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Das Kraftpaket für alle, die Menschen kreativ und inhaltlich interessant in Szene setzen möchten: Zahlreiche Workshops mit vielen Bildern und Tipps sorgen für frische Ideen und das nötige Wissen: Was muss ich bei der Location-Auswahl beachten? Wie nutze ich optimal das Licht? Wie führe ich mein Model? Welche Kostüme und Requisiten kann ich einsetzen, um Botschaften zu vermitteln? Der perfekte Ratgeber für Hobby- und fortgeschrittene Fotografen, deren Herz für die Porträtfotografie schlägt. Alles Wichtige im Blick: Themen-Ideen, Set- und Bildaufbau, Arbeiten mit dem Model und vieles mehr.
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Seitenzahl: 161
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Grundlagen
Die Hauptdarstellerin – Ihr Model
Das Beste aus der Kamera herausholen
Licht ins Dunkel
Auf zum Shooting
Nach dem Shooting ist vor der Bearbeitung
Fotoworkshops
Orientfantasie
Das Thema: Der Orient
Das Kostüm: Bellydance und Bollywood
Die Requisite: Kissen, Teppiche, Tücher
Das Make-up: „Dekofläche“ Gesicht
Das Casting: Je nach Bildaussage
Das Licht: Von Kerzen bis Baustrahler
Die Bearbeitung: Finetuning
Akt in der Natur
Das Thema: Nacktheit
Die Location: Passende Natur
Das Kostüm: „Restoutfit“
Das Posing: Harmonisch
Die Bearbeitung: Farbspiele
Ausflug ins Schloss
Das Thema: Im Schloss
Die Location: Wie finde ich ein Schloss?
Das Kostüm: Kein Karneval!
Das Licht: Flächig
Die Bearbeitung: Make it „Marie Antoinette“
Farbklecks
Das Thema: Splash-Shooting
Die Requisite: Material und Reihenfolge
Die Location: Die Perspektive
Heidegöttinnen
Das Thema: Heidelandschaft
Die Location: Die passende Umgebung
Das Make-up: „Heidesprossen“
Das Kostüm: Göttlich
Die Bearbeitung: Bunter oder schlichter
Beflügelnde Bücher
Das Thema: Büchervariationen
Das Shooting 1: Bücher und Türen
Das Shooting 2: Buchseiten und Regale
Das Shooting 3: Fall and Fly
Life is a cabaret
Das Thema: Stripclub
Die Location: Dunkel und nüchtern
Die Requisite: Tanzstange und Torte
Das Kostüm: Dessous und Tutus
Die Bearbeitung: Mehr Glamour
Die Kleinsten ganz groß
Das Thema: Kinder
Das Shooting 1: Neugeborene
Das Shooting 2: Babys
Das Shooting 3: Kleinkinder
Vom ersten Klick bis zur Variation
Das Thema: Die Blumenkriegerin
Die Location: Stoffhintergrund
Das Make-up: Body-Contouring
Das Kostüm: Plus Tücher
She got balls
Das Thema: Bällebad
Die Location: Schuhe aus
Das Kostüm: Leggins und Bodys
Das Licht: Keine Ballschatten!
Das Posing: Bequem im Bad
Die Bearbeitung: Alles bleibt rund
Im Urlaub
Das Thema: Urlaub
Das Casting: Wer kommt mit?
Das Kostüm: Aus Rot wird Blau oder Grün
Die Location: Wo genau?
Lehm und Staub
Das Thema: Naturverbundenheit
Das Kostüm: Von matschig bis rissig
Das Posing: „Embryonal“
Die Requisite: Äste, Knochen, Leinen
Die Bearbeitung: Staubige Überlagerungen
Licht und Schatten
Das Thema: Zeichnen mit Licht
Das Kostüm: Erfreulich wenig
Das Licht: Sonne oder Lampe?
Die Requisite: Schattenelemente
Die Bildbearbeitung: Kontraste verstärken
Kleine Ballerinas
Das Thema: Ballettstunde
Die Location: Die richtige Schule
Das Kostüm: Tutus und Trikots
Das Casting: „Kooperationsballerinas“
Nymphen und Nixen
Das Thema: Wasserfrauen
Die Location: Von romantisch bis karg
Das Kostüm: Robust
Vergangenheit live
Das Thema: Lost Places
Die Location: Graffiti und Stuck
Das Casting: Exploration mit Model
Das Licht: Kein Blitz
Das Kostüm: Barockkleid oder Latex
Die Bearbeitung: Aging
Cherry, Chérie!
Das Thema: Kirschblüte
Die Location: Kirschbaum-Casting
Das Kostüm: Pastell oder Akzent?
Die Bearbeitung: Noch mehr Flair
Treppauf, treppab
Das Thema: Treppenhäuser
Die Location: Dreidimensional
Füllig und schön
Das Thema: Mehr Gewicht
Das Kostüm: Schwer zu finden
Das Posing: Erhaben oder zusammengerollt
Die Bearbeitung: Verflüssigen?
Lichtgestalt
Das Thema: Projektionen
Das Licht: Von Dia bis Gobo
Das Kostüm: Integration
Die Bearbeitung: Pixelbeseitigung
Raus auf die Straße!
Das Thema: Der öffentliche Raum
Die Location: Elegant bis schmuddelig
Die Requisite: Tasche, Skateboard & Co.
Das Kostüm: In jedem Kleiderschrank
Das Licht: Flexibel
Die Bearbeitung: Sparsam
Danksagung
Menschen vor der Kamera – vielfältiger geht es kaum: Mal posieren Modelle in opulenten Kostümen, mal ausgefallen-modern gestylt oder ganz schlicht, mal vor Schlössern, in der Natur, im Wasserbassin oder im Bällebad. Auch unterwegs in der Stadt oder im Urlaub finden Sie wundervolle Motive für die inszenierte Menschenfotografie – die Welt wird zur Kulisse und Inspiration!
Sie haben sich also für ein sehr weites und spannendes Feld entschieden. Mit den Workshops in diesem Buch möchte ich Ihnen unterschiedliche Themen, verbunden mit unterschiedlichen Locations, Sets, Kostümen, Requisiten, Posings und unterschiedlichen Bedeutungen näherbringen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der inszenierten Fotografie, das heißt, Sie müssen nicht auf Situationen warten, sondern kreieren sie einfach selbst. Bevor es losgeht, folgt hier eine mikroskopisch kurze Einführung in die Modelfotografie für alle, die sich darin noch nicht zuhause fühlen.
Eine Freundin oder Verwandte (meist handelt es sich bei Fotomodellen um Frauen) eignet sich optimal dazu, erste Erfahrungen in der inszenierten Menschenfotografie zu sammeln und Sicherheit zu gewinnen. Auch Fotoworkshops helfen und vermitteln Ihnen Bekanntschaften zu routinierten Fotomodellen. Mit ein paar vorzeigbaren Bildern finden Sie über Internetforen, z. B. über die Modelkartei, die Fotocommunity oder entsprechende Gruppen auf Facebook Ihre Modelle. Ob und wie kostspielig es wird, entscheidet der Markt: Je gefragter das Model ist, desto mehr Ansprüche kann sie stellen. Eine häufige Regelung ist TFP – Time for Pictures. Bei dieser Variante fließt kein Geld in Richtung Model oder Fotograf. Beide investieren ihre Zeit für gute Bildergebnisse. Je nach Bildthema kommen eventuell Kosten für Visagistik, Fahrt, Locationmiete u. a. hinzu.
Viele Modelle achten sehr auf ihren Körper, ernähren sich gut und treiben Sport, verbringen Stunden im Auto oder im Zug, um zum Shooting zu gelangen, müssen dann in der Maske lange stillsitzen und beim Shooting unangenehme Posings halten. Respekt!
Mehr als nur hübsch aussehen – Fotomodeln kann ziemlich anstrengend sein
Nun zu den fotografischen Grundlagen, ein Themenbereich, den ich nur kurz streifen werde, da Sie sicher schon Erfahrungen im Umgang mit Ihrer Kamera gesammelt haben. Dabei ist es besonders wichtig, das Zusammenspiel der Faktoren „Belichtungszeit“, „Blende“ und „ISO“ zu kennen. Diese drei Faktoren helfen dabei, genügend Licht auf den Chip zu bekommen. Sie sollten versuchen, sie eigenständig zu regeln und nicht dem Automatikmodus zu überlassen – nur so können Sie Ihre Bilder selbst gestalten.
Die Belichtungszeit bestimmt, wie lange die Kamera Licht hineinlässt – je länger, desto heller wird das Bild. Allerdings bedeutet dieses „länger“ auch, dass es leichter zu Verwacklungen kommen kann. Fotografieren Sie einen sich bewegenden Menschen, ist das natürlich besonders schnell passiert. Hier benötigen Sie je nach Bewegung Belichtungszeiten kürzer als 1/250 s. Aber auch statisch posierende Menschen können verwackeln: Völlig regungslos kann niemand verharren, und Sie selbst werden die Kamera, sofern diese nicht auf einem Stativ befestigt ist, auch nicht lange unbeweglich halten können – allein das Drücken auf den Auslöser bewirkt schon eine Erschütterung.
Kameras oder Objektive mit Verwacklungsschutz sind im Vorteil, aber auch damit ist es oft schwierig, mit Belichtungszeiten von länger als 1/50 s ein scharfes Bild zu erzielen. Dabei kommt es auch auf die Brennweite an: Je näher Sie herangezoomt haben, desto kürzer sollten Sie belichten.
Die Blende meint die Größe der Objektivöffnung – je offener, desto mehr Licht gelangt auf den Chip. Offene Blenden sind mit niedrigen Blendenwerten bezeichnet, geschlossene mit hohen. Eine Blende von f/1.2 z. B. ist eine sehr offene Blende. Offene Blenden bewirken aber auch eine größere Tiefenunschärfe. Das ist von Vorteil, wenn Sie den Fokus exakt auf ein Auge legen möchten und alles andere sukzessive in der Unschärfe versinken soll. Möchten Sie aber ein rundum scharfes Bild oder haben Sie nicht die Möglichkeit, ganz exakt zu fokussieren, sollte die Blende eher geschlossen sein.
Der dritte Faktor „ISO“ bezeichnet die Empfindlichkeit gegenüber Licht: Je höher die ISO-Zahl, desto empfindlicher. Hohe ISO-Werte resultieren aber auch in stärkerem Bildrauschen. Je nach Kamera fängt das Rauschen ab ISO 640, 800 oder 1000 an, im Bild deutlich zu werden. Das Rauschen kann als gestalterisches Element verstanden werden, es kann aber auch stören.
Geringe Brennweiten, z. B. 20 mm, ergeben eine weitwinklige Optik, um die 50 mm spricht man von einer Normalbrennweite, der Begriff „Tele“ kennzeichnet größere Brennweiten. Bei geringer Aufnahmedistanz zeigen weitwinklige Brennweiten eine perspektivische Verzerrung. Außerdem besitzen sie einen großen Schärfentiefebereich und ein geringes Verwacklungsrisiko, sodass sie sich z. B. für lichtarme Sets wie in der Urbex-Fotografie eignen. Im Telebereich wirken Objekte in unterschiedlichen Entfernungen näher aneinandergerückt. Die Schärfentiefe ist deutlich vermindert, was ebenfalls künstlerisch genutzt werden kann, zum Beispiel bei eng geschnittenen Porträts.
Sie können festbrennweitige oder Zoomobjektive erwerben. Festbrennweiten zeichnen sich oft durch eine besonders gute Schärfeleistung und die Möglichkeit besonders offener Blenden aus, Zoomobjektive hingegen sind in vielen Kontexten praktischer.
Bei recht offener Blende und Fokus auf das vordere Model wird das hintere unscharf abgebildet
Neben diesen drei Faktoren gibt es noch eine Möglichkeit, zu Fotos zu gelangen, die hell genug sind: Fotografieren Sie im RAW-Modus. Damit haben Sie später einen recht großen Korrekturspielraum. Auch können Sie durch den RAW-Modus Bilder mit sehr hohem Kontrastumfang retten, Bilder, in denen sehr helle und sehr dunkle Bereiche bestehen, die zum „Ausfressen“ tendieren, das heißt, keine Zeichnung mehr besitzen.
Das Bild „Sonnenflecken“ zeigt, wie der RAW-Modus bei Sonnenflecken, einer schwierigen Lichtsituation, mit doppelter Entwicklung dabei hilft, überall Zeichnung bestehen zu lassen und keine völlig weißen oder schwarzen Bereiche im Bild zu haben.
Sonnenflecken – eine schwierige Lichtsituation
Die meisten Workshops in diesem Buch benötigen keine besondere Lichtanlage. Für viele Themen sind Dauerlichter aber sinnvoll, das sind z. B. Neonröhren oder starke Energiesparlampen. Es empfiehlt sich eine Positionierung der Lampe von oben, oberhalb des Gesichts. Das entspricht unseren Wahrnehmungsgewohnheiten, denn auch die Sonne kommt von oben, nicht von unten. Von allzu weit oben ergeben sich allerdings ungünstige Nasenschatten – ein langer Schatten bis in die Lippen –, und auch die Augen versinken dann leicht in dunklen Augenhöhlen. Den meisten Gesichtern steht ein Winkel um die 45 Grad am besten. Ganz frontales Licht, wie es der kamerainterne Blitz kreiert, oder Licht von unten ist hingegen selten vorteilhaft.
Licht von schräg oben steht den allermeisten Menschen
Manche Lichtquellen bieten ein sehr gelbes Licht, so z. B. Baustrahler oder Kerzen. Das muss Ihrem Bild nicht zum Nachteil gereichen und lässt sich mittels des Weißabgleichs an der Kamera oder in der RAW-Entwicklung auch anpassen. Einfacher ist es aber meist, neutrale Lichter zu nutzen. Auch die Härte des Lichts spielt eine Rolle: Wenn Sie exakte Schatten möchten, benötigen Sie sehr hartes Licht wie etwa strahlendes Sonnenlicht zur Mittagszeit. Für viele inszenierte Themen ist hartes Licht eher unvorteilhaft und diffuses Licht, wie an einem bewölkten Tag, optimal.
Eine Blitzanlage bietet den Vorteil, in jeder Available-Light-Situation mit kurzen Belichtungszeiten, niedriger ISO und geschlossener Blende arbeiten zu können. Sie benötigen mindestens einen Studioblitz mit Blitzstativ und dem gewünschten Lichtformer, ggf. eine Kabeltrommel sowie eine Möglichkeit der Kommunikation zwischen Blitz und Kamera. Hierfür kommt ein Kabel infrage, angenehmer ist aber ein Infrarot- oder Funkset. Lichtformer gestalten das Licht – machen es z. B. diffus oder besonders hart, lassen nur einen engen Lichtstrahl durch oder bieten eine flächige Ausleuchtung. Für weiches Licht eignen sich Softboxen. Reflektoraufsätze gestalten hartes Licht, Spots enge Lichtkegel.
Ein Tipp: Wenn Sie eine Blitzanlage kaufen möchten, zeigen Sie dem Händler Fotos mit Lichtsetzungen, die Ihnen gefallen – er kann dann die passenden Lichtformer heraussuchen.
Es gibt übrigens auch akkubetriebene Blitzanlagen – die damit verbundene Flexibilität hat aber auch ihren Preis.
Sprechen Sie vor dem Shooting mit allen Beteiligten ab, was geplant ist: Was ist das Thema, wo geht es hin, was muss das Model mitbringen, gibt es eine Visagistin, ist eine Bezahlung oder ein Unkostenbeitrag vonseiten des Models oder des Fotografen vorgesehen?
Wenn Sie Beispielbilder finden, stellen diese oft eine gute Planungsgrundlage dar. Wichtig ist auch der Modelvertrag, der festhält, dass die Bilder von den beteiligten Parteien genutzt werden dürfen bzw. welche Art der Nutzung ausgeschlossen ist (z. B. pornografische oder rassistische Kontexte), wie viele Fotos das Model erhält, wer die Bilder bearbeiten darf u. a.
Die Ausrichtung zählt: Schaut das Model nach rechts, wirkt es zukunftsgewandt, gespiegelt trägt es eine melancholischere Note. Diese unterschiedliche Interpretation hängt mit unserer Leserichtung zusammen
Die Umgangsweise mit dem Model während des Shootings variiert sehr – manch ein Fotograf lobt unentwegt, ein anderer fast nie, mancher gibt viele Anweisungen, ein anderer verlässt sich auf die Erfahrung des Models. Finden Sie den Weg, der zu Ihnen passt. Vor allem, wenn Sie Akt- oder Dessousbilder fotografieren, sollten Sie allzu viel Enthusiasmus vermeiden – das wirkt unprofessionell und führt eher dazu, dass sich das Model unsicher oder unwohl fühlt. Versuchen Sie, sich in die Rolle des Models zu versetzen – wann dürfte eine Pose sehr anstrengend werden? Wann ist es zu kalt? Manchmal sorgen schon einfache Zutaten wie ein Bademantel oder eine Decke dafür, das Shooting sehr viel angenehmer zu gestalten. Unsere Tipps und Listen in den einzelnen Workshops helfen Ihnen dabei, stets das Wichtigste im Gepäck zu haben.
Die meisten hier vorgestellten Themen benötigen nicht zwingend eine umfassende Bildbearbeitung. In vielen Fällen ist eine gute Retusche aber durchaus ein Pluspunkt. Mein Workflow sieht folgendermaßen aus:
• Entwicklung der RAW-Bilder in Lightroom, Anpassung der Belichtung, des Kontrasts und des Weißabgleichs, ggf. Bildschnitt
• Verflüssigen in Photoshop – Anpassung der Figur des Models
• Ggf. Farbaustausche (z. B. über die selektive Farbkorrektur)
• Dodge and Burn – Aufhellen und Abdunkeln, wo nötig
• Hautretusche, u. a. mit dem Ausbessern-Werkzeug
• Anpassen aller Farben und Kontraste
• ggf. Ebenenüberlagerung, Montage, Einfügen von Text
Wie diese Schritte konkret in Programmen wie Photoshop oder Affinity funktionieren, erfahren Sie in zahlreichen, häufig kostenlosen Tutorials, etwa auf YouTube oder bei Workshopevents.
Generell gilt: Je besser die Vorbereitung, Locationauswahl, Requisite und je passender das Model, desto weniger Bildbearbeitung ist nötig.
In den folgenden Workshops können Sie kreative Ideen für eigene Bilder entwickeln. Lassen Sie sich von meinen Fotos ganz unterschiedlicher Sujets inspirieren, um dann Ihre eigenen Ideen umzusetzen.
Menschenfotografie, deren Bedeutung man mit „schönes Gesicht“ zusammenfassen kann, empfindet man rasch als langweilig. Ich möchte Ihnen Tipps geben, inhaltlich stärkere Themen umzusetzen. Das kann zwar ein wenig schwieriger sein, macht aber letztlich mehr Spaß – denn hier sind Sie als Fotograf mehr gefragt. Es geht nicht nur darum, ein möglichst hübsches Mädchen und eine tolle Visagistin zu finden, sondern sich auch mit einem Thema auseinanderzusetzen und ihm eine eigene Interpretation zu geben.
Die Zutatenliste „Das gehört dazu“ fasst ganz kompakt zusammen, was Sie für das jeweilige Shooting an Bord haben sollten. Die Workshops sind meist so gegliedert, dass sie zunächst erläutern, was ein bestimmtes Thema so spannend macht. Das ist nicht nur für fortgeschrittene Fotografen interessant, die mit dem Gedanken an eine Ausstellung o. Ä. spielen, sondern soll Ihnen auch dabei helfen, ein Gespür für geeignete Themen mit „Mehrwert“ zu entwickeln.
Nach der Vorstellung des Themas folgen Ratschläge zur Umsetzung, wie Sie eine passende Location finden, welche Kostüme Sie benötigen, worauf Sie bei der Modelauswahl achten müssen, was die Requisite verlangt, wie Sie mit Licht umgehen und welche Bearbeitungstricks es gibt.
Die Reihenfolge und die Gewichtung der Punkte sind dabei verschieden, da die Themen jeweils Unterschiedliches nahelegen. All das ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, und oft bestehen noch ganz andere Alternativen, sich dem jeweiligen Thema zu nähern.
Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen und bei Ihren Fotoshootings! Sollte ich Sie inspirieren, freue ich mich sehr über eine Mail. Zögern Sie auch nicht, mir entstehende Fragen und gerne auch Bildergebnisse an [email protected] zu schicken.
Ferne, exotische Welten – Abwesendes ist gerne Thema in der inszenierten Menschenfotografie. Das Fremde beflügelt unsere Träume. Aber warum ist es gerade der Orient, der derzeit so gefragt ist? Und wie zaubert man ein schönes Orient-Shooting?
„Drumherum“ – ein Set aus Tüchern genügt. Wichtig: das gelbe Licht, das aus dem Hintergrund strahlt und dem Model eine Art Nimbus verleiht Blende f/3.2, Belichtungszeit 1/125 s, ISO 250
Bevor wir über Orientfotos nachdenken – was ist das eigentlich, der „Orient“, das Morgenland? Zunächst ist der Begriff schon sehr relativ – denn wo die Sonne auf- und untergeht, hängt vom Standpunkt des Beobachters ab. Auch gibt es keine geografischen Grenzen: Man kann nicht sagen, Ägypten und die Türkei gehören dazu, Afghanistan hingegen nicht. Der Orient ist ein mentales Konstrukt, ein uralter Projektionsraum für nostalgische Fantasien von edlen Kriegern und schönen Haremsdamen. Was macht diese Fantasie so attraktiv?
Die imaginierte Lebensweise – Beduinenzelte und Paläste in warmer, wilder Natur, ursprüngliche Materialien, Handstickerei statt Maschinenarbeit – wirkt viel naturnäher als unser typischer Alltag. Natur ist in unserem kulturellen Kontext positiv besetzt, naturnahes Leben ist vielleicht nichts, was man für sich selbst dauerhaft erstrebt, so ganz ohne den gewohnten Luxus, aber als Gedankenexperiment oder kurze Auszeit sehr beliebt.
Der westliche Betrachter stellt sich ein Leben vor, das von Ritualen geprägt ist, von festen Gruppen und damit einhergehend einer gewissen Sicherheit. Auch das mögen viele in ihrem Alltag vermissen – Beziehungen und Freundschaften sind nicht für die Ewigkeit bestimmt, der Arbeitsplatz, die Wohnung, all das ist stetiger Veränderung unterworfen und schafft kaum psychologische Sicherheit. Den mangelnden Sinn suchen wir oft in Ritualen und Zeichen, und die Vorstellungen der fremden, magisch aufgeladenen Welten aus „1001 Nacht“ bieten uns hier eine perfekte Projektionsfläche, auch wenn sie mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben.
Wenn man an orientalische Frauen denkt, schwingen oft Haremsfantasien mit. Vor dem geistigen Augen erscheinen erotische Frauen, kurvig statt total durchtrainiert, wie es westliche Fitnessstudios propagieren, in opulent-femininen Gewändern anders als die Hose-Blazer- oder Jeans-T-Shirt-Kombinationen, die Frauen hierzulande im Alltag tragen. In der Orientfantasie darf die Frau erotisch sein, obwohl oder gerade weil sie Rundungen besitzt, sie darf übermäßig geschminkt und mit Schmuck behangen sein – das gehört dazu. Feminität darf zelebriert werden.
Schließlich bietet der Orient noch etwas ganz anderes: Über den kleinen Ausflug in diese völlig andere Welt gelingt es, das Eigene zu definieren. In der Fantasiewelt des Orients findet man das Gegenstück zum eigenen Leben – dort stellt man es sich mystisch vor, traditionell, wie in alten Zeiten, denn hier sind wir modern und aufgeklärt. Der „Orient“ besticht durch Opulenz, Ornamente und Farbenfreude, hier ist das Leben geprägt von klaren Linien, schlichten Formen und meist eher gedeckten Farben. „Ohne Alterität keine Identität“, ohne Anderes kein Eigenes – diese ethnologische Tatsache spielt auch hier hinein. Nur in der Abgrenzung zu etwas anderem kann man das Eigene definieren, nur so erkennt man, was einen selbst ausmacht.
Der Literaturkritiker Edward Said prägte 1978 den Begriff „Orientalismus“, mit dem er die eurozentrische Sichtweise auf den sogenannten Orient bezeichnet: Einerseits verklärt sie den Orient, andererseits definiert sie ihn als Gegenstück zu sich selbst und stellt sich als überlegen dar. Das resultiert in einem kolonialistisch geprägten, exotischen und auch rassistischen Bild des „Orients“.
Nun verwundert noch ein Aspekt: Warum dient ausgerechnet der Orient als Projektionsraum, wo von ihm doch spätestens seit der sogenannten Flüchtlingskrise ein ganz anderes Bild medial präsent ist?
Schon lange inspiriert der Orient westliche Träume: So gesehen lassen sich solche Fantasien auch in einem Schloss inszenieren
Vielleicht gelingt es einfach, die Traumwelt im Kopf parallel zu halten. Vielleicht ist der Fantasie-Orient längst abgekoppelt von einem realen Vorbild … überlassen wir es an dieser Stelle den Kulturanthropologen, darüber weiter nachzudenken, und beginnen, ein Shooting zu diesem assoziationsreichen Thema zu planen.
Manchmal ist nicht viel Requisite nötig: Hier kamen am Model vor allem goldene Ketten zum Einsatz
Sie werden feststellen, dass das Thema Orient einige Besonderheiten aufweist, die es gut fotografierbar machen. Zunächst existieren schöne orientalische Kostüme, die Sie unter dem Stichwort „Bauchtanz“ oder „Bellydance“ im Internet finden. Günstige Kostüme werden zwar keinen Tanzprofi beeindrucken, aber wirken auf Fotos recht ansprechend, vor allem, wenn Sie sie mit schönen Tüchern und Schmuck kombinieren. Alles in allem werden Sie hier preislich weit unter der Anschaffung eines halbwegs attraktiv aussehenden Barockkleids bleiben.