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Das Leben als Hausfrau und Mutter wird schnell langweilig. Was stellt man nur an, wenn man den ganzen lieben langen Tag darauf wartet, dass der Gatte von der Arbeit nach Hause kommt. Zum Glück gibt es die Bibliothek, in der es Bücher gibt, die einem den tristen Alltag versüßen. Von der Begierde gepackt wird die Bücherei so schnell zum neuen Lieblingsort – an dem einem auch schon mal die Lust überkommen kann. Die Sammlung von Kurzgeschichten enthält: Verführung in der Bibliothek, Küsse und Schläge, Heiße Blicke und Morgensex.Die Novelle wird in Zusammenarbeit mit der schwedischen Filmproduzentin Erika Lust herausgegeben. Ihr Ziel ist es, Natur und Mannigfaltigkeit der menschlichen Natur in Form von Erzählungen über Leidenschaft, Intimität, Liebe und Lust in einer Kombination aus starken Geschichten und erotischen Komödien zu schildern.-
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Seitenzahl: 71
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Lust
Verführung in der Bibliothek– und drei andere erotische Erika Lust Geschichten
Küsse und Schläge
Heiße Blicke
MorgensexCoverbild/Illustration: ShutterstockCopyright © 2018, 2020 Andrea Hansen , Beatrice Nielsen , Lea Lind , Sarah Skov und LUST All rights reserved ISBN: 9788726744354
1. Ebook-Auflage, 2020
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nachAbsprache mit LUST gestattet.
Sarah Skov
Die Sonne scheint warm auf meine Haut. Es ist Hochsommer – die Zeit, in der wir glauben, dass die Wärme für immer bleibt. Die Zeit, in der wir keinen Gedanken an Winter, Kälte und dicke Mäntel verschwenden. Ich liege am Strand und genieße die warmen Sonnenstrahlen, aber plötzlich wird es dunkel. Ein Mann steht vor der Sonne und schaut auf mich herab. Ehe ich protestieren kann, fällt er über mich her. Er packt meinen Hintern und ich stöhne laut auf. Niemand sonst ist am Strand. Ich vergrabe meine Finger in seinen dunklen Locken. Sein Mund, seine Hände, sein Wesen ist überall. Keuchend stoße ich ihm meinen Unterleib entgegen, aber plötzlich, ja, plötzlich wird es wieder hell. Sein Schatten verschwindet und die Wärme der Sonne fällt wieder auf mein Gesicht.
Ich wache vom Klingeln des Weckers auf. Morgenlicht fällt auf unser Bett. Es ist ein strahlender Morgen, wie es ihn nur im Frühling gibt, wenn die Sonne lange vor uns aufsteht. Das Licht bahnt sich seinen Weg durch die Spalte zwischen unseren Vorhängen und legt sich wie eine Decke über das Bett und den Boden. Ich schalte den Wecker aus, schwinge die Beine über die Bettkante und trete barfuß ins Licht. Die Wärme der Sonnenstrahlen kriecht von meinen Zehen bis in den ganzen Körper. Dann erklingt die Melodie des Weckers erneut. Ich habe ihn anscheinend nicht richtig ausgestellt. Auf der anderen Seite des Doppelbetts liegt mein Mann. Die Melodie bringt ihn dazu, sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Er brummt wie immer und ich eile zum Nachttisch, um den Wecker diesmal richtig auszuschalten. Der Klang verfliegt und damit auch die Erinnerungen an den Traum.
Die Morgenstunden gehören mir. Ich stelle den Wecker immer lange bevor ich eigentlich aufstehen müsste, um einfach ein wenig Zeit für mich selbst zu haben. Diese Gewohnheit stammt aus der Zeit, als ich noch gearbeitet habe. Bevor der Tag richtig begann, bevor die Kinder aufwachten, noch vor dem Frühstück, ja, bevor wir die Apotheke öffneten, saß ich dann mit einer Tasse Kaffee und in einen übergroßen Morgenmantel gehüllt da und genoss die Stille. Damals verlangten mir die Kinder viel mehr ab, denke ich mir, nun sind sie nahezu selbstständig und kommen fast nur zum Essen nach Hause. Die Arbeit forderte auch ihren Teil. Es war schließlich meine Apotheke und damit auch meine Verantwortung. Aber es endete wie mit vielen Betrieben in dieser Zeit, die Finanzkrise zwang uns zur Schließung. Obwohl die Kinder großgeworden sind und die Arbeit nicht schon in aller Frühe ruft, finde ich mich nun im gleichen Morgenmantel und mit der gleichen Universitätstasse in der Hand am Tisch wieder.
Ein paar Stunden später sind die Kinder und mein Mann zur Tür hinaus und im Haus kehrt eine andere Stille ein. Sie ist merkwürdig ungewohnt. Eine Stille, die ich mir früher nicht einmal vorstellen konnte. Als ich die Apotheke führte, als es langsam bergab mit ihr ging und der Gedanke, sie zu schließen, hin und wieder zum Vorschein kam, schwor ich mir, dass ich, falls ich arbeitslos würde, meine Zeit damit verbringen wollte, alle Bücher zu lesen, zu denen ich nie gekommen war. Heute muss ich mein Versprechen einlösen. Heute muss ich in die Bibliothek.
Das alte Bibliotheksgebäude ist groß und überwältigend. Wenn ich die umliegenden Gebäude betrachte, ist es auffällig niedrig. Aber die Mauern sind dick. Wunderschöne Schnitzereien zieren die Fenster und pompösen, auffälligen Türen. Für eine Weile betrachte ich das Gebäude aus der Ferne, ehe ich die Straße überquere. Die Bibliothek beherbergt alle großen Liebesgeschichten, alle fantastischen Erzählungen und historischen Figuren. In den Regalen stehen Büchern von Autoren, die ich kenne, von Autoren, die ich nicht kenne und von Autoren, die ich kennen sollte. Autoren, die viel zu bekannt oder viel zu unbekannt waren. Solche, die nie richtig groß werden konnten, ehe der Tod sie holte. Ich denke über all das nach, während ich das Gebäude von der anderen Straßenseite aus betrachte. Ein Mann rempelt mich an, als er an mir vorbeigeht.
„Pass doch auf“, sagt er und geht schnell vorbei. „Du hältst ja den ganzen Verkehr auf.“
Er gestikuliert vergeblich, während er rückwärts weitergeht. Er hält meinen Blick so lange fest, dass ich mich zu schämen beginne. Als er sich abwendet, frage ich mich, wovor ich mich schämen sollte. Ich schüttle kurz mit dem Kopf und erst als der Mann aus meinem Blickfeld verschwunden ist, kommt mir eine gute Antwort in den Sinn. Das ist oft so. In unangenehmen Situationen erstarre ich zu Stein, aber ich bin ein Meister darin, fünf Minuten später auf die perfekte, schlagfertige Antwort zu kommen. Ich gehe über die Straße und verschwinde in der Bibliothek.
Der Stadtlärm verschwindet hinter den dicken Mauern. Die Decke ist hoch, aber die vielen Bücherregale, schweren Mahagonimöbel und dicken Teppiche dämpfen die Geräusche, sodass der Raum nicht hallt. Bisher bin ich immer nur hier vorbeigefahren und habe das Gebäude von außen bewundert, jetzt sehe ich es erstmals von innen. Es sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich nehme mir viel Zeit, während ich durch die Reihen gehe. Ich lasse die Fingerspitzen über die Buchrücken tanzen. Manchmal nehme ich ein Buch aus dem Regal. Ich lese den Klappentext, woraufhin ich mich entscheide, es zu behalten oder wieder zurückzustellen. Im Kopf habe ich eine Liste, eine Liste mit Büchern, die ich lesen will. Mit der Hilfe einer Bibliothekarin habe ich schnell einen Stapel beisammen. Die Bibliothekarin verweist mich auf einen Teil der Bibliothek, in dem gemütliche Lesesessel stehen und ich gehe dorthin. Es ist mitten am Vormittag, die Sessel sind frei. Ich lasse mich tief in einen schweren Ledersessel sinken. Seine Ohren schirmen mich von der Umwelt ab. Ich nehme das oberste Buch vom Stapel, schlage die erste Seite auf und beginne zu lesen. Eine halbe Stunde lang lese ich im ersten Buch, dann lege ich es weg. Es war spannender, bevor ich es zu lesen begonnen habe, als jetzt, nach den ersten paar Kapiteln. Ich greife nach dem Nächsten, aber das Muster wiederholt sich. Genauso läuft es mit dem dritten und dem vierten Buch.
Ich lehne mich entmutigt zurück und schließe für einen Moment die Augen, während ich all meine Vorstellungen von damals, all die Zeit, die ich den besten Büchern widmen wollte, vor mir zu Staub zerfallen sehe.
Als ich die Augen wieder öffne, unterhält sich die Bibliothekarin mit einer Frau. Die Frau hält ein Buch in den Händen. Sie deutet auf die Titelseite, während sie leidenschaftlich spricht. Die Bibliothekarin hört interessiert zu und beugt sich zu ihr. Sie sprechen leise, aber ohne zu flüstern. Die Frau mit dem Buch gestikuliert. Sie lachen. Dann reicht sie der Bibliothekarin das Buch und hebt eine Hand zum Abschied, woraufhin sie sich auf den Weg nach draußen macht. Als sie ein paar Meter hinter sich gebracht hat, dreht sie sich noch einmal um und sagt:
„Ich kann es auf jeden Fall empfehlen.“
Sie lächelt, die Bibliothekarin lächelt zurück. Ich rappele mich schnell auf, lasse meinen Bücherstapel zurück und frage die Bibliothekarin nach dem Buch, das die Begeisterung der Frau geweckt hat. Sie betrachtet mich einen kurzen Augenblick, lächelt mit geschlossenen Lippen und gibt mir das Buch. Dann macht sie auf dem Absatz kehrt und geht in die Abteilung für amerikanische Literatur.
Eine rothaarige Frau schmückt das Cover. Sie hat lange, dunkle Wimpern und trägt ein breites, gepunktetes Haarband. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Mund leicht geöffnet. Hinter ihr steht ein Mann mit nacktem Oberkörper. Er hält die Frau umschlungen, sodass man seine muskulösen Arme sehen kann. Sein Kopf ist in ihrem Hals vergraben. Ich brauche den Klappentext nicht zu lesen. Stattdessen schlage ich sofort die erste Seite auf und beginne zu lesen.