Mörderische Kaffeefahrt - Anke Cibach - E-Book
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Mörderische Kaffeefahrt E-Book

Anke Cibach

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Beschreibung

Suche Leiche, biete Mord: Der heitere Krimi-Sammelband »Mörderische Kaffeefahrt« von Anke Cibach als eBook bei dotbooks. Wer zuletzt lacht … Die lustige Rentnertruppe rund um Oma Käthe bricht zu einer Kaffeefahrt durch das malerische Friesland auf – doch statt einen traumhaften Ausflug zu erleben, werden sie gnadenlos übers Ohr gehauen. Aber nicht mit Oma Käthe und ihren Freunden! Kurzerhand beschließen die Vier, es den Reiseleitern mit gleicher Münze heimzuzahlen – und dass ab sofort mörderischer Spaß ganz oben auf der Tagesordnung steht … 22 köstliche Kurzkrimis voller sympathischer Charaktere, die sich das Leben mit einer Prise Mord und herrlich schwarzem Humor verfeinern. Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Mörderische Kaffeefahrt« mit 22 unterhaltsamen Krimihäppchen von Anke Cibach. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 220

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Über dieses Buch:

Wer zuletzt lacht … Die lustige Rentnertruppe rund um Oma Käthe bricht zu einer Kaffeefahrt durch das malerische Friesland auf – doch statt einen traumhaften Ausflug zu erleben, werden sie gnadenlos übers Ohr gehauen. Aber nicht mit Oma Käthe und ihren Freunden! Kurzerhand beschließen die Vier, es den Reiseleitern mit gleicher Münze heimzuzahlen – und dass ab sofort mörderischer Spaß ganz oben auf der Tagesordnung steht …

22 köstliche Kurzkrimis voller sympathischer Charaktere, die sich das Leben mit einer Prise Mord und herrlich schwarzem Humor verfeinern.

Über die Autorin:

Anke Cibach (1949 – 2012) studierte Psychologie und Anthropologie in Hamburg. Als Diplom-Psychologin interessierte sie sich nicht nur für die Schokoladenseiten der Menschen, sondern auch für die geheimen, psychopathischen Anteile eines jeden. Sie liebte schwarzen Humor, Vogelspinnen und das Meer. Ihr Motto: Bücher sind Schokolade für die Seele!

Anke Cibach veröffentlichte bei dotbooks bereits ihre Romane »Das Haus auf der Insel« und »Das Haus hinter dem Deich« und ihre Krimis »Der Tote vom Leuchtturm« und »Die Toten vom Hafen«.

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eBook-Neuausgabe November 2018

Dieses Buch erschien bereits 2005 unter dem Titel Suche Leiche, biete Mord bei Kontrast Verlag, D-56291 Pfalzfeld

Copyright © der Originalausgabe 2005 by Kontrast Verlag, D-56291 Pfalzfeld

Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/chippix, Wolfilser, gillmar, Africa Studio, Dream 79, mangpor 2004, orangeberry und Karjalas

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148-381-5

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Anke Cibach

Mörderische Kaffeefahrt

Kurzkrimis

dotbooks.

Für Melanie.

Vorsicht, deine Schwiegermutter ist eine Hexe.

Bis dein Auge bricht

»Wenn unser Nachbar ein Vampir ist, dann bin ich ein Alien«, wies ich meinen aufgeregten Sohn Benni in seine Schranken. »Du weißt schon, so eine Außerirdische mit grüner Glibberhaut und vorstehenden Glupschaugen, die sich nur als Mensch verkleidet hat und in Wirklichkeit eine Invasion der Erde plant.«

»Wirklich?«, wollte Jan, Bennis bester Freund, misstrauisch wissen und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Mit zehn Jahren sind Kinder für Fantasien der scheußlichen oder unheimlichen Art besonders empfänglich, stellte ich wieder einmal resigniert fest und machte mich an den abendlichen Abwasch. Als allein erziehende Mutter bemühte ich mich, nach Feierabend besonders liebevoll und geduldig auf Bennis Bedürfnisse einzugehen. Vor uns lagen die sommerlichen Schulferien, in denen wir diesmal nicht verreisen würden, da ich es mir einfach nicht leisten konnte. Irgendwie mussten die Raten für unser Reihenhaus schließlich aufgebracht werden, zur Not mit Überstunden! Leider standen weder Oma noch Kinderfrau zur Verfügung, also musste sich Benni tagsüber die Zeit selber vertreiben. Jan von gegenüber erging es ähnlich, und so heckten die beiden den lieben langen Tag Unsinn aus oder belauerten fremde Leute. Als »Detektivspiel« bezeichneten sie das heuchlerisch, die beiden Racker ...

Seit der neue Nachbar in das angrenzende Haus gezogen war, hatten sie den armen Kerl nicht mehr aus den Augen gelassen.

»Er vergräbt schon wieder etwas im Garten.«

»Nachts heult er wie ein Wolf bei offenem Fenster.«

»Im Keller flackert Licht, wahrscheinlich schläft er dort tagsüber in seinem Sarg.«

Mit solchen Kommentaren wurde ich regelmäßig nach meiner Heimkehr überschüttet.

Anfangs war ich noch auf das Spiel eingegangen und hatte sie sogar aufgefordert, den Nachbarn näher zu beschreiben.

»Na, wachsen ihm Hörner auf dem Kopf, oder hat er Geldscheine aus seinem letzten Bankraub verloren?«

»Schätze, der ist zu alt für einen Bankräuber«, meinte Jan kritisch, »die müssen ganz schnell laufen können, falls die Polizei hinter ihnen her ist.«

»Stimmt genau, der ist bestimmt schon so alt wie du«, fügte Benni nach einem abschätzenden Blick auf mich im Brustton der Überzeugung hinzu. Aha, es handelte sich also bei dem neuen Nachbarn um einen etwa dreißigjährigen Greis. Mit langen Eckzähnen »wie ein Vampir«, dunkel glühenden Augen »wie ein Vampir«, schwarzer Kleidung »wie ein Vampir oder wenigstens ein Vampir-Jäger«, und offensichtlich viel Freizeit, die er in seinem Haus und Garten verbrachte. Eine Frau als passendes Gegenstück gab es nicht. »Das heißt gar nichts. Vielleicht ist sie in eine Fledermaus verzaubert worden. Oder er hat sie umgebracht und ausgesaugt.«

Als ich dem besagten Herrn dann endlich live gegenüberstand, verschlug es mir fast die Sprache. Ein flotter, gutaussehender Mann, den ich spontan in meine Kategorie »wünschenswerte Liebhaber« einordnete. Dunkle, leicht melancholische Augen und ein amüsiertes Lächeln um die Lippen, das ganz normale Eckzähne hervorblitzen Ließ.

»Ich habe für Sie ein Paket angenommen«, sagte er mit melodisch tiefer Stimme, die bei mir deutlich ein angenehmes Kribbeln im Bauch auslöste. Ich verwünschte den alten Jogging-Anzug, den ich gerade trug, und fasste den festen Vorsatz, nie wieder ohne getuschte Wimpern an die Tür zu gehen. Ein Friseurbesuch war eh fällig, und diese neue Kartoffel-Quark-Diät hatte ich schon viel zu lange aufgeschoben.

»Wollen Sie hereinkommen?«, fragte ich hoffnungsvoll und brüllte dabei, weil Benni und Jan im Hintergrund gerade Geisterjäger im All spielten.

»Danke, diesmal nicht, aber ich möchte mich Ihnen gerne vorstellen. Gerwolf Grenz, der Mann von nebenan.«

»Ein Mann für alle Fälle«, murmelte ich beifällig und legte erschrocken die Hand vor den Mund. Als Frau darf man nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, Männer sind bekanntlich gerne die Jäger ...

»Mum, er wird dich gleich beißen!« Inzwischen hatte sich Benni aus dem Hintergrund angeschlichen und beobachtete uns erwartungsvoll mit wissenschaftlicher Neugier.

»Los, Jan, hol den Holzpflock!«

»Ihr lasst meinen Besen gefälligst stehen«, zischte ich ihnen zu und reservierte mein nettestes Lächeln für Gerwolf Grenz. »Sie wissen ja, Kinder ...« Hilflos zuckte ich die Achseln.

»Aber sicher, ich war auch einmal ein kleiner Junge. Meine Mutter hatte es bestimmt nicht leicht mit mir.« Ach was, wollte er mir bereits Details aus seiner Kindheit anvertrauen? Ich hielt das für einen Vertrauensbeweis, der sich recht verheißungsvoll entwickeln konnte.

»Also dann ...«, der Nachbar zögerte. »Vielleicht haben Sie Lust, mich bei der Auswahl von Stoffproben und Gardinen zu beraten? Wissen Sie, ich arbeite als Selbstständiger viel zu Hause. Auswertungen von Forschungsprojekten, langweilige Zahlenreihen, da braucht man eine anregende Umgebung.«

»Natürlich, gerne«, nickte ich eifrig, »aber ich kann nur abends kommen. Die Arbeit, mein Sohn und der Haushalt ...«

»So ist es richtig. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«

Hatte ich da etwa ein spöttisches Funkeln in seinen Augen entdeckt? Probieren geht über studieren, dachte ich mir gut gelaunt und schlug anstandshalber erst den übernächsten Abend für ein Treffen vor.

»Wenn du dich von ihm küssen lässt und später dann mir einen Gute-Nacht-Kuss gibst, können wir gleich alle nach Transsylvanien auswandern«, bemerkte Benni düster.

»Schluss mit dem Vampir-Geschwätz. Ich finde den neuen Nachbarn sehr sympathisch. Er scheint auch kinderlieb zu sein«, fügte ich diplomatisch hinzu.

»Der? Garantiert nicht! Ich wette, der steht nur auf Frauen. Vielleicht ist er sogar der gesuchte Lustmörder.«

»Bingo. Er ist der Jungflauen-Mörder aus dem Park. Sie haben eine hohe Belohnung auf ihn ausgesetzt.« Jans Stimme überschlug sich vor Aufregung. »Wenn wir ihn schnappen, gehört das Geld uns. Wir könnten die Schule verlassen und ein Detektivbüro eröffnen.«

Ich gab erst mal auf. Gegen den Einfluss der Medien war ich machtlos. Tatsächlich trieb ein Mörder in unserem Landkreis sein Unwesen. Stets ließ er seine Opfer, attraktive, junge Frauen, verstümmelt zurück: Mal fehlte ein Ohr, die Nase oder auch die Zunge. Und natürlich wurde in der Presse kein blutiges Detail ausgelassen, sodass jeder, der lesen konnte, bestens über das Handwerkliche informiert war.

Am Tag der Verabredung zwängte ich mich in meinen kurzen, schwarzen Rock und trug den teuren Paloma Picasso-Lippenstift auf, der besonderen Anlässen vorbehalten war.

Benni sollte bei Jan schlafen, für alle Fälle ...

»Das ist gemein. Du siehst aus wie ein guter Köder. Wenn er der Lustmörder ist, wird er heute zuschlagen. Und ich darf wieder nicht zugucken.« Anklagend stand mir mein Sohn gegenüber.

»Natürlich würde ich die Polizei holen, bevor er dir die Zunge abschneidet«, fügte er einlenkend hinzu, als ich ihn, ganz unpädagogisch, böse anstarrte.

Gerwolf hatte für uns einen Salat zubereitet und eine Flasche Rotwein entkorkt. Seine Einrichtung war noch karg, aber von auserlesenem Geschmack. Auf einer Anrichte standen Familienbilder in verschnörkelten Silberrahmen, die meist eine dunkelhaarige, schwermütig blickende Frau mit zwei Knaben zeigte.

»Ihre Mutter?«, tastete ich mich ein wenig vor.

»Ja, sie war eine wundervolle Frau. Hat meinen Bruder und mich ganz alleine großgezogen, mir damals sogar das Chemiestudium ermöglicht, obwohl sie sich finanziell nicht gut stand. Kommen Sie, ich zeige Ihnen jetzt das Schlafzimmer.«

Oh lala, das ging aber schnell. Zögernd folgte ich ihm nach oben, sollte ich mich gleich am ersten Abend auf ein intimes Abenteuer einlassen? Andererseits, was hatte ich schon zu verlieren?

»Da ist sie noch einmal. Kurz vor ihrem Tod.« Gerwolfs reife Mutter in Öl wachte am Kopfende eines französischen Bettes. Dieser Umstand hielt mich vor weiteren Schlafzimmeraktivitäten vorläufig ab. Trotzdem verbrachten wir einen netten Abend und tauschten unsere Lebensläufe aus.

Gerry, wir hatten bereits Brüderschaft getrunken, erzählte ausführlich von seinem Arbeitsbereich. »Versuchsreihen über den neuartigen Einsatz von chemischen Substanzen. Ich schreibe an meiner Doktorarbeit. Wenn Mutter das noch erlebt hätte ...«

Diesen Kult müsste ich ihm noch abgewöhnen, nahm ich mir leicht beschwipst vor. Immerhin war seine Mutter tot, er brauchte also nur eine neue, liebende Hand ... und nicht nur die Hand. Als Gerry mich in seine Anne zog, klingelte das Telefon.

»Geh nicht ran«, bat ich ihn und drückte mich dezent ein wenig fester an ihn. Zustimmend murmelte er etwas in mein Haar. Dann hörte ich die piepsige, aufgeregte Stimme von Benni auf dem Anrufbeantworter.

»Mum, komm sofort nach Hause, wenn dir dein Leben lieb ist. Sonst ist es zu spät!«

»Er wird eifersüchtig sein, das musst du ihm rechtzeitig abgewöhnen«, forderte Gerry, aber ich eilte schon zur Tür. Bloß jetzt keine langatmigen Erklärungen über Vampire oder Lustmörder. Das würde ich mit Sohnemann alleine ausdiskutieren und ein für alle Mal abstellen!

»Was hast du dir dabei gedacht? Warum seid ihr nicht bei Jan zu Hause?«, forderte ich wütend eine Erklärung, als ich die beiden Jungen in meinem hell erleuchteten Haus vorfand.

»Jans Eltern denken, er schläft bei uns! Wir haben den Beweis. Eine Zunge und Ohren.«

»Was habt ihr?«

»Wir haben Sie beschattet«, klärte Jan mich auf.

»Und dann sind wir in den Keller eingestiegen, während du mit dem Mörder nach oben gegangen bist. Ich habe mich an der Scheibe geschnitten.« Anklagend wies Benni auf einen blutigen Ratscher an seiner Hand.

»Ihr seid durch das Kellerfenster eingebrochen?«

»Ja, und da haben wir die Einmachgläser gefunden. Ein ganzes Regal voll. Ich habe gleich die Polizei angerufen, aber sie haben mir gesagt, ich soll nicht so viel fernsehen, wenn meine Eltern weg sind.«

Ich riskierte einen Blick auf das Belastungsmaterial. Für eine Rinderzunge war das wabbelige Ding in der rosa Soße zu klein. Und wie sahen eigentlich die Ohren von Schimpansen aus? War es erlaubt, Affenohren einzulegen und in einem Vorratskeller zu lagern? Die Polizei, dein Freund, dein Helfer, mehr fiel mir in diesem Augenblick nicht ein, also griff ich zum Telefon.

Noch in derselben Nacht wurde unser Nachbar Gerwolf Grenz verhaftet und der Inhalt seines Kellers als Beweismaterial beschlagnahmt. Ich konnte es nicht fassen, nur ganz knapp war ich dem Schicksal entronnen, ein weiteres Opfer des Serienmörders zu sein. Die Zeitungen schrieben über den Wagemut zweier Jungen und den Leichtsinn einer lebenshungrigen, alleinstehenden Frau. Bei dem potenziellen Täter sollte es sich um einen hochdotierten, psychopathischen Wissenschaftler handeln, einen krankhaften Triebtäter, der unauffällig in einem Reihenhaus in der Vorstadt gelebt habe.

Achtundvierzig Stunden später stand der Psychopath vor meiner Tür.

»Ich kann dir alles erklären ...« Entsetzt schlug ich die Tür vor seiner Nase zu und benachrichtigte die Polizei.

»Er ist geflohen. Der Lustmörder steht vor meinem Haus und will sein Werk vollenden«, krächzte ich erregt in den Hörer. »Was soll ich tun?«

»Warten Sie, ich verbinde mit Hauptkommissar Schmidt.« Das war doch nicht zu fassen!

»Mum, frag ihn, was jetzt mit der Belohnung wird«, drängelte Benni ungerührt.

Hauptkommissar Schmidt räusperte sich umständlich. »Wissen Sie, die Verhaftung war ein bedauerlicher Irrtum. Herr Grenz ist voll rehabilitiert.«

»Und die eingelegten Ohren? Die Zunge?«

»Stammen von einem Menschen, das ist richtig, aber keines der, äh, Objekte, wurde einem der Opfer entnommen, das ist eine Tatsache. Herr Grenz ist an einem Forschungsprojekt über die kostengünstige Lagerhaltung von organischen Materialien beteiligt. Eine Weiterentwicklung von Formalin und Flüssigkeiten, die eines Tages bei der Organtransplantation eine wichtige Rolle spielen werden, heißt es.«

Ich schämte mich entsetzlich und wartete einige Tage ab, bis ich eines Abends den Mut aufbrachte, Gerry wieder unter die Augen zu treten.

»Kannst du uns verzeihen, was die Jungen und ich dir angetan haben?«

Gerry verstaute gerade seine Einmachgläser in eine Umzugskiste. Kein Wunder, dass er die Stadt verlassen wollte.

»Ist der Ruf erst ruiniert ...«, meinte er lässig und schaute mir traurig in die Augen. Nachdem ich ihm beim Packen geholfen hatte, köpften wir eine Flasche Sekt. Und wenig später eine zweite. Die ganze Zeit wagte ich es nicht, einen Blick auf die Gläser zu werfen. »Wie bist du an deine Versuchsobjekte gekommen?«, fragte ich ihn dann doch, als wir oben im Schlafzimmer gelandet waren.

»Durch freiwillige Spender, was dachtest du denn?« Er nahm das Bild seiner Mutter von der Wand und verschloss mir den Mund mit sanften Küssen. Gerry war ein ausgezeichneter, zärtlicher Liebhaber, wie konnte ich ihn nur je für einen Psychopathen gehalten haben? Da ich diesmal Benni wirklich gut – also sicher–untergebracht wusste, lehnte ich mich entspannt zurück und genoss alles, was mir geboten wurde.

Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich auf und stellte fest, dass ich alleine im Bett lag. Von unten tönte Gerrys Stimme in einer Art Singsang. Eigentlich kannte ich diesen Mann kaum, ob er betete? Vorsichtig schlich ich die Treppe herunter. Gerry saß mit dem Rücken zu mir am Küchentisch, vor ihm aufgereiht standen mehrere seiner obskuren Behälter.

»Mutter, ich sage es dir in deine treuen Augen, weil ich weiß, dass du mich verstehst. Noch habe ich nichts Böses getan.« Er stellte die eingelegten Augen zurück und zog das nächste Gefäß in den Vordergrund. »Du warst zu Lebzeiten immer ein Feinschmecker.« Mein Gott, die Zunge! »Nichts ist dir entgangen.« Das Glas mit den Ohren oder der Nase? »Doch schon lange sind deine Lippen für immer verschlossen.« Igitt, Wabbelmasse!

Lautlos zog ich mich zurück und stellte mich schlafend, als Gerry wieder ins Bett kam. Er streichelte behutsam mein Gesicht.

»Ich liebe deine kleine Nase ... und die roten Öhrchen ... deine zart geschwungenen Lippen. Aber das Schönste an dir sind deine Augen. Glaub mir, ich liebe dich, bis dein Auge bricht.«

Schreiend wand ich mich aus seinen Armen, griff in Panik nach dem Bild seiner Mutter und schlug es ihm auf den Kopf.

Ich habe Gerwolf Grenz nie wieder gesehen. Aber erst kürzlich las ich in der Zeitung von einer Ausstellung seiner berühmten Exponate. Der Lustmörder dieses Sommers wurde inzwischen gefasst. Es handelte sich dabei um einen jungen Mann mit krankhafter Bindung an seine Mutter. Das soll es öfter geben ...

»Mum, wir haben neue Nachbarn. Der Mann sieht aus wie ein Mutant. Seine Frau hat böse Augen und fegt die Straße mit einem Besen. Glaubst du, es ist ein fliegender Besen?«

»Ganz bestimmt«, sagte ich aus Überzeugung. Denn nichts schien unmöglich in diesem Sommer, und schon gar nicht in unserer Nachbarschaft.

Cave canem oder Daisy, der Königspudel, Santa Lucia und ich

»Ein Dessous-Laden für Hunde? Das kann doch nicht dein Ernst sein!«

Ich stand ganz vorne im Vaporetto und beobachtete, wie eine der schwarzen Gondeln gemächlich den Canale Grande überquerte. Wäre es nach Daisy gegangen, hätten wir nicht im kühlen, nebelverhangenen Dezember Venedig besucht, während sich das wahre Leben in wärmeren Gefilden abspielte. Das wahre Leben, die vermeintliche Schickeria, ja, sie war ein lebenshungriges Persönchen, meine Daisy.

Unsere Rollenverteilung konnte man durchaus als klassisch bezeichnen: Daisy war jung, schön und verwöhnt, meine Aufgabe bestand darin, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das tat ich sehr gerne, solange ich es mir finanziell erlauben konnte. Dafür begleitete meine Liebste mich zu Repräsentationszwecken auf Reisen und machte mein Leben schillernd bunt. Ich kleidete sie von Kopf bis Fuß in Spitze und Seide, sie schenkte mir ihr bezauberndes Lächeln und gestattete ab und zu großzügig Ausblicke und Übergriffe auf ihren makellosen Körper.

Daisy liebte meine Kreditkarten, ihren Königspudel Arabella und – hoffentlich – auch mich. Ich liebte nur Daisy und nicht das verwöhnte Hundevieh. Auf unseren Reisen duldete ich das Tier nicht, was Daisy einige Tränen und mich als Trost zwei goldene Kettchen gekostet hatte, eins für Daisy und eins für den Pudel. Nein, gegen weinende Frauen kannte ich wenige Waffen, und so sah ich auch jetzt mit steigendem Entsetzen, wie sich Daisys schöne, babyblaue Augen langsam mit Wasser füllten. Hilflos zog ich ein reinleinenes Taschentuch hervor.

»Daisyschatz, warum müssen es denn Hundedessous sein, das sieht doch albern aus!«

»Tut es nicht.« Sie deutete auf einen weißen Königspudel, der mit hochmütiger Miene auf den Stufen der Kirche Santa Maria della Salute saß, begleitet von einem ebenfalls hochmütig blickenden Conte. Vielleicht war es auch nur der Diener eines Conte, jedenfalls waren Herr und Hund beide in den Farben venezianischer Gondoliere gekleidet, und der Hund trug noch zusätzlich eine Art Spitzenrüsche am ondulierten Schwanzende. Im Vorüberfahren glaubte ich sogar, silberne Glöckchen auf dem Stoff erkennen zu können.

»Schau doch, keiner lässt mehr seinen Hund pudelnackt herumlaufen, das schickt sich nicht.« Mit Frauen diskutieren? Besser nicht ...

»Daisylein, ich kauf dir venezianische Spitze, soviel du magst, und selbstverständlich soll auch Arabella etwas Schönes bekommen. Wie wäre es mit Partnerlook?«, versuchte ich zu scherzen, aber meine Liebste erwies sich als völlig humorlos, wenn es um Designerwäsche für ihren Königspudel ging.

»Ich habe im Hotel nachgefragt, es gibt nur ein einziges Fachgeschäft, das in Frage kommt: Da Giovanna di cane.« Sie holte einen zerknüllten Zettel mit der Adresse aus ihrem Krokotäschchen.

»Butzebärchen, wer weiß schon, wann wir wieder einmal nach Venedig kommen. Gemeinsam«, fügte sie diplomatisch hinzu und zog einen entzückenden Schmollmund. In letzter Zeit war es immer seltener vorgekommen, dass sie mich Butzebärchen nannte, dem musste ich mich würdig erweisen, auch wenn es um fragwürdige Hundewäsche ging.

Wir verließen auf der Höhe des Markusplatz das Boot, und ich machte mich mit Stadtplan zu Fuß auf den Weg, während sich Daisy im Café von unserem kleinen Streit erholen wollte.

»Nimm einen Zweiteiler«, rief sie mir nach, »es gibt sie mit Schwanzschlaufe oder ohne. Nimm am besten je einen zum Wechseln, wegen der Hygiene.«

Mir schauderte bei dem Gedanken an die Wäsche des Pudels, die vielleicht zusammen mit Daisys Seidendessous von unserer Hausangestellten per Hand gewaschen werden musste. Es war heutzutage nicht leicht, beständiges Personal zu halten. Aber noch waren wir auf Reisen, tröstete ich mich und genoss die Atmosphäre in den verwinkelten Gassen des Viertels, die immer wieder über kleine Brücken führten und so manches Mal vor einem Kanal mit tintenschwarzem Wasser endeten. Wenn die Gondeln Trauer tragen, erinnerte ich mich flüchtig an den alten Venedig-Film nach einer Geschichte der du Maurier, in dem ein rotgekleideter Zwerg einen unschuldigen Mann in einer dieser malerischen Gassen niedergemetzelt hatte. Vollkommen überraschend. Na ja, für das Opfer kam das vermutlich immer überraschend. Auch hinter mir ging schon seit einigen Minuten ein Mann, der wie ich mehrmals die Richtung wechselte, in Sackgassen einbog und wieder wendete, gehüllt in einen schwarzen Mantel mit hochgestelltem Kragen.

»Scusi«, murmelte er und streifte mich rücksichtslos, als er sich vor mir in den Laden drängte. Dabei spürte ich durch unsere Mäntel hindurch eine harte Ausbuchtung in seiner Leibesmitte. Entweder war der Mann schwul und hochgradig erregt, oder er trug eine Waffe im Hosenbund. In jedem Fall ein Hundefreund, denn wer würde sonst bei Giovanna di cane einkaufen? Mir konnte es egal sein, ich hatte nur meinen Auftrag zu erfüllen. Giovanna, eine stattliche italienische Mamma, trug einen eingefärbten, hellblauen Schoßhund auf dem Arm. Sie überschüttete den Fremden mit einem Schwall von Sätzen in Staccato, die der Mann nur wortkarg erwiderte, bis man ihm ein in Goldpapier eingeschlagenes Päckchen auf die Ladentheke legte. Nun war ich an der Reihe. Mangels Sprachkenntnisse zeigte ich auf einen Albtraum in Rosa und Pink, der mich entfernt an Daisys durchsichtige Nachthemden erinnerte, nur, dass Daisy eben kein Königspudel war, zum Glück. Blieb noch das Problem mit dem Schwanzhalter. An keinem der neckischen Wäschestücke war eine spezielle Vorrichtung dieser Art zu entdecken. Wie übersetzt man Schwanzschlaufe in eine Fremdsprache, ohne als mutmaßlicher Triebtäter von einem venezianischen Mob im nächstbesten Kanal ersäuft zu werden? »Portare fiori«, versuchte ich zaghaft, und hoffte, dass es den Hund in Dessous mit Schwanzschlaufe spazieren führen, und nicht den Schwanz herausziehen hieß. Die Signora schaute mich mit großen Augen an. »Cane?«, fragte sie zweifelnd. Natürlich für den cane, oder hielt sie mich etwa für einen Perversen, der sich an Hundedessous aufgeilte? Der Fremde im schwarzen Mantel kam bedrohlich näher. Was auch immer er gleich aus seinem Hosenbund ziehen würde, ich fühlte mich bereits jetzt mit der Situation restlos überfordert. Blieb noch die Flucht in nonverbale Taktiken.

Hastig formte ich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand einen Kreis, in den ich meinen linken Zeigefinger steckte. »Schwanzhalter«, sagte ich verzweifelt und malte mir zwanghaft die Folgen aus, falls es sich bei meinem Fingerspiel um eine obszöne Geste handelte, mit der die Heilige Jungfrau diffamiert wurde. Oder der Doge. Oder Giovanna di cane. Aber Giovanna schien zu verstehen und zog jetzt unter vielen »si ... si ... si« und beschwichtigenden Gesten ein Päckchen hervor, in Goldpapier, ganz den Gepflogenheiten des Hauses entsprechend. Ich musste auf mein Glück bauen, dass es die von Daisy gewünschten Dessous enthielt, zur Not auch ohne Schwanzschlaufe, dann war ich eben eine Zeit lang nicht mehr ihr Butzebärchen. Nach meiner Erfahrung mit Frauen konnte ein Juwelierbesuch eh alles wieder ins Lot bringen.

»Mille grazie«, sagte ich dankbar.

»Hands up«, sagte der Schwarzmantel und zielte auf mich. Aber bevor ich noch mein altes Leben in Sekunden Revue passieren lassen konnte, wie man es Todgeweihten im Allgemeinen nachsagt, stürmte eine Gruppe von Männern in den Laden. So ist er, der Tod in Venedig, dachte ich und ging hinter, nein, unter Giovanna in Deckung, als das Feuer eröffnet wurde. Durchlöchert wie ein Sieb blieb er zurück, der geheimnisvolle Schwarzmantel, erschossen von den mir unbekannten Männern. Ich richtete mich wieder auf, lieber aufrecht sterben, schoss es mir durch den Kopf, und das war viel besser, als in den Kopf geschossen zu werden.

»Cane, cane«, schrie Giovanna hysterisch, es schien sich dabei um eine Art Codewort zu handeln. Der Mann, der mit einer Maschinenpistole im Anschlag vor mir stand, zögerte einen Moment und stellte mir herrisch eine Frage.

»Non parlo italiano, Canedessous für schöne Signorina, Schwanzschlaufe ...« Es war der Schock. Grauenhaft, dieses schwachsinnige Gestammel. Sollten das wirklich meine letzten Worte gewesen sein? Verzweifelt unterstrich ich meine Verteidigungsrede mit den Gesten, die sich schon einmal als nützlich erwiesen hatten: Ich formte mit den Fingern der rechten Hand einen Kreis und steckte den linken Zeigefinger wie gehabt in diese Rundung. Ein Raunen ging durch die Gruppe. Man klopfte mir anerkennend auf die Schulter und wies zum Ausgang.

»Benvenuto. Subito. Come sta Suo padrone?«

Keine Ahnung, wie es meinem Chef ging, ich war mein eigener Chef und wollte auch nur meine eigene Haut retten. Obwohl es mir wie eine Ewigkeit erschien, war seit Beginn der gespenstischen Szene erst eine Minute vergangen. Als die Sirene eines Polizeiboots erklang, hastete ich mit meinen neuen Bekannten bereits durch diverse Hinterhöfe bis zu einem Kanal, an dem eine unbeleuchtete Gondel bereitstand, mit der wir fast lautlos durch mir unbekannte Gewässer glitten.

Trotz des schnellen Aufbruchs war es mir vorher noch gelungen, die zwei goldenen Päckchen zu greifen. Vielleicht würde man Daisy zum gegebenen Zeitpunkt meinen Nachlass aushändigen. Sie könnte dann mit ihrem Königspudel, der die unter Einsatz meines Lebens erkämpften Hundedessous trug, mein Grab besuchen und weinen. Diese tröstliche Vorstellung verdrängte das unbehagliche Gefühl, das mich beschlich, als wir unser Ziel erreichten.

»Santa Lucia della vista«, erklärte einer der Männer und schlug ein Kreuz. Diese Kirche kannte ich aus einem Kunstführer. Sie lag im abgelegenen Viertel Cannaregio und war »Lucia mit den toten Augen« gewidmet, der Schutzpatronin der Augenkranken. Auf Abbildungen hielt Lucia mit madonnenhaftem Blick ein Tablett mit zwei Spiegeleiern in der Hand. Bei näherem Hinsehen konnte man jedoch deutlich erkennen, dass es sich bei den Spiegeleiern um die Darstellung ausgelaufener Augen handelte, zum Gruseln echt. Offiziell war die Kirche wegen Renovierung vorübergehend geschlossen.

Man geleitete mich in einen Seitenarm, in der Santa Lucia – oder jedenfalls die Reste ihrer irdischen Hülle – in einem Glassarg aufgebahrt lag. Meine Begleiter küssten zuerst den Sarg und dann die Hand eines übergewichtigen Herrn, den sie »padre padrone« nannten. Trotz der nur schwachen Beleuchtung trug er eine Sonnenbrille, hinter der ich Spiegeleier-Augen vermutete. Da ich einen schwachen Kreislauf habe, hielt ich mich krampfhaft an meinen Hundedessous-Päckchen fest. Vergeblich, denn ohne lange Diskussionen forderte er herrisch die Päckchen. »Subito.« Ach Daisy, nun war alles umsonst ...

Vor meinen Augen riss er das erste Päckchen auf, das ordentlich gebündelte Euroscheine enthielt. Keine Spur von Dessous mit Schwanzschlaufen.

»Molto bene«, nun machten sie alle das Zeichen mit Kreis und Zeigefinger.

»Cane, cane«, krächzte ich heiser, weil mir nichts Neues einfiel und überhaupt. Aber es schienen die richtigen Worte zu sein, denn das zweite Päckchen gab man mir als Belohnung zurück.

Von der folgenden Einsatzbesprechung verstand ich kaum ein Wort, aber sie führte dazu, dass ich in Begleitung eines meiner neuen amici nacheinander eine Hostaria, eine Osteria, eine Pasticcheria und eine Cicchetteria des Viertels aufsuchte.