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Der Einsatz eines oder mehrerer Aufsteckblitze eröffnet Ihrer Tier-, Pflanzen- oder Landschaftsfotografie neue kreative Möglichkeiten. In diesem Buch lernen Sie, Blitzlicht in der Naturfotografie zu meistern – vom bloßen Aufhellblitz über das Mischen mit Umgebungslicht bis zum Blitz als Kompositionswerkzeug, mit dem Sie Ihr Motiv vor einen dunklen Hintergrund stellen. Die Autoren erklären praxisnah und detailliert, wie Sie die richtige Blitzbelichtung messen, die Blitzleistung nach Bedarf dosieren, wie die verschiedenen Betriebsmodi Ihrer Kamera von Manuell bis TTL mit dem Blitz zusammenarbeiten, wann Sie mit High Speed Synchronisation arbeiten müssen und vieles andere mehr. Sie lernen auch die benötigte Hardware wie Blitzgeräte, Stative, Verbindungskabel und Funkauslöser kennen und einzusetzen. Die Autoren illustrieren ihre Erläuterungen mit zahlreichen Fotos samt genauer Aufnahmedaten. Im abschließenden Kapitel setzen sie das Gelernte in die Praxis um, am Beispiel eines Mehrblitzsystems für die Fotografie von Kolibris.
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Seitenzahl: 310
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John Gerlach und Barbara Eddy arbeiten seit den Achtzigern als professionelle Naturfotografen und geben ihr Wissen in Büchern, Workshops und als Sprecher auf Konferenzen weiter. Mehr über die Arbeiten der beiden erfahren Sie auf ihrer Webseite https://www.gerlachnaturephoto.com/.
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John Gerlach • Barbara Eddy
Kreatives Licht für Landschaft, Tiere und Pflanzen
John Gerlach • Barbara Eddy
Übersetzung: Heico Neumeyer, www.heiconeumeyer.comLektorat: Boris KarnikowskiFachlektor: Harald Löffler, www.eye-of-the-tiger.comKorrektorat: Petra Kienle, FürstenfeldbruckSatz: Ulrich Borstelmann, www.borstelmann.deHerstellung: Stefanie WeidnerUmschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de (unter Verwendung eines Fotos der Autoren)
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
978-3-86490-622-0
978-3-96088-626-6
ePub
978-3-96088-627-3
mobi
978-3-96088-628-0
1. Auflage 2019
Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2019 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg
Authorized translation of the English language edition of Outdoor Flash Photography © 2017 by Routledge, a member of the Taylor & Francis Group LLC. ISBN: 978-1-138-85646-2. This translation is published and sold by permission of Taylor & Francis, the owner of all rights to publish and sell the same.
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Mein Dank geht an die großen Naturfotografen und Trainer John Shaw und Larry West – ihnen verdanke ich den erfolgreichen Karrierestart als Naturfotograf. Ich besuchte ihren Wochenendkurs in der biologischen Außenstation der Central Michigan University und später ihren einwöchigen Workshop am Houghton-See in Michigan – und ahnte nicht, wie sich mein Leben ändern würde: Nach dem CMU-Abschluss 1977 wollte ich nicht länger als Wildbiologe arbeiten, sondern als professioneller Naturfotograf. Wie sich zeigte, passten Arbeitsweisen und Lebensstil der Naturfotografie perfekt zu mir.
Als Naturfotograf hatte ich die spannendsten Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt, sah entlegene Ecken der Erde, traf wundervolle Menschen in und aus vielen Ländern und lernte immer Neues über Natur, Fotografie, Unterrichten und Schreiben.
Barbara Eddy ist seit 26 Jahren meine ständige Begleiterin und hat mir enorm dabei geholfen, neue Techniken in der Naturfotografie zu entwickeln (bewundernswerterweise toleriert sie meine obsessive Naturfotografie nicht nur, sondern unterstützt sie sogar aktiv). Barbara ist immer die Erste beim Ausprobieren und Einsetzen neuer Features und Funktionen und sie beherrscht Kameras ebenso brillant wie Bildbearbeitungsprogramme!
Barbara hat viel Computererfahrung, Photoshop und Lightroom hören stramm auf ihr Kommando. Sie übernahm die Bildauswahl für dieses Buch aus einem gigantischen Archiv (mehr Fotos, als wir zählen können) und veredelte die RAW-Dateien gekonnt in Photoshop und Lightroom, bevor sie sie für den Druck nach JPEG konvertierte.
Tausende Fotografen haben unsere Workshops besucht, Einsteiger ebenso wie Fortgeschrittene. Auch ihnen gilt unser Dank: Ihre Fragen bringen uns oft auf völlig neue fotografische Möglichkeiten und Verfahren und von ihnen lernen wir, Naturfotografie immer noch verständlicher zu vermitteln. Auch als Autoren sind wir auf Rückmeldungen angewiesen und wir freuen uns über Ihre Mails an [email protected] (der dpunkt.verlag, bei dem diese deutsche Übersetzung erschienen ist, wird versuchen, Fragen direkt zu beantworten und ansonsten Ihre Mail an uns weiterleiten).
Barbara beleuchtet ein Sumpf-Knabenkraut mit einem Nikon-Blitz SB-800 aus der Hand. Die Fernsteuereinheit Nikon SU-800 im Blitzschuh der Kamera erlaubt drahtlose Blitzsteuerung via Infrarot. (Canon EOS 5D Mark III, Objektiv 24–105 mm bei 58 mm, 1/8 Sek., f/20, ISO 100, Weißabgleich Bewölkter Himmel, –1,3 Blenden Blitzbelichtungskorrektur.)
Danksagung
Einstieg
Ungewohnte Begriffe
Mühsamer Einstieg
Vorteile nicht immer erkennbar
Ziele dieses Buchs
Kapitel 1: Einstieg in die Blitzfotografie
Commander oder Master
Eine Lichtquelle, die wir kontrollieren
Effektiver Blitzeinsatz
Manuelle Belichtung für das Umgebungslicht
Blitzlichtmessung und Umgebungslichtmessung – zwei getrennte Systeme
Kapitel 2: Wie Sie Ihr Blitzgerät steuern
Die Hardware
Welches Blitzmodell?
PC-Blitzkabel bei manueller Blitzsteuerung
Blitzsteuergeräte von Fremdherstellern
Anpassung an persönliche Vorlieben
Kapitel 3: So arbeiten Sie mit der Blitzsynchronisation
Verschluss und Blitz
Belichten auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang
Highspeed-Synchronisation
Abschluss
Kapitel 4: Belichtung für Blitz und Umgebungslicht
Leitzahl (LZ)
Gezielte Blitzbelichtungskorrektur
Blitzbelichtung messen
Belichtung je nach Dateityp
Das Histogramm
Tipps zur Belichtung
Das Quadratabstandsgesetz
Kapitel 5: Bringen Sie Blitz und Umgebungslicht zusammen
So kombinieren Sie Umgebungslicht und Blitz
Hauptgründe für die Verwendung eines Blitzes
Belichtungsteuerung bei Mischung von Umgebungslicht und Blitzlicht
Das Zusammenspiel von Blitz und Umgebungslicht
Automatische Belichtung für Blitzlicht und natürliches Licht
Kapitel 6: Licht
Die Eigenschaften des Lichts
Abschluss
Kapitel 7: Der Blitz als Aufhellblitz
Aufhellblitz Schritt für Schritt
Welches Blitzgerät für den Aufhellblitz?
Abschluss
Kapitel 8: Der Blitz als Hauptlicht
Trennen Sie das Hauptmotiv vom Hintergrund
Manuelle Belichtung für das Umgebungslicht und TTL-Blitzautomatik
Blendenvorwahl (Zeitautomatik) und TTL-Blitzautomatik
Unsere Empfehlung: So nutzen wir den Blitz als Hauptlicht
Abschluss
Kapitel 9: Ausgeglichenes Blitzlicht
Warum ausgeglichenes Blitzlicht?
Familie Goldspecht
Zusammenfassung unserer Blitztechniken
Beispiele für ausgeglichenes Blitzlicht
Kapitel 10: Landschaftsfotografie mit Blitz
Und immer ist der Blitz zu schwach?
Landschaft – so holen Sie mehr aus Ihrem Blitzgerät
Mehr Licht per Mehrfachbelichtung
Kombinieren Sie die Methoden nach Bedarf!
Kapitel 11: Belichten mit mehreren Blitzgeräten
Möglichkeiten im Überblick
Mehrblitzsysteme auslösen
Drahtlose Blitzsteuerung
Blitzstative
Blitzgruppen und Blitzverhältnisse
Blitzplatzierung und Lichtanordnung
Softboxen und Reflexschirme
Kapitel 12: Nahaufnahmen mit Blitz
Nahaufnahmen damals und heute
Ausrüstung für Nahaufnahmen
Unterschiedliche Hintergründe bei Nahaufnahmen mit Blitz
Kapitel 13: Kolibris mit Blitzlicht fotografieren
Belichtungszeit für den Flügelschlag eines Kolibris
Kolibris anlocken
Ausrüstung
Scharfstellen
Posen
Kameras
Blitzaufbau
Flügelschlag mit Bewegungsunschärfe
Schnelle Blitzfolgezeiten
Wichtige Internetseiten für Blitzfotografen
Index
Die 60 Zentimeter hohen Elliot Falls an der Picture Rocks National Lakeshore, Michigan. Ein niedriger Blickwinkel holt Wasserfall und Sternenhimmel gemeinsam ins Bild. Bei dieser Doppelbelichtung mit einer Nikon D4 haben wir das 14-mm-Objektiv zunächst auf den Wasserfall scharfgestellt und bei Weißabgleich »Direktes Sonnenlicht manuell« mit 30 Sek. bei ISO 1600 und f/11 belichtet. Der Vordergrund wurde mit zwei Auslösungen eines einzelnen Nikon SB-800 beleuchtet. Die zweite Belichtung wurde auf die Sterne scharfgestellt – mit 20 Sek. bei f/2.8 und ISO 1600 ohne Blitz.
Blitzgeräte sind so nützlich – eigentlich sollten alle Fotografen das Licht in ihren Bildern regelmäßig per Blitz verbessern. Doch leider wird der Blitz zu selten ausgelöst, viele verzichten sogar ganz darauf. Oft hört man, ein Blitz sei überflüssig oder produziere hässliches Licht. Doch wer Blitzlicht unnötig findet, erklärt damit gutes Licht allgemein für überflüssig. Wahr ist: Ein falsch eingesetzter Blitz verunstaltet die Aufnahme und zu häufig stimmt in der Tat die Blitztechnik nicht. Barbara und ich unterrichten Blitzfotografie seit mehr als zehn Jahren in unseren Kursen. Wir verstehen, warum Blitzgeräte viele Fotografen abschrecken. Es sind wohl drei Gründe, warum Fotografen in der Natur auf das Blitzen verzichten:
In der Blitztechnik gibt es leider viele Ausdrücke, mit denen Fotografen zunächst nichts anfangen können, darum wirkt das Ganze so kompliziert. Einsteiger hören Verwirrendes wie Blitzsynchronisationszeit, Synchronisation auf zweiten Verschlussvorhang, Highspeed-Blitzsynchronisation, Lichtverhältnis, Vorblitz, Synchronisation auf lange Belichtungszeiten, Quadratabstandsgesetz, Blitzbelichtungskorrektur. Da stellen Neulinge schon mal den Blitz ganz hinten ins Regal, weil alles dermaßen umständlich klingt.
Wirklich Sinn ergibt das Blitzen draußen nur, wenn der Blitz nicht eingebaut ist oder auf der Kamera steckt. Platzieren Sie Ihre Kunstlichtquelle vielmehr getrennt von der Kamera – blitzen Sie »entfesselt«. Dabei verbinden Sie Kamera und Blitz per Kabel oder Fernsteuerung. Funkauslöser gibt es als eigenes Gerät oder eingebaut in der Kamera. Sie stellen den externen Blitz auf Slave- (Canon) oder Remote-Modus (Nikon) ein. Die Anleitung verrät dann, was Sie wie mit welchen Werten einrichten müssen – aber das ist oft schwer zu durchschauen und entmutigt Anfänger.
Standardeinstellungen tief im Unterholz der Kameramenüs frustrieren selbst engagierte Fotografen. Ein Beispiel: Sie nutzen eine Belichtungsautomatik wie die Blendenvorwahl (Zeitautomatik). Dann wechseln viele Kameras automatisch zur schnellstmöglichen Blitzsynchronisationszeit, zum Beispiel 1/200 Sekunde – auch wenn Sie eine Landschaft mit Stativ fotografieren und 1/4 Sekunde brauchen, um mit dem Umgebungslicht die gesamte Szene auszuleuchten. Die Kamera erkennt jedoch den eingeschalteten Blitz und wechselt automatisch zur 1/200 Sekunde.
Die Hersteller gehen davon aus, dass Sie aus der Hand fotografieren. Per Automatik springen die Kameras also zu einer kurzen Belichtungszeit, sodass nichts verwackelt, was vom Umgebungslicht erhellt wird. Doch engagierte Fotografen wie Sie verhindern Verwackelungen mit einem Stativ. Nun suchen Sie im Menü nach der Standard-Blitzbelichtungszeit, um sie zu verlängern. Meist findet man die Vorgabe in der Kamera, aber manchmal steckt sie auch im Blitz oder in der Funksteuerung – Frust ohne Ende. Merke: Verhält sich die Kamera nicht wie gewünscht, dann ändern Sie das mit der geeigneten Menüoption. Studieren Sie auch die Handbücher für Blitz und Kamera.
Machen Sie sich mit den Blitz-Optionen bestens vertraut, sodass Sie alle Möglichkeiten kennen. Rätselhafte Einstellungen tief im Untermenü Ihrer Systemkamera bremsen mitunter den schnellen Weg zum Erfolg. Darum noch einmal, lesen Sie die Handbücher für Kamera und Blitz genau.
Ein Blitz auf der Kamera arbeitet die Hautdetails dieser stolzen Masaifrauen heraus. (Nikon D4, 34 mm, 1/1600 Sek. mit Highspeed-Synchronisation, Belichtungszeit-Priorität, f/6.3, ISO 400, Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, +3 Blenden Blitzbelichtungskorrektur.)
a) Ein Leopard in der Masai Mara: Das Motiv ist gut, das Umgebungslicht trist. (Nikon D300, 400 mm, ISO 400, f/6.3, 1/400 Sek., Blendenvorwahl, Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, kein Blitz.)
b) Ein Blitz erzeugt ausgeglichenes Licht durch Aufhellung der tiefen Schatten. Der trichterartige Blitz-Extender Walt Anderson Better Beamer auf dem Blitzkopf konzentrierte das Licht auf den Leoparden. (Nikon D300, 330 mm, ISO 400, f/6.3, 1/250 Sek. (schnellste Blitzsynchronisationszeit), Blendenvorwahl, Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, –1 Blende Blitzbelichtungskorrektur.)
Viele Fotografen machen sich mit Terminologie und Bedienung ihres Blitzes vertraut – und blitzen dennoch viel zu selten. Warum? Weil sie die Vorteile des Blitzlichts in vielen Situation nicht erkennen. Manchmal bringt ein Blitz nur kleine Verbesserungen, die kaum deutlich werden, solange man nicht eine Aufnahme ohne Blitz danebenhält.
Das verstehe ich sehr gut. Und dennoch: In 40 Jahren als Berufsfotograf habe ich schon immer geblitzt und noch heute finde ich neue und bessere Verwendungsmöglichkeiten für den Blitz. Tatsächlich bringt das Blitzen dank Digitaltechnik und hoher, rauschfreier ISO-Werte immer neue Vorteile.
Sie sollten also vor Ort in der Natur unbedingt in der Lage sein, die Vorteile des kreativen Blitzens zu erkennen.
Wir zeigen Ihnen hier viele Bildpaare ohne/mit Blitz. Sie verdeutlichen, wie der Aufhellblitz auch Ihre Fotos verbessert. Wir hoffen, dass Sie Blitzgeräte bald auch außerhalb geschlossener Räume gern und erfolgreich einsetzen.
In den letzten Jahren ist Fotografieren immer beliebter geworden und dabei spielte der Blitz eine wichtige Rolle. Verbesserte Technik bei HDR-Verfahren, Autofokus, Focus Stacking und Rauschreduzierung helfen Fotografen ebenso wie neue Messsysteme, Histogramme und andere Entwicklungen. Drahtlose Blitze lassen sich optisch oder funkgesteuert auslösen und sicher mit Umgebungslicht mischen; die Blitzautomatiken funktionieren zuverlässig – auch mit mehreren Blitzen zugleich. Besser geht’s fast nicht mehr! Der Fotografie-Boom profitiert stark von der Blitztechnik. Engagierte Fotografen erlernen die Techniken, um per Blitz bessere Bilder zu machen. Der Lernaufwand hält sich in Grenzen, doch Sie erhalten viel bessere Bilder! Tun Sie es uns also gleich und machen Sie sich mit dem Blitzen vertraut. Wenn Sie die Technik erst sicher beherrschen und die enormen Möglichkeiten kennen, werden Sie sich ein Arbeiten ohne Blitz kaum noch vorstellen wollen.
Die attraktive Windmühle der Wooden Shoe Tulip Farm in Oregon hebt sich reizvoll gegen den Abendhimmel ab. Die Windmühle erhielt Blitzlicht und gelangte ebenso wie der Mond per Doppelbelichtung ins Gesamtbild. (Nikon D4, 200 mm, ISO 1000, f/10, 1/1000 Sek., Weißabgleich »Direktes Sonnenlicht«, +1 Blende Blitzbelichtungskorrektur.)
Blitzfotografie interessiert mich schon lange und ich kenne die meisten Bücher zum Thema. Es gibt zwei Herangehensweisen: Viele Autoren konzentrieren sich ganz auf einen Kamerahersteller, sie erklären zum Beispiel das Blitzsystem nur von Canon oder nur von Nikon. Sie besprechen ausführlich sämtliche Geräte und Optionen eines Systems. Mit so einem Buch nur für Canon oder nur für Nikon beherrschen Sie dann alle Knöpfe und Menüs eines Herstellers. Solche Bücher liefern mir wertvolle Informationen und sie lassen sich viel leichter lesen als die oft öden bis unverständlichen Original-Handbücher.
Die zweite Art von Buch beschreibt Porträtfotografie mit Mehr-Blitz-Anlagen vor allem im Studio. Einige Autoren erklären allerdings auch den Blitzeinsatz bei Tageslicht. Die hier beschriebenen Techniken helfen Ihnen bei der People-Fotografie und teils bei der Tierfotografie.
Bücher zu einem einzelnen Blitzsystem oder nur zur Porträtfotografie haben eine große Lesergemeinde und zweifellos profitieren wir von dem darin vermittelten Wissen. Mit diesem Buch möchte ich aber einen anderen Bedarf stillen, der nach meiner Überzeugung bisher nie berücksichtigt wurde.
Ein Ziel dieses Buchs: Wir zeigen Ihnen instruktive und inspirierende Bilder. Sie verdeutlichen, wie Sie mit dem Blitz bessere Bilder von Landschaften, Menschen, Tieren und Pflanzen machen. Viele der Blitztechniken aus diesem Buch haben wir selbst entwickelt und wir erklären sie detailliert. Dabei lernten wir sogar selbst noch hinzu! Sicher, Barbara und ich wissen natürlich nicht alles über das Blitzen, aber wir verbessern damit täglich und erfolgreich das Licht auf unseren Bildern.
Wer unsere Bilder sieht, ahnt oft nicht, dass ein Blitz mit im Spiel war (das geht selbst Profis so). So unaufdringlich kann Blitzlicht sein. Das Erfolgsgeheimnis: Mischen Sie Tageslicht und Blitzlicht zu einem natürlichen Gesamtbild. Das klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht. Mit Digitalkameras prüfen Sie Ihr Bildergebnis doch gleich nach dem Fotografieren. Sie können also Blitz- oder Umgebungslicht sofort anpassen, während Sie Ihr Motiv noch vor sich haben.
Wir wünschen Ihnen eine gute Reise in die wundervolle Welt der Naturfotografie mit Blitz!
Der Birkenwald von Munising, Michigan, strahlt Mitte Oktober in prächtigen Farben. Die weißen Birkenstämme und das kräftig gelbe Laub harmonieren zauberhaft mit roten Ahornblättern. Ein Blitz hellte die Stämme im Vordergrund auf. (Nikon D4, 150 mm, ISO 100, f/8, 1/30 Sek., Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, manuell belichtet, Blitzgerät SB-800 mit –1 Blende Blitzbelichtungskorrektur.)
Dieser Dunkelschnäpper nistet im Gebüschschatten; das Umgebungslicht beleuchtet den Hintergrund weit stärker als das Nest. Wir blitzten darum mit zwei Canon 580EX II auf das Nest, gesteuert vom optischen Fernauslöser Canon ST-E2. Das Bild zeigt eine gelungene Mischung der Lichtarten: Den Hintergrund trifft nur Umgebungslicht, den Vogel fast nur Blitzlicht. (Canon 7D, 300 mm, f/4, ISO 250, f/11, 1/60 Sek., Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, +2/3 Blendenstufe Blitzbelichtungskorrektur.)
Wir beleuchten das Nordamerikanische Pfauenauge seitlich, um die Details im Flügel mit sanften Schatten herauszuarbeiten. (Nikon D3, Objektiv Nikon 200-mm-Micro-Nikkor, ISO 200, f/20, 1/13 Sek., Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, manuelle Belichtung, Automatikblitz mit +1/3 Blende Blitzbelichtungskorrektur.)
Klären wir zuerst, was ein Blitz ist und wie er uns zu gut belichteten und packenden Bildern verhilft. Zu Beginn müssen wir ein paar Begrifflichkeiten klären. Für uns wichtig sind diese Anwendungen:
»Blitz« (1): elektrisches Gerät, das bei Auslösung einen kurzen Lichtimpuls erzeugt
»Blitz« (2): der Lichtimpuls selbst, den das Gerät erzeugt
»blitzen«: das Beleuchten eines Motivs
Allein diese drei Varianten verwirren schon. Und manche Hersteller verwenden noch ihre eigenen Namen. Canon nennt die hauseigenen Blitze »Speedlite«, Nikon nennt sie »Speedlight«. Wir verzichten auf diese Herstellerbezeichnungen und reden von »Blitz« oder »blitzen«, wenn wir das Gerät meinen, das Licht des Geräts oder den Vorgang des Beleuchtens. Sie erkennen die Bedeutung allemal aus dem Zusammenhang.
Warum reden die Hersteller von »Speedlites« und »Speedlights«, was hat es mit »Speed« (Geschwindigkeit) auf sich? Diese modernen, kleinen Blitzgeräte produzieren viel kürzere und hellere Lichtstöße als die Blitzbirnen vergangener Jahrzehnte. Anders als diese Blitzbirnen liefern moderne Blitzgeräte viel Licht in winzigsten Sekundenbruchteilen und werden dabei nicht einmal sehr heiß.
Mit »entfesseltem« oder »drahtlosem« Blitzen lassen sich hervorragende Naturfotos machen. Der Blitz sitzt dann nicht auf der Kamera und ist auch nicht per Kabel verbunden. Setups mit mehreren Blitzen lassen sich so leichter einrichten. Außerdem vermeiden Sie Stolpergefahren und allgemeines Chaos durch herumliegende Kabel. Die Kamera steuert die entfesselten Blitze über ein »Commander«- oder »Master«-Gerät.
Die zwei großen Hersteller drücken sich hier wieder einmal unterschiedlich aus. Sie brauchen eine Steuerungseinheit, die optische oder Funksignale an drahtlose, entfesselte Blitze schickt. Im Englischen bezeichnet Nikon in die Kamera eingebaute wie auch externe Blitzsteuerungsgeräte als »Commander«, im Deutschen als »Fernsteuerungseinheit«. Canon redet dagegen von »Master« oder »Transmitter«. Die empfangenden, ferngesteuerten Blitzgeräte heißen bei Nikon »Remote-Blitz« und bei Canon »Slave-Blitz«.
Im alltäglichen Gespräch unter Fotografen ist gleichermaßen von »Steuerungseinheit«, »Master-Gerät« oder »Commander« die Rede, ebenso wie sich die Begriffe »Slave« und »Remote« austauschen ließen. Ich rede in diesem Buch durchgängig von »Master« und »Slave«. Nur wenn es speziell um Nikon geht, sage ich »Remote-Blitz«, um nicht von der Terminologie Ihres Nikon-Handbuchs abzuweichen.
Mit jeder Auslösung liefern unsere Blitzgeräte einen kräftigen Lichtstoß. Sie arbeiten enorm sicher und zuverlässig.
Mit seiner Farbtemperatur von 5500 Kelvin (abgekürzt 5500 K) ähnelt Blitzlicht der Mittagssonne. Und tatsächlich ist das Blitzgerät wie eine kleine Sonne, dessen Licht wir mit Farbfolien nach Bedarf einfärben (etwa wenn die Farbtemperatur bei Sonnenuntergang sinkt oder bei künstlichem Licht mit höherem Blauanteil steigt).
Auf Unbekanntes reagieren wir meist mit Unbehagen: Wir merken das schon, wenn unsere Kursteilnehmer erstmalig ihren Blitz auspacken sollen. Empfehlen wir dann noch, den Blitz als Gegenlicht hinter einer Blüte zu platzieren, wächst die Anspannung zusätzlich. Nach etwas gutem Zureden holen unsere Teilnehmer ein Blitzkabel heraus, um den Blitz von der Kamera trennen zu können. Meist stellt sich dann heraus, dass die Kamera auch einen kleinen eingebauten Blitz besitzt – und der eignet sich auch als Blitzsteuergerät. Wir legen den Teilnehmern dann das schon eingebaute, drahtlose Blitzsteuerungs-system ans Herz, von dem sie bisher kaum etwas ahnten. Doch sie sträuben sich wieder! Aber mit ein bisschen Nachdruck und Anleitung bringen sie den eingebauten Klappblitz doch in den Master-Modus und richten den externen Blitz als Slave ein (und wundern sich, wie leicht das geht). Und schon nach einer Stunde nutzen sie ihr drahtloses Blitzsystem ganz routiniert und beginnen mit fortgeschrittenen Techniken.
Naturfotografen greifen viel zu selten zum Blitz; sie erkennen einfach nicht, wie das Blitzgerät zu viel attraktiveren Aufnahmen verhilft. Hier ein paar Beispiele: An einem bewölkten Tag fotografierte ich die Thermalquelle Grand Prismatic Spring im Yellowstone-Nationalpark (siehe die nächste Seite). Dort tummelten sich etwa 20 Fotografen, doch nur ich allein arbeitete mit Blitz – ein Fotograf fragte sogar verwirrt, was ich mit dem Blitz anstelle. Ich zeigte ihm mein Ergebnis auf dem Kameramonitor und er war begeistert. Er selbst konnte jedoch kein ähnliches Bild aufnehmen: Er hatte kein externes Blitzgerät dabei und sein eingebauter Kamerablitz war zu schwach.
Wasserfälle sind ein besonders beliebtes Motiv. Aber wird dort jemals geblitzt? Manche Fotografen fürchten sich fast schon vor der Dunkelheit, denn bald nach Sonnenuntergang packen sie alles zusammen und verschwinden. Ich aber bringe meine Blitzgeräte zum Einsatz. Tatsächlich entstehen 35 Prozent meiner Landschaftsbilder mit Blitz. Stellen Sie sich einen Schmetterling vor, der an einem kalten Morgen auf einer Blüte sitzt. Die meisten Fotografen verwenden hier Umgebungslicht, ein Makroobjektiv und ein Stativ, das beim Bildaufbau und gegen Verwacklung hilft. All das habe ich auch dabei, aber fast immer mische ich das Sonnenlicht auch mit Blitzlicht, speziell bei Nahaufnahmen.
Sicher fragen Sie sich, warum ich in diesen Situationen so oft zum Blitz greife. Der bedeckte Himmel am Grand Prismatic Spring lieferte nur flaches, langweiliges Licht. Ich hatte zwar die Wasserspiegelungen im Vordergrund bereits mit einem Polfilter entfernt, aber der weiße Himmel blieb reizlos. Ein dunkelgrauer Himmel, durchbrochen nur von einem einzelnen warmen Sonnenstrahl in Richtung Abflussbereich – das wäre eine tolle Beleuchtung. Ich arbeitete ja mit einem Weitwinkelobjektiv und der Vordergrund war nur ein paar Meter entfernt, also konnte ich die gewünschte Lichtstimmung per Blitz simulieren. Das Tageslicht habe ich zwei Blenden unterbelichtet, so wurde der Himmel dunkelgrau. Per Blitz entstand dann der kräftige Sonnenstrahl für den Vordergrund. Der Blitz kehrte also das Lichtverhältnis um: Statt eines dunklen Vordergrunds vor weißem Himmel erhielt ich einen hellen Vordergrund mit dunklem Hintergrund!
Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren einen Wasserfall per Langzeitbelichtung mit einer Mischung aus natürlichem Licht und Blitzlicht. Die lange Belichtung verwischt das Wasser, während der Blitz einige Tropfen im Flug einfriert; insgesamt wirkt Ihr Bild damit »nasser«. Oder denken Sie an einen Nachthimmel voller Sterne. Belichten Sie auf die Sterne und machen Sie den Vordergrund mit dem Blitz sichtbar. Und was unseren Schmetterling angeht: Das Umgebungslicht ist gar nicht übel. Aber belichten Sie einmal leicht unter und betonen Sie die Struktur des Flügels durch ein geblitztes Streiflicht – das ist viel besser. Manchmal positioniere ich den Blitz auch als Gegenlicht hinter dem Schmetterling und arbeite so die Konturen heraus. In beiden Fällen wirkt das Insekt plastischer, dreidimensionaler.
a) Die Strukturen am Grand Prismatic Spring bilden einen reizvollen Vordergrund. Doch an einem kalten und bedeckten Tag bleiben sie unscheinbar. (Canon 5D Mark III, 28 mm, ISO 500, f/11, 1/60 Sek., Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, manuelle Belichtung.)
b) John wartete vergeblich auf einen Sonnenstrahl, der den Vordergrund aufhellt. Also erzeugte er eine Doppelbelichtung mit seinem Canon-Blitz 600EX-RT und einem 1/2-CTO-Orangefilter. Er zoomte den Blitzkopf erst auf etwa 50 mm, um den allernächsten Vordergrund aufzuhellen. Bei der zweiten Belichtung zoomte er auf 200 mm für die etwas weiter entfernten Bodenstrukturen. Die Landschaft selbst wurde unterbelichtet, sodass der Himmel dunkel und bedrohlich erscheint. (Canon 600EX-RT ausgelöst mit Zoompositionen 50 und 200 mm und manueller Einstellung, damit sich die volle Blitzkraft entfaltet. Master: die Funkfernsteuerung Canon ST-E3-RT.)
a) Der Zweischwänzige Tigerschwalbenschwanz zählt zu Amerikas größten Schmetterlingen, hier von vorn geblitzt mit einem Nikon SB-800. (Nikon D4, 200-mm-Microobjektiv, ISO 200, f/22, 1/6 Sek., Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, manuell belichtet auf Umgebungslicht, TTL-Blitzsteuerung.)
b) Drahtlos geblitzt, liefert der SB-800 hier ein Streiflicht, das die Struktur der Schmetterlingsflügel herausarbeitet.
c) Von der Rückseite geblitzt, entsteht ein attraktives Gegenlicht.
Der Blitz ist in der Naturfotografie so wertvoll, weil er so viele Beleuchtungsprobleme löst. Vor allem erzeugt der Blitz eine attraktive Beleuchtung, wenn das Umgebungslicht sonst eher banal wirkt. Hier sind acht gute Gründe, warum Sie auch draußen bei Tageslicht blitzen sollten:
Gesteigerte Helligkeit, um tiefe Schatten zu vermeiden – der typische Aufhellblitz
Haupt-Lichtquelle für das Hauptmotiv, das Umgebungslicht unterstützt nur
Einzige Lichtquelle für das Hauptmotiv – ohne Umgebungslicht
Eine sonst zu dunkle Bildregion aufhellen für insgesamt ausgewogene Belichtung aller Bildteile
Die Farben von Hauptmotiv oder Hintergrund verbessern
Schärfere Aufnahme erzeugen
Hauptmotiv in Gegenlicht oder Streiflicht zeigen
Schnelle Bewegungen einfrieren, etwa den Flügelschlag eines Kolibris
Fast immer sollten Sie Blitzlicht und Umgebungslicht mischen. So vermeiden Sie das harte, kontrastreiche Licht eines entfesselten Blitzes oder das flache Licht eines Blitzgeräts an der Kamera. Man sieht allerdings zu viele schlechte Blitzfotos – kein Wunder also, dass viele Fotografen die Blitzfunktion ganz meiden. Manche mühen sich mit der Belichtung auf die Umgebung ab, andere ringen mit der Blitzbelichtung. Beide Lichtquellen in einem Bild, das klingt dann noch komplizierter – aber so ist es nicht, wenn Sie zwei Dinge beachten:
1. Fotografieren Sie ohne Blitz und belichten Sie korrekt auf die Umgebung. Wenn nötig, wiederholen Sie die Aufnahme mit korrigierten Werten.
2. Jetzt nehmen Sie den Blitz dazu. Wiederholen Sie auch diese Aufnahme nach Bedarf mit angepassten Werten.
Blitzlicht-Einsteiger fotografieren oft auf Anhieb mit Blitz. Doch wenn schon die erste Aufnahme Umgebungslicht und Blitzlicht mischt, lässt sie sich nur schwer gezielt korrigieren. Vielleicht sehen Sie nach Bild 1 die gefürchteten Alarmfarben für Überbelichtung – doch welche Lichtquelle ist dafür verantwortlich, wie muss man Kamera oder Blitz nachregeln? Wahre Blitzprofis folgen darum der Zwei-Schritt-Regel: Sie fotografieren erst ohne Blitz nur mit Umgebungslicht und prüfen, ob hier nicht vielleicht schon Überbelichtung entsteht.
Die meisten Kameras bieten verschiedene Modi für die Belichtung von Umgebungslicht an, zum Beispiel Blendenvorwahl (A bzw. Av), Belichtungszeitvorwahl (S bzw. Tv), Programmautomatik (P) und Manuelle Einstellung (M). Besonders die Blendenvorwahl (Verschlusszeitautomatik) ist bei Einsteigern und Fortgeschrittenen beliebt, denn die Blende steuert die Schärfentiefe. Bei Landschaftsaufnahmen erhalten Sie mit Blende f/16 (bei Vollformat – bei APS-C bzw. Crop f/11) meist reichlich Schärfentiefe – also zufriedenstellende Bildschärfe über das gesamte Motiv. Viele Fotografen stellen darum f/16 bzw. f/11 per Blendenvorwahl ein, vor allem wenn sie ein Stativ nutzen, denn dann sind lange Belichtungszeiten weniger kritisch.
Die Blendenvorwahl gilt als automatischer Modus; ich würde aber von Halbautomatik reden, denn der Fotograf legt den gewünschten Blendenwert von Hand fest. f/16 bzw. f/11 sind oft ideal für höchste Schärfentiefe in der Landschaft (wenn Sie einen Geparden im vollen Lauf scharf abbilden wollen, werden Sie wegen der kürzeren Belichtungszeit eher zu f/4 greifen). Je nach eingestelltem ISO-Wert wählt die Kamera dann die zur Blende passende Belichtungszeit. Irritiert die Szene den Belichtungsmesser Ihrer Kamera mit ungewöhnlichen Kontrasten oder Lichtverhältnissen, arbeiten Sie mit der Belichtungskorrektur dagegen. Wie der Name schon sagt: Bei der Blendenvorwahl stellen Sie die Blende (den f/-Wert) fest ein, die Belichtungszeit ändert sich nach Bedarf.
So beliebt die Blendenvorwahl auch ist: Wir selbst nutzen sie nur selten und beim Blitzen gar nicht. Denn bei Blendenvorwahl plus Blitz ruiniert die interne Kameraprogrammierung oft Ihre allerschönsten Pläne. Ein Beispiel: die Canon 5D Mark III. Nehmen wir an, Sie fotografieren eine Person bei Nacht, die Sie passend aufhellen wollen. Mit Blendenvorwahl (bei Canon Av) wechselt die Kamera zu einer Automatik, die das Gesamtbild korrekt belichtet. Dabei nutzt die 5D Mark III Zeiten von der schnellsten Blitzsynchronisation bei 1/200 Sekunde bis zur längstmöglichen Belichtung von 30 Sekunden.
Vermutlich wollen Sie aber nicht mit langer Belichtungszeit aus der Hand fotografieren. Und keine Sorge – Ihre Kamera hält Lösungen parat. Mit zwei unterschiedlichen Optionen vermeiden Sie Unschärfen und wahren die schnellstmögliche Belichtungszeit:
Richten Sie zum Beispiel die 1/200 Sekunde fest ein, also die kürzestmögliche Blitzsynchronisationszeit bei dieser Kamera. Das verhindert zwar Verwackler, doch der Hintergrund erscheint vermutlich arg dunkel.
Alternativ wechseln Sie in den Modus »1/200 – 1/60 Sek. automatisch«. Zwar will Canon auch hier Verwacklungen mit schnellen Belichtungszeiten verhindern (vielleicht etwas wirkungsvoller als bei der ersten Option), doch Sie können immerhin mit 1/60 Sekunde belichten und so dem Umgebungslicht erlauben, sich besser durchzusetzen, ohne dass eine zu lange Belichtungszeit Verwacklungen verursacht. Blitzeinsteiger müssen diese Optionen kennen und beherrschen. Bei Bedarf erinnern Sie sich dann sofort daran!
Als der Wasserspiegel des kalifornischen Mono Lake sank, wurden diese geheimnisvollen Kalktuff-Strukturen sichtbar – über 60 Meter weit weg vom Ufer. Per Doppelbelichtung bei manueller Blitzsteuerung erzeugte John mit zwei Canon-Blitzen 600EX-RT genug Licht für dieses weit entfernte Motiv. Der 1/2-CTO-Filter auf beiden Geräten sorgt für warme Farben. (Canon 5D Mark III, 58 mm, ISO 1000, f/4, 1/30 Sek., manuelle Steuerung für Umgebungslicht und Blitz.)
Sobald Sie eine Belichtungsautomatik verwenden, wirkt sich das bei manchen Kameras auf die Blitzleistung aus. Die Kamera geht womöglich davon aus, dass Sie nur einen schwachen Aufhellblitz brauchen und nicht den starken Hauptblitz, den Sie aber im Sinn hatten. Also senkt die Kamera ungebetenerweise die Blitzleistung. Die Kameras sollen möglichst unkompliziert bärenstarke Bilder liefern, aber die Automatiken setzen dieses Ziel oft nicht vernünftig um. Wie entkommen wir den problematischen Standardvorgaben unserer Kameras?
Vermutlich schwant Ihnen bereits, dass wir die beliebte Blendenvorwahl (A) nicht wirklich toll finden. Der Modus erspart Ihnen nämlich keinerlei Arbeit – im Gegenteil. Hier unser Vergleich:
Bei Blendenvorwahl (A):
1. Gewünschte Blende einstellen
2. Belichtungskorrektur nach Bedarf
Bei manueller Steuerung (M):
1. Gewünschte Blende einstellen
2. Belichtungszeit gemäß Belichtungsmesser einstellen, evtl. abweichend mit Belichtungskorrektur
Sie brauchen also jeweils gleich viel Zeit, um die Kamera richtig einzustellen.
Beim Blitzen draußen in der Natur verwenden wir für das Umgebungslicht fast immer die manuelle Belichtungssteuerung (M). Kommt dann der Blitz hinzu, belichten wir per TTL (Belichtungsmessung durchs Objektiv). Bei Landschaften nehmen wir meist manuelle Belichtung für das Umgebungslicht und erneut manuelle Belichtung zur Steuerung der Blitzleistung.
Mit manueller Belichtungssteuerung haben wir das Ergebnis vollständig im Griff, wir umgehen die gutgemeinten, aber oft sinnlosen Automatiken der Kamera. Testen Sie die manuelle Belichtungssteuerung – Ihnen wird wortwörtlich »ein Licht aufgehen« und Sie werden nichts anderes mehr wollen.
Die Messung von Umgebungs- und Blitzlicht wird von zwei verschiedenen Systemen vorgenommen. Sie lassen sich gemeinsam verwenden – entweder stellen Sie beide auf Manuell, beide auf Automatisch oder ein System auf Manuell und das andere auf Automatisch.
Unabhängig vom Modus wird das Umgebungslicht gemessen, wenn Sie den Auslöser halb herunterdrücken (sofern Sie die Belichtungsmessung nicht auf eine andere Taste gelegt haben). Die Blitzlichtmessung beginnt erst nach dem vollständigen Drücken des Auslösers: Bei Blitzautomatik feuert zunächst ein schwacher Vorblitz zur Messung durch die Kamera, dann erst öffnet und schließt sich der Verschluss.
Zu unseren Lieblingsmotiven zählt Orange Mound Spring im Yellowstone-Nationalpark, vor allem bei Nacht. Mit einer ungemein nützlichen, aber fast unbekannten Kameraeinstellung belichtete und fokussierte John per Doppelbelichtung sowohl auf Hügel als auch auf Sterne. Er verwendete dabei vier Canon-Blitze 600EX-RT, deren Lichtwert er zunächst auf den Hügel einstellte, um dann mit ISO 3200, f/16 und 1/50 Sek. aufzunehmen. Dann stellte er mit vergrößertem Live View von Hand auf die Sterne scharf und belichtete mit ISO 3200, f/2.8 bei 20 Sek.
Der Jewel-Geysir im Biscuit Basin des Yellowstone-Nationalparks sprüht mehrmals stündlich. Wir beleuchten den kurzen Ausbruch mit zwei Canon-Blitzen 600EX-RT bei +2 Blenden Blitzbelichtungskorrektur und –1 Blende Korrektur für das Umgebungslicht – damit wirkt der Himmel dunkler. Wenn Sie mit Automatiken arbeiten, brauchen Sie für die gewünschte Bildwirkung oft eine Belichtungskorrektur für die Umgebung und eine Blitzbelichtungskorrektur fürs Hauptmotiv. (Canon 5D Mark III, 35 mm, ISO 1000, f/4.5, 1,6 Sek., Weißabgleich »Tageslicht«.)
Das Umgebungslicht wurde um 2/3 Blenden unterbelichtet, der Hauptblitz hellte die weiße Birke im Vordergrund auf. Die Bäume heben sich besser vom Hintergrund ab, das Herbstlaub leuchtet, das Birkenweiß erscheint strahlender. (Nikon D2X, 70–200 mm bei 78 mm, ISO 200, f/16, 1/2 Sek., Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, Blitz Nikon SB-800 mit +1,3 Blenden Blitzbelichtungskorrektur.)
Ein Blitzgerät ist einfach aufgebaut: Drin stecken ein paar Chips, ein Kondensator als Energiespeicher und eine Blitzröhre. Strom kommt von Batterien bzw. Akkus oder gelegentlich gleich aus der Steckdose, wird von den Chips umgewandelt und im Kondensator gespeichert. Beim Blitzen rauscht die Energie aus dem Kondensator in die gasgefüllte Blitzröhre. Das Gas ionisiert praktisch sofort und liefert einen sehr kurzen, sehr hellen Lichtimpuls. Die Länge des Lichtstoßes hängt vom Bedarf des Anwenders ab. Wichtig: Brauchen Sie nur eine reduzierte Blitzleistung, ändert sich nicht etwa die Lichthelligkeit, sondern die Dauer des Blitzes.
Je nach Gerät leuchtet ein Blitz bei voller Leistung etwa 1/700 bis 1/1000 Sekunde. Sie mögen keine Bruchzahlen? Also, der Blitz dauert etwa 1,4 bis 1,0 Millisekunden (eine Millisekunde ist übrigens der tausendste Teil einer Sekunde).
Im Folgenden möchte ich Ihnen kurz die hardwareseitigen Standardfeatures vorstellen, mit denen Sie es beim Einsatz Ihres Blitzes zu tun bekommen werden.
Der Blitz blitzt nicht? Sehen Sie nach, ob er eingeschaltet ist! Prüfen Sie auch, ob das Bereitschaftslicht leuchtet – es signalisiert geladene Akkus und einen gut geladenen Kondensator. Ist der Blitz Bestandteil eines drahtlosen Setups, müssen Kamera und Blitz zur selben Gruppe und zum selben Kanal gehören – nur so klappt die Master-Slave-Kommunikation.
Zu vielen Blitzgeräten gehört ein aus dem Blitzkopf herausziehbarer Diffusor, der das Licht breiter streut. Diese Streuung senkt den Kontrast ein wenig, wenn das gestreute Licht zusätzlich reflektiert wird (etwa von einer Wand). Der Diffusor wird oft bei Weitwinkelobjektiven verwendet, um den Abstrahlwinkel des Blitzes auf die Größe des Objektivwinkels zu bringen.
Blitz-Einsteiger verwenden den Diffusor unnötig oft und erhalten dadurch mitunter schlechtere Bilder. Naturfotografen brauchen den Diffusor nur selten, weil ihnen meist eine Fläche zum Reflektieren fehlt. Außerdem schränkt ein Diffusor die Reichweite des Lichtblitzes ein und wenn das weichere Licht so das Umgebungslicht nicht überstrahlen kann, ist ein Blitz unnötig (er kann allerdings helfen, harte Schatten zu reduzieren).
Diese Distelblüte in Texas wird nur von einem Blitz beleuchtet. Barbara milderte das harsche Blitzlicht darum mit einem Diffusor. (Nikon D3, 200 mm, ISO 200, f/29, 1,6 Sek., Weißabgleich »Bewölkter Himmel«, Blendenvorwahl, Blitz Nikon SB-800 mit Honl-Streuscheibe.)
Diese Gesteinsformation in den Bisti Badlands von New Mexico sitzt fotogen auf einem kleinen Hügel. Mit einer kurzen Brennweite ließ sich das Gebilde nicht fotografieren, darum zoomten wir den Blitz manuell auf 200 mm – das erlaubte die Beleuchtung aus großer Entfernung. Für stark geblitzte Landschaftsfotos stellen wir das Blitzgerät oft auf eine längere Brennweite, als das verwendete Objektiv tatsächlich besitzt. (Canon 5D Mark III, 105 mm, ISO 500, f/13, 1/6 Sek., manuelle Steuerung für Umgebungslicht und den Blitz Canon 600EX-RT mit ST-E3-RT-Steuereinheit.)
Damit die Kamera auch bei schwachem Licht und Kontrast noch scharfstellen kann, liefern viele Blitzgeräte ein spezielles Hilfslicht. Es hilft bei Porträts in der Dämmerung, aber manche Modelle mögen das rote Licht nicht.
Jahrelang glaubte ich, das AF-Hilfslicht an meiner Canon-Kamera funktioniere nicht. Als ich eine andere Canon-Kamera und einen neuen Canon-Blitz kaufte, sah man wieder nichts davon. Dann plötzlich sprang das Hilfslicht an. Ich habe zwar nie etwas in den Canon-Handbüchern dazu gelesen, doch tatsächlich muss man das AF-Hilfslicht erst einschalten (das hatte ich getan) und zudem mit One-Shot AF oder AI Focus AF scharfstellen. Ich verwende jedoch AI Servo AF oder fokussiere manuell und dann arbeitet das AF-Hilfslicht nicht (da haben wir wieder mal ein Handbuch, das wichtige Informationen unterschlägt). Jahrelang habe ich den Zusammenhang nicht durchschaut, aber jetzt kann ich endlich in der Dämmerung das AF-Hilfslicht mit One-Shot AF oder AI Focus AF einsetzen.
Gut ausgestattete moderne Blitzgeräte besitzen einen zoombaren Blitzkopf, um den Abstrahlwinkel des Lichtkegels an den Winkel der verwendeten Objektive anpassen zu können (angenehmer Nebeneffekt: stärker gebündeltes Blitzlicht – bei einem Blitzkopf in Telestellung – reicht auch weiter). Bei Objektiven unter 24 mm erreicht das Blitzlicht nicht die gesamte Bildbreite; Sie können das Licht aber mit einer Streuscheibe breiter verteilen. Für lange Objektivbrennweiten, die über die Möglichkeiten des Blitzgeräts hinausgehen (maximal 200 mm), gilt: Nikons SB-700 und andere Modelle konzentrieren das Licht nicht mehr stärker für eine höhere Reichweite, aber der Bildausschnitt des Objektivs wird auf jeden Fall abgedeckt.
Bei Porträts in Innenräumen sollten Sie den Blitz auf die verwendete Objektivbrennweite einstellen, um auch die Wände zu beleuchten. In der Natur spielt das aber keine Rolle, weil der Blitz den Hintergrund ohnehin nicht erreicht. Draußen beleuchtet der Blitz nur einen Teil des Bildausschnitts, darauf wird der Lichtstrahl ausgerichtet. Bei vielen Blitzgeräten lässt sich die Zoomstellung manuell ändern – unabhängig von der Brennweite des Objektivs. Achten Sie beim Kauf eines neuen Blitzgeräts unbedingt auf manuelles Zoomen! Die Zoomsteuerung am Blitz hilft bei gezielter Beleuchtung einzelner Bildzonen ebenso wie bei der manuellen Blitzbelichtung. Ich nutze den Zoom am Blitz bei fast jedem Blitzfoto!
Die Plastiksockel der meisten Blitzgeräte brechen leicht. Stecken Sie den Blitz behutsam und vollständig auf den Blitzschuh und nutzen Sie, falls vorhanden, die Verriegelung. Zu manchen Geräten gehört ein separater Fuß, mit dem Sie den Blitz auf einem Stativ oder Lampenstativ anbringen oder auf den Tisch stellen. Auch Dritthersteller liefern Adapter, die Blitze auf Stativen und Stativköpfen fixieren.
Die kleinen Kontakte unten im Blitzfuß sind abgestimmt auf die entsprechenden Kontakte oben auf der Kamera. Sie übertragen elektrische Signale zwischen Kamera und Blitz in beide Richtungen. Das funktioniert nur, wenn Sie den Blitz präzise anschließen. Die Anschlussbelegung variiert je nach Hersteller, darum funktioniert ein Blitz nur auf Kameras, für die er ausgelegt wurde. Blitzgerät und Kamera können bei einer falschen Kombination sogar kaputtgehen.
Ein guter Blitz lässt sich nach oben, unten, links und rechts schwenken. Blitzen Sie zum Beispiel nach oben, um indirektes, reflektiertes Licht von der Decke zu erhalten. Oder kippen Sie den Blitzkopf nach unten, wenn sich das Hauptmotiv nah am Objektiv befindet. Das Links-Rechts-Verschwenken erleichtert die Ausrichtung aufs Hauptmotiv – besonders wichtig bei drahtlosen Aufbauten:
Wenn Sie eine Infrarot-Fernsteuerung einsetzen, denken Sie daran, dass der Sensor des Blitzes im Gehäuse unterhalb des Blitzkopfes ein optisches Signal vom Master-Gerät erwartet. Zwischen Slave und Master muss also eine freie Blickachse bestehen. Darum schwenkt man den Blitzkopf gelegentlich waagerecht um bis zu 180 Grad, sodass der Sensor auf das Master-Signal gerichtet bleiben kann.
Seinen Strom bezieht Ihr Blitz meist aus Akkus oder direkt aus der Steckdose. Verwenden Sie Batterien oder aufladbare Akkus, wir reden später noch ausführlich darüber. Eine Verbindung zum Stromnetz ist natürlich praktisch, weil dann jede Sorge über schwache Batterien oder Akkus entfällt. Das gilt auch für unsere alljährlichen Kurse zur Kolibrifotografie, dort verwenden wir 24 Blitze gleichzeitig. 24 Stromkabel behält man dabei viel leichter im Blick als über 100 Batterien mit unterschiedlichsten Ladezuständen. 2016 liefen allerdings einige Blitze im Akkubetrieb und ließen sich mit einer 1/32-Leistung über 2500-mal auslösen. Nicht schlecht!
Dieses wichtige Bauteil ist zylinderförmig und etwa daumengroß. Es speichert die elektrische Energie, bis Sie den Blitz auslösen. Die Blitzröhre braucht eine höhere Spannung als Batterien, Akkus oder Netzstrom liefern, darum heben die Chips im Blitzgerät die Spannung an. Beim Auslösen springt die elektrische Energie aus dem Kondensator in die gasgefüllte Blitzröhre und sorgt so für den kräftigen Lichtimpuls.