Neokapitalismus - Mattis M. Wehlau - E-Book

Neokapitalismus E-Book

Mattis M. Wehlau

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Beschreibung

Unsere Gesellschaft ist auf den Weg in eine neue Zeit. Es beschleicht uns jedoch das ungute Gefühl, dass es sich bei der folgenden Epoche bereits um die Endzeit für die Spezies Mensch handeln könnte. Für diese düstere Prognose muss man kein hoffnungsloser Pessimist sein. Zu vielfältig sind die Bedrohungen, denen wir uns gegenübersehen. Klimawandel, massive Umweltzerstörungen, Überbevölkerung und Verteilungskämpfe um die immer knapper werdenden Ressourcen. Die Hauptursache ist längst ausgemacht. Ausgerechnet ein Erfolgsmodell unserer modernen Zivilisation bringt uns jetzt in Bedrängnis. Der Kapitalismus, einst ein Garant für steigenden Wohlstand und Lebensqualität, sorgt dafür, dass wir uns scheinbar unaufhaltsam auf den Abgrund zubewegen. Ein kleiner Webfehler des Systems macht aus einem innovativen Fortschrittsgaranten ein außer Kontrolle geratenes Monster. Der Kapitalismus lebt vom Wachstum. Grenzenloses Wachstum ist aber bei endlichen Ressourcen nicht möglich. Was also tun? Was wir brauchen ist ein neues Konzept. Eine neue Idee, für unsere Art zu leben und zu wirtschaften. Ein System, das uns nicht zwingt den Planeten Erde gnadenlos auszubeuten. Uns bleibt jedoch keine Zeit mehr für gesellschaftliche Experimente. Uns bleibt nur den Kapitalismus neu zu erfinden, denn trotz seines schlechten Rufes hat er sich in weiten Teilen doch bewährt. Der Autor beschreibt wie die gewaltige innovative Kraft, die dem Kapitalismus innewohnt, von der Selbstzerstörung auf die Bewahrung der Schöpfung gelenkt werden kann. Am Ende dieser Transformation steht eine neue Form der Zivilisation.

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Inhalt

Vorwort

Alternative Gesellschaftsordnung

Grundüberlegungen und Leitgedanken

Sozialismus / Kommunismus

Erster Ansatzpunkt: Das Geld

Zweiter Ansatzpunkt: Motivation

Statussystem Stufe I

Statussystem Stufe II

Steuerungsfunktion des Statussystems

Neue Möglichkeiten der Sanktionierung

Reichtum bekämpfen?

Umsetzung

Wirtschaftliche Grundlage

Der Übergang zur statusbasierten Gesellschaft

Wie geht es weiter…? Der nächste Schritt

Wirtschaftssystem

Die Weiterentwicklung

Ökonomie

Globalisierung vs. Protektionismus

Wirtschaftliche Neuordnung

Standards

Kreislaufwirtschaft

Konkrete Umsetzung

Bedingungsloses Grundeinkommen

Die unvermeidliche Gegenbewegung

Gegenmaßnahmen / Prävention

Uninteressiertheit

Dekadenz

Komplexität der Gesetzgebung

Kampf gegen die Bequemlichkeit

Die Arroganz der Macht

Gedanken rund um die neue Gesellschaft

Wie lassen sich neue Ideen gewaltfrei durchsetzen

Ideologie

Korruption und der kleine Bruder Lobbyismus

Die Natur als Lehrmeister

Neue Gesellschaft und Datenschutz

Teilhabe durch Verantwortung

Teilhabe durch Eigenverantwortung

Patriotismus

Abgrenzung vs.Weltoffenheit

Ein gemeinsamer Feind

Toleranz

Der Mensch – das edle Wesen

Suche nach Sinn

Die Veränderung als einzige Konstante

Transparenz / Der nörgelnde Nachbar

Alternative Formen des Zusammenlebens

Exkurs zur Freiheit

Gerechtigkeit

Recht

Steuern

Bildung

Gleiche Entwicklungschancen

Weniger Menschen – weniger Probleme

Bedrohungen für die Menschheit

Überbevölkerung

Künstliche Intelligenz

Abhängigkeit

Zusammenbruch des Kapitalismus

Klimawandel

Schleichende Vergiftung

Seuchen, Keime

Die Welt ohne Filter

Religion

Ausblick

Schlussworte

Glück

Liebe?

Vorwort

Neue Konzepte zu Gesellschaftsordnungen mit postkapitalistischer wirtschaftlicher Grundlage, sind bisher nur Gedankenmodelle. Der Sozialismus ist gescheitert. Das Modell konnte auf Dauer nicht gegen die Marktwirtschaft bestehen. Es war einfach nicht attraktiv genug und konnte deshalb nur diktatorisch aufrechterhalten werden. Die chinesische Variante kann heute nicht mehr ernsthaft als Sozialismus bezeichnet werden. Lateinamerikanische Staaten wie Venezuela oder Kuba sind entweder in gewaltigen Turbulenzen oder vor Zeiten großer Umbrüche. Modernere Konzepte wurden zahlreich erdacht, jedoch kaum staatstragenden Praxistests unterzogen. Zu einiger Berühmtheit brachte es lediglich das Konzept des Königs Jigme Singye Wangchuck in Bhutan. Hier steht nicht länger der wirtschaftliche Erfolg einer Nation im Focus politischer Entscheidungen, sondern vielmehr die Zufriedenheit der Einwohner, der Schutz der Umwelt und die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Als Indikator wurde das Bruttonationalglück definiert. Ein hochinteressanter Ansatz dem man nur viel Erfolg wünschen kann. Bhutan, mit seinen 750.000 Einwohnern und seiner vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Ökonomie kann aber sicherlich nicht als Blaupause für die großen Industrienationen herhalten.

Aber wie geht es weiter? Die Menschheit erkennt, dass sie an einer Zeitenwende angekommen ist. Dunkle Wolken wohin man schaut. Existenzielle Fragen bisher unbekannten Aufmaßes warten dringend auf Antworten. Die Einen sind in der Lage das Bedrohungspotential deutlich zu erkennen und zu reflektieren, andere beschleicht unterbewusst ein ungutes Gefühl ohne es richtig begreifen oder konkret benennen zu können. Ein permanenter Alarmzustand hat sich der Menschen bemächtigt. Als stünde der Säbelzahntiger Tag und Nacht lauernd hinter uns. Vielschichtig ist die Bedrohung, in manchen Bereichen noch abstrakt in anderen Bereichen bereits erschreckend alltäglich. Wir wissen, dass wir dringend etwas tun müssen, dass wir etwas verändern müssen. Und dennoch verharren wir wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange, oder suchen verzweifelt nach einfachen und schnellen Lösungen. Was wir brauchen ist ein Plan. Ein globaler Masterplan.

Aber diesmal haben wir nicht einmal ansatzweise ein Konzept für die Zukunft. Von einem konkreten Plan ganz zu schweigen. Ein fundamentaler Gegensatz zu den meisten Systemwechseln in der Vergangenheit. Hier stand oft die neue Idee am Anfang einer Entwicklung. Eine Idee, die für die Menschen attraktiv und mitreißend war. Manchmal entwickelte sich diese Idee auch aus neuen Gegebenheiten, die sich beispielsweise aus extremen Ungerechtigkeiten, Naturkatastrophen, Kriegen oder dem technischen Fortschritt ergaben. Progressive Kräfte trieben diese Ideen weiter voran und legten die theoretischen Grundlagen. Revolutionäre Kräfte setzten diese dann um. Aber wie steht es heute? Wo sind die Theorien? Wo sind die Menschen die diesen Theorien Taten folgen lassen? Sind wir vielleicht am Ende unserer Weisheit angekommen? Oder geht es uns vielleicht (noch) zu gut? Oder geht vielleicht alles viel zu schnell? Ist es die gewaltige Komplexität der heutigen Zivilisation, die den Einzelnen davon abhält neue Ideen für die Zukunft zu erdenken? Nationale und internationale Rechtsprechung, bi- und multinationale Abkommen, global verflochtene Ökonomie, extrem ausdifferenzierte gesellschaftliche Gruppen und nicht zuletzt die schiere Masse von acht Milliarden Menschen lassen jeden einigermaßen selbstkritischen Geist doch erschrocken und klein zurück. Was ist eine Idee angesichts dieser chaotischen, unüberschaubaren Masse. Skeptiker und Bedenkenträger hatten noch nie so leichtes Spiel. Die Frage ist: Wären, Luther, Marx, Lenin Robespierre, Mao und andere Revolutionäre auch heute überhaupt noch denkbar?

Die hier vorliegende Schrift ist eine Idee eines Menschen. Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist weder wissenschaftlich begleitet noch statistisch belegt. Wissenschaftliche Texte gibt es bereits zu Hauf. Gespickt mit Statistiken, Studien und empirischen Erkenntnissen, versuchen sie Dinge auf eine solide Grundlage zu stellen. Das ist grundsätzlich sehr lobenswert. Doch Statistiken sind interpretierbar, Studien anzweifelbar und empirische Erkenntnisse bei einem derart komplexen Thema nur für kleinste Teilbereiche valide. Und so scheitern viele Wissenschaftler an ihren eigenen Werkzeugen oder verheddern sich in den Details. Für den Blick auf das Große und Ganze fehlt vielen dann die Zeit und vor allen der Mut. Der Wissenschaftsbetrieb mit seinen vielen Eitelkeiten vernichtet jeden, der aus der Reihe tanzt und Ideen, Gedanken und Thesen zur Grundlage seiner Arbeit macht. Das klügste Konzept wird verrissen, wenn es einen Rechtschreibfehler enthält. Am Ende bleiben die Intellektuellen unter sich und entfernen sich mit ihrer Arbeit oft vom Rest der Bevölkerung. Das kommunistische Manifest wäre heute wohl nicht mehr als ein Groschenroman. Kein Wissenschaftler würde dem auch nur eine Minute Zeit schenken. Dabei enthielten solche wortgewaltigen Schriften bahnbrechende Ideen und wurden zudem von einer breiten Masse verstanden. Es wird Zeit für zahllose neue Manifeste. Möge sich das Beste durchsetzen.

Ich habe mir die Freiheit genommen, eigene Gedanken, zur Grundlage dieser Schrift werden zu lassen. Genauso also wie es die Altvorderen taten. Ich habe versucht, alles so gut es geht zu begründen und logisch herzuleiten. Gesellschaften sind jedoch komplexe Gebilde. Es gibt nicht wirklich Hebel und Stellschrauben, die man einfach in eine bestimmte Position bringt, damit das Ganze reibungslos funktioniert. Alles ist im Fluss und jede Reaktion führt zu einer Gegenreaktion. Dennoch gibt es einige wenige grundsätzliche Erkenntnisse, die als Fundament für etwas Neues taugen. Sie könnten das Werkzeug sein, mit dem man eine neue Form des Zusammenlebens gestalten kann. Oder einfacher: Lasst uns einfach aus den gut dokumentierten Fehlern der Vergangenheit lernen.

Nicht-Wissenschaftler scheinen in vielen Dingen klarer auf die Fragen des Alltags zu blicken. Sie ziehen Schlüsse aus den eigenen Erfahrungen. Mit Erkenntnissen, die sie durch Beobachtung, Versuch und Irrtum erlangen, liegen sie sehr häufig richtig. Wer diese jedoch in Worte fasst und ausspricht wird schnell als Populist abgestempelt. Existiert heute keine Studie oder Statistik die eine Aussage eindeutig belegt – dann kann sie per se nicht stimmen. Plausibilität spielt keine Rolle mehr. Unsere Wahrnehmung, der gesunde Menschenverstand und Intuition – Fähigkeiten die uns im brutalsten Überlebenskampf der Evolution bestehen ließen, werden lieber durch Statistiken und Studien ersetzt. Hier sollten wir wieder etwas mutiger werden und wieder mehr auf unsere ureigenen Fähigkeiten vertrauen.

Mit dieser Abhandlung will ich deshalb einen anderen Weg gehen und Erkenntnisse, die ich durch simples Beobachten erlangt habe, zu Papier bringen. Mit knapp fünf Jahrzehnten Lebenserfahrung sollte dafür eigentlich genug Gelegenheit gewesen sein, zumal ich als Ostdeutscher in zwei Systemen gelebt habe. Dennoch habe auch ich – viel häufiger als mir lieb ist - bisher gesichert geglaubte Erkenntnisse über Bord werfen oder anpassen müssen. Hinterher ist man immer klüger. Insofern glaube ich, dass ein gewisses Alter bei der Beschäftigung mit neuen Gesellschaftssystemen durchaus hilfreich ist. Wenn ich heute zurückblickend auf einige meiner Thesen aus der Vergangenheit schaue, dann gruselt es mich angesichts der Naivität bestimmter Gedanken. Es drängt sich mir aber auch die Frage auf, wie ich meinen heutigen Erkenntnisstand in der Zukunft bewerten werde.

Zweifel gehören wohl immer dazu. Wer aufhört sich selbst in Frage zu stellen, hat nicht etwa den Gipfel der Erkenntnis erreicht, sondern, ohne es zu merken, schon längst den Abstieg begonnen. Insofern ist es wohl an der Zeit, dass was mich seit vielen Jahren beschäftigt, endlich zu strukturieren und in Worte zu fassen. Es geht mir dabei nicht um ein all umfassendes Werk, sondern um eine Diskussionsgrundlage. Sie richtet sich an Menschen, die offen für Ideen sind und sich für neue Gedanken begeistern können. Menschen, die nicht feststecken in ideologischen Gefängnissen, sondern selbst Schlüsse ziehen wollen. Menschen, die sich selbst nicht so ernst nehmen und auch die eigene Spezies nicht auf einen überhöhten Sockel heben. Dieser Menschenschlag lehnt neue Gedanken nicht einfach ab, weil das Gehörte nicht ins aktuelle Weltbild passt oder dem widerspricht was XY einst dazu schrieb. Er lehnt etwas ab, weil ein schlüssiges Argument dagegenspricht. Zeitgleich ist dieser Mensch aber auch in der Lage zu erkennen, dass es im Prinzip für jede These gute Gegenargumente gibt und wägt deshalb genau ab. Überwiegt dieses oder jenes. Das wichtigste aber ist, dass dieser Mensch Dinge weiterentwickelt und verbessert. Man nennt sie Freigeister. Es gab zu allen Zeiten viel zu wenig davon, aber stets viele, die sich dafür hielten. Dennoch habe ich in meinem Leben einige davon kennenlernen dürfen. Sie fanden sich in allen Bevölkerungsschichten.

Wer also mag, der sei aufgefordert zu ergänzen, zu entwickeln und zu kritisieren. In der nächsten Auflage dieser Schrift sollen diese Anmerkungen, Erweiterungen oder gar neue Kapitel Eingang finden (natürlich auch mit der Nennung des Verfassers). Passagen müssen vielleicht gelöscht werden, weil zahlreiche schlüssige Gegenargumente genannt wurden. Wer also einen substanziellen Beitrag leisten will, sei aufgefordert, an diese Mailadresse zu schreiben: [email protected]

Einer meiner Ausgangspunkte ist, dass sich die grundsätzlichen Dinge kaum ändern. Ganz einfach deshalb, weil sich der Mensch als biologische Spezies kaum ändert. Vielleicht haben wir inzwischen eine Gehirnwindung mehr als der Höhlenmensch. Im Großen und Ganzen funktionieren wir aber noch genauso. Wir vergessen das oft angesichts der beeindruckenden Errungenschaften, die wir uns in der Zwischenzeit erschaffen haben. Und so haben auch in der Vergangenheit Menschen stets darüber nachgedacht, wie es in Zukunft weitergeht und hegten dabei die immer gleichen Befürchtungen. Im Vorwort des Buches „Das Kapital“ von Karl Marx las ich amüsiert:

„Jedes Urteil wissenschaftlicher Kritik ist mir willkommen. Gegenüber den Vorurteilen der sog. öffentlichen Meinung, der ich nie Konzessionen gemacht habe, gilt mir nach wie vor der Wahlspruch des großen Florentiners:

Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!

„Gehe deinen Weg, und laß die Leute reden!““

Selbst dieser große Denker hatte offenbar Befürchtungen, dass sein Werk als politisch oder wissenschaftlich unkorrekt erachtet würde und schließlich von der Öffentlichkeit unreflektiert zerrissen wird. Und so kam es dann ja auch. Zu seinen Lebzeiten erfuhr er nur wenig Anerkennung für sein Werk. Erst viel später besann man sich darauf.

Alternative Gesellschaftsordnung

Grundüberlegungen und Leitgedanken

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass kapitalistische Gesellschaftssysteme an ihre natürlichen Grenzen kommen. Für die meisten Regierungen der westlichen Welt wird es immer schwieriger, den Status quo aufrechtzuerhalten - vom dringend benötigten Wachstum ganz zu schweigen. Auch alternative Systeme wie der Sozialismus sind auf lange Sicht gescheitert bzw. steuern auf gewaltige Probleme zu. Warum, soll anschließend noch näher erläutert werden. Langfristig betrachtet haben es lediglich Naturvölker mit ihren archaischen Regelwerken geschafft, ohne große Veränderungen über Jahrtausende zu bestehen. Mit einer Mischung aus Pragmatismus, Anpassung an die Umwelt (nicht umgekehrt), dem Recht des Stärkeren/Klügeren und einer natürlichen Nachhaltigkeit ist es gelungen, in kaum veränderter Form unzählige Generationen zu überdauern. Leider hat es mit dieser Stabilität schnell ein Ende, sobald es zu einem Zusammentreffen mit der modernen Welt kommt.

Gefragt sind also neue, moderne Ansätze. Konzepte die keine Idealvorstellungen voraussetzen oder erzwingen, sondern auf realen Bedingungen bzw. Gegebenheiten aufbauen.

Es soll dabei keine Welt gezeichnet werden, wie sie idealerweise sein sollte. Die Orientierung erfolgt stets am Vorhandenen. Insbesondere an der Natur des Menschen. Mit politischer Korrektheit lässt sich in dem Zusammenhang schwer arbeiten. Deshalb wird darauf verzichtet. Selbsternannten Moralaposteln oder Berufsempörern sei deshalb eine andere Lektüre empfohlen.

Das entworfene Modell fußt auf folgenden Leitgedanken:

Leitgedanke 1

Nichts ist von Dauer, was erzwungen oder künstlich bzw.

konstruiert ist. Nur eine sich ständig selbst erneuernde, natürliche Ordnung ist von Bestand.

Leitgedanke 2

Alles soll nachhaltig sein.

Leitgedanke 3

Jede Idee von einer besseren Welt, welche die Natur des Menschen nicht ausreichend berücksichtigt, wird scheitern.

Die Gesellschaft steht vor einer Zäsur. Durch die technische Entwicklung werden Erwerbstätigkeit (also Gelderwerb) und Arbeit zunehmend voneinander getrennt. Arbeit wird in einem immer größeren Maß von Maschinen erledigt. Die (Grund)Versorgung der Bevölkerung ist also nicht mehr zwingend mit hohem personellem und zeitlichem Aufwand verbunden. In frühen Gesellschaften war der Gewinn von Zeit oft mit raschem Fortschritt verbunden, denn freie Zeit stand für kulturelle und wissenschaftliche Tätigkeiten zur Verfügung. Der kleine Überschuss, der durch moderne Techniken in der Landwirtschaft erzielt wurde, reichte aus, um eine Kaste an Kriegern, Priestern oder Philosophen mitzuversorgen. In unserem heutigen System ist eine „Freistellung“ jedoch fast zwangsläufig mit Armut verbunden, denn Arbeit ist (fast) immer die Basis der Einkommenserzielung. Zwar hätten wir heute einen gewaltigen Überschuss an Zeit, und könnten uns theoretisch Heerscharen an modernen Druiden / Philosophen / Erfindern leisten, unser kompliziertes kapitalistisches System aus Finanzierung und Gegenfinanzierung ermöglicht das jedoch nicht zwingend, denn nahezu alles muss sich selbst wirtschaftlich tragen bzw. Gewinn abwerfen. Ohne Gewinn bleibt eine unter Umständen sehr sinnstiftende Tätigkeit im besten Fall ein Hobby. Ausnahme ist die öffentliche Hand. Doch auch sie muss sich über Steuern und Abgaben gegenfinanzieren. Sprudeln diese nicht (beispielsweise in der Rezession), muss gespart und am Ende entlassen werden. In armen Weltregionen kommt es erst gar nicht zum Aufbau von flächendeckenden Non-Profit Strukturen.

Dieses System soll nicht grundsätzlich kritisiert werden, denn es sorgt dafür, dass sich für jede noch so unattraktive Tätigkeit jemand findet, der sie erledigt. Alles nur eine Frage des Preises. Gibt es aber zu wenig Beschäftigung für zu viele Menschen dann ist bittere Armut die Folge. Leider zeichnet sich dieser Zustand als Dauerzustand ab. Zwar gibt es soziale Auffangsysteme – die in Zukunft sicherlich auch noch weiter ausgebaut werden (müssen), allerdings fehlt ohne Arbeit vielen Menschen auch ein wichtiges, sinnstiftendes Element im Leben.

Wir benötigen also für eine neue Gesellschaftsordnung ein sinn – und motivationsstiftendes Element jenseits der Erwerbsarbeit.

Weitere Grundüberlegungen

"Nehmen sie die Menschen wie sie sind, andere gibt's nicht!" Konrad Adenauer

Der Mensch ist weniger vernunftgesteuert als (von ihm selbst) im Allgemeinen angenommenen oder behauptet wird. Emotionen und Instinkte prägen nach wie vor viele seiner Entscheidungen. Rationale Überlegungen sind eher die Ausnahme als die Regel. Der Mensch gehört objektiv betrachtet zu einer der aggressivsten Spezies auf diesem Planeten. Von Menschlichkeit in einem positiven Sinne zu reden, ist angesichts vieltausendjähriger Barbarei grotesk. Nur ein durch die Umstände erzwungenes, selbst auferlegtes, sehr komplexes Regelwerk verbunden mit z.T. drakonischen Strafen und Sanktionen hindert uns daran, übereinander herzufallen. Doch wie dünn diese Decke vermeintlicher Zivilisation ist, zeigen blutige Konflikte, deren Ursachen oft nichtig und immer unverhältnismäßig sind. Hier zeigt sich dann schnell das wahre Gesicht der Gattung Mensch. In der westlichen Welt hat eine relativ lange Friedensperiode unseren Blick auf diese Tatsache ein wenig verstellt. Die schlimmsten Schandmale dessen was der Mensch dem Menschen antun kann, liegen Jahrzehnte zurück. Man muss aber nur schauen mit welcher Erbarmungslosigkeit andere Spezies auch hier behandelt werden um sich von jedweden Illusionen zu befreien.

Unsere erfolgreiche Verbreitung auf dem Planeten hat zu einer Reihe von Entwicklungen geführt, an deren Ende die Vernichtung der Erde in ihrer heutigen Gestalt stehen wird. Bisher zeichnet sich keine grundlegende Tendenz zur Besserung dieses existenzbedrohenden Zustandes ab. Im Gegenteil: Jeder Einzelne ist heute in der Lage beträchtlichen Schaden anzurichten. Das beginnt beim Holzfäller (der heute in der Lage ist ungleich größere Flächen zu entwalden als der Urmensch) über den Landwirt (der mit monströser Technik und Chemie in der Lage ist gewaltige Gebiete umzugestalten und nachhaltig zu verseuchen) , über den Unternehmer in der chemischen Industrie (dessen Erzeugnisse und Nebenprodukte ganze Landstriche vergiften können) und gipfelt in den Staatslenkern von Atommächten, die per Knopfdruck die ganze Welt vernichten könnten.

Von überragender Intelligenz zu sprechen, im Angesicht der Unfähigkeit den eigenen Untergang abzuwenden, ist also völlig absurd. Unsere Intelligenz reicht gerade dazu aus, uns über zahlreiche andere Arten zu stellen. Dazu waren aber bereits die Dinosaurier mit ihren winzigen Gehirnen in der Lage. Gäbe es Menschlichkeit in unserem Sinne tatsächlich, wäre wohl kein einziges Gesetz notwendig.

Der Mensch wird von Egoismen getrieben. Faktoren wie Selbsterhaltung, Anerkennung, Besitz, Macht sind zentrale Triebfedern. Selbst wenn das einzelne Individuum erkennt, dass das eigene Handeln zu einer (gern auch katastrophalen) Fehlentwicklung führt, ist es doch nahezu unfähig, sein Verhalten zu ändern. Das zentrale Dilemma ist banal und dennoch desaströs: „Wenn ich es nicht tue – dann tut es jemand anders“ oder „Wenn ich es mir nicht nehme, dann nimmt es jemand anders mit weniger Skrupel“. Da es diesen Jemand in einer Welt von acht Milliarden Individuen immer geben wird, ist der Weg in den Abgrund vorprogrammiert.

Es ist deshalb auch nicht sonderlich zielführend, an den Einzelnen zu appellieren, sein Verhalten zu ändern. Ein Webfehler vieler Weltverbesserungskonzepte. Die Nachricht: Wir müssen jetzt dieses oder jenes tun um unseren Planeten zu retten, kommt bei den meisten Menschen gar nicht an. Wer stempelt sich denn selbst zum Problembären. Plastiktüten sind schlecht – meine ist aber ok, weil ich ja verantwortungsvoll damit umgehe (und weil sie so verdammt praktisch ist). Logisch: Massentourismus zerstört über kurz oder lang unsere schönsten Regionen. „Ups – hier is aber voll. Was machen denn bloß die ganzen anderen Menschen hier? Die trampeln doch alles kaputt. Haben die alle kein zu Hause?“

Probleme machen immer nur die anderen. Mit sich selbst zieht der Mensch weitaus milder ins Gericht.

Verhaltensänderungen sind zwar möglich. Jedoch braucht es entweder Zwang oder eine sehr lange Zeitspanne, in der sich neue Gedanken und Verhaltensweisen etablieren können und schließlich Teil einer neuen gemeinsamen Kultur werden. Je nachdem wie tiefgründig der Wandel ausfallen soll, sind dafür gern auch mal Generationen überspannende Zeitabschnitte notwendig.

Ein weiterer Aspekt, der unser häufig irrationales Verhalten zeigt, wird mir gerade bewusst als ich den noch recht frischen Grind von meinem Knie puhle, obwohl ich doch weiß, dass es danach wieder anfangen wird zu bluten. Irgendwie kann ich aber nicht anders. Schön blöd aber leider keine Ausnahme. Vor einigen Tagen saßen wir in netter Runde zusammen und haben geredet und getrunken. Obwohl ich genau weiß, dass am nächsten Morgen furchtbare Kopfschmerzen drohen, trinke ich auch noch den vierten und fünften Kräuter. Vielleicht bin ich da ja auch die absolute Ausnahme. Falls nicht muss ich der Menschheit auch noch eine logisch nicht herleitbare Unvernunft unterstellen oder zumindest ein mangelndes Katastrophenabwendungsvermögen. Mit Mechanismen der Evolution ist das nicht zu erklären. Wir sind einfach unvollkommen. Wenn wir irgendwann eine überlegene technische Intelligenz erschaffen sollten, dann dürfen wir keinesfalls versäumen ihr rollbare Augen und einen Kopf, zum ungläubigen schütteln zu verpassen.

Nun kann es kleineren Gruppen gelingen, dieses Gesamt-Dilemma durch kluge und straffe Regularien zu durchbrechen. In größeren Gruppen oder Zusammenschlüssen, wie z.B. Staaten ist das evtl. noch durch eine komplexe Gesetzgebung und eine verbindende Kultur möglich. Bei acht Milliarden Individuen – organisiert in zahllosen Staaten - ist das trotz größter Bemühungen und lobenswerter Ansätze (wie die Gründung der UN) nicht mehr möglich. Hier werden immer ausreichend viele Gruppen von Regelbrüchen so stark profitieren, dass die anderen gezwungen sind es ihnen gleich zu tun. Es besteht also nicht unbedingt der Wille, sondern vielmehr ein Zwang zu irrationalen Verhalten.

Dieser Zwang entsteht zunächst auf ökonomischem Gebiet. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse und auch der Luxusbedürfnisse ist vom ökonomischen Erfolg des Einzelnen abhängig. Bis zu einem bestimmten Punkt scheint dafür der Kapitalismus, in seinen verschiedenen Ausprägungen, die geeignete Form des Wirtschaftens zu sein. Er bietet die perfekte Grundlage für den angemessenen Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Der Mensch steht also im Wettbewerb um das optimale Angebot und nur der oder das Beste wird sich durchsetzen.

Ein gutes Angebot zu offerieren ist (im Gegensatz zum Sozialismus) im ureigenen Interesse jedes Individuums. Es bedeutet Erfolg. Eine Gesellschaftsform die der menschlichen Natur sehr entgegenkommt, innovationsfördernd ist und aus diesem Grund weltweit vorherrschend ist. Schon die Urmenschen standen in einem Konkurrenzverhältnis zueinander. Ziel war primär natürlich nicht Geld, sondern die Weitergabe des eigenen Erbgutes. Dieses Ziel ist zwar heute weitestgehend das Gleiche – nur über den Umweg der Geldbeschaffung. Erfolg macht attraktiv und bietet Sicherheit, was wiederum die Chancen bei der Partnersuche erhöht. Neben tatsächlicher Attraktivität und Gesundheit ein wichtiger Punkt. Trotz aller kulturellen und technischen Errungenschaften hat sich an der Grundintension also nicht viel geändert. Der Mensch ist immer noch Mensch, egal ob Höhlen- oder Penthousebewohner. Wettbewerb funktioniert und damit auch Gesellschaftsformen, die auf Wettbewerb basieren. Warum also etwas daran ändern?

Lange Zeit konnte der Kapitalismus relativ problemlos funktionieren, da das Angebot an Waren und Dienstleistungen, von temporären und örtlichen Verwerfungen abgesehen, geringer war als die Nachfrage. Kurz: Es gab für alle genug zu tun. Mit der Industrialisierung stieg aber in zunehmendem Maße die Produktivität. Die Arbeitskraft, für die meisten Menschen das einzige Gut, welches auf den Markt getragen werden kann, verliert langsam seine Bedeutung und seinen Wert. Mit jeder neuen und moderneren Fabrik, die irgendwo für Arbeitsplätze und Wohlstand sorgt, gehen irgendwo anders ungleich mehr Arbeitsplätze und damit Existenzen zu Grunde. Im Kontext einer weiter anhaltenden Bevölkerungszunahme, bedeutet das in weiten Teilen der Erde eine wirtschaftliche Katastrophe, die zunehmend mit massiven Wanderungsbewegungen einhergeht. Die Menschen gehen dorthin wo es noch ausreichend Jobs gibt.

Lange Zeit war es jedoch so, dass der technische Fortschritt zwar Arbeitsplätze vernichtete – aber im gleichen Maß neue anspruchsvollere Aufgaben schuf. In der Landwirtschaft ersetzte beispielsweise der Traktor die körperlich harte Arbeit hunderttausender Landarbeiter. Gleichzeitig entstanden aber zahlreiche neue Berufe rund um die neue Technik. Die Maschinen müssen entwickelt, gebaut, gewartet, verkauft und bedient werden. Die Materialien, um einen Mähdrescher zu bauen, müssen gewonnen und veredelt werden. Treibstoffe und Schmiermittel müssen gefördert und raffiniert werden usw. Nun könnte man hoffen, dass dieser Prozess ewig so weiter geht. Davon ist aber angesichts immer effektiverer Robotik und enormer Rechentechnik nicht zwangsläufig auszugehen. Die neue Generation der Maschinen ist erstmals wirklich intelligent und flexibel. Maschinen bauen Maschinen. Das gibt es schon länger. Maschinen entwickeln Maschinen im zunehmenden Maße autonom. Das ist neuer. Schlussendlich werden Maschinen autonom verbesserte Maschinen entwickeln und sich damit in gewisser Weise evolutionär reproduzieren. Dieses Szenario scheint noch im Reich der Science Fiction zu liegen, in Wirklichkeit ist es aber bereits realer als es uns oft bewusst ist. In vielen Bereichen der Hochtechnologie spielen Computer bei der Entwicklung von neuen oder verbesserten Produkten eine entscheidende Rolle. Bisher dominiert sicherlich noch der Input des Menschen, doch dessen Anteil sinkt von Jahr zu Jahr in einem immer rasanteren Tempo. Brauchte ein Entwickler vor 20 Jahren noch riesige Abteilungen mit Experten aus allen Bereichen, genügen heute oft ein leistungsstarker Rechner mit der entsprechenden Modellierungssoftware und ein 3D Drucker. Mit einer immer weiter verbesserten künstlichen Intelligenz wird am Ende die Idee ausreichen. Um die Umsetzung kümmern sich Maschinen. Etwas plastischer wird es an einem banaleren Beispiel. Es ist absehbar, dass autonom fahrende Autos weltweit Millionen von Taxifahrern ersetzen werden. Im Finanzwesen wickeln Rechner bereits jetzt vollautomatisch einen Großteil aller Transaktionen ab und es ist gewiss nur eine Frage der Zeit, bis einzig Computer die komplexen Geflechte und Wirkprinzipien dieses Wirtschaftsbereiches durchschauen können. Vielleicht ist das bereits heute der Fall. So dringt intelligente Technik schleichend in immer weitere Bereiche der Arbeitswelt ein und ersetzt menschliche Arbeit. Wir haben uns damit ein mächtiges Werkzeug geschaffen und unsere eigene Arbeitskraft zunehmend überflüssig gemacht. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses Werkzeug uns nicht irgendwann als überflüssig empfindet. Jede Spezies (ob künstlich erzeugt oder natürlichen Ursprungs) mit einer höheren Intelligenz ausgestattet, müsste unsere expansive und aggressive Art als Bedrohung empfinden. Aber das steht auf einem anderen Blatt und füllt eigene Bücher.

Gehen wir davon aus, dass wir uns Werkzeuge erschaffen, die uns das Leben extrem erleichtern und unsere Arbeitskraft weitestgehend ersetzen. Eigentlich ein paradiesischer Zustand – sind wir doch bei weiterlaufender Produktion von jeglicher Arbeit und Mühsal befreit. Es gibt nur ein Problem: Eine Wirtschaftsform, die auf Einkommenserwerb durch den Verkauf der eigenen Arbeitskraft beruht, hat dann keine Zukunft mehr. Schaut man sich die Lage auf den Arbeitsmärkten weltweit an, dann sind es mehr als nur Vorboten, die wir bereits jetzt zu konstatieren haben. Selbst das reiche Europa kämpft mit enormer (Jugend-)Arbeitslosigkeit. In unterentwickelten Staaten ist die Situation um ein Vielfaches prekärer. Soziale Unruhen und gar Bürgerkriege sind die Folge. Oberflächlich betrachtet mag es hier um Religion, unterschiedliche politische Ansichten oder einfach nur Despotie gehen – im Kern ursächlich findet hier aber ein Kampf um Ressourcen statt. Ein Prozess, der sich stetig verstärkt. Auch bei uns ist man zunehmend bereit, soziale und umweltpolitische Errungenschaften auf dem Altar der Joberhaltung zu opfern. Jüngstes Beispiel ist der Kampf um die Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Braunkohle. Obwohl mit dem Klimawandel ein weit größeres Problem an die Tür klopft, kann man sich nur schwer vom fossilen Energieträger trennen. Jede Logik und Vernunft spricht dagegen – dennoch werden noch viele Jahre vergehen, bis dieser Wahnsinn aufhört. Falls es aber doch schneller gehen sollte, dann wird nicht Einsicht ursächlich dafür sein, sondern preiswertere Alternativen.

Eine neue Form des Wirtschaftens und des Zusammenlebens wird also zwangsläufig sein, denn es gibt, wenn wir so weiter machen, nur Verlierer. Rezessionen werden in immer schnellerer Folge neue Rezessionen folgen. Die Befreiung von der Arbeit bringt also systembedingt keine paradiesischen Zustände, sondern zunächst Armut und Not. Gewinner gibt es nicht, weil ohne Einkommen keine Nachfrage besteht und ohne Nachfrage eine Produktion überflüssig ist. Wie erkannte bereits Henry Ford: „Autos kaufen keine Autos.“

Ein neues Konzept ist also alternativlos. Die entscheidende Frage ist, wie sich der Erkenntnisprozess gestaltet. Wird er von rechtzeitiger Einsicht oder vom Zwang der Not( wendigkeit) geprägt sein? Von Ersterem ist aus heutiger Sicht leider nicht auszugehen. Zwar gibt es unzählige alternative Ansätze für eine neue Form des Zusammenlebens und Wirtschaftens, doch ist das momentan nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. So löblich und wichtig all diese privaten Bemühungen sind, von einem staatlich gelenkten Masterplan, der auf breiter Basis alles umkrempelt, sind wir noch weit entfernt. Die momentane Gegenstrategie der Industrieländer zeugt davon: Mit billigem und neuem Geld wird die Nachfrage künstlich gesteigert, um die Wirtschaft zu neuen Investitionen und Innovationen anzutreiben, in der Hoffnung dass dann auch wieder Arbeitsplätze geschaffen werden. Wachstum um jeden Preis.

Fazit: Steigende Technisierung vernichtet Arbeitsplätze, die durch Wachstum wieder neu geschaffen werden sollen. Das funktionierte bisher nur noch auf Ebene einzelner Nationen, global gesehen aber schon lange nicht mehr. Die Verarmung ganzer Kontinente ist Beleg dafür.

Zudem zeigt sich seit längerem ein weiteres und noch größeres Problem. Während das Wachstum unendlich weitergehen müsste, um das kapitalistische System am Leben zu erhalten, sind unsere Lebensgrundlagen endlich. Bereits jetzt wird mehr produziert als verbraucht wird. Oft staatlich subventioniert und allein zu dem Zweck, den Motor am Laufen zu halten. Ziel ist es, den Wohlstand der Ober- und Mittelschicht zu erhalten und die völlige Verarmung der Massen zu verhindern. Letzteres würde zwangsläufig zu Unruhen und Chaos führen. Anstatt gegenzusteuern, werden Umweltstandards weiter herabgesenkt oder nicht um das notwendige Maß angepasst, nur um bloß keinen Arbeitsplatz zu gefährden. Damit wird noch schneller an dem Ast gesägt, auf dem wir alle sitzen. Wirksamer Umweltschutz ist für viele immer noch nicht viel mehr als das zweifelhafte Hobby einiger hoffnungsloser Idealisten. Ein fataler Irrtum.

Es ist also dringend geboten, eine neue Form des Wirtschaftens zu etablieren. Verbunden damit ist eine neue Form des Zusammenlebens. Problem: Der Kapitalismus ist nicht vorherrschend, weil ihn uns irgendjemand aufgezwungen hat, sondern weil er wohl unserer Natur entspricht. Um ihn abzulösen braucht es ein sehr überzeugendes Konzept, das für eine Mehrheit der Menschen leicht erkennbar eine akzeptable Alternative darstellt.

Sozialismus / Kommunismus

Bei alternativen Gesellschaftsformen denkt man fast zwangsläufig an den Sozialismus oder Kommunismus. Jeder engagiert sich nach seinen Möglichkeiten/Interessen und bekommt vom Staat alles, was er zum Leben braucht. Ein schöner Traum. Problem: In der Praxis ist das kaum umsetzbar, weil ganz einfach die Motivation zur Arbeit fehlt. Da es für die eigene Versorgung völlig unerheblich ist, ob jemand fleißig oder faul, engagiert oder lethargisch ist, sinkt nach und nach die Wirtschaftsleistung. Die Versorgung der Bevölkerung kann irgendwann nicht mehr gewährleistet werden.

Da es keinen relevanten Konkurrenzkampf zwischen verschiedenen Anbietern mehr gibt, ist es vollkommen überflüssig, neue und bessere Produkte auf den Markt zu bringen. Die Innovationsleistung sinkt deshalb ebenfalls. Das Land fällt im weltweiten Vergleich immer weiter zurück.

Das Streben nach Besser und Mehr fällt für die Menschen als Triebfeder weg. Am Ende wird ja doch alles zum Volkseigentum oder es gibt eh nichts von Interesse zu kaufen. Ohne den Faktor Gier fehlt uns jedoch ein wichtiger Antrieb, denn uns wurde daneben auch die Bequemlichkeit oder Neigung zu energieeffizienten Verhalten :) in die Wiege gelegt. Das Dilemma des Kapitalismus (wenn ich es nicht mache, dann wird es jemand anders machen und mir damit zuvorkommen) dreht sich, nicht weniger fatal, ins Gegenteil: Wenn ich es nicht mache, wird es schon irgendjemand anders für mich tun. Asoziales Verhalten wird also ökonomisch nicht mehr sanktioniert. Nur mit Idealisten lässt sich aber kein System auf Dauer aufrechterhalten.

Grund genug für einige sozialistische Länder, die Kräfte des Marktes wieder zu entfesseln. Was genau das aber noch mit Sozialismus zu tun hat, ist dann natürlich die Frage.

Eine alternative Gesellschaftsform benötigt also zwingend auch den Faktor Motivation. Im Idealfall die Motivation zu gesellschaftlich erwünschten Verhalten. Mittel zum Zweck ist zurzeit eine der genialsten Erfindungen der Menschheit – das Geld. Münzen, Scheine und Buchungen - alles beliebig eintauschbar in Waren und Dienstleistungen. Voraussetzung ist natürlich, dass Geld in unbegrenzter Menge verdient werden kann und ein entsprechender Gegenwert an attraktiven Waren und Dienstleistungen zur Verfügung steht (ein Webfehler des Sozialismus, denn Geld gibt es dort auch). Geld in ausreichender Menge sorgt für Selbsterhaltung, Besitz, Anerkennung, Macht. All diese menschlichen Bedürfnisse können also in einer modernen, kapitalistisch geprägten Gesellschaftsform befriedigt werden. Der Kapitalismus mit seinen Wettbewerbs- und Marktmechanismen schafft jedes nur erdenkliche Angebot, um den Menschen zu animieren, das Geld vermeintlich sinnstiftend wieder auszugeben. Das ist einfach, verständlich – und vor Allem: Es funktioniert. Der Erfolg dieses Konzeptes zeigt sich in der ununterbrochenen Jagd nach Geld. Diese Jagd wurde nach und nach zu einem der zentralen Lebensinhalte der Menschheit. Auch das ist aber noch nicht weiter problematisch, zumal für eine Spezies, die den Großteil ihrer Zeit als Jäger und Sammler verbracht hat. Ein Problem ergibt sich aber trotzdem: Im Gegensatz zu Geld sind die Reichtümer unserer Urahnen (hauptsächlich natürlich Lebensmittel) nur begrenzt lager- und transportierbar. Überfluss war also nicht sinnvoll. Im Gegenteil – es belastete nur. Warum sollte man sich mit Tonnen an Mammutfleisch abschleppen, das am Ende eh nur vergammelte. Bei Geld und Vermögen verhält es sich jedoch fundamental anders. So begann der Mensch, nachdem er sesshaft geworden war (und damit die Lagerhaltung ermöglicht wurde), immer größere Vermögen anzuhäufen. Später spielte das Tauschmittel Geld eine zunehmend bedeutsamere Rolle. Es zu verdienen wurde nicht länger nur Lebensinhalt im Sinne einer notwendigen Beschäftigung. Nach und nach pervertierte das einst als praktisches Tauschmittel erdachte Instrument hin zum vermeintlichen Lebenszweck.

Erster Ansatzpunkt: Das Geld

Hier liegt nun auch der erste Gestaltungspunkt für eine Neuordnung. Eine Abschaffung des Geldes ist dabei gar nicht notwendig, denn als Tauschmittel ist es einfach sehr praktisch. Es darf sich aber nicht länger selbst vermehren (Zinsen) und auch nicht wertvoller werden (Begrenzung der Lagerfähigkeit). Außer man bietet den Geldverleih als Dienstleistung an. Es zu besitzen darf für Privatpersonen nicht länger von zentraler Bedeutung sein. Es muss zirkulieren und wieder ausschließlich dazu dienen, Waren und Dienstleistungen einfacher zu tauschen. Die Macht der Banken muss dazu deutlich beschnitten werden. Schaut man sich die Krisen der Vergangenheit an, war das Bankensystem nicht selten ursächlich. Die Banken sind in unternehmerische Form gegossene Gier. Über die Jahrhunderte haben sie sich unglaubliche Privilegien erschaffen. So dürfen neben den staatlichen Zentralbanken auch Privatbanken heute Geld schöpfen (Giralgeld). Also Geld aus dem nichts erschaffen. Es reicht einen Kredit zu vergeben und diesen mit einem Bruchteil des Wertes bei der Zentralbank abzusichern. Dass Banken für die Vergabe von Krediten das Geld der Sparer verwenden, ist ein weitverbreiteter Irrtum. Einlagen und Kredite sind zwei völlig unterschiedliche Geschäftszweige.

Der Gedanke, die Bedeutung des Geldes neu zu gestalten, ist natürlich alles andere als revolutionär. Im Prinzip ist es eine Zwangsläufigkeit und eine Tendenz in diese Richtung sehen wir bereits jetzt sehr deutlich. Auf fast natürliche Weise haben die Verwerfungen und Krisen der letzten drei Dekaden zu einer Reduzierung des Zinsniveaus geführt. Die Banken verlangen bereits Strafzinsen auf Bankguthaben. Diese Entwicklung, wird von vielen Sparern bedauert, gesamtgesellschaftlich dürfte sie ein wichtiger Schritt nach vorn sein. Zinsen auf Sparkonten sind nichts anderes als Mittelerwerb ohne Leistung. Wir hatten uns daran gewöhnt – es muss deshalb nicht richtig sein, denn auch Zinsen müssen erwirtschaftet werden. Zumindest muss ein volkswirtschaftlicher Gegenwert erschaffen werden, damit die Geldvermehrung durch Zinsen nicht zu einer überbordenden Inflation führt. Wenn Geld nur dazu da ist um sich auf Sparkonten aller Art zu vermehren, dann kann es seinen eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen. Die Nullzinspolitik gibt deshalb mehr Anlass zur Hoffnung als zur Sorge. Sie wird langfristig dazu führen, dass aus vielen passiven Sparern, zwangsläufig aktive Investoren werden.

Dennoch stehen wir mit dieser Entwicklung erst am Anfang und sie ist weder gewollt noch gesteuert. Sie hat sich einfach aus den Umständen ergeben. Es bedarf aber aktiver politischer Entscheidungsprozesse, um eine stabile und nachhaltig wirkende Veränderung herbeizuführen. Dennoch sollte die Idee, dass sich Geld nicht von selbst vermehren kann, durchaus umsetzbar sein. Schafft man hier ein entsprechendes Bewusstsein in der Bevölkerung und besetzt das Thema Niedrigzinsen nicht so negativ (Stichwort: Versündigung an den Kleinsparern), dann sollte das gelingen. Sind wir doch mal ehrlich. Hier geht es doch nicht wirklich um den Kleinsparer.

Es wäre sogar weitergehend sinnvoll, mit Negativzinsen die „Lagerfähigkeit“ des Geldes zu begrenzen. Wer sein Geld also in Zukunft nur auf dem Sparbuch belässt, dem droht eine schrittweise Entwertung. Damit entstünde ein stetiger Drang/Zwang zu Investitionen. Wer sein Vermögen bewahren möchte, müsste sich ein paar mehr Gedanken darum machen. Geld einfach bei der Bank abzugeben reicht nicht mehr aus. Es müsste investiert werden. In Unternehmen oder Wohnraum zum Beispiel. Netter Nebeneffekt. Die Bedeutung des Geldes würde nachlassen. Was macht es unter diesen Umständen noch für einen Sinn, Milliarden auf Schweizer Konten anzuhäufen. Die Gier nach Geld wäre ein wenig entschärft. Fairerweise wären hier entsprechende Freibeträge jedoch sinnvoll für die Akzeptanz in der Bevölkerung. Zudem lässt sich mit 1.000 Euro kein wirklich sinnvolles Investment durchführen.

Zweiter Ansatzpunkt: Motivation