Nathan und seine Kinder von Mirjam Pressler - Textanalyse und Interpretation - Mirjam Pressler - E-Book

Nathan und seine Kinder von Mirjam Pressler - Textanalyse und Interpretation E-Book

Mirjam Pressler

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Beschreibung

Spare Zeit und verzichte auf lästige Recherche!

In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Werk komplett gelesen zu haben.

 

Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert.

 

Inhalt:

- Schnellübersicht

- Autor: Leben und Werk

- ausführliche Inhaltsangabe

- Aufbau

- Personenkonstellationen

- Sachliche und sprachliche Erläuterungen

- Stil und Sprache

- Interpretationsansätze

- 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen

NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen

NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung

 

Layout:

- Randspalten mit Schlüsselbegriffen

- übersichtliche Schaubilder

NEU: vierfarbiges Layout

 

 

Nathan und seine Kinder ist eine moderne Adaption des Ideendramas Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 120

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 3150

Textanalyse und Interpretation zu

Mirjam Pressler

Nathan und seine Kinder

Thomas Möbius

Alle erforderlichen Infos zur Analyse

Zitierte Ausgabe: Pressler, Mirjam: Nathan und seine Kinder. Roman. Taschenbuchausgabe. Weinheim, Basel: Beltz & Gelberg, 18. Auflage 2023 (unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 2011).

Über den Autor dieser Erläuterung:

Prof. Dr. phil. habil. Thomas Möbius, Studium der Germanistik/ev. Theologie/Philosophie, Studienrat an einem Gymnasium in Mannheim und an der German European School in Singapur, Akademischer Oberrat an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, nach Professuren in Freiburg, Osnabrück, Greifswald und Aachen Professor für Germanistische Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Für Philipp

1. Auflage 2023

978-3-8044-4150-7

© 2023 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Felsendom in Jerusalem © picture alliance / Christian Offenberg/Shotshop

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

 

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

 

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Inhaltsverzeichnis

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Mirjam Pressler: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund der Romanhandlung

3.2 Entstehung und Quellen

3.3 Inhaltsangabe

3.4 Aufbau

Formaler Aufbau

Die Grundstruktur der Handlung

Thematische Struktur der figurenbezogenen Kapitel

3.5 Personenkonstellation und Charakteristiken

Personenkonstellation

Verwandtschaftsverhältnisse

Nathan

Saladin

Tempelritter/Leu von Filnek

Patriarch

Al-Hafi

Recha

Daja

Sittah

Geschem

Elijahu

Abu Hassan

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

Nathan und seine Kinder als Aktualisierung der aufklärerischen Ideale „Toleranz“ und „Humanität“

Nathan und seine Kinder als Adoleszenzroman

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

5.1 Giovanni Boccaccio: Aus dem Decamerone

5.2 Definition der Parabel

5.3 Definition „Adoleszenzroman“

5.4 Immanuel Kant: Was ist Aufklärung?

5.5 Gotthold Ephraim Lessing: Die Erziehung des Menschengeschlechts

5.6 Martin Luther King: I have a dream

5.7 Über Mirjam Presslers Erzählweise und Intention

5.8 Mirjam Pressler: Nimm deine Kindheit und lauf, eine andere kriegst du nicht

5.9 „Ich wehre mich gegen ein zwangsläufiges Happy End“ – Interview mit Mirjam Pressler (in Auszügen)

5.10 Antrittsrede des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck am 23.3.2012 (in Auszügen)

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1

Aufgabe 2

Aufgabe 3

Lernskizzen und Schaubilder

Literatur

Zitierte Ausgabe

Weitere Quellen

Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer

Sekundärliteratur

Anmerkung: Sachliche und sprachliche Erläuterungen werden bereits im Anhang des Romans gegeben, daher wird an dieser Stelle auf die zitierte Romanausgabe, S. 252–258, verwiesen, wo auch eine Zeittafel zu finden ist.

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich alle Leserinnen und Leser in diesem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.

 

Im zweiten Kapitel beschreiben wir das Leben Mirjam Presslers und stellen ihren zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Mirjam Pressler wurde 1940 in Darmstadt geboren und lebte zuletzt in Landshut, wo sie 2019 verstarb. Sie verbrachte mehrere Jahre ihres Lebens in Israel, war verheiratet und hatte drei Töchter. Erst 1979 begann sie mit dem Schreiben.

Die Zeit war politisch geprägt durch den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, durch die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte seit den 1960er-Jahren und der Politisierung aller Lebensbereiche in den 1970er-Jahren.

Der Roman Nathan und sein Kinder wurde 2009 veröffentlicht. In dem Roman, der stoffgeschichtlich auf Lessings Drama Nathan der Weise (1779) beruht, lassen sich Parallelen zu anderen Werken Presslers nachweisen.

Im dritten Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Entstehung und Quellen:

Mirjam Pressler nennt im Nachwort zu dem Roman explizit das Drama Gotthold Ephraim Lessings als Vorlage. Ihr Ziel ist es, die Figuren lebendiger darzustellen, als Lessing es unternimmt, dazu erfindet sie neue Sachverhalte und Figuren, weil sie den heutigen Leserinnen und Lesern einen Eindruck von der damaligen Lebenswelt vermitteln will.

Inhalt:

Der wohlhabende Jude Nathan erzieht seine getaufte Pflegetochter Recha im dem Glauben, er sei ihr leiblicher Vater und sie sei Jüdin. Ein junger Tempelritter, der zuvor von Sultan Saladin begnadigt worden war, rettet sie später aus einem brennenden Haus und verliebt sich in sie. Saladins Geldnot zwingt den Sultan dazu, sich bei Nathan Geld zu leihen; gleichzeitig möchte er Nathans vielgerühmte „Weisheit“ prüfen, indem er ihm die Frage nach der wahren Religion stellt, die Nathan mit der Parabel von den drei Ringen beantwortet. Wenig später wird Nathan ermordet, Recha tritt das geistige Erbe ihres Ziehvaters an und verzichtet auf Rache. Der Roman orientiert sich in wesentlichen Punkten an der Vorlage Nathan der Weise von Lessing, motivisches Zentrum ist die Auseinandersetzung um die Frage nach der wahren Religion mit Hilfe der „Ringparabel“.

Chronologie und Schauplätze:

Handlungszeit ist die Zeit der Kreuzzüge, genauer das Jahr 1192, es ist die Zeit nach dem Waffenstillstand, der am 2. 9. 1192 zustande gekommen ist. Der Handlungszeitraum erstreckt sich über mehrere Tage, durch Rückblenden wird auch lange Vergangenes geschildert. Ort der Handlung ist Jerusalem. Der Roman ist in 18 Kapitel unterteilt, die jeweils die Namen der acht Figuren tragen, aus deren Perspektive das Kapitel erzählt wird.

Personen:

Die Hauptpersonen sind:

Nathan:

reicher Kaufmann und Menschenfreund

Glaube an Humanität, die Kraft des Verstandes und der Toleranz

Saladin:

widersprüchliches Charakterbild

brutaler Herrscher, aber auch einsichtig und bereit, Nathans Lehre anzunehmen

Tempelritter:

zunächst religiös bedingte Vorurteile

Bekenntnis zu Humanität und Toleranz

Recha:

zunächst schwärmerisch, gefühlsorientiert

entwickelt sich im Sinne Nathans zu einem humanen Charakter

Stil und Sprache:

Im Gegensatz zum feierlichen Blankvers (5-hebiger, reimloser Jambus) von Lessings Drama sind Stil und Sprache des Romans umgangssprachlich geprägt. Alle Figuren weisen die gleiche Sprachkompetenz auf. Zahlreiche Zitate aus dem Koran und der Bibel werden verwendet. Der Schauplatz der Handlung, Jerusalem, wird durch Hinweise auf Geografie und Lebensformen Kleinasiens während der Zeit der Kreuzzüge lebendig gemacht.

Interpretationsansätze:

Zwei Interpretationsansätze bieten sich an:

Nathan und seine Kinder ist

ein Werk, das die Vorlage Lessings aktualisiert und die aufklärerischen Ideale „Toleranz“ und „Humanität“ für die multireligiöse Gesellschaft des 21. Jahrhunderts fordert;

ein Werk, das im weiten Sinne als Adoleszenzroman zu verstehen ist, da es in ihm um die Identitätsfindung von Jugendlichen geht.

2. Mirjam Pressler: Leben und Werk

2.1 Biografie

Mirjam Pressler

(1940–2019) © picture-alliance / ZB | Jan Woitas

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

18. 6. 1940

Darmstadt Bensheim Frankfurt a. M. München

Geburt als Mirjam Gunkel. Uneheliches Kind einer Jüdin, wächst bei Pflegeeltern auf, besucht das Gymnasium in Darmstadt und Bensheim, dann Studium an der Akademie für Bildende Künste in Frankfurt/Main (3 Jahre) und Studium der Sprachen in München.

 

1962

Israel

Aufenthalt in einem israelischen Kibbuz

22

1964

Israel

Heirat

24

1966–1969

Israel

Geburt dreier Töchter

26–29

1970

München

Scheidung, kehrt mit ihren drei Töchtern nach München zurück. Betreiberin eines Jeansladens

30

1979

München

Halbtagsstelle als Bürokraft Beginn des literarischen Schaffens

39

1980

 

Erster Roman Bitterschokolade

40

1994

Frankfurt a. M.

Deutscher Jugendliteraturpreis, Sonderpreis Übersetzung

54

1995

Deutscher Jugendliteraturpreis für Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen.

55

München

Mirjam Pressler lebt mit ihrem zweiten Ehemann Genio Türke in der Nähe von München.

1998

Berlin

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse

58

2005

Oldenburg

Poetik-Professur an der Universität Oldenburg

65

2009

 

Nathan und seine Kinder erscheint.

69

2010

Frankfurt a. M.

Deutscher Jugendliteraturpreis für das Gesamtwerk

70

München

Internationaler Buchpreis „Corine“ vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels

2013

Bad Nauheim

Buber-Rosenzweig-Medaille

73

2018

Berlin

Großes Bundesverdienstkreuz

78

2019

Landshut

Tod am 19.01.

79

 

Über ihre Biografie gibt es nur wenige bekannte Details. Mirjam Pressler äußerte sich zuweilen in Interviews und in Reden zu ihrer eigenen Kindheit und Jugend, ein Beispiel findet sich in diesem Band im Kapitel 5.9, es handelt sich dabei um ein Interview, das Katrin Diehl im Jahre 1989 mit der Autorin durchgeführt hat.

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Zusammenfassung

In diesem Kapitel wird der zeitgeschichtliche Hintergrund von Mirjam Pressler dargestellt, zum zeitgeschichtlichen Hintergrund der Romanhandlung siehe Kapitel 3.1 dieses Bandes.

Wichtig für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg:

Wiederaufbau in den 1950er-Jahren

Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit seit den 1960er-Jahren

Politisierung aller Lebensbereiche in den 1970er- und 1980er-Jahren

Wiedervereinigung in den 1990er-Jahren

Neun Monate nach Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939–1945), in dessen Verlauf allein auf dem europäischen Kontinent fast 40 Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten, wurde Pressler als Tochter einer Jüdin geboren. Sechs Millionen Juden fielen der faschistischen Verfolgung zum Opfer. Zerstörte Familien und soziale Beziehungen, Hunger und Armut prägten das Leben der Überlebenden, die sich einem täglichen Verteilungskampf um die notwendigsten Güter stellen mussten.

Das Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches wurde nach 1945 in vier Verwaltungszonen aufgeteilt. Die Gründungen von Bundesrepublik (23. Mai 1949) und DDR (7. Oktober 1949) bereiteten den Konflikt um die Einflusssphären der ideologisch unterschiedlichen Machtblöcke („Kalter Krieg“) vor. In der Bundesrepublik waren die 1950er-Jahre bestimmt durch den Wiederaufbau, der sich, auch unterstützt durch massive amerikanische Finanzhilfen („Marshallplan“), bald zum sogenannten „Wirtschaftswunder“ entwickelte. Am Ende der 1950er-Jahre waren der Wiederaufbau und die politische Westintegration der Bundesrepublik (Nato-Beitritt 1955, EWG-Vertrag 1957) abgeschlossen. Die einseitige Ausrichtung auf wirtschaftlichen Erfolg und das nach den Kriegsjahren durchaus verständliche Nachholen von Konsumbedürfnissen zeigten in der Adenauer-Ära ihre Schattenseiten beispielsweise in der einseitigen Orientierung an materiellen Wünschen und in der Verdrängung der NS-Vergangenheit: Schon kurz nach Kriegsende forderten erste Stimmen, „endlich“ einen „Schlussstrich“ unter die deutsche Vergangenheit zu ziehen; viele ehemalige Nazis und Parteimitglieder konnten in der Bundesrepublik in Wirtschaft, Justiz und Politik Karriere machen. Nicht zuletzt an diesem Desinteresse an einer Aufarbeitung während der sogenannten „Adenauer-Ära“ entzündeten sich die Studentenproteste Ende der 1960er-Jahre.

Von 1966 an regierte die SPD die Bundesrepublik, zunächst in einer großen Koalition, ab 1969 dann in einer Koalition mit den Liberalen unter Bundeskanzler Willi Brandt bzw. Helmut Schmidt. Die SPD setzte mit ihrer innenpolitisch umstrittenen Ostpolitik auf Entspannung und Vertrauensbildung zwischen den Machtblöcken („Ostverträge“ Anfang der 1970er-Jahre). Gesellschaftlich waren die 1960er- und 1970er-Jahre von heftigen Auseinandersetzungen, kulturellen Umbrüchen und Generationenkonflikten geprägt: Eine marxistisch-maoistisch orientierte „Außerparlamentarische Opposition“ (APO) richtete sich gegen die Politik der Großen Koalition (z. B. 1968 gegen die „Notstandsverfassung“), gegen den Krieg der USA in Vietnam sowie grundsätzlich gegen die Werte einer bürgerlichen Gesellschaft („Studentenrevolte“, Auseinandersetzung mit der verdrängten NS-Vergangenheit der Eltern-Generation). In den 1970er-Jahren mündeten militante Ausläufer der Protestbewegung in den Terrorismus der RAF („Rote Armee Fraktion“), in deren Verlauf zahlreiche Straftaten (darunter über 30 Morde) begangen wurden.

Die DDR, die sich seit 1961 durch den „Mauerbau“ vor dem Westen abgeschottet hatte, reagierte in den 1970er-Jahren auf die lauter werdenden Kritik ihrer Intellektuellen an der herrschenden Bevormundung und den Entwicklungen im real existierenden Sozialismus mit der Bespitzelung durch Staatssicherheit und einem Heer „informeller Mitarbeiter“, der Verhängung von Berufsverboten, mit Inhaftierung sowie mit Ausbürgerungen und Abschiebungen. Prominente DDR-„Dissidenten“ sind Jürgen Fuchs, Wolf Biermann, Rudolf Bahro, Erich Loest, Hans Mayer und Bettina Wegener.

Die 1980er-Jahre waren in der Bundesrepublik gekennzeichnet durch den Regierungswechsel von der sozial-liberalen zur christlich-liberalen Koalition von CDU und FDP unter Führung von Bundeskanzler Helmut Kohl. Die Opposition gegen den sogenannten „Nato-Doppelbeschluss“ 1979 (Erweiterung der nuklearen Mittelstreckenwaffen in Westeuropa) und ein zunehmendes ökologisches Bewusstsein führten zur Gründung zahlreicher Bürgerinitiativen, Friedens- und Umweltschutzbewegungen sowie alternativer politischer Gruppierungen. Bei der Bundestagswahl 1983 zog erstmals die 1980 gegründete Partei „Die Grünen“ in den Bundestag ein. Die Neuausrichtung der sowjetischen Politik, die der neue Parteichef Michail Gorbatschow mit den Schlagworten „Perestroika“ (Umgestaltung, Umbau) und „Glasnost“ (Transparenz, Offenheit) betrieb, führte zusammen mit dem gewaltlosen Widerstand der DDR-Bürgerinnen und -Bürger 1989 zur Öffnung der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten (9. 11. 1989) und im Jahr darauf zur offiziellen Wiedervereinigung (3. 10. 1990).

Die 1990er Jahre wurden außenpolitisch bestimmt durch die Neudefinition der Rolle, die das wiedervereinigte Deutschland in Europa und der Welt spielen sollte (Beteiligung an Kampfeinsätzen der NATO, Diskussion über einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat). Insbesondere die rot-grüne Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder trug durch die Entscheidung für den ersten Kampfeinsatz deutscher Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg (Kosovo-Einsatz 1999) zu der Neubestimmung der Rolle Deutschlands bei. Diese Politik wurde von der seit 2005 regierenden Großen Koalition unter der Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel fortgesetzt. Innenpolitisch waren die Anstrengungen darauf gerichtet, die kulturelle und materielle Überwindung der Teilung und den Aufbau der neuen Bundesländer voranzutreiben.

Gleichzeitig kam es zu einer (letztlich bis heute andauernden) gesellschaftlichen Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und der Rolle der Intellektuellen im SED-Staat (Stichwort: Stasi-Akten). Die Diskussion begann bereits 1990 mit dem sogenannten „Literaturstreit“ um die ostdeutsche Autorin Christa Wolf und ihre Erzählung Was bleibt (1990).

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Werkübersicht (in Auswahl)

1980

Bitterschokolade

1981

Kratzer im Lack

1981

Nun red doch endlich. Kinderroman

1982

Novemberkatzen

1982

Zeit am Stiel

1984

Riesenkuss und Riesenglück

1986

Mit 64 stirbt man nicht

1986

Leselöwen-Trau-dich-Geschichten

1987

Goethe in der Kiste

1992

Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank

1994

Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen

1999

Shylocks Tochter. Venedig im Jahre 1568

2001

Malka Mai

2002

Für Isabel war es Liebe

2003

Die Zeit der schlafenden Hunde

2004

Rosengift

2007

Golem, stiller Bruder

2009

Nathan und seine Kinder

2011

Ein Buch für Hanna

2013

Wer morgens lacht

2019

Dunkles Gold

 

Preise und Auszeichnungen (in Auswahl)

Jahr

Preis/Auszeichnung

Alter

1980

Oldenburger Jugendbuchpreis für Bitterschokolade

40

1994

Deutscher Jugendliteraturpreis für ihre Übersetzungen

54

1995

Deutscher Jugendliteraturpreis für Wenn das Glück kommt …

55

1998

Friedrich-Bödecker-Preis für das Gesamtwerk Bundesverdienstkreuz erster Klasse

58

2001

Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. Volkach

61

2002

Deutscher Bücherpreis für Malka Mai

62

2004

Deutscher Bücherpreis für ihr Lebenswerk

64

2006

Bayerischer Verdienstorden

66

2009

Kinder- und Jugendbuchpreis „Luchs“ des Monats Februar (ZEIT und Radio Bremen) für Nathan und seine Kinder

69

2010

Deutscher Jugendliteraturpreis für ihr Gesamtwerk