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Die Pokornys: liebenswert, skurril – und unerbittlich. "Sport ist Mord", das hat Willi Pokorny schon immer geahnt, und beim diesjährigen Bad Vöslauer Kurstadtlauf scheint sich das Zitat tatsächlich zu bewahrheiten: Ein herzkranker Mann liegt leblos neben seinem Rollstuhl. Die Polizei geht von einem natürlichen Tod aus, doch nicht nur Willi Pokorny hegt Zweifel daran. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Toni und der schrulligen Frau Katzinger begibt er sich auf Mörderjagd – und stolpert schon bald über weitere Leichen.
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Seitenzahl: 467
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Norbert Ruhrhofer, geboren 1968 in Wien, arbeitete zunächst als kaufmännischer Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Er studierte im zweiten Bildungsweg Rechtswissenschaften und war danach bei einem namhaften österreichischen Informationsdienstleistungsunternehmen tätig. Im Alter von fünfundvierzig Jahren zog er von Wien aufs Land und entdeckte seine Leidenschaft fürs Schreiben. Er lebt mit seiner Frau in Bad Vöslau, südlich von Wien.
Ein Besuch seiner Webpage unter www.norbert-ruhrhofer.at zahlt sich schon während des Lesens des Krimis aus. Besuchen Sie die Schauplätze auch via Krimi-Geocaching.
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind, außer in einem Fall, nicht gewollt und rein zufällig. Im Gegensatz dazu tragen alle Ortsteile, Sehenswürdigkeiten, Lokale und Geschäfte ihre tatsächlichen Namen und können besucht und teilweise auch kulinarisch ausprobiert werden. Einzig die Bogengasse und den Bioladen vom Bio-Berti gibt es in Wirklichkeit nicht.
© 2021 Emons Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagmotiv: mauritius images/Rainer Mirau
Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept
von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer
Umsetzung: Tobias Doetsch
Lektorat: Uta Rupprecht
E-Book-Produktion: CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN 978-3-96041-790-3
Originalausgabe
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Dieser Roman wurde vermittelt durch
die Literaturagentur Drews, Augsburg.
Für Petra, die Liebe meines Lebens
Willi Pokorny: fünfundvierzig Jahre alt, faul, unsportlich und je nach Jahreszeit entweder mit seinem froschgrünen E-Bike oder einem dreißig Jahre alten Ford Escort unterwegs. Derzeit arbeitslos, unterstützt er seinen Freund Berti bei der Auslieferung von Bioprodukten.
Toni Pokorny: Die allerbeste Ehefrau der Welt steht knapp vor ihrem vierzigsten Geburtstag, ist sportlich und bemüht sich mit viel Engagement, Kindern Literatur näherzubringen. Ernährt sich gesund und wünscht sich ein Kind.
Maxime (Beagledame): Die Hündin ist ein vollwertiges Familienmitglied bei den Pokornys und eine Art Kinderersatz.
Gruppeninspektor Rudolf Sprengnagl: Kriminalbeamter im Bereich Leib und Leben in Bad Vöslau, langjähriger Schulfreund von Pokorny. Intimfeind der Chefinspektorin Wehli, die früher seine Vorgesetzte war und ihn jetzt für alle polizeilichen Aktivitäten anfordert, welche die Stadtgemeinde Bad Vöslau betreffen.
Chefinspektorin Ottilia Wehli: fünfunddreißigjährige Kriminalbeamtin, immer in schwarzer Ledermontur auf ihrer 1200er BMW unterwegs, will Leiterin des LKA werden und hat wegen einer gemeinsam vergeigten Soko und eines gescheiterten Grundstückskaufs Probleme mit Rudolf Sprengnagl.
Liesl Katzinger: eine neugierige alte Frau, die über alles und jeden in Bad Vöslau Bescheid weiß. Sie spricht Wörter häufig falsch oder sinnentfremdet aus und steht meist kettenrauchend vor dem Café Annamühle.
Bio-Berti: langjähriger Schulfreund von Pokorny und Sprengnagl, hat in Großau (Ortsteil von Bad Vöslau) ein Geschäft aufgebaut, in dem er neben Bioprodukten auch Magic Mushrooms verkauft.
Tatjana Walcha: Schulfreundin der Toni und Chefin der Stadtbücherei Bad Vöslau, hat der Toni dort einen Teilzeitjob verschafft.
Dorothea Hanifl: Doppelhausnachbarin der Pokornys und ständiges Ärgernis.
Hugo Holler: cholerischer Baumeister, der sich mit jedem anlegt. Seine Pläne für ein riesiges Appartementgebäude am historischen Badplatz stoßen in der Stadtgemeinde auf Widerstand.
Waldemar Lieblich: ehemaliger Opernstar, schwer herzkrank.
Elisabeth Lieblich: ehemalige Revuetänzerin und Ehefrau des Opernstars. Zeigt Hugo Holler öfters wegen Bauübertretung bei der Gemeinde an.
Franz Schöberl: Nachbar des Ehepaars Lieblich und Schwager von Elisabeth, kümmert sich um den kranken Waldemar und hilft bei alltäglichen Arbeiten.
Heidrun Zwatzl: stammt aus der DDR und hat von ihrem Vater, der bei der Stasi war, Abhörequipment geerbt. Sie bespitzelt ihre Nachbarn mit versteckten Kameras und Mikrofonen.
Roswitha (Rosal) Fratelli: Putzfrau beim Ehepaar Lieblich und Freundin von Liesl Katzinger.
Ganz Bad Vöslau ist an diesem herrlichen Frühlingstag auf den Beinen, um die mehr oder weniger trainierten Hobbysportler bei ihrem Laufunterfangen zu unterstützen, gilt es doch, einen 1,29 Kilometer langen Rundkurs innerhalb einer Stunde so oft wie möglich zu absolvieren. Klar gibt es da für den Otto Normalläufer neben den Profis nicht viel zu gewinnen. Und nach der gestrigen Kaiserschmarrnparty mit Weinbegleitung wurden die hohen Ambitionen des einen oder anderen Hobbyläufers sowieso zurückgeschraubt. Gestartet wird wie jedes Jahr vom Badplatz, der majestätisch zwischen dem ehemaligen Café Thermalbad, dem Thermalbad und dem Hotel Stefanie liegt.
Dieses Jahr ist die Stimmung nicht so ausgelassen wie beim letzten Kurstadtlauf. Zwar ist die Stadtgemeinde ordentlich herausgeputzt worden, und alles scheint äußerlich wie immer. Doch der Pokorny, der eben mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Streckenabsperrung humpelt, spürt, dass Ärger in der Luft liegt. Im sonst so beschaulichen und friedlichen Bad Vöslau sind gleich drei Polizeistreifen bei einem Hobbylauf durchaus ungewöhnlich. Sogar sein Freund, der Gruppeninspektor Sprengnagl, ist anwesend. Er begrüßt ihn grinsend und deutet auf den bandagierten Knöchel vom Pokorny. »Servus, nicht schlecht, sogar mit Verband. Muss die Toni schon wieder alleine laufen?«
Ach ja, das mit dem Kurstadtlauf ist für den Pokorny so eine Sache. Was, um ehrlich zu sein, eigentlich für jegliche sportliche Aktivität gilt. Er bewegt sich in der Regel so wenig wie möglich, Spazieren oder Wandern sind ihm ein Gräuel und werden auch mit Beagledame Maxime aufs absolute Minimum beschränkt. Und wenn er doch in die Nähe sportlicher Aktivitäten kommt, dann nur auf seinem E-Bike. Dementsprechend unfit drückt er sich Jahr für Jahr mittels vorgetäuschter Verletzungen vor der Teilnahme am Bad Vöslauer Kurstadtlauf. Mal ist es eine Verkühlung, mal eine Oberschenkelzerrung, aber auch eine akute Wadenverhärtung hat schon einmal einen Start erfolgreich verhindert. Die Prellung der rechten großen Zehe vom letzten Jahr war der Höhepunkt seiner peinlichen Ausreden und führte im Eheleben der Pokornys zu ordentlichen Turbulenzen. Dieses Mal allerdings ist er wirklich verletzt, und da kommt ihm jetzt sogar ein Grinser aus.
»Hallo, Sprengi, ob du’s glaubst oder nicht, diesmal ist es keine Ausrede.« Er bückt sich und nimmt die Maxime auf den Arm. »Die süße Schlawinerin hat sich wieder einmal ins Schlafzimmer geschlichen, und ich bin über sie drübergefallen.«
»Au weh, die Arme! Hoffentlich ist ihr nichts passiert.« Besorgt streichelt ihr der Sprengnagl liebevoll über das Köpfchen.
»Na, du bist mir ein Freund! Ihr geht es gut, nur meinen Bändern nicht, tut ordentlich weh.« Sein dick eingebundener Knöchel erinnert entfernt an eine einbandagierte Schweinshaxe.
Der Sprengnagl legt seinem Freund mitfühlend die Hand auf die Schulter. »Autsch, das schaut wirklich gar nicht gut aus. Dafür musst halt nicht mitlaufen.«
»Ja, ja, hat die Toni auch schon festgestellt. Hast du heute nicht frei? Und sind drei Streifenwagen nicht ein bisserl viel Polizei für die paar Läufer? Macht leicht die Landeshauptfrau mit?«
»Scherzkeks. Nein, die von der LLPP, der Linksliberalen Piratenpartei, haben am Schlossplatz eine Demo angemeldet. Der Inspektionskommandant rechnet damit, dass die Teilnehmer in Richtung Badplatz abwandern werden, um hier beim Kurstadtlauf zu demonstrieren. Deshalb wird zur Sicherheit mehr Personal aufgeboten, und als ortsansässiger Kripobeamter der Kriminaldienstgruppe darf ich heute präventiv Dienst schieben. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen.« Er schnaubt verstimmt und verzieht das Gesicht.
»Wogegen demonstrieren die Piraten?«
»Es geht um den Umbau des Badplatzes. Das alte Café Thermalbad soll abgerissen und durch ein mehrstöckiges Appartementhaus ersetzt werden. Dagegen laufen nicht nur die Piraten Sturm, nein, auch ein paar ansonsten friedliche Gemeindebürger steigen auf die Barrikaden. Hast du denn davon nichts mitbekommen?«, fragt er verwundert.
»Nein, weißt eh, mich interessiert so ein Gerede nicht.«
Bevor der Sprengnagl weiterreden kann, meldet sich sein Funkgerät, er lauscht, nickt und verabschiedet sich von seinem Freund. »Muss weg. Ich meld mich später, servus.«
Der Pokorny schaut ihm versonnen nach und sieht, wie sich tatsächlich ein Pulk gelb-schwarz bekleideter Anhänger der Piratenpartei unter die friedlichen Zuschauer mischt. Träge bewegen sich die Fahnen der Demonstranten im angenehm warmen Mailüftchen, nur hin und wieder zuckt eine, verursacht durch den Rempler eines Gegners der Demonstration.
Die Toni, des Sportmuffels allerbeste Ehefrau der Welt, hat aufgrund ihres guten fünften Platzes vom Vorjahr bei den Topsportlern Aufstellung genommen und erspart sich dadurch die Menge der restalkoholgeschwängerten Hobbyläufer. Für ihr erklärtes Ziel, endlich mal aufs Podest zu kommen, hat sie die letzten Wochen hart trainiert.
»Hallo, Pokorny, komm rüber zu mir. Von da siehst besser auf die Demo.« Die alte Frau Katzinger, die Ich-weiß-alles-über-jeden-Gemeindebürgerin, sitzt am Rand des Freiheitsbrunnens, dem zentralen Element am Badplatz vor dem Thermalbad, und winkt mit ihrem Stock. Kaum einen Meter sechzig groß, schwingt sie ihre in orthopädischen Schuhen steckenden kurzen Beine vor und zurück. Bei dem Gedränge trifft sie so den einen oder anderen Zuschauer, entsprechend der Größe des Opfers, zwischen Kniekehle und Lendenwirbelbereich. Entrüstete Kommentare übergeht sie, ohne eine Miene zu verziehen.
Bei ihr angekommen, wird der Pokorny gleich nett begrüßt: »Na, wie geht’s dir nach der gestrigen Sauferei?« Sie grinst mit ihren falschen Zähnen wie ein Isländer-Pferd aus Großau.
»Ah, die Frau Katzinger. Freundlich wie eh und je«, brummt er und ist bemüht, sich die schmerzhafte Bänderverletzung nicht anmerken zu lassen. Weil komisches Gerede benötigt er in seinem angeschlagenen Zustand wie ein eitriges Wimmerl auf der Nase.
Doch sie durchschaut den hilflosen Versuch. »Das ist echt gemein, nur weil ich mit meinen Hühneraugen so daherwackel, brauchst mich nicht nachäffen und auf Hinkebein machen. Kruzitürkn, so etwas macht man nicht mit einer alten Frau!«, sagt sie entrüstet.
»Ich äffe Sie nicht nach. Die Maxime hatte es sich vor dem Bett gemütlich gemacht, und ich bin …«
Er kann den Satz nicht fertig sprechen, sie schaltet sich sofort ein: »… sturzbesoffen drübergefallen … und jetzt ist das arme Hunderl schuld, oder?« Sie streichelt die Maxime, die zuerst schnüffelt und dann beginnt, die Finger der Katzinger abzulecken. Der Pokorny will gar nicht wissen, was, höchstwahrscheinlich Reste eines Speckstangerls, die Leibspeise der alten Frau. »Unschuldiges Viecherl, und jetzt ist dein Herr natürlich schwer verletzt. Schauen wir mal, wo es ihm wehtut.« Seinem Blick folgend beugt sie sich nach unten und klopft mit dem Stock auf die Bandage. Sicher ist sicher, man weiß ja nie.
»Aua, sind Sie verrückt? Glauben Sie, ich hab’s nötig, extra für Sie eine Ausrede zu suchen?«, ruft der Pokorny gereizt und greift sich an den Knöchel.
»Ma, du Armer, ist’s wirklich so arg?« Sie holt aus und versucht, die Schmerzgrenze vom Pokorny mit einem weiteren Schlag auszutesten.
Mit der freien Hand greift er verärgert nach dem Stock. »Einmal noch und ich verheiz Ihre Gehhilfe, verstanden?«
Dank der Bürgermeisterin bleibt ihm die Katzinger die Antwort schuldig, sie kneift die Augenbrauen zusammen und deutet auf die Gemeindechefin am Rednerpult.
»Guten Morgen, liebe Sportbegeisterte und Fans. Bevor es gleich losgeht, möchte ich den diesjährigen Hauptsponsor des Kurstadtlaufes vorstellen. Es ist die renommierte Holler-Bau GmbH, vertreten durch den Firmenchef, Herrn Hugo Holler.«
Zwischen dem verhaltenen Applaus sind vereinzelt Buhrufe aus dem Lager der Piraten und ihrer Anhänger zu hören, die bisher trägen Bewegungen der schwarz-gelben Fahnen des Widerstands werden von heftigem Schwenken abgelöst.
»Bitte, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Herr Holler ist ein Förderer der Gemeinde und wird auch den Umbau des früheren Cafés Thermalbad finanzieren und durchführen. Dafür möchte ich mich im Namen der Stadtgemeinde Bad Vöslau schon jetzt recht herzlich bedanken.« Die weiteren Dankesworte an den neben ihr stehenden Baumeister gehen in Zwischenrufen wie »Scheiß-Kapitalistensau!«, »Korrupte Politiker!« sowie einem heranfliegenden Ei unter. Am hellgrau gestreiften Baumwollkostüm der Bürgermeisterin rinnt ein gelbgrüner Eidotter, von einem gewaltigen Schwefelgeruch begleitet, zäh hinunter. Aufgrund der ekelhaften Geruchsbegleitung kann man vermuten, dass das proteinhaltige Attentat von langer Hand geplant war. Die beiden nachfolgenden Eier verfehlen die Bürgermeisterin nur dank des heldenhaften Einsatzes des Sportrates. Wie es sich für einen braven Parteisoldaten gehört, wirft er sich als Schutzschild vor seine Chefin und kassiert frontal zweimal Gelbgrün.
»Siehst, Pokorny. Ich hab dir ja gesagt, das ist ein guter Platz«, stellt die Katzinger zufrieden fest. »Weit weg vom Schussfeld, aber nahe genug, um nichts zu verpassen.«
Er nickt anerkennend. »Stimmt, besser geht’s nicht. Die Eier hat übrigens der Typ mit der Baseballkappe geworfen.«
»Das ist der Wotan Fetzer, der Obmann von den Piraten. Ein radikaler Trottel in meinen Augen. Na gut, was soll auch aus dir werden, wenn dich deine Eltern mit dem Vornamen Wotan strafen. Jetzt sperr die Ohren auf: Der Wotan war der Hund vom Zeus, also vom Chef der römischen Götter. Na, was sagst? Weiß ich alles aus der Millionenshow mit dem Assinger.«
Innerhalb eines einzigen Satzes einen derartigen Blödsinn daherzureden, da beutelt es den Pokorny aber gewaltig durch. »Da haben Sie wohl bei der Auflösung ein kleines Nickerchen eingelegt. Wotan war kein Hund, sondern der oberste germanische Kriegsgott«, doziert er. »Und der Chef-Gott Zeus war ein Grieche und kein Römer.«
»Ma, fallt dir nix Besseres ein, als einer alten Frau ihre kleinen Fehler reinzuwürgen? Ist das nicht wurscht? Jedenfalls ist Wotan doch eine Ansage, oder? Da kannst ja nur ein Radikalinski werden.« Während sie sich noch über den Pokorny ärgert, wird die blond gefärbte Haarpracht der Bürgermeisterin durch einen senkrecht einschlagenden Paradeiser zerstört.
»Na geh, jetzt wird’s grauslich. Da schau rauf, der Grantler-Ludwig. Ein alter Schnorrer mit Fixzimmer im Hotel Stefanie. Der ist auch gegen den Umbau des Badplatzes.«
»Arbeiten er und der Fetzer zusammen?«
»Die beiden? Niemals, die verbindet nur der Ärger über die korrupten Politiker und die Verschandelung des historischen Platzes.« Sie schneidet eine Grimasse.
Der Pokorny verzieht das Gesicht. »Dass es überhaupt so einen Wirbel um den Umbau des Badplatzes gibt. Ich mein, normal sind die Einheimischen doch friedliche Zeitgenossen, und jetzt demonstrieren sogar die Mitarbeiter und Patienten der Kuranstalt gemeinsam.« Er deutet auf eine Gruppe Personen in weißen Kitteln sowie mit Rollatoren bewaffnete Demonstranten.
Das mit dem Umbau des früheren Cafés Thermalbad hat eine lange Geschichte, die der erst vor knapp acht Jahren zugezogene Pokorny nicht kennen kann. Das war so: Nach dem Konkurs des Pächters des früheren Cafés Thermalbad verkaufte die ständig in Geldnöten befindliche Stadtgemeinde die 1830 erbaute Villa Pereira-Arnstein, in der sich das Café befindet, an die Holler-Bau GmbH. Zugesagt war eine Erhaltung und Revitalisierung des historischen Gebäudes, wofür es auch einen vom Gemeinderat abgesegneten Einreichplan gibt. Doch nach dem Verkauf an den Baumeister wurde daraus das vierstöckige Megaprojekt Appartementhaus Thermal. Eine breite Bürgerbewegung formierte sich und bezog massiv Stellung gegen das Bauvorhaben. Die sonst so friedliche Stadtgemeinde spaltete sich in zwei Lager auf: Die Gegner des Umbaus, die den historischen Platz vor dem Thermalbad auf ewig verschandelt sahen, standen den Befürwortern einer Modernisierung unversöhnlich gegenüber. Eine Woge der Entrüstung brauste durch die Bevölkerung, und schließlich wurde eine Bausperre verhängt, welche die Lage aber bis zum heutigen Tag nicht zu beruhigen vermochte. Dass sich die Bürgermeisterin heute mit Hugo Holler als Hauptsponsor zeigt, werten die Gegner als Kampfansage.
»Ist schon schade um das Caféhaus«, meint die Katzinger. »Früher war ich dort immer morgens auf eine Melange und eine von diesen geilen Cremeschnitten. Aber trotz der guten Lage haben die Pächter das Lokal in den Sand gesetzt, und die Gemeinde mit ihren maroden Finanzen hat’s dann schwups an den Baumeister verkauft. Bin gespannt, wann die Polizei eingreift. Dein Sprengnagl hält sich ja fein im Hintergrund.«
Tatsächlich scheint der Gruppeninspektor – der mit seinen ein Meter dreiundneunzig die meisten Teilnehmer und Zuschauer überragt – wie seine Kollegen nur mäßig daran interessiert, die Situation zu entschärfen. Der Pokorny hofft nur, dass der Sprengnagl da keinen Fehler begeht. Weil entspannt ist die Lage schon längst nicht mehr. Und dabei hat sich der Holler bisher noch gar nicht zu Wort gemeldet.
Gegenüber den Eieraktivisten entdeckt der Pokorny den Schöberl, einen Bekannten von gemeinsamen Spaziergängen im Wald. Lange waren sie still aneinander vorbeigegangen, da stellte sich quasi eines Tages der Hund vom Schöberl, die Romy, der Maxime vor. So kamen die beiden eher schweigsamen Herren ins Gespräch.
Der Schöberl sieht ihn, winkt und beugt sich anschließend zu einem vor ihm im Rollstuhl sitzenden Mann hinunter. Daneben steht eine vollschlanke schwarzhaarige Frau, die der Pokorny noch nie gesehen hat.
»Kennen Sie die Leute beim Schöberl?«, flüstert er der Katzinger ins Ohr.
»Kennen … wen? Warum redest denn auf einmal so leise?« Sie fährt sich ans linke Ohr und beginnt, an ihrem Hörgerät herumzuwerkeln. »Meine Lautsprecher, echt arg. Schau mal!« Sie macht Anstalten, sich die In-Ear-Ohrstöpsel aus den Ohren zu fischen.
»Bitte nicht! Die kenn ich schon.« Mit Graus und einem Würgereiz im Hals erinnert er sich an die Schmalzpfropfen im Ohr von der Katzinger. Vor ein paar Monaten hat sie ihm diese einmal bei einem Espresso unter die Nase gehalten.
»Ma, was bist denn so panisch? Dann halt nicht. Was ist jetzt, was wolltest wissen?«
Die Wortgefechte der Gegner des Bauprojektes werden immer heftiger, deshalb wiederholt der Pokorny seine Frage, diesmal lauter: »Wer die Frau und der Mann beim Schöberl sind?«
»Den Fettwanst im Rollstuhl und die auf jung geschminkte Eiskönigin meinst?«, schreit sie und zeigt mit ihrer Hand hinüber.
»Pscht! Wenn die uns hören. Müssen Sie so grauslich reden?«, zischt er und drückt ihre Hand nach unten. »Und nehmen S’ Ihre Hand runter, schnell!«
»Aua! Das tut weh.« Sie verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. »Rheuma, Pokorny, Rheuma. Sei nicht so grob. Weißt, wenn ich’s nicht besser wüsste, ich tät sagen, du bist ein Weichling. Die zwei sind eh was Besseres. Die hören so was nicht einmal, wenn du danebenstehst.«
So, und jetzt versteht der Pokorny nur mehr Bahnhof, die alte Frau freilich bemerkt seinen verständnislosen Blick. »Die Eiskönigin ist die Elisabeth Lieblich, und der Fettwanst im Rollstuhl ist ihr Mann, der Waldemar. Früher mal Opernsänger und jetzt ein herzkrankes Wrack.«
»Herzkrankes Wrack. Wieso?«
»Was weiß ich, er hat’s beim Singen halt übertrieben, und jetzt spielt das Herz nicht mehr mit. Damit’s funktioniert, haben die ihm so ein Kasterl als Taktzähler eingebaut. Sonst ist es aus mit ihm.« Sie nickt bekräftigend und seufzt.
Der Pokorny verzichtet darauf, ihr den Begriff Herzschrittmacher näherzubringen. Jetzt, wo die Katzinger beim Tratschen gerade so einen Lauf hat, will er nicht ungut auffallen und bremsen.
»Jetzt muss er Tabletten schlucken ohne Ende … Der war früher so nett, vor dem Siechtum halt. Eine arme Sau, gell?« Sie schaut den Pokorny an und zuckt mit den Schultern.
»Reden S’ doch nicht schon wieder so grauslich.« Mit ihrer robusten Ausdrucksweise hat er so seine Probleme. »Und die Frau Lieblich?«
»Die Elisabeth Lieblich glaubt, sie wär was Besseres, kommt aus der feinen Badener Gesellschaft. Kennst du von früher noch die Lieblich-Zwillinge?« Als er verneint, verdreht sie die Augen. »Du bist schon irgendwie eigen. Wohnst seit … hm … fast ewig in Vöslau und kennst niemand, also fast niemand. Dabei waren doch die Lieblich-Zwillinge früher berühmte Revuegirls. Die haben immer aufreizend getanzt und die Arme und Beine durch die Gegend geschmissen.« Sie reißt die Hände in die Höhe und streckt abwechselnd das linke und dann das rechte Bein aus. Den tödlichen Blick eines vor ihr stehenden Zuschauers, dem sie mit ihrem orthopädischen Schuh zum wiederholten Male in die Lendenwirbel getreten hat, ignoriert sie gnadenlos.
»Die sind oft in den Klatschmagazinen und in der Fernsehkisten aufgetreten. Immer zu zweit, weil ein Zwilling ist kein Zwilling«, kichert sie, vom eigenen Witz begeistert, und schüttelt wegen des ausbleibenden Lachers vom Pokorny enttäuscht den Kopf. »Bis halt ihre jüngere Schwester, die Helene, gestorben ist. Ein Unfall nach einem Auftritt, die Arme. Und der Schöberl … na, der war erst arm. Ma, was der geweint hat, ohne Ende. Der war fertig mit dem Leben, der bedauernswerte Mann«, seufzt sie und greift sich theatralisch an die Brust.
»Was hat denn der Schöberl mit den beiden zu tun?«
»Na, der war doch mit der Helene verheiratet und wohnt neben den Lieblichs. Der war früher Pfleger. Ein sehr netter Mann. Angeblich hilft er der Eiskönigin immer, wenn’s Zores mit dem Waldemar gibt.«
»Zores?«
»Na ja. Dauernd ist was. Wenn’s dir hundsmiserabel geht, bist halt auch nicht mehr der Netteste. Und die Eiskönigin hat sich immer schon komisch aufgeführt, also wegen ihrem Waldemar, ja, ja!«
»Wieso sagen Sie eigentlich immer Eiskönigin zu ihr?«, fragt der Pokorny interessiert, weil irgendwann muss er ja doch nachhaken.
»Wennst die anschaust, friert dir das Gesicht ein. Quasi die Medusa, auf kalt getrimmt. Die Augen … schwarz wie die Hölle. Viel Gefühl hat’s nicht in sich. Schau, wie abfällig die auf ihren Mann runterschaut.«
Der Pokorny kann da jetzt nichts Abfälliges erkennen und die Katzinger mit ihrer handtellergroßen verschmierten Fliege-Puck-Brille sicher auch nicht. »Na, wenn Sie meinen.«
»Ja sicher, glaub mir, da kenn ich mich aus.« Grimmig dreinschauend klopft sie ihm mit dem Griff ihres Stockes zwischen die Schulterblätter, und wieder ist er knapp dran, ihr die Gehhilfe zu entreißen. Freilich bemerkt sie, dass ihr enthusiastischer Ausbruch beim Pokorny keinen Freudentaumel auslöst, und grinst entschuldigend.
»Woher wissen Sie so viel über die Familienverhältnisse der Lieblichs?«
»Na, meine Freundin, die Rosal, bürgerlich Roswitha Fratelli, putzt einmal in der Woche bei der Eiskönigin den Dreck weg. Frage nicht, was die da alles mitbekommt.« Sie macht eine wegwerfende Handbewegung.
Mittlerweile hat sich der Holler das Mikrofon der derangierten Bürgermeisterin gekrallt und hebt versöhnlich eine Hand. »Werte Mitbürger, bleiben Sie ruhig, ich verspreche Ihnen …«, sagt er in besänftigendem Tonfall, bevor ihm sprichwörtlich der Saft abgedreht wird. Er klopft auf das Mikrofon und schaut hilfesuchend zum Technikerpult.
»Pokorny, schau, noch so ein Vöslauer Original. Da, neben dem Fetzer. Die Heidrun Zwatzl, ein Überbleibsel aus der DDR. Hat dem Fetzer gerade ein Ei geklaut und … ui, ui, jetzt kriegt auch der Investor sein Fett ab.«
»Dafür winkt der Beklaute mit einem Stecker. Der pfeift sich gar nix und hat dem Holler einfach den Strom abgedreht. Jetzt muss die Polizei aber langsam in Bewegung kommen, sonst wird’s gleich heftig«, bemerkt der Pokorny nervös.
Wie erwartet trifft das Ei den Holler, und zwar mitten ins Gesicht. Der Schädel des als Choleriker bekannten Baumeisters läuft unter den stinkenden gelbgrünen Eierresten rot an. Als wäre das nicht schon genug, wirft die Lieblich, mit ausladender Handbewegung, ebenfalls etwas nach dem Baumeister.
»Hat die Eiskönigin dem jetzt einen Stein auf den Schädel geworfen? Ja, spinnt die komplett?«, schimpft die Katzinger. »Der blutet ja! Schau dir den grauslichen Gatsch an, der dem runterrinnt.«
Tatsächlich läuft dem Holler von der Stirn über Gesicht und Hals ein rotes Bächlein einer undefinierbaren Masse hinunter.
»Schaut eklig aus. Sein Hirn wird’s aber nicht sein. So, wie sich der aufführt, kann da nicht viel runterrinnen«, spottet die Katzinger.
»Wo haben Sie eigentlich Ihr freundliches Wesen her?«
»Das ist jetzt wurscht. Schau, jetzt hat auch der Schöberl einen Stein geworfen, und der Holler, pfui, kostet den Gatsch, der ihm runterrinnt. Ma, graust dem vor nix?« Sie verzieht angewidert den Mund.
Der Inspektionskommandant hat sich mittlerweile mit drei Kollegen zur Bürgermeisterin vorgekämpft. Er zückt sein mitgebrachtes Megafon, um Ruhe in die aufgeheizte Stimmung zu bringen.
Da hat er aber die Rechnung ohne die Lieblich gemacht. Mit schnellen Schritten drängt sie sich durch die Menge der Zuschauer und entreißt ihm das Megafon. »Holler, Sie Prolet, ersticken Sie daran! Dann haben wir es hinter uns.« Wieder wirft sie etwas nach ihm, dreht sich im Kreis und brüllt: »Nieder mit ihm, der verschandelt uns die Gemeinde!«
Der Kommandant starrt entgeistert auf die sich immer heftiger beflegelnden Streithähne. Die Lieblich provoziert den Holler, bis ihm die Sicherungen durchbrennen, und kassiert daraufhin eine Ohrfeige, die sie in Richtung Friedensbrunnen schleudert. Der Schöberl springt den nacheilenden Holler von hinten an und würgt ihn mit bloßen Händen.
Mit der Maxime auf dem Arm rettet sich der Pokorny zur mittlerweile am Brunnenrand balancierenden Katzinger. Beide beobachten entsetzt den Mob, für den es jetzt kein Halten mehr gibt. Die Aktivisten der Piratenpartei, die Gegendemonstranten, die Patienten der Kuranstalt, die Weißkittel, ja sogar einige Läufer beteiligen sich an der Massenschlägerei.
Erst nach zwanzig Minuten hat die Polizei, mit Unterstützung der örtlichen Feuerwehr, die Lage unter Kontrolle. Die nachfolgende Bestandsaufnahme der verursachten Verletzungen: vier ausgeschlagene Schneidezähne, sechs gebrochene Nasen, ein Jochbeinbruch, eine ausgekugelte Schulter, ein Oberschenkelhalsbruch eines Geriatriepatienten sowie unzählige blaue Augen, Platzwunden und Abschürfungen. Das alles verblasst aber sofort und wird zur Nebensächlichkeit, denn neben dem umgekippten Rollstuhl am Boden liegt, mit weit aufgerissenen Augen, verzerrtem Mund und so tot, wie man nur tot sein kann, der Waldemar Lieblich. Sein Hemd ist bis zum Nabel aufgerissen, daneben kauert, schwer atmend und mit Tränen in den Augen, der Schöberl. All seine Versuche, den Lieblich mittels Herzdruckmassage zurückzuholen, waren vergeblich.
Die Toni konnte sich in letzter Sekunde in den Brunnen retten und steht jetzt, am ganzen Körper zitternd, bis zu den Knien im Wasser. Der Pokorny weiß, was der Sprengnagl die nächsten Stunden machen wird: Als Kripobeamter muss er rasch die Lage einschätzen und danach in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft entscheiden, wohin die Leiche gebracht und ob externe Unterstützung benötigt wird. Des Weiteren gilt es, Zeugen zu befragen, Protokolle zu schreiben und so weiter. Der Pokorny schaut seinen Freund, der gerade den Schöberl vorsichtig vom Toten wegzieht, fragend an. Der Gruppeninspektor zuckt mit den Schultern und deutet den Pokornys, nach Hause zu gehen.
***
Der Tag ist nicht mehr zu retten. Den lädierten Fuß hochgebettet, zwei Fünfhundert-Milligramm-Parkemed-Schmerztabletten intus, gibt sich der Pokorny seinem Leid hin. Auch die Toni ist durch den Wind. Mit dem, was an diesem herrlichen Frühlingstag passiert ist, sind beide überfordert. Ja gut, im Fernsehen gibt es fast täglich Demonstrationen mit Ausschreitungen, Verletzten und sogar Toten zu sehen. Aber in Bad Vöslau? Beide hoffen auf Informationen vom Sprengnagl, stellen sich aber auf eine längere Wartezeit ein. Dreihundertachtzig Läufer waren für die Veranstaltung angemeldet, mit den Zuschauern und Demonstranten zusammen kann von mehr als sechshundert potenziellen Zeugen ausgegangen werden. Daher wird es siebzehn Uhr, bis der Gruppeninspektor bei den Pokornys auftaucht.
Kaum dass er sich erschöpft auf die Wohnzimmercouch fallen lässt, wird er schon vom Pokorny bestürmt. »Was ist passiert? Wieso habt ihr nicht früher eingegriffen? Was meint der Arzt?«
»Willi, lass ihn doch erst einmal zur Ruhe kommen. Schau, wie erledigt er aussieht«, sagt die Toni und dreht die Espressomaschine auf. »Magst du etwas trinken? Einen Kaffee?«
»Danke, keinen Kaffee mehr. Mir tut schon der Magen weh. Gib mir lieber einen Veltliner. Mir ist heute schon alles wurscht. Gut, dass ich euch weggeschickt hab. Kurz danach ist die Frau Chefinspektorin auf ihrer 1200er BMW eingetroffen, hat die Laufveranstaltung für beendet erklärt und uns zur Begrüßung gleich die Hölle heißgemacht. Der Lieblich könnte noch leben, wir wären alle unfähig, hätten früher einschreiten müssen, bla, bla, bla.«
So erregt hat der Pokorny seinen Freund schon lange nicht mehr gesehen. »Das ging aber schnell. Woher hat die gewusst, was da abgeht? Hast du sie verständigt?«
»Da, dein Achterl, trink und dann erzähl«, verlangt die Toni.
Der Sprengnagl bedankt sich und nimmt einen genussvollen Schluck. »Als wäre das Ganze nicht schon so eine einzige Katastrophe gewesen, da brauche ich die Frau Chefinspektorin Ottilia Wehli wie einen Kropf. Wenn die so siebengescheit daherredet, hilft uns das überhaupt nicht weiter. Wahrscheinlich hat die Staatsanwältin nach meinem Anruf das LKA angefordert.«
Der Pokorny meint achselzuckend: »Versteh mich nicht falsch, aber ihr habt euch schon Zeit gelassen. Die Katzinger und ich waren beim Brunnen, also, ich hätte schon früher …«
»Ich kann das nicht mehr hören!« Er stellt sein Weinglas aufgebracht auf den Couchtisch und verschüttet einen Teil. »Sorry, aber echt, mir reicht’s! Die Stimmung ist schon lange aufgeheizt. Wenn wir da jedes Mal, wenn was hochkocht, gleich einschreiten würden, dann stünde hier alles still. Ich habe dir schon gesagt, dass die Demo der Piraten am Schlossplatz genehmigt war, aber der Fetzer hat sie einfach auf den Badplatz verlegt. Der hat das geschickt eingefädelt, seine Leute haben sich wie auf ein Kommando in alle Windrichtungen verstreut und am Badplatz wiedergetroffen. Wir haben keine Chance gehabt, das zu verhindern, und dann ist alles blitzschnell gegangen.«
»Blöd gelaufen. Was ist mit dem Lieblich passiert?«, fragt der Pokorny.
»Wissen wir nicht. Wie immer hat keiner etwas mitbekommen. Erst nachdem wir die Lager trennen konnten, haben wir gesehen, dass der Lieblich am Boden liegt. Der Schöberl hat noch versucht, ihn zu reanimieren, zwecklos. Sein zufällig anwesender Hausarzt, Dr. Gimborn, konnte nur mehr den Tod feststellen.«
»Laut der Katzinger ist der Lieblich schwer herzkrank gewesen. Was macht der bei so einer Veranstaltung? In der Menge mit dem Rollstuhl, da bekommst eh kaum Luft, und wenn er sich dann noch aufgeregt hat …« Der Pokorny schüttelt den Kopf.
Der Sprengnagl nickt. »Sein Hausarzt hat von der Terrasse des Hotels Stefanie zugesehen und sich auch gewundert. Der Lieblich verlässt sonst kaum mehr das Haus, und ausgerechnet beim Kurstadtlauf ist er mitten im Publikum. Dr. Gimborn geht, wie der Notarzt, von einem Herzinfarkt aus, es sind keine Spuren einer Fremdeinwirkung zu sehen. Die Wehli hat den Toten schon vom Bestatter Lagrange abholen lassen. Da die Lieblichs ein Urnengrab haben, wird er wohl verbrannt werden.«
»Kaum tot, schon im Kühlraum«, stellt der Pokorny fest. »Die macht sich’s leicht. Will sie den wirklich so schnell freigeben?«
»Ich hab die Wehli auf die Krankengeschichte des Toten hingewiesen. Ob sie weitere Untersuchungen durchführen lässt, entscheidet sie in Absprache mit der zuständigen Staatsanwältin in Wiener Neustadt, nicht aber mit dem kleinen Kripobeamten von der PI Bad Vöslau. Mehr kann ich nicht tun, es ist jetzt ihre Leiche.« Er wendet sich ab und wischt mit einem Taschentuch den verschütteten Wein auf.
»Ohne weitere Spuren wird es mit der Vorgeschichte bei Verdacht auf Herzinfarkt kaum eine Obduktion geben«, meint der Pokorny. »Aber die Katzinger hat mir erzählt, der Lieblich hätte einen Herzschrittmacher getragen. Wenn das stimmt, wird die Leiche vor der Einäscherung sowieso geöffnet und der Schrittmacher entnommen. Die Batterie könnte bei neunhundert Grad nämlich explodieren. Das Risiko gehen die Krematorien nicht ein, die sind auf ihre teuren Schamottöfen heikel. Und wenn die den Toten schon offen haben, können sie ihn gleich genauer unter die Lupe nehmen und ein Fremdverschulden definitiv ausschließen. Obwohl ich auch glaube, dass der Lieblich während der Schlägerei aus Panik einen Herzinfarkt erlitten hat und …«
»… und damit indirekt durch die Krawallmacher gestorben ist«, setzt die Toni fort.
»Die Wehli sieht das auch so«, sagt der Sprengnagl ärgerlich. »Schon praktisch, nicht wahr? Damit bleibt der tote Lieblich an der PI Vöslau kleben.«
»Reg dich nicht auf. Warum hat sich die Elisabeth Lieblich denn mit dem Holler so in die Haare bekommen?«, fragt die Toni.
Der Pokorny fasst nach: »Sogar einen Stein hat sie nach ihm geworfen. Nur wegen dem Holler’schen Appartementhaus wird sie wohl nicht zu so drastischen Mitteln greifen?«
»Gott sei Dank war es nur Holler-Kompott, was sie und der Schöberl auf den Baumeister geworfen haben. Der Hass der Lieblich auf den Holler rührt von seinem Bauprojekt neben ihrem Grundstück bei der Waldandacht. Da gibt es ständig Probleme, Anzeigen et cetera. – Aber was anderes, wahrscheinlich wird euch die Katzinger damit auch noch nerven. Sie hat angeblich einen Funken beim Lieblich gesehen, und zusammengezuckt soll er auch sein.« Über die Glaubwürdigkeit der Zeugin gibt das Augenverdrehen vom Sprengnagl genug preis. »›Einen blauen Funken‹, um sie korrekt wiederzugeben. Jedenfalls vermutet sie, dass der Lieblich von seiner Frau umgebracht wurde, weil die ihren Mann angeblich so hasst. Du bist angeblich ihrer Meinung …« Der Gruppeninspektor schaut seinen Freund fragend an.
»Blödsinn! Ich kenn die Lieblich doch gar nicht, woher soll ich wissen, ob sie ihren Mann hasst oder nicht? Während der Schlägerei bin ich neben der Katzinger am Brunnenrand gestanden, aber ein blauer Funke ist mir nicht aufgefallen. Die phantasiert sich da was zusammen.«
»Ich glaube, die schaut sich zu viele Krimis an«, bemerkt die Toni mit einem Lachen.
»Sonst werdet ihr nicht viel haben«, vermutet der Pokorny.
»Das Übliche halt. Unergiebige Zeugenbefragungen, Aufnahme von Anzeigen wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verleumdung und dazu die normalen Gemeinheiten, die man bei so einem Anlass den verhassten Nachbarn leicht unterschieben kann.« Er schaut die beiden erschöpft an. »Kann gut sein, dass euch die Wehli auch noch befragen wird.«
»Hast du uns …?«, erkundigt sich die Toni argwöhnisch.
»Euch verraten? Nein. Der Kommandant hat mich mit dem Pokorny reden sehen. So hat die Wehli Wind von eurer Anwesenheit bekommen und sich gewundert, dass ihr nach dem Chaos nicht mehr da wart. Die Katzinger hat euch entschuldigt und gemeint, der Pokorny sei ein körperliches Wrack und sei von der Toni huckepack nach Hause getragen worden.« Er schmunzelt. »Ob das deine Lage bei ihr verbessert, ist fraglich. Strafrechtlich eher ja, persönlich na … weißt eh. Sie freut sich halt über alles, was sie uns anhängen kann.«
»Haha, witzig. Dass die auch keine Ruhe geben kann!«, schimpft der Pokorny.
»Vergiss es, die O-Weh war durch ihre internen Kanäle schon seit Längerem über die aufgeheizte Stimmung und die parallel zum Kurstadtlauf in der Gemeinde angemeldete Demonstration bestens informiert. Seltsamerweise wurden uns trotzdem weniger Beamte als angefordert genehmigt. Zehn hat der Kommandant angefordert, sechs wurden genehmigt. Und jetzt sagt sie, sie sei mehr als enttäuscht über die schlechte Polizeiarbeit. Wenn sie gewusst hätte, wie bei uns gepfuscht wird, wäre sie natürlich persönlich anwesend gewesen. Bla, bla, bla.« Er schnauft durch, zieht den rechten Mundwinkel verächtlich nach außen und hält der Toni sein leeres Weinglas hin.
»Die hat euch absichtlich anlaufen lassen«, stellt der Pokorny fest.
»Sie soll mich einfach in Ruhe lassen, mehr will ich gar nicht von ihr.«
»Ihr zwei Helden. Was erwartet ihr denn? Nach dem Fiasko mit der Soko darf sie sich keinen Fehler mehr leisten. Deshalb sucht sie vorsorglich Schuldige«, sagt die Toni. Sie zwickt die Nase vom Pokorny zwischen Mittel- und Zeigefinger ein und schüttelt zärtlich seinen Kopf.
Das Fiasko rund um die missglückte Soko ist eine unangenehme Angelegenheit, die den Konflikt zwischen der Wehli und dem Sprengnagl zum Teil erklärt: Beide haben früher beim LKA Niederösterreich in St. Pölten im selben Team gearbeitet. Die Wehli als leitende Chefinspektorin in der Soko Friedhof, der Sprengnagl als der ihr unmittelbar unterstellte Gruppeninspektor. Mehrere junge Frauen waren getötet und am Friedhof in der Landeshauptstadt in frisch ausgehobene Gräber gelegt worden. Ein nicht beachteter Hinweis hatte dann zu einem weiteren Mord geführt, die Leiche einer jungen Frau war am Morgen der Bestattung des Altbürgermeisters tot in dessen geöffnetem Grab aufgefunden worden. Es hatte einen Riesenskandal gegeben, der nach gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen der Wehli und dem Sprengnagl disziplinäre Folgen gehabt hatte. Aufgrund der missglückten Ermittlungsarbeit war der angekündigte Wechsel ihres Chefs, Major Wambacher, ins BKA nicht genehmigt worden, und er machte die beiden dafür verantwortlich. Die Wehli wurde abgemahnt, verlor die Sokoleitung und die Chance auf eine baldige Übernahme des Chefsessels im LKA. Ihr unglückseliger Mitarbeiter wurde als Gruppeninspektor in die Kriminaldienstgruppe der Polizeiinspektion Bad Vöslau versetzt. Seitdem fordert ihn die Wehli gerne zur Unterstützung an und lässt ihn dann ihren Frust spüren.
»Halte besser deinen Kopf unter ihrem Radar«, rät die Toni dem Pokorny und lässt endlich seine Nase aus. »Einen Freizeitpolizisten wie dich verspeist die mit Haut und Haaren.«
Der Pokorny winkt ab. »Habt ihr euch die Zwatzl und den Fetzer genauer angesehen? Die zwei haben mit Eiern geworfen und dadurch richtig Schwung in den Streit gebracht.«
»Klar, den Fetzer schon, der wollte laut seiner Aussage nur den Holler und die Bürgermeisterin vorführen und weiter negative Stimmung gegen den Umbau machen. Ein Spinner. Und die Zwatzl war nicht mehr vor Ort anzutreffen. Die knöpfen wir uns gesondert vor, so wie einige andere. Sie war nämlich nicht die Einzige, die während unseres Eingreifens rasch das Weite gesucht hat.«
»Und keiner hat etwas gesehen?«, erkundigt sich die Toni. »Das gibt es doch nicht. Da waren Hunderte Leute am Badplatz.«
»Mehr als sechshundert sogar, es ist wirklich kaum zu glauben. Passiert leider oft, gerade in einem Gemenge geht vieles unter. Einige verschwinden gleich, andere wollen sich gar nicht erst einmischen.«
Der Pokorny nickt und bläst in Gedanken versunken eine Wange auf. »Was ist mit den Mobiltelefonen der Zuschauer?«
»Vergiss es, ein schwer kranker Mann ist an einem Herzinfarkt gestorben. Keine Hinweise auf Fremdeinwirkung. Wir können die Handys nicht einfach beschlagnahmen. Aber was wir tun, wir ersuchen die Zeugen, uns zweckdienliche Fotos oder Videos zur Verfügung zu stellen. Bisher allerdings Fehlanzeige. Neben dem Lieblich fand sich außerdem noch eine kaputte Brille, die bisher nicht zugeordnet werden konnte. Vielleicht bringt uns die Auswertung der Brunnenkamera etwas.«
»Es gibt eine Kamera am Freiheitsbrunnen?« Jetzt ist der Pokorny aber überrascht. »Wo soll die sein?« Schließlich hat er am Rand des Brunnens gestanden, aber eine Kamera ist ihm nicht aufgefallen.
»Nicht am, sondern ganz oben im Stein. Weiß keiner, wurde letztes Jahr wegen der Vandalenakte vorm Bad angebracht. Nicht ganz legal, aber wo kein Kläger, da kein Richter.« Der Gruppeninspektor grinst und zwinkert mit dem rechten Auge.
Die Toni drückt auf das Display des neuen Jura- Kaffeevollautomaten und bereitet sich einen Cappuccino mit Milchschaum zu. »Tsss, Überwachungsstaat in Vöslau! Ich bin erstaunt, dass ihr euch das traut.« Sie runzelt die Stirn und schaut irritiert. »Was hat denn der Schöberl erzählt? So schnell, wie der Erste Hilfe geleistet hat, muss er doch etwas gesehen haben?«
»Der hat sich mit dem Holler geprügelt und den Lieblich erst gesehen, als er schon am Boden lag. Dann hat er noch versucht, ihm zu helfen. Aber da war es schon zu spät. Das hat übrigens auch der Holler ausgesagt.«
Der Pokorny schürzt die Lippen. »Seine Frau muss doch was gesehen haben. Die stand ja direkt neben ihrem Mann.«
»Die Lieblich meint, sie könne sich an nichts erinnern. Alles sei so schnell gegangen, und sie hat sich während der Schlägerei zu den Bänken beim Eingang zum Thermalbad geflüchtet.« Der Sprengnagl trinkt einen letzten Schluck Veltliner, steht auf und schnalzt mit der Zunge. »Auf geht’s, ich muss noch ins Büro. Die Wehli wird sicher schon sehnlichst auf mich warten. Falls sie nach euch fragt … Ich sage ihr mal, ihr habt nichts gesehen. Servus.«
***
Für Maximes Abendrunde gibt es zwischen den grün wogenden Weizenfeldern und den Weinrieden zahlreiche Wege zur Auswahl. Wegen des einbandagierten Knöchels vom Pokorny nehmen sie heute den kurzen, aber gefährlicheren Weg. Gefährlich nicht wegen der Gegend. Schließlich ist dieser Teil der Strecke, vorbei am Aquädukt der Wiener Hochquellwasserleitung und der süßlich duftenden Fliederhecke, durchaus sehenswert. Nein, die Gefahr lauert eher in einem Wohnwagen in der Nähe des Weges. Deswegen wird die Maxime normalerweise auch an der kurzen Leine gehalten. Heute aber sind die beiden Pokornys in ihr Gespräch über den Kurstadtlauf und den Tod von Waldemar Lieblich vertieft, und Maxime nutzt ihre acht Meter lange Leine voll aus. Sie steht bellend vor einem rostigen Maschendrahtzaun, der die Katzinger’sche Pachtparzelle umrandet, in der Nähe eines kleinen hellgrünen Teichs. Das Reich der alten Frau ist zugewachsen wie das Schloss von Dornröschen und gar nicht leicht zu entdecken, Beagledame Maxime hat aber aufgrund Speckstangerln und Mürbteigkeksen eine innige Fressbeziehung zu ihr aufgebaut und findet das Reich ihrer Gönnerin daher spielend leicht.
Leider wird die Maxime enttäuscht, denn die Katzinger ist heute abgelenkt. »Hallo, Toni, hast deinen kränklichen Ehemann gut nach Hause gebracht?«, erkundigt sie sich und zwinkert schelmisch.
»Wirklich witzig«, sagt der Verletzte gereizt. »Ich täte Ihnen zu Ihren Hühneraugen gerne noch was von meiner Bänderverletzung abgeben. Da wäre dann Schluss mit lustig.«
»Ma, jetzt sei nicht gleich beleidigt. War nicht böse gemeint. Wehleidig bist schon ein bisserl, gell?«
»Frau Katzinger …«, brummt er.
»Ja, ja. Ist schon gut. War ja wirklich eine blöde Sache da heute mit den Wahnsinnigen. Ich hab’s ja gleich gesagt, da wird es Ärger geben. Und die Pinguine in Polizeiuniform haben die Sache ordentlich vergeigt. Die frustrierte Chefpolitesse war nicht gut auf den Postenkommandanten zu sprechen, aber den Sprengnagl hat sie besonders ins Herz geschlossen. Als hätte der den Mord am Lieblich verhindern können!« Sie tippt sich mit dem Zeigefinger zweimal auf die Stirn. »Schwachsinn, ich hab ja genau gesehen, was passiert ist.«
»Wir haben den Unfug mit dem blauen Funken schon gehört. Sie sollten das mit den Krimis sein lassen und lieber ›Bergdoktor‹ schauen«, meint die Toni höflich, aber mit einer kaum wahrnehmbaren Brise an Sarkasmus.
»Ich weiß, was ich gesehen hab, auch wenn mir die Polizei nicht glaubt. Der blaue Funken war da, so wie der Anzünder bei meinem Gasofen. Da macht’s immer so xsss, xsss, und vorne springt ein blauer Funken raus.« Sie sieht die verständnislosen Blicke und schüttelt genervt den Kopf. »So ahnungslos, wie ihr schaut, wissts nicht, was ich meine. Grad hab ich die Evelyn vom Nah und Frisch in der Bahnstraße getroffen. Wissts eh, die stellt mir manchmal, wenn ich wegen meiner Füße nicht latschen kann, halt was zum Essen und meine Marlboro zu. Eine ganz eine Nette, auch Lottoscheine und Rubbellose bringt sie …«
»Frau Katzinger! Wird das noch was?«, unterbricht der Pokorny die ausufernde Rede.
»Pah, die hat jedenfalls gleich gewusst, was ich mein. Wartets einen Moment, ich zeig euch was.« Sie dreht sich um und watschelt auf ihren Stock gestützt zum Wohnwagen.
Der Pokorny schwenkt die Hand wie einen Scheibenwischer vor seiner Stirn hin und her. »Die geht mir fest auf die Nerven. Echt, als wäre ich ein Weichei. Muss die so blöd daherreden?«
»Lass gut sein.« Die Toni grinst. »Sie ist alt und alleine. Wahrscheinlich will sie sich den Tod von der Seele reden. Was glaubst du, wie es ihr geht? In dem Alter.«
»Wer ist alt?« Bedrohlich fuchtelt die Katzinger neben ihnen mit einem elektrischen Anzünder herum. »Da, so hat der Funken ausgesehen.« Sie streckt den Arm wie ein Schwertkämpfer nach vorne und drückt mehrmals auf den mittig am Griff angebrachten Knopf. Xsss, xsss, xsss. »Damit werfe ich die Herdplatte an.«
Und ja, der Pokorny kennt diesen Anzünder von seiner Oma. Wiederbefüllbar, aber bei jeder neuen Ladung rinnt die Hälfte vom Flüssiggas daneben hinaus. Und tatsächlich hüpft ein blauer Funke aus dem länglichen Stab und verfehlt nur knapp seine Augenbrauen.
»Jetzt wissts, was ich mein. Der Funken beim Lieblich war größer, ob’s auch xsss, xsss gemacht hat, weiß ich nicht, war zu laut. Aber gezappelt hat er schon, der Waldemar.« Sie nickt bestätigend und zischt: »Und, wo war die Eiskönigin? Ist angeblich geistig verwirrt auf einer Bank gesessen. Die Mörderin!«
»Das geht aber jetzt zu weit«, meint die Toni irritiert. »Laut dem Arzt hat der Waldemar Lieblich einen Herzinfarkt gehabt. Wie kommen Sie darauf, dass die Lieblich eine Mörderin sein könnte? So etwas sagt man nicht einfach so.« Da kennt die Toni kein Erbarmen. Verleumdung und Rufmord sind keine gelungene Paarung.
Aber die Katzinger bleibt hartnäckig. »Ich habe dafür ein Gespür, glaub mir. Mit der Eiskönigin stimmt was nicht. Wieso schleppt die ihren Mann ausgerechnet zum Kurstadtlauf? Um ihn in aller Öffentlichkeit umzubringen, ist doch sonnenklar. Super Alibi.«
»Die Polizei geht von einem natürlichen Tod aus. Also was soll das? Ist Ihnen fad, oder was?«, raunzt der Pokorny, bückt sich und betastet seinen lädierten Knöchel. Hochlagern wäre eine echte Alternative zu dem nervigen Gespräch.
»Warum so aggressiv? Wart, ich klär das.« Sie öffnet ihr aufklappbares Samsung – Marke Steinzeit – und wählt den Notruf. »Hallo, ist dort die Polizei? Katzinger mein Name, bitte kommen Sie rasch. Ich habe da einen Notfall … Ja, ich weiß, Sie haben grad Stress, aber es geht um die Leiche beim Kurstadtlauf. Ja, ich warte bei meinem Wohnwagen am Feld. Danke!« Sie legt auf und schaut in irritierte Gesichter. »Was ist denn los mit euch? Klären wir den Sachverhalt doch gleich direkt mit dem Auge des Gesetzes. Wollts in der Zwischenzeit etwas trinken?«
Der Pokorny läuft rot an. »Sind Sie jetzt komplett verrückt? Sie können doch nicht einfach so die Polizei anrufen. Glauben Sie, die haben nichts anderes zu tun?« Im Geiste sieht er die Wehli am Hinterrad ihrer BMW anpreschen, um die Befragung der entlaufenen Zeugen gleich vor Ort nachzuholen. Er beutelt entrüstet den Kopf. »Da bin ich jetzt neugierig, wie Sie sich aus der Affäre ziehen.«
Nur zwei Minuten später quietscht sich ein Streifenwagen mit Blaulicht vor dem Wohnwagen ein. Zum Glück ist der Sprengnagl dabei, von der Wehli keine Spur. »Frau Katzinger«, sagt er genervt. »Was ist los? Haben Sie die Pokornys als Mörder entlarvt, oder weshalb rufen Sie auf der Polizeiinspektion an?«
»Ma, ihr seids wirklich gute Freunde. Der Pokorny ist auch so unentspannt.«
»Kommen Sie mir nicht komisch daher. Sonst sitzen Sie schneller in einer Einzelzelle, als Sie noch einmal ›ma‹ sagen können.« Grundsätzlich ist der Sprengnagl, außer was die Wehli angeht, ein freundlicher und besonnener Mann. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Auf die Wiederholung ihrer Blauer-Funken-Theorie kann er getrost verzichten.
»Schauen S’, Herr Sprengnagl …«
»Herr Gruppeninspektor Sprengnagl für Sie. Also, was wollen Sie? Ich habe noch eine Menge Arbeit zu erledigen.«
Die Katzinger verdreht die Augen und schnauft theatralisch durch. »Schauen Sie … Herr … Gruppeninspektor … Sprengnagl, so hat der blaue Funken ausgesehen.« Vorführung des Gasanzünders, die zweite. Auch der Sprengnagl wirkt wenig beeindruckt und zuckt mit den Schultern.
»Und weiter? Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass es keinerlei Anzeichen für äußere Gewalteinwirkung gibt. Mit so einem Ding müssten Verbrennungen zu sehen sein. Fehlanzeige, weder am Hemd noch auf der Brust des Toten. Außerdem stirbt an so einem Ding kein Mensch. Also geben Sie Ruhe, ich muss wieder zurück.« Missmutig dreht er sich weg.
»Ist ja nur ein Beispiel, wegen dem blauen Funken halt«, raunzt sie. »Vielleicht gibt’s was Hautfreundlicheres zum Massakrieren von einem Herzkranken?«
Genervt springt der Pokorny für seinen Freund in die Bresche. »Das ist doch absurd und an den Haaren herbeigezogen. Was gibt es für einen Grund, weshalb sie ihren Mann umbringen sollte? Hä? Wegen ein paar Streitereien, lächerlich.«
»Die haben nicht einfach nur so gestritten. Die Lieblich hat ihren Mann erst unlängst angeschrien und gesagt, er soll endlich verrecken. So ein jämmerliches Wrack braucht sie nicht. Und, ist das kein Motiv?«, will sie wissen und hebt den Anzünder wie Harry Potter seinen Zauberstab.
»Fragen Sie doch Ihre Freundin, ob es dafür Beweise gibt«, schlägt der Pokorny der Katzinger vor und hofft, dass die Sache damit erledigt ist.
»Welche Freundin?«, fragt der Sprengnagl forsch.
»Ja, ja, da werden S’ plötzlich neugierig. Am Dienstag ist meine Informantin bei der Lieblich vor Ort und wird sich umschauen. Wenn es was … Handfestes gibt, weiß ich’s dann. Falls ich bis Dienstagabend nix hab, geb ich Ruhe. Dann brauchen Sie auch den Namen nicht wissen.«
»Ehrenwort?«
»Ehrenwort … äh … Eines noch.«
»Bitte. Was denn noch?« Schön langsam ist er mit seiner Geduld am Ende, er sieht sich schon bis Mitternacht Protokolle schreiben.
»Nur, damit wir keine Zeit verlieren … Können Sie in der Zwischenzeit die Lieblich vernehmen? Sonst wird die Spur kalt.«
»Sie machen mich narrisch«, unterbricht sie der Sprengnagl. »Es gibt keinen Grund für eine Vernehmung. Lassen Sie es gut sein, kümmern Sie sich lieber um Ihren Garten. Auf Wiedersehen, ich muss los.«
»Komm, Maxime«, ruft der Pokorny und winkt der Katzinger zum Abschied. »Wir drei fahren mit dem Sprengi mit.«
»Ja, ja. Baba und fallts nicht. Einer alten Frau glaubt ja eh niemand was!« Beleidigt grummelnd schaut sie dem kleiner werdenden Streifenwagen nach.
***
Vor der Doppelhaushälfte der Pokornys fährt der Sprengnagl sein Dienstfahrzeug an den Straßenrand.
Die Toni räuspert sich. »Was ist, wenn an der Sache mit der Lieblich was dran ist?«
»Vergiss es.« Der Sprengnagl greift sich an die Stirn. »Die Katzinger braucht doch nur eine Ansprache. Es gibt keinen Grund, Ermittlungen einzuleiten.«
»Hm«, meldet sich der Pokorny. »Hm, also … Ich wollt’s ja vor der Katzinger nicht sagen, sonst dreht die noch ganz durch. Aber als ich mit ihr am Brunnenrand gestanden bin – irgendwas hat mich bei der Schlägerei zwischen dem Holler und dem Schöberl irritiert. Das mit dem Gasanzünder ist natürlich ein Blödsinn, lächerlich. Aber trotzdem war da was …«
»Na prima, da war was. Noch einmal: Es gibt keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden, konstruiere dir bitte nichts zusammen. Die Katzinger reicht mir.«
»Wirst schon recht haben … Trotzdem könnte die Lieblich ihren Mann ja absichtlich in so eine prekäre Lage gebracht haben. Der Holler und die Demo waren ja angekündigt. Zu Tode gefürchtet ist schließlich auch gestorben, und die Rechnung könnte ihr sprichwörtlich aufgegangen sein«, meint der Pokorny.
Die Toni faltet die Hände über der Nase zusammen und schaut nachdenklich beim Seitenfenster hinaus. »Lasst uns die Geschichte der Katzinger mal durchspielen, natürlich rein hypothetisch: Ihre Informantin, die übrigens Roswitha Fratelli heißt, ist regelmäßig bei dem Ehepaar Lieblich putzen und bekommt mit, dass es zwischen den beiden nicht gut läuft. Angenommen, die Lieblich wollte ihn tatsächlich loswerden?«
»Ja, und wie soll sie ihren Mann vor all den Leuten umgebracht haben? Wenn was passiert wäre, hätten der Schöberl oder der Holler doch etwas sehen müssen«, wendet der Sprengnagl ein.
»Stimmt schon … Vielleicht war die Idee vom Willi doch nicht so abwegig. Also, mit dem Erschrecken. Es ist eng, laut, wenig Luft. Die Lieblich hat mit dem Holler-Kompott den Streit eskalieren lassen. Einen Versuch könnte es wert gewesen sein … Was meint ihr?«
»Ich meine, dass es von der Wehli keinen Auftrag für Ermittlungen wegen Verdachts der Tötung des Lieblich gibt. Mögliche Zuckungen, blaue Funken und seltsame, nicht verifizierbare Aktivitäten, beobachtet vom Brunnenrand, werde ich ihr sicher nicht weitergeben. Ich darf für sie ohnehin noch tonnenweise Befragungen durchführen, morgen Hunderte Leute zum Unterschreiben einladen … Mir reicht das, ehrlich. Soll sie doch ihren unverschuldeten Herzinfarkt haben, dann haut sie wenigstens schnell wieder nach St. Pölten ab.«
»Aber …«, fängt der Pokorny noch mal an.
»Aber was? Bitte, lass gut sein. Ich will meine Arbeit fertig machen und danach mit meiner Frau zum Brucknerhof essen gehen. Wir haben einen Tisch reserviert.«
»Ich habe einen Vorschlag für dich: Die Toni und ich reden, unabhängig von den offiziellen Ermittlungen, mit den betroffenen Personen. Holler, Schöberl, Lieblich, Zwatzl, Fetzer … da bieten sich für mitfühlende Gemeindebürger doch genug Möglichkeiten, die gemeinsam erlebte Grausamkeit zwanglos bei einer Plauderei zu verarbeiten. Na, was meinst?«
»Na, ich weiß nicht. Wenn die Wehli das mitbekommt, sitzt du ordentlich in der Tinte«, warnt er seinen Freund. »Außerdem … gerade du. Das würde doch deinen Tagesplan durcheinanderbringen.«
Und das führt direkt zu einer seltsam anmutenden Charaktereigenschaft des Pokorny. Er ist halt grundsätzlich so ein Teilzeit-Misanthrop, der normalerweise seine Ruhe haben will und fremden Menschen aus dem Weg geht. Bei Leuten, die er kennt, ja, da ist er mitunter richtig mitteilungsbedürftig und gesellig. Für alle anderen Aktivitäten müsste er seine Komfortzone verlassen, und das mag er gar nicht.
Abwechslung im Tagesablauf ist ihm schon aufgrund familiärer Prägung nicht geheuer. Bereits sein Vater ist einem strikt vorgegebenen Tagesplan gefolgt, und den hat der Pokorny in adaptierter Form übernommen. Morgens besorgt er in seinem Stammcafé, dem Café Annamühle auf der Hochstraße, das Frühstücksgebäck für die Toni und für sich. Die Vormittage verbringt er wechselweise mit Zeitunglesen, Büchern, Gartenarbeit oder an einem guten Tag auch einmal mit Hausarbeit. Es folgt die Mittagsrunde mit der Maxime, inklusive Mittagsmahl in speziell ausgewählten Lokalen, gefolgt von einem Nachmittagsespresso, wieder im Café Annamühle. Danach fährt er mit dem E-Bike zum Berti nach Großau. Sein Freund betreibt dort einen Ökoladen, und der Pokorny liefert für ihn bei Bedarf Bioprodukte aus. Bis auf einen gemeinsamen Pokerabend mit seinen Freunden war es das so überblicksmäßig mit den wenig abwechslungsreichen Wochentagen des Pokorny. Und aus diesem Grund staunen die Toni und sein Freund nicht schlecht über den Vorschlag.
»Na, ob das gut geht? Mein Bärli im Betriebsmodus als Ermittler. Denk an die vielen fremden Leute, darunter Schläger, Eier- und Paradeiserwerfer«, witzelt die Toni.
Mit der Reaktion vom Pokorny hat sie allerdings nicht gerechnet. »Ja, stimmt, und ja, es wird nicht einfach werden.« Er legt dem Sprengnagl die Hand auf die Schulter. »Schau, jetzt kann ich endlich einmal selbst etwas unternehmen und dir nicht nur Tipps und Ratschläge erteilen.«
Der Pokorny wollte nämlich schon seit seiner Kindheit Polizist werden. Immer ein wenig dicklich und unfit, ist er aber bei der Aufnahmeprüfung zur Polizeischule mehrmals gescheitert. Dieser Misserfolg hat aber keineswegs seine Lust geschmälert, mit seinem Freund, unter weitgehender Beachtung des Datenschutzes, über den einen oder anderen Fall zu plaudern. Diesmal war der Pokorny sogar selbst als Augenzeuge an vorderster Front dabei, deshalb ist der Datenschutz auf Kurzurlaub.
»Die Sache ist doch aufgelegt«, fährt er fort. »Wir waren mittendrinnen, die Wehli kann uns also gar nichts anhaben. Reden kann ich als Betroffener allemal mit den anderen, quasi als Selbsthilfegruppe. Mach dir keine Sorgen.«
Die Toni nickt. »Der Willi hat recht. Polizist werden geht sich für ihn in diesem Leben nicht mehr aus, aber zeigen, was er draufhat – warum nicht? Mit euch reden die Leute sowieso nicht so gerne. Vielleicht hat die Katzinger wirklich etwas gesehen, und dann würde die Wehli …«, lässt sie den Satz als Köder für den Sprengnagl offen.
»… schön blöd dreinschauen, hm. Na ja, tut, was ihr tun müsst, aber lasst mich außen vor. So, meine Lieben, und jetzt muss ich los, servus.« Er lässt die beiden aussteigen und ist schon unterwegs zur Polizeiinspektion.
Nein, es war wahrlich keine angenehme Nacht für den Pokorny. Und daher auch nicht für die Toni. Die schmerzenden Bänder und das ständige Seufzen, auch weil dem Freizeitpolizisten seine Begeisterung für private Ermittlungen jetzt doch etwas vorschnell erscheint. Der Sprengnagl hat schon recht, sein täglicher Rhythmus würde gehörig durcheinanderkommen. Nicht auszudenken, wenn er aufgrund einer Zeugenbefragung auf ein Mittagessen oder einen Nachmittagskaffee verzichten müsste. Und ob es in den Gesprächen mit dem Kriegsgott Fetzer und der ddr-Zwatzl bei einer geselligen Plauderei bleibt, ist auch noch nicht gesichert. Schweißgebadet hat er sich im Bett hin und her gewälzt, nach dem vierten Toilettenbesuch hat ihn die Toni um drei Uhr morgens dann freundlich, aber bestimmt zu einer Übersiedlung ins Wohnzimmer motiviert. Um sich abzulenken, hat er sich bis fünf Uhr durch sämtliche tv-Sender gezappt.
***
Knapp vor sechs Uhr humpelt er mit der Maxime ins Café Annamühle und trifft dort auf die ewig grantige, schweigsame Dagmar, die heute Frühschicht hat. Zumeist deutet sie nur mit dem Kopf zu den dunklen Semmeln hin, von der Toni heiß begehrt, und zu den flaumigen Pariser Kipferln. An guten Tagen zeigt sie mit den Händen darauf und steckt, auf sein Nicken hin, mit einem unverständlichen Grunzen das Gebäck ins Sackerl. Mehr an Konversation ist nicht drinnen. Nach den letzten Stunden würden heute ein paar nette Worte guttun. Leider bleibt die Dagmar ihrer redseligen Linie treu und zieht lediglich den rechten Mundwinkel nach unten. Ihr verzerrtes Gesicht ist weit entfernt von einem Lächeln für ihren Stammkunden und erinnert ihn mehr an einen Schlaganfallpatienten. Enttäuscht nimmt er das Frühstücksgebäck, vergisst sogar seinen Espresso und schlurft nach Hause.
***
Die Toni ist schon auf und unter Zeitdruck. Montag heißt es in der Stadtbücherei Bad Vöslau, früh anzutreten. Schließlich öffnet diese schon um acht Uhr morgens, und auch als Halbtagskraft lässt sie ihre Chefin und frühere Schulfreundin Tatjana nicht hängen. Pünktlichkeit ist eine Tugend.
»Und, bleibst du bei deiner Entscheidung? Geht sich bei deinen stressigen Tagen noch ein wenig Plaudern mit Fremden aus?« Sie schmunzelt und boxt ihm in sein kleines Bäuchlein.
»Du … Ehrlich, ich bin da hin- und hergerissen …«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?« Die Toni runzelt die Stirn. »Gestern hast du den Sprengi mega unter Druck gesetzt, und jetzt machst du einen Rückzieher?«
»Ernst, mein Ernst … Du bist gut … So einfach ist das auch wieder nicht«, stöhnt er und lässt sich schnaufend auf die Wohnzimmercouch fallen. Gedanklich sieht er im Schnelldurchlauf gebündelt die letzten Tatort-Folgen und die Probleme mit privaten Wichtigtuern ablaufen.
»Willi … Bärli … Wir schaffen das«, säuselt sie, setzt sich frivol grinsend auf seinen Schoß und küsst ihn zärtlich. »Komm … Sag einfach ja, und ich verwöhne dich am Abend … oben«, sie deutet mit dem Kinn die Stufen hinauf, »… bei dir, na?«
Zur Erklärung: Mit »bei dir oben« meint die Toni dem Pokorny seinen Hobbyraum. Jeder Mann braucht einen Hobbyraum. Mangels Keller wurde der vom Pokorny in den ersten Stock verlegt, unweit des Schlafzimmers. In Verbindung mit ihrem lasziven Augenaufschlag wird aus dem Hobbyraum allerdings das Spaßzimmer, eine erotische Bastelstube ersten Ranges, die, seltsam genug, einem beruflichen Absturz des Pokorny zu verdanken ist.
Nachdem er von seinem früheren Dienstgeber, einer Firma für Sicherheitsdienstleistungen, gekündigt wurde, kam das Pokorny’sche Liebesleben depressionsbedingt zum Erliegen. Erst eine Werbung bei Google – neben Wikipedia die einzige Website, die der hartnäckige Technikverweigerer Pokorny benutzt – für die Website von (en)joy-toy brachte wieder Schwung in ihr Eheleben. (En)joy-toy ist eine Homepage, auf der frivole Handwerker allerlei Sexspielsachen in Form von Werkzeug kaufen können. Beide Pokornys sind zwar absolut untalentierte Handwerker; mit einem echten Hammer würde der Pokorny bei dem Versuch, einen Nagel einzuschlagen, den Verlust mehrerer Finger riskieren. Aber mit dem Schaumstoffhammer und den abgeflachten weichen Gumminägeln von (en)joy-toy werden die zwei zu echten Heimwerkerprofis, und aus dem Hobbyraum wird ein Spaßzimmer mit einschlagendem Erfolg.
»Hm …«
»Bärli, danach mach ich dir noch ein gutes Steak mit Pommes.« Jetzt wirft die Toni alles in die Waagschale, weil mehr geht nicht.
Er gibt sich einen Ruck. »Na gut, Zuckerschnecke. Wo fangen wir an?«