Nackte Weihnachten - 24 Nächte | Erotischer Roman - Nova Night - E-Book

Nackte Weihnachten - 24 Nächte | Erotischer Roman E-Book

Nova Night

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 196 Taschenbuchseiten ... Jasmin tut nichts lieber, als sich Pornos anzuschauen. Kurz vor sexy X-Mas findet sie sich wieder im Bett eines Mannes mit der wohl größten Pornosammlung, die sie je gesehen hat. Nicht zum ersten Mal gerät sie in Versuchung, eine Nähe aufzubauen, die sie in der Vergangenheit abgelehnt hat. Verbindet sie mit Chris mehr als Leidenschaft und das gemeinsame Interesse für Pornografie? Heiße Filmchen, Sextoy-Abenteuer und ein schmutziger Weihnachtstrip, der verborgene erotische Fantasien erwachen lässt. Ungefilterte Wahrheiten über Frauen, die Pornos schauen und großen Gefallen daran finden. Sex-ehrliche Worte über die heiße Passion, die sich über Jahre auszubauen scheint, und spannungsgeladene Szenen, die das erotische Kopfkino zum Laufen bringen. Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Nackte Weihnachten - 24 Nächte | Erotischer Roman

von Nova Night

 

Erotik-Autorin Nova Night stürzt sich auf sinnliche Sexstorys und lässt es in ihren Bettgeschichten an nichts fehlen. Ihr Schreibstil ist heißer als der Mainstream – mit Blick auf die ehrlichen, stilvollen Details, die Ladys und Gentlemen gleichermaßen begeistern. Prickelnde Erotik-Literatur, die Geschichten auf den Punkt bringt.

 

Lektorat: Jasmin Ferber

 

 

Originalausgabe

© 2019 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © VAndreas @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964771100

www.blue-panther-books.de

Prolog - Pornöser Prolog - Samstagnacht, 2. Dezember 2017

Rabbit hieß also das neue Spielzeug, das ich auf Empfehlung meiner besten Freundin Belle gekauft hatte. Ein handliches Stück, doch trotzdem ließ es mich nachdenken. Irgendetwas zwischen Belle und mir hatte sich verändert. Schließlich war ich immer diejenige, die mit neuen heißen Sex-Facts um die Ecke kam, während Belle, die ewige Jungfrau, darauf schwor, nur für Mister For-Ever-In-Love die Beine breitzumachen. Wir hatten Rollen getauscht: Jetzt war sie es, die mir die brandneue Vibrator-Kollektion präsentierte.

Ich nahm den Vibrator aus seiner Verpackung und betrachtete ihn. Gestern wurde er geliefert. Obwohl ich ihn mir auch im Wild One, dem Sexshop um die Ecke, hätte kaufen können, bevorzugte ich es, ihn zu bestellen. Es hätte dem Moment des Päckchen-Auspackens und außerdem auch dem Moment, in dem ich meine Lieferung vom heißen Postboten entgegengenommen hatte, die Spannung genommen.

Rabbit ist schlüpferblau und sechzehneinhalb Zentimeter lang. Nicht der Größte, aber mir mehr als groß genug. Belle hatte ihn als die Erfindung des Jahres beschrieben, die mich auf jeden Fall in Ekstase bringen würde. Klar, sie wusste ja auch so viel über mein Sexleben! Nein, im Gegenteil: Seit sie in Berlin lebte, wusste sie nichts mehr über mich und mein Sexleben. Wir hatten uns verändert.

***

Es war Samstagabend und ich befand mich allein in meinem alten Zimmer im Haus meiner Mutter, weil ich sie an diesem Wochenende besuchte. Whatever, dachte ich, nahm Rabbit und führte ihn unter meinen Rock. Genüsslich lehnte ich mich im Ohrensessel zurück, um die Show zu genießen – ihre Show.

Ich klappte den Laptop, der auf dem kleinen Tisch neben mir lag, auf, suchte nach Bella Kiss und wurde sofort fündig. Ein verführerisches Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab und ich legte den Laptop auf den Tisch zu meiner Rechten. Zügig nahm ich die Patchworkdecke über meine Beine und versteckte meine nackte Scham. Unter meinem Rock trug ich keine Unterwäsche. Wie in alten Zeiten. Mein Inneres zu verstecken gab mir ein aufregendes Geheimnis-Gefühl. Spannend wie damals, als ich es mir in diesem Zimmer das erste Mal gemacht hatte, als vierzehnjähriges Teeniemädchen.

Clip-on, please.

Schließlich spreizte ich meine Beine. Erst etwas schüchtern, dann gewagter und als ich Belle auf dem Display sah, konnte ich sie nicht mehr zusammenhalten. Ich beugte mich vor, zog meinen Karo-Rock aus und spürte, dass der Stoff des Rocks bereits feucht war. Tja, ein guter Vibrator macht dich allein vom Anschauen nass. Die Hersteller meines Lieblings-Online-Shops versprachen nicht zu viel. Ich zog die Decke ein Stück hoch, sodass es einen winzigen Teil meiner Scham freigab, und fühlte einen leichten Windhauch auf der zarten Haut meiner Schamlippen. Es war dunkel, nur das rosarote Nachtlicht brannte. Wie in einer scharfen Pornobude. Mein eigener Tempel, mein Jugendzimmer aus früheren Zeiten.

Ich nahm den Rabbit und strich ihn an meinen Beininnenseiten meinen Schritt hinauf. Kurz vor meinen Schamlippen hielt ich inne und richtete meinen Blick zurück auf das Laptopdisplay. Mein Lieblingsporno von Belle lief. Einer, in dem sie sich auf einer Massage-Liege von einer anderen Darstellerin zum Höhepunkt massieren ließ. Zärtliche Berührungen, zwei Frauen in meinem Lieblingsstreifen und mein Rabbit. So hatte ich mir meinen Samstagabend vorgestellt. Plötzlich erhielt ich einen Anruf.

Was für ein Timing, dachte ich und sah auf mein Handydisplay, pausierte den Film und hob ab. Es war Bella Kiss, meine beste Freundin.

Kapitel 1 - Booty Call - Samstagnacht, 2. Dezember 2017

»Booty Call, Sweetheart!«, trällerte Belle ins Telefon. So laut, dass ich zusammenzuckte. »Und wie gefällt dir eigentlich dein Rabbit? Ist er schon angekommen?«, fragte sie. Ich konnte mir ihren begeisterten Blick buchstäblich vorstellen. Das schönste Mädchen der Welt und gleichzeitig eine der schärfsten Pornoladys aller Zeiten.

»Klar, heißes Ding«, antwortete ich und plötzlich war es mir egal, dass sie mich bei der zweitschönsten Sache der Welt gestört hatte: Solosex.

»Dein Rabbit?«, fragte sie, weil ich schwieg. »Hat was drauf, oder?«

»Und wie«, merkte ich mit einem Lächeln im Gesicht an. Meine Wangen waren vor Erregung errötet. So offen sprachen wir oft miteinander, denn Belle wusste, dass ich ihren Nebenberuf in der Erotikbranche respektierte. Doch sie wusste nicht, dass ich die Pornos ansah, in denen sie mitspielte. Es war mein Geheimnis.

»Ich dachte, vielleicht wäre der Rabbit etwas für dich. Vor allem nach deinen Freddy-Erfahrungen, oder?« Sie konnte es nicht lassen, auf Freddy anzuspielen. Er ist mein Ex. Ein Spießer-Freund, der den klassischen Traum einer Zukunft verfolgte: Haus, Hund, zwei oder drei gesunde Kids, die auf Privatkindergärten gingen. Es war sein Traum, nicht meiner, und deswegen war er mein Ex-Freund. Jasmin is out.

»Freddy is’n Spießer. Du kannst es nicht lassen, oder?« Mit Humor in der Stimme und einem breiten Grinsen im Gesicht griff ich nach dem Rabbit-Vibrator und packte ihn zurück in seine Box.

Ich stand auf und vergrub die Vibratorbox tief in meinem Rucksack. Schließlich spürte ich, wie warm und feucht es zwischen meinen Schenkeln war und bedauerte einen kurzen Moment, meine Solonummer nicht fortführen zu können.

»Nein, kann ich nicht. So lange du mir nichts von den anderen heißen Bettgeschichten erzählst, werde ich auf Freddy rumreiten.« Sex. Seit Belle vor der Kamera die Hüllen fallen ließ, gab es kaum ein anderes Thema mehr für sie.

»Heiße Bettgeschichten?«, wiederholte ich.

»Ja, du erzählst mir was von deinen Blind Dates und ich gebe die Pornobranche auf, damit ich deine aufregenden Storys aufschreiben und vermarkten kann. Erotische Sexschreiberin, das bin ich dann. Oh ja.« Sie scherzte. Ich lehnte mich wieder zurück auf den Sessel, rückte den Spitzenstoff meines Shirts zurecht und brachte mich in Position.

»Aufregende Storys? Was macht dich da so sicher?« Ich fummelte am Träger meines Spaghetti-Shirts herum. Kreisende Bewegungen auf meiner Schulter. Wie gern würde ich da weitermachen, wo ich vorhin aufgehört hatte.

»Du machst ein Geheimnis draus. Das bedeutet, da geht Hardcore bei dir. Bondage oder so ein Kram. Tantra-Sex, Liebesgeplänkel, Sexspielzeug.«, lachte sie.

»Es ist Samstagabend, Sweetgirl, und ich bin im Haus meiner Mutter. Klingt nach wilden Abenteuern, oder?«, sagte ich mit Ironie in der Stimme.

»Du verheimlichst mir doch was.«

»Sicher«, kicherte ich. Der Träger meines Shirts fiel von meiner Schulter. Ups. Trotzdem hörte ich nicht auf, meine babyweiche Haut zu berühren. Meine Berührung fuhr langsam mein Schlüsselbein hinunter.

»Letztens war es nett. Da war ich mal wieder Webcamgirl und habe einem Exhibitionisten beim Masturbieren zugesehen. Das war ein Spaß. Der Typ war echt süß und es gefiel ihm.« Das war keine neue Geschichte. So was erzählte Belle jedes Mal, wenn wir telefonierten. Sie war ein quirliges Pornomäuschen in einer Branche, die sie gewiss nicht langweilen würde. Pornografie passte zu ihr. Wenn es so weiter ging, brauchte sie meine vermeintlichen Hot-Storys nicht, um erfolgreiche Sexschreiberin zu werden. Sie brauchte einfach nur ein Jahr in der Porno-Szene zu verbringen und hatte Geschichte für ein ganzes Leben zu schreiben.

»Interessant«, meinte ich, »erzähl mehr.« Ich hörte ihr gern zu, telefonierte und simste nach wie vor gern mit ihr. Seit sie nicht mehr in Rutburg wohnte, sahen wir uns kaum mehr. Ich befürchtete, wir würden uns aus den Augen verlieren. Doch bis jetzt hatten wir das nicht.

»Und dann wurde es schräg. Er wollte meine getragene Unterwäsche«, erzählte sie weiter.

»Deine Unterwäsche?«

»Fand er geil. Er sagte, ich sollte ihm die zuschicken, er würde sie schon für mich säubern. Klar. Als ich verneinte, hat er mir Geld angeboten.«

»Hast du?«

»Noch nicht.« Ich hörte ihr Kichern. Sie machte das nicht wegen des Geldes, sondern weil sie das aufregend fand. Wie damals, als wir mit fünfzehneinhalb fremde Typen angerufen hatten. Wir hatten die Nummern in Chris’ Hobbyzimmer gefunden – Belles Bruder – und einfach drauflos telefoniert. Es war nachts und wir hatten uns als hübsche, erwachsene Frauen ausgegeben. Für uns war es ein Spiel. So, wie es für Belle jetzt ein Spiel war, sich halb nackt und willig filmen zu lassen.

»Oh, Miss Kiss.« Ich schüttelte den Kopf.

»Du hast die Erotikmesse und das Film-Porn-Festival verpasst. Das ist noch viel schlimmer«, warf sie mir vor. »Du wolltest herkommen. Mich mal wieder in Berlin besuchen, schon vergessen?« Belle wurde plötzlich ernst. Trotz aller Veränderung, die unsere Freundschaft durchgemacht hatte, vermissten wir einander. Wir waren unzertrennlich gewesen.

»Nein, habe ich nicht.«

»Und warum warst du nicht da?«, fragte sie vorwurfsvoll.

»Ich weiß nicht«, gab ich zu. »Ich habe es verpasst. Die Uni, die Abschlussarbeit, das Hin und Her mit Dad.«

»Ausreden. Deinen Papa kannst du zum Mond schießen. Du hast zwei wundervolle Mütter und die Leben auch noch zusammen. Also, bitte.« Sie hatte recht: Ich hatte Mama Karen und Belles Mutter Carla, die als Freundinnen zusammengezogen waren, nachdem sie sich von ihren Ehemännern getrennt hatten.

»Ja. Keine Ausreden mehr.«, stimmte ich zu. Nicht nur Belle hatte meine Ausreden satt, sondern auch ich. Keine Ahnung, was mit mir los war. War es das Studium? War es die Unsicherheit, was ich nach meinem Abschluss machen sollte? Oder ich hatte einfach zu wenig Sex.

»Außerdem bist du nun schon das ganze Wochenende zu Hause bei Mama und Karen. Du hast Zeit. Also, erzähle mir nichts.«

»Okay, okay. Überredet. Wir machen bald etwas fest. Ehrenwort«, versprach ich.

***

Isabelle und ich legten auf. Ihre Worte hatten mir zu denken gegeben. Sie hatte recht und sie wusste, dass etwas bei mir nicht stimmte. War es meine persönliche Veränderung in den letzten Wochen? Wohl kaum. Hier ging es um etwas Größeres. Sehnsucht nach Sex und mehr? Was war da eigentlich mit Freddy, meinem Ex?

Ich wollte nicht, dass das sechste Semester zu Ende ging, denn das bedeutete: Entscheidungen treffen. Ich sah mich noch nicht in der Lage, Entscheidungen fürs Leben zu treffen. Arbeiten, das Leben kennenlernen, Haus-Hof-Hund, Kinder in meinem Bauch und ein Ehemann an meiner Seite. Oder doch etwas anderes? Die Zukunft – was für ein erschreckendes Wort. Was sollte ich schon mit meinem Sozialanthropologie-Abschluss mit mir anfangen? In Museen arbeiten? In der Forschung landen oder doch in sozialen Institutionen unterkommen? Irgendwie hatte ich mir etwas anderes für meine Zukunft vorgestellt. Mehr Spannung, weniger Stock-im-Arsch. Am liebsten würde ich mein WG-Zimmer in der Klinkerstraße aufgeben und zurück zu meiner Mutter in ihr behütetes Heim ziehen, um zur alten Sicherheit zurückzukehren. Seventeen years old – for ever.

Ich stand auf und schlich mich ans Fenster. Es war leicht geöffnet, zarter Wind kühlte meine nackten Schultern. Ich ging zwei Schritte und erreichte das Fenster. Mein Teeniezimmer im Haus meiner Mutter war keine achtzehn Quadratmeter groß. Trotzdem reichte es aus. Mama hatte alles so gelassen, wie es war, als ich auszog.

Ich sah hinab auf regnerische Straßen. Hoffnungslos. Es war dunkel, mitten in der Nacht und das Haus blieb erstaunlich still. Von meinem Fenster aus konnte man auf das Feld schauen und Kühe beim Grasen beobachten. Man sah auch die Schlagloch-Landstraße gegenüber dem Feld und natürlich die Rackerstraße 3a, Chris’ Haus. Begeistert betrachtete ich Chris’ Schweden-Haus und stellte verwundert fest, dass es auch drüben still zu sein schien. Das war sonst nicht so. Chris hatte die wildesten Partys geschmissen und wir, seine Schwester Belle und ich, genossen das Privileg, als junge Teenies auf aufregenden Studentenpartys herumzuschleichen.

Damals, dachte ich und entdeckte plötzlich Chris vor dem Haus in der Rackerstraße. Er tappte im Dunkeln und steuerte Richtung Schweden-Haus zu. Kurz sah er auf. Wahrscheinlich hatte er das angeschaltete rosarote Licht entdeckt, das in meinem Zimmer brannte. Er entdeckte mich, grinste und ich lächelte zurück.

Dann winkte er aufdringlich. Sicher war er betrunken. »Kommst du runter?«, hörte ich seine angeduselte Stimme rufen und öffnete das Fenster vollständig, um ihn besser hören zu können.

»Was meinst du?«

»Na, ob du runterkommst? Zu mir? Ich wusste nicht, dass du mal wieder bei deiner Mama bist, Minniemaus.« Minniemaus? Hat er mich gerade Minniemaus genannt?

»Du bist doch betrunken«, scherzte ich.

»Und wenn schon. Lass uns etwas Spaß haben.«

»Spaß haben?«

»Och, Minnie, komm doch runter. Wie früher. Weißt du nicht mehr?«, bat er mich und sah mich mit diesem Blick an, dem ich schon damals nicht widerstehen konnte.

Oh, Behave … Gehe ich zu meinem Schwarm aus alten Zeiten? Oder bleibe ich hier, bleibe ich vernünftig?

Immer diese verfluchten Entscheidungen. An diesem Samstagabend wollte ich nicht mehr, als meinen neuen Vibrator Rabbit näher kennenlernen …

Kapitel 2 - Spontanfrühstück und Lickjobs - Sonntagmorgen, 3. Dezember 2017

Überraschend wach tappte ich leicht bekleidet in die Küche. Wow. Die letzte Nacht hatte wilde Gedanken geschaffen. Ich fuhr mir durch meine hellbraunen Locken, die wild zerzaust und nach einer großen Portion Sex aussahen. Was war passiert? Gestern Nacht war ich zu Chris heruntergekommen, hatte ihm einen Gute-Nacht-Kuss gegeben und einen Eimer vor seinem Bett platziert. Er hatte mit dem Alkohol etwas übertrieben und war betrunkener als vermutet. Ich hatte mich um ihn gekümmert und ihn umsorgt. So, wie auch er es in den wilden Nächten meiner Teeniezeit getan hatte. Er war der fürsorgliche, große Bruder meiner besten Freundin.

Ich blieb bei ihm, bis er eingeschlafen war, und war daraufhin zurück in mein altes Jugendzimmer gegangen. Schließlich schlief auch ich ein, bis ein heftiger Orgasmus mich geweckt hatte. Ich hatte einen Sextraum.

Was für eine Nacht, dachte ich und tappte in die Küche. Darauf einen Kaffee.

Wach und gut gelaunt werkelte ich an der neuen Kaffeemaschine meiner Mutter herum.

»Dürfte ich der Dame helfen?«, hörte ich Chris’ Stimme an meiner linken Schulter und zuckte zusammen. »Nicht so schreckhaft. Das warst du gestern Nacht ja auch nicht.« Er hatte sein Ich-verführ-dich-Grinsen auf den Lippen und das irritierte mich. Wir hatten keinen Sex. Hatte er etwa auch einen Sextraum? Chris hatte nicht nur ein Haus neben dem Haus seiner und meiner Mutter gebaut, sondern besuchte sie auch regelmäßig. Es war schon früher ein Leichtes für ihn gewesen, hier plötzlich aufzutauchen.

»Du erinnerst dich wohl an gar nichts mehr. Ich habe dich ins Bett gebracht«, kicherte ich.

»Klar.« Er schob mich sachte ein Stück von der Kaffeemaschine und drehte mich um, sodass er mir plötzlich sehr nah war. Ich betrachtete ihn und stellte wieder fest, wie umwerfend er aussah mit seiner Nerd-Brille und dem Karo-Hemd. »Kaffee?«, fragte er, bediente die Maschine und tat so, als wäre er die einzige Person in diesem Haus, die dies konnte.

»Ja.«

»Tut mir leid wegen letzter Nacht.«, sagte er auf einmal.

»Zu viel getrunken?«, fragte ich.

»Schon irgendwie.«

»Ist in Ordnung.« Ich lächelte und hopste auf die Arbeitsfläche rechts neben der Kaffeemaschine. Die Maschine begann ihr Werk zu verrichten und Chris wandte sich zu mir. Wir betrachteten das Wohnzimmer, das unmittelbar an der Küche und dem Essbereich angrenzte. Es sah chaotisch aus. »Was ist hier passiert?«, fragte ich. Chris zuckte mit den Schultern. Ich sprang auf und näherte mich dem Wohnbereich. Auf dem Wohnzimmertisch bemerkte ich Liebesfilme und Schnapsgläser.

»Das sieht nach einem Mädelsabend à la Karen und Carla aus«, stellte ich lächelnd fest. Chris sagte nichts, er ging an mir vorbei und setzte sich auf die Couch. Dann sah er mich mit einem Blick an, der mich verunsicherte. Denselben Blick, den er auch gestern Abend aufgesetzt hatte. Als würde er sagen: Süße, was machst du hier? Komm doch näher …

»Ich war überrascht, gestern Abend«, sagte ich, um die Stille mit Worten zu füllen.

»Überrascht?«, Chris setzte sich auf die Couch und sein Blick ließ mich erweichen.

»Irgendwie schon.«

»Ich hab mich gefreut, dich zu sehen«, sagte er schnell und deutete mir, neben ihm Platz zu nehmen. Ich näherte mich ihm, setzte mich auf die Couch und er rückte näher, sodass unsere Beine einander berührten. Es fühlte sich kribbelig an und die Tatsache, dass ich unter meinem Schlafkleid keinen Slip trug, machte die Sache noch etwas heißer. Warm zwischen meinen Beinen.

»Ich habe gerade keine Vorlesungen, weil ich an meiner Abschlussarbeit arbeiten sollte. Ich dachte, es wäre gut, mal ein Wochenende bei Mama zu verbringen, wenn ich nächstes Wochenende zu meinem Vater fahre«, gab ich zu. »Außerdem habe ich hier Ruhe und die brauche ich.« Er nickte und legte unverhofft eine Hand auf mein Knie. Ich wollte ihn fragen, was er vorhatte, aber ich wollte nicht, dass er aufhörte, mich zu berühren. Also ließ ich ihn.

»Deine Schwester Isabelle hat mich angerufen. Gestern Abend«, lenkte ich ab und errötete.

»Oh.« Es schien ihn nicht weiter zu interessieren.

»Sie möchte, dass ich sie besuche«, sagte ich.

»Gut.« Seine Stimme klang männlich-rau und weckte Verliebtheitsgefühle in mir. Wie Früher. Ich rückte etwas vor, sodass seine Hand meinen Schenkel hochrutschte.

»Minnie, was machst du?«, flüsterte er mit sanfter Stimme.

»Nichts, ich …« plötzlich wusste er, was ich dachte. Ein tiefer Blick genügte. Begierde und Lust funkelten in meinen Augen. Chris erkannte es, denn er kannte mich zu gut.

Schwer atmend beugte er sich ein Stück vor. »Ich habe dich hier ein wenig vermisst«, wisperte er in mein Ohr. Er wusste, dass es mich heißmachen würde, wenn er mir zärtlich etwas ins Ohr flüsterte. Vor drei Jahren gab es einen aufregenden Abend, an dem ich ihm, betrunken wie ich war, alle meine Sexgeheimnisse anvertraut hatte. Er wusste um meine Vorlieben bestens Bescheid. Seine Hand wanderte von allein ein Stück höher.

»Chris …«, flüsterte ich. »Keine gute Idee.« Wir waren schließlich im Haus meiner Mutter.

»Miss Albers …« Er lächelte. Seine humorvolle Art war mir sympathisch. Es machte ihn zu etwas Besonderem. Nie würde ich vergessen, wie er mich das erste Mal gevögelt hatte und währenddessen in meine Augen geschaut hatte, um mir ein liebevolles Lächeln zu schenken.

Seine Hand lag immer noch auf meinem nackten Bein. Quälend langsam schob er den Saum des Kleids etwas hoch. Seine Hand bahnte sich mit zärtlichen Berührungen einen Weg nach oben. »Wollen wir zu mir?«, fragte er.

»Was?« Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, was er wollte. Wollte er Sex? »Was? Nein. Ich meine, was möchtest du?«, fragte ich irritiert. Seit fast drei Jahren hatten wir keinen Sex mehr.

»Ein wenig Spaß«, gab er zu. Ich kannte seine offene, direkte Art und trotzdem überraschte sie mich. »Komm schon, Minnie.«

»Nein.« Ich schüttelte den Kopf und errötete noch mehr.

»Muss ich dich dazu überreden?«, fragte er und massierte die Innenseiten meiner Schenkel. Ich konnte nicht anders, als meine Beine ein Stück zu spreizen.

»Nicht«, bat ich ihn, weil es ungewohnt war, wie er mich berührte. Ein Mann, noch dazu der große Bruder meiner besten Freundin, flirtete mit mir. Und zwar im Haus seiner und meiner Mutter. Sie könnten jeden Moment hereinkommen und sehen, was wir trieben. Chris beugte sich zu mir vor.

»Du machst mich heiß«, wisperte er und zwinkerte mir zu. Noch bevor ich antworten konnte, näherte er sich mir und küsste mich. Ein gefühlvoller Kuss – zärtlich, liebevoll, erotisch. Ich wich zurück und sah ihm in die Augen.

Chris massierte weiterhin meine Schenkel und ich spürte die Erregung in mir wachsen. Leidenschaft, Lust und etwas, das sich wie Liebe anfühlte.

Er ließ nicht locker. Mit sanften Küssen bedeckte er mein Schlüsselbein und wanderte hinab. »Chris …«, stöhnte ich und lehnte mich zurück. Meine Beine spreizten sich noch weiter, sodass er meine nackte Scham betrachten konnte. Seine Hand erreichte meinen Venushügel und glitt hinunter. »Keine Unterwäsche? Wie eine Einladung«, flüsterte er so leise, dass ich ihn kaum verstand. Nun war er zwischen meinen Beinen, betrachtete meinen feuchten Spalt mit eindringlichen Blicken. Ich lehnte mich vor, beobachtete ihn, wie er sich an meinem Anblick aufgeilte.

»Chris, nicht«, stöhnte ich wieder. Dabei wussten wir beide, dass er weitermachen sollte. Wir wussten, dass es mir gefiel. Er grinste und küsste meine Schamlippen. Es machte mich wahnsinnig, wie er mich mit wenigen Berührungen und Küssen aufheizte. Es war wie in einem meiner Sexträume: Chris leckt mich zum Orgasmus und danach sehen wir uns nicht mehr. Und falls wir uns dann doch mal sehen, möchte er seine Verführungskünste unter Beweis stellen und der Traum beginnt von vorn.

Er setzte einen zweiten Kuss auf meine Klitoris. Seine Lippen blieben auf meinen und er leckte sanft an meiner empfindlichsten Stelle. Ich spürte das kribblige Pochen in meiner lustvollen Mitte. Chris war ein Meister darin, eine Frau zum Orgasmus zu lecken. Ein Lickjob-Künstler. Daran hatte sich offensichtlich nichts geändert.

»Ich kann nicht aufhören, du schmeckst zu gut«, raunte er zwischen den Küssen. Ich spürte, wie er plötzlich kreisende Bewegungen auf meinen äußeren Schamlippen leckte. Ich war inzwischen so nass, dass er problemlos in mich hineingleiten und mich zu Besinnungslosigkeit vögeln könnte, wenn er das gewollt hätte.

Plötzlich stoppte Chris. »Na, reicht es dir?«, fragte er, denn er wollte hören, dass ich mehr wollte. Und wie ich mehr wollte! Ich schüttelte den Kopf und hörte nicht auf zu Stöhnen. Meine Laute sollten ihm zu verstehen geben, dass er mich mit seinen Küssen an den Rand eines unglaublichen Höhepunkts trieb. Ich fuhr darauf ab. Es zu leugnen, wäre nicht richtig. Chris wusste, wie geil mich seine unwiderstehlichen Küsse auf meiner Vagina machten. Mit der Zunge stimulierte er meinen Spalt, neckte mich mit dem stummen Versprechen, nicht aufzuhören, wonach ich mich wahrhaftig verzerrte.

»Hör nicht auf«, wimmerte ich und fuhr ihm zärtlich durchs Haar. Ich drückte seinen Kopf sanft an meine Vagina. Er wehrte sich, wich zurück, denn er wollte meinen Orgasmus hinauszögern.

»Du willst, dass ich weitermache?«

»Chris, bitte, hör nicht auf«, wisperte ich.

»So schnell hat sich das also geändert.« Ich richtete mich auf und stützte mich auf meine Ellenbogen, um ihm zuzusehen, wie hingebungsvoll er meinen Spalt mit Küssen verwöhnte. Der Anblick ließ mich beinahe zum Höhepunkt kommen. Er leckte meine Vagina und massierte meine Schenkel. Meine Ellenbogen wurden schwach, sodass ich mich nicht mehr auf ihnen halten konnte und tiefer herabsank. Ich zitterte, mein Spalt pulsierte vor Lust. Wieder stoppte Chris. »Wir haben etwas vergessen«, sagte er und drückte meine Beine sanft zusammen. Er wich zurück und setzte sich auf. Mit überraschtem Blick und rosaroten Wangen sah ich ihn an. Meine Augen weiteten sich und der Moment schien sich wie eine Ewigkeit anzufühlen.

»Vergessen?« Meine Stimme zitterte vor sexueller Lust und Aufregung.

»Ja, wir haben etwas vergessen. Wir wollten doch …«

»Hör bitte nicht auf«, flehte ich. Das war, was er wollte.

»Ich würde dich jetzt auch gern vernaschen, Minnie.« Ein Lächeln legte sich um seine Lippen. »Aber wir wollten Kaffee trinken. Das hatten wir vor.« Er grinste und ich schüttelte den Kopf, sank erneut zurück. Er begann ein gefährliches Spiel, denn er wusste, dass ich nicht genug von ihm bekommen konnte, wenn ich erst einmal in den Genuss gekommen wäre.

»Kaffee?«, wiederholte ich.

»Kaffee …«, sagte er und ich nickte, immer noch benebelt wie überrascht von seiner direkten, lustvollen Art, meine Vagina zu lecken.

Er stand auf und ging in die Küche. »Machen wir nicht da weiter, wo du gerade aufgehört hast?«, rief ich ihm nach, doch ich wusste, dass er es jetzt nicht zu Ende bringen würde. Er wollte spielen und wusste genau, wie heiß mich dieses Spiel machte.

Kapitel 3 - Es passiert, wenns passiert - Sommer 2010

Ich erinnere mich an einen Abend im Sommer 2010 vor sieben Jahren. Freddys Körper drängte sich gegen meinen und wir küssten uns zaghaft. Im Zelt neben uns lagen Marie, Belle, Jonas und Mark, Freunde von uns.

Belle und ich hatten im August Geburtstag und feierten auch dieses Jahr zusammen. Wir grillten Steaks, tranken Bier und Schnaps und schliefen in Zelten. So, wie jedes Jahr. Nur, dass dieses Mal mein neuer Freund Frederic Müller dabei war. Er war älter und intelligenter als ich. Womöglich war das der Grund, warum ich mich auf ihn einließ.

Er hatte schon einmal Sex. So wie ich. Nur war es etwas anderes als jetzt. Es war Sex mit Menschen, die ich sofort wieder vergaß. Ich hatte, ohne Bedenken gevögelt, doch noch nie hatte ich ›Liebe gemacht‹. Das würde sich heute Nacht ändern, hatte ich geglaubt. Es wäre unser erstes, gemeinsames Mal gewesen und es sollte Sex mit Liebe sein.

»Möchtest du es jetzt tun?«, fragte er flüsternd nach drei Küssen. Unser Zelt war weit genug von den anderen Zelten entfernt, sodass wir ungestört sein konnten. Trotzdem war ich nicht bereit. Ich schüttelte den Kopf.

»Ich habe Kondome dabei«, sagte er und küsste mich noch mal. Ich ließ seine Worte unkommentiert. Klar, wir hatten gesagt, dieser Abend wäre perfekt für unser erstes Mal, aber das war er nun einmal nicht. Freddy sah mich verständnislos an. »Wollen wir es machen?« Freddy war drei Jahre älter als ich. Ich hatte gedacht, dass er schon wissen würde, was zu tun wäre und dass er es drauf hatte, eine Frau zu verwöhnen. Offensichtlich nicht.

»Ich glaube, ich muss auf die Toilette«, entschuldigte ich mich, um der Situation zu entfliehen. Es war nicht ehrlich, fortzulaufen – das wusste ich. Doch Freddy zu sagen, dass ich keinen Sex mehr wollte, war mir unangenehmer. Er war verkrampft, etwas spießig und verhielt sich immer nach Abmachung und Regel. So wie der Stock in seinem Arsch es ihm vorschrieb. Eigentlich war ich schon durch mit ihm, bevor es überhaupt mit uns angefangen hatte. Es war erstaunlich, wie sehr ich einmal für ihn geschwärmt hatte. Freddy würde es nicht verstehen, wenn ich ihm heute Nacht einen Korb geben würde.

Ich eilte in das Haus, die Rackerstraße 3b, und flüchtete ins Bad. Dort blieb ich gut eine halbe Stunde und dachte darüber nach, was ich jetzt tun sollte. Zum Glück folgte Freddy mir nicht, um nach mir zu sehen.

Nach einer Weile verließ ich das Bad und nahm im düsteren, länglichen Flur des leeren Erdgeschosses Schritte wahr. Ein dunkler Schatten im Flur des Hauses. »Hey«, rief ich und spürte, wie meine Fingerkuppen vor Aufregung kribbelten.

Der Schatten wurde zu einer Gestalt, die ich allmählich erkannte. »Chris?« Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich froh war, Christian Singer – der große Bruder meiner besten Freundin – zu sehen. »Was machst du denn hier?« Meine Schultern sanken herab und ich näherte mich leise.

»Ich wollte mal sehen, ob alles okay ist«, sagte er, doch ich verstand es nicht. Er hatte nichts mit Belles und meiner Geburtstagsparty zutun. Was machte er hier wirklich? Trotzdem war Chris fürsorglich und sah nach uns – das machte mich in diesem Moment schwach. Ich schüttelte abermals den Kopf, nahm meine Hand zu meiner Stirn. »He, was los, Minnie?«, fragte er.

»Ach, es ist Freddy.« Ich hatte einen Drink zu viel getrunken.

»Freddy?« Chris kam einen Schritt auf mich zu, wollte mich in den Arm nehmen und für mich da sein.

»Mein Freund«, gab ich gezwungen zu. »Er will es tun, aber ich nicht.« Wir beide wussten, dass es um Sex ging.

»Oh, Minnie, aber du musst nicht.« Seine Stimme machte meine Knie butterweich.

»Mach ihm das mal klar«, meinte ich. »Ich möchte hier einfach weg«, gab ich zu. Verzweiflung erklang in meiner Stimme. »Weg, weg, weg«, murmelte ich.

»Dann komm doch rüber mit zu mir«, schlug Chris mit einem liebevollen Grinsen vor. Manchmal kam er auf irre Ideen. Dies war eine davon. Er wohnte im Schweden-Haus Rackerstraße 3b, gleich nebenan. Es war sein Haus. Bei ihm würde mich niemand finden. Vielleicht Belle – am nächsten Morgen. Doch heute Nacht wären wir ungestört. Es würde mir helfen, aus dieser Situation zu entfliehen und es wäre gleichzeitig falsch.

Ein Versteck, wie es besser nicht sein kann, dachte ich und lächelte.

»Eigentlich keine schlechte Idee«, sagte ich und glaubte in meinem halb beduselten Zustand womöglich selbst daran. Ich fiel ihm in die Arme, klammerte mich an seine starke Schulter und verschwand mit ihm rüber in sein Haus. Es war aufregend. Geheimnisvoll und, zugegeben, auch etwas sexy. Ich erkannte es nicht, aber ich wusste, dass Chris lächelte. Es gefiel ihm, dass ich mit ihm die Nacht verbringen würde. Und wie wir das in solchen Situationen nun einmal so tun, würde ich auch nicht auf seiner Couch schlafen. Die war nämlich zu unbequem. Ich würde auf seinem zwei Meter zwanzig breiten Bett schlafen – neben ihm.

Wir blieben im Wohnzimmer. Chris zog die Vorhänge zu und ich machte es mir auf seinem Sessel gemütlich. Er bot mir Schnaps an und ich nickte begeistert. Wir tranken Kräuterschnaps und alberten herum. Chris kitzelte mich und kam mir näher. Wir hörten nicht auf und spielten unser Spiel weiter – so lange, bis wir die Spannung zwischen uns nicht mehr aushielten. Das war an einigen heimlichen Abenden wie diesem so. Mit ihm schlafen? No way. Schließlich war er der Bruder meiner besten Freundin und wohnte nebenan. Dennoch hatten wir in unserer Vergangenheit nicht die Finger voneinander lassen können.

Trotzdem war er heiß. Braune Locken, einen Drei-Tage-Bart, Karo-Hemden und eine Nerd-Brille. Sowieso war er ein nerdiger Freak und das gefiel mir. Ich mochte so viel an ihm. Dass er hauptberuflich Spielentwickler war und dass er neben seinem Job an Modellautos herumbastelte. Er war der Geek, den ich mir immer an meiner Seite gewünscht hatte.

Ich betrachtete sein Regal und unterbrach damit mein Gekicher und die Spannung zwischen uns. Miniaturautos 1:10 und eine Sci-Fi-DVD-Sammlung. Nichts Überraschendes. »Noch einen Schnaps?«, fragte er mich und stand auf.

Ich schüttelte den Kopf. Noch ein paar Schnaps mehr und ich würde jede Hemmung fallen lassen. Anstatt weiteren Schnaps zu holen, kam er auf mich zu. Er setzte sich auf die Lehne des Sessels und sah mich an. »Oh, Minnie …«, wisperte er. Es kam plötzlich, vorhin hatten wir noch herumgealbert und Spaß miteinander gemacht. Nachdenklich musterte ich ihn. Jetzt schien es ernst zu werden. Ich sah in Chris’ bärenbraunen Augen, in denen Vertrauen funkelte. »Ich wollte dir noch sagen … Du musst dich nicht zu Dingen überreden lassen, die du nicht möchtest.«

»Aber Freddy versteht nicht …«, begann ich, mich herauszureden.

»Dann ist er nicht der Richtige«, sagte Chris und strich mir sanft über meine Schulter.

Christian Singer würde mich beschützen und für mich da sein, ohne Fragen zu stellen. Er würde mich bedingungslos lieben, auf eine mir unverständliche Art und Weise, dachte ich und schloss die Augen. Bullshit, Minnie, was denkst du da? Ich öffnete sie wieder.

Chris beugte sich vor. »Ich kann nicht glauben, dass Belle und du bald wegziehen werdet.« Es ging um Belle und mein Studium in Berlin. Bald würden wir die Rückmeldung von der Uni erhalten und unsere Chancen waren mehr als gut. Besonders für Belle.

»Ich auch nicht«, sagte ich und unterdrückte dieses merkwürdige Gefühl, das mich überkam, wenn ich daran dachte, alles hier zurückzulassen. Ich wollte nicht daran denken, dass dieser Abend hier einer unserer letzten Abende zusammen sein könnte. Ich hatte schon lange kribbelige Gefühle für Chris. Sexuelle Gefühle, tiefe Leidenschaft, die sich nun schon seit Jahren aufbaute. Aber er war zu alt. Elf Jahre älter als ich. Er könnte schon eine Familie haben, während ich noch nicht einmal mit meinem Studium begonnen habe.

»Nie wieder heimlich in meinem Pornokeller«, scherzte er und spielte auf die Abende an, in denen wir uns zusammen Soft-Pornos angesehen hatten. Mit Chris konnte ich das, ohne rot zu werden oder mich unwohl zu fühlen. Er kannte mich. Er wusste, was mich anmachte, auch wenn zwischen uns nichts mehr lief. Es wäre verboten gewesen.

»Vielleicht ein letztes Mal?«, schlug ich vor. Heute wäre es anders. Heute würden wir nicht nur Pornos schauen, denn es würde mehr passieren. Da war ein Gefühl, das ich nicht ignorieren konnte.

»Ein letztes Mal«, sagte er und stand auf. Er nahm meine Hand und wies mich in den Flur, der zum Keller führte. Chris hatte einen richtigen Partykeller. An der Treppe im Flur hielt er inne und drehte sich zu mir um, anstatt weiterzugehen. Es wurde plötzlich still zwischen uns und er sah mir tief in die Augen.

Was ist nun? Keine Pornos, wollte ich fragen, doch traute mich nicht. Ein Moment der Stille war nicht dazu da, um ihn zu zerstören. Er schüttelte sanft den Kopf und sah mich mit leuchtenden Augen an. »Gott, ich glaubs nicht.«

»Was?«

»Du bist so schön.«

Was hat er da gerade gesagt?

»Scheiße, Minnie, du bist jetzt 18«, sagte er, als hätte er es gerade eben erst erfahren.