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Farbenfrohe Hindutempel, Ashrams und prächtige Moscheen, bärtige Sikhs, christliche Nonnen, buddhistische Mönche und asketische Sadhus – die Spiritualität Indiens bietet ein faszinierendes Kaleidoskop unterschiedlichster Traditionen. Die Weisheitsforscher und Bestsellerautoren Francesc Miralles und Héctor García vermitteln die Essenz dieser jahrtausendealten Lehren, die gerade uns westlichen Menschen wertvolle Inspiration und Orientierung bieten. Wir erfahren, wie wir die heilende Kraft der Mantras in uns entdecken, die Beschränkungen des Egos überwinden, unsere Gesundheit mit Ayurveda stärken, durch Tantra in die heiligen Dimensionen sinnlicher Liebe eintauchen und vieles mehr. Ein Buch voller Überraschungen und erhellender Erkenntnisse, das die Geheimnisse östlicher Weisheit für ein harmonisches und freudvolles Leben entschlüsselt.
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Seitenzahl: 182
Wie wäre es, aus einem Schatz an Weisheit schöpfen zu können, der so alt ist wie die menschliche Kultur? Die Geheimnisse zu entschlüsseln, die die Gegenwart und die Zukunft gestalten, von der wir träumen? Die Bestsellerautoren Miralles und Garcia machen es möglich, indem sie uns die Essenz der indischen Spiritualität vermitteln. Dabei erforschen sie die grundlegenden Konzepte und spiegeln diese in praktischen Beispielen wider, die Inspiration, Schönheit und inneren Frieden in unser tägliches Leben bringen können. Ein Buch voller Überraschungen und erhellenden Einsichten, das einen Weg aufzeigt, um den individuellen und kollektiven Herausforderungen dieser turbulenten Welt zu begegnen.
Héctor GarcíaFrancesc Miralles
NAMASTÉ
LEBE LANG UND GLÜCKLICH
Die Geheimnisse indischer Spiritualität für ein erfülltes Leben
Aus dem Spanischen von Maria Hoffmann-Dartevelle
Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel NAMASTÉ by Ediciones Urano, S.A.U.
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Copyright © 2022 by Héctor García & Francesc Miralles. All rights reserved.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2023 by Lotos Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany.
Illustrationen © 2022 by Marisa Martínez
Redaktion: Jürgen Teipel
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München, unter Verwendung von Motiven von © olaf1741 / iStock / Getty Images Plus und © Annartlab / iStock / Getty Images Plus
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
Druck und Bindung: Pustet, Regensburg
ISBN 978-3-641-29913-2V001
www.Integral-Lotos-Ansata.de
INHALTSVERZEICHNIS
Geografie des Glücks
1. DIEKULTURDESGLÜCKS
Namasté: Meine Seele grüßt deine Seele
Die Pforten der Weisheit
Der Weg des Sadhu
Aschram: In Gemeinschaft wachsen
Lehrmeister unserer Zeit
Om, die heilige Silbe
2. DIEPHILOSOPHIEDESGLÜCKS
Die Macht der Selbsterforschung
Die vier Loslösungen
Advaita: Die Nicht-Dualität
Dharma: Die universellen Gesetze des Glücks
Karma: Die Geschichte deiner Leben
Samsara und Nirwana
3. DASGLÜCKPRAKTIZIEREN
Pranayama: Atmen ist Leben
Yoga: Körper, Seele und Geist verbinden
Ayurveda: Die uralte Heilkunde
Champissage: Die indische Kopfmassage
Tantra: Die heilige Begegnung
Meditation: Der Ursprung der Achtsamkeit
Epilog: Große Seelen sind wie Wolken
Die zehn indischen Gebote des Glücks
Dank
Bibliografie
GEOGRAFIE DES GLÜCKS
Dieses Buch schöpft aus einer Weisheit, die so alt ist wie die menschliche Zivilisation, und enthält die Schlüssel zur Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft, die wir uns erträumen.
Als wir uns entschlossen, es zu schreiben, waren unsere zuvor erschienenen Bücher bereits in mehr als sechzig Sprachen übersetzt worden und standen in vielen Ländern der Welt an der Spitze der Bestsellerlisten. In jüngster Zeit hat das Ikigai-Phänomen auch in Indien einen Boom erlebt. Zwei Jahre hintereinander rangierte unser Buch dort auf Platz eins der Verkaufslisten. Das war für uns der Anlass, auf den indischen Subkontinent zu reisen, zur Wiege der Spiritualität, und dort Vorträge zu halten, an Festivals teilzunehmen und Interviews zu geben.
Die freundlichen Leser und Leserinnen, die wir dort antrafen, berichteten uns nicht nur, was unsere Arbeit für ihr Leben bedeutet, sondern fragten uns häufig, ob wir nicht auch ein Buch über indische Weisheiten und deren inspirierende Kraft schreiben wollten.
Jedes Mal, wenn wir über ein solches Projekt sprachen, erschien es uns als eine große, anspruchsvolle und spannende Herausforderung. Indien ist nicht nur ein Land mit einer jungen, fokussierten und zukunftsorientierten Bevölkerung sowie die größte Demokratie der Erde; hier liegen auch die Ursprünge der großen spirituellen Strömungen, welche die Menschheit geformt haben, und, mehr noch, der Glücksmöglichkeiten, die sich der Welt bieten, wenn sie zu diesen Quellen zurückkehrt.
Wer durch Indien reist, den überrascht die Vielzahl der Kulturen, die man in ein und demselben Land vorfindet: farbenfrohe Mandir (Hindutempel), Kirchen in Goa und Kerala, majestätische Moscheen wie die in Neu-Delhi oder das islamische Mausoleum Taj Mahal. In Indiens belebten Straßen begegnet man mystischen Jainisten, christlichen Mönchen, eleganten, Turban tragenden Sikhs sowie den Sadhus, die sich bei ihrer Pilgerschaft durch das Land auf den Tod vorbereiten. Man hat den Eindruck, dass hier in Sachen Spiritualität die ganze Welt anzutreffen ist.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt uns, dass im Norden Indiens Siddhartha Gautama, der spätere Buddha, seine ersten Erkenntnisse gewann. Ein Jahrtausend zuvor waren die Veden entstanden; die vier ältesten Texte der indischen Literatur, auf denen der Hinduismus beruht.
Viele der Praktiken, die derzeit in der westlichen Welt im Trend liegen, wie etwa Yoga oder Meditation – samt der heute besonders beliebten Achtsamkeit – oder Begriffe wie Karma sowie uralte Heilmethoden wie Ayurveda haben ihren Ursprung in Indien.
Gleichzeitig ist Indien die Zukunft der Welt; was daran zu erkennen ist, dass die aktuellen CEOs von Microsoft und Alphabet (Google), um nur zwei von Indern geleitete multinationale Konzerne zu nennen, aus dieser Kultur mit ihren vielen brillanten Mathematikern, Programmierern und Ingenieuren hervorgegangen sind. Worin besteht das Geheimnis ihres Erfolgs? Auf den nächsten Seiten werden wir auch das erfahren.
Sich von Indien, diesem Schmelztiegel unendlicher Reichtümer, nicht beeindrucken zu lassen, ist nahezu unmöglich. Unser Wunsch war es, ein schmales aktuelles und erhellendes Buch zu schreiben, das nach der Zeit der Pandemie Antworten auf heutige Herausforderungen gibt.
Bei der Arbeit an Namasté – ein Gruß, der auch an das Göttliche in einem selbst gerichtet ist – haben wir versucht, zeitgemäße Antworten auf die Fragen zu geben, die sich indische Mystiker in den letzten fünftausend Jahren gestellt haben und die auch heutige Führungskräfte beschäftigen:
Wie kann man das Leiden überwinden und anfangen, ein erfülltes Leben zu führen?Welche Wege stehen uns zur Verfügung, um das schöpferische Potenzial, das in uns schlummert, wachzurufen?Können wir selbst dafür sorgen, dass das Gesetz des Karmas sich im Alltag zu unseren Gunsten auswirkt?Mit welchen Methoden befreien wir uns am besten von Stress, Sorgen und Angst?Wie behandeln wir unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele so gut wie möglich, sodass wir unsere Energien bis zu unserem Lebensende nutzen können?Um hilfreiche und praktische Antworten auf diese und viele andere Fragen geben zu können, werden wir die besten Lehrmeister der Menschheitsgeschichte in der Kunst des Glücks und der Selbstverwirklichung befragen.
Wir wollen auf ein Erbe von unschätzbarem Wert zurückgreifen, vermittelt von weisen Männern vergangener Jahrtausende bis hin zu modernen Vorbildern wie Ramana Maharshi oder Jiddu Krishnamurti, und so unsere Blockaden durchbrechen, unsere Fähigkeiten entfalten und uns selbst verwirklichen.
Der breite indische Weg zum Glück, der sich in unendlich viele einzelne Pfade aufspaltet, wird uns auf den kommenden Seiten auf eine Reise schicken, die nicht nur unser Leben, sondern auch die Zukunft der Menschheit verändern kann. Denn das Morgen ist, wie wir bei der Lektüre dieses Buches sehen werden, das Ergebnis unserer täglichen Rituale, Verhaltensweisen und Handlungen.
Unser Ziel ist es, alles zu tun für eine bestmögliche Zukunft. Für dich und für die Welt, die du erschaffst.
Namasté!
Francesc Miralles & Héctor García (Kirai)
1. DIE KULTUR DES GLÜCKS
Indien – spirituelles Reservoir der Menschheit
NAMASTÉ: MEINE SEELE GRÜSST DEINE SEELE
Namasté – bisweilen auch Namaskar oder Namaskaram – lautet der traditionelle hinduistische Gruß, dem dieses Buch seinen Namen verdankt. Auf dem indischen Subkontinent und auch in anderen Regionen Südostasiens sagt man Namasté zur Begrüßung und beim Abschied, aber auch wenn man sich bedankt oder die gemeinsam verbrachte Zeit würdigen möchte.
Nicht zufällig lautet eine der gängigsten Übersetzungen dieses Wortes »Meine Seele grüßt deine Seele«. Namasté setzt sich zusammen aus »namas« (was auf Sanskrit »verehren« oder »Ehre erweisen« bedeutet) und dem Personalpronomen in der zweiten Person Singular im Dativ »dir« oder »Ihnen«.
Das heißt, wenn man jemanden mit Namasté begrüßt, drückt man ihm oder ihr gegenüber Verehrung aus. Kann es ein schöneres und freundlicheres Begrüßungswort geben?
Die Bedeutung von Namasté wird verständlicher, wenn man sich den Begriff Atman anschaut. Mit ihm ist die Seele oder der Lebenshauch gemeint. Dem Hinduismus zufolge ist Atman das Selbst, das ureigene Wesen des Menschen und aller Lebewesen. Erweisen wir also einer Person mit dem Grußwort Namasté Ehre, bedeutet dies, dass wir damit auch die Gleichheit von uns allen anerkennen.
Meine Seele grüßt also deine Seele – oder in der Übersetzung der Soziologin Holly Oxhandler: »Das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir.«
WIE BEGRÜSST MAN SICH MIT NAMASTÉ?
Bei der Begrüßung eines anderen Menschen kann man einfach nur Namasté sagen oder das Wort mit folgender Geste begleiten:
Die Handflächen aneinanderlegen.Dabei die Hände auf Höhe der Brustmitte halten.Die Finger müssen nach oben zeigen.Die Daumen sollten beinahe die Brust berühren.Das Wort Namasté aussprechen.Sich mit dem Oberkörper verneigen.Das Namasté-Zeichen im Sanskrit
Ein uralter Gruß
Es gibt historische Belege dafür, dass die Handhaltung beim Namasté-Gruß schon vor mehr als viertausend Jahren üblich war. So hat man Terracotta-Figuren mit vor der Brust gefalteten Händen gefunden, die sich auf die Zeit zwischen drei- und viertausend vor Christus datieren lassen. Diese Position der Hände ist als Anjali Mudra bekannt und wird in Japan Gassho, 合掌, genannt. Auch in anderen fernöstlichen Ländern ist sie als Begrüßungsgeste üblich.
Anjali Mudra
Sowohl der einfache Gruß, bei dem man nur Namasté sagt, als auch die Kombination des Grußes mit Anjali Mudra, den vor der Brust gefalteten Händen, wird heutzutage über Asien hinaus auch im Rest der Welt immer öfter verwendet. Zum Beispiel grüßt man sich so bei vielen Yoga-Arten am Beginn und am Ende der Stunde.
Namasté überwindet Schranken und Unterschiede zwischen Menschen und sogar Kulturen. Das Wort verbindet Menschen mittels Atman, der Seele, die allen gemeinsam ist.
Einstiegslektion
Wenn wir die Bedeutung des Begriffs Namasté mit dem in den Neunzigerjahren durch Daniel Goleman verbreiteten Konzept der emotionalen Intelligenz verknüpfen, stoßen wir auf eine wichtige Regel, die uns gut als Einstiegslektion beim Erlernen des täglichen Glücks dienen kann.
Genau wie man, um die Gefühle anderer Menschen erkennen zu können, zuerst seine eigenen erkennen muss, so kann man das Göttliche im anderen nur sehen, wenn man es zuvor in sich selbst gesehen hat. Folglich muss man bei sich selbst beginnen – eine Sichtweise, an die die indischen Gurus ihre Schüler stets gemahnt haben.
Zum besseren Verständnis dieser Einstiegslektion schlagen wir dir eine einfache Übung vor:
Denk an einen besonders aggressiven oder schwierigen Menschen, den du kennst; jemanden, der immer Streit sucht oder mit anderen in Konflikt gerät. Ist diese Person im Frieden mit sich selbst, oder muss sie innere Probleme lösen? Vielleicht fällt es ihr leichter, den Kampf nach außen zu tragen, als sich mit eigenen, schmerzlicheren Themen auseinanderzusetzen.Nun übertrage diese Frage auf dein Leben. Wie ging es dir innerlich in Phasen, in denen du häufiger in offene Auseinandersetzungen mit der Welt oder mit anderen geraten bist? Hast du in dieser Zeit Helligkeit in dir gespürt, oder fühltest du dich von bedrückender Dunkelheit umgeben? Hast du dich akzeptiert und dich so geliebt, wie du bist, oder warst du frustriert und fühltest dich minderwertig?Laut Bertrand Russell ist Selbstfürsorge etwas Elementares auf jedem spirituellen Weg zur Eroberung des Glücks. Für ein erfülltes, erfolgreiches Leben müssen wir gute Beziehungen zu unseren Mitmenschen pflegen, müssen Verbindungen eingehen, die auf Freundschaft und Liebe basieren. Doch damit dies gelingt, müssen wir in erster Linie liebevoll mit uns selbst umgehen. Nur dann können wir auch mit anderen wirklich liebevoll umgehen. Diese Verbindung zu uns selbst und zu den anderen ist der schnellste Weg zum Glück.
Wenn du also einen anderen Menschen begrüßt und mit diesem Gruß das Göttliche anerkennst, das in ihm oder ihr wohnt, dann vergiss nicht, dass auch du selbst dieses Göttliche und dieses Licht in dir trägst.
Daher noch einmal: Namasté!
DIE PFORTEN DER WEISHEIT
Der indische Subkontinent ist die geografische Region, in der auch fast alle Zivilisationen des sogenannten »alten«, damals noch weit größeren Indien lebten.
Schätzungen zufolge wird das moderne Indien im Jahr 2025 das bevölkerungsreichste Land der Erde sein und ungefähr fünfundzwanzig Prozent der Weltbevölkerung stellen. Mehreren Untersuchungen zufolge wird dies im restlichen einundzwanzigsten Jahrhundert so bleiben.
Jahrhunderte lang war diese riesige Region als Hindustan bekannt; bis sie Mitte des neunzehnten Jahrhunderts unter die Herrschaft der britischen Krone gelangte. Die Ära Britisch-Indiens begann. Heute ist der Begriff Hindustan nicht mehr gebräuchlich.
Seit der Teilung Britisch-Indiens im Jahr 1947 ist das einstige Hindustan in mehrere Staaten zerfallen: Bhutan, Bangladesch, Indien, die Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka. Im vorliegenden Buch werden wir die Begriffe indische Zivilisation, Hindustan oder indischer Subkontinent gelegentlich synonym verwenden, um auf bestimmte Aspekte der kollektiven Vergangenheit jener Bevölkerungsgruppen zu verweisen, die diese Gebiete bewohnen und deren Kultur und Ideen nicht nur weite Teile Asiens, sondern die ganze Welt beeinflusst haben.
Karte des Kolonialreichs Britisch-Indien, abgedruckt in der Ausgabe des Imperial Gazetteer of India von 1909. Darauf entspricht die Gesamtheit der Regionen in etwa dem Gebiet, das heute als indischer Subkontinent bezeichnet wird und das historische Hindustan war.
Quelle:https://en.wikipedia.org/wiki/Partition_of_India
Was die wirtschaftliche Macht der Region angeht, sollte man sich klarmachen, dass die Völker Hindustans bereits vom ersten bis zum siebzehnten Jahrhundert nach Christus weltweit führend waren. Während jener siebzehn Jahrhunderte war die gesamte Region, gemessen an ihrem Bruttoinlandsprodukt, die größte Volkswirtschaft der Welt. Zeitweise vereinte sie mehr als fünfundzwanzig Prozent der Weltwirtschaftsleistung auf sich.
Indien florierte also, während andere Gegenden noch im Mittelalter schlummerten. Doch ab dem siebzehnten und bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein erlebte das Land einen ökonomischen Niedergang. Glücklicherweise ist das Bruttoinlandsprodukt in den letzten Jahrzehnten jedoch wieder gestiegen und auch der durchschnittliche Lebensstandard der Bevölkerung hat sich verbessert. Die indische Volkswirtschaft ist heute die fünftgrößte der Welt und wird, wenn sie im gleichen Tempo weiterwächst wie bisher, in den kommenden Jahrzehnten zu den drei führenden Ökonomien der Welt gehören.
Warum sind Wohlstand, kultureller Reichtum und Geschichte Hindustans so oft in Vergessenheit geraten? Wir, die Autoren dieses Buches, sind jedenfalls davon überzeugt, dass Indien an die Weltspitze zurückkehren wird; und dieses Buch will einen kleinen Beitrag zur Ergründung der Geheimnisse seiner Kultur leisten.
Bereits im neunzehnten Jahrhundert schrieb der Schriftsteller Victor Hugo: »Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist ... Die ganze Welt soll es laut und deutlich vernehmen. Indien ist heute sehr rege.«
Das zeitgenössische Indien ist, wie wir im Kapitel »Lehrmeister unserer Zeit« noch genauer sehen werden, auf dem besten Weg, zu einer führenden technologischen und unternehmerischen Macht der Zukunft zu werden. Seine Filmindustrie, Bollywood, ist (was die Anzahl der Filme betrifft) produktiver als die US-amerikanische. Doch erst die nähere Betrachtung seiner Geistesgeschichte lässt uns begreifen, dass dieses Land schon immer ein Zentrum der Welt war. Indische Weise und Mystiker haben schon vor mehreren Jahrtausenden erstmals Fragen aufgeworfen, die später zu Forschungsgegenständen der modernen Psychologie wurden. Während in weiten Teilen des Planeten leben noch kaum mehr bedeutete als überleben, war auf dem indischen Subkontinent schon das reflektierende Bewusstsein erwacht.
327 vor Christus kam Alexander der Große auf dem Weg über die Region Punjab nach Indien. Die Beziehungen zwischen Indien und der westlichen Welt sind allerdings wesentlich älter, als die meisten Menschen vermuten. Deshalb wagen wir zu behaupten, dass diese Gegend ihr Licht schon seit Jahrtausenden in die ganze Welt aussendet.
STARB JESUS IN KASCHMIR?
Eine Theorie zur spirituellen Ost-West-Verbindung, die sich besonders rasch ausgebreitet hat, beruht auf der Annahme, Jesus von Nazareth sei gar nicht am Kreuz gestorben. Nachdem seine Wunden geheilt seien, sei er freigelassen worden und auf den Spuren der verlorenen Stämme Israels ostwärts gewandert. So sei er nach Indien gelangt und habe dort bis ins hohe Alter gelebt.
Diese These vertritt Andreas Faber-Kaiser in seinem Buch Jesus lebte und starb in Kaschmir. Anhänger dieser ungewöhnlichen Geschichtsauffassung können in Srinagar, einer Stadt im indischen Jammu und Kaschmir, das Grab eines Pilgers aufsuchen, der um das Jahr einhundert nach Christus beerdigt wurde und der nicht nur ein weißes Gewand, sondern zeitgenössischen Berichten zufolge auch Wunden an Händen und Füßen trug und von einer Frau namens Marjan begleitet wurde, die Maria Magdalena entsprechen könnte.
Fünf Meister und fünf Gedanken für die Welt von heute
Bevor wir im Zusammenhang mit der Kunst des Glücks näher auf konkrete Aspekte der indischen Spiritualität eingehen, wollen wir in diesem Kapitel eine kurze Übersicht über einige Lehrmeister und ihre Hauptgedanken oder überlieferten Aussprüche geben, die auch heute noch aktuell sind.
Alles, was lebt, hat eine Seele. (Parshvanata)Dieser im Westen kaum bekannte Prophet gründete im achten Jahrhundert vor Christus den Jainismus, die erste indische Religion neben der vedischen Götterwelt. Heute zählt sie sechs Millionen Anhänger. Er stammte aus einem Königshaus und vertrat wie Buddha die Ansicht, es gebe keinen anderen Gott als das Leben selbst, das alles durchdringt. Viele Jainisten fegen daher den Boden und tragen Masken, um nicht auf ein Insekt zu treten oder eines zu verschlucken. Aus dem gleichen Grund filtern sie auch das Wasser. Das Prinzip der Ahimsa, der absoluten Gewaltlosigkeit, die es Gandhi erlaubte, Indien zu befreien, wurde durch den Jainismus weit verbreitet. Schmerz ist unvermeidlich, Leiden ist eine Option. (Buddha)Dies ist vielleicht die bekannteste Offenbarung Siddhartha Gautamas, des Prinzen, der im sechsten und fünften Jahrhundert vor Christus auf Wanderschaft war und nach einer Lösung im Umgang mit dem menschlichen Leiden suchte. Die Thesen Viktor Frankls, des Gründers der Logotherapie, dem wir in unserem Buch Ikigai ein Kapitel gewidmet haben, stehen im Einklang mit der von Buddha vor etwa zweitausendfünfhundert Jahren formulierten Maxime: Was uns widerfährt, ob Freudiges oder Schmerzliches, ist die eine Sache; die andere Sache aber ist die Art, wie wir es interpretieren; unsere Reaktion darauf. Hierin wurzelt die Freiheit des Menschen.Wenn du den Weg kennst, kennst du das Ziel. Denn nicht am Ende liegt das Ziel, sondern in jedem Moment und jedem Schritt. Dort ist das Ziel. Im bewussten Erleben des Jetzt. (Mahavira)Dieser Gedanke, den der geistige Erbe von Parshvanata im fünften Jahrhundert vor Christus formulierte, klingt sehr überzeugend. Die Reden des Mahavira, der wie sein Meister in einem Palast geboren wurde und sich eines Tages auf eine rastlose Wanderung begab, könnten geradezu dem Bestseller Jetzt! Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle entnommen sein; nur dass Mahavira zweieinhalb Jahrtausende vor Tolle lebte. Er behauptete, der spirituelle Weg eines jeden sei unsichtbar, nicht vorgezeichnet und könne daher von niemand anderem als ihm selbst zurückgelegt werden.Wenn du dich von einem großen Vorhaben, einem außergewöhnlichen Projekt inspiriert fühlst, werfen all deine Gedanken ihre Fesseln ab: Dein Geist überschreitet seine Grenzen, dein Bewusstsein weitet sich nach allen Seiten, und du befindest dich in einer neuen, großen, wunderbaren Welt. Deine verborgenen Kräfte, Fähigkeiten und Talente erwachen zum Leben, und du entdeckst, dass du ein viel größerer Mensch bist, als du es dir je erträumt hast. (Patanjali)Wir machen einen Sprung ins zweite oder dritte Jahrhundert nach Christus. In dieser Zeit nämlich soll der Autor des Yogasutra gelebt haben; ein in Sanskrit verfasster Text, der die philosophische Grundlage des Yoga bildet. Patanjali bezieht sich darin auf seine erleuchtete Vergangenheit und spricht im Wesentlichen vom Ikigai, beschreibt sogar präzise das, was durch das gleichnamige Buch von Mihály Csíkszentmihályi als Flow bekannt wurde. Csíkszentmihályi starb im Übrigen, als wir gerade dabei waren, Namasté zu beenden.Der legendäre Moschushirsch läuft durch die ganze Welt auf der Suche nach dem Ursprung des Geruchs, der von ihm selbst ausgeht. (Ramakrishna)Zum Schluss wollen wir noch eine aus wesentlich jüngerer Zeit stammende Ikone erwähnen. Sri Ramakrishna, wie er meistens geschrieben wird, wurde 1836 geboren und starb im Alter von fünfzig Jahren. Vermutlich ist er der Pionier unter den modernen Lehrmeistern. Infolge eines Presseartikels über ihn wurde er rund um Kalkutta berühmt, wo er auch den jungen Schriftsteller Rabindranath Tagore kennenlernte. Ramakrishna war der Ansicht, dass alle Glaubensrichtungen und Religionen zu Gott führen, wenn man nur bereit ist, die letzte Wahrheit zu erkennen.Jeder dieser Meister ist ein Tor zur Zukunft, denn sie alle haben sich schon früh mit Fragen des Bewusstseins befasst, die heute die Grundlage der Persönlichkeitsentwicklung bilden. Wobei wir, neben den moderneren Vorbildern, auf die wir später zu sprechen kommen werden, noch viele weitere zitieren könnten.
Die Blinden und der Elefant
Diese Geschichte ist eine der ältesten philosophischen Parabeln der indischen Kultur. Unter den vielen Versionen, die davon entstanden sind, gehören die von Ramakrishna und die des Dichters John Godfrey Saxe zu den bekanntesten. Hier unsere eigene Version:
Eines Tages tauchte in einem kleinen Dorf ein Elefant auf, und vier Blinde wollten das fremde Wesen gemeinsam untersuchen. Der Erste berührte seinen Rüssel, zuckte zusammen und rief: »Es ist eine riesige Schlange!« Die drei anderen schreckte das jedoch nicht ab, und sie wagten es, das Tier an anderen Stellen zu berühren. »Es ist gar kein Tier, es muss ein Baumstamm sein«, sagte der zweite Blinde, nachdem er seine Hand auf eines der Beine des Elefanten gelegt hatte. Der dritte Blinde hielt die Arme in die Höhe und betastete eines der Ohren. »Ihr irrt euch alle«, sagte er, »es ist ein Fächer.« Schließlich strich der vierte Blinde über die glatte Oberfläche eines der Stoßzähne und rief: »Was ich berühre, ist hart und glatt wie eine Lanze.«