Mit Freude bringen - Tanja Dautzenberg - E-Book

Mit Freude bringen E-Book

Tanja Dautzenberg

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Beschreibung

Egal, ob Enten-, Gänse-, Krähen- oder Treibjagd auf Niederwild – ein sicher apportierender Hund ist unentbehrlich. Hundetrainerin und Forstingenieurin Tanja Dautzenberg fasst in ihrem Ratgeber die wichtigsten Ausbildungsmethoden für sicheres Apportieren zusammen und gibt dem Leser wertvolle Hilfestellungen, die individuell passende zu finden.

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Seitenzahl: 183

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© Adobe Stock/Shakarrigrafie

DER APPORT IN DER JAGDHUNDEAUSBILDUNG

Apportieren ist nicht nur eine sinnvolle Beschäftigungsform, sondern vor allem unerlässlich für eine tierschutzgerechte Bejagung von ­Niederwild. Die Ausbildung ist dabei vor allem praxisorientiert.

DER APPORT IM ­ZEITGEIST DER ­HUNDEAUSBILDUNG

Der Mensch beschäftigt sich mit der Aus­bildung von Hunden, seit er sich die Fähigkeiten seiner vierläufigen Gehilfen zunutze macht. Bereits im 16. Jahrhundert wurden dazu Schriften veröffentlicht und Ratgeber geschrieben. Dabei haben sich bis heute ­viele Dinge geändert, manches hat sich allerdings auch bis heute bewährt. Mit dem Auf­kommen von Rassezuchtvereinen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Zuchtprüfungen abgehalten. Sowohl die Anlagen der Hunde, als auch ihre Leistungen in den Abrichtefächern wurden nun dokumentiert, um eine möglichst eindeutige Selektion für die Zucht auf leistungsstarke Jagdhunde zu ermöglichen. Später wurde der Einsatz von Jagdgebrauchshunden zusätzlich durch die Landesjagdgesetze geregelt. Wer also nicht nur züchterisch, sondern auch jagdpraktisch mit seinem Hund tätig werden wollte, brauchte guten Rat und eine fundierte Anleitung. Es entstanden Nachschlagewerke, die teilweise heute noch zu Klassikern im Bereich der Jagdhundeausbildung gehören.

Auch bei der Jagd auf Krähen darf der Hund nicht fehlen.© Adobe Stock/motivjaegerin1

DINGE ÄNDERN SICH

Hundeausbildung ist immer auch vom aktuellen pädagogischen Zeitgeist geprägt. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war Strafe und körperliche Züchtigung gegenüber Kindern durchaus noch an der Tagesordnung. Was heute verpönt und strafbar ist, war damals Normalität. Das galt auch bei der Abrichtung des Gebrauchshundes. Die meisten Hunde erfüllten einen bestimmten Zweck. Neben den Jagdhunden, gab es Diensthunde bei der Polizei und beim Militär. Die Schäfer hielten Hütehunde oder bei Bedarf Herdenschutzhunde. Selbst die meisten „zivilen“ Hunde wurden zu einem bestimmten Zweck gehalten. Sei es auch „nur“ als Hof- oder Wachhund. Wer seinen Job gut machte, hatte mit Sicherheit ein erfülltes Leben und konnte seinen Neigungen nachgehen. War die Ausbildung aber gescheitert und fiel ein Hund aus der Reihe, dann hatte der Mensch selten die Zeit, noch sah er die Notwendigkeit, anspruchsvolle pädagogische Maßnahmen an seinem Hund durchzuführen. Mit steigender Popularität der Familienhundehaltung beschäftigten sich aber immer mehr Menschen mit Erziehung und Ausbildung der Vierläufer. Zudem stieg der Stellenwert des Hundes als Familienmitglied weiter an. Zwingerhunde wurden mehr und mehr von Sofahunden abgelöst. Die Entwicklung vom reinen Gebrauchshund zum brauchbaren Familienhund trug dazu bei, dass sich Halter mehr Gedanken um ihre Beziehung und Bindung zum Hund machten. Funktion und Ausbildungsziel standen nicht mehr an erster Stelle. Auch im Bereich der modernen Verhaltensforschung wurde Canis lupus familiaris zum interessanten Forschungsobjekt. Vermehrt wurden die Lerntheorien ­bewusst auf die Ausbildungskonzepte angewendet. So entstand zum Beispiel in den 1960er Jahren das Clickertraining in der Delfindressur, welches allerdings erst in den 1990er Jahren in der Hundeausbildung populär wurde. Insgesamt entwickelte sich der gesellschaftliche pädagogische Grundgedanke weg von Systemen der Strafe, hin zu motivationsorientiertem Lernen. Nicht zuletzt gibt auch das Tierschutzgesetz Rahmenbedingungen für die Ausbildung von Hunden vor. Stromimpulsgeräte sowie Stachelhalsbänder sind mittlerweile verboten. Auch ­erhebliche Schmerzen und Leiden dürfen einem Hund im Rahmen der Ausbildung nicht zugefügt werden. Letzteres kann natürlich sehr individuell ausgelegt werden.

Gemeinsam Beute machen auf der Flugwildjagd© Adobe Stock/Nadine Haase

IDEOLOGISCH ­GEPRÄGTE DEBATTE

Wenn Sie sich als unbefangener Mensch und vielleicht sogar Erstlingsführer eines Jagdhundes mit dem Thema Apport beschäftigen, werden Sie vieles hören, sehen und erleben. Sie können sich mit anderen Hundeführern unterhalten, Ausbilder und Trainer befragen und sich in den sozialen Medien umschauen. Jeder wird Ihnen etwas anderes erzählen und jeder meint, Recht zu haben. Vor allem aber haben die anderen Unrecht. Lassen Sie sich von denjenigen, die am lautesten schreien, nicht beirren. Es gibt tatsächlich viele Wege, die ans Ziel führen können. Am Ende müssen Sie sich selbst ein Bild machen und Ihre gesammelten Informationen einordnen und bewerten. Dazu ist aber ein gewisses Grundlagenwissen nötig und auch eine grobe Kenntnis über die in der Praxis gängigen Ausbildungsmethoden. Außerdem sollten Sie wissen, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie die Herausforderung „jagdliches Apportieren“ annehmen. Sie haben eine konkrete Zielsetzung und eine Auswahl an Wegen, die Sie zur Erreichung dieses Ziels einschlagen können. Ihr gewählter Weg muss zu Ihnen und Ihrem Hund passen, Sie müssen jederzeit voll dahinterste­hen, damit Sie ihn, auch wenn er stellenweise steinig und holprig werden sollte, unbeirrt weiter gehen können. Konsequenz und Kontinuität machen am Ende den Erfolg!

TIPP

Erkundigen Sie sich vor dem Besuch einer Hundeschule oder eines Hundekurses über das Ausbildungskonzept und suchen Sie das Gespräch mit Ausbildern und Teilnehmern.

WARUM APPORTIERT EIN HUND?

Apportieren ist nicht nur reine Dressur, ­sondern vor allem Beziehungsarbeit. Das wird in den ideologisch geprägten Debatten gerne außer Acht gelassen. Da steht die Methodik an erster Stelle. Doch jede Methode kann versagen, wenn die Beziehung zwischen Hund und Mensch nicht optimal ist. Beim Apportieren geht es um Beute und ­darum, den Hund davon zu überzeugen, diese Beute seinem Menschen zu bringen, statt sie für sich selbst zu beanspruchen. ­Andererseits geht es aber auch darum, einem Hund beizubringen, auf ein bestimmtes Kommando (Apport) ein bestimmtes erwünschtes Verhalten zu zeigen (bringen). Sie müssen Ihrem Hund also zunächst begreiflich machen, was Sie überhaupt von ihm wollen, wenn Sie „Apport“ sagen. Sobald Sie ihm das beigebracht haben, besteht die große Kunst darin, dass Ihr Hund das, was Sie wollen, zuverlässig in nahezu jeder Lebenslage ausführt. Das gilt übrigens nicht nur für das „Apportieren“, sondern auch für alle anderen Kommandos. An dieser Stelle können Sie sich ruhig die Frage stellen, was Sie selbst dazu veranlasst, Ihren Job zu machen, und welche Faktoren Auswirkungen auf die Qualität Ihrer Arbeit haben. Sie gehen wahrscheinlich zur Arbeit, um Geld zu verdienen. Das machen Sie zuverlässig jeden Tag, auch wenn Sie mal weniger Lust haben. Denn wenn Sie nicht gehen, bleibt lang­fristig das Gehalt aus. Haben Sie aber Spaß an Ihrer Arbeit und am Umgang mit Ihren Kollegen, dann würde Ihnen auch die Anerkennung und das soziale Miteinander fehlen. Ihr volles Potenzial schöpfen Sie also aus, wenn Sie gut bezahlt werden, Freude an der Arbeit haben, in ihr einen Sinn sehen und von anderen Anerkennung bekommen.

Sie tun somit etwas für sich aus eigenem Antrieb heraus, obwohl Sie es auch für andere machen. Und die Tatsache, für wen Sie et­was tun, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Zuver­lässigkeit. Sie haben einen tollen Job, nette Kollegen und werden gut bezahlt. Allerdings scheint draußen die Sonne und ein Tag im Liegestuhl ist heute sehr verlockend. Halten Sie Ihre Vorgesetzten für unsouveräne Führungspersönlichkeiten, werden Sie Ihre Aufgaben vielleicht halbherziger erledigen und eine gute Aus­rede für den freien Tag finden. Schätzen Sie diese Person, für die Sie einen Job erledigen sollen, allerdings wert, ist diese Person sou­verän und fair, werden Sie auch an diesem schönen Tag pünktlich zur Arbeit erscheinen. Das erwünschte Verhalten zeigen Sie also besonders zuverlässig aufgrund einer gesunden Mischung aus Zwang, angemessener Bezahlung, Anerkennung (Belohnung), Wertschätzung, Eigenmotivation und Kooperationswillen. Der Hund als hoch soziales und an den Menschen hervorragend angepasstes Wesen handelt aus sehr ähnlichen Beweggründen.

HOHE ANFORDERUNGEN AN DEN JAGDHUND

Apportieren kann großen Spaß machen und die Beziehung zwischen Hund und Halter positiv beeinflussen.

Es ist eine tolle Beschäftigungsform, für den Jagdhund allerdings auch Beruf und Pflicht. Die Regeln sind eindeutiger und die Anforderungen mitunter hoch. Je nachdem, in welchen Revieren Jagdhunde eingesetzt werden, müssen sie in der Lage sein, eine Vielzahl von Niederwildarten zu apportieren. Dazu gehören Federwild, Haarwild und Haarraubwild. Die meisten Hunde hegen hier Präferenzen oder auch Antipathien, die die Qualität des Apportierens allerdings nie beeinflussen dürfen. Federn verteilen sich bei ungünstigem Griff großzügig im Maul, Raubwild hat einen für den Hund extrem starken, unangenehmen Duft, wohingegen andere Wildarten wie Kaninchen oder Ente besonders gut riechen. Die Konsistenz des Wildkörpers kann fest, weich oder sogar schlüpfrig sein. Hinzu kommen die unterschiedlichen Gewichtsklassen. Von der 250 g schweren Taube bis zur 3 kg schweren Graugans oder dem 10 kg schweren Fuchs ist alles möglich. Versuchen Sie ruhig selbst einmal jedes Wild, welches Ihr Hund apportieren soll, mit einer Hand mittig am Körper aufzuheben und mit dem Handrücken nach oben zu tragen. Sie werden merken, dass es ab einer bestimmten Größe gar nicht so leicht ist. Denn zum steigenden Gewicht kommt in der Regel auch ein größeres Körpervolumen hinzu, welches einen sehr festen Griff bei weit geöffnetem Maul voraussetzt. Bei kleineren und leichteren Wildarten muss der Griff wiederum dosierter sein, damit die Taube oder Ente auch noch als Lebensmittel genutzt werden kann. Frisch geschossenes Wild ist zudem noch warm und kann schweißen. Ebenso können große Wunden entstehen, so dass Wildbret und Innereien frei liegen. Was für uns eher unappetitlich wirkt, kann manche Hunde durchaus dazu verleiten, das Wild anzuschneiden. Das darf natürlich keinesfalls ­geschehen. Auf all das muss sich der Hund einstellen und seinen Griff dementsprechend anpassen.

Beim Apport einer Taube ist Feingefühl erforderlich.© Adobe Stock/Shakarrigrafie

WIDRIGE UMSTÄNDE

Der Jagdgebrauchshund muss bei nahezu jedem Wetter einsatzbereit sein, Regen, Hitze, Wind und kaltes Wasser dürfen seinen Arbeitseifer nicht beeinflussen. Außerdem kann ein jagdlicher Einsatz mehrere Stunden andauern, in denen der Hund entweder mehrere Male eingesetzt wird oder eine einzelne Verlorensuche viel Zeit in Anspruch nimmt. Dabei muss der Vierläufer immer konzentriert und zielorientiert arbeiten. Aufgeben ist keine Option.

Der Jagdhund muss sich durchs Unterholz kämpfen, darf weder Dornen, Disteln, noch Brennnesseln scheuen und legt dabei weite Strecken zurück. Arbeitet der Hund in hohem Bewuchs und unübersichtlichem Gelände, muss er sich gut orientieren können, um immer wieder zu seinem Menschen zurückzufinden. Auch Hindernisse wie Gräben, Hecken oder Zäune dürfen ihn nicht aufgeben lassen. Auch sie muss er mit oder ohne Beute im Fang souverän meistern.

Auch dichte Brombeeren darf der Hund nicht scheuen.© Jenny Figge

HOHE ­ABLENKUNGSREIZE

Jagdhunde jeder Rasse bringen in der Regel genetisch bereits eine hohe jagdliche Passion mit. Die ist hilfreich und notwendig, um unter jeglichen Umständen ihre jagdlichen Aufgaben zu bewältigen, allerdings herrschen bei der Jagd auch enorm hohe Reizlagen, denen der Hund widerstehen muss. Ist seine Aufgabe, eine geschossene Ente aus dem Teich zu holen, dann darf er sich von weiteren lebenden Enten im Schilf oder auf der Wasserfläche nicht ablenken lassen. Einmal aufgenommenes Wild muss gebracht werden, auch wenn um ihn herum weiteres Wild geschossen wird und ihm ein Fasan dabei vor die Pfoten fällt. Bei Gesellschaftsjagden fallen viele Schüsse aus verschiedenen Richtungen, mehrere Hunde arbeiten gleichzeitig und gesundes Wild kreuzt unbeschossen den Weg des Hundes. All das sind Reize, denen die meisten Hunde aufgrund ihrer starken Passion nur allzu gerne nachgehen würden. In der Ausbildung muss daher sichergestellt werden, dass für den Hund die an ihn gestellte Aufgabe an erster Stelle steht. Daher müssen auch im Training solche Konflikte gezielt herbeigeführt und eingearbeitet werden.

Verleitungen sind in der Jagdpraxis allgegenwärtig.© Jenny Figge

INFO

Jagdliches Apportieren ist eine ernsthafte Herausforderung, die aber letztlich Hund und Mensch zu einem Team vereint!

Die gute Beziehung zum Hund ist wichtig.© Jenny Figge

Schlechte Stimmung spürt der Hund sofort und reagiert gehemmt.© Jenny Figge

Gute Stimmung sowie ein freundlicher und fairer Umgang sind sichtbar.© Jenny Figge

© Jenny Figge

GEDANKEN VOR DEM KAUF

Die Wahl des passenden Apportiergegenstandes zum richtigen Zeitpunkt kann die Ausbildung des Hundes sowohl positiv als auch ­negativ beeinflussen. Auch der Umgang mit Apporteln sollte nicht gedankenlos sein.

Hundespielzeug gehört zu den Verkaufsschlagern schlechthin. Es gibt Bälle, Seile, Knoten, Gummiknochen, Stofftiere und Gummitiere in verschiedensten Ausführungen. Manches davon quietscht oder brummt, wenn der Hund darauf herum kaut. Für ein jagdliches Apportiertraining sind solche ­Gegenstände absolut ungeeignet. Der Griff beim Apport sollte immer angepasst und gleichmäßig sein. Wertvolles Wildbret könnte sonst ungenießbar sein, wenn es bei Ihnen ankommt. Eine auf diese Art und Weise bearbeitete Ente oder ein Kaninchen möchten Sie danach mit Sicherheit nicht mehr essen. „Knautscht“ ein Hund in solchem Maße, dass Hämatome oder gar offene Stellen am Wildkörper entstehen, ist dies bei jagdlichen Prüfungen ein Durchfall­kriterium. Das heißt nun nicht, dass Ihr Hund unter gar keinen Umständen in seiner Freizeit mal ein Gummihuhn bearbeiten darf, allerdings sollten Sie bei den Apportierübungen auf andere Gegenstände zurückgreifen, damit sich Ihr Hund das Kauen in Verbindung mit dem Apport gar nicht erst angewöhnt. Außerdem unterliegt das Apportieren, ganz gleich mit welcher Methode Sie es einarbeiten, einem konkreten Regelwerk. Dabei geben Sie die Regeln vor und teilen das Beuteobjekt für die gemein­same Arbeit zu. Außerhalb der Trainings­ein­heiten sollten Sie Ihrem Hund den ­Apportiergegenstand nicht zur freien Ver­fügung geben.

Einarbeiten mit vielen Apportiergegenständen hilft bei der Generalisierung.© Jenny Figge

Spielzeug kann Apportiergegenstand sein, nicht umgekehrt!© Jenny Figge

TIPP

Der Umgang mit Apportiergegenständen sollte immer kontrolliert stattfinden.

BEUTE SICHERN

Der Apportiergegenstand, die Ersatzbeute, hat wie die echte Beute in der jagdlichen Praxis einen besonderen Stellenwert. Daher muss sie gesichert werden und darf nicht wie jeder x-beliebige Gegenstand achtlos herum liegen oder gar unflätig behandelt werden. Zerkauen, Zerrupfen, Umherwerfen oder gar Einbuddeln sind absolute Tabus. Das Privileg, die Beute zu sichern, haben Sie. Dabei muss Ihnen Ihr Hund absolut vertrauen können. Sie tragen die Verant­wortung für die Ressourcen Ihrer Mensch-Hund-Familie. Lassen also auch Sie die ­Apportel nicht für andere, besonders nicht für fremde Hunde, zugänglich offen herumliegen. Manche Probleme im Zusammenhang mit dem Apport, wie unzuverlässiges Bringen oder gar das Vergraben von Beute, können der Tatsache geschuldet sein, dass Ihr Hund nicht das nötige Vertrauen in seinen Menschen hat, dass er die Beute sichert. Besonders, wenn diese Probleme nur auftauchen, wenn andere Hunde oder Menschen in der Nähe sind.

Der Mensch ist verantwortlich für die Beute und übernimmt deren Sicherung.© Jenny Figge

Die Beute wird vom Hundeführer sicher verwahrt.© Jenny Figge

METHODIK

Überlegen Sie sich vorher, mit welcher Methode Sie Ihrem Hund das Apportieren beibringen wollen beziehungsweise wie Sie damit anfangen möchten. Entscheidungshilfen und konkrete Anleitungen dazu finden Sie in den nachfolgenden Kapiteln dieses Buches. Zur spielerischen Förderung der Bringfreude muss der Gegenstand ein gewisses Interesse beim Hund hervorrufen. Auch bei mäßigen Ablenkungsreizen während der ersten Trainingseinheiten außerhalb des Hauses sollte das Beuteobjekt für Ihren Hund noch attraktiv sein. Da sich der Hund selbstständig einen ausgewogenen Griff angewöhnen soll, vermeiden Sie am besten Gegenstände mit Bändern, Schlaufen oder anderen abstehenden Elementen, sofern Ihr Hund die Tendenz zeigt, die Gegenstände daran aufzunehmen.

Das Tragen an solchen dünnen Zipfeln verhindert den Ausbau eines sicheren Griffs und verleitet mitunter zum Schütteln. Ist der Dummy zu leicht, greifen manche Hunde den Dummy zu locker und verlieren unterwegs mehrfach ihre Beute. Das kann zu Frust führen oder bewirkt ein permanentes Nachgreifen. Ist der Dummy zu schwer und der Hund lässt ihn aufgrund dessen häufig fallen, hat dies den gleichen Effekt. Beim Clickern ist es vorteilhaft, wenn Sie mit Objekten starten, die grundsätzlich mittig besonders gut zu greifen sind. So können Sie im Free Shaping (freies Formen) direkt die korrekte Aufnahme des Dummys bestätigen, ohne bei Fehlgriffen Kompromisse eingehen zu müssen. Möchten Sie über negative Verstärkung (Zwangsapport) das Apportieren aufbauen, ist es besonders wichtig, dass der Dummy für den Hund nicht unangenehm im Maul ist. Vor allem also nicht zu hart oder zu groß.

ALTER DES HUNDES

Von Bedeutung ist hauptsächlich der Zahnwechsel des Hundes. Ab dem Alter von 12 Wochen kann bei Ihrem Hund der Zahnwechsel beginnen. Das kann sehr unangenehm und mit Schmerzen verbunden sein. Da ist es vollkommen logisch, dass besonders harte Apportiergegenstände nicht gerne und sauber vom Hund gegriffen werden. Sobald Sie den Eindruck haben, dass Ihr Vierläufer Hemmungen hat, bestimmte Gegenstände aufzunehmen, versuchen Sie es mit weicheren Dummys. In akuten Phasen kann es angebracht sein, mit dem Apportier­training eine Zeitlang zu pausieren. Wenn Sie eine Ausbildungsmethode ­gewählt haben, bei der Ihr Hund seinen Griff allerdings selbstständig anpassen kann, gilt das in der Regel nicht für die gesamte Phase des Zahnwechsels. Möchten Sie den Zwangsapport anwenden, sollten Sie damit bis zur Vollendung des Zahnwechsels warten. Zu diesem Zeitpunkt ist der Hund ungefähr 6 Monate alt. Eine falsche Handbewegung oder zu viel Druck auf das Gebiss kann Ihrem Hund dann nämlich das Apportieren grundsätzlich verleiden.

Der Apportiergegenstand sollte dem Alter und Trainingsstand des Hundes angepasst sein© Jenny Figge.

TRAININGSSTAND DES HUNDES

Hat Ihr Hund bereits gelernt, einen Gegenstand zügig und sauber zu apportieren, ist es an der Zeit, weitere Apportiergegenstände in die Übungen mit einzubeziehen. So lernt Ihr Hund zu generalisieren. Er hat bisher das Kommando „Apport“ mit genau dem Apportel verknüpft, mit dem Sie ihn eingearbeitet haben. Er muss nun verallgemeinern, dass „Apport“ nicht nur für Dummy A, sondern auch für Dummy B, C und so weiter und schließlich auch für Wild gilt. Schrittweise können Sie jetzt weitere Apportiergegenstände etablieren, die sich alle in Umfang, Gewicht, Oberfläche und Haptik unterscheiden. Gehen Sie beim Gewicht mit behutsamen Steigerungen vor. Wie beim Gewichtheben muss sich die Nackenmuskulatur Ihres Hundes langsam anpassen und entwickeln. Ein Feldhase kann gut 3,5 kg und ein Wildkaninchen bis 2,5 kg wiegen. Dummys in dieser Gewichtsklasse sollte Ihr Hund bereits sicher apportieren können, bevor Sie das Training mit Wild beginnen.

Dead-Fowl Dummys fördern einen sicheren Griff.© Jenny Figge

Felldummys als erster Schritt zum Wild© Jenny Figge

Training mit schweren und sperrigen Dummys© Jenny Figge

TIPP

Sicherheit im Apport schaffen Sie durch Generalisierung. Daher sind langfristig unterschiedliche Apportiergegenstände im Verlauf des Trainings sinnvoll.

DIE GROSSE AUSWAHL

Im Fachhandel finden Sie eine große Auswahl an Apportiergegen­ständen. Hier können Sie sich auf dem Weg der Einarbeitung zum ­Apport großzügig bedienen, denn es ist für jede Trainingsphase etwas Passendes und Sinnvolles dabei.

Wie bereits erwähnt gibt es neben Dummys auch eine große Menge verschiedener Spielzeuge für Hunde. Haben Sie Ihrem Welpen oder Junghund ein Stofftier oder einen Kauknoten gegönnt und wird dieser gerne herumgetragen, dann spricht nichts dagegen, mit diesem Gegenstand die Bringfreude Ihres Hundes über Beutespiele und Tausch­geschäfte zu fördern. Seien Sie dabei der Initiator und beenden Sie das Training, bevor Ihr Hund die Lust verliert.

TIPP

Besorgen Sie sich zu Beginn des Trainings zwei bis vier unterschiedliche, aber einfache Dummys, die bezüglich Größe und Gewicht zu Ihrem Hund passen!

WELPENDUMMYS

Welpendummys sind in der Regel Standarddummys, also aus Canvasstoff bestehende Säcke, die mit einem Granulat gefüllt sind. Sie sind dementsprechend kleiner und leichter. Ihr Gewicht liegt zwischen 80 g und 250 g. Es gibt Ausführungen ohne Schnur und sogar Teacherdummys, die in der Mitte schmaler sind als außen. So greift Ihr Hund von Anfang an lieber in der Mitte und Sie vermeiden das unerwünschte Aufnehmen an der Schnur, welches gerne zum Schleudern des Dummys verleitet. Welpendummys gibt es in allerlei Ausführungen, die es auch für die Standarddummys gibt. In unterschiedlichen Farben oder mit einem Überzug aus Fell.

Vorteil Das geringe Gewicht und die angenehme Griffigkeit

Nachteil Für den Einstieg ins Apportiertraining eventuell für den Hund nicht interessant genug

Der passende Gegenstand für den korrekten Griff© Jenny Figge

STANDARDDUMMYS

Standarddummys kommen ursprünglich aus der Dummyarbeit mit Retrievern. Die relativ festen, mit Kunststoffgranulat gefüllten Canvasbeutel eignen sich aber hervor­ragend für das tägliche Apportiertraining. Besonders wenn Sie komplexere Übungen zum Einweisen, Markieren oder auch zur Freiverlorensuche aufbauen und weiterentwickeln wollen, dürfen Sie davon ruhig ein paar mehr im Repertoire haben. Es gibt sie in verschiedenen Farben. Dabei ist die Wahl der Farbe nicht unbedingt abhängig von ­Ihrem Geschmack, sondern sollte mit einbezogen werden, wenn es darum geht, ob Ihr Hund den Dummy im Training gut sehen oder lernen soll, sich auf seinen Geruchssinn zu verlassen. Das Farbspektrum des Hundes umfasst blau, violett und gelb. Sie sind somit gewissermaßen rot-grün-blind. Der klassische Standarddummy wiegt 5g. Sie erhalten ihn aber auch in niedrigeren sowie höheren Gewichtsklassen. Häufig haben Dummys an einer Seite eine kurze Schnur mit Griff, die den Transport und das Ausbringen bzw. Auswerfen sehr komfortabel gestalten.

Vorteil Ist Ihr Hund mit dem Standarddummy in einer Gewichtsklasse bereits vertraut, ist der Umstieg in weitere Gewichtsklassen einfacher. Arbeiten Sie im Training mit mehreren Dummys gleichzeitig, ist die Wertigkeit der Dummys für Ihren Hund gleich. Das Fehlen einer Präferenz vermindert die Gefahr, dass der Hund während der Arbeit tauschen will und erleichtert die Einarbeitung von Richtungseinweisungen.

Nachteil Für einen Einstieg in das Apportiertraining über die Bringfreude ist dieser Dummy nicht besonders attraktiv. Das gilt langfristig auch für Übungen, bei denen über das Apportel hohe Reizlagen geschaffen werden sollen, um Impulskontrolle auszubauen sowie Rückpfiff und Stopppfiff abzusichern.

Für das Training mit dem Welpen© Jenny Figge

FUTTERBEUTEL

Futterbeutel sind Säcke aus unterschiedlichen Materialien, die geöffnet werden können, um Futter und Leckerchen einzufüllen. Ein derart gefüllter Gegenstand ist selbstverständlich für die meisten Hunde sehr interessant und kann Apportiermuffel, die wirklich gar nichts freiwillig ins Maul nehmen und tragen wollen, zur kooperativen Mitarbeit bewegen. Bringt der Hund den Futterdummy, wird er daraus direkt belohnt. Mancher Vierläufer ist allerdings mehr damit beschäftigt, selbst zu versuchen, den Beutel zu öffnen, und denkt gar nicht daran, dass sein Mensch ihm dabei behilflich sein könnte.

Vorteil Sehr interessant und daher guter Einstieg in die Bringfreude für unmotivierte Hunde, besonders wenn man über das Prinzip „Futter für Arbeit“ einen Einstieg schaffen möchte.

Nachteil Für manche Hunde zu interessant, das Futter im Dummy kann zum Kauen und Knautschen verleiten.

Ein Futterbeutel kann manchmal der Türöffner bei der Arbeit mit dem Hund sein.© Jenny Figge

FELLDUMMYS