3,49 €
Das LKA Hamburg hat alte Mordfälle die von Zeit zu Zeit neu aufgerollte werden, da Mord nicht verjährt. Zu diesem Zweck wurde die Golen Cases Unit gegründet, die aus fünf Kommissaren besteht und autark arbeiten kann.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2020
Dies ist ein fiktiver Roman, die Handlung ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit eventuellen Ereignissen oder Namensähnlichkeiten sind nicht beabsichtigt und sind rein zufällig.
Frau Kriminalrätin Andrea Schmitz ist mit ihren hundertzweiundsiebzig Zentimetern eine imposante Erscheinung. Durch ihre streng nach hinten gekämmte brünette Haare, die in der Mitte zu einem bis auf die Schulter fallenden Zopf geflochten sind, ist sie trotz der Strenge, die die Frisur zum Ausdruck bringt, eine liebenswerte Person deren Marotte es ist grundsätzlich ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Du anzubieten, was ihrer rheinischen Herkunft geschuldet ist. Ihr ovales Gesicht ist sparsam geschminkt. Ihr elegantes Aussehen unterstreicht sie damit, dass sie überwiegend Hosenanzüge in gedeckten Farben und Heels mit fünf Zentimeter Absätzen trägt. Sie ist in Hamburg die erste Dezernatsleiterin, die zwei Dezernate leitet und vor ihrer Ernennung im LKA Düsseldorf tätig war. Sie stellt sich den anwesenden Kommissarinnen und Kommissaren kurz vor.
»Ich bin in Köln-Porz geboren, habe 1965 Abitur gemacht mit der Note 1,2. Mein Vater war Polizeirat bei der Bundespolizei. Ich habe 1969 bei der Polizei NRW meine Ausbildung begonnen. Nach der Ausbildung begann ich in Köln meine Tätigkeit als Streifenpolizistin, habe mich nach insgesamt sechs Jahren beworben für die Kriminalpolizei. Habe dort meine Ausbildung absolviert und meine Beförderungsstufen in den Regelzeiten durchlaufen. Ich habe an der Hochschule der Polizei in Münster-Hiltrup studiert und den Abschluss als Bachelor of Laws erworben. Bekam 2015 meine Ernennungsurkunde als Kriminalrätin; soweit mein bisheriger Werdegang. Ehe wir uns unserem täglichen Geschäft widmen, ein Wunsch des Polizeipräsidenten. Er möchte, dass wir die älteren Mordfälle, die bisher noch nicht erledigt sind wieder aufgerollt werden. Dazu regt er die Bildung einer „COLD CASES UNIT“ an. Aber diese Aufgabe der Bildung der „COLD CASES UNIT“ darf uns von den Aufgaben unserer täglichen Arbeit nicht abhalten.«
Ziel der aus vier oder fünf Kripobeamten bestehenden Ermittlungsgruppe ist es, die seit einem Jahr offenen Fälle erneut kriminalistisch zu analysieren. Die der Cold-Case-Einheit zugehörigen Kripobeamten sind nicht in das Tagesgeschäft eingebunden, können sich also vollständig auf die ungelösten Altfälle konzentrieren. Der Polizeipräsident ist der Auffassung: »Schließlich hätten sich die Ermittlungsmethoden weiterentwickelt, unter anderem die neue DNA-Analyse, die Computertechnik, auch die mikroskopische Technik ist deutlich verbessert, mit 3-D-Scannern könnten alte Tatorte neu vermessen werden. Zudem gibt es spezielle forensische Leuchten, mit denen Spuren sichtbar gemacht werden könnten. Auch die erneute Befragung von Zeugen sei mitunter viel versprechend, weil sich unter Umständen früher bestehende feste Bindungen gelöst hätten und ein Zeuge heute eher bereit sei, gegen einen Verdächtigen auszusagen. Ich denke da an ein Team von vier Personen, zwei weibliche und zwei männliche Ermittler. Wer meint es ausführen zu können? Oder soll ich vier Personen bestimmen?« Nach einer kurzen stillen Pause beginnt eine rege Diskussion. Bettina Zimmermann, Kriminalkommissarin, gibt zu bedenken, dass es aus der Abteilung 41 und 61 zusammengesetzt sein sollte. »Wäre das denn eine Aufgabe, die dich reizen könnte?« wendet sich Andrea an Bettina. »Ja, Andrea, die Sache könnte mich reizen, aber mein Vorschlag ist, eine interne Ausschreibung zu machen. Wie stellen sich denn der Polizeipräsident und auch du die Arbeit in diesem Team vor?« »Nun, das Team arbeitet autark und ist von anderer Ermittlung befreit. Daher ist der Vorschlag von Bettina, eine interne Ausschreibung zu starten sehr gut und belastet unsere tägliche Arbeit nicht. Ich werde dem Präsidenten den Vorschlag unterbreiten und ihm meine Hilfe bei der Ausschreibung anbieten.«
Innerbetriebliche Ausschreibung
Das LKA Hamburg bietet für eine neu einzurichtende
Dienststelle vier Hauptkommissaren/innen ein neues
Betätigungsfeld. Name der Dienststelle COLD CASES UNIT
Schriftliche Bewerbung bis 10.06.2019 an Kriminalrätin Andrea Schmitz LKA 41 / 61
Es ist Freitag, der 7 Juni 2019. Auf der Plaza der Elbphilharmonie laufen die Vorbereitungen zur Begrüßung des zehnmillionersten Besuchers auf Hochtouren. Die Elbphilharmonie ist das neue Wahrzeichen Hamburgs und wurde auf dem ehemaligen Kaispeicher von 1963 errichtet. Der im neuen Vertrag vereinbarte Termin für die Bau- und Schlüsselübergabe am 31.Oktober 2016 wurde eingehalten. Die Einweihung des Konzertbereichs wurde am 11.und 12. Januar 2017 gefeiert. Die Lage des Konzerthauses ist zwischen zwei Hafenbecken, dem Sandtorhafen und dem Gasbrockhafen, auf dem in Backsteinbauweise Kaispeicher A. Der Besuch der Aussichtsplattform „Plaza“ ist frei und wird am im Erdgeschoß durch Drehkreuze gesteuert. Nach dem passieren der Drehkreuze kommt man über eine achtzig Meter lange, leicht gewölbte Rolltreppe „Tube“ und eine kurze gerade Rolltreppe auf die Plaza, in Höhe des Daches des ehemaligen Kaispeichers, der zur Lagerung von Kaffee und Kakao diente. Die Plaza ist die große Aussichtsplattform, von der man auf der einen Seite einen weiten Blick über die Stadt und auf der anderen Seite den Schiffsverkehr im Hafen beobachten kann. Auf dem ehemaligen Dach ist das Konzerthaus gebaut.
Es Ist zwölf Uhr vierzig, als der zehnmillionste Besucher der Plaza durch das Drehkreuz kommt und über die Rolltreppe die Plaza betritt. Dem überraschten Gast gratuliert der Intendant der Elbphilharmonie und es beginnt für alle Besucher ein Fest mit dem Verzehr von tausenden von Franzbrötchen, einem süßen Gebäck mit Zucker und Zimt. Das Franzbrötchen wird traditionell nur in Hamburg gebacken. Noch während dem überraschten Besucher und deren Frau ein Blumenstrauß überreicht wird, fallen an der Aussichtsseite über das Hafengelände zwei Schüsse, die aber wegen des Geräuschpegels auf der Plaza kaum von den Besuchern wahrgenommen werden. Das Einzige, was den unmittelbar Umstehenden auffällt, ist das zwischen ihnen ein ca. fünfzigjähriger, schlanker, weißhaariger Mann, der mit einem korrekt sitzenden marineblauen Anzug und schwarzen Schnürschuhen bekleidet ist vor Schmerz stöhnend zu Boden gegangen ist. Er greift sich mit seinen beiden Händen an die Brust, wo sich das Hemd zügig rot färbt und ehe die Umstehenden reagieren können, haucht er sein Leben aus.
Ein junger Mann mit Bart und schwarzen langen Haaren, der sich mit dem Erschossenen angeregt unterhalten hat und dem eine intensive Knoblauchwolke umgibt, und das junge Paar, dass direkt neben den beiden stand und irritiert zur Seite gegangen ist, ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Nach Sekunden des Schreckens und der Schockstarre versuchen die Besucher von der Plaza zu flüchten, was aber von den Securityleuten der Elbphilharmonie verhindert wird. Sie sperren mit Sichtschutzplanen den Getöteten bis zum Eintreffen der Polizei und der Mordkommission ab. Auch die Rolltreppe wird gestoppt, wobei eigentlich nur die unmittelbar Umstehenden etwas mitbekommen haben konnten. Aber der Schütze ist nicht auffindbar und hat wahrscheinlich die Plaza nach den Schüssen und dem dadurch entstandenen Durcheinander erfolgreich zur Flucht genutzt. Es dauert nur wenige Minuten und die Polizei und Feuerwehr ist mit einem großen Aufgebot vor Ort. In drei Großraumrettungswagen werden geschockte Besucher versorgt. Nach Minuten kollektiver Schockstarre kommen die Besucher der Plaza langsam wieder in Bewegung. Nur die in der Nähe des Vorkommnisses stehenden und umher wandelnden Besucher nehmen die Helfer des Kriseninterventionsteams des DRK, das mit seiner gesamten Mannschaft eingetroffen ist, in Anspruch.
Die Spurensicherung und auch die Diensthabende Rechtsmedizinerin Frau Dr. Angela Meyerhoff beendet gerade ihre Arbeit, als die Kriminalrätin Andrea Schmitz mit Edith Böhm, Kriminalhauptkommissarin, am Tatort eintrifft. Andrea fragt den Leiter der Kriminaltechnik Kriminalhauptkommissar Helmut Schütze: »Kannst du schon was sagen? Wer der Tote ist?« »Nein, über die Identität kann ich noch nichts sagen. Es waren zwei Schüsse aus nächster Nähe, wahrscheinlich mit einem aufgesetzten Schalldämpfer. Wir haben zwei Patronenhülsen 7.65 gefunden. Sonstige Spuren: negativ. Auch die Befragung der Umstehenden wird kaum etwas ergeben. Wir haben aber von allen, die in unmittelbarer Nähe waren die Anschriften.« »Frau Doktor, kannst du denn schon was sagen?« »Es waren zwei Schüsse aus nächster Nähe, das beweisen die Schmauchspuren. Die Schüsse waren sofort tödlich.« »Hast du Ausweispapiere bei ihm gefunden?« »Nein, nichts, weder Ausweis noch Führerschein. Alles Weitere bekommst du morgen, wenn ich ihn auf dem Tisch hatte.« Der Tote wird mit dem Fahrstuhl abtransportiert und in der Kellergarage in den Leichenwagen geschoben, mit dem er dann in das Institut für Rechtsmedizin, Butenfeld 34, 22529 Hamburg gebracht wird. Andrea und Edith unternehmen den Versuch, die am Tatort umstehenden Zeugen zu befragen, was aber nicht zum Erfolg führt, da die Betroffenen noch so unter Schock stehen, dass eine auswertbare Aussage nicht zustande kommt und die Beiden ihre Befragung später fortsetzen wollen, wenn auch die übrigen Kommissare der Abteilungen 41 und 61 eingetroffen sind. Sie nehmen aber die Personalien der direkt betroffenen Zeugen auf, um sie später zu befragen.
Im kleinen Saal der Elbphilharmonie richtet die Saaltechnik einen provisorischen Befragungsraum ein und Kriminalkommissarin Bettina Zimmermann und Charlotte Lorenz, Kriminalhauptkommissarin, beginnen im kleinen Saal mit der Befragung der Zeugen, die nur für einen oder zwei Tage in Hamburg sind. »Guten Tag, ich bin Bettina Zimmermann, sie sind?« »Klaus Müllerhagen, 24107 Kiel, Ahornweg 27.« »Herr Müllerhagen, was ist Ihnen aufgefallen. Was können Sie zu dem Vorfall sagen?« »Ich kann eigentlich nicht viel sagen, es ging alles so schnell.« »Standen Sie am Geländer oder waren Sie in Bewegung?« »Also meine Lebensgefährtin und ich … wir standen mit dem Rücken am Geländer und haben einige Selfies gemacht, die auch sehr gut geworden sind.« »Darf ich die mal sehen, ob da vielleicht auch noch jemand anderes darauf zu sehen ist?« »Es war schrecklich plötzlich liegt da einer am Boden, blutet und rührt sich nicht mehr. Maria meine Lebensgefährtin konnte ich gerade noch auffangen, als sie vor Schreck fast ohnmächtig geworden ist.« »Können Sie denn etwas zu dem Schützen sagen?« »Welchen Schützen? Ich habe nur einen jungen Mann gesehen, der aber auf einmal nicht mehr da war.« »Können Sie den beschreiben?« »Ich habe auf den nicht weiter geachtet.« »Ist dieser junge Mann vielleicht auf einem ihrer Selfies?« Andrea lässt sich die Selfies zeigen, kann aber nur Herrn Müllerhagen mit seiner Frau erkennen. Danke, Herr Müllerhagen, das war es erstmal. Sie können dann gehen.« Weitere Befragungen ergeben ebenso dürftige Antworten. Nachdem die Spusi und die Rechtsmedizinerin ihre Arbeit beendet haben, zieht auch Andrea ihre Kommission ab und die Plaza wird wieder freigegeben