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Zwei Sekunden, nachdem sie ihn am vereinbarten Treffpunkt erblickt hat, ist sich Marion völlig sicher: der schmächtige Zeitgenosse, der sich auf ihre SM-Anzeige gemeldet hat, ist als dominante Führungsperson gänzlich ungeeignet. Kaltschnäuzig lässt sie ihn abblitzen. Doch der raffinierte Rachefeldzug, den dieser nun durchführt, könnte demütigend genug ausfallen, um Marions Hochmut ein für allemal zu brechen.
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Impressum
Passion Publishing Ltd. Postfach 1128 53621 Königswinter [email protected] Copyright © Passion Publishing Limited 2012 ISBN 978-3-939907-95-4
Passion Publishing
Offenbar wusste sie schon, als sie den ersten Blick auf mich geworfen hatte, dass aus uns beiden nichts werden würde.
Ich hatte in der hintersten Ecke meiner Wiesbadener Lieblingskneipe auf sie gewartet. Es war etwas düster dort hinten, weshalb sie meine Gesichtszüge so schnell gar nicht erkennen konnte, zumal sie gerade aus dem grellen Sonnenlicht herein getreten war. Aber meine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnen können, und ich entdeckte sofort den skeptisch-ablehnenden Ausdruck, der auf ihrem Gesicht erschien, kaum dass sie mir gegenüberstand. Offenbar war es mein eher schmächtiger Körperbau, der sie abstieß; dies gab sie auch ohne große Umschweife zu.
"Als ich deine Anzeige gelesen habe, hatte ich mir, um ehrlich zu sein, jemand sehr Kräftiges und Muskulöses vorgestellt", bekannte die junge Frau, die sich als Marion vorgestellt hatte, ohne Umschweife. "Jemand, der mich wirklich führen und in dessen Arme ich mich fallen lassen kann."
"Schön und gut. Aber glaubst du wirklich, dass es allein darauf ankommt? SM läuft doch hauptsächlich über den Kopf. Ich kann doch genauso gut und vielleicht noch viel besser eine dominante Autorität darstellen, auch wenn ich nicht so aussehe wie Sylvester Stallone."
Sie verzog kritisch die Lippen. "Na ja, generell vielleicht schon. Aber für mich bin ich mir da nicht so sicher. Ich brauche jemanden, der auch körperlich was hermacht, beeindruckend ist, dem kann ich mich unterwerfen. Du bist nicht der Typ von dem ich mich führen lassen würde."
Es gelang mir nicht, sie zu überzeugen. Dabei gefiel mir Marion eigentlich sehr gut. Sie hatte ein hübsches Gesicht, kurzes, braunes Haar, war einen halben Kopf kleiner als ich und sehr schlank. Außerdem war sie ziemlich unruhig – dass ich ihren Vorstellungen so wenig entsprach, schien ihr das ganze Treffen sehr unangenehm zu machen. Schon nach einer knappen Viertelstunde stand sie auf, um sich zu verabschieden, und verließ schnellen Schrittes das Lokal.
Nach einem kurzen inneren Kampf, der nur wenige Sekunden dauerte, sprang ich auf, warf einen Geldschein auf den Tresen und schlüpfte in meine Lederjacke. Während ich meine Sonnenbrille auf die Nase setzte und mir das hinten zusammengebundene Haar löste, so dass es locker auf die Schultern fiel, sah ich mich nach Marion um, entdeckte sie bereits in einiger Entfernung und beschloss, die Verfolgung aufzunehmen. Ich konnte nur hoffen, dass die kleinen Veränderungen meines Äußeren ausreichend waren und sie mich nicht erkannte. Ich durfte eben eine gewisse Distanz nie unterschreiten.
Es klappte überraschend gut. Ich konnte Marion bis zu einer Bushaltestelle folgen und von ihr unbeachtet in denselben Bus steigen. Er führte uns in einen Vorort der Stadt, wo Marion ausstieg. Mir gelang es, die Beschattung bis zu ihrer Wohnung fortzusetzen, einem Mietshaus, das nicht weit entfernt vom Wald lag. Ihr vollständiger Name, so verriet mir ein Klingelschild, lautete Marion Schulz.