile ließ sich Bücking wieder vernehmen. „Nach dem Arbeitsplan war er für eine Woche im Planquadrat Omikron drei eingesetzt. Nach seinen Standortmeldungen kann er aber höchstens drei Erdtage in der Gegend gewesen sein, aus der jetzt sein Notsignal kommt.“

„Ich habe seinen Gleiter nicht gefunden. Das gibt mir zu denken“, sagte Rand. „Verständige mich, wenn eine Änderung der Lage eintritt.“

Er meinte, wenn Sam Nortons Notsignal ausblieb.

Drei Erdtage, das bedeutete 72 Stunden. Zeit genug, um eine Treppe in den Krater zu hacken und die Stufen wieder zu vernichten. Einen Sinn ergab das jedoch immer noch nicht.

Rand schaute hinaus in die trostlose Ebene. Da und dort konnte er die Spuren der Prospektoren erkennen. Oberhalb der Bodenrinne hatte er seinen Gleiter geparkt. Das matte Licht schimmerte auf der Kuppel.

Von Sams Fahrzeug war weit und breit keine Spur zu entdecken.

Vielleicht sah er es von weiter oben. Das Land war voller Mulden und Wellen.

Es erschien ihm zwar unsinnig, warum Sam seinen Gleiter in einer Mulde abgestellt haben sollte, aber wer wusste schon, was im Kopf eines anderen vorging?

Rand kletterte bedächtig höher. Die Anziehungskraft der Venus war geringer als die der Erde, er konnte jetzt aber keinen nennenswerten Unterschied feststellen. Eine steile Kraterwand blieb das, was sie war.

Weitere Griff leisten fand er nicht. Die Risse und Klüfte waren immer noch nicht breit genug, um einen ausgewachsenen Menschen im Panzeranzug aufzunehmen.

Zwanzig Meter über dem Grund blickte Rand erneut hinaus in die Ebene. Die Mulden und Wellen waren kaum noch als solche erkennbar.

Sams Gleiter war nicht da.

Rand wischte die Helmscheibe ab und schaute missmutig zum ewig verhangenen Himmel hinauf. Die Wolken, aus denen der Schwefelsäureniederschlag nieselte, unterschieden sich nicht von den Gebilden der weniger gefährlichen atmosphärischen Dämpfe. Man suchte immer noch nach Möglichkeiten, die schwefelsäurehaltigen Wolken kenntlich zu machen und zu isolieren.

Bis jetzt hatten die Bemühungen entmutigende Ergebnisse gebracht. Man wusste nicht einmal, wo und warum diese Wolken ziemlich exakt alle zwölf Stunden entstanden. Bekannt war lediglich, dass sie nur auf der Nordhalbkugel auftraten und sich nach zwei Stunden unter heftiger Turbulenzentwicklung auflösten.

Die Tier- und Pflanzenwelt der Venus war gegen den regelmäßigen Säureniederschlag resistent. Wie dieser Trick der Natur und viele andere im Einzelnen abliefen und in der Gesamtheit funktionierten, darüber rätselten noch immer die Sachverständigen.

Lästig war der Säureregen für all jene, die außerhalb der Kuppelstädte arbeiteten. Rand Brown und seine Truppe zählten dazu. Sie hatten bei der Geologischen Planeten Division - kurz GPD genannt - einen Arbeitskontrakt unterschrieben. Hinter dem sehr amtlich klingenden Namen verbarg sich eine privatwirtschaftliche Firma, deren Stammsitz auf der Erde lag. Sie bezahlte recht anständig.

Wer außerhalb der Kuppelstädte und Basen zu arbeiten hatte, und das traf auf die Mitarbeiter der GPD zu, musste einen Schutzanzug mit Kühleinrichtung tragen. Der Anzug schützte vor den mordenden Pflanzen und angriffslustigen Tieren, die Kühleinrichtung vor der Hitze des Planeten. Eine hundertprozentige Lebensversicherung war beides nicht.

Den Säureregen und den hohen venusischen Atmosphäredruck überstand man nur in einem Panzeranzug aus molekülverdichteter Stahlfolie. Er wog viermal so viel wie ein herkömmlicher Raumanzug.

Die Außenmikrofone von Rands Helm übertrugen ein knarrendes Geräusch.

Rand war mit den Tücken und Gefahren des Venuslebens vertraut.

Darum griff er mit der linken Hand sofort in einen Gesteinsriss und verschaffte sich festen Halt, und mit der rechten löste er den Impulsnadler von der Magnetplatte am Gürtel.

Die Waffe war schon schussbereit, als er sich umdrehte.

Tatsächlich schoss kaum noch zehn Meter entfernt ein ausgewachsener Tukol mit vier Meter Flügelspannweite heran.

2

Astrein und ohne hallende Schläge, die Ortung verraten hätten, tauchte die Kugel aus dem Zeitkontinuum und setzte drei erwartungsvolle Männer ab.

Die Erwartung bezog sich einmal auf die Lebensumstände und Umweltbedingungen, denn es handelte sich um den weitesten Vorstoß der Zeitspringer in die Zukunft - ins Jahr 2600 - und zum anderen auf eine Erfindung, die Ben Crocker gemacht hatte.

Das leidige Problem der Identifizierung und der ständige Mangel an Zahlungsmitteln hatten auch Professor Robert Hallstrom und Frank Jaeger stark beschäftigt, nur hatte Ben die tatkräftige Inangriffnahme dieser Sorgen und ihre Beseitigung über die theoretische und darum in seinen Augen unproduktive Erörterung des Themas gestellt.

Er hatte sich als Erfinder versucht:

Herausgekommen war ein staub- und wasserdichter Kunststoffkasten mit Einschubschlitzen.

Der Behälter entsprach der Größe eines handelsüblichen Funkgerätes in der Eigenzeit der Epochenspringer, war also handtellergroß. Das Gewicht hingegen entsprach nicht dem eines Funkgerätes, es war ungleich größer.

Was Ben in den Kasten hineingepackt hatte, war sein Geheimnis. Hallstrom und Frank hatten lediglich feststellen müssen, dass aus dem großen Laboratorium diverse Ersatzteile und Reservestücke und nach und nach auch beträchtliche Mengen elektronischer Bauteile verschwunden waren.

Ben hatte schließlich stolz seine Erfindung präsentiert. Er hatte ihr einen furchteinflößenden Namen gegeben - variabler Modulationsduplikator für polymere Kunststoffe!

In allgemeinverständliche Worte übersetzt hieß das, er hatte eine Geldmaschine gebaut. Das klang auch weit weniger gefährlich.

Bens Absicht war es, bei künftigen Reisen Geldstreifen selber zu produzieren und im Bedarfsfälle auch Identifizierungsplaketten herzustellen, mit denen sie sich Ordnungskräften gegenüber ausweisen konnten.

Einen Haken allerdings hatte die Sache - mangels geeigneter Muster als Vorlagemodelle hatte Ben auf eine Erprobung der Geldmaschine verzichten müssen.

Ihre Bewährungsprobe musste sie im Einsatz ablegen. Die Generalprobe sozusagen als Uraufführung.

Und weiter benötigte Ben Muster. Er hatte sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Unter einem billigen, aber einleuchtenden Vorwand wollte er sich diverse Zahlstreifen beschaffen und in den Duplikator schieben.

Die Zahlstreifen, das hatten alle ihre Zeitsprünge in die Zukunft ergeben, bestanden aus Kunststoff, aus sehr flexiblem Material.

Ben wollte niemand um die Zahlstreifen betrügen, er benötigte sie lediglich zur Feststellung der Molekularstruktur, zur Erfassung der Form und zur Abtastung der Prägemuster. Alle diese Daten sollte der Duplikator einspeichern und auf Abruf dann Geldstreifen nach dem vorgegebenen Muster herstellen.

Und natürlich sollte der arglose Besitzer des Originalzahlstreifens sein „Geld“ unversehrt zurückerhalten.

Von einem einmal eingespeicherten Muster konnte die Maschine beliebig viele Kopien herstellen, vorausgesetzt, ihr wurde auch der nötige Kunststoff zugeführt.

Im Verlaufe der Zeit hatten die Zahlstreifen Form und Größe geändert. Ben hatte errechnet, dass er sich mindestens sieben Muster beschaffen musste, um seiner Maschine eine vernünftige und ausreichende Produktionskapazität zu verleihen.

Ähnliches hatte er mit den Identifizierungsplaketten vor.

Wegen der Beschaffung polymerer Kunststoffe war ihm nicht bang. Die hochmolekularen Verbindungen ließen sich überall finden - als Straßenbelag, als Geländer, als Gebäudefassade. Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens bestanden ebenso daraus wie erd- und schienengebundene Verkehrsmittel.

Mit seinem Venusstahlmesser wollte er Kunststoffstreifen abspänen und in seinen Duplikator stecken.

Wenn die Maschine widerspruchslos arbeitete, musste sie Plaketten oder Geldstreifen produzieren, je nach Knopfdruck.

Ben hatte es satt gehabt bis zum Überdruss, jedes Mal bei Ankunft in einer fernen Zeitebene mittellos wie ein Landstreicher dazustehen.

Dieser Begründung seiner Geldmaschine hatte Frank sofort zugestimmt und die Hoffnung daran geknüpft, dass sie auch wirklich funktioniere.

Hallstrom hatte weder Vorschusslorbeeren gespendet noch hatte er Einwendungen gemacht. Er ließ die Dinge auf sich zukommen. Abwarten und stillhalten entsprach am ehesten seinem Naturell.

Aber gespannt auf die Produkte von Bens Wunderkasten war er doch.

Eine Notwendigkeit, den Duplikator in Betrieb zu nehmen, ergab sich zunächst nicht. Bei Ankunft in einer Stadt unbekannten Namens an der Ostküste Amerikas stellten die Zeitspringer fest, dass eine ganze Reihe Beförderungsmittel kostenlos zu benutzen waren, dass niemand eine Identifizierungsplakette trug und dass sich niemand um sie kümmerte.

Der letzte Punkt war ihnen sehr angenehm. Und die anderen - die kannten sie schon. Die Probleme begannen naturgemäß erst dann, wenn sie sich um eine Bleibe zu kümmern begannen und kein Geld vorweisen konnten. Oder wenn der hungrige Magen nachdrücklich sein Recht verlangte und die Kassierroboter in den Restaurants nichts herausrückten, weil ihnen kein Geldstreifen eingefüttert wurde.

Mit Wassergleitern, Rollbändern, Einschienenbahnen und vollautomatischen Lufttaxis gelangten die Zeitspringer in einen Stadtteil, der ihnen zumindest vom Namen her geläufig war - Wilmington.

Früher hatte die Stadt im Bundesstaat Carolina gelegen. Von einem Mitreisenden hörten die Zeitspringer, dass die Küste längst zugebaut war, dass sich praktisch eine einzige Stadt von New York bis hinunter hinter Miami ausdehnte und dass er dorthin unterwegs war, um seine Tochter zu besuchen.

Den ersten Teil seiner Ausführungen hatte sein mokantes Lächeln begleitet.

Die Zeitspringer wussten sofort, dass er sie für Leute hielt, die nie die Nase aus ihrer Stadt hinausgestreckt hatten und die nun zum ersten Male die große Welt sahen.

Wilmington entpuppte sich als ruhige und behäbige Stadt, in der es sich unverkennbar gut leben ließ. An diesem guten Leben wollten die Männer probehalber teilnehmen. Zudem waren sie seit fünf Stunden nahezu ununterbrochen unterwegs. Reisen macht bekanntlich durstig und hungrig.

Das Robotrestaurant, das sie ansteuerten, wurde erwartungsgemäß von einer Kassiermaschine bewacht.

Ben zog die Unterlippe zwischen die Zähne und beobachtete den robotischen Zerberus, der keinen Gast einließ, bevor dieser ihm nicht einen Zahlstreifen eingeschoben hatte.

Die Gäste erhielten den um eine oder zwei Einheiten gekürzten Streifen in Sekundenschnelle zurück und durften passieren.

Wenn er einen der Heraustretenden ansprach und um Aushändigung des Zahlungsmittels zwecks Überprüfung bat?

Der Gedanke war verlockend, aber blödsinnig. Der Gast hätte schon beim Robotkassierer gemerkt, wenn mit seinem Geld etwas nicht gestimmt hätte.

Kontrolle!

Genau das war es.

Ben straffte die muskulöse Gestalt und marschierte unbekümmert auf den Eingang los. Zwei Männer standen eben im Begriff, der Kassiermaschine die Streifen einzuschieben.

Ben hakte den Duplikator von der Klettenhalterung am Gürtel. „Eine leidige Überprüfung. Sie gestatten?“, sagte er.

Bevor die verblüfften Männer etwas gestatten oder versagen konnten, hatte er ihnen die Streifen aus der Hand gezupft und in den Duplikator geschoben.

Der Schweiß brach ihm dabei aus. Wenn der Kasten nun nicht funktionierte? Wenn die Geldstreifen der Männer vernichtet wurden?

In rasender Geschwindigkeit ging er in Gedanken die Baukomponenten durch, suchte nach einer möglichen Fehlerquelle.

Wenn ihm ein Fehler unterlaufen war, dann war es jetzt zu spät.

Sein Finger hatte den Knopf gedrückt.

„Komisch“, sagte ein Mann. „Ich habe nie erlebt, dass Geld geprüft wird.“ Seine Augen waren voller Misstrauen.

Ben hatte einen kompletten Geldstreifen erwischt und einen, dem schon einige Einheiten abgeschnitten worden waren.

Mit den Fingern hatte er Dicke und Beschaffenheit des Kunststoffes geprüft. Es durfte nicht allzu schwer sein, vergleichbares Rohmaterial zu finden.

Der Duplikator summte. An seiner Rückseite wanderte der lange Zahlstreifen heraus. Ben händigte das Geld seinem Besitzer aus. „Das ist in Ordnung“, sagte er, und gleich darauf konnte er auch dem zweiten Mann das Eigentum zurückgeben.

Verwundert beschauten die Männer ihr Geld. Sie konnten keine Veränderung feststellen. Mit einem mürrischen Brummen wandten sie sich der Kassiermaschine zu.

Ben merkte erst jetzt so recht, unter welcher Nervenanspannung er stand. Der Schweiß lief ihm am Körper herunter.

Bis jetzt hatte alles reibungslos funktioniert. Die Frage war, ob der Abtaster des Duplikators auch keine Veränderung der Molekülstruktur verursacht hatte.

Mit angehaltenem Atem beobachtete Ben, ob der Robot etwas merkte.

Nichts geschah. Die Maschine akzeptierte anstandslos das „geprüfte“ Geld, die Männer verschwanden im Restaurant.

„Na also“, sagte Ben halblaut und holte tief Atem. „Die Hürde ist genommen.“

Und augenblicklich betrachtete er mit stiller Freude den kastenartigen Unterbau, auf dem der Kassierrobot thronte. Der Unterbau bestand aus Kunststoff und war mit lustigen Zierschnörkeln versehen.

Mit einem schnellen Blick über die Schulter überzeugte er sich, dass gerade kein neuer Gast nahte. Hallstrom und Frank standen jenseits der Straße und hielten Abstand vom Geschehen für den Fall, dass das Vorhaben misslang.

Ben klemmte den Duplikator an den Gürtel, hatte mit einem Griff das Messer in der Hand und spänte einen ordentlichen Streifen von der Kante des Unterbaus ab.

Er schnitzte ihn ungeniert im Angesicht des Roboters zurecht und schob ihn in den Duplikator, den er wieder zur Hand nahm.

Er merkte, dass ihm die Finger ein klein wenig zitterten.

Der Kasten summte und brummte.

Aus der Rückwand schob sich langsam ein wunderschöner Geldstreifen, in nichts zu unterscheiden von „richtigem“ Geld. Er war noch warm, und Dämpfe, die beim Formungsprozess entstanden waren, kitzelten Bens Nase.

Prüfend zog er das fertige Geld durch die Finger.

Der Duplikator hatte bis jetzt die Prüfung bestanden. Die Frage war nun, ob die Kassiermaschine den Streifen annahm.

Kurz entschlossen führte er ihn in den Schlitz ein.

„Bitte?“, plärrte ihn der Robot an.

„Drei Mahlzeiten“, sagte Ben geistesgegenwärtig.

Im Innenleben des Roboters knackte es, der Streifen kam zurück und war um drei Einheiten gekürzt.

Es hätte wirklich nicht viel gefehlt, und Ben hätte vor der Maschine einen Luftsprung aufgeführt. Er winkte Hallstrom und Frank herüber.

Das Gesicht des Professors drückte leise Zweifel aus, und Frank betrachtete den Kassierer und erwartete, dass irgendwo eine Alarmglocke anschlug.

Neue Gäste stauten sich hinter den Zeitspringern.

„Geben Sie bitte den Eingang frei!“, plärrte die Maschine.

Die Zeitspringer traten ein.

Ben wandte sich zu Hallstrom und Frank um und sagte triumphierend: „Und?“

„Ein glücklicher Zufall“, schränkte Frank ein.

„Ich habe drei Monate an diesem Zufall gearbeitet!“

Hallstrom nickte. „Ich habe es am raschen Schwund der Ersatzteile gemerkt.“

Sie setzten sich an einen freien Tisch, dessen Platte abgefahren wurde. Das Restaurant war vollrobotisiert. Aus der Wandöffnung schob sich eine neue Platte, bestückt mit duftenden Speisen in Einwegbehältern.

Es gab offensichtlich nur dieses Einheitsgericht. Die Zeitspringer entdeckten auf den Nachbartischen nichts anderes. Restaurant, fanden sie, war ein ziemlich hochtrabender Begriff für die Abfütterungsstätte.

Ein Mann schob sich mit einer gemurmelten Entschuldigung an ihrem Tisch vorbei. Er trug eine altertümliche Brille, hatte ein sauertöpfisches Gesicht und wirkte kleidungsmäßig wie von vorgestern.

Einen Tisch weiter ließ er sich nieder, schlug ein zusammengerolltes Magazin auf und begann zu lesen. Sein Essen ließ er kalt werden.

Die Zeitspringer hatten ihn lediglich wegen seiner Entschuldigung und der Aufmachung beachtet und sich dann der Mahlzeit gewidmet.

Sie hatten alle drei ein unbehagliches Gefühl wegen des Zahlstreifens. Schlechtes Gewissen war es nicht, eher die geheime Befürchtung, dass etwas nachkommen musste.

Ihre Mahlzeit wurde durch einen Streit am Nebentisch unterbrochen.

„Kaufen Sie sich gefälligst selber die Ausgabe!“, sagte der altertümlich gewandete Brillenträger erbost.

Gemeint war ein Tischgenosse, der ungebeten im Magazin mitgelesen hatte.

Die Zeitspringer wandten sich um.

Das Magazin fiel ihnen ins Auge. Die Seiten bestanden aus dünnster Metallfolie und knisterten. Weit interessanter waren die Bilder, die gerade zu sehen waren. Bunte Stereobilder, die Sonnentempel, merkwürdige Pyramiden, jede Menge Ruinen und viel Geröll und Meer zeigten.

So plötzlich, wie der Streit ausgebrochen war, so rasch wurde er beigelegt. „Stecken Sie sich die blöde Zeitung sonst wohin“, sagte der Tischgenosse derb.

Der Brillenträger strafte ihn mit Nichtbeachtung und las weiter.

Frank fühlte sich eingeladen, ein paar Zeilen mitzulesen. Seine Kaubewegungen wurden langsamer, Überraschung prägte sein Gesicht.

Der Brillenträger bemerkte den neuen ungebetenen Mitleser und drehte den Kopf zu Frank um. Bitterböse schaute er ihn an.

Frank bog dem Zornausbruch des Mannes gleich die Spitze ab, indem er freundlich lächelte und sagte: „Außerordentlich interessant. Wo gibt es das Magazin zu kaufen?“

„Die Straße runter. Archäologie Center. Wo denn sonst?“, lautete die missbilligende Antwort.

„Ist Archäologie Ihr Hobby?“

„Mein Beruf“, antwortete der Mann.

Frank starrte auf das grämliche Gesicht. „Drum“, erwiderte er.

Der Brillenträger klappte irritiert das Magazin zusammen und widmete sich seinem erkalteten Essen. Auf leibliche Genüsse legte er offensichtlich keinen Wert, denn er schaufelte die kalte Mahlzeit in sich hinein, dass Frank das Grausen packte.

Ben und Hallstrom hatten sich nicht unterbrechen lassen. Sie hatten die Mahlzeit beendet.

Frank schaute sie bedeutungsvoll an. „Wilmington ist ein vergleichsweise harmloser Ort“, meinte er. „Wir verziehen uns dahin, wo etwas los ist.“'

„Und wo wäre das?“, fragte Hallstrom reserviert. „Ich möchte nicht in neue Schwierigkeiten geraten. Die Ausbeute der letzten Reisen hat mir gereicht.“

„Wir müssen einen Weg finden, auf die Bahamas und das Bimini Atoll zu kommen. Und vorher“, fügte Frank geheimnisvoll hinzu, „müssen wir uns ein archäologisches Fachblatt besorgen. Es wird weiter unten in der Straße verkauft.“

„Archäologe?“ Bens Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Wenn ich Bahamas höre, denke ich an Frauen, Sonne und faules Leben.“

„Hat sich was, lieber Freund“, entgegnete Frank. „Wenn das Blatt nicht unverschämt lügt, ist bei den Bahamas ein versunkener Erdteil aufgetaucht.“

3

Die Tukols waren keine Vögel, sondern Flugreptilien mit schuppenbedeckten lappigen Schwingen und messerscharfen hornigen Krallen. Während des Säureregens verließen sie nur selten die Riesenwälder entlang dem Ozean, sie waren dann aber besonders angriffslustig und stürzten sich auf alles, was sich bewegte. Rand war sogar schon in seinem Bodengleiter attackiert worden.

Ein Gleiter war für einen Tukol einige Nummern zu groß, nicht aber ein Mann an einer Kraterwand und in einem Panzeranzug, der seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit Grenzen setzte.

Darum hatte Rand sofort die Waffe gezogen und sich dann erst umgedreht.

Die Tukols hatten die Angewohnheit, einen Angriff mit einem knarrenden Schrei einzuleiten. Wehe dem Mann, der seine Helmmikrofone nicht in Ordnung hielt.

Rand wusste, dass der Tukol nur zwei Chancen hatte, ihn zu erwischen. Mit den Krallen konnte er die Stahlfolie des Panzeranzuges nicht durchbohren, aber er hatte genug Kraft, um die Sichtscheibe des Helms zu zerbrechen. Und er konnte ihn von der Kraterwand reißen.

Ein Sturz aus dieser Höhe war in jedem Falle tödlich.

Rand hörte das eigenartige Rauschen der Schwingen und starrte in die roten Augen über dem zahnbewehrten Maul. Der Impulsnadler in seiner Faust vibrierte. Die Waffe analysierte die Gehirnwellen des Tukols.

Dem Nadler waren die typischen Schwingungen des menschlichen Gehirns als Tabumuster einprogrammiert. Er konnte niemals auf einen Menschen abgefeuert werden.

Die Gehirnwellen der Venus-Tierwelt wiesen eigenartige und ganz charakteristische Muster auf. Diese Merkmale hatten die Eigenschaft von feinsten Impulsen. Auf sie sprach der Nadler an, der davon seinen Namen hatte.

Die Identifizierung dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Der Tukol brauchte weniger für die restliche Strecke seines Angriffsfluges.

Rand hob instinktiv den rechten Fuß, um dem nach vorn schwingenden und den Flug abbremsenden rechten Flügel einen Tritt zu versetzen.

Zu spät erkannte er, dass der Tukol ganz überlegt ein Täuschungsmanöver durchgeführt hatte.

Die Schwingen blähten sich, der schuppige Reptilienleib schoss riesengroß vor Rand hoch.

Die messerscharfen Hornkrallen zielten nach dem Helm.

Die Tukols hatten gelernt, wie eine Sichtscheibe einzudrücken war und wie der Kopf des Opfers durchbohrt wurde.

Rand hatte den Daumen auf den Auslöseknopf gepresst, hielt die Waffe schräg nach oben und machte eine Körperdrehung. Eine Kopfwendung hätte ihm nichts genützt, weil der Helm starr mit dem Schulterstück des Panzeranzuges verbunden war. Er konnte den Kopf im Helm drehen, aber nicht den Helm. Es ging nur mit einer Körperwendung.

Die mörderischen Krallen verfehlten die Sichtscheibe nur um Fingerbreite. Aber sie trafen den Helm und kratzten daran. Das schrille Kreischen des Metalls peinigte Rands Gehörnerven.

Zudem fing der Helm die gesamte Wucht des zustoßenden Flugreptils auf. Rands Kopf schoss gegen die Scheibe, das Kinn prallte gegen die Polsterung.

Das spielte sich in wenigen Augenblicken ab. Rand sah feurige Fliegen vor den Augen herumschwirren, merkte am Rütteln, dass die Krallen des Tukols den Helm umklammert hielten, und spürte zugleich den kurzen, heftigen Stoß des Nadlers in der Hand.

In weniger als einer halben Sekunde jagte die Waffe dreihundert Explosivnadeln in den Leib des Flugreptils.

Der Tukol bäumte sich auf, die lappigen Schuppenschwingen schlugen auf Rand ein. Der jähe Auftrieb des Tieres drohte Rand von der Kraterwand zu reißen.

Er krallte die linke Hand noch fester in den Riss und verkeilte die Finger.

Die winzigen Explosivnadeln waren detoniert. Aus einigen der haarfeinen Einschussöffnungen strömte wie dünner Nebel etwas Pulverdampf und wurde von den heftigen Luftwirbeln verweht.

Ein Schwingenhieb schleuderte Rand mit der linken Körperseite gegen das Gestein. Der Anprall verursachte höllische Schmerzen. Aber jetzt ließ der Tukol doch von seinem Opfer ab.

Die Krallen kratzten schrillend über das Helmmetall, das Flugreptil kippte nach hinten.

Es sah aus, als wollte es abstürzen.

Rand keuchte und hielt den Impulsnadler bereit. Die Tukols waren ungemein zäh. Vielleicht griff das Reptil noch einmal an. Die Faustregel besagte, dass ein Tukol erst dann tot war, wenn er sich eine Stunde lang nicht mehr gerührt hatte.

Das Flugreptil stürzte nicht ab, wie Rand gehofft hatte. Es griff jedoch auch nicht mehr an. In einem steilen Gleitwinkel schoss es der Bodenoberfläche zu und entfernte sich vom Krater. Der Aufwind drückte unter die Schwingen und blähte sie. Der Gleitwinkel des Tieres wurde flacher, die Bahn gestreckter.

Ob der Tukol tot war, vermochte Rand nicht zu sagen. Es war möglich, wenn es auch nicht so aussah.

Ganz plötzlich klappte das Flugreptil in der Luft zusammen, gerade als ein heftiger Aufwind unter die Schwingen stieß und es mehrere Meter hochtrieb. Wie ein gewaltiger nasser Lappen wirbelte es der Oberfläche zu und stürzte unweit des Bodengleiters in die Rinne.

Eine Staubwolke erhob sich und hüllte die Absturzstelle ein.

Rand suchte den Luftraum ab. Ein Tukol kam selten allein.

Diesmal war kein weiteres Flugreptil in Sicht. Er heftete den Impulsnadler an die Magnetplatte.

War Sam Norton von einem Tukol angegriffen worden? Das hätte erklärt, warum er sich nicht mehr über den Helmfunk gemeldet hatte und warum nur noch sein automatischer Notrufsender arbeitete.

Vorsichtig löste Rand die verklemmten Finger aus dem Gesteinsriss und schaute nochmals zur Absturzstelle hin. Der Staub hatte sich verzogen, der Tukol lag mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Rücken.

Überrascht verengte Rand die Augen. Sein Blick glitt die Rinne entlang.

„Teufel“, murmelte er, „was ist denn das?“

Was er für eine Bodenrinne gehalten hatte, entpuppte sich jetzt als fast schnurgerader ausgetrockneter Graben. Da und dort waren die Böschungen abgerutscht.

Nein - für einen Graben waren die Abmessungen zu gewaltig. Die trümmerübersäte Sohle war wenigstens fünf Meter breit, und die Böschungen maßen mindestens zehn Meter.

Das sah eher nach einem Kanal aus.

Rand Brown hatte nie davon gehört, dass hier draußen mal ein Kanal gebaut und benutzt worden war. Wozu auch? Es gab hier kein Wasser, der Ozean war viel zu weit entfernt, und die Niederschläge würden immer problemlos vom Boden aufgenommen.

Hatten die Prospektoren der ersten Kolonistengeneration aus unerfindlichen Gründen diesen nutzlosen Kanal gegraben?

Rands Blicke folgten dem Kanal.

Etwa einen halben Kilometer hinter dem Standort seines Bodengleiters endete er. Fast sah es aus, als sei er zugeschüttet worden. Aber es musste vor sehr langer Zeit geschehen sein, denn die Venusstürme hatten Erdreich und Sand zu richtigen Hügeln zusammengeweht.

Insgeheim wunderte sich Rand, dass man nicht längst diese Bodenrinne als das erkannt hatte, was sie mal war. Er musste mit seinen Leuten im Basislager darüber sprechen. Wenn von denen keiner etwas wusste, dann blieb immer noch das Zentralarchiv in Taruga. Dort wurden die Mikrofilme von der ersten totalen Oberflächenerfassung der Venus aufbewahrt.

Der zusammengefallene alte Kanal endete in der Nähe des Kraters. Er wurde dort immer flacher, bis schließlich von seiner ursprünglichen Form überhaupt nichts mehr zu erkennen war.

Rand riss sich von dem seltsamen Anblick los, suchte den Luftraum nochmals nach einem Tukol ab und kletterte vorsichtig weiter, als er kein Flugreptil ausmachen konnte.

Der nieselnde Säureniederschlag wurde geringer. Es sammelten sich kaum noch Tröpfchen auf der Sichtscheibe des Helms.

Rand drückte die Leuchtanzeige der Uhr, die er über dem Panzeranzug auf dem linken Handgelenk trug.

Die zweistündige Säureregenzeit war um; jetzt begannen sich die Schwefelsäurewolken aufzulösen und heftige Turbulenzen zu bilden.

Es war höchste Zeit, dass er zum Kraterrand hinaufkam und sich einen geschützten Platz suchte. Und er musste Sam Norton finden - wenn es außer dem automatischen Notrufsender überhaupt noch etwas zu finden gab.

Es enttäuschte ihn, beim weiteren Aufstieg keine zusätzlichen Griffleisten zu finden, wenn er das auch so halb erwartet hatte.

Die Risse wurden breiter, die Löcher erweiterten sich zu kleinen Höhlen. In die begehbaren spähte er hinein. Sam Norton blieb unauffindbar.

Das gefürchtete Brausen des entstehenden Sturmes drang aus Rands Helmlautsprechern. Er kletterte schneller. Wenn ihn eine Bö an der Kraterwand erwischte, gab es keine Rettung.

Die Außenmikrofone übertrugen ein fernes Schrillen und Kreisen, dem dumpfes Poltern folgte. Rand machte eine halbe Körperdrehung. Die volle Wucht des ersten Sturmstoßes hatte seinen Bodengleiter erfasst und ein ganzes Stück mitgerissen.

Das Fahrzeug rutschte gerade die Kanalböschung herunter und kam auf den Geröllbrocken der Sole zur Ruhe.

Der tote Tukol war viel leichter als der Gleiter und bot den Naturgewalten keinen nennenswerten Widerstand. Die erste Sturmbö fegte das Reptil aus der Rinne und trieb es vor sich her. Die lappigen Schwingen blähten sich wie Segel. Sich fortwährend überschlagend, wurde das tote Reptil über das Land gewirbelt.

Rand zwängte sich in eine Höhle und stemmte die Hände rechts und links gegen die Wandung, damit ihn der Sog nicht hinausriss. Nach der ersten Bö trat immer eine Pause von drei Minuten ein, bevor der nächste Sturmstoß über das Land fuhr.

Innerhalb dieser drei Minuten musste er eine geräumigere Höhle finden, die zudem tiefer in den Krater reichte. Denn der Orkan, der danach begann, dauerte eine Stunde. Und eine volle Stunde lang konnte er nicht die Hände gegen die Höhlenwandung stemmen und dem gewaltigen Sog Widerstand bieten.

Ein nervenzerfetzendes Kreischen und winselndes Orgeln drang aus den Spalten, Rissen und Löchern des Kraters.

Die Bö packte Rand und drohte ihn aus der unzureichenden Höhle zu schleudern. Er spannte die Muskeln und verkrampfte die Arme. Die heftigen Windstöße schüttelten ihn. Ein messerscharfes Gesteinsstück schoss schräg von unten herauf und zischte an der Höhlenöffnung vorbei. Er musste es beim Aufstieg losgetreten haben.

Aus den Helmlautsprechern drang eine halbe Minute lang nur ein infernalisches Krachen.

Dann herrschte Stille. Der Orkan holte erst richtig Atem.

Rand hörte das Klickern abgehenden Gerölls. Er ließ die Arme sinken und lockerte mit Schüttelbewegungen die verspannten Muskeln. Zugleich verließ er die Höhle.

Vorsichtig, aber mit kraftvollen Bewegungen stieg er weiter auf. Drei Minuten hatte er, um einen sicheren Platz zu finden.

Die Falte, in der er sich aufwärtsbewegte, erweckte in ihm die Vorstellung einer Rinne. Sie war stark verwittert, aber so gleichmäßig beschaffen, dass sie unmöglich auf natürliche Weise entstanden sein konnte.

Ein beklemmendes Gefühl überkam Rand.

Bestand ein Zusammenhang zwischen dem trockenen Kanal, den Griffleisten und dieser Falte?

Der Gedanke beunruhigte ihn. Die Sorge um Sam Norton kam hinzu.

Er sichtete rechts eine Öffnung. Aber die Höhle war verschüttet; die Decke war heruntergebrochen. Weiter!

Während er kletterte, verfluchte er die schludrige Erfassung des Kraters DV 657 borealis. Mit dem Krater war irgendetwas los, das bislang unentdeckt geblieben war. Sam war darauf gestoßen, und dabei war etwas passiert!

Rand konnte den unteren Rand einer anderen Höhle greifen. Er zog sich hoch und prallte zurück, als ihn rote Facettenaugen anstierten.

Blitzschnell schaltete er den Brustscheinwerfer ein und leuchtete in die Dunkelheit.

Die Höhle hatte bereits einen Besitzer.

Ein riesiger blauer Skolopender hatte sich eingenistet. Der Tausendfüßler war ein ausgewachsenes Exemplar von zwei Meter Länge. Das grelle Licht irritierte ihn sichtlich. Unruhig bewegte er den Kopf, dann rückte er vor, um sein Nest gegen den Eindringling zu verteidigen.

Auf einen Kampf ließ es Rand nicht ankommen.

Er kletterte rasch an der Höhle vorbei weiter nach oben. Die blauen Skolopender besaßen mörderische Beißwerkzeuge. Zwar konnten sie damit einem Panzeranzug nichts anhaben, aber sie sonderten eine Säure ab, die den besten Venusstahl zerfraß. Zudem hielten die blauen Skolopender ein einmal gepacktes Opfer unbarmherzig mit den vielen Füßen fest und ringelten es ein.

Wenn dann die Säure nach Stunden gewirkt hatte, bissen die Tiere ein Loch in die mürbe Hülle des Opfers und saugten die Weichteile heraus.

Im Allgemeinen ernährten sich die blauen Skolopender von gepanzerten und ungepanzerten Insekten und Kerbtieren, die zum Teil beängstigende Größen erreichten. Sie machten jedoch keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier. Beute war Beute.

Ob Sam dem Tausendfüßler in die Quere gekommen war?

Verzweifelt schaute Rand auf die Uhr. Nur noch eineinhalb Minuten blieben ihm.

Er kletterte zurück und leuchtete seitlich von oben in die Höhle.

Die Fühler des Skolopenders tasteten nach der Lichtquelle, die borstigen Füße schoben den in bewegliche Ringe gegliederten Körper zur Öffnung.

Die geplatzten und erstarrten Gesteinsblasen in der Höhlenrückwand und in den Seitenwänden glitzerten matt im Scheinwerferlicht. Sonst schimmerte nichts. Sam Nortons Panzeranzug befand sich nicht in der Höhle.

Rand hatte Sekunden verloren, die lebenswichtig werden konnten.

Mit kraftvollen Armzügen kletterte er zu der Stelle hinauf, an der er umgekehrt war. Er krallte sich fest und bog den Oberkörper weit nach hinten.

Gut zehn Meter über sich erspähte er eine weitere Höhle. Genau unter der Öffnung zog sich eine Gesteinsleiste waagrecht durch die Kraterwand.

Rand stemmte die Stiefel in die Risse. Eine waagerechte Leiste an einem Krater war rundweg unmöglich.

Mit einer Behändigkeit ohnegleichen arbeitete er sich hinauf. Die Furcht vor der vernichtenden Gewalt des Orkans trieb ihn - und eine unbezähmbare Neugierde.

Dicht unter der Leiste riskierte er einen Blick auf die Uhr. Noch eine halbe Minute. Aus der Ferne erklang dumpfes Brausen und Dröhnen.

Rand zog sich auf die Felsleiste.

Sekundenlang lag er wie erstarrt.

Die Leiste war spiegelglatt. Wie mit einer Maschine abgeschliffen.

Ein paar poröse Gesteinsbrocken aus der oberen Kraterwand waren darauf liegen geblieben.

Rand brachte die Beine auf die Leiste und erhob sich. Er hatte keine Ahnung, wer dieses Felsband glatt poliert hatte und wozu es diente.

Als Weg etwa?

Wer legte hier oben einen Weg an? Es konnte sich nur um heimliche Aktivitäten von Prospektoren oder Kolonisten handeln.

Das Brausen kam näher und wurde stärker.

Rand leuchtete in die Höhle, die vom Felsband aus leicht zu erreichen war.

Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Die Höhle war verschüttet und unbegehbar. Von unten hatte er es nicht sehen können.

Zurück konnte er nicht. In der nächsterreichbaren Höhle hockte der blaue Tausendfüßler.

Vielleicht fand er eine Öffnung, wenn er dem seltsamen glatten Felsenband folgte.

Der Weg war unterschiedlich breit. Vom Rand waren Stücke abgebrochen und in die Tiefe gestürzt. An einer Stelle war er so schmal, dass Rand in die Risse der Kraterwand greifen und sich hinüberhangeln musste.

Das Brausen steigerte sich zu einem gewaltigen Krachen und Pfeifen. Rand schaute nicht zurück. Er kannte die fünfhundert Meter hohe Staubwolke, die jeder Orkan wie eine gigantische Woge vor sich hertrieb.

Er hastete auf dem Band weiter. Die Leiste zog sich offensichtlich um einen Großteil des Kraters herum.

Am Nachlassen der rüttelnden Windstöße spürte Rand, dass er im Windschatten des Kraters angekommen war. Keuchend lehnte er sich an die Wand und vernahm das hohe Winseln der überlasteten Lufterneuerungsanlage seines Anzuges.

Er gönnte sich und der Anlage nur eine kurze Erholungspause. Während des Orkans musste im Windschatten das Kraters eine extreme Sogwirkung entstehen, die ihn einfach von der glatten Leiste hob und in die Turbulenzen hinausschleuderte.

Er machte eine halbe Körperdrehung. Der seltsame Kanal und sein herabgerutschter Bodengleiter befanden sich außerhalb seines Blickwinkels. Er sah nur schwarze Kraterwand und dahinter die gigantische Staubwoge.

So schnell es der Panzeranzug zuließ, wandte er sich um und stolperte weiter. Die Leiste führte um den Kraterstock herum.

Rand passierte eine Schmelzflussnase und blieb wie angewurzelt stehen.

Drunten sah er Sam Nortons Bodengleiter mit der spitzen Nase in einem Hügel stecken. Dreihundert, vierhundert Meter vom Krater entfernt. Es konnte nur Sams Gleiter sein.

Das Fahrzeug war vollkommen deformiert. Die Kuppel war geplatzt oder abgesprengt und lag gut fünfzig Meter weit weg. Sam musste den Gleiter mit voller Fahrt in den Hügel hineingejagt haben.

Und er hatte es überlebt; er war ja danach auf den Krater geklettert.

Rand gab sich einen Ruck und eilte weiter. Seine Gedanken kamen jedoch nicht mehr von Sams Gleiter los.

Warum hatte Sam die Havarie nicht über Helmfunk ans Basislager gemeldet, wenn schon die Bordfunkanlage mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr funktionierte?

Überdies war Sam ein so guter Pilot, dass er einen abstürzenden Gleiter jederzeit sanft landen konnte und nicht in einen Hügel hineintrieb.

Rand wertete die wenigen bekannten Fakten.

Das Ergebnis sah so aus, dass Sam unachtsam gewesen war. Bewusstlos oder verletzt konnte er nicht gewesen sein, denn er war nach dem Absturz zu Fuß weggegangen - ohne eine Meldung ans Basislager abzusetzen.

Unachtsamkeit beinhaltete, dass Sam abgelenkt gewesen war. Ein ausgezeichneter Pilot ließ sich höchstens durch außergewöhnliche Dinge ablenken. Etwa, wenn er etwas sah, das ihm absolut unbekannt war.

Rand rekonstruierte den Hergang mit messerscharfer Logik.

Sam hatte etwas gesehen. Die glatt polierte Felsleiste konnte es nicht gewesen sein. Sie war von unten nicht erkennbar. Zudem flogen die Bodengleiter maximal fünf Meter über Grund. Das reichte jedenfalls nicht aus, um das Felsband auszumachen.

Etwas anderes hatte Sam Nortons Aufmerksamkeit in einem kritischen Augenblick derart in Anspruch genommen, dass er den Hügel übersehen hatte. Etwas, das nur aus einem bestimmten Anflugwinkel zu erkennen war und das sich auf dem Krater befand.

Denn Sam war heraufgeklettert!

Er hatte die einfachsten Sicherheitsgesetze missachtet und keine Meldung an die Basis gemacht.

Daraus schloss Rand, dass es sich um eine bedeutsame Entdeckung handelte. Sie musste auf den nächsten zehn oder fünfzehn Metern des Felsbandes zu finden sein. Nur dieses Stück lag im günstigen Sichtwinkel eines anfliegenden Bodengleiters.

Der erste Orkanstoß brauste um den Krater. Von einer Sekunde zur anderen war alles voller Sand, Dreck und Staub. Es wurde dunkel.

Rand schaltete wieder den Brustscheinwerfer ein. Ein Sog packte ihn und schleuderte ihn um ein Haar in den Abgrund.

Keuchend krallte er sich in die Rillen und Spalten und zog sich an der Kraterwand entlang. Er verlor das Gefühl für Distanzen. Hatte er schon fünf Meter bewältigt - oder erst zwei?

Unvermittelt griffen seine Hände ins Leere. Die Kraterwand musste da sein. Doch da war nichts.

Eine Höhle!

Der Scheinwerferstrahl zeigte wirbelnden Staub und Dreck und dahinter gähnende Schwärze.

Rand tastete nach der Begrenzung der Öffnung.

Seine linke Hand zuckte, als er unter dem Panzerhandschuh statt des scharf gezackten Gesteins sorgsam geglättetes Material spürte.

Er machte eine Körperdrehung. Das glatte Material tauchte im Lichtkegel auf.

Rands Herz tat einen verrückten Schlag.

Das glatte Material war die Kante eines künstlichen Felsentores!

In seinen Ohren mischte sich das Rauschen seines Blutes mit dem Brüllen des Orkans. Jetzt wusste er, was Sam Norton beim Anflug gesehen hatte.

Es war ausgeschlossen, dass Prospektoren oder Kolonisten dieses glatte Felsentor in vierzig Meter Höhe in den Krater geschlagen hatten. Es gab dafür einfach keine logische Notwendigkeit.

Dieses Tor musste schon vorhanden gewesen sein, bevor die erste Expedition von der Erde auf der Venus gelandet war.

Dazu das glatt polierte Felsband! Die beiden Griffleisten! Der trockene Kanal! Die Aufstiegsrinne!

Rand Brown holte tief und keuchend Atem. Die Erregung schnürte ihm fast die Kehle zu.

Die Venus hatte vor den Menschen von der Erde bereits eine Kultur getragen! Sang- und klanglos war sie verschwunden. Dies hier waren die ersten Hinweise, die auf ihre Spur führten!

Ein Sog drohte Rand rücklings aus der Öffnung zu reißen.

Er besann sich darauf, dass es seine Pflicht war, den Orkan zu überleben, um Kunde von einer unbekannten Rasse zu geben, die vor langer Zeit die Venus bewohnt hatte. Stolpernd warf er sich nach vorn, bis er dem Sog entronnen war.

Der Lichtkegel erhellte eine stauberfüllte Kuppelhalle, in der kniehoch der Sand lag. Die Wände waren sorgfältig geglättet.

Vier Türen waren in der rückwärtigen Wand eingelassen. Sie waren geschlossen. Wie die Türstöcke und das Verbindungsgesims bestanden die Türplatten aus einer Steinart, die nirgendwo auf der Venus vorkam.

Rand war sich dessen ganz sicher. Als Mitarbeiter der Geologischen Planeten Division wusste er, welche Gesteinsarten auf dem Planeten vorkamen und welche nicht.

Seine Erregung klang nicht ab. Beklemmung gesellte sich dazu. Was für eine Rasse hatte diese Kuppelhalle im Kraterberg erschaffen? Was verbarg sich hinter den steinernen Türen?

Sein Lichtkegel tanzte über die Wände, geisterte über den welligen Sand. Da waren Spuren - Stiefelspuren! Sie führten zur rückwärtigen Wand und zu den Steintüren. Aber sie kamen nicht zurück.

„Sam?“, rief Rand Brown über den Helmfunk.

Die Mikrofone übertrugen nur das infernalische Brüllen des Orkans. Sam Norton meldete sich nicht.

4

Das Archäologie Center war aus einer Zeit übrig geblieben, als man noch ordentliche Bücher in der Buchhandlung kaufte. Wahrscheinlich war, dass das Gebäude samt dem fest installierten Inventar unter Denkmalschutz stand.

Lediglich von den alten Büchern war nichts übrig geblieben. Es gab Mikrofilmkassetten, kassettierte Zeitschriften und Fachzeitungen. Offenbar war die Gemeinde der archäologisch Interessierten recht groß.

Und es gab Magazine.

Frank wunderte sich noch viel mehr, als er in diesem altehrwürdigen Buchgeschäft statt eines Roboters eine richtige Bedienung antraf.

Hallstrom und Ben waren mit hineingegangen und schauten sich neugierig um.

Den Namen des Magazins hatte Frank nicht sehen können. Er schilderte der Dame seine Schwierigkeit.

„Oh, Sie meinen gewiss 'New World'!“, rief die Frau. In ihren Augen glomm Wärme auf, gepaart mit Interesse. Ein Blick glitt über Frank hin. „Sie sind nicht von der Küste?“

„Man sieht es, ich weiß“, gab Frank lächelnd zu. „Der Artikel beschreibt den aufgetauchten Erdteil, und die Bilder ...“

Die Dame nickte ergriffen. „Ja, eine gewaltige unbekannte Welt taucht jedes Jahr ein Stück mehr aus dem Meer auf. Die Experten sagen, es könnte das uralte Atlantis sein. Interessiert Sie meine Meinung, junger Mann?“

„Aber sehr.“

„Es ist Atlantis. Diese herrlichen Tempel, die Pyramiden - das Meer gibt zurück, was es sich einstmals genommen hat.“ Die Stimme der Frau hatte fast einen prophetischen Klang.

Hallstrom kehrte von einer Treppe zurück, die zu einer echten hölzernen Galerie hinaufführte. Er hatte der Unterhaltung konzentriert zugehört. Weitere Kunden befanden sich nicht im Laden. Und die drei stummen Leser oben auf der Galerie störten nicht.

Mit einem gewinnenden Lächeln wandte sich der Professor der Frau zu. „Wir haben uns bisher nicht für Atlantis interessiert“, gestand er, „aber jetzt hat es uns gepackt. Man möchte schließlich doch mehr von alten Welten hören. Seit wann taucht der alte Erdteil nun eigentlich auf?“ Sie bedachte ihn mit einem Blick, als sei es eine Todsünde, das nicht zu wissen.

„Seit fast sechzig Jahren. Erst waren es nur Bergspitzen. Zu der Zeit ereigneten sich schreckliche Seebeben. An der Floridaküste gab es große Verwüstungen. Dann kamen Landmassen. Einige Hügel hatten eigentümliche Formen. Sie müssen sich vorstellen, da war alles verkrustet und von Korallen bewachsen. Und dann all der Schlamm, die Ablagerungen, verstehen Sie?“

Die drei Zeitspringer hörten ihr fasziniert zu und nickten. Sie begriffen, wie es nach dem Auftauchen der Landmassen ausgesehen hatte.

„Da waren natürlich sofort die Schatzgräber zur Stelle. Es wurden viele alte Schiffe gefunden und sehr viel Gold und Silber!“ Die Dame seufzte und brachte zum Ausdruck, dass sie diesen Frevel noch heute missbilligte. „Es ging sehr viel verloren. Jemand hackte auch an einem der eigentümlichen Hügel herum. Und was fand er? Steine - behauene Steine unter uraltem Meeresgrund. Die Steine waren zerfressen, aber interessant genug, unsere Archäologen zu alarmieren. Sie legten einen Tempel nach dem anderen frei, eine Pyramide schöner als die andere. Ganze Städte wurden mühsam dem Schutt entrissen. In der Folgezeit gab es viele Veröffentlichungen. Wollen Sie sie lesen? Die Kassetten habe ich hier.“

„Wir kommen gerne darauf zurück“, sagte Hallstrom nachsichtig. „Erzählen Sie uns lieber, was man geschrieben hat.“

„Tja“, meinte sie seufzend, „das ist gar nicht so einfach zu sagen. Man konnte verschiedene Epochen bestimmen, die einen ausgeprägten Baustil hatten. Die ältesten Gebäude, die - nebenbei bemerkt - am besten erhalten sind, müssen um das Jahr zehntausend vor der Zeitenwende entstanden sein. Das haben die raffiniertesten Bestimmungsmethoden ergeben. Ungefähr um achttausend vor der Zeitwende ging dann der Erdteil unter.“

Die Muck-Theorie, schoss es den Zeitspringern durch den Kopf. Danach war ein gewaltiger Meteorit für den Untergang einer sagenhaften und heftig umstrittenen Kultur auf einer Insel im Atlantik verantwortlich.

Die Dame hatte wieder den schwärmerisch verklärten Ausdruck in den Augen. „Die Pyramiden - dafür interessiere ich mich außerordentlich stark. Sie sind das Leitrelikt für Kulturen, die ihren Ursprung in Atlantis genommen haben. Der Untergang ist gewiss nicht schlagartig erfolgt. Die Bewohner - viele Bewohner jedenfalls . konnten sich auf Seefahrzeuge retten. Sie gelangten an die Küste Mittelamerikas, und sie kamen bis nach Afrika. Denn lange nach dem Untergang des Erdteils entstanden an den neuen Zufluchtsorten Kulturen - und natürlich Pyramiden als Ausdruck eines ungebrochenen Götterverehrungswillens. In Mittelamerika und in Afrika, wenn auch sehr weit östlich am Nil. Aber dieses Volk ist wahrscheinlich während Generationen durch die Sahara gezogen, die damals ein fruchtbarer Paradiesgarten gewesen ist. Dafür gibt es unumstößliche Beweise.“

Frank unterbrach den Redefluss der Dame. „Und diese uralten Pyramiden von Atlantis kann man jetzt besichtigen?“

„Jeder ist willkommen, der sich mit der alten Geschichte eines unbekannten Volkes vertraut machen will.“ Sie nickte.

„Dann verkaufen Sie uns bitte die neue Ausgabe von 'New World'. Die Bilder faszinieren uns.“ Er folgte der Frau zu einem Regal, aus dem sie das Magazin herausholte.

Sie warf ihm einen abwägenden Blick zu und sprudelte dann munter weiter: „Ich weiß ja nicht, wie Ihre Zeit bemessen ist, aber im Allgemeinen haben wir sehr viel freie Zeit. Sie sicher auch.“

Frank spürte, dass sie eine feste Absicht verfolgte. Nicht, dass sie ihn für irgendetwas ködern wollte, aber sie wollte ihn für eine bestimmte Sache erwärmen.

„Wir können nicht klagen“, räumte Frank ein. Sie konnte das auslegen, wie sie wollte.

„Vor ein paar Wochen gab es ein neues Beben“, sagte die Frau und rollte das Magazin zusammen. „Dann hoben sich die Landmassen wieder etwas. Man hat jetzt Kavernen entdeckt und gewaltige Anlagen, die auch damals unter der Erde gelegen haben müssen. Natürlich ist alles voll Schlamm, aber dennoch beeindruckend. Es sind schon Bilder freigelegt und Inschriften ...“

„Inschriften?“, wiederholte Hallstrom.

Sie schenkte ihm ein fast trauriges Lächeln. „Nicht zu entziffern - leider. Die Regierung hat sogar ihren Zentralcomputer dafür zur Verfügung gestellt.“

„Dennoch sind das gewaltige Funde“, sagte Hallstrom und war nun selber von diesem wiedergekehrten Erdteil fasziniert.

„Bedeutende“, schwächte die Frau lächelnd ab. „Die gewaltigen Dinge stehen uns noch bevor, so hoffe ich. Vor ein paar Tagen hat man einen gläsernen Sarg entdeckt.“

„Einen gläsernen Sarg? Und woher wissen Sie davon?“ Hallstrom dämpfte die Stimme auf Verschwörerlautstärke.

„Wir sind Freunde der Archäologie“, sagte sie schlicht. „Wir stehen untereinander in gutem Kontakt. Neuigkeiten sprechen sich sehr schnell herum.“

„So sollte es auch sein“, lobte der Professor und gab Ben einen Augenwink. Forscherdrang hatte von Hallstrom Besitz ergriffen. Er fand die Zeit schon für vertrödelt, die sie hier im Laden verbrachten.

Ben reichte der Frau den Zahlstreifen. Die Dame steckte ihn in die Kasse, tippte den Rechnungsbetrag ein und gab den Geldstreifen zurück. Eine Einheit fehlte.

„Sie bekommen noch etwas heraus“, erklärte die Frau, als sie Bens Blick missmutig auf dem Streifen ruhen sah. Aus der Kasse kramte sie echtes Kleingeld und zählte es hin.

Die drei Männer waren neugierig, jedoch bemüht, das nicht zu zeigen.

Die Dame hatte ihnen achthundert Terral herausgegeben.

Vor der Tür sagte Hallstrom zu Ben: „Lassen Sie den Duplikator Überstunden machen, Ben. Wir brauchen Geld für eine Passage nach Atlantis.“

Frank und Ben schauten irritiert. Es hatte gar nicht ironisch geklungen.

5

Das Basislager befand sich unter einer flach gewölbten Kuppel. Zu zwei Dritteln war es in den Boden hineingebaut. Das obere Drittel besaß durch die Kuppel eine ökologisch günstige Form; die fürchterlichen Orkane konnten die Platten der durchsichtigen Kuppel nicht zerbrechen, und die Gesteinsbrocken, die von den Naturgewalten herangewirbelt wurden, prallten wirkungslos ab. Die Reparaturkosten waren gleich null.

Im rückwärtigen Teil war der Hangar für die Bodengleiter untergebracht. Darunter befanden sich die Systeme, die das Leben in der Kuppel erst ermöglichten.

Im Mittelteil lagen die halbrobotischen Anlagen einschließlich der Sauerstofffabrik, die Reparaturwerft, die Krankenstation und Wohnräume.

Hier im Vorderteil war der Kommandostand der Basis eingerichtet. In den Stockwerken darunter hatte man die Notaggregate installiert, und wo noch Platz gewesen war, waren die Schlaf- und Gemeinschaftsräume wie die Küche und der Lesesaal untergebracht worden.

Bücking schaute zur Kuppel hinauf, als mit widerlichem Geräusch ein Stein auftraf, drei, vier Sprünge machte und dann vom Orkan weitergerissen wurde.

Seit zehn Minuten tobte dort draußen die Hölle. Wo vorher der Blick ungehindert bis zur stets geschlossenen Wolkendecke reichte, brodelten jetzt Sand, Dreck und kleine Steine. Ein paar belaubte Äste sausten vorüber.

Bücking sah die sich niederbiegenden Antennen, deren Spitzen schon fast das Kuppeldach erreichten.

Noch ein paar Minuten, dann würde der Kontakt hergestellt sein. Der Orkan gewann immer noch an Stärke.

Bin gespannt, wie lange er es noch aushält, dachte Bücking und beobachtete den blauen Skolopender, der sich kurz vor der ersten Sturmbö eingefunden hatte, um erst mal an der Luftschleuse auf Beute zu lauern.

Als sich kein Opfer eingefunden hatte, war der Skolopender in der Drei-Minuten-Stille tatsächlich auf die Kuppel geklettert und hatte aus roten Facettenaugen gierig und unverständlich auf die Menschen im Kommandoraum geblickt.

Er sah die Beute. Sie bewegte sich. Doch er kam nicht an sie heran. Das begriff er nicht.

Hinter Bücking schnurrte der Schreiber, der die Windgeschwindigkeit aufzeichnete.

Eska schwang vor der Kontrollbrücke den Pneumosessel herum und erhob sich geschmeidig. Sie war die einzige Frau in der Basis und hatte eine Figur wie die leibhaftige Sünde. Aber näher, als es bei den Mahlzeiten alle acht Stunden unumgänglich war, hatte ihr bislang niemand kommen können.

Warum sie den gefährlichen Job bei der GPD angenommen hatte, blieb ihr Geheimnis. Die Männer in der Basis waren auf Vermutungen angewiesen, und die reichten von Liebeskummer über verletzten Stolz bis zur hochpolitischen Affäre, als deren Folge Eska es für besser gehalten hatte, für einige Zeit von der Erde zu verschwinden.

Diese Zeit dauerte immerhin schon drei Venusjahre.

Eska las über Bückings Platz die Windgeschwindigkeit vom Schreiber ab. Dreihundert Stundenkilometer bei zunehmender Tendenz!

„Hat er sich noch mal gemeldet?“, fragte sie und kehrte zu ihrem Platz hinter der Kontrollbrücke zurück.

Überrascht hob Bücking, die Brauen. Wie klang denn das? Machte sich Eska wirklich Sorgen um Rand Brown? Das ließ ja eine ganz überraschende Entwicklung vermuten.

„Sein Gleiter hat in der ersten Bö geringfügig den Standort verändert“, sagte Bücking. „Er müsste noch im Krater sein. Du kennst ihn ja. Er lässt nie eine angefangene Arbeit liegen.“

„Und Sams Signal?“

Bücking zog die Achseln hoch. Danach blickte er bezeichnend zur Kuppel hinauf. „Bei solchen atmosphärischen Bedingungen kommt nichts durch.“

Eska nickte. Während der Orkane brach sogar der Funkverkehr mit der Kuppelkolonie Taruga zusammen, den sie mit dem Gigasender betrieben.

Ein heller Glockenton dröhnte durch die Kuppel. Eska und Bücking blickten in die Höhe. Ein Stein hatte eine Antenne getroffen und abgeschlagen. Der Orkan hatte das obere Teil bereits entführt. Der Antennenstummel wippte rhythmisch.

Zu Bückings Überraschung klammerte sich der Skolopender immer noch fest. Das Hinterteil des gepanzerten Ringgliederkörpers hielt er dem Orkan entgegen, der ungeschützte Kopf und die empfindlichen Augen befanden sich im Windschatten.

Unter dem Kopf des Tausendfüßlers hatte sich ein handtellergroßer milchiger Fleck auf dem Kuppelmaterial gebildet.

„Das ist ja was ganz Neues“, sagte Bücking verblüfft. „Er ätzt uns ein Loch ins Dach.“ Er fischte mit der linken Hand den Narkosestrahler aus dem Futteral an seinem Arbeitsplatz.

Jeder in der Basis trug dafür Sorge, dass er seinen Narkosestrahler immer griffbereit hatte. Selbst die Männer, die in den relativ sicheren Panzeranzügen den Außendienst versahen, benützten ihn neben den Impulsnadlern.

Oft genug belagerten seltene oder an und für sich harmlose Tiere einen gelandeten Bodengleiter oder drangen mit einem einfliegenden Fahrzeug durch die Hangarschleuse in die Basis ein.

Harmlos war eine relative Wertung. Ein Tausendfüßler wurde in tropischen und subtropischen Gegenden der Erde bestenfalls fünfundzwanzig Zentimeter lang. Der Biss eines solchen Tieres war hochgiftig. Aber wann biss es schon? Wenn man es reizte oder ängstigte, oder wenn man ihm auf ungeschickte Weise zu nahe kam.

Hier auf der Venus gab es großwüchsige Tiergattungen. Allein dieser Großwuchs beinhaltete eine gewisse Gefahr. Wenn ein Skolopender einen ungeschützten Arm zu packen bekam, biss er ihn glatt durch.

Bücking feuerte zur Kuppel hinauf. Der blassgrüne Strahl staute sich an der Innenseite zu einer wabernden kleinen Wolke, diffundierte dann auf verblüffende Weise durch das Material hindurch und hüllte sekundenlang den Tausendfüßler ein.

Im nächsten Augenblick riss der Orkan das betäubte Tier mit sich fort. Der angeätzte Fleck blieb.

Mit leisem Summen glitt das Schott zur benachbarten Reparaturwerft auf. T16 stapfte herein, fuhr sein Linsensystem zur Totalerfassung aus und sagte mit blechern dröhnender Stimme zu Eska, die seit vier Stunden und für die nachfolgenden vier die Kommandogewalt in der Basis hatte: „Zwei Schadstellen durch Steinschlag an der Hangarschleuse, eine geplatzte Leitung in der Sauerstoffverflüssigungsanlage, eine gekappte Suprakurzwellenantenne auf der Kuppel über der Sektion Kommandoraum und ebenfalls dort ein Ätzfleck. Kommandant, veranlassen Sie die Instandsetzung nach Ablauf der Orkanstunde.“

T16 fuhr sein Linsensystem zurück, bis es nur noch wie ein Augenpaar in seinem Metallschädel glitzerte.

Eska hatte die elektronische Aufnahme mitlaufen lassen. „Die Reparaturen werden sofort vorbereitet. Danke, T16.“

„Bitte!“, sagte T16.

Irgendjemand, dessen Name längst vergessen war, hatte sich den Spaß gemacht, T16 mit einem Höflichkeits- und Geselligkeitszentrum auszustatten.

Die Typenbezeichnung besagte, dass der Roboter in Taruga erbaut worden war. Die Nummer verriet, dass er aus der ersten Robotergeneration stammte. Auf die T-Roboter gab es prinzipiell einhundertfünfzig Erdenjahre Garantie, dreihundert Erdenjahre sollten sie insgesamt funktionsfähig sein.

An diesem Kriterium gemessen war T16 ein Urgroßvater, denn er war dreihundertfünfzig Jahre alt, ohne indes die Gebrechlichkeit biologischen Lebens zu zeigen. Seine mechanisch-positronische Natur erwies sich als unverwüstlich.

Jener unbekannte Spaßvogel hatte das Höflichkeits- und Geselligkeitszentrum dergestalt programmiert, dass T16 sich am liebsten dort aufhielt, wo Menschen waren. Er setzte sich in eine Diskussionsrunde und hörte zu, er tauchte im Lesesaal auf, wenn neue Mikrofilmbücher eingetroffen waren, er servierte in der Messe das Essen und setzte sich dann vor einen Teller, den er für sich gefüllt hatte, ohne jedoch die Speisen auch nur anzurühren. Er spielte leidenschaftlich gern dreidimensionales Schach.

Diese Leidenschaft war einseitig, denn T16 fand kaum noch Spielgegner. Er gewann ja doch immer, und das nahm dem Spiel den Reiz.

Er war sehr bildungshungrig, las in maximal vier Minuten ein Buch und speicherte das Gelesene seinen Erinnerungs- und Informationsblöcken ein.

Darum hieß T16 im Basisjargon auch der „eiserne Eierkopf“, was wiederum nicht gegenständlich zutraf. Er bestand weder aus Eisen noch hatte sein Kopf auch nur eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Ei.

Sein Höflichkeitsprogramm hatte anfangs zu nicht unerheblichen Verwirrungen geführt, denn T16 war als Exportgut für die Erde gebaut worden. Die GPD hatte ihn wegen seines hohen Alters vermutlich billig erstanden, und so war er zur Venus zurückgekehrt.

Jedenfalls waren seine Grundprogramme auf irdische Verhältnisse konzipiert. Zu ihnen gehörte, dass T16 überaus höflich „Guten Morgen!“, „Guten Tag!“ oder „Guten Abend!“, sagte, wenn er Menschen begegnete und wenn die entsprechende Tageszeit zutraf.

Auf der Venus lagen die Verhältnisse anders. Das war auch der Grund, warum man nach irdischen Stunden und Tagen und Jahren rechnete und nicht nach venusischen.

Der Planet umlief die Sonne in 225 Erdtagen. Das war ein Venusjahr. Nur besaß die Venus eine minimale Eigenrotation. In exakt 250 Erdtagen drehte sie sich einmal um ihre Achse, was wiederum einem Venustag entsprach.

Daraus resultierte der irrsinnige Umstand, dass ein Venustag länger dauert als das Venusjahr. Oder anders, dass eine Venusstunde 10,41 Erdstunden entspricht.

Demzufolge war es 125 Erdentage dunkel und 125 Erdentage hell. Zumindest am Äquator. Diese Spanne entsprach genau der venusischen Tag-Nacht-Folge.

Einen 125-tägigen Tag und eine ebensolche Nacht hielten nicht einmal die psychisch und physisch robusten Naturen aus.

Darum hatten schon die ersten Venuskolonisten die irdische Zeitregelung eingeführt. Sie war beibehalten worden. Waren 24 Erdstunden um, dann war ein Tag vorbei. Mitternacht leitete einen neuen Tag ein, auch wenn es draußen hell war.

Um vor unliebsamen Irrtümern geschützt zu sein, waren überall Uhren angebracht, die Erdzeit anzeigten. Lediglich in speziellen Räumen waren auch Venuszeituhren zu finden. Die Venuszeit war für Raumschiffe von Wichtigkeit, die wegen einer Havarie ihre Erdaußenpositionen verlassen mussten und eine Venuswerft anflogen.

Die irdische Tageszeitenprogrammierung von T16 hatte jedenfalls viel Anlass zur Heiterkeit gegeben, bis Sam Norton eines Tages dieses Programm gelöscht hatte.

Der „eiserne Eierkopf“ sorgte dennoch für Kurzweil.

Statt den Kommandostand zu verlassen, setzte sich T16 in einen Pneumosessel schräg hinter Eska und versuchte, ihrem Beispiel folgend, die Beine graziös übereinanderzuschlagen.

Es ging nicht, seine Metallgelenke boten nicht ausreichend Spielraum.

Bücking grinste unverfroren. Der Nachahmungstrieb der Maschine belustigte ihn.

Eska beendete die Durchsage an den Reparaturtrupp, der sich um das geplatzte Rohr in der Sauerstoffverflüssigungsanlage kümmern sollte. Sie hatte T16 nicht weggehen hören und wandte sich um.

Sie zuckte leicht zusammen, als sie die Maschine im Sessel sitzen sah. Der „eiserne Eierkopf“ starrte sie an. Sein Linsensystem funkelte.

Sie empfand sein Benehmen als aufdringlich. Zugleich überkam sie eine unerklärliche Beklemmung.

Mehrmals schon hatte sie das Gefühl gehabt, der Roboter suche absichtlich ihre Nähe. Zunächst hatte sie es mit seinem Geselligkeitsbedürfnis entschuldigt. Bis sie ihn eines Tages wartend vor der Tür ihrer Kabine angetroffen hatte, als sie sich zur dienstplanmäßigen Schlafpause zurückziehen wollte.

Er hatte sie angestarrt, sie hatte ihn angestarrt, und da war er wortlos weggegangen.

Sie hatte die Tür sorgsam verschlossen und zusätzlich verbarrikadiert. Dennoch hatte sie kein Auge zubekommen. Sie hatte über Roboter im Allgemeinen und T16 im Besonderen nachgedacht.

Mit T-Robotern hatte es Unfälle gegeben. Es war ihr bekannt. Die meisten Maschinen dieser Bauserie waren mit einem biotischen Gefühlszentrum ausgestattet, das einzig dem Zweck dienen sollte, die Roboter von Angriffen, tätlichen Bedrohungen oder Verletzung von Menschen abzuhalten, wenn es zufällig zu einem Kurzschluss kam.

Dieses biotische Zentrum war eine Sicherheitsschaltung, eine Art Notbremse. Bei Zwischenfällen war sie immer wirksam geworden, auch wenn ein Roboter infolge Kurzschluss durchdrehte und das Kommando über ein Raumschiff übernahm oder einer Stadt die Zufuhr elektrischer Energie abschnitt.