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Eine Erzählung ohnegleichen: Markant, aufwühlend und kompromisslos schildert Franz Tumler die schmerzlichen Erfahrungen zweier Menschen, die voneinander Abschied nehmen. In stetem Einkreisen und Beschreiben rekonstruiert er deren Begegnung, deckt auf, was zwischen ihnen geschehen und warum es geschehen ist. Bis in die tiefsten Gründe des Zwischenmenschlichen dringen seine Sätze vor - und zutage tritt eine Einsamkeit, die Liebende bis heute begleitet. Nachprüfung eines Abschieds gehört zu den beachtlichsten Prosastücken nicht nur Franz Tumlers, sondern einer ganzen Autorengeneration. Mit seinem literarischen Schaffen prägt Tumler die moderne Erzählliteratur der Nachkriegszeit nachhaltig. Zu seinem 100. Geburtstag wird nun seine bekannteste Erzählung mit einem aktuellen Nachwort von Johann Holzner neu aufgelegt. Gleichzeitig fällt damit der Startschuss zu einer fortlaufenden Ausgabe, in deren Rahmen die wichtigsten Werke Franz Tumlers in Einzelbänden erscheinen.
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Seitenzahl: 128
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Franz Tumler
Nachprüfung eines Abschieds
Erzählung
Mit einem Nachwort
von Johann Holzner
Kurt Bösch gewidmet
Das Haus, in dem ich hier wohne, ist eine Ruine, die oberen Stockwerke sind mit Brettern verschlagen, nur der Keller ist wieder bewohnbar gemacht. Der Fußboden meines Zimmers liegt um ein paar Stufen tiefer als die Erdoberfläche, der untere Rand der Fenster ist mit ihr gleich. Ein kleines Wiesenviereck geht von der Straße herein; so kommt es, daß ich, wenn ich den Tisch ans Fenster rücke, die Erde dicht vorm Mund habe, als säße ich am Rande einer Grube und spähte gedeckt aus ihr hinaus.
Da sind nicht viele Beobachtungen möglich, immerhin habe ich einiges ganz nahe vor den Augen. Das steife dürre Gras vom Vorjahr sticht durch den Schnee, ich sehe die vertrockneten Samenkapseln. Der Wind treibt einen Flockenschwall in das Wiesenviereck; als er sich gesetzt hat, taucht dahinter die Schneehaube auf dem Pfeiler des Gartentors wieder auf, sie ist eine flache Pyramide. Hinter ihr kommt als weißer Stab der Schneestreifen, der auf dem waagerechten Gesimse liegt; darüber erhebt sich eine Mauer aus gelbem Backstein. Sie gehört zur Nachbarruine. Man hat angefangen, sie abzubrechen. An ihren Ecken, am Tor und in den Fenstern sitzen, ähnlich den Drahtknäueln, die man in der Küche zum Scheuern benutzt, in krausen Figuren die verbogenen Gitter und Eisenzäune.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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