Mut zum Ich. Von Frau zu Frau - Britta Kanacher - E-Book

Mut zum Ich. Von Frau zu Frau E-Book

Britta Kanacher

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Beschreibung

Ich bin, wie ich bin – und ich darf auch so sein! Entdecken Sie unter all den Vorstellungen, wie eine Frau zu sein hat, wieder Ihre Persönlichkeit! Erkennen Sie, dass Sie nicht so sein müssen, wie es von Ihnen erwartet wird. Mit der hierdurch gewonnenen Freiheit können Sie bewusst und mit Freude Ihr Leben gestalten. Eben ganz nach dem Maßstab Ihrer Person. Das Anliegen dieses Buches ist es, zu zeigen, wie Frauen in zufriedenstellender Weise gleichberechtigt ihr Leben sowie ihre Partnerschaft gestalten und in der Gesellschaft wirken können. Sowohl in der Frau wie im Mann sind Weiblichkeit und Männlichkeit vorhanden. Zwar sind heute Mann und Frau rechtlich gleichgestellt. Doch für wirkliche Gleichberechtigung von Frau und Mann, und von Weiblichkeit und Männlichkeit, scheint unsere Gesellschaft noch nicht fortschrittlich genug. Dies zeigt sich in einer wachsenden Belastung der Frauen - ein Ergebnis fehlverstandener Emanzipation. Es geht der Autorin darum, die gegebene Erstarrung aufzulösen, ein neues Bewusstsein zu wecken und ganz konkrete Hilfen anzubieten. Es sollte endlich möglich werden, im Einklang mit modernen Vorstellungen selbstbewusst und frei Frau zu sein. Die Autorin war 2014 für den Indie-Autor-Preis nominiert! Ein Preis, der die Qualität von Individual-Autoren (Autoren, die im Selbstverlag veröffentlichen) sichtbar machen möchte.

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Die wesentliche Voraussetzung für Dein Glück ist die Bereitschaft, die zu sein, die Du bist.

(Frei nach Erasmus von Rotterdam)

Inhaltsverzeichnis

Sich fremd werden

Das eigene ICH leben – heute unmöglich?!

Befreiung aus der Anpassung

Die streitbare Rolle der Frau

Gleiche Anerkennung und Gleichberechtigung

Weiblichkeit und Männlichkeit

Das neue Bewusstsein – befreite Persönlichkeit

Emanzipation heißt, sich befreien!

Das „falsche“ Emanzipationsverständnis:

Weiblichkeitsfeindliche Strukturen

Die Chance der Frauen

Die Frau in der Geschichte

Das „Falschbild“ der Geschichte

Die bewusste Manipulation der Kirche

Eine Geschichte der wiederkehrenden Zurückdrängung

Die Frau und „ihre“ Arbeit

“Das häusliche Glück“

Die 10 Gebote des Frau-Seins

“Kampf“ gegen Windmühlen

Frau-Sein zwischen Selbstaufgabe und Egoismus

Äußere und psychologische Bedingungen

Unser Leben!!

Unsere Zeit!

Neue Wege begehen

Aspekte der gesellschaftlichen Unterdrückung entlarven und überwinden

Frauen in der Arbeitswelt

Die Frau in der Werbung

Unsere Sprache

Gedanken zum Schluss

Literaturempfehlungen

Die Autorin

Sich fremd werden

Ich bin ich! Heute kann ich mit ruhigem Gewissen, ja mit Stolz zu dem stehen, was und wer ich bin. Aber das war nicht immer so. Es war vielmehr ein langer und schwieriger Weg bis dahin.

Mit meinem Dasein als zweimal geschiedener und vierfacher Mutter, die gerade so über Hartz IV-Niveau lebt, verbindet sich allgemein nicht gerade Stolz. Ich lebe nicht auf der Erfolgsspur und von dem, was „man“ im Leben erreichen soll, habe ich nahezu nichts vorzuweisen! Leider gibt es viele Menschen und hier vielfach Frauen, die mit einer ähnlichen Situation wie der meinen und mit ihrer daraus resultierenden Selbsteinschätzung nicht fertig werden. Andere erscheinen zwar von außen betrachtet als erfolgreich und jede denkt: „Die haben doch alles und müssen deshalb glücklich sein!“; dennoch sind sie alles andere als glücklich. Sie empfinden vielmehr – genau wie jene mit geringen finanziellen Möglichkeiten – ihr Leben als fremdbestimmt und sind deshalb oftmals unzufrieden. Sie haben sich und ihre Persönlichkeit in ihrem eigenen Leben verloren – sie sind sich selbst fremd geworden! Um diesen Frauen zu helfen, habe ich mich entschlossen, meinen Weg zurück in ein befreites Leben aufzuschreiben. Ich möchte anderen Frauen einen Weg aufzeigen, ihr eigenes Ich (wieder) zu leben.

Das Gefühl: „Ich bin mir fremd geworden!“ oder „Mein Leben ist mir fremd geworden!“ ist ja nicht etwas, was nur einige wenige kennen, sondern es ist Alltagsrealität vieler Frauen. Die eine spürt es früher, die andere später. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob sich die betroffene Frau bewusst zu ihrem Lebensweg entschlossen hat, oder ob sie in ihre Lebensumstände irgendwie „rein gerutscht“ ist.

Bei mir persönlich war es so, dass ich mich nach Beendigung meines Studiums das erste Mal fremd in meiner Lebenssituation fühlte. Bereits mit Mitte zwanzig hatte ich Kinder, führte einen Haushalt und fühlte mich dennoch nicht als Hausfrau. Ich habe zwei meiner Kinder während des Studiums bekommen und sah mich folglich als Studentin, nicht als Hausfrau. Diese Situation war sehr angenehm. Wann immer ich meine Lebenssituation schilderte, erntete ich Lob und Würdigung. Jede fragte: „Wie schaffst du das, Kinder und Studium?“ oder sagte: „Mensch das ist aber toll!“ oder ähnliches. Ich hatte Anerkennung, und das stärkte mein Selbstwertgefühl und gab mir Selbstbewusstsein. Ich gab dann zwar immer noch zur Antwort: „Wartet erst mal ab, ob ich meinen Abschluss noch mache“, aber in meinem Innern war ich schon mächtig stolz auf mich!

Ich habe meinen Abschluss gemacht und mein „Leidensweg“, mein „Mir-Fremd-Werden“ begann. Jetzt war ich keine Studentin mehr! Meine Lebenssituation machte es unmöglich, auch erwerbstätig zu sein. Die kleinen Kinder mussten versorgt werden, einen Rechtsanspruch auf einen Hort- oder Kindergartenplatz gab es damals noch nicht, und eine Stelle war bei einem so exotischen Studienfach (ich hatte Vergleichende Religionswissenschaft studiert) sowieso nicht zu finden. Von nun an war ich ... ja, was war ich eigentlich? Studentin war ich nicht mehr, einen Beruf hatte ich nicht, und meine Studienbezeichnung „Religionswissenschaftlerin“ half mir auch nicht weiter. Von außen betrachtet war ich Hausfrau und Mutter. Zu meiner „Schande“ musste ich mir eingestehen: Ich war nichts! Nichts außer Nur-Hausfrau (und Mutter). Auf einmal bewunderte mich niemand mehr und niemand stärkte mein Selbstvertrauen. Da stand ich nun. Die Tage vergingen, der Frust wuchs, und ich wusste nicht einmal genau, warum! Ich hatte die Kinder doch gewollt, und es war nun einmal so, dass ich sie jetzt überwiegend allein, ohne die Hilfe meines Mannes, versorgen musste. Der musste sich ja nun um sein Studium und um unseren Lebensunterhalt kümmern. Schöne Pleite! Wofür hatte ich eigentlich studiert? Warum konnte ich nicht halbtags erwerbstätig sein, und mein Mann die andere Hälfte des Tages für sein Studium nutzen? Ach, warum war das alles nur so kompliziert? So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Ich fand mich plötzlich in einer Lebenswelt wieder, die ich so nicht gewollt hatte. Mein eigenes Leben war mir fremd geworden. Weil ich unzufrieden damit war und nicht genau wusste, warum, wurde ich mir selbst ebenfalls fremd!

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich aus dem ständig wachsenden Unbehagen heraus überhaupt erkennen konnte, was mein eigentliches Problem war. Irgendwann merkte ich, dass mein Selbstbewusstsein verschwand und mein Selbstwertgefühl gegen Null ging. Warum? Ich wusste es nicht...

Heute weiß ich, dass es vielen Frauen so geht. Selbst Frauen, die sich bewusst aus ihrem Beruf zurückziehen, um ihre Familie zu versorgen, kennen diese Frustphase. Monate- oder gar jahrelang geht es ihnen bei der Versorgung der Familie gut, aber irgendwann stellt sich dann doch die Unzufriedenheit ein. Meist wissen die Frauen, genau wie ich, lange gar nicht, warum sie unzufrieden sind. Sie nehmen nicht wahr, dass sie sich innerlich gegen ihre Lebenssituation auflehnen. Sie empfinden nur einen Mangel, ein trauriges Unwohlsein oder gar tiefe Depression – aber warum?

Noch verheiratet und wegen der kleinen Kinder nicht erwerbstätig, hing meine Frustration damit zusammen, dass ich mich nicht mit meinem Nur-Hausfrau-Sein identifizieren wollte und konnte. Ich war unglücklich, weil ich zum Hausfrauendasein gezwungen war und dabei lieber (auch) erwerbstätig gewesen wäre. Diese Krise habe ich überwunden und meine Erfahrungen unter dem damaligen Buchtitel Ich bin Hausfrau, na und?! veröffentlicht. Obwohl ich diese erste Krise, die erste Phase der „Mir-Fremd-Werdung“, überwinden konnte, weil ich mir vieler Zusammenhänge klar wurde, rutschte ich wieder in eine solche Phase. Diese war sogar um einiges schlimmer und brachte mich mit der Diagnose „mittelschwere depressive Episode“ bis in eine Klinik für Psychiatrie.

Vor dem Klinikaufenthalt, nach Scheidung und sozialem Abstieg bis in den Hartz IV-Bezug, war es nicht mehr das Nur-Hausfrau-Sein, das mich belastete, sondern mein prinzipielles Dasein mit all den Bedingungen, die ich vielfach als Benachteiligung, ja als ungerecht und unfair empfand. Meine Lebensbedingungen waren so, weil (so mein Empfinden) ich eine Frau bin. Einerseits habe ich mit meiner finanziellen Situation gehadert, andererseits mit meinem Frau-Sein. Als Frau mit Kindern war ich durch gegebene äußere Bedingungen gezwungen, auf eine Erwerbstätigkeit zu verzichten. Durch die zeitlichen Abstände der Geburten war ein Einstieg in eine Erwerbstätigkeit lange nicht möglich, und als er dann möglich gewesen wäre, wurde er mir verwehrt. Für potenzielle Arbeitgeber brachte ich bei Bewerbungen zu wenig beziehungsweise gar keine Berufserfahrung mit, oder ich wurde mit Anfang Vierzig schon als zu alt erachtet. Eine meinen Fähigkeiten und meiner Bildung angemessene Tätigkeit wurde mir nicht ermöglicht.

Meine natürliche Fähigkeit, Kinder zu gebären und meine Entscheidung, diese Fähigkeit auch zu nutzen, wurde mir in den Strukturen unserer männlich orientierten Arbeitswelt zum Verhängnis. Das hat mich doch sehr frustriert und verärgert, ja, persönlich verletzt. Diese Gefühle waren das eigentliche Problem. Ich empfand eine Minderwertigkeit meines Lebens, meiner Tätigkeit und meiner Person. Ich spürte die fehlende Achtung. Keine Geschlechtsgenossin sagte mehr: „Ist ja toll, was du da leistest!“ Und was die allgemeine gesellschaftliche Einschätzung betrifft, so schien mein Status (um ihre finanzielle Existenz kämpfende Frau mit Kindern, die unter ihren Lebensbedingungen leidet) nicht zu existieren. Frauen sind doch heute starke Frauen, die mit Leichtigkeit Kinder und Beruf unter einen Hut bringen! Die Frau von heute ist entweder kinderlos erfolgreich oder trotz Kinder! Ist sie nicht ganz so erfolgreich, dann ist sie dennoch zufrieden, denn sie hat ja ihre Kinder und verzichtet eben bereitwillig auf eine mögliche Karriere!

Mein Selbstwertgefühl orientierte sich an einer Vorstellung von einem modernen Frauenleben, der meine Lebensumstände und ich als Person so gar nicht entsprachen und trotz aller Bemühungen auch nicht entsprechen konnten. Sollte ich so sein, wie die Frauen aus der Generation meiner Mutter, und mich mit meinen Kindern zufrieden geben? (Aber diese Mütter hatten in aller Regel Männer, die sie finanziell versorgten – auch wenn diese Ehen nicht immer glücklich waren!) Wollte ich nicht viel lieber so sein wie die Karrierefrau aus dem Fernsehen? Wollte ich nicht lieber eine Haushilfe oder eine Kinderfrau anstellen, um selbst erwerbstätig sein zu können? Nein, das ging ja gar nicht! Wer sollte das bezahlen? Würde ich überhaupt mehr verdienen als eine Kinderfrau kosten würde, wenn ich überhaupt eine Stelle fände? Ich steckte in einem Zwiespalt.

Früher war eben alles ganz klar. Die Mädchen haben nichts gelernt, sind zur Frau geworden, haben Kinder bekommen und waren folglich für Mann und Kinder da. Ihre Rolle war vorbestimmt, und es wurde auch nichts anderes erwartet. Heute ist das anders. Entgegen den traditionellen Erziehungszielen zur „Weiblichkeit“ und „Mütterlichkeit“, besitzen Frauen ein allgemeines gesellschaftliches Recht auf Bildung. Mädchen lernen, gehen in eine Lehre oder studieren und üben Berufe aus. In diesem Zusammenhang wird all das von Frauen verlangt, was auch von Männern erwartet wird. Es wird erwartet, was wir in der Rolle als fürsorgliche Mütter verleugnen sollen. Doch nicht nur als Mütter werden Frauen mit veralteten Rollenvorstellungen konfrontiert. Allzu häufig auch als Ehefrau beziehungs-weise Partnerin. Auch wenn wohl die meisten Männer eine selbstbewusste emanzipierte Frau an ihrer Seite haben möchten, so wünschen sie sich in den eigenen vier Wänden vielfach noch immer eine mütterliche Versorgerin mit stark ausgeprägten hausfraulichen Fertigkeiten.

Dies musszu Konflikten führen! Das traditionelle Rollenbild der Hausfrau und Mutter steht dem modernen Rollenbild der selbstständigen, selbstbewussten Frau gegenüber. Leider sind aber die „alten“ Rollenvorstellungen durch die Erziehung tief und fest in Männern und Frauen verankert. Sie verdrängen oftmals schleichend und unbemerkt das später gebildete und gewollte moderne Frauenbild in unserem Bewusstsein – meist dann, wenn die Lebenssituation als Mutter und Familienfrau eintritt. Aber nicht nur Mütter haben Probleme mit dem modernen Frauenbild. Auch Karrierefrauen stoßen im Laufe ihres Lebens auf Probleme. Müssen sie doch zumeist in der männerdominierten und männlich geprägten Arbeitswelt weibliche Emotionalität nahezu gänzlich verdrängen. Irgendwann bahnt sich dann Unzufriedenheit ihren Weg ins Bewusstsein, weil ein Teilbereich des eigenen Ich nicht gelebt wird. Unsere frühe Sozialisation, die sich auf weibliche Charakterprägung konzentrierte, steht gegen unser später „erarbeitetes“ Frauenbild, welches an Leistung, Erfolg und Konsum orientiert – und damit „männlich“ ist. Unsere Weiblichkeit steht gegen die noch immer dominante und weiterhin geförderte Männlichkeit. Dabei potenzieren sich diese Gefühle noch zusätzlich, da frau wie man(n) auf Erfolg getrimmt wird. Wir sollen mit großem Auto, repräsentativem Haus, teuren Klamotten und kostspieligen Reisen ein erfolgreiches Leben demonstrieren – Kinder werden als Leistung nicht mehr anerkannt!

Gerade deshalb empfinden Frauen heute das Leben häufig als „Last“, als „Frust“! Ich bezeichne diese Situation als das „Schicksal der Sich-Fremd-Werdung“. Eine Frau, die bereits viele Jahre erfolgreich im Beruf tätig war, die auch viele Jahre schon verheiratet war, dann einen Sohn gebar, formulierte dieses Phänomen so: „Ich bin in sämtliche Löcher gefallen, die mir die Sozialisation bereitgestellt hat. Ich hätte nie geglaubt, dass mir das passieren würde.“ Die „Löcher der Sozialisation“ sind nichts anderes, als der Rückfall in traditionelle Rollenbilder. Die „alten“ Vorstellungen führen selbst bei den Frauen zu Konflikten, die glauben, von diesen alten Rollenbildern „befreit“ zu sein. Als Mutter oder Partnerin verfallen wir in alte Vorstellungen, wobei wir, sobald uns dies auffällt, doch lieber modern sein wollen. Wir wollen eine „gute Partnerin“ und/oder „gute Mutter“ im herkömmlichen Sinn sein, aber wir wollen auch den Ansprüchen der „neuen Frau“ und den Ansprüchen des „neuen Erfolgsmenschen“ gerecht werden. Dabei wollen wir als Karrierefrauen in der herkömmlichen (noch immer) männlichen Berufswelt erfolgreich sein, aber dennoch unsere Weiblichkeit nicht verlieren.

Wir leben im Rollenkonflikt, da die gegebenen Lebensumstände (in die wir irgendwie rein zu rutschen scheinen) uns ein Leben nach unseren Vorstellungen häufig untersagen. Menschen im Rollenkonflikt neigen zu Fluchtverhalten. Sie entfliehen in neutrale Situationen. Immer mehr Frauen entfliehen diesem potenziellen Konflikt in die Kinderlosigkeit. Manchmal werden sie dabei jedoch ebenfalls von ihrem vermeintlich vermiedenen Rollenkonflikt eingeholt – dann nämlich, wenn sie irgendwann feststellen, dass sie so, wie sie leben, eigentlich auch nicht leben wollten. Andere, die heiraten und Kinder bekommen, flüchten sich irgendwann in eine Scheidung und in die vermeintliche Selbstverwirklichung ohne Mann oder gar ohne ihre Kinder. Ich finde dies sehr traurig. Ich glaube, dass sich auch innerhalb einer Partnerschaft, in einem Leben mit Kindern sowie im gesunden Umgang mit den erdrückenden Erfolgserwartungen unserer Zeit ein Selbstwertgefühl und Selbstachtung für Frauen erarbeiten lässt. Ich glaube sogar, dass es erst gar nicht nötig ist, dass Frauen ihre Selbstachtung verlieren, sei es durch ihre Berufstätigkeit, durch ihre Partnerschaft, durch die Geburt eines Kindes beziehungsweise mehrerer Kinder oder durch den gegebenen Must-Have-Wahn unserer Zeit. Leider ist dieser Selbstwertverlust ein sehr schleichender und nahezu unmerklicher Prozess. Ich habe ja selbst erlebt, wie mein Selbstwertgefühl auf den Nullpunkt zusteuerte. Heute habe ich meinen Frust überwunden. Ich fühle mich nicht mehr fremd in meinem Leben – ich lebe mein Ich in meinem Leben.

Es gilt, die Diskrepanz von moderner zu traditioneller Rollen- und Lebensvorstellung aufzuheben. Es soll möglich werden, im Einklang mit modernen Vorstellungen zufrieden und selbstbewusst Frau, Karrierefrau, Partnerin und gegebenenfalls Mutter zu sein! Dabei sollten sich an dieser Stelle die Männer, Karrieremänner, Partner und gegebenenfalls Väter ebenso angesprochen fühlen, – denn die Lebenssituationen von Frauen sind ja meist auch durch das jeweilige männliche Gegenüber geprägt. Hier zu einem zufriedenen Miteinander für alle Parteien zu gelangen, ist als Aufgabe für alle Beteiligten zu erachten!

Dieses Buch versteht sich als Hilfestellung hierzu. Dabei ist vieles, was im Folgenden zu lesen ist, schon in anderer Form als Buch erschienen. In dem bereits genannten Buchtitel Ich bin Hausfrau – na und?! Plädoyer für ein neues Selbstverständnis (1995 im Walter Verlag erschienen).

Als jenes Buch in seiner Originalausgabe 1995 erschien, stand an dieser Stelle folgendes: „Es wundert mich eigentlich, dass es zum Thema dieses Buches fast nichts zu lesen gibt. Es gibt zwar viel zum Thema Emanzipation und Feminismus, doch diese Bücher beschäftigen sich meist mit dem Problemfeld Frau im Beruf oder Frau und Gesellschaft. Mir ist aber noch nichts zum Thema „Emanzipation im Haushalt“ begegnet. Es geht dabei um die Frage: Warum ist es so schwer, Hausfrau und dabei selbstbewusst und voller Selbstwertgefühl zu sein? Dies hängt mit dem Bild der Hausfrau und mit der gesellschaftlichen Nichtachtung der Hausarbeit zusammen. Deshalb brauchen wir das Wissen um die teilweise unbewussten Zusammenhänge, die unser Hausfrauen-Bild geprägt haben und noch immer beeinflussen.“

Auch wenn die Originalausgabe an vielen Stellen stark überarbeitet wurde, so sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass das Thema „Emanzipation im Haushalt“ alles andere als überholt ist, obwohl es keine Hausfrauen mehr zu geben scheint. Gegenwärtig wird der Anschein erweckt, als seien alle Frauen erwerbstätig. Wenn eine Frau ihrer Kinder wegen gerade nicht erwerbstätig ist, so wird sie in dieser Zeit nicht als Hausfrau bezeichnet – nein, sie ist eine Frau in „Elternzeit“. Dennoch ist das Thema „Emanzipation im Haushalt“ in allen Paarbeziehungen allgegenwärtig. Denn es mag zwar die klassische Hausfrau verschwunden sein, nicht aber die tägliche Hausarbeit. Welcher Mann putzt schon die Toilette? Hausarbeit ist auch heute noch vor allem Frauensache. Während in Deutschland Frauen durchschnittlich 164 Minuten täglich mit Hausarbeiten wie Kochen, Putzen oder Bügeln verbringen, beschäftigen sich Männer nur etwa 90 Minuten damit. Ein Konfliktpunkt in so mancher Partnerschaft! Dieser Konfliktpunkt offenbart einen wichtigen Aspekt: Mit der Hausarbeit ist nicht nur das (Rollen-)Bild der Hausfrau, sondern vielfach auch das prinzipielle Bild der Frau verbunden. Unser Frau-Sein ist noch immer mit Hausarbeit verknüpft! Deshalb erscheinen die diesbezüglichen Inhalte des Originalbuches noch immer nicht überholt, sondern geradezu brandaktuell! Deshalb wird es im Folgenden auch um die Hausarbeit und das damit verbundene Frauen-Bild gehen.

Bevor ich jedoch beginne, möchte ich noch etwas zu meiner Sprache sagen. Ihnen ist vielleicht schon aufgefallen, dass ich jede und nicht jeder oder keine und nicht keiner sage. Wenn ich in meinem Buch „jede“ schreibe, so schließt dies (häufig) „jeden“ (die Männer) mit ein. Ich nehme mir als Frau das Recht, die weibliche Form als die allgemeingültige zu benutzen. Dies ist vielleicht ungewohnt, aber es hat die gleiche Berechtigung wie die männliche Form. Im Kapitel „Unsere Sprache“ gehe ich noch mehr auf dieses Thema ein.

An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, all jenen Frauen zu danken, die mit ihrem Rat, ihrer Meinung, ihrer Kritik, mit Korrekturlesen und sonstiger Hilfestellung zum Werden dieses Buches beigetragen haben. Vielen Dank euch allen! Speziell für die Neuausgabe danke ich meinem Freund und Lektor Thomas Frahm für seine Unterstützung und Hilfe bei der Überarbeitung.

Das eigene ICH leben – heute unmöglich?!

Um den Faktoren, die unser Frauen-Bild beeinflussen, etwas näher zu kommen, möchte ich zuerst auf die äußeren, sichtbaren Bedingungen des Frau-Seins eingehen.

Ich bin Mutter, Köchin, Putzfrau, Arbeitnehmerin, Kollegin. Zwei mal war ich Ehefrau. Daneben bin ich Freundin, Tochter, Schwester. Durch mein abgeschlossenes Studium bin ich Akademikerin und das sogar mit Doktortitel. Aus Leidenschaft bin ich Autorin. Und wahrscheinlich bin ich bei näherer Betrachtung noch einiges mehr. Dabei ist vieles, was ich bin, geprägt durch die Gegebenheit, dem weiblichen Geschlecht anzugehören.

Ich bin ein weiblicher Mensch, und diese Tatsache hat mein Leben von Anfang an umfassend geprägt – leider allzu häufig auch auf unerfreuliche Art und Weise.

Inzwischen habe ich viele (teilweise verborgene) Zusammenhänge, die mein Leben als Frau prägten und prägen, durchschaut und kann deshalb damit besser umgehen, ja sogar glücklich damit leben! Ich habe gelernt, trotz all der Erwartungen, Anforderungen und Bedürfnisse, die von anderen und der Gesellschaft an mein Frau-Sein gerichtet sind, meine Persönlichkeit zu leben. Ich habe gelernt, mein Ich zu leben – als Frau.

Wir leben in einer emanzipatorischen, dabei aber stark Leistung fordernden und an Konsum orientierten Zeit: Von Frauen wird, genau wie von Männern, Erfolgs- und Karriereorientierung erwartet und gefordert. Frauen sind inzwischen in der westlichen Welt auf vielen Ebenen unabhängig. Sie brauchen keinen Mann (mehr) an ihrer Seite, um sie zu ernähren und zu beschützen. Frauen – so scheint es – können ein sowohl ökonomisch unabhängiges als auch weitestgehend gleichberechtigtes Leben führen. Viele der einschränkenden Verhaltensmaßregeln vergangener Zeiten scheinen heute ebenso überholt zu sein wie alte Rollenklischees.

Doch immer mehr Menschen – Frauen, aber auch Männer – stellen nicht nur die Errungenschaften der Emanzipation, sondern auch die Grundbedingungen der modernen Lebensweise in Frage. Was die männliche Seite betrifft, so soll der „moderne Mann“ nicht mehr ausschließlich auf seine Karriere konzentriert leben, sondern auch für Frau und Kinder da sein. Männer sollen alles unter einen Hut bringen und dabei noch männlich bleiben. Stellt sich die Frage, ob und wie dies möglich ist? Hinsichtlich des Problems, wie Frauen alles unter einen Hut bringen können, wird von Kritikern der Emanzipation zunehmend als Argument angeführt, dass sich Frauen ihren sogenannten „natürlichen Aufgaben“ nicht mehr hinreichend widmen. Diese Emanzipationskritiker sehen Gesellschaft und Familie hierdurch in Gefahr. Dabei wird von diesen traditionell orientierten Menschen auch ins Feld geführt, dass Frauen sich durch ihr emanzipatorisches Verhalten letztlich selbst ins Unglück stürzen – zwangsläufig, da sie ihre „ursprüngliche Bestimmung“, ihr „Frau-Sein“, nicht mehr leben. Stellt sich die Frage, ob dies wirklich so ist?

Als Jugendliche hatte ich ein gewaltiges Problem damit, als weibliches Wesen auf die Welt gekommen zu sein. Allzu gern zählte ich die Nachteile auf, die ich damit vor etwa vierzig Jahren verbunden sah: Frauen bekommen in ihrer fruchtbaren Zeit alle vier Wochen ihre Blutung, Frauen sind in aller Regel körperlich den meisten Männern unterlegen und haben deshalb häufig in bestimmten Situationen Angst (zum Beispiel nachts durch dunkle Gassen zu gehen). Diese Kritikpunkte beziehen sich auf körperliche Gegebenheiten, an denen sich nur bedingt etwas ändern lässt. Jede Frau ist gezwungen, sich damit zu arrangieren und das Beste daraus machen.

In der Arbeitswelt sah ich in jungen Jahren uns Frauen massiv benachteiligt: Zum einen fand ich es ungerecht, dass Frauen vor allem in schlecht bezahlten und gesellschaftlich wenig angesehenen Berufen tätig zu sein schienen. Frauen schienen bei ihrer Berufswahl vor allem auf niedere Dienstleistungen oder Berufe eingeschränkt zu sein, die den Männern zuarbeiten: Friseurin, Verkäuferin, Putzfrau, Sekretärin, Arzthelferin, Krankenschwester, Kindergärtnerin usw. Diese Einschränkung erschien mir völlig unverständlich. Zudem wurden Frauen bei Stellenbesetzungen, vor allem wenn sie im gebärfähigen Alter waren, benachteiligt. Sie wurden und werden ungern eingestellt, da sie durch Schwangerschaft und Geburt ausfallen könnten. Ergattern sie dennoch eine Stelle, so wurden und werden sie vielfach schlechter bezahlt. Auf Manager-ebene oder in Vorständen waren sie damals und sind sie nach wie vor völlig unterrepräsentiert. Ließen sich Frauen auf eine Ehe ein und bekamen Kinder, waren (und sind sie vielfach noch) finanziell vom Mann abhängig. Damals stand deshalb mein Entschluss fest: ich wollte keine Kinder. Lieber wollte ich Karriere machen und Professorin werden.

Im Vertrauen auf die Emanzipationsbewegung, im Vertrauen auf Liebe und Partnerschaft habe ich mich dann doch anders entschieden. In Folge dessen musste ich genau das erfahren und durchleben, wovor ich mich in meiner Jugend eigentlich schützen wollte: Benachteiligung im Berufsleben, sozialer Abstieg nach Scheidung bis hin zur Hartz IV-Empfängerin. (Mehr zu mir und meinem Lebensweg erfahren Sie in meinem Buch: Hartz IV und Co.: Wie unsere Gesellschaft Armut provoziert – und wie Betroffene ihre Würde bewahren).

Mein Lebensweg und die damit verbundenen Gefühle von Existenznot sind, wenn auch nicht die Regel, so doch kein Einzelfall. In unserer Gesellschaft grassiert die Angst zu versagen, die Angst vor sozialem Abstieg, die Angst vor Hartz IV, vor Altersarmut oder auch (nur) die Angst vor dem Verlust des mühsam Erarbeiteten. Versagens- und Existenzangst greifen um sich, werden aber aus Ohnmacht unterdrückt oder verdrängt. Doch Gefühle lassen sich auf Dauer nicht in erlaubte und unerlaubte, zugelassene und verbotene teilen. Hier gilt die Devise: „Entweder ganz oder gar nicht!“ Wer Ängste unterdrückt, beschneidet auf Dauer das ganze Spektrum der eigenen Gefühlswelt. Wer seine Ängste unterdrückt, unterdrückt auch seine Empfänglichkeit für Freude und Glück im Leben!

In den zunehmend angstbesetzten derzeitigen Lebensumständen offenbart sich das eigentliche Problem unserer emanzipatorischen, stark leistungsbezogenen und konsumorientierten Gesellschaft: sie unterdrückt – zugunsten von Erfolgs-, Leistungs- und Konsumorientierung – die menschliche Gefühlswelt und ein emotional orientiertes soziales Miteinander!

Auch wenn dieser Zusammenhang wohl von den wenigsten so konkret formuliert wird, stellen dennoch immer mehr Menschen Grundbedingungen der modernen Lebensweise in Frage. Sie fühlen sich unzufrieden, wünschen sich ein „irgendwie anderes“ Leben. Die meisten Menschen lehnen doch weder Liebe noch Kinder oder Familie – egal in welcher Form – ab. Sie lehnen jedoch ab, dass sie aufgrund des Auslebens von Liebe und Partnerschaft in angstbesetzte gesellschaftliche Zwangslagen geraten, aus denen sie sich nicht mehr oder nur mit äußerster Anstrengung befreien können.

Ich erachte es als einer modernen Gesellschaft unwürdig und gegen sämtliche Freiheitsgedanken und auch gegen die allen Menschen zugesprochene Menschenwürde verstoßend, dass die Hälfte der Menschheit, die Frauen, durch einen einzigen Aspekt ihres Geschlechts, ihre Gebärfähigkeit, als sogenanntes „schwaches Geschlecht“, benachteiligt und eingeschränkt werden. Und ich erachte es als ebenso unwürdig und gegen die Menschenwürde verstoßend, dass die andere Hälfte der Menschheit, die Männer, durch einen einzigen Aspekt ihres Geschlechts, ihre Nicht-Gebärfähigkeit, als sogenanntes „starkes Geschlecht“, hinsichtlich der Lebenswelt Familie ebenso benachteiligt und eingeschränkt werden. Beide Geschlechter werden in ihrer natürlichen Ganzheitlichkeit beschnitten. Dies spiegelt sich in einer einseitig (männlich) ausgerichteten Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur wieder, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die Menschen zunehmend zerstört.

Die Emanzipationsbewegung konzentrierte sich auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen und wollte hierdurch das vormals übliche „Frauenschicksal“ der drei K's von „Kinder, Küche, Kirche“ überwinden. Die Frauen sollten möglichst tiefgreifend in die einst (und noch immer) männlich dominierte Berufswelt integriert werden. Doch die männliche Lebenswelt blieb bei diesem Wunsch unbeachtet, weshalb die Emanzipation auch nur einseitig erfolgte und deshalb in gewisser Weise als gescheitert angesehen werden kann. Es ist sicherlich unbestreitbar, dass die Arbeitskraft von Frauen inzwischen in die Arbeitswelt integriert ist. Doch mit dieser Tatsache verbinden sich für mich drei zentrale Fragen:

Welche Folgen hat dies für die einzelne Frau, welche für die Gesellschaft?

Wurde mit der weiblichen Arbeitskraft auch Weiblichkeit tiefgreifend in die Gesellschaft integriert?

Woran liegt es, dass die zweite Frage leider eindeutig mit Nein beantwortet werden muss?

Ein Aspekt zur Beantwortung dieser Fragen ist sicherlich darin zu sehen, dass manche Frauen auf ihrem Weg zur emanzipierten Frau über das vorgegebene Ziel hinausgeschossen sind. Manche Frauen, gerade in Führungspositionen, erscheinen männlicher als ihre männlichen Kollegen. Um sich im Gefüge höherer Positionen zu integrieren, mussten sie lernen, sich über Leistung und Erfolgsstreben zu definieren. Sie mussten lernen, sich ihrer Ellenbogen zu bedienen, lernen, für ihre Ziele und Positionen zu kämpfen, und sie mussten sich dabei den Gepflogenheiten der männerdominierten Arbeitswelt anpassen.

Dabei blieben vielfach Aspekte der sogenannten „Weiblichkeit“ auf der Strecke. Grundlegende, als weiblich erachtete Lebens- und Verhaltensweisen mussten den entsprechenden männlichen Attributen weichen. Wobei an dieser Stelle bereits darauf hingewiesen sein soll, dass nicht nur Frauen über sowohl männliche als auch weibliche Eigenschaften verfügen – beide Geschlechter bergen sowohl die einen wie die anderen Charaktereigenschaften. Es gibt männliche Männer und weibliche Frauen. Es gibt aber auch weibliche Männer und männliche Frauen. Zudem gibt es Menschen, die sowohl männliche als auch weibliche Charaktereigenschaften gleichrangig in sich vereinen (hierzu mehr ab Seite 34ff).

Aber unsere Gesellschaft hat sich seit Jahrhunderten vor allem den sogenannten männlichen Persönlichkeitsattributen des Menschen zugewandt und diese gefordert und gefördert. Will eine Frau in der Arbeitswelt erfolgreich sein, so muss sie die geforderte und geförderte männliche Seite in sich aktivieren, sich auf diese konzentrieren und entsprechend ihre weibliche Seite vernachlässigen – genau wie ihre männlichen Kollegen!

Hierin liegt ein hohes Maß an Persönlichkeitsverlust, der immer mehr Menschen, Frauen wie Männern, das Leben schwer macht. Um in der karriere-, erfolgs- und leistungsorientierten Gesellschaft bestehen zu können, müssen Teile der eigenen Persönlichkeit unterdrückt oder gar völlig verdrängt werden. Das eigene Ich in seiner Ganzheitlichkeit zu leben erscheint zunehmend unmöglich!

Die sogenannten männlichen Eigenschaften werden häufig als eher vernunftbetont und die sogenannten weiblichen als gefühlsbetont definiert. Orientiert an dieser Zweiteilung, wird deutlich, was in unserer Gesellschaft unterdrückt wird: die Emotionalität! Zugunsten gesellschaftlich vorgegebener Ziele muss in unserer modernen Gesellschaft das eigene ICH zugunsten der Vernunftorientierung um seine Emotionalität beschnitten werden. Kommt dann noch hinzu, dass durch chronische Versagens- und/oder Existenzängste die eigene Emotionalität noch weiter verstümmelt wird, dann wird die ganze Dimension der Unterdrückung von Gefühlen in der modernen Zeit deutlich. Hier sei nochmals eindringlich darauf hingewiesen: Hinsichtlich der Gefühle gilt die Devise „Entweder ganz oder gar nicht!“ Wer Ängste unterdrückt, beschneidet auf Dauer das ganze Spektrum der eigenen Gefühlswelt. Wer seine Ängste unterdrückt, unterdrückt auf Dauer auch die Möglichkeit der Empfindung von Liebe, Freundschaft, sozialem Miteinander, Mitgefühl und Freude. Letztlich beraubt sich der Mensch der Möglichkeit Glück zu Empfinden!

Immer mehr Menschen leiden hierunter – sie leiden unter Unzufriedenheit, Depression oder Burnout. Bevor die eigene Gefühlslage mit einem der genannten Begriffe beschrieben wird, stellen die Betroffenen (Frauen wie Männer) mit Verwunderung fest, dass ihnen ihr eigenes Leben fremd geworden ist. Sie stellen fest, dass sie sich selbst „irgendwie“ fremd geworden sind!

In einer solchen Situation verschaffen einerseits die Auseinandersetzung mit den gegebenen Rahmenbedingungen, in denen wir unser ICH leben müssen und andererseits das Aufzeigen möglicher Veränderungen Abhilfe. Beides soll mit diesem Buch an die Hand gegeben werden.

In dem Buch Ich bin Hausfrau – na und?! - Plädoyer für ein neues Selbstverständnis habe ich mich mit dem Selbstwertverlust durch die Lebensweise als Hausfrau beschäftigt. Inzwischen ist zwar der Titel nicht mehr zeitgemäß, der Inhalt, der sich mit einem neuen Selbstverständnis beschäftigt, erscheint mir jedoch noch sehr aktuell. Aus diesem Grund habe ich mich zu einer zeitgemäßen Überarbeitung des genannten Buches entschlossen.