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Irland 1922, in der Nähe von Dublin In den Wirren des Irischen Bürgerkriegs hat Maureen, die Tochter eines probritischen Gutsbesitzers, eine heimliche, verbotene Liebesbeziehung zu dem jungen Gärtner Dillon. Als er eine riskante Tat begeht, geraten ihre Hoffnungen und Träume in Gefahr. Hat ihre Liebe noch eine Chance?
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Mondregen
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Fortsetzung
Die Autorin
Iris Hennemann
Historische Novelle
Ashera Verlag
Impressum
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.
Erste Auflage im November 2024
Copyright © 2024 dieser Ausgabe by
Ashera Verlag
Hochwaldstr. 38
51580 Reichshof
www.ashera-verlag.net
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: iStock
Innengrafik: pixabay
Szenentrenner: pixabay
Coverlayout: Atelier Bonzai
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
Irland, in der Nähe von Dublin 1922
Klack!
Maureen schreckte aus ihrem Schlaf, war noch zwischen Traum und Wirklichkeit gefangen. Was war das für ein Geräusch gewesen?
Klack!
Erleichtert atmete sie auf, als sie es erkannte. Maureen schob die Bettdecke zurück, eilte mit nackten Füßen über den Teppichläufer zum Fenster und zog die schweren Vorhänge und die Gardine beiseite.
Unten im Garten löste sich eine Gestalt aus dem Schatten einer mächtigen Eiche und trat ins kalte Licht des Vollmonds. Maureens Herz tat einen Hüpfer, als sie die breitschultrige Gestalt von Dillon erblickte. Er war einer der Gärtner, der auf den Ländereien ihrer Eltern arbeitete. Aber für Maureen war er mehr, viel mehr.
Vor einem Jahr hatten sie sich ineinander verliebt, und seitdem trafen sie sich des Öfteren heimlich an verschwiegenen Plätzen auf dem Gut. Es war eine verbotene Liebe, nicht standesgemäß, und dennoch kam Maureen nicht gegen ihre Gefühle an, träumte von einem gemeinsamen Leben mit Dillon – auch wenn sie wusste, dass es kaum möglich war.
Für heute Nacht waren sie nicht verabredet gewesen, und er wirkte friedlos, schaute sich fortwährend um und bedeutete ihr energisch, zu ihm hinunterzukommen. Maureen gab ihm ein Zeichen der Zustimmung, schlüpfte in ihre Schuhe und streifte sich ihren Morgenmantel über. Sie warf noch einen schnellen Blick in den Spiegel. Ihr dicker mahagonifarbener Zopf war ein wenig struppig, aber sie hatte wahrlich keine Zeit, ihn neu zu flechten. Im Mondlicht erschien sie durch ihre helle Haut und ihre feinen Gesichtszüge fast wie aus Porzellan. Sie presste die Lippen zusammen, damit diese rot und voll wurden und kniff sich in die Wangen, um frischer und wacher zu wirken. Gleich danach verließ sie auf leisen Sohlen ihr Zimmer, blieb im Flur stehen und lauschte. Außer dem Schnarchen ihres Vaters, das leise aus einem der Räume zu hören war, war alles still. Durch ein Fenster drang Mondlicht herein und erhellte gespenstisch das weiß gestrichene Holzgeländer in dem opulenten Treppenhaus. Das silberne Licht fing sich in den Bleikristallen des Kronleuchters, und so glichen diese glitzernden Eiszapfen.
Maureen schlich die Stufen hinunter, wich geschickt den knarrenden Stellen aus, die sie genau kannte. Schon oft war sie die Treppe des Nachts im Dunkeln hinuntergegangen, lautlos wie eine Katze auf Mäusejagd.
Unten im Flur blieb sie erneut stehen. Sie hörte nichts bis auf ihren eigenen Atem, der ein wenig gepresst war. Maureen war sehr besorgt, hatte das Gefühl, dass etwas Schlimmes vorgefallen war. Sie stahl sich an zahlreichen weiß getünchten Türen vorbei zur Küche. Dort nahm sie den Schlüssel vom Haken und schob die Gardine von den Glaselementen der Hintertür beiseite.
Dillon stand wieder unter der Eiche und winkte sie sogleich zu sich.
Maureen entglitt der Schlüssel, und er fiel scheppernd zu Boden. Vor Schreck hielt sie den Atem an. Doch bis auf das Ticken der Küchenuhr war nichts zu vernehmen.
Endlich hatte Maureen den Schlüssel ins Schloss gesteckt, drehte ihn zweimal herum und schob den massiven Metallriegel fort. Behutsam öffnete sie die Tür, und sofort flutete kalte Nachtluft herein. Augenblicklich überkam Maureen ein Schauder. Noch einmal blickte sie sich in der Küche um, stellte den Kragen des Morgenmantels auf und trat ins Freie. Sie flitzte zu Dillon unter das wuchtige Astwerk der Eiche, das sich schützend über sie spannte.
Dillon keuchte. Er war verschwitzt, und seine Jacke hatte dunkle Flecken. Er fasste Maureen an der Hand und zog sie hinter den rauen Stamm der Eiche.
„Was ist mit dir?“, fragte Maureen irritiert.
Dillon sah sich immerzu um, angstvoll, wie ein Tier, das vor dem Wolf geflüchtet war. Niemals zuvor hatte sie ihn derart aufgewühlt gesehen.
„Mein jüngster Bruder, Danny, ist verletzt. Er ist im Gerätehaus.“
Verletzt? Maureen war verwirrt, begriff nicht, was er da sagte. „Warum – um alles in der Welt – ist er in unserem Gerätehaus?“
„Er braucht dringend Hilfe.“
„Dann müsst ihr ihn zu einem Arzt oder ins Krankenhaus bringen.“
„Das geht nicht.“ Noch immer sah er sich um, wischte sich mit seiner Hand über die schweißnasse Stirn.
Dann war das wohl Blut an seiner Jacke. Maureen erschauderte. „Seid ihr in eine Schießerei bei Straßenkämpfen geraten?“
„Ja, eine Schießerei – aber nicht direkt bei Straßenkämpfen. Du sagtest einmal, dass eure Hauswirtschafterin eine Krankenschwester gewesen ist. Wir benötigen ihre Hilfe. Wecke sie. Schnell!“
„Wie konntet ihr in eine Schießerei geraten? Was ist passiert?“
„Das erzähle ich dir später.“
„Ist man auf der Suche nach euch?“
„Ja. Beeile dich! Bitte!“, drängte Dillon, schaute sich nochmals um, und eilte davon.
Maureen war zutiefst beunruhigt. Sie zitterte, und ihre Kehle fühlte sich trocken an. Tief atmete sie ein, huschte ins Haus und entzündete in der Küche eine Petroleumlampe. Maureen ließ es nur zu, dass die Flamme gerade genug Nahrung erhielt, um nicht zu erlöschen. Gleich darauf schlich sie in einen Nebentrakt, wo einige der Hausdiener schliefen. Hier war der Flur enger, und die Türen waren schmaler als in der oberen Etage, die die Familie bewohnte. Aus mehr als einem Raum drangen Schnarchgeräusche. Teilweise knarrten die Dielen verräterisch unter Maureens Füßen. In diesem Bereich des Hauses kannte sie sich nicht so gut aus, wusste nicht, wo sie gefahrlos hintreten konnte. So verharrte sie oft und lauschte. Doch niemand schien sie zu bemerken.
Schließlich stand sie zaudernd vor Mollys Tür. Vielleicht war abgeschlossen. Und was wäre, wenn Molly vor Schreck lauthals schrie und somit alle im Haus weckte? Maureen musste das Risiko eingehen, denn Dillons Bruder brauchte dringend Hilfe.
Behutsam drückte sie die Klinke hinunter und öffnete die Tür. Maureen schlüpfte in die Kammer hinein und schloss die Tür hinter sich. Auch hier fiel durch ein Fenster Mondlicht herein und zeichnete einen silbernen Streifen quer durch den kleinen Raum. Die füllige Mittvierzigerin lag im Bett, trug eine weiße Haube und schlief seelenruhig.
Maureen stellte die Lampe auf den Tisch, drehte die Flamme höher, damit Molly sie sofort erkennen konnte, und berührte sanft die fleischige Schulter der Hauswirtschafterin.
„Paul?“, säuselte Molly.
Maureen war überrascht. Das war der Name eines ihrer Hausdiener. Sie rüttelte nun energischer an Mollys Schulter, und diese beschwerte sich mit mürrischen, fast grunzenden Lauten. Dann schlug sie die Augen auf.