Narrenkomödie - André Schmitz - E-Book

Narrenkomödie E-Book

André Schmitz

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Beschreibung

Lachen Sie gerne? Dann begeben Sie sich auf eine Reise durch die Welt der Komödie. In seinem dritten Buch der Narrenreihe (Narrentheater, Narrenschauspiel) nimmt André Schmitz Sie in Narrenkomödie erneut mit auf die Bretter, die die Welt bedeuten. In alltäglichen Szenen spiegeln seine Einakter humorvolle, derbe, niederrheinische Begegnungen wider, die jeder schon erlebt hat. Erfreuen Sie sich an den frechen, lustigen, vorlauten, liebevollen Menschen in seinen Stücken. "Narrenkomödie" - Noch nicht Schluss mit Lustig.

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Seitenzahl: 198

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Vorwort

Kirmes in Dölke

Zemeärteszogh in Dölke

Feuerwehrball 1899

Schreberjaat Poalhött

Eiertitschen

Alle Neune – Gut Holz

Der Wappenbaum

Der Witz setzt immer ein Publikum voraus. Darum kann man den Witz auch nicht bei sich behalten. Für sich allein ist man nicht witzig.

Quelle:

Johann Wolfgang von Goethe

Vorwort

Erneut haben von mir geschriebene Bühnenstücke Einzug in ein Buch gehalten. Dieses Mal sogar insgesamt sieben Einakter, also zwei mehr, als in den beiden vorangegangenen Büchern, in welchen jeweils fünf zu lesen sind. Der Titel meines neuen Buches ist: „Narrenkomödie“ – Noch nicht Schluss mit Lustig!

Eine Theaterkomödie wird geschrieben, um das Publikum zum Lachen zu bringen und zu unterhalten. Im Gegensatz zu einer Tragödie, die ernste und oft tragische Themen behandelt, dreht sich die Komödie um lustige, absurde oder heitere Situationen und Charaktere. Die Handlung von Komödien ist oft leicht und humorvoll, mit witzigen Dialogen und lustigen Szenen. Missverständnisse und Verwechslungen werden häufig genutzt, um komische Effekte zu erzielen. Die Charaktere sind oft übertrieben dargestellt, manches Mal sogar klischeehaft, was ihre Eigenheiten und Schwächen humorvoll in den Vordergrund stellt. In meinen Stücken sind es immer wieder die gleichen Personen, wie zum Beispiel Mariechen, Fritzchen, Wirt Matthes, Drickes oder die Familie Sauerbrei, die derart dargestellt werden. Im Gegensatz zur Tragödie enden Komödien meist positiv oder zumindest versöhnlich.

Komödien enthalten manchmal auch subtile oder offene Kritik an gesellschaftlichen Normen, Sitten und Problemen, wobei der Humor als Werkzeug dient, diese Themen zu hinterfragen. Komödien gibt es in vielen Formen, wie etwa Slapstick (körperlicher Humor), Satire (kritischer Humor), Romantische Komödie (Liebesgeschichte mit humorvollen

Elementen) oder Schwarze Komödie (Humor in Bezug auf ernste oder düstere Themen).

Das Ziel bleibt jedoch immer, das Publikum auf der Bühne oder den Leser, der entsprechenden Bücher, zum Lachen zu bringen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

Um dieses Buch lesbarer zu machen, als die ursprünglichen Manuskripte, werden nur wenige Mundartbegriffe im „Dölker Plott“ (Dialekt) genutzt.

Dennoch wird auch in diesen vorliegenden Stücken der ein oder andere mundartliche Begriff zu lesen sein. Viele der Wortbeschreibungen werden Sie vermutlich kennen, einige vielleicht nicht. Die meisten werden im Stück unmittelbar erläutert.

Ein Beispiel:

Mariechen

Was ist eigentlich ene Tuunköning?

Rosemarie

Häh?

Mariechen

Ene Tuunköning – ein Zaunkönig.

Rosemarie

Ach, so...

Es handelt sich also um den mundartlichen Begriff für einen Vogel.

Weitere Begriffe finden Sie in der jeweiligen Legende erklärt.

Begeben Sie sich nun in die komödiantische Welt der Narren. Ich wünsche Ihnen humorvolle Stunden beim Lesen und dass meine Zeilen ab und an ein langandauerndes Lächeln in Ihr Gesicht zaubern.

André Schmitz

„Kirmes in Dölke“

Bühnenstück Einakter von André Schmitz

Beschreibung:

Im Jahr 2008 habe ich für das „Aat Dölker Stöckske“ die Dölker Kirmes um 1900 ausgesucht. Damals, wie auch heute, besuchten große und kleine Leute gerne dieses bunte Treiben.

Etwas in Vergessenheit geraten ist jedoch die Tatsache, dass bis weit ins 20te Jahrhundert hinein, am letzten Tag der Kirmes, auch hier bei uns in Dülken, eine Strohpuppe verbrannt wurde. Dieser Brauch, der in ähnlicher Form auch noch bei Schützenfesten angewendet wird, ist teilweise bis nach Süddeutschland verbreitet.

Die Puppe erhielt im Laufe der Jahre viele unterschiedliche Namen, wie zum Beispiel:

Kirmeshex, Kirmeskaatje, Kirmesmännchen, Zacheies, Paias, Erbsenbär, Bacchus u.a.

Für alle Übertritte während der Kirmes ist diese Puppe verantwortlich. Jedes Bier zu viel, jeder „nicht eheliche Kuss“, jedes „Schäferstündchen“, jedes Gespräch mit Viersenern und alle weiteren Fehlverhalten werden dieser Figur zur Last gelegt.

Mit dem Verbrennen oder Beerdigen der Kirmeshex wird somit das Kapitel Kirmes und auch die ein oder andere begangene Sünde beendet.

Dieser Brauch symbolisiert das Ende, aber gleichzeitig auch einen Neubeginn.

Wie sich ein solches Treffen, zum Verbrennen der Kirmeshex, abgespielt haben könnte, wer Träger der Kirmeshex ist, und welche Rolle Viersener auf der Dülkener Kirmes spielen, lesen Sie im Bühnenstück „Kirmes in Dölke“.

Beschreibung:

Auf dem Marktplatz sind viele verschiedene Fahrgeschäfte, Karussells, Schiffschaukeln, Schießstände, Losbuden, Büchsenwurfbuden, Süßigkeitenstände, Fischbuden aufgebaut. An einem Bierstand werden neben Getränken auch kleinere Speisen angeboten. Es gibt zahlreiche Tische und Sitzgelegenheiten für die Besucher des Festes.

Requisiten:

Allerlei Krimskrams für die Buden, Lebkuchenherzen, Zuckerwatte- und Popcornmaschine. Fische für die Fischbude, Geschirr und Tischdecken, Blümchen für die Tische. Stelzen, Drehorgel, Hantelstange mit Gewichten, Lose, Glaskugel, Eimer und Schwamm, eine Kirmeshexe.

Schlusslied:

„Liebling mein Herz lässt dich grüßen“

Erklärungen zur Dülkener Mundart:

Dat schlät öt Küüpe der Boam uut

Das schlägt dem Fass den Boden aus

Zääk

He da/sag mal

Wii schrivvt ör üch

Wie heißen Sie

Paias

Hanswurst

Du bös doch knatschjeck, datte bös

Du bist total verrückt

Streävele

Streiten

Die kikkt so sööt, wie e Ponk Stampzocker

Die schaut so süß drein, wie ein Pfund Zucker

Blaare

Kinder

Die ös ever all lang uut de Flüer.

Sie hat die Blütezeit hinter sich

Hoop und Hölp

Zu Hilfe

Wenn dö jeck wörs, dat fängt en deä Kopp aan

Wenn man verrückt wird, beginnt es im Kopf

Heä stenk na de Schöpp

Der riecht nach dem Grabspaten

Futschbloas

Schweinsblase

Driitfleech

Schmeißfliege

Orjelmännke

Drehorgelspieler

Es spielen:

Mariechen

Wirtin

Matthes

Wirt

Drickes

Schiffschaukelbremser

Herr Heintges

Süßwarenbudeninhaber

Aal Fine

Fischverkäuferin

Konrad

Kirmesbesucher, Sohn von Fine

Leni Wüllenweber

Kirmesbesucherin

Didi Wüllenweber

Träger der Kirmeshexe

Hedwig Wüllenweber

Kirmesbesucherin, Didis Tochter

Wilhelm

Junge, Kirmesbesucher

Hansi

Stelzenläufer

Herr Voss

Bürgermeister

Frau Voss

Bürgermeistergattin

Herr Boeken

Orjelmännke

Herr Sauerbrei

Viersener Kirmesbesucher

Herr Tusch

Kirmesbudenbesitzer

Frau Ludmilla

Wahrsagerin

Herr Houdini

stärkster Mann der Welt

Szene 1

(Heintges betritt die Bühne und trägt einen Bauchladen)

Heintges

Bonbons, Zuckerstangen, Süßholz. Bei mir bekommen sie alles, was süß ist. Ist ja noch nicht viel los an diesem Mittag.

(Drickes kommt und fummelt an der Schaukel herum)

Heintges

Ah, der Herr Schiffschaukelbremser ist auch da. Juuten Mittach auch.

Drickes

Na, das schlägt dem Fass ja den Boden heraus. Wie nennst du mich? Schiffschaukelbremser? Ich glaube ja, dass du sie nicht mehr alle hast.

Heintges

Aber das bist du doch. Das ist doch das Einzige, was du gelernt hast, oder etwa nicht?

Drickes

Dafür muss man studiert haben, du dolle Hut. Das kann noch lange nicht jeder.

Heintges

Oh, das wusste ich gar nicht. Also dann: Herr Ober-Schiffschaukelbremser.

Drickes

Du bist so doof, du kannst eigentlich nur aus Viersen sein.

Heintges

Das ist jetzt aber eine Beleidigung. Ich mag ja doof sein, aber aus Viersen bin ich nicht.

Szene 2

Drickes

Jetzt hör bloß auf, hier Süßholz zu raspeln. Guck, dass du deine Bonbons verkauft bekommst, du Drüemel.

Heintges

Pfefferminzbonbons, Kamille-Bonbons, Schokoladenbonbons, Lakritz-Bonbons. Ich habe alles, was das Herz begehrt.

Drickes

Jetzt geh doch endlich weiter. Es dauert noch was, bis die Leute alle kommen.

Heintges

Und wieso?

Drickes

Heute ist doch der letzte Kirmestag und da treffen sich die Leute gleich hier an der Bierbude, um nachher die Kirmeshexe zu verbrennen.

Heintges

Ach so.

Szene 3

Drickes

Wie heißt du Paias überhaupt?

Heintges

Mein Name ist Heintges. Und wenn ich mal viel Geld habe, mache ich irgendwann in Dülken meine eigene Fischbude auf!

Drickes

Aha, riechen tust du jetzt schon so.

Heintges

Och, du bös doch knatschjeck, datte bös.

Drickes

Zääk, ich kenn dich noch jar nich. Wii schrivvt ör üch denn?

Heintges

Häää?

Szene 4

Drickes

Apropos viel Geld haben. Ich möchte ja mal so reich sein wie unser Kaiser Wilhelm und Aussehen möchte ich dann so wie du.

Heintges

Ach, das ist jetzt aber nett von dir, dass du so aussehen willst wie ich.

Drickes

Ja hör mal, wenn ich so reich bin wie unser Kaiser Wilhelm ne, dann ist es mir doch scheißegal wie ich aussehe.

Szene 5

(Das Wirtsehepaar erscheint an der Bierbude)

Matthes

Das ist ja nicht zum Aushalten mit euch. Schluss jetzt mit deä Streävelei. Mariechen, bringe den beiden doch mal zwei Kurze, damit hier Schluss ist.

Mariechen

Ich hätte gerne noch länger zugehört. Das war lustig.

Matthes

Na Drickes, wie geht’s dir denn?

Drickes

Ach, nicht so gut.

Matthes

Wieso? Was ist denn los?

Drickes

Ach, ich habe gestern EKG gemacht.

Matthes

Na und? Ein EKG tut doch nicht weh.

Drickes

Doch, bei mir schon. EKG! Enzian, Korn und Gin.

Mariechen

Das hätte ich gar nicht gedacht, dass das so ein Suupsack ist. Hier bitte sehr, eure zwei Kurzen.

Szene 6

Drickes

(zu Heintges)

Die kikt so söt, wie e Ponk Stampzocker.

Mariechen

Das habe ich gehört. Nene, für das Süßzeug ist der da zuständig.

Drickes

Aber Mariechen, ich habe mich für dich auch extra frisch rasiert.

Mariechen

Ja, das ist auch das einzige, was an dir noch frisch ist.

Szene 7

Matthes

Aber wo du gerade von EKG sprichst: Ich war letztens bei Dr. Lauer. Ohne mich zu untersuchen, hat der mir Moorbäder verschrieben.

Drickes

Wofür soll das denn gut sein?

Matthes

Er meinte, wenn ich so weitersaufen würde, dann könnte ich mich schon mal an die feuchte Erde gewöhnen.

Szene 8

Drickes

Hört mal bitte: Ihr habt doch gestern auf der Hochzeit vom alten Fürwentsches serviert und euch um das leibliche Wohl der Gäste gekümmert. Wie war es denn dort?

Matthes

Ich habe gesagt: Mariechen, da vorne am Tisch des Brautpaares wird der Schweinekopf serviert. Wenn du ihn gleich dahin bringst, dann denke daran, Zitrone ins Maul und Petersilie in die Ohren.

Mariechen

Und das habe ich auch genauso gemacht, wie er das gesagt hat.

Drickes

Ja und?

Mariechen

Na, ich sah vielleicht bescheuert aus, kann ich dir sagen.

Szene 9

Matthes

Schaut mal, da kommt Fine, die alte Fischverkäuferin

Mariechen

Und ihr Sohn ist auch dabei.

Drickes

Tach, Fine. Tach, Konrad.

Fine

Tach.

Konrad

Tach.

Szene 10

(Der Stelzenläufer läuft über den Kirmesplatz)

Hansi

Meine Damen und Herren gehen sie auf keinen Fall einfach so an der Schiffschaukel vorbei. Die macht Spaß, die macht Freude. Hier werden Männer wieder zum Kind.

Konrad

Mama, darf ich mal auf die Schaukel?

Fine

Aber sicher, mein Junge. Hier sind 10 Pfennig.

(Konrad und Drickes gehen zur Schiffschaukel)

Szene 11

Fine

Ich hätte gerne ein Tasse Kaffee.

Mariechen

Muss ich erst aufbrühen.

Matthes

Na, Frau Antwerpes, habt ihr den Sturm letzte Nacht mitbekommen?

Fine

Oh ja, das hat ganz schön gerappelt.

Matthes

Und? Ist euer Dach auch beschädigt?

Fine

Keine Ahnung, ich habe es noch nicht wiedergefunden.

Szene 12

Matthes

Fine, euer Sohn ist ja schon richtig groß geworden.

Fine

Ja, er ist schon in der vierten Klasse, bei Frau Bernhard in der Kreuzherrenschule. Aber dreimal hat er wiederholt.

(Drickes zieht Konrad am Ohr)

Konrad

(hat die Hose halb herunterhängen)

Aua, lass das!

Drickes

Du blödes Blaag!

Fine

Was hat er denn angestellt?

Drickes

Der Sausack hat von der Schaukel jepieselt!

Fine

Stimmt das, Konrad?

Konrad

Ich weiß gar nicht, was ihr wollt. Es heißt doch Schiffschaukel, oder?

Szene 13

Drickes

Er ist schon recht weit für sein Alter.

Konrad

Oh ja, bin ich. Gestern hätte ich sogar mit einer 25jährigen schlafen können.

Drickes

Warum hast du es nicht getan?

Konrad

Ich war überhaupt nicht müde.

Fine

Jetzt benimm dich.

Szene 14

(Konrad geht zur Schaukel. Der Stelzenläufer erscheint wieder)

Hansi

Liebe Kirmesbesucher, denkt daran, heute wird die Hexe verbrannt.

Konrad

Heute wird die Hexe verbrannt, lalalala.

(Leni Wüllenweber kommt mit ihrer Tochter Hedwig)

Fine

Ah, schaut mal wer da kommt! Ist das schon die Kirmeshexe?

Matthes

Hehe. Nein, das ist Frau Wüllenweber, nebst Tochter.

Alle

Guten Tag, zusammen.

Leni

Guten Tag. Seid ihr auch alle hier, um gleich die Kirmeshexe zu verbrennen?

Fine

Ja, sicher! Das ist doch Tradition.

Szene 15

Matthes

Na, Hedwig, wie war es denn am Samstag auf der Party? Warst du denn auch artig?

Hedwig

Wenn ich dem Wilhelm glauben kann, dann war ich sogar großartig.

Szene 16

Heintges

Kirschbonbons, Apfelbonbons, Erdbeerbonbons, Birnenbonbons.

Hedwig

Mama, darf ich ein Bonbon oder einen Lutscher und dann schaukeln?

Leni

Ja, aber pass auf dein Kleid auf. Dass mir da bloß keine Flecken draufkommen tun.

Szene 17

Matthes

Die ös ever all lang ut de Flüer.

Heintges

Häää?

Matthes

Die hat ihre Blütezeit schon lange hinter sich.

Hedwig

Mamaaaa, die lästern über dich!

Matthes

Nein, wir haben über die Blumen hier auf dem Tisch gesprochen. Möchten sie etwas trinken, Frau Wüllenweber?

Leni

Ja, immer noch einen Kaffee.

Matthes

Schwarz?

Leni

Ööhhh, was haben sie denn sonst noch so für Farben?

Szene 18

Fine

Wie war es denn im Urlaub?

Leni

Ach, da war alles voller Mücken.

Matthes

So umschwärmt war sie ja schon lange nicht mehr.

Leni

Ich muss doch sehr bitten.

Drickes

Ne, ne, nix bitten, getanzt wird erst heut Abend.

Szene 19

Leni

Aber dieser Kerl hier, der war letztens im gleichen Hotel untergebracht wie wir.

Matthes

Stimmt das?

Drickes

Ja, leider.

Leni

Und er lag zwei Tage lang ununterbrochen vor der Hoteltür.

Matthes

Besoffen?

Leni

Nein. Die hatten Hochwasser gemeldet und da dichten die ihre Türen immer ab mit alten Säcken.

Szene 20

Drickes

Das Hotel hat mir gar nicht gefallen. Ich konnte kaum schlafen.

Matthes

Warum das denn?

Drickes

Die Zimmer waren sehr hellhörig. Zum Beispiel lag ich eines Abends im Bett und hörte die ganze Zeit aus dem Nachbarzimmer: Wem gehört denn das süße Popöchen? Na, wem gehört denn das Popöchen?

Matthes

Aha!

Drickes

Und das hörte gar nicht mehr auf. Immer wieder: Wem gehört denn das Popöchen? Na, wem gehört es denn? Dann wurde es mir aber zu bunt. Ich aus dem Bett raus, auf den Flur gelaufen, an die Tür vom Nachbarzimmer gehauen und gerufen: Verflixt noch mal, das wird sich doch wohl noch feststellen lassen, wem der verdammte Arsch gehört.

Szene 21

Mariechen

Ich habe übrigens in dem Hotel serviert und ich kann das bestätigen, dass die Wände sehr dünn sind.

Matthes

Da hast du mir ja noch gar nichts von erzählt. Was war denn?

Mariechen

Ach, ich hatte mein Zimmer direkt neben der alten Wüllenweber und ihrem Mann. Und die haben wohl an einem Abend mal Liebe gemacht. Und da habe ich so einiges gehört.

Matthes

Ja? Jetzt erzähl schon.

Mariechen

Die alte Wüllenweber hat ihrem Mann wohl immer über den Kopf gestrichen und dann hat er sie gefragt warum sie das macht. Und da hat sie gesagt: Ich suche deine Hörner, du liebst mich ja wie der Teufel.

Drickes

Meine Güte!

Mariechen

Und kurz darauf hat der Didi seiner Frau dann wohl auch über den Kopf gestrichen. Diesmal hat nämlich seine Frau gefragt: Na, bin ich auch so teuflisch gut?

Matthes

Und? Was hat er geantwortet?

Mariechen

Er hat gesagt: Nein, ich suche deine Hörner, weil du so schwer bist wie ‘ne Kuh.

Drickes

Nicht so laut, sie bekommt das sonst mit.

Szene 22

Matthes

Bei mir ist das ja schon lange her, dass ich in einem Hotel war. Da waren wir noch gar nicht verheiratet.

Mariechen

Das war noch eine schöne Zeit.

Matthes

Auf jeden Fall habe ich einmal im Dülkener Hof übernachtet. Und als ich gerade zu Bett gegangen war, kam die junge, hübsche Tochter der Wirtin in mein Zimmer.

Drickes

Was wollte sie denn?

Matthes

Sie hat mich gefragt, ob ich frieren würde und, ob sie mich wärmen sollte.

Drickes

Ja, und?

Matthes

Ich ärgere mich heut noch, dass mir damals nicht kalt war.

Szene 23

Hedwig

Mamaaaa, der Junge hier sagt die ganze Zeit, ich soll von der Schaukel aus Pipi machen.

Konrad

Nee, das stimmt überhaupt nicht.

Fine

Lass das Mädchen in Ruhe. Das ist kein Umgang für dich.

Leni

Wie bitte?

Szene 24

Drickes

Wo bleibt denn euer Mann?

Leni

Er kommt etwas später.

Drickes

Hoop und hölp, da kommt der Bürgermeister, samt seiner Gattin.

(Herr und Frau Voss

kommen anspaziert)

Frau Voss

Ach Schatzi, du weißt ja gar nicht, wie gerne ich über die Kirmes gehe. Schön, dass wir hier sind.

Herr Voss

Es handelt sich um einen Pflichttermin und hat weniger was mit dir zu tun.

Frau Voss

Och Mann, mit deinen Äußerungen hast du mir schon so oft weh getan.

Herr Voss

Kann gar nicht sein. So wie du aussiehst, bist du doch schmerzfrei.

Szene 25

Frau Voss

Eines schönen Tages verlasse ich dich.

Herr Voss

Aber heute ist doch ein schöner Tag.

Frau Voss

(schluchzt)

Herr Voss

Du liebst mich doch nur, weil mein Vater mir ein Riesenvermögen hinterlassen hat.

Frau Voss

Nicht doch. Ich würde dich immer lieben, ganz egal wer es dir hinterlassen hat.

Szene 26

Matthes

Guten Tag Frau Bürgermeisterin, Herr Bürgermeister. Wünschen Sie etwas zu trinken?

Frau Voss

Bitte zwei Bier.

Herr Voss

Gestatten Sie, dass ich rauche?

Leni

Ach, Herr Bürgermeister, fühlen Sie sich wie zu Hause.

Herr Voss

Na, dann eben nicht.

Szene 27

Mariechen

Na, Frau Bürgermeisterin, wie ist es?

Frau Voss

Ganz gut. Ich war heute Morgen noch in einem Schönheitssalon.

Mariechen

Ach.

Frau Voss:

Was, ach?

Mariechen

Na, sie haben es wenigstens versucht. Aber sagen sie mal, wie war es denn auf dem Geburtstag von Ihrer Oma. Sie ös doch 90 geworden. Was habt ihr der Oma denn geschenkt?

Frau Voss

Wir haben Geld gesammelt und für 500 Mark einen Callboy für Oma bestellt. Dann haben wir die Oma mit dem Callboy in ihr Zimmer gebracht und alleine gelassen. Und wir haben gefeiert.

Mariechen

Ja, und?

Frau Voss

Als nach einer Stunde der Callboy immer noch nicht aus dem Zimmer kam, habe ich mir Sorgen gemacht und bin mal in das Zimmer gucken gegangen. Und da lag der Mann ganz alleine auf dem Bett.

Mariechen

Und? Wo war die Oma?

Frau Voss

Das habe ich den Callboy auch gefragt. Da sagt der: Och, keine Sorgen, die Oma ös nur schnell zur Sparkasse, noch mal 500 Mark abheben.

Szene 28

Mariechen

Sie kennen doch auch meinen Opa, oder?

Frau Voss

Klar, der alte Schmitz ist das doch. Der geht doch auch schon auf die 90 zu.

Mariechen

Genau der! Er war gestern im Rathaus und hat sich offiziell als Dülkener abgemeldet und sich zum Viersener umschreiben lassen.

Frau Voss

Wenn dö jeck wörs, dat fängt en der Kopp aan.

Mariechen

Genau das habe ich ihm auch gesagt, aber er meinte nur: Mariechen ich stenk doch all na de Schöpp, und mir ist es lieber, es geht ein Viersener, als einer von uns.

Szene 29

(Stelzenläufer kommt wieder)

Hansi

Denken Sie auf jeden Fall daran, ein süßes Souvenir von der Dölker Kirmes mitzunehmen.

Konrad

Mama, soll ich dem staksigen Schwätzer mal Beinchen stellen?

Fine

Untersteh dich, nachher fällt der mir noch auf meinen Kuchen.

Heintges

Zimtbonbons, Anisbonbons, Bourbonbonbons.

Konrad

Der Jeck geht mir auch auf den Senkel. Genau wie der Stelzekerl. Ah, guck mal, wer da hinten kommt.

Drickes

Endlich, da kommt er ja.

Szene 30

(Didi und Wilhelm kommen und haben die Kirmeshexe dabei)

Didi

Guten Tag zusammen. Wie gefällt euch die Hexe?

Drickes

Sehr schön! Wer hat denn dafür Modell gestanden?

Didi

Niemand, nur das Stroh erinnert mich immer ein bisschen an dich. Aber gib mal lieber einen aus.

Drickes

Das geht nicht, meine Freundin hat ein Kind bekommen und mich jetzt auf Unterhalt verklagt.

Didi

Oh, hast du denn kein Veto eingelegt?

Drickes

Doch, aber das muss irgendwie verrutscht sein.

Szene 31

Didi

Gut, dann gebe ich jetzt einen aus. Mariechen, bitte zwei Bier und für meinen Jungen eine Brause.

Drickes

Wieso seid ihr denn so spät?

Wilhelm

Papa und ich waren mit unserem Hund noch beim Fußball. Dülken gegen Viersen.

Matthes

Hat der Hund wieder Salto geschlagen?

Wilhelm

Ja, hat er.

Matthes

Das habe ich einmal mitbekommen, wenn der mit seinem Hund zum Fußball geht. Immer wenn die Viersener ein Tor geschossen hatten, machte der Hund plötzlich einen Salto.

Drickes

Boahh, einen Salto? Wie denn? Vorwärts oder rückwärts?

Didi

Das ist je nachdem, wie ich ihn gerade treffe.

Szene 32

Drickes

Fußball ist für Didi alles. Ich wette, er weiß noch nicht mal mehr, wann er geheiratet hat.

Didi

Da irrst du dich aber gaaanz gewaltig. Das weiß ich noch ganz genau. Das war nämlich, als wir mit Dülken bei den Ochsen in Dilkrath 2:1 gewonnen haben.

Wilhelm

Wir hatten Glück, dass wir noch rechtzeitig beim Anpfiff waren.

Drickes

Wieso? Hast du wohl was zu lange geschlafen oder?

Didi

Ach, gestern ist es ein wenig später geworden. Aber heute Morgen waren mein Hemd und meine Hose schön zusammengelegt, auf dem Tisch stand für mich das Frühstück bereit und ein Zettel von meiner Frau lag auf dem Tisch. Da stand drauf: Wir sind schon zur Kirmes. Geh du doch erst das Fußballspiel gucken und dann kommst du nach.

Wilhelm

Ja, der Papa ist um drei Uhr total besoffen, fast schon bewusstlos, nach Hause gekommen und hat erst mal ein paar Möbel demoliert. Dann hat er sich im Flur noch übergeben.

Drickes

Oh weia! Und warum war denn heute Morgen alles so schön aufgeräumt und was sollte der Zettel?

Didi

Der Wilhelm hat mir das so erzählt: Erst hat mich meine Frau ins Schlafzimmer geschleift, dann auf das Bett gewuchtet und gewaschen, aber als sie versucht hat mir die Hose auszuziehen, habe ich mich wie der Teufel gewehrt und wohl gerufen: Hände weg Fräulein, ich bin glücklich verheiratet.

Drickes

Da sieht man es wieder mal. Zur richtigen Zeit, das Richtige sagen, ist Gold wert.

Szene 33

Matthes

Aber sach mal, das mit deiner Schwiegermutter, das wusste ich ja gar nicht. Das tut mir aber leid.

Didi

Danke.

Drickes

Wie, was ist denn mit deiner Schwiegermutter? Ich denk, die ist vor zwei Jahren bei Ibiza im Meer ertrunken und seitdem verschollen.

Didi

Ja, ist sie ja auch, aber letzte Woche kam ein Telegramm aus Ibiza.

Drickes

Was stand denn drin?

Didi

Da stand: Überreste ihrer Schwiegermutter über und über mit Muscheln bedeckt gefunden. Perlen haben einen Wert von 100.000 Mark.

Drickes

Und? Was hast du denen zurücktelegrafiert?

Didi

Ich habe zurücktelegrafiert: Perlen verkaufen, Geld überweisen, Köder wieder auslegen.

Szene 34

Hansi

Meine Damen und Herren, verpassen Sie gleich auf keinen Fall den stärksten Mann der Welt, hier auf dem alten Markt in Dülken.

Didi

Phh, stärkster Mann der Welt, die kennen mich noch nicht. Ich habe früher als Boxer Unmengen an Geld verdient.

Drickes

Das glaubst du doch selber nicht. Du bist doch ständig KO gegangen.

Didi

Stimmt, aber ich hatte meine Schuhsohlen als Werbefläche vermietet.

Szene 35

Drickes

Hör mal: Deine Frau hat doch bald Geburtstag, hast du schon ein Geschenk für sie?

Didi

Na klar.

Drickes

Was hast du denn?

Didi

Ich habe Dessous gekauft, in Größe 98. Einen wunderschönen Schlüpfer.

Drickes

Wie bitte? Einen Schlüpfer in Größe 98? Die Größe gibt es überhaupt nicht, wie kommst du denn da drauf?

Didi

Doch, 98 gibt es! Das weiß ich ganz genau. Ich habe nämlich einen neuen Kaninchenstall und der ist einen Meter breit. Und da ist links und rechts noch je ein Zentimeter frei, wenn meine Frau davorsteht.

Szene 36

(Herr Boeken kommt an)

mit der Drehorgel und spielt ein Lied

Hansi

Hier ist für sie aber jetzt erst mal das Dülkener Orgelmännlein.

Frau Voss

Das ist aber mal ein schönes Gerät.

Boeken

Oh, danke, schöne Frau! Und wie finden sie denn meine Drehorgel?

Frau Voss

Phhh!

Szene 37

Boeken

Ach, Herr Bürgermeister, ihr seht aus als hättet ihr Kummer?

Herr Voss

Ja, Herr Boeken, meine Frau hat angedroht, sie spricht einen Monat nicht mehr mit mir.

Boeken

Wie schrecklich.

Herr Voss

Ja, heute ist der Monat um.

Szene 38

Herr Voss

Aber sag mal, du warst doch vor drei Wochen auch auf der Kirmes in Viersen.

Boeken

Ja, warum?

Herr Voss

Da ist mir etwas aufgefallen. Du hast doch mit den zwei Viersenern gesprochen, die mit ihrem Hund vorbeikamen.

Boeken

Genau! Da erinnere ich mich dran.

Herr Voss

Und nachdem du mit denen gesprochen hattest, blieben die alle paar Meter stehen und haben den Schwanz von ihrem Hund hochgehoben und dem immer wieder auf das Hinterteil geguckt. Und jetzt würde es mich ja interessieren, was du denen gesagt hast?

Boeken

Ach sooo! Als die vorbeikamen habe ich zu meinen Freunden nur gesagt: Guckt mal, da kommt wieder der Hund mit den beiden Arschlöchern.

Szene 39

(Herr Sauerbrei und Herr Tusch kommen und stellen sich an die Wurfbude)

Sauerbrei