Narzisst in the City - Ein humorvoller Tatsachenroman über Narzissmus und toxische Beziehungen, basierend auf wahren Begebenheiten mit praktischen Lösungsansätzen, um loslassen und heilen zu können. - Lilly Fröhlich - E-Book

Narzisst in the City - Ein humorvoller Tatsachenroman über Narzissmus und toxische Beziehungen, basierend auf wahren Begebenheiten mit praktischen Lösungsansätzen, um loslassen und heilen zu können. E-Book

Lilly Fröhlich

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Beschreibung

In einer Stadt, in der alles glänzt und glitzert, lauert hinter der Fassade das Gift des Narzissmus. Vier Paare stehen im Mittelpunkt, doch hinter der scheinbar perfekten Liebe verbirgt sich ein dunkles Geheimnis: Jeweils einer von ihnen ist ein Narzisst. Sei es der offene Narzisst, der mit Charme und Manipulation seine Opfer um den Finger wickelt, oder der verdeckte Narzisst, der seine Maske so perfekt trägt, dass selbst die engsten Vertrauten ihn nicht erkennen – die Geschichten dieser Paare lassen niemanden unberührt. Der erfahrene Coach Lucius, selbst ein Freund der Betroffenen, tritt auf den Plan. Mit seiner humorvollen und dennoch tiefgründigen Art begleitet er die vier Freunde auf ihrem Weg, sich aus den Fängen des emotionalen Missbrauchs zu befreien. Spielerisch zeigt er ihnen – und dem Leser – wie sie die toxischen Muster durchbrechen und wieder zu sich selbst finden können. Narzisst in the City erzählt nicht nur packende Geschichten, sondern bietet auch wertvolle Lösungsansätze. Basierend auf wahren Erlebnissen gewährt dieser Roman einzigartige Einblicke in die Welt des Narzissmus und zeigt, dass es immer einen Weg zur Befreiung gibt – manchmal dort, wo man ihn am wenigsten erwartet. Tauche ein in ein Buch, das unter die Haut geht, zum Lachen bringt und dabei hilft, die Masken zu durchschauen.

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»Manchmal braucht das Herz mehr Zeit, um etwas zu akzeptieren, was der Kopf schon weiß.«

(Unbekannt)

Lilly Fröhlich

Michaela Leipnitz

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage

© 2024 Lilly Fröhlich und Michaela Leipnitz

Autorenfoto: Dominik Pfau (www.dominikpfau.de), Nicole Schwalbe

Umschlaggestaltung: Nicole Schwalbe

Satz und Layout: Nicole Schwalbe

Druck und Distribution: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg

Alle Rechte vorbehalten. Elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung.

Softcover ISBN 978-3-384-35054-1

Hardcover ISBN: 978-3-384-35055-8

eBook ISBN: 978-3-384-35056-5

Wir produzieren perfekte unperfekte Bücher. Wenn du einen Fehler entdeckst, ärgere dich bitte nicht. Werde zum Fehlerentdecker und sende mir deine Anregungen an [email protected].

Weitere Informationen findest du unter: https://www.lilly-froehlich.de/narzisstin-the-city und https://www.michaelaleipnitz.com/.

Dieser Tatsachenroman beruht auf Tatsachen und wahren Erlebnissen. Personen und Handlung sind demnach nicht frei erfunden. Sämtliche Namen und Ähnlichkeiten lebender Personen zu den Charakteren im Buch wurden zum Schutz der Persönlichkeitsrechte so geändert, dass niemand in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt wird. Ähnlichkeiten mit anderen lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

Vorsicht Triggerwarnung: In diesem Buch werden wahre Geschichten aus toxischen Beziehungen aufgegriffen. Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen oder anderen gesundheitlichen Problemen können durch den Inhalt, auch wenn er humorvoll und leicht aufbereitet ist, getriggert werden. Hier übernehmen wir keinerlei Haftung für jegliche (Folge-)Schäden.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Beziehungsrabattaktion

Kaffeelängenbeziehung

Jahresende mit Schrecken

Hochzeitsschreck

Tal der Ahnungslosen

Feind im Elternhaus

Peter-Pan-Geschlecht

Wissenschaft des Fluchens

Märchenstunde

Pistazien und Opfer-Detektor

Über die Autorin Lilly Fröhlich

Über die Autorin Michaela Leipnitz

Narzisst in the City - Ein humorvoller Tatsachenroman über Narzissmus und toxische Beziehungen, basierend auf wahren Begebenheiten mit praktischen Lösungsansätzen, um loslassen und heilen zu können.

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Beziehungsrabattaktion

Über die Autorin Michaela Leipnitz

Narzisst in the City - Ein humorvoller Tatsachenroman über Narzissmus und toxische Beziehungen, basierend auf wahren Begebenheiten mit praktischen Lösungsansätzen, um loslassen und heilen zu können.

Cover

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Beziehungsrabattaktion

· Kapitel 1 ·

»Du weißt doch, dass ich dir keine feste Beziehung mehr bieten kann. Ich muss erst lernen, meine Bedürfnisse einzufordern.« Henry Golden saß auf seinem Sofa und blickte auf Sarah hinab.

Verwirrt blinzelte Sarah Lengenfield zu Henry, der in den letzten zwei Jahren der einzige gewesen war, der seine Bedürfnisse eingefordert hatte. Ihre zählten schlichtweg gar nicht.

Fast vier Jahre lang war sie seine feste Partnerin gewesen, doch seit dem Tod seines Vaters war er irgendwie verändert, und als sie als Juristin ihre ersten Fernsehauftritte gehabt hatte, hatte er sich immer mehr in sich zurückgezogen, bis er sie gar nicht mehr an sich herangelassen hatte.

Er hatte angefangen, sie immer öfters auszugrenzen und von seinen Freizeitaktivitäten auszuschließen. Plötzlich hatte er ›Luftnot‹ im übertragenen Sinne und brauchte mehr Freiraum.

Sarah hatte das Gefühl, in eine Spirale gerutscht zu sein - in eine Abwärtsspirale.

Sie wurde stiller und humorloser, ihre Energie sank auf Minus Eintausend Prozent - was nur in ihrer Welt als ›Rechenlegasthenikerin‹ oder ›Prozentdyskalkulatorin‹ möglich war - und Ende des Jahres waren zu ihrem Übel auch noch all ihre Ersparnisse aufgebraucht - was definitiv nicht an ihren miesen Rechenkünsten lag, sondern eher an Henrys geschicktem Geldsaugerverhalten.

Henry hatte voll auf ihre Kosten gelebt.

Was war nur passiert?

Das menschliche Gehirn versuchte Unordnung immer zu sortieren und nach Lösungen zu suchen. Doch so sehr sie sich auch ihren Kopf zermarterte, sie fand keine Programmierung, die auf Henrys merkwürdiges Verhalten passte.

Wuchs bei Männern ab 40 nicht nur der Bierbauch proportional zum Haarausfall - äh, auf dem Kopf-, sondern auch die Midlife-Crisis?

Henry war die ersten Jahre über alle Maßen lieb zu ihr gewesen, so ganz anders als ihr Ex-Mann, der hochkochte wie der süße Brei, bei dem sie den Zucker vergessen hatten.

Henry war immer sanft auf sie eingegangen, doch jetzt stieß er sie weg wie eine stinkende Klette, jetzt wurde ihm auf einmal alles zu eng.

Als sie ihn gebeten hatte, sich endlich mal an den Kosten zu beteiligen, die er in vierstelliger Höhe verursachte, sprach er eine ganze Woche lang nicht mehr mit ihr.

Ihre Aufforderung hatte ihm irgendwie die Stimmbänder verklebt.

Er strafte sie mit Nichtachtung.

Es war ein Weihnachtsfest gewesen, bei dem sie sich gefragt hatte, ob sie so leben wollte.

Schließlich hatte sie ihn gebeten, in seine geliebte Ersatzwohnung zu ziehen und war auf Abstand gegangen.

Doch dieser Abstand währte nicht lange, denn sie hatte ihn so tierisch vermisst, dass sie ihn schließlich um ein Gespräch gebeten hatte.

Und obwohl er Gespräche über Beziehungen hasste, hatte er ihr ganz liebevoll angeboten, dass sie aus der festen Beziehung doch ›Freundschaft Plus‹ basteln könnten.

Freundschaft Plus!

Sie hatte ihn heiraten wollen und nicht als Rundum-Sorglos-Paket für Beziehungsunfähige herhalten wollen.

Der Kloß in ihrem Hals hatte den Brechreiz abgewürgt.

Sarah erinnerte sich, wie geschockt sie von seinem Teenager-Angebot gewesen war, doch die Aussicht, ihn für immer zu verlieren, nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Leben enden würde, wenn sie diese ›großzügige‹ Offerte ausschlagen würde.

Also hatte sie die ›Beziehungsrabattaktion‹ angenommen.

Es war nur ein anderes Etikett, redete sie sich ein.

»Aber nur, wenn keiner von uns andere Sexualpartner hat. Safer Sex und so«, hatte Sarah beharrt.

»Echt jetzt? Okay. Mich baggern sowieso keine anderen Frauen an. Ich finde eh nix.«

»Du Armer! Findest du niemanden?« Es sollte sarkastisch klingen, aber der Satz war Sarah fast im Halse stecken geblieben. Sie waren nicht einmal zwei Wochen getrennt und er hatte sich schon nach anderen Frauen umgeschaut? Er wusste bereits, dass er nix anderes fand - na, super.

Jetzt lag Sarah seit gestern auf seinem Sofa mit Fieber und einer fetten Lebensmittelvergiftung, die sich gewaschen hatte.

»Wir hatten so schöne Jahre! Was ist nur passiert? Ist das die gefürchtete Midlife-Crisis? Steckst du im Burnout? Hast du Depressionen?« Sarah versuchte, seinen Blick einzufangen, doch Henry starrte an ihr vorbei und hinterließ Löcher in die Luft.

Er hasste es, über Beziehungen, Gefühle und Probleme zu reden. Und Sarah war mittlerweile ein Problem.

Sie war anhänglich wie eine Klette, dabei brauchte er seinen Freiraum. Zeit für all die anderen Frauen, die er nebenbei beglückte. Natürlich ohne, dass sie es wusste.

Er war ja kein Idiot.

»Du musst gleich nach Hause fahren«, sagte er nur und schaute auf die Uhr. »Ich will auf die Party!« Sarah rappelte sich ächzend auf.

Ihr war schwindelig, das Fieber war hoch und alle 10 Minuten war die Keramikabteilung im Bad ihr bester Freund.

Wie, um Himmels Willen, sollte sie in dem Zustand quer durch die Stadt nach Hause fahren?

Und zuhause war niemand.

Sie hatte kinderfrei.

»Warum hast du mich nicht gefragt, ob ich mit auf die Party komme? Das war doch all die Jahre kein Problem für dich.« Henry rollte mit den Augen.

Eine Geste, die zur Gewohnheit geworden war. »Jetzt kommt die Leier wieder! Du kennst da sowieso niemanden.«

»Sind da auch Frauen?«

»Kann sein. Weiß ich nicht.«

Sarahs Herz verkrampfte und ein hässlicher Schmerz durchzog ihren Magen. Ein Schmerz, der nichts mit der Lebensmittelvergiftung zu tun hatte und der sich immer häufiger in ihren Tagesablauf hineinschlich.

»Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt bis nach Hause schaffe…« Sarah hoffte inständig, er würde ihr wenigstens anbieten, sie heimzufahren. Doch Henry zeigte lediglich seine versteinerte Mimik, die er immer aufsetzte, wenn ihm etwas nicht in den Kram passte.

»Ich muss wirklich gleich los. Kannst du dich jetzt bitte mal aufraffen?«

Er tat geradewegs so, als würde sie simulieren!

Sarah erhob sich vom Sofa und schwankte.

So bescheiden war es ihr seit zwei Jahrzehnten nicht gegangen. Damals hatte sie ein halbrohes Putenfleisch im Restaurant serviert bekommen, gestern war sie geschäftlich bei einem indischen Restaurant gewesen. Offensichtlich hatten es einige Köchen besonders eilig, Feierabend zu bekommen.

Bereits zwei Stunden danach hatte sie Schüttelfrost und Durchfall bekommen.

Sie ging ins Bad und versuchte, sich auf den Beinen zu halten.

Fünf Minuten später stand sie auf der Straße und torkelte zu ihrem Auto.

Sie hatte nicht einmal Bananen oder schwarzen Tee zuhause. Mit letzter Kraft fuhr sie also zum nächsten Supermarkt, besorgte ein paar Kleinigkeiten und schleppte sich anschließend in ihre verwaiste Wohnung.

Tolles kinderfreies Wochenende!

Wenn sie die Lebensmittelvergiftung nicht gehabt hätte, hätte er sie auch nicht auf die Party mitgenommen, obwohl sie die Vereinbarung getroffen hatten, dass sie zwar keine feste Beziehung mehr hatten, dafür aber Freundschaft Plus ohne andere Sexualpartner und ohne alleinige Partybesuche.

Aber das schien Henry nicht zu interessieren.

Er feierte nach vier Jahren ›Beziehungsknast‹ wie ein Teenager, der seinen 18. Geburtstag zum 22. Mal wiederholte.

Genauso wenig interessierte sich Henry für Sarah, denn den ganzen darauffolgenden Nachmittag, Abend und die Nacht kam nicht einmal eine Nachfrage von ihm, wie es ihr ging.

Er feierte Party.

Irgendwann in den frühen Morgenstunden zückte sie ihr Handy.

Sarah- 10.6.2023, 02:15 Uhr

»Schön, dass es dich nicht einmal interessiert, ob ich hier im Sterben liege.«

Henry- 10.06.2023, 02:16 Uhr

»Entschuldige, dass ich mein Handy einmal nicht zur Hand hatte.«

Die Nachricht kam schnell für diese Uhrzeit.

Ganz offensichtlich amüsierte er sich noch.

Ohne sie.

Und ohne zu fragen, wie es ihr ging.

Er trug seit Jahren eine Smartwatch und sie wusste, dass er immer auf die eingehenden Nachrichten schaute - zumindest, wenn sie zusammen gewesen waren.

Er verpasste nie eine Nachricht und las sie meistens schon auf seiner Uhr.

Wenn er sein Handy also ›mal nicht zur Hand hatte‹, so hätte zumindest seine Armbanduhr ausgeholfen.

Sarah verhungerte emotional neben ihm und doch schaffte sie es nicht, sich von ihm zu lösen.

Er wurde immer unverschämter, hatte immer weniger Zeit und wenn sie ihn darauf ansprach, reagierte er passiv-aggressiv.

Er schwieg sie dann entweder tagelang an oder er beschwerte sich, dass sie ein ›zeitgieriges Monster‹ sei, was es wagte, ihn an Wochenenden um Zeit zu fragen.

Kurzum, er verteidigte seine Bedürfnisse bis aufs Blut.

»Wenn es nach dir ginge, müsste ich jedes Wochenende mit dir verbringen«, machte er ihr dann zum Vorwurf.

Sie, ein zeitgieriges Monster?

Sarah verdrehte die Augen.

War es denn wirklich zu viel verlangt, wenn man sich mehr als an zwei Tagen im Monat sah?

Seitdem er zurück in seine Wohnung gezogen war, die er nie aufgegeben hatte, obwohl sie gemeinsam eine teure Wohnung angemietet hatten, glänzte er nur noch mit Abwesenheit.

Sarahs 16-jährige Tochter Emilia war ziemlich genervt von den Umständen. »Mom, was willst du von diesem Penner denn noch? Er wirft dir ein Stückchen Wurst hin wie bei einem Hund und dann verschwindet er wieder. Wenn er merkt, dass du dir woanders Futter suchen willst, wirft er dir das nächste Stück Wurst zu. Er will nichts von dir. Wann kapierst du das endlich?«

Der Vergleich mit dem Hund war ziemlich hart, zeitgleich jedoch absolut zutreffend, nur dass sie sich gar nicht als bettelndes, abhängiges Tier gesehen hatte. Aber jetzt, wo ihre Tochter die Situation so in Worte packte, musste sie zugeben, dass sich Henry doch recht viel herausnahm.

»Die ersten Jahre mit ihm waren sooo schön! Ich will sie zurück, wir waren ein Dreamteam«, jammerte Sarah immer und immer wieder. »Sogar unsere Freunde haben gesagt, dass sie noch nie so eine harmonische Liebesbeziehung gesehen hätten.«

»Die Jahre kommen nicht zurück, Mom. Hör endlich auf zu hoffen! Er ist eine emotionale Niete.«

Ihre Tochter war knallhart, aber tief im Innern wusste Sarah, dass sie Recht hatte. Ihr Verstand wusste, dass Henry sie schlecht behandelte, aber ihre Emotionen sprachen eine andere Sprache.

Henry behandelte sie mittlerweile wie eine Dienstmagd, oder schlimmer: Wie eine Sklavin, der er sogar den Sex entzog, wenn sie aufmuckte.

All die Jahre hatte sie Tausende von Dollar für ihn mitbezahlt, für die Wohnung, für die Urlaube, für die Streamingdienste, Restaurantbesuche, Strom, Internet und andere Nebenkosten.

Als sie ihn vor wenigen Wochen darauf angesprochen hatte, dass er sich auch mal mit seinem Bombengehalt beteiligen müsse, war er richtig sauer geworden.

Stundenlang hatte er wütend auf sein Handy gestarrt und nicht mehr auf sie reagiert. Es war ihm zuwider gewesen, dass sie plötzlich nicht mehr alles alleine bezahlen wollte und er hatte sie eiskalt mit Liebesentzug bestraft.

Sie zahlte freiwillig fast alles alleine und als Dank gab er ihr täglich immer mehr Abfuhren, stellte den Sex ein, wenn ihm danach war, und küsste sie nicht einmal mehr richtig.

Das kannte sie von ihm gar nicht - nun gut, sie hatte zuvor auch noch nie aufgemuckt.

Die ersten drei Jahre mit Henry waren ein Traum gewesen!

Die schönste Beziehung, die sie je gehabt hatte.

Und Henry war zuvor nie sauer gewesen.

Ungelogen nie!

Jaaa, zugegeben, der Sex war komisch.

Anders.

Irgendwie eintönig.

Anfangs konnte er nicht mal seinen Mann stehen, hatte es auf seine biestige Ex-Frau geschoben, die ihn verprügelt haben soll.

Oder wenn er seinen Mann stehen konnte, dann brach es mittendrin ab.

Ein Vorspiel war für ihn ein Fremdwort.

Streicheleinheiten?

Nicht sein Ding.

Sarah war so verzweifelt gewesen, dass sie recherchierte und ihn dann zu sämtlichen Ärzten schickte, um auszuschließen, dass er unter Diabetes oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litt.

Doch die Ergebnisse waren allesamt negativ.

Er verführte sie auch nie.

Ungelogen nie!

Der Sex ging immer von ihr aus.

Auch das hatte er auf seine ›schreckliche‹ Ex-Frau geschoben.

Er machte sich keine Mühe, gelegentlich mal neue Verspieltheiten auszuprobieren.

Den Ratgeber über den heißesten Lover, den sie auf der Ankleidekommode hatte liegen lassen, hatte er verstauben lassen.

Es war unter seiner Würde, so etwas zu lesen.

Sarah lächelte, als sie an ihre Kennenlernphase dachte.

Seine ruhige und humorvolle Art war einer der Gründe gewesen, warum sie ihn so sehr liebte.

Er war ganz anders als ihr Ex-Mann, der wie eine tickende Zeitbombe ständig aus der Haut gefahren war.

Nie hatte man bei ihm gewusst, wann er hinter einem stand und losschrie wie ein Irrer.

Wie oft war ihr das Herz fast stehengeblieben?

Wie oft hatte er in seiner unkontrollierten Wut die Kinder angepackt, bis sie, Sarah, dazwischengesprungen war, weil sie es nicht mehr mit hatte ansehen können.

Naja, und zugegeben, weil sie sich nicht durch Körperverletzung durch Unterlassen hatte strafbar machen wollen.

Das wusste sie ja als Juristin: Schaute ein Elternteil zu, wie der andere das Kind schlägt, machte er sich mit schuldig.

Und Henry war so soft, so hilfsbereit gewesen, so ganz anders als ihr Ex-Mann. Er war so beschützend gewesen.

Von Anfang an.

Gott, was war sie überglücklich gewesen, als sie daran dachte, wie humorvoll er zu Beginn ihrer Beziehung - ääääh, Freundschaft Plus - gewesen war.

Sarah schluckte.

Jaaa, ihre Beziehung hatte mit Freundschaft Plus angefangen und endete nun auch so.

So hatte sie sich ihr Leben irgendwie nicht vorgestellt.

Zu Beginn hatte sie von Henry zauberhafte, lustige Nachrichten über den Messenger bekommen.

Täglich.

Ach, was sagte sie, stündlich, minütlich, machmal sogar im Sekundentakt.

Zig Tausende Nachrichten hatten sie in den ersten Jahren ausgetauscht, selbst als sie sich eine gemeinsame Wohnung genommen hatten. Kaum war er aus dem Haus, um zu arbeiten, trudelte schon die erste liebevolle Nachricht ein.

Und jetzt?

Jetzt war es ihm sogar egal, ob sie krepierte mit ihrer Lebensmittelvergiftung, Hauptsache, er hatte seinen Spaß auf der Party.

Wahrscheinlich knutschte er da mit einer anderen herum, schoss es ihr durch den Kopf und verursachte das nächste Magengrummeln.

Apropos Küssen, beim Küssen sie hatte ihn dabei erwischt, wie er die Augen wie ein erstarrtes Kaninchen geöffnet hatte. Seine Lippen waren mittlerweile so schmal, dass schon gar kein Blut mehr hindurchfließen konnte.

Wieso war sie nie darüber gestolpert, dass er die Augen beim Küssen völlig unbeteiligt offen hatte?

Das war doch nicht normal, oder?

Neuerdings setzte er dem Kuss noch die Krone auf: Er kniff die Zähne zusammen, als sei es eklig, ihre Spielereien mit der Zunge zu erwidern.

Nach zwei Wochen Zahnarztlächeln hatte sie mitten im Kussversuch innegehalten und ihn angeschaut. »Henry, was ist los? Stinke ich?« »Nein, Quatsch!«

»Warum küsst du mich dann nicht mehr richtig? Ich bin doch keine Prostituierte, die Sex ohne Küsse haben will. Du beißt die Zähne zusammen bei jedem meiner Versuche, einen Zungenkuss auszutauschen.«

Henry hatte die Augen verdreht.

Sarah hatte ihn erneut umarmt und versuchte wieder, ihre Zunge in seinen Mund gleiten zu lassen, doch von nun an waren seine Zahnreihen nicht mehr einfach nur aneinandergeklebt, sondern zeigten auch noch ein comicreifes Bösewicht-Grinsen.

Erschrocken war Sarah zurückgewichen.

Er sah zum ersten Mal aus wie ein Dämon.

Und fand es offenbar amüsant, sie so zu ärgern.

»Machst du dich über mich lustig?«

»Quatsch!«

»Wieso küsst du mich dann nicht ordentlich? Was ist los?«

»Nichts. Ich habe nur einfach den Kopf voll.«

Sarah hatte sich noch einmal auf die Zehenspitzen gestellt und tastete sich mit ihrer Zunge vorwärts, doch Henry spielte dasselbe Spiel: Er biss die Zähne zusammen und lachte schließlich lauthals auf. Mit einem Klaps auf den Po, schob er sie weg. »So, genug jetzt!«

Damit war das Thema für ihn erledigt gewesen - der Kuss im Übrigen auch.

Sarah wischte sich die Träne weg, die sich nach der durchwachten Nacht vom Startblock der Rennstrecke entfernt hatte.

Es war Sonntagmorgen und ihr Kühlschrank war leer.

Ihr Körper auch, sie war die ganze Nacht zur Toilette gerannt.

Ihr Geld war aufgebraucht, ihre Energie ebenso.

Seit Monaten versuchte sie, Henry zurück zu erobern - zu einer festen Beziehung zu bewegen -, und hatte sogar ihren Job so extrem heruntergefahren, so dass sämtliche Ersparnisse aufgebraucht waren.

Aber sie biss sich an ihm die Zähne aus, sprichwörtlich.

Er schien so tief in seiner Midlife-Crisis zu stecken, dass er sie immer und immer wieder vertröstete. »Vielleicht haben wir ja bald wieder eine Beziehung. Hab Geduld! Ich bin noch nicht so weit. Mein Kopf ist voll.«

Ja, mit anderen Frauen, wie sie bald erfahren durfte.

»Geduld? Wie lange?«

Bis sie alt und grau war?

Sie verschleuderte ihre besten Jahre für diesen Mann, der sich einen Dreck darum scherte, wie es ihr mit der Lebensmittelvergiftung ging.

Sarah- 11.6.2023, 04:15 Uhr

»Dein Schweigen schreit mich an!«

Die Stunden vergingen und erst mittags trudelte eine Nachricht ein.

Henry, 11.6.2023, 12:15 Uhr

»Bin heute Motorradfahren. Bin also nicht erreichbar.«

Das war alles?

Kein Emoji, kein liebes Wort, keine Nachfrage, wie es ihr ging? Traurig legte sich Sarah aufs Sofa zurück.

Am Nachmittag bekam Sarah Besuch von ihrer Mutter.

Weinend wie ein Schlosshund lag Sarah auf dem Sofa und klagte ihr Leid.

Zorn blitzte in den Augen ihrer Mutter auf, wie bei diesen Fieslingen in den Comicverfilmungen. Sarah blieben vor Schreck die Tränen im Halse stecken.

»Ich kann das echt nicht mehr hören, Sarah! Henry ist ein Idiot! Wann merkst du das endlich selbst? Du bist doch selbst Schuld, dass er dich so behandelt. Mit deinem Verhalten schürst du seine Provokationen ja noch. Was soll Henry mit einem Jammerlappen wie dir?« Sarah sah ihre Mutter fassungslos an.

Sie hatte Trost erwartet, aber nicht das spritzige Gift einer schwarzen Kobra.

»Findest du nicht, dass sich Henry merkwürdig verhält?«

»Doch, aber du hast doch die freie Wahl! Du bist doch nicht angekettet. Du kannst ihn doch jederzeit verlassen.« Konnte sie das?

Für Sarah fühlte sich dieser Gedanken an wie Sterben.

Es war, als müsste sie entscheiden, ihrem Leben ein Ende zu setzen, wenn sie ihn verließ.

Nein, sie konnte Henry nicht verlassen!

Er war der schönste, klügste und humorvollste Mann, den sie je an ihrer Seite gehabt hatte.

Er war ihr Traummann.

Es gab keinen besseren als ihn.

Konnte ihre Mutter das nicht sehen?

»Arbeite endlich an dir selbst, dann brauchst du solche Typen wie Henry auch nicht mehr«, knurrte ihre Mutter und verabschiedete sich.

»Du gehst schon wieder?«

»Natürlich. Es ist Sonntag. Die Sonne scheint. Glaubst du, ich will mir den Tag von deinem Geheule vermiesen lassen?« Sprachlos blieb Sarah auf dem Sofa liegen.

War ihre Mutter schon immer so merkwürdig gewesen oder hatte sie sich irgendwann als Kind schon Scheuklappen aufgesetzt?

Es kam erst wieder Leben in die Bude, als ihr 9-jähriger Sohn vom Papa-Wochenende zurückkam.

Doch Kraft für ihn hatte sie nicht.

Auch die nächsten Tage meldete sich Henry nicht.

Und als sie ihn am Mittwoch anschrieb, kam ein erstauntes »Wie, du liegst immer noch flach? Oh, da hat es dich aber doll erwischt« zurück.

Kein »Brauchst du was? Kann ich dir helfen?«

Tage später kam eine Nachricht eingetrudelt, als wenn nichts gewesen wäre.

Henry, 13.6.2023 , 12:30 Uhr

»Du hast doch bald Geburtstag. Was wünschst du dir?«

Sarah- 13.6.2023, 13:15 Uhr

»Das weißt du noch? Schön, dass du nicht alles vergessen hast. Einen Liebesbrief.«

Henry , 13.6.2023, 13:30 Uhr

» Warum sollte ich deinen Geburtstag vergessen haben?«

Sarah - 13.6.2023, 13:35 Uhr

»Nun ja, mich hast du ja ganz offensichtlich vergessen. Du nimmst dir immer weniger Zeit für mich. Und du vergisst mir zu antworten.«

Henry , 13.6.2023, 13:40 Uhr

»Quatsch! So ein Blödsinn. Das bildest du dir nur ein. Du bekommst deinen Liebesbrief. Auch wenn ich kein Schreiberling bin.«

Ella Clevemans Herz klopfte.

Seitdem sie Scarlett Pelliz auf TikTok kennen gelernt hat, war nichts mehr so, wie es war.

Zuvor war sie immer nur auf Betrüger reingefallen.

Sogar Elon Musk hatte sie über Instagram angeschrieben und ihr erklärt, wie sie Geld bei ihm anlegen konnte.

Hallooo?!

Wenn sich der Milliardär Zeit nahm, um sie höchstpersönlich dazu zu bringen, aus ihrem Geld ein Vermögen zu machen, war es selbstverständlich, dass sie auch ein paar Dollar in die Hand nahm.

Natürlich hatte sie investiert, aber der versprochene Gewinn war komischerweise ausgeblieben. Im Gegenteil, sie hatte irgendwie das Gefühl, dass sie einem weiteren Betrüger aufgesessen war und erstaunlicherweise wurden jetzt immer Kleinbeträge von ihrem Konto abgebucht.

Auch bei Facebook war sie mal auf eine Werbeanzeige gegangen, in der es hieß, ›Finde deinen Traumpartner‹. Ihr wurde ein Horoskop erstellt und seitdem buchte die Firma, die irgendwo in Timbuktu saß, jeden Monat 60 Dollar vom PayPal-Konto ab, und sie kam nicht ran.

Aber jetzt hatte sie endlich ihre große Liebe gefunden.

Jetzt datete sie einen echten Menschen.

Kein Fake-Account, denn Scarlett hatte sogar schon mit ihr telefoniert.

Die Warnungen ihrer Freundin Emily Waterston hatte Ella in den Wind geschlagen.

Emily war bestimmt nur eifersüchtig, weil sie endlich ihr Liebesglück gefunden hatte - wenngleich auch erstmal nur online.

»Die Betrüger rufen dich an. Sie machen sogar Videocalls mit dir, aber sie sind nie in echt vor der Kamera, sondern spielen Videos ab. Du fällst zum hundertsten Mal auf diese Masche rein, Ella«, hatte Emily gewarnt.

Aber Ella wusste es besser. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie dieses Mal richtig lag.

Hundertpro hatte sie das große Los gezogen!

Scarlett hatte selbst online eine magische Anziehung auf Ella. Sie hatten vor eineinhalb Jahren Nummern ausgetauscht, und jeder Videocall war wie der erste: Immer wieder aufregend.

Als der Call begann, schlug ihr Herz Purzelbäume.

»Hi, Babe!« Scarlett übernahm gleich das Wort und überhäufte Ella mit Komplimenten. »Gott, wie habe ich deine Schönheit vermisst! Ich liebe deine Ausstrahlung. Ich habe noch nie so eine schöne Frau wie dich gesehen!«

Ella errötete und fand keine Worte, die sie hätte erwidern können. Sie war es nicht gewohnt, dass man ihr so schöne Dinge sagte.

»Ich bin so froh, dass wir uns bei TikTok kennen gelernt haben«, schwärmte Scarlett weiter.

Ella hatte nicht einmal die Gelegenheit zu antworten, denn Scarlett plapperte gut gelaunt weiter. Sie erzählte, sie habe sich endlich ein neues MacBook geholt, das neueste Modell mit dem größten Speicher, welches aktuell 2,500 Dollar kostete. »Aber das Geld ist ja egal, denn schließlich bin ich ja eine anerkannte und bekannte Aquaristin und Züchterin.«

»Fängst du Fische mit ‘nem Laptop? Es gibt doch auch günstigere Varianten. Ich bin ja eher ein Sparfuchs und weniger materialistisch.«

»Babe, jedem das Seine!« Scarlett lächelte und warf ihr einen Luftkuss zu.

Ella spürte leichte Wut in sich aufsteigen, doch Scarlett, die ihre Stimmungsänderung bemerkte, winkte ab. »Lass uns das Thema wechseln. Du brauchst dir keinen Kopf machen. Ich verdiene sehr viel Geld mit meinen Fischen.«

»Okay, dann spare doch dein Geld für sinnvolle Dinge.«

»Für mich ist ein Laptop sinnvoll. Und jetzt Schluss mit der Diskus- sion.«

»Okay, sag mir, wann wir uns treffen können! Ich brenne darauf, dich endlich live zu sehen. Ich möchte dir in die Augen schauen und deine Nähe genießen. Ich möchte dich anfassen, deine Aura und deine Energie wahrnehmen.«

»Babe, das will ich doch auch! Du weißt, wie sehr ich dich liebe! Du bist mein größter Schatz!«

Ella lächelte. »Ich liebe dich auch!«

Scarlett nahm ihr Handy zur Hand und las eine Nachricht. »Entschuldige Babe, ich bekomme gerade eine Nachricht. Meine Oma liegt im Sterben. Ich muss zu ihr.«

»Jetzt?«

»Ja, klar. Gleich. Wer weiß, ob ich mich sonst noch verabschieden kann!«

»Und wenn ich dich begleite?«, schlug Ella vor.

Scarlett schickte ihr einen Luftkuss. »Oh, meine Schöne, du bist so süß! Leider geht das nicht. Meine Oma hat eine Aversion gegen meine Partnerinnen. Sie hat sich nie damit abfinden können, dass ich lesbisch bin.«

»Ich könnte dich begleiten und draußen warten. Dann könnte ich für dich da sein?«

»Nein, Babe, das geht wirklich nicht. Ich bin durch meine letzte toxische Beziehung so traumatisiert, dass ich Angstzustände habe. Wenn sie mitbekommt, dass du draußen wartest, kippt sie tot vom Bett und ich bekomme eine Panikattacke. Willst du das? Willst du, dass es mir schlecht geht?«

»Nein, natürlich nicht.« Ella stutzte. Wenn die Oma im Sterben lag, war doch der Sinn am Sterben, dass man starb. Wo war der Sinn, irgendwelche lebensverlängernden Rücksichtsmaßnahmen an den Tag zu legen?

»Babe, es geht echt nicht. Meine Oma hat mitbekommen, wie ich Übergriffe ertragen musste und Freiheitsberaubung. Ich bin damals eingesperrt und nicht mehr rausgelassen worden. Es war echt schlimm. Hab noch Geduld.«

»Okay.«

Emily Waterston ging ihren Chatverlauf noch einmal durch.

Seit zwei Jahren hatte sie, äh, ja, was?

Eine Beziehung? Eine Freundschaft Plus? Eine Affäre?

Ryan Miller war der bestaussehendste Typ im ganzen Fitnessstudio und er war nicht nur in ihrem Bett gelandet, sondern vor allem in ihrem Herzen.

Doch komischerweise landete er immer seltener auf ihrem Tagesplaner und fand statt einer Erklärung oft nur eine Latte von Liebeschwüren untermalt mit einem Haufen an Liebes-Emoijs.

Dummerweise war er zwar von seiner Ehefrau getrennt, wohnte aber noch mit ihr zusammen.

Aber hatte Ryan nicht gesagt, er wollte bei seiner Ehefrau ausziehen? Oder hatte sie ihn missverstanden?

Er hatte sich doch melden wollen, wenn er bei Freunden untergekommen war.

Sie musste seeehr lange scrollen, denn der Haufen an Liebesschwüren und -Emojis war zum Mount Everest angewachsen.

Wo war denn noch die Stelle, wo er gesagt hatte, dass er zuhause ausziehen wollte?

Da!

Sie hatte die Nachrichten gefunden.

Emily erinnert sich an den Videocall mit Ryan.