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Der Umzug in die neue Wohnung ist so gut wie erledigt. Jetzt müssen nur noch die Möbel für die Dachterrasse aufgebaut werden. Wenn das man kein Job für den gut gebauten Nachbarn ist! Dieser hilft nur zu gerne. Doch bei den sommerlichen Temperaturen wird nicht nur das Aufbauen der Möbel zur heißen, schweißtreibenden Angelegenheit...Die Sammlung von Kurzgeschichten enthält: Nachbarschaftshilfe, Besessen von Owen Gray, Fleisch und Tinder-Taxi.Die Novelle wurde in Kooperation mit der schwedischen Filmproduzentin Erika Lust herausgegeben. Ihr Ziel ist es, die menschliche Natur und ihre Vielfältigkeit durch Erzählungen über Leidenschaft, Intimität, Liebe und Lust zu schildern. Dabei mischt sie spannende Geschichten mit erotischen Komödien.-
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Seitenzahl: 84
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Lust
Nachbarschaftshilfe – und drei andere erotische Erika Lust-Geschichten Besessen von Owen Gray
Fleisch
Tinder-TaxiCoverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 2019, 2020 Beatrice Nielsen , Lea Lind , Sarah Skov und LUST All rights reserved ISBN: 9788726744477
1. Ebook-Auflage, 2020
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.
Nachbarschaftshilfe
Beatrice Nielsen
Sie geht langsam die Treppe hoch. Die Hitze ist unerträglich, die Luft steht still. Ihre schweren Schritte hallen im Flur wider. Für eine Sekunde bleibt sie stehen und wirft einen Blick auf seine Tür, ehe sie weiter nach oben geht. Liest lautlos seinen Namen auf dem Metallschild über dem Briefschlitz. Sie hat etwas mit ihm vor. Seit sie vor zwei Wochen eingezogen ist, arbeitet sie still und heimlich an ihrem Plan. Jetzt begleitet er sie auf Schritt und Tritt. Sie ist ihm ein paar Mal im Flur begegnet, hat ihm zugenickt. Ihrem neuen Nachbarn. Sie hat auch einige kurze Blicke auf ihn erhaschen können. Eine Ferse oder einen Arm, gerade noch, bevor die Wohnungstür hinter ihm zufiel. Dann blieb sie immer einen Augenblick stehen und atmete tief ein, um seinen Duft zu genießen, der noch in der Luft lag. Eine Mischung aus Holz und etwas anderem, undefinierbarem. Sie stellt sich vor, er ist Zimmermann.
Sie steckt den Schlüssel ins Schlüsselloch, schließt auf, kickt die Sandalen in den Flur und zieht das Kleid über den Kopf. Lässig lässt sie es neben die Schuhe plumpsen, geht in die Küche und hält den Kopf unter den Wasserhahn. Sie trinkt, schließt die Augen, kühlt sich mit dem Wasser ab. Dann fasst sie ihr Haar in einem Gummi zusammen und seufzt vor Erleichterung, während die kalten Tropfen ihren Hals hinabrinnen. In der Hoffnung, immerhin ein bisschen Wind werde seinen Weg in die Wohnung finden, öffnet sie alle Fenster, doch die Luft bleibt schwer und schwül. Sie setzt ihre Sonnenbrille auf, nimmt den Ikea-Katalog vom Sofatisch und öffnet die Tür zur Dachterrasse. Die Sonne brennt schon den ganzen Tag ungestört auf die Terrasse, und sie muss sich schnell über die knallheißen Fliesen bewegen, um sich nicht die Füße zu verbrennen.
Sie setzt sich in den Liegestuhl. Bis auf weiteres das einzige Möbelstück auf der Dachterrasse. Sie lehnt sich zurück und spürt, wie die Sonnenstrahlen auf ihren Körper treffen und die dünne Haut auf ihren Brüsten nahezu in Brand setzen. Sie macht den Zeigefinger feucht und blättert ruhig im Katalog. Sie wählt präzise aus, mit welchen Möbeln sie die Dachterrasse einrichten möchte, und kreuzt diejenigen an, die am besten zu den roten Fliesen und dem schlichten Stil passen. Die Dachterrasse ist offen gestaltet und bietet Aussicht über den Großteil der Stadt. Direkt vor der Terrassentür liegt ein kleines Vordach mit Platz für einen Tisch und Stühle. Sie richtet ihre Sonnenbrille, schaut sich um und lässt sich von jeder Ecke inspirieren, bevor sie beschließt, noch drei weitere Liegestühle und einen Esstisch aus dunklem Holz anzuschaffen. Der Esstisch soll unter dem Vordach stehen. So kann sie mit ihren Freundinnen quatschen und Drinks genießen, bis die Sonne aufgeht. Die Stühle sollen zum Tisch passen. Sie blättert weiter und schnell nehmen die Kreuze Überhand an. Schon bald hat sie quasi die Hälfte aller Gartenmöbel angekreuzt, nebst einigen bunten Decken und Samtkissen. Die Kissen sehen wunderschön und gleichzeitig unglaublich weich und gemütlich aus. Sie kann es gar nicht erwarten, die Terrasse einzurichten, damit sie sie endlich richtig benutzen, Gäste einladen und in Sommernächten feiern kann. In Gedanken erstellt sie eine Gästeliste. Der Nachbar ist auch eingeladen. Sie kaufte die Wohnung ein paar Monate, nachdem ihre Gehaltserhöhung in trockenen Tüchern gewesen war. Eine wirklich spürbare Gehaltserhöhung. Es gibt nun keinen Grund mehr zu sparen. Im Großen und Ganzen kann sie sich alle Möbel kaufen, die sie will. Daher schließt sie nichts aus, gestattet sich, alles zu nehmen, was ihr in den Sinn kommt. Alles, was sie will. Sie tupft sich den Schweiß von der Stirn. Das muss der wärmste Tag des Jahres sein, und vielleicht der wärmste Sommer des Jahrhunderts. Sie schafft es nicht, den ganzen Weg zu Ikea zu fahren, um die Möbel zu besorgen, also setzt sie sich mit dem Laptop in den Schatten, sucht sie auf der Homepage heraus, bezahlt und wählt einen Lieferungstermin. Anschließend setzt sie sich wieder in den Liegestuhl und schließt für ein paar Minuten die Augen. Sie denkt wieder an den Nachbarn, was er gerade macht, ob er zu Hause ist, ob er eine kalte Dusche nimmt. Sie stellt sich vor, wie er mit geschlossenen Augen in der Kabine steht, und das Wasser über seinen Körper rinnt. In Gedanken ist sie bei ihm und lässt ihre Hände die gleiche Reise wie das Wasser über seinen Körper unternehmen. Ihr Plan nimmt langsam Form an. Seufzend öffnet sie die Augen. Die Hitze macht sie dösig und mutig zugleich. Sie beschließt, bei ihm anzuklopfen, und ihn um Hilfe mit den neuen Möbeln zu bitten. Sie zieht ein großes, lockeres T-Shirt an, schlüpft schnell in die Sandalen und geht nach unten. Wieder liest sie den Namen auf dem Metallschild an seiner Tür, nimmt ihn in den Mund, malt sich aus, wie er sich ihr vorstellen wird. Dann ballt sie die Hand zur Faust und klopft an. Sofort hört sie zielstrebige Schritte auf die Tür zukommen, und kurz darauf öffnet er. Ihm ist deutlich anzusehen, dass er keinen Besuch erwartet hat. Er hat Trainingssachen an und wirft ihr einen fragenden Blick zu.
„Hallo“, sagt sie und schaut ihrem neuen Nachbarn direkt in die Augen, während sie lächelt. Sie stellt sich vor. „Ich bin gerade oben eingezogen und habe mich gefragt, ob man dich wohl überreden könnte, mir mit etwas zu helfen?“
„Hallo“, antwortet er, lässt die Formalitäten fallen und grinst ein bisschen. „Das kommt ganz darauf an, um was es geht.“
Sie erklärt sich, und er ist einverstanden. Während sie wieder in ihre Wohnung geht, fühlt sie sich ermutigt und erwartungsvoll.
Eines späten Nachmittags werden die Möbel geliefert. Die Hitze ist immer noch unerträglich. Sie ist drückend und schwül, wie ein ununterbrochen laufender Heizlüfter. Die Hitzewelle hält schon lange an, und nachts ist es unmöglich, ordentlich zu schlafen. Sie hat einen Ventilator neben dem Bett installiert, doch er bläst nur einen sanften, warmen Wind durch das Schlafzimmer. Jede Nacht spürt sie den Wind ihren Körper streicheln, während sie sich im Bett herumwälzt, der Nacht lauscht und schließlich die Stadt aufwachen hört. Jede Nacht versucht sie zu hören, ob der Nachbar auch wach ist. Sie hält die Luft an und lauscht angestrengt. Manchmal meint sie, Türen auf- und zugehen zu hören. Laufendes Wasser. Seine Schritte. Sie überlegt, ob sie auf sich aufmerksam machen soll. Selbst durch die Wohnung laufen, den Wasserhahn aufdrehen. Oder vielleicht nach unten gehen und die Schlaflosigkeit mit ihm teilen.
Die Tage streichen wie in Trance dahin. Ihr Kopf fühlt sich schwer an, ihr Körper aber hellwach. Als wüsste er ganz von selbst, was sie braucht, trägt er sie umher, ohne dass sie darüber nachdenken muss. Es ist nicht einmal zwölf Uhr, und sie hat sich schon dreimal umgezogen. Jetzt aber ist sie vollständig dem rosa Bikini verfallen. Nur darin lässt sich die Hitze aushalten. Ach ja, außerdem ist die Wahl ausgerechnet auf ihn gefallen, weil der Nachbar heute kommen wird, und dieser Bikini besser als der andere sitzt. Er betont die Körpermerkmale, die ihr selbst am besten gefallen. Ihre Brüste erscheinen darin runder und ein wenig größer, ohne vulgär zu wirken. Das Unterteil hebt ihre Sanduhrform hervor, die Farbe fällt sofort ins Auge. Wenn sie diesen Bikini trägt, können die Männer ihre Blicke nicht von ihr lassen.
Die Lieferanten trugen alle Kisten auf die Terrasse, während sie vor ihrem Ventilator eine Kleinigkeit aß. Jetzt stehen sie im Schatten unter dem Vordach, und sie wartet auf den Nachbarn. Sie schreibt einen Zettel und hängt ihn an die Wohnungstür. Darauf steht, die Tür sei offen, er könne einfach hereinkommen. Sie bleibt auf der Dachterrasse bei den Möbeln. Dann macht sie sich einen gigantischen, eiskalten Mojito, steckt einen blauen Strohhalm hinein und füllt eine Kühltasche mit Bier und Softdrinks, ehe sie sich samt Ikea-Katalog auf dem Schoß und dem Mojito in Reichweite in den Liegestuhl setzt. Kurz darauf kommt der Nachbar auf der Treppe zur Terrasse zum Vorschein. Er trägt weite Jeans und ein enges, schwarzes T-Shirt, das seine braungebrannten, muskulösen Oberarme betont. Sie winkt ihm vom Liegestuhl zu.
„Hey“, sagt sie schläfrig, lächelt ihn an und blättert nebenher im Katalog.
„Hey“, sagt er und nickt in Richtung der Kisten. „Sind es die hier? Soll ich einfach loslegen?“