Nataschas Guide für wirkungsvollen Bewegungsunterricht - Natascha Eyber - E-Book

Nataschas Guide für wirkungsvollen Bewegungsunterricht E-Book

Natascha Eyber

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Beschreibung

Dieses Handbuch wendet sich an Bewegungslehrerinnen und -lehrer, die ihren Unterricht noch wirkungsvoller gestalten möchten, unabhängig von ihrer fachlichen Ausrichtung. Die Autorin Natascha Eyber ist Diplom-Tanzpädagogin und bildet seit 2006 BASI® Pilates-Lehrkräfte aus. Aus ihrer langjährigen Erfahrung kennt sie die typischen Stolpersteine im Bewegungsunterricht. In zwölf Kapiteln gibt sie praxisnahe Tipps für Themen wie Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung, sinnvolles Korrigieren und erfolgreichen Online- oder Hybridunterricht. Checkboxen in jedem Kapitel helfen mit ganz konkreten Fragen, die eigene Unterrichtspraxis auf den Prüfstand zu stellen.

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Vorwort

Dieses Handbuch wendet sich an Pädagogen im Bewegungsbereich und Gesundheitssport. Zunächst war es lediglich als Hilfestellung für Pilates- und Tanzlehrer gedacht, denn in diesen Disziplinen bin ich beruflich zuhause. In meiner Yoga- und Karatepraxis erkenne ich aber durchaus Parallelen bei den pädagogischen Herausforderungen.

Die Idee zu dem Buch entstand 2022. Ich hatte bei künftigen BASI Pilates-Lehrern eine Prüfung abgenommen. Mit ihrem Fachwissen war ich durchweg zufrieden. Sie hatten den Stoff gelernt und waren vorbereitet. Aber ich sah, dass die jungen Pädagogen beim Unterrichten immer wieder die gleichen Fehler machten. Diese Fehler schmälern den Unterrichtserfolg spürbar, wie ich aus jahrzehntelanger Erfahrung im Bewegungsunterricht weiß. Erfreulicherweise sind sie aber recht einfach auszumerzen, wenn man sie einmal bei sich erkannt hat.

Zu dieser Selbstreflexion soll das Buch einen Anstoß geben. Lehrer bekommen im Allgemeinen wenig Feedback. Ihre Schüler wollen vielleicht ihre Gefühle nicht verletzen oder wissen selbst nicht so genau, wo es denn nun „hakt“. Daher möchte ich Anregungen geben, wie man das eigene Unterrichten überprüfen kann. Die wichtigsten „Stolpersteine“ pro Kapitel habe ich in Checkboxen zusammengefasst. Die nutze auch ich immer wieder, um einen kritischen Blick auf meinen Unterricht zu werfen.

Natürlich sind diese Erkenntnisse subjektiv. Sie basieren auf meinen Erfahrungen und reflektieren meine Sicht auf die Bewegungspädagogik.

Dennoch hoffe ich, das Buch hilft Junglehrern, den einen oder anderen Fehler zu vermeiden. Es wendet sich aber auch an „alte Hasen“ wie mich. Denn auch wir sind trotz aller Erfahrung vor Fehlern nicht gefeit.

Fürstenfeldbruck, im Juni 2024

Natascha Eyber

PS Noch eine Anmerkung zum Gendern: Meine Co-Autorin und ich wollten diesen Leitfaden so leicht lesbar gestalten wie möglich. Wir sprechen daher von „Lehrern“ und „Schülern“. Dabei beziehen wir uns auf diejenigen, die eine solche Rolle einnehmen, unabhängig von deren Geschlecht oder sexueller Identität. Jegliche Diskriminierung von Menschen liegt uns fern. Ebenso im Interesse der Lesbarkeit verwenden wir die Du-Form, die sich im Sport ja immer mehr einbürgert.

Inhalt

Vorwort

Warum bin ich Lehrer?

Deine Erscheinung als Lehrer

Deine Stimme

Mit Plan B ans Ziel: Sei vorbereitet und bleibe flexibel

Die richtige Interaktion im Unterricht

Gruppen unterrichten

Einzelunterricht: Fokus auf eine Person

Korrigieren – hinschauen: Was stimmt da nicht?

Korrigieren – aber richtig!

Online unterrichten

Ein paar Worte zur Sicherheit

Wenn die Routine eintritt

Danke

Die Autorinnen

Warum bin ich Lehrer?

Wenn du dir diese Frage ehrlich beantwortest, bist du auf dem besten Weg, ein guter Lehrer zu sein. Aber was ist das eigentlich: ein „guter Lehrer“? Kann man das lernen? Ich bin überzeugt: Ja, das kann man.

Freude am Unterrichten

Viele Bewegungspädagogen haben ihr Hobby zum Beruf gemacht oder möchten nach ihrer Profi-Karriere als Tänzer oder Sportler nicht komplett umsatteln. Auch ich selbst studierte Tanzpädagogik und stand in jungen Jahren als Tänzerin auf der Bühne. In das Unterrichten wurde ich aber schon vor meinem Studium eingeführt, nämlich in unserer kleinen Ballettschule, wo ich öfter meiner Ballettlehrerin ausgeholfen habe.

Schon damals merkte ich, dass es mir Freude bereitet, mein Wissen zu vermitteln. In meiner professionellen Laufbahn hatte ich viele inspirierende Lehrer, die meinen pädagogischen Weg entscheidend geprägt haben. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle die Ballettpädagogin Prof. Jean Wallis und BASI-Pilates Gründer Rael Isacowitz.

Das zeichnet gute Lehrer aus

Von ihnen habe ich gelernt: Lehrer zu sein ist immer eine Mischung aus Ausbildung, Erfahrung und Talent. Nach meiner Erfahrung haben alle guten Lehrer einiges gemeinsam. Die gute Nachricht dabei: Viele dieser Eigenschaften kann man sich aneignen.

Fokus auf den Schüler

Gute Lehrer wollen Wissen vermitteln und stellen ihre Schüler in den Mittelpunkt. Diese Lehrer pressen ihre Schüler nicht in eine Schablone. Sie sagen nicht: „Schau mal, wie ich das mache. Nur so ist es richtig“. Sondern sie wissen: Jeder Mensch ist anders. Rael Isacowitz sagt immer: „Teach the person in front of you!“ (Unterrichte genau denjenigen, der vor dir steht).

Gute Lehrer sagen ihren Schülern auch nicht nur, welche Bewegungen sie machen sollen. Sondern sie erklären, worauf es dabei ankommt und was im Körper passiert. Kurz: Ihre Schüler sollen verstehen, nicht den Lehrer nachmachen oder einfach nur ausführen. Hier ist für mich der Unterschied zwischen „trainieren“ und „unterrichten“.

Bei einem guten Unterricht können Schüler das Erlernte reflektieren, sich weiterentwickeln. Und gute Lehrer können es auch aushalten, wenn ihre Schützlinge über sie hinauswachsen. Denn solche Lehrer wissen: Es geht hier nicht um mich. Sondern um genau die Schüler, mit denen ich jetzt gerade arbeite.

Die eigene Begeisterung weitergeben

Gute Lehrer begeistern sich für ihr Fachgebiet und entfachen damit auch bei ihren Schülern Begeisterung. Es gibt Sport- und Tanzlehrer, die sich von Anfang an für diesen Beruf entschieden haben. Andere Bewegungspädagogen wie viele Pilates- oder Yogalehrer bauen sich häufig berufsbegleitend ein zweites Standbein auf.

Ich kenne beispielsweise viele Sportler oder Tänzer, die nach einer Verletzung von Pilates profitiert haben und das weitergeben wollen. Profitänzer oder Spitzensportler sind in jedem Fall Fachleute auf ihrem Gebiet. Aber nicht immer ist etwas „sehr gut beherrschen“ gleichbedeutend mit etwas „sehr gut vermitteln“. Auch sie sollten sich die Frage stellen: Warum bin ich Lehrer?

Egal ob im ersten Beruf oder als zweites Standbein: Gute Lehrer sind mit Begeisterung dabei. Sie inspirieren ihre Schüler durch ihre Energie und entfachen Leidenschaft. Der Nutzen liegt auf der Hand: Wenn wir etwas gern tun, sind wir leistungsfähiger. Wir erleben Anstrengung nicht als Mühe, sind eher bereit, an unsere Grenzen zu gehen und das Quäntchen mehr zu leisten, das uns weiterbringt.

Schüler mögen

Gute Lehrer mögen die Schüler, die sie unterrichten. Eigentlich selbstverständlich, könnte man meinen. Aber dennoch ist diese Eigenschaft der Erwähnung wert. Man muss Nähe zulassen, nicht nur räumlich. Das geht umso besser, je wohler man sich mit den Schülern fühlt. Manche Lehrer bauen Distanz auf, weil sie meinen, dass das ihre Autorität stärkt. Bewegung auf Distanz zu unterrichten, ist aber fast unmöglich.

Frag dich also, welche Zielgruppen dir am besten liegen. Die eine arbeitet am liebsten mit Kindern, der andere fühlt sich am wohlsten mit älteren Erwachsenen. Das ist völlig ok – wichtig ist nur, dass man es sich bewusst macht und seine Arbeit danach ausrichtet.

Fachlich fundiert

Gute Lehrer haben eine solide Ausbildung und bilden sich ständig weiter. Leider sind die meisten Bewegungsberufe nicht geschützt. Jeder kann Tanzlehrer, Pilates- oder Yogalehrer werden. Sie alle – wir alle – tragen aber eine große Verantwortung. Denn wir arbeiten mit dem menschlichen Körper. Wer nicht solide ausgebildet ist, kann da durchaus Schaden anrichten.

Klar ist also: Man muss sein Fach aus dem Effeff beherrschen, um es zu unterrichten. Und klar ist auch: Man muss auf dem Laufenden bleiben. Denn jedes Fach entwickelt sich weiter. Gerade das Wissen um Anatomie und Biomechanik erweitert sich rapide. Beispielsweise galt lange Zeit ein kerzengerader Rücken als erstrebenswert. Heute weiß man hingegen: Die natürliche S-Kurve der Wirbelsäule ist die ideale Grundhaltung. Beispiel Faszien: Auch sie wurden meist schulterzuckend links liegen gelassen. Inzwischen ist klar, dass sie immense Bedeutung für alle möglichen körperlichen Funktionen haben.

Laufend kommen neue Erkenntnisse hinzu. Sie haben maßgeblichen Einfluss auf unsere Arbeit. Das heißt: Wissen entwickelt sich weiter, und gute Lehrer entwickeln sich mit. Sie bilden sie stetig fort. Never stop learning, oder, wie Rael Isacowitz so treffend sagt, „Once a teacher, always a student“.

Ein sehr schönes Bild für diesen Kreislauf des Lernens liefert mir mein Karatetraining. Wenn der schwarze Gürtel eines Meisters sehr, sehr lange in Gebrauch ist, beginnt er wieder weiß durchzuscheinen wie der Weißgurt, mit dem jeder Anfänger startet.

Fit bleiben

Gute Lehrer nutzen NICHT den Unterricht, um selbst fit zu bleiben. Nimm dir also Zeit fürs eigene Training. Aber bitte abseits vom Unterricht. Denn hier steht immer der Schüler im Vordergrund. Auf ihn konzentriert man sich, beobachtet, erklärt, korrigiert.

Gib auf dich acht

Als Lehrer achtest du selbstverständlich darauf, dass sich deine Schüler nicht überlasten. Was dabei leicht in Vergessenheit gerät: Die gleiche Verantwortung hast du auch für dich selbst. Dich fit zu halten ist dabei nur die eine Seite. Und auch die kommt leider oft zu kurz, wie mir zahlreiche Kollegen immer wieder bestätigen. Zur Fitness gehört nämlich auch, sich zu regenerieren.

Auf jede Belastung muss Entspannung folgen, sonst steuerst du geradewegs auf den Burnout zu. Unterricht ist anstrengend, auch für den Lehrer. Denn der muss ohne Pause voll konzentriert sein und seine Schüler immer im Blick haben. Ganz gleich, ob du hauptberuflich unterrichtest oder neben dem Bürojob am Feierabend: Gib auf dich acht, überfordere dich nicht.

Und wenn der Körper nicht mehr so kann? Du musst nicht alles perfekt ausführen können. Vielleicht bist du dafür zu alt, oder körperliche Gegebenheiten lassen es nicht zu. Aber du musst jede einzelne Bewegung verstanden und verinnerlicht haben, auch körperlich. Nur dann kannst du sie auch vermitteln.

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